Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden
Dr. phil. Karl Steinacker
Wolfenbüttel 1907
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Diese Seite enthält eine Teil-Digitalisierung des Buches „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden“ von Dr. Karl Steinacker, Verlag Julius Zwissler, Wolfenbüttel 1907. Druck von Ramm & Seemann in Leipzig.
Das Buch erschien als vierter Band der Reihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig“, im Auftrag des herzoglichen Staatsministeriums herausgegeben von Prof. Dr. Paul Jonas Meier, dem Direktor des herzoglichen Museums zu Braunschweig.
Vorwort und Einleitung sowie die Amtsgerichtsbezirke Eschershausen und Stadtoldendorf sind hier vollständig wiedergegeben. Von den beiden anderen Amtsgerichtsbezirken Holzminden und Ottenstein sind jedoch derzeit nur die Karten enthalten. Die Bilder des Amtes Stadtoldendorf und der Eintrag zu Stadtoldendorf fehlen noch.
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Digitalisierung durch Christian Kaese, Eschershausen 2020.
Vorwort.
Der vorliegende Band unterscheidet sich von den früheren nur durch die umfangreichere Heranziehung der Bauernhäuser, die den Ortschaften des Kreises Holzminden in weit höherem Maße den Charakter geben, als denen der übrigen Gebiete des Herzogtumes, das kleine Amt Thedinghausen bei Bremen ausgenommen. Doch schien die bei Thedinghausen mit Erfolg angewandte Methode einer einheitlichen Zusammenfassung aller Bauernhäuser für den großen Kreis nicht ausreichend. Daher wurde möglichst gleichmäßig in jedem einzelnen Orte das Vorhandene aufgezählt, zwar mit Beschränkung auf das Wichtigste und unter starker Schematisierung (worüber die allgemeine Erörterung des Bauernhauses unter Siedlungskunde in der Einleitung Auskunft gibt), doch ließ sich freilich nicht vermeiden, dass die Lektüre des Buches, fasst man es nicht als Katalog auf, dadurch erschwert worden ist. Das Ziel war, eine möglichst vollständige Statistik des Einhauses zu geben auf einem verhältnismäßig so abgeschlossenen Gebiete, in dem sich zudem das Verflüchten des engernschen Einhauses aus seinem Kerngebiet bis zu seinem letzten Auftreten östlich im Reiche der mitteldeutschen Hofanlage vorbildlich verfolgen lässt. Soweit Hausinschriften nicht bei der Beschreibung der einzelnen Häuser angeführt worden sind, geht ihre Erwähnung wie in den früheren Bänden zurück auf das 1883 bis 1888 vom Herrn Lehrer Theodor Voges angelegte Inventar, mit Beihilfen im Amt Ottenstein vom jetzigen Herrn Landgerichtsdirektor Georg Bode, im Amt Eschershausen vom damaligen Herrn Studiosus E. W. J. Zimmermann. Die schriftlichen Aufnahmen an Ort und Stelle geschahen im Sommer der Jahre 1902 und 1903, die Photographien wurden vom Verfasser im Sommer 1904 angefertigt. Photographien aus anderer Quelle wurden an Ort und Stelle als solche gekennzeichnet; hier nachzutragen ist die Herkunft von Abbildung 30 (Technische Hochschule), Abbildungen 6, 92, 107 (P. J. Meier), Abbildung 188 (Baudirektion; ältere Photographie). Die architektonischen Zeichnungen sind größtenteils, wo im Texte nichts anderes angegeben ist, vom damaligen Herrn cand. arch. Oskar Müller aus Holzminden, die Lagepläne der Burgen und Wallanlagen (teilweise nach Aufnahmen vom Herrn Baurat Julius Osten in Holzminden; Golmbach, Heyen) vom Herrn Landbaumeister Alfred Vespermann, jetzt in Kirchhain bei Marburg. Das Material für die Pläne und Schnitte lieferte im Übrigen für Bevern die Herzogliche Hochbauinspektion in Holzminden, für Amelungsborn und Kemnade die Herzogliche Baudirektion. Auch hat die letzte bereitwillig ihr Aktenmaterial zur Verfügung gestellt, während in Holzminden Herr Baurat W. Müller und Herr Kreisbauinspektor Wilhelm Eschemann, dieser jetzt in Braunschweig, auf das liebenswürdigste allen Wünschen entgegenkamen und die Arbeit, auch mit Unterstützung der Herren Bauverwalter Karl Stapel und Bauaufseher Fritz Jäger fördern halfen. Die Herzogliche Baugewerkschule in Holzminden erlaubte freundlichst, aus ihren Sammlungen Abbildungen 65 (von Gittermann), 66, 67, 94, 95 und 96 wiederzugeben. Die Stempelzeichnungen (Tafel XIV) wurden wieder von Fräulein Steinmann angefertigt. Die Klischees sind wie bisher durch J. G. Huch (Gebrüder Huch) in Braunschweig, die Lichtdrucke durch L. Koch in Halberstadt angefertigt. Für Mitteilungen und Hinweise auf geschichtlichem Gebiete gebührt besonderer Dank Herrn Archivrat Dr. Paul Zimmermann in Wolfenbüttel und Herrn Landgerichtsrat Robert Rustenbach in Braunschweig, diesem vornehmlich für die Benutzung seines reichen Quellenmateriales, das manches Neue auch für die Wüstungen bot. Andere Förderer der Arbeit sind im Texte erwähnt. Leider nur im allgemeinen kann an dieser Stelle den Herren Pastoren, Lehrern, Gutsbesitzern, Domänenpächtern, den staatlichen und städtischen Behörden (in Braunschweig insbesondere Archiv und Bibliothek) gedankt werden für die Hülfe, die überall und reichlich bereitwilligst gegeben wurde.
Braunschweig, den 11. November 1907.
Karl Steinacker.
Einleitung.
Allgemeine Quellen und Literatur.
Siehe Band I, Seite IX; Band II, Seite VII; Band III, Seite VII. Zu Merian vergleiche auch Paul Zimmermann im Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig, 1902. – Ortschaftsverzeichnis des Herzogtums Braunschweig auf Grund der Zählung vom 1. Dezember 1905, herausgegeben vom statistischen Bureau des Herzoglichen Staatsministeriums. – Venturini, Das Herzogthum Braunschweig, II. Auflage 1829. – Kayser, Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den Welfischen Landen 1542–1544; Göttingen 1896. – Meinardus und Finck, Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln, Band I 1887, Band II 1903. – Gustav Schmidt, Urkundenbuch der Stadt Göttingen, Band I 1863, Band II 1867. – Geschichte der freiherrlichen Familie von Hake, 1887. – Hassels Kollektaneen zu seiner Topografie, um 1780 gesammelt, auf der landschaftlichen Bibliothek Kapitel X, 2; darin eine große, zerschnittene Sollingskarte von 1603.
Lage und Bodengestaltung.
Literatur: Vergleiche Band I, Seite IX. Dazu: Adolf Dauber, Das Triasgebirge an der Oberweser, Helmstedter Gymnasialprogramm 1857.
Der Kreis, zwischen 27° und 27° 29′ östlich von Greenwich, sowie 51° 41′ und 52° 8′ nördlicher Breite, besitzt eine Bodenfläche von 574 Quadratkilometern (10,422 Quadratmeilen) mit 51 891 Einwohnern (1905) und ist in vier Amtsgerichtsbezirke (Holzminden, Stadtoldendorf, Eschershausen, Ottenstein) geteilt Seine Form ist annähernd dreieckig, mit der längsten Seite westwärts gegen die Weser gekehrt, die jedoch nur vor dem Kreise Höxter (Westfalen) und auf einer kleinen anschließenden Strecke auch gegen den Kreis Hameln (Hannover) die Grenze bildet. Weiterhin weserabwärts überschreitet das braunschweigische Gebiet mit dem Amte Ottenstein westwärts die Weser, an ihr selbst die hannoversche Stadt Bodenwerder rings umschließend, tritt aber weiter nördlich nicht mehr bis an den Strom heran. Die beiden östlichen Seiten des Dreieckes, ganz von Hannover begrenzt, folgen dem Zuge mehrerer Gebirge, südlich einem Quertale des Sollings, nördlich dem Rücken des Ith und des Rettberges. Die Hilshöhe trennt ganz östlich größtenteils den Kreis vom braunschweigischen Nachbarkreise Gandersheim. Zutage tritt hauptsächlich der rote Sandstein, aus dem der ganze Solling (höchste Erhebung auf braunschweigischem Gebiete der Große Ahrensberg 515 m) und der im Herzen des Kreises liegende Vogler (Hebersnacken 460 m) besteht. Er gibt das vorherrschende Bau- und infolge seiner dünnschichtigen Lagerung auch Deckmaterial. Den Charakter empfängt die Gegend daneben von dem über dem roten Sandstein lagernden Muschelkalk (Burgberg 348 m, Ottensteiner Hochebene bis 310 m hoch) und dem Dolomitkalk, der in klippenreichen Zügen den Ithkamm (bis 438 m hoch) und die Höhen bei Brunkensen (bis zu 319 m Höhe) bildet. In den Homburger Bergen (bis 403 m hoch) tritt viel Gips zutage. Der östlich den Kreis begrenzende Hils erreicht auf unserm Gebiete in der Bloßen Zelle (so schon im Merian, als Hexentreffplatz in der Walpurgisnacht) seine höchste Erhebung mit 476 m. Seine geologisch besonders interessante Zusammensetzung besteht großenteils aus einem hellgrauen, zur Bearbeitung geeigneten Sandstein. Nach diesem Gebirge führt den Namen Hils auch ein Glied der großen Kreideformation. Am Fuße von Ith und Hils Schwefelquellen und Steinkohle, vor dem Ith (Halle) und sonst nahe dem Buntsandstein auch Salz, vor dem Hilse Töpferton (Hohenbüchen). Eisenstein ist namentlich in Solling und Hils vorhanden. – Der Wasserspiegel der Weser liegt bei Meinbrexen 91 m hoch, bei Hehlen 68 m. Ihr größter Zufluss ganz im Kreise ist die Lenne, an der Eschershausen liegt, und deren unterer Lauf stark herangezogen ist zum Betriebe von Schneide- und Schleifmühlen. Von der Lenne durch den Vogler getrennt ist der Forstbach, der an Stadtoldendorf vorbeifließt. Bei Holzminden vereinigen sich als Holzminde die Bäche verschiedener Sollingstäler. Zur Leine fließt nur die Glene bei Brunkensen, jenseits des Hilses. – Der gebirgige Boden ist im allgemeinen rauh und wenig ergiebig. Wald und Acker teilen sich fast gleich in die Oberfläche. Immerhin blüht die Landwirtschaft im Wesertale und in der breiteren unteren der beiden, Wickenser (Homburger) Börde genannten Senkungen zwischen Solling und Hils, Vogler und Ith.
Literatur: C. von Bennigsen, Die Diöcesangrenze des Bistums Hildesheim; Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1863, Seiten 1 ff. – Heinrich Böttger, Diöcesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands, 1875. – Böhmer, Acta imperii selecta Seiten 816 ff. – Lüntzel, Geschichte der Diöcese und der Stadt Hildesheim, Band I, Seiten 397, 398. – H. Dürre, Aus der Vorzeit der braunschweigischen Weserlande; 5. Die Ortsnamen des Kreises Holzminden nach Alter und Bedeutung, Beilage zu Nr. 22 des Holzm. Kreisblattes von 1877. – Derselbe, Die Wüstungen des Kreises Holzminden; Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1878, Seiten 175–223. – Erich Volckmar, Die Ortsnamen des Kreises Höxter; Beilage zum Programm des Höxterschen Gymnasiums 1896. – Rudolf Henning, Das Deutsche Haus, 1882. – Hans Pfeifer, Die Dörfer und Bauernhäuser im Herzogtume Braunschweig, 1886. – Wilhelm Raabe, Das Odfeld, 1. Auflage 1888. – Rustenbach, Häger und Hägergerichte in den Braunschweigischen Weserlanden; Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1903, Seiten 557 ff. – W. Peßler, Das altsächsische Bauernhaus in seiner geographischen Verbreitung, 1906.
Der Kreis liegt ganz im Stammesgebiete der aus den Cheruskern hervorgegangenen Sachsen, und zwar gehörten die Gaue Tilithi, Auga und Suilberge, von denen Teile in ihm aufgegangen sind, zu Engern, der Untergau Wikanafelde aber zu Ostfalen.
Ortsnamen. Von den etwa 86 alten Namen der erhaltenen Wohnstätten endigen 13 auf ‑heim (meist abgeschliffen in en), 13 auf ‑hausen (ebenso), 5 auf ‑berg, 5 auf ‑hagen, 4 auf ‑born, 3 auf ‑dorf, je 2 auf ‑kamp, ‑feld, ‑rode, ‑bach, ‑thal, ‑braak und ‑ade (a; = ane?), je einer auf ‑stedt, ‑krug, ‑haus, ‑stein. 23 Namen sind ohne erkennbares Grundwort.
Besondere Beachtung verdienen in dieser Gegend die Orte auf hagen. Sie wurden von vlämischen Ansiedlern gegründet (vergleiche Rustenbach, Häger, am angebenen Ort), die um das Jahr 1100 zunächst in Eschershausen und Umgegend vom Bischof von Hildesheim (Udo, 1079–1114, bestätigt von seinem Nachfolger Bernhard 1133–37) angesiedelt wurden, zur Rodung von Waldungen unter besonders günstigen Bedingungen. An ihre Hörigkeit erinnerte nur die Abgabe des Besthauptes. Ihre Grundstücke, bald ganz zerstreut in der Herrschaft Homburg, unterstanden einem besonderen Hägerrecht bis zur westfälischen Zeit, unter der Leitung der Junker und des Klosters Amelungsborn.
Von den im Mittelalter wüst gewordenen Orten wurden unter Herzog Heinrich dem Jüngeren (regierte 1514–1568) nicht weniger als sechs neu besiedelt, nämlich Altendorf, Arholzen, Braak, Derenthal, Reileifzen, Wangelnstedt. Im XVIII. Jahrhundert, als Solling und Hils vornehmlich der Industrie erschlossen wurden, entstanden als Ortschaften Fohlenplacken, Fürstenberg, Grünenplan, Hellenthal, Mühlenberg, Schorborn.
Die Dorfanlagen haben in der Regel Haufenform (zum Beispiel Abbildung 159), kleinere schließen sich eng an die Heerstraße (Abbildung 63). Die danach typisch verschiedenen Dorfansichten veranschaulicht Tafel IV. Planmäßige Anlage zeigen dagegen Stadtoldendorf (Abbildung 110) und namentlich Holzminden (Abbildung 41). Eine interessante Mischung von überlegter Grundrissbildung und regelloser Haufenform hat Ottenstein (Abbildung 224).
Zu den ältesten Wohnspuren gehören außer den an ihrer Stelle genannten drei vorgeschichtlichen Wallanlagen (vergleiche das Register) vielleicht die Glockenhügel, niedrige künstliche Erhöhungen (Gräber?) in Form von Kugelabschnitten, die sich namentlich am Hilse bei Vorwohle, in den Sollingsforstorten Kegelshausen, Storchhai, Sommerberg und im Teufelsbruche bei Bisperode finden. Ihre Bedeutung ist nicht erforscht.
Zwei alte Heerstraßen durchzogen den Kreis, die eine von Einbeck über Vorwohle, Eschershausen, Halle und Heyen nach Hameln, auf den Flurkarten des XVIII. Jahrhunderts teilweise als Helweg (Dielmissen) bezeichnet (über die Bedeutung dieser Straße vergleiche P. J. Meier im Numismatisch-sphragitischen Anzeiger 1892: Die Münzstätten Bodenwerder und Stadtoldendorf, Seite 94). Die andere, von Osten kommende Heerstraße ging über Stadtoldendorf, Bevern und Holzminden nach der höxterschen Weserbrücke, und weiter nach Westfalen und Köln. Karl der Große benutzte sie 775 auf seinem Marsche nach der Oker, und auf ihr wurde dann namentlich im dreißigjährigen Kriege durch die Tillyschen Züge soviel Leiden über die Gegend gebracht.
Ältere Grenzsteine der Ämter und des Kloster Amelungsborn sind hie und da in den Bergen erhalten, namentlich aus der Zeit Herzog Karls I. Über die älteste bekannte Grenzversteinung, zwischen Everstein und Amelungsborn, ist eine Urkunde vom Jahre 1302 überliefert. (Vergleiche auch Ziegenmeyer, Ältere Grenz- und Denksteine im Herzogtume Braunschweig, Braunschw. Magazin 1899, Seiten 77, 78.)
Das Bauernhaus hat den Charakter des sächsischen Einhauses, und zwar steht es im Aufbau dem westfälischen Typus am nächsten, zu dessen an der oberen Weser bis in das Hessische hinein gebräuchlicher Abart mit den Wohnräumen an der vorderen Giebelseite es meistenteils gehört. (Über verwandte Erscheinungen in der Nähe Braunschweigs vergleiche Band I, Seite 250; Band II, Seite 70.) Doch ist dem Kreise eigentümlich eine gewisse Mannigfaltigkeit und Willkür, die sich auch in demselben Dorfe nicht an ein bestimmtes Schema bindet. Auch nimmt die Häufigkeit des Einhauses gegen Osten ab, sodass sich jetzt im östlichsten Dorfe des Kreises, in Eimen, nur noch ein Beispiel des sächsischen Bauernhauses erhalten hat. Im Gebiete des Kreises war die alte Bauüberlieferung gegen das von Osten eindringende mitteldeutsche Bauernhaus wirkungsvoll geschützt durch die vorgelagerten Gebirge, die jetzt noch größtenteils die Grenze bilden, den Solling und den Hils. Jenseits des Hilses ist das Einhaus nur noch in Delligsen spärlich nachweisbar, jenseits des Sollings erscheint es am östlichsten in Fredelsloh, während die hinter Ith (wo sonst das Einhaus noch häufig ist) und Hils liegenden, zum Kreise Holzminden gehörenden Orte Grünenplan, Hohenbüchen, Coppengrave, Brunkensen und Lütgenholzen überhaupt kein reines Einhaus mehr haben. Die nachweisbar älteste Datierung, 1576, war 1883 noch in Bevern erkennbar und noch jetzt sind hier und in anderen Dörfern Bauernhäuser aus dem XVI. Jahrhundert (seit 1588; vergleiche das Register) mehr oder weniger verbaut vorhanden (Tafel IX). Diese ältesten Bauten gestatten den Schluss, dass das Einhaus seitdem wesentlich das gleiche geblieben ist.
Durchweg ist es, nach westfälisch-engernscher Art, zwei Geschosse hoch, im Grundriss dreischiffig und aus Eichenfachwerk. Durch das Tor kommt man ohne Vorraum direkt in die zweigeschossige Däle, die von Giebelwand zu Giebelwand gerichtet ist, und deren Längswände stets ohne Einwinkelung bleiben. Am häufigsten ist der Fall, dass die Däle bis zur Rückwand fortläuft, ohne doch hier in der Regel auf ein Ausgangstor für Wagen zu stoßen. Es wirkt offenbar die inzwischen bis auf ganz vereinzelte Fälle (Golmbach, Heinrichshagen, Lichtenhagen, Hunzen) verschwundene oder nicht einmal mehr nachweisbare uralte Gewohnheit nach, in der Däle vor der Rückseite gegenüber dem Tore den Feuerplatz anzulegen (Abbildung 125). Der Feuerplatz ist jetzt allerdings auf die Wohnseite gedrängt, und zwar etwa in die Mitte, sodass einerseits die stets an der Hausecke liegende Stube, andererseits aber auch noch Kammer oder Stall von der Küche aus gewärmt werden können. Noch später als diese Verlegung des Herdplatzes auf eine Seite, beziehungsweise dessen Umwandlung in eine Küche, ist die Anlage von Schornsteinen; daher denn auch jetzt noch mehrere Beispiele ohne solche genannt werden können (zum Beispiel in Derenthal, Abbildung 30). Bei älteren Bauten ist immer nur eines der Seitenschiffe, und zwar das breitere – denn erst seit Ende des XVIII. Jahrhunderts wird es Gewohnheit, die Seitenschiffe gleich breit zu machen – von den Wohnräumen besetzt, die Stube des Bauern unten an einer Ecke, darüber und durch eine steile Treppe mit ihr verbunden seine Kammer (Abbildung 30). Kammern des Gesindes, erreichbar nur durch Leitern und oft durch eine Galerie am Ende der Däle (hier auch ein eingehängter Zwischenstock, die Asse, deren Name mit der alten Herdstelle darunter verbunden wird; vergleiche H. Pfeifer, am angegebenen Ort, Seite 38) befanden sich wohl auch gelegentlich an Stelle von Banseräumen über den Ställen oder Wirtschaftsräumen des zweiten, schmäleren Seitenschiffes. Die Richtung des Hauses nach der Sonne zeigt sich kaum irgendwo regelmäßig durchgeführt. Infolgedessen lässt sich auch keine gleichmäßige Gewohnheit für die Lage der Stube, ob an der Front oder der Rückseite des Gebäudes, feststellen. Soviel lässt sich aber erkennen, dass entweder die Rücksicht auf die Sonne oder auf eine lebhafte Straße von Einfluss war, und zwar scheint die letzte die erste überwogen zu haben; zum Beispiel liegen in Dölme die Stuben von Tor und Dorfstraße abgekehrt an der Nordseite der Häuser, welche mit ihr gegen die Weser, die Hauptverkehrsader in alter Zeit, gekehrt sind. Eigentümlich ist auch, dass Einhäuser mit den Wohnräumen an der Rückseite im nördlichen Teile des Kreises häufiger sind als im südlichen. In Holzminden und Stadtoldendorf (beide Orte sind hauptsächlich von Ackerbürgern bewohnt) liegen die Stuben naturgemäß nur an der Straße neben der Einfahrt (Abbildung 50). Die Leibzüchter der Voll- und Halbmeier haben der Regel nach bis ins XIX. Jahrhundert ein eigenes Haus bewohnt (Bericht des Golmbacher Pastors 1788, landschaftliche Bibliothek Kap. X, 2. Vergleiche auch Abbildung 55), das zwar kleiner ist als das des Bauern, doch bei größeren Höfen ein völlig ausgebildetes Einhaus. Das beste Beispiel der Art ist in Negenborn erhalten. Hier errichtete der Bauer das Haupthaus 1598, daneben nicht minder reich die Leibzucht für sich 1624 (Abbildung 107). Jetzt sind diese Häuser der Leibzüchter meist an Häuslinge vermietet oder wohl gar ganz selbständig geworden, doch lässt sich ihre alte Bestimmung noch häufig genug feststellen. Seit der Leibzüchter nach neuerer Gewohnheit im Bauernhause selbst wohnt, ist für ihn bei älteren Bauten oft das schmälere Seitenschiff gegenüber dem Besitzer nachträglich mit Stube, Kammer und Küche versehen. Fast nur Bauten des XIX. Jahrhunderts nehmen auf diese Doppelwohnungen im Hause von vornherein Rücksicht, und dann sind die Seitenschiffe stets ziemlich gleich breit. Nur in den Städten, bei übrigens gleichen Gewohnheiten, drängte die Enge des Raumes stets auf diese Doppelbenutzung des Hauses (Abbildung 51). Die Einhäuser unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung als Voll- oder Halbmeierhöfe, Köten oder Brinksitzerhäuser nur durch ihre Größe, von der das Grundrissschema verhältnismäßig wenig abhängig ist. Die dreischiffige Anlage bleibt durchweg gewahrt. Den seltenen kleinsten Anlagen mit nur zwei Schiffen (Abbildung 26 von 1597, Abbildung 117 von 1706) fehlt das dritte Schiff nur aus Mangel an Nutzbarkeit; im übrigen bleiben sie beim typischen Grundriss. Das Vieh stand mit den Köpfen gegen die Däle gekehrt, wo über dem Troge eine niedrige Öffnung sich befand, die durch hölzerne Klappen geschlossen werden konnte. Der Sturzbalken darüber war besonders kräftig und seitlich meist noch durch Knaggen unterstützt, da bei seiner Länge Ständer auf ihm fußten (Abbildungen 16, 108). Nur noch in seltenen Fällen (Bessingen, Bremke, Grave, Negenborn, Scharfoldendorf) sind die Ställe so benutzt. Mit dem Verschwinden des Herdes von der Däle fiel das wesentliche Motiv für diese Stellung des Viehes, die Möglichkeit es im Auge zu behalten, und besonders die Nutzung der Herdwärme von der Däle aus, – deren Kälte fortan im Winter vielmehr von den Ställen zurückzuhalten war. Nicht immer jedoch ist diese einfache Dreiteilung des Hauses der Länge nach ganz durchgeführt. Häufig ist der hintere Teil des Hauses querschiffartig abgetrennt, ähnlich wie in Westfalen, mit der Küche in der Mitte und Stube oder Kammer zu beiden Seiten. Diese Aussonderung der Wohnräume lässt sich schrittweise im Kreise bis zum Übergange nach der mitteldeutschen Hofeinteilung verfolgen. Das Material an Bauernhäusern ist daher zum Zwecke einer Katalogisierung in fünf Gruppen gegliedert und danach in den einzelnen Ortschaften aufgeführt. Dieser Schematisierung liegt die Beziehung der Grundrissbildung zur Firstrichtung zu Grunde (vergleiche die hier beigefügte Abbildung). Typus I, der bei weitem häufigste Zustand, ist ein regelmäßiges Einhaus mit Giebelfront. Firstlinie parallel der Däle, Wohnräume vorn neben dem Dälentor (Beispiel: Abbildungen 94, 95). Bei Typus II ist die wesentliche Anlage der vorigen Gruppe beibehalten; nur liegen die Wohnräume nicht vorn am Dälentore, sondern rückwärts (Beispiel: Abbildungen 168, 233.) Verhältnismäßig selten ist Typus III. In diesem Zustande des Einhauses ist die alte Däle zwischen Wohn- und Wirtschaftsräumen zu einem Gange zusammengeschrumpft, und die neue Däle liegt ganz rückwärts quer im Hause, mit besonderem seitlichen Eingange (Beispiel: Abbildungen 142, 145; Übergangsbeispiel: Abbildung 129). Der IV. Typus behält die alte einfache dreischiffige Anlage zwar bei, durchschneidet damit jedoch das Gebäude der Quere nach, sodass das Tor an der Längsseite liegt und diese als Front gilt (Abbildungen 68, 118. 119). In Stadtoldendorf und Ottenstein (1690) sind die ältesten Beispiele dieser Bildung, und sie ist wohl erst vom größeren Orte auf das Dorf gekommen. Die in dieser Gruppe gegebene Änderung führt leichter zur Auflösung, als es scheinen möchte. Es ist eine entscheidende Umwandlung der Einhausform infolge der rechtwinkligen Durchkreuzung der Richtungslinien von Däle und First eingetreten, die jedoch nur bei Häusern kleineren Umfanges möglich ist. Die alte Giebelorientierung ist verloren gegangen, der Vergrößerung nach beiden Seiten daher keine Grenze gesetzt. Statt des Hintereinander der Räume ist nun ein Nebeneinander da, das zu entschiedenem Aufgeben der alten Hauseinteilung drängt. Denn die Neigung liegt vor, die Däle auszustoßen; jedoch kam man auf dem Wege des Typus III nicht zum Ziele. Jetzt wird die Däle wieder auf die Seite gerückt, Typus V (Abbildungen 18, 147, 239), und mit Leichtigkeit stellt sich nun die völlige Sonderung von Wohnung, Wirtschaft und Stallung her. Die Wohnung ganz auf einer Seite des Hauses und beliebig vergrößerungsfähig, bekommt einen besonderen Eingang, und die Verbindung mit der benachbarten Däle kann ganz fortfallen. Nur noch das Dach verbindet die in der Quere des Baues voneinander scharf geschiedenen Hausteile und ohne schwierige Überlegungen lässt sich nun das Einzelne in der Richtung des Firstes ganz voneinander rücken, sei es, dass man es nur durch feste Giebelmauern trennt, oder zueinander in Winkel stellt. Damit aber ist die mitteldeutsche Gruppierung um einen Hofraum gegeben.
Das Äußere des Bauernhauses in diesem kleinen Gebiete ist nicht weniger mannigfaltig als sein konstruktiver Organismus. Der Schmuck freilich beschränkt sich mit wenig Ausnahmen auf die Front, in den meisten Fällen also eine Giebelseite, und zwar sind es hier in älterer Zeit nur Tor, Vorkragung und Schwelle des verschalten Giebels, die er zu zieren pflegt (Tafel IX; Abbildung 17). Für Sprüche und Inschriften wird immer der Torsturz bevorzugt; fast nie fehlen die Namen des Erbauers und seiner Frau. Erst im Laufe des XVII. Jahrhunderts wird es üblich, auch den Oberstock an der Frontseite vorzuschieben (Abbildung 52), vielleicht aus Mangel an kräftigen, bis zur Giebelschwelle durchführbaren Hölzern. Nicht früher wird es Sitte, statt der alten Füllungen der Fächer aus Lehmflechtwerk, Lehmstein oder Bruchstein, auch Backstein zu verwenden, der gelegentlich zu geometrischen Mustern gruppiert, wird (Abbildung 168). Auch der Giebel erhielt in jüngerer Zeit statt der Holzverschalung eine Steinfüllung. Da das Dälentor hoch in das obere Geschoss hineinragt, so liegt es in einer Art Versenkung der vorgekragten oberen Hälfte des Hauses, eine konstruktive Nötigung, die zu hübschen Schmuckmotiven Anlass gab, vornehmlich den oft gedrehten Halbsäulen an den nach wie vor in eins bis zum Giebel durchlaufenden Torständern (zum Beispiel Abbildungen 52, 93), soweit die unter der Vorkragung liegende Partie überflüssig vorragendes Holz bot. Füllhölzer, Knaggen und Schwellen der Vorkragung tragen die zeitgemäßen Zierformen. Füllholz und Balkenkopf fließen seit der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts in ein Profil zusammen, dabei meist ein verkehrt untergelegtes Karnies. Erst seit so die konstruktiven Verzierungen verflachen, macht sich eine echt bäuerliche Reaktion gegen die modische Nüchternheit schüchtern bemerkbar. Es erscheinen Blumentöpfe und Ranken besonders an den Torständern und das weiße sprengende Pferd an den Torzwickeln (Abbildung 68), daneben werden mit Zähigkeit einige primitive Kreis- und Sternmuster festgehalten, immer auf vertieftem Grunde. Um ein lebhafteres Aussehen zu gewinnen, wird auch eine Riegelwerkmusterung besonders im hohen Giebel angewandt, fast stets mit Vermeidung der krummen Linie (Abbildung 203). In der Giebelspitze, falls nicht eine teilweise und vielleicht immer nachträgliche Abwalmung eingetreten ist (ein ganzer Walm findet sich fast nie), blieb entweder eine oft verzierte Öffnung (sogenanntes Eulenloch), oder diese ist mit einer starken dreieckigen Bohle gefüllt, die geschnitzten oder gemalten Schmuck trägt (Abbildungen 65, 66). Bemalung der Zierteile ist bei flüchtigerer Betrachtung nur bis in XVIII. Jahrhundert zurück verfolgbar, auch nur in der Kontrastwirkung von zwei bis drei Farben. Oft ist die Verzierung überhaupt nicht geschnitzt, sondern nur bemalt gewesen, und ist daher bei den älteren Bauernhäusern mehr oder weniger erloschen. Der Gegensatz von Holz und Füllung ist jetzt meist weiß und schwarz. Marken der Zimmermeister sind häufig angebracht und oft mit deutlichem Sinn für künstlerische Wirkung. Was ein Zimmermann leisten konnte, wenn er völlig freie Hand hatte, erweist das eigenartige Haus in Warbsen, das Meister Böker 1693 für sich selbst errichtete (Abbildung 65). Die Dächer sind in der Nähe des Sollings und Voglers durchweg mit dort gebrochenen roten Sandsteinplatten bedeckt, wohl schon eine alte Überlieferung, da die Dachstühle für die schwere Last besonders stark gearbeitet werden mussten. Die Dorfbeschreibungen aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts führen in den meisten Fällen als Dachbedeckung schon die Sollingsplatten an. Nur der kleinere Teil der Häuser war damals noch mit Stroh gedeckt, besonders Scheunen. Auch jetzt noch ist hie und da (Halle, Harderode, Ottenstein) die Erinnerung an ein Strohdach erhalten. Die Enge des Hauses und die ausgeprägte Lust am Schmuck drängte zu besonderen Anbauten; so entstanden die Ausluchten vor den Fronten (zum Beispiel Abbildungen 66, 95, 142) und auch die seitlichen unorganischen Verlängerungen derselben (Abbildungen 23, 91). Von jenen ist nur der kleinere Teil mit dem Hause gleichzeitig entstanden; die seitlichen Zusätze der Fronten dagegen sind häufiger mit dem Hausbau gleichzeitig, jedoch durchweg aus neuerer Zeit. Die künstlerische Ausstattung der Vorkragungen und Giebel solcher Ausluchten ist wieder die übliche. In den Fällen, wo sie eine Wiederholung der Front im kleinen sind, kommt damit ein sehr reizvoller Rhythmus in den Ausdruck des Ganzen. Das Tor, mit oft verziertem Dössel und beweglicher Schwelle, hat zwei Flügel, deren einer wieder oben und unten aus zwei für sich beweglichen Teilen besteht. Ein eiserner Ring, zuweilen aus kantigen Stäben gedreht und vor einer großen Rosettenscheibe, hebt durch Drehung von außen die Eisenzunge, die für gewöhnlich die Tür verschließt. Die niet- und nagelfeste Ausstattung der Stube besteht zuweilen noch aus einer niedrigen Täfelung, einem Wandschranke, der gern in die Däle hineingehängt ist, um mehr Tiefe zu gewinnen, einem langen Hakenbört und aus einem von der benachbarten Küche aus heizbaren eisernen Ofen. – Bezüglich des Einzelnen, sowohl der Gesamtanlage, wie namentlich auch des Schmuckes, sind die Ortsbeschreibungen zu vergleichen; wo dort nichts anderes angegeben ist, liegt durchweg die gewöhnliche Bauernhaustechnik vor, mit Sollingssteinen gedecktes Fachwerkgerüst, das im Inneren neben der Däle durch beide Geschosse durchgehende Ständer hat (Abbildungen 16, 108), in älterer Zeit bis in die Mitte des XVII. Jahrhunderts solche auch in den Außenwänden und dem Giebel (zum Beispiel Abbildungen 30, 107; dagegen zum Beispiel Abbildungen 23, 95). Die Inschriften sind wegen ihrer Einförmigkeit nur einmal (Seite 400) vollzählig abgedruckt.
Die kirchliche Kunst des Kreises schied sich im Mittelalter gemäß den Diözesangrenzen namentlich zwischen Paderborn und Hildesheim deutlich in eine westfälische und eine niedersächsische Einflusssphäre. Jener gehören die Stadtkirchen in Holzminden und Stadtoldendorf an, auch romanische Dorfkirchen, wie die in Hattensen und Hohe. Amelungsborn dagegen, die älteste Zisterziensergründung Niedersachsens, zeigt insgesamt wie in Einzelheiten der romanischen Zierteile (vergleiche auch Tafel VII und Abbildung 102) niedersächsisch-hildesheimschen Einfluss. Recht spärlich ist die Gotik in der Baukunst vertreten, dagegen hat sie in Kemnade ein Grabmonument von besonderem Werte hinterlassen (Tafel X). Auch die spätgotischen Kreuzigungsfiguren in Dielmissen (Tafel X) stehen über dem durchschnittlichen Maß. Die kirchliche Barockbaukunst hat in Hehlen eine frühe Zentralanlage für den protestantischen Gottesdienst (Abbildung 189) von ungewöhnlicher Bedeutung geschaffen. Zuweilen finden sich gleichwie im benachbarten Kreise Gandersheim Dorfkirchen mit einem Obergeschoss (Eimen Abbildung 97, 98, Hohenbüchen, Scharfoldendorf). Zwei davon sind Fachwerkbauten (einer nicht mehr vorhanden). Ersichtlich handelt es sich bei allen nicht um Verteidigungsanlagen, sondern um Speicher (vergleiche auch die Kragsteintür im Ostgiebel der früheren Kirche in Halle, Seite 279, und gelegentliche Angaben über Aufbewahrung von Naturalleistungen bestätigen das, wie zum Beispiel Seite 171).
Verhältnismäßig zahlreich, und infolge des roten Sandsteinmaterials von ortseigentümlicher Plattenform sind die mittelalterlichen Denksteine, die meist noch außerhalb der Ortschaften an den Wegen in der Nähe ihres ersten Standortes stehen. Es sind nicht, wie früher namentlich Ortsforscher zu glauben geneigt waren, Grenzsteine, sondern durchweg Wahr- und Erinnerungszeichen an eine Untat, einen ums Leben gekommenen Menschen. Umschriften oder Abbildungen von Werkzeugen erläutern das oft des Näheren (Abbildungen 92, 123).
In den Städten entstehen erst im Laufe des XVIII. Jahrhunderts Häuser mit ganz vom bäuerlichen Typus abweichender Bildung. Vorher begnügte man sich bei veränderten wirtschaftlichen Bedürfnissen etwa mit Aufsetzung eines dritten Geschosses (Abbildung 47). Wohnhäuser, wie sie Tafel III und Abbildungen 19 bis 21 in Bevern zeigen, und wie auch das Tillyhaus eines war (Seite 71), sind völlig vereinzelt.
Unter den alten Adelssitzen beanspruchen Hehlen,Bevern und Bisperode ein besonderes Interesse. Bevern erscheint wie eine Fortbildung des Grundcharakters des Hehlener Schlosses ins Feine und Elegante. Über den künstlerischen Gesamteindruck Bevern vergleiche Seite 25. In engster Beziehung zu Bevern steht auch das übrigens schlichte Amtshaus im nahen Polle mit seinem Fachwerkobergeschoss und dem Hauptportal, das fast eine Wiederholung des Bevernschen (Abbildung 11) ist und dessen ehemaligen Zustand mit Wappenaufsatz vergegenwärtigen kann. Stuckarbeiten in den Kirchen zu Ottenstein und Bevern selbst (Abbildungen 6, 126, 184, 236 und Seite VII) vermögen vielleicht eine schwache Vorstellung zu geben von der leider gänzlich verlorenen inneren Ausstattung des Schlosses Bevern.
Für die Kulturzustände des Gebietes von wesentlicher Bedeutung war auch die Industrie. Wohl noch in das Mittelalter zurück geht die Töpferei von Hohenbüchen (und Duingen); nicht weniger alt, dabei kunstgeschichtlich wertvoller ist die Glasfabrikation, über deren umfangreichen Betrieb hier einige Unterlagen für die noch fehlende wissenschaftliche Forschung geboten werden (vergleiche das Register); von den Erzeugnissen gibt Abbildung 109 eine Vorstellung. Zur höchsten Blüte kam das Kunstgewerbe des Kreises mit der Fürstenberger Porzellanfabrik (aus ihr hervorgegangen die Kelche Abbildung 237).
Weberei- und Eisenproduktion (vergleiche Seiten 58, 202, 266, 304) haben keine bedeutungsvollen Spuren hinterlassen.
Dagegen wird der rote Sandstein noch vielfach gebrochen, um als Zierstein oder Plattenbelag verwendet zu werden (vergleiche Seite 58). Er gibt den Bauten des Gebietes ihre ernste dunkle Färbung.
Allgemeine Geschichte des Kreises.
Größere Grundherren des Gebietes waren in den ältesten geschichtlichen Zeiten: 1. Das Kloster Korvei, das 816 in der Gegend von Neuhaus gegründet und 1198 nochmals vom Kaiser Otto IV. mit dem Waldlehen, quod Soligo dicitur (Harenberg, Historia Gandershemensis diplomatica, Seite 1360) begabt wurde; 2. die Billunger, aus deren hier in Frage kommenden Besitzungen um 960 das Kloster Kemnade gegründet wurde; 3. die Grafen von Nordheim, deren Güter auf die Homburgischen Edelherren und das Kloster Amelungsborn übergingen. Ein sehr großer Teil des Gebietes tritt erst als Besitz der seit 1109 urkundlichen Grafen von Everstein in die Geschichte ein, anderes gehörte zu dem forestum et bannum, den König Heinrich IV. 1062 der Hildesheimer Kirche schenkte, unbeschadet der predia et possessiones, die innerhalb der Schenkung bereits die Bischöfe von Paderborn und Minden, der Abt von Korvei, die Äbtissin von Gandersheim, Herzog Otto von Baiern und andere besaßen. Die Grenze dieser Schenkung bildete einerseits die Leine von Greene bis zur Lehder Kirche nordwestlich Gronau, dann eine Linie von diesem Punkte über Koppenbrügge, Bessingen, Golmbach, Mackensen, Lüthorst, Wenzen wieder nach Greene. Zu diesem Bannforste gehörten also Ith, Hils, Holzberg, Elfas, im Kreise Gandersheim der Selter, in Hannover die Thüster- und Duinger Berge. Der älteste welfische Besitz in unserem Kreise ist die Burg Everstein, welche bereits 1285 in den Händen Heinrichs des Wunderlichen von Grubenhagen war, vermutlich infolge voraufgegangener Fehde mit den Grafen von Everstein. Die Burg wurde 1395 von den Grubenhagenern an die Göttinger Linie verpfändet und scheint seitdem bei dieser geblieben zu sein. Der Solling bis an die Weser, das alte korveische Gut, ist 1308 als ein Teil der Grafschaft Dassel von Herzog Albrecht dem Feisten von Göttingen erworben. 1408 ging die Grafschaft Everstein an das Herzogshaus über, und zwar an Otto, den Sohn Herzog Bernds von Lüneburg. In der Urkunde werden namentlich angeführt: Blomberg, Ärtzen, Ösen, Hämelschenburg, Ottenstein und der Eversteinsche Anteil an Holzminden. Das wichtige Polle war bereits 1407 vom Herzog Heinrich in der Lippeschen Fehde erobert. 1409 fiel nach dem Tode des letzten Edelherren auch die Herrschaft Homburg an Herzog Bernd, womit dann ¾ Hoheitsanteile über Holzminden ans Herzogshaus gekommen waren. Der letzte korveische Anteil an der Stadt geht erst, wie es scheint, gegen Ende des XV. Jahrhunderts im braunschweigischen Besitze unter. Das Gebiet des jetzigen Kreises fing sehr bald an, aus diesen zusammengehäuften Erwerbungen sich auszusondern. In der Erbteilung 1428 kam die Masse mit dem Herzogtum Braunschweig an Wilhelm, jedoch fiel Ärtzen mit den Eversteinschen Lehnen (dazu von der Herrschaft Homburg Bodenwerder und Lauenstein) an das Herzogtum Lüneburg zu Händen Bernds, sodass fortan der Hauptsitz der Eversteinschen Grafschaft außerhalb unseres Gebietes blieb. Dagegen kam 1463 mit dem Aussterben der Göttinger Linie deren Erbe, darunter der Solling bis zur Weser mit der inzwischen erbauten Burg Fürstenberg an die braunschweigische Linie. Bei der Teilung dieser Linie 1495 wurde dann das Gebiet nochmals geschieden: das größte Stück, mit Hohenbüchen, Homburg, Everstein, Fürstenberg, Stadtoldendorf und dem ausdrücklich auch genannten Kloster Amelungsborn kam an Wolfenbüttel; an Kalenberg (mit Göttingen) dagegen Holzminden (vergleiche jedoch Seite 56), Ottenstein und das Einlösungsrecht der von Lüneburg an Hildesheim verpfändeten Homburgischen Besitzungen Lauenstein und Bodenwerder. Diese Kalenbergische Aussonderung fiel dann 1585 an die Wolfenbüttler zurück. 1635, nach dem Anfall des ganzen braunschweigischen Fürstentumes an die lüneburgischen Vettern, erhielt Herzog August der Jüngere mit dem Fürstentume Wolfenbüttel auch unser Wesergebiet in den jetzigen Grenzen und mit den bis dahin immer noch nach dem Vertrage von 1428 von den Lüneburger Herzögen vergebenen Eversteinischen Lehen, während kalenbergische und grubenhagensche Lehen nach wie vor ausgeschieden blieben (vergleiche namentlich die Übertragungen der von Bevernschen Lehen nach dem Aussterben dieser Familie an die Herren von Münchhausen und die besondere Belehnung Hilmar Ernsts im Jahre 1637; G. S. Treuer, Historie der Herren von Münchhausen, Göttingen 1740).
Der lutherische Gottesdienst wurde vorübergehend 1542 während der schmalkaldischen Besetzung des Landes, dauernd 1568 eingeführt. – Näheres in den Ortsgeschichten, und namentlich bei Homburg, Everstein und Holzminden.
Gau- und ältere kirchliche Einteilung.
Literatur: Von Wersebe, Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra, 1829. – Böttger, Diöcesan- und Gau-Grenzen; 1875. – Lüntzel, Die ältere Diöcese Hildesheim, 1837. – Bennigsen, Die Diöcesangrenze Hildesheims, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1863, Seiten 1 ff. – Kayser, Die reformatorischen Kirchen Visitationen in den Welfischen Landen, 1896. – Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanafelde, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1900, Seiten 207 ff. – Krusch, Studien zur Geschichte der geistlichen Jurisdiktion und Verwaltung des Erzstifts Mainz, ebenda, 1897, Seiten 112 ff.
Der Kreis bedeckt Teile von vier Gauen, deren Grenzen gegeneinander zugleich die Scheiden von ebenso viel Diözesen bildeten. Im Auga, und damit in der Diözese Paderborn, lag der südliche Teil des Gebietes, mit Holzminden und Stadtoldendorf. Das Archidiakonat Höxter deckte sich mit dem Gau und als Pfarrorte braunschweigischerseits sind 1231 erwähnt: Boffzen, Stadtoldendorf, Holzminden, Altendorf, Dune (wüst); später noch Homburg, Meinbrexen, Bevern. Die Landesgrenze quer durch den Solling bis nach Wangelnstedt schloss auch größtenteils den Auga ab gegen den Gau Suilbergi (= Solling; vergleiche C. Schuchhardt, Babelturm und Irminsul, Preußische Jahrbücher Band 116, 1904, Seite 246) im Erzbistume Mainz. Nur Merxhausen und Denkiehausen werden einst zu Mainz gehört haben, denn bis 1698 waren die Einwohner von Merxhausen an die Kirche in Mackensen gewiesen, und der Zehnte von Denkiehausen ging von Mainz aus. Dagegen gehörten Wangelnstedt, Lenne und Linnenkamp, wie Rustenbach zuerst nachgewiesen hat, entgegen Böttgers Aufstellung zu Paderborn, da sie noch 1542 bei Einführung der Reformation als nach Stadtoldendorf eingepfarrt überliefert waren. Auch Deensen stand unter Paderborn, und mit ihm, als altes Filial, Heinade. Lenne, Stadtoldendorf und Negenborn grenzten an Wikanafelde, den Untergau des hildesheimschen Guttinga. Weiterhin folgte die Grenze dem Forstbache. Jenseits lag der Gau Tilithi in der Diözese Minden. Am Forstbach dieseits ist Forst bereits 1004 als im Auga erwähnt. Nur auf eine kurze Strecke den Hils hinauf zwischen Lenne und Wickensen berührte sich der Untergau Wikanafelde mit dem Gau Suilbergi, auf der Hilshöhe und an der Leine grenzte dann der Aringo, ein zweiter Untergau des Guttinga, an den Gau Suilbergi, sodass diesem im Kreise Holzminden Vorwohle, Mainzholzen und Eimen zuzurechnen sind. Der einzige Pfarrort Vorwohle gehörte zum Archidiakonate Markoldendorf des Erzbistumes Mainz. Vom Guttinga fällt der Untergau Wikanafelde ganz in unsern Kreis, der Untergau Aringa nur mit dem Pfarrorte Brunkensen. Wikanafelde wird 1004 zuerst als Gau erwähnt. Sein einziges Kirchspiel Eschershausen (mit Amelungsborn) gehörte zum Archidiakonate Wallensen des Guttinga. Vom Auga und vom Guttinga (beziehungsweise Wikanafelde) eingeschlossen, gehörte der nordwestliche Teil des Kreises zum Gaue Tilithi des Bistumes Minden. Der Ith (noch jetzt Landesgrenze) bildete von der Höhe oberhalb Dielmissen an die östliche Grenze des westlich über die Weser und das Amt Ottenstein sich hinaus erstreckenden Gaues. In ihm sind Kemnade und Heyen bereits 1004 genannt, Daspe 1022. Der Gau fiel zusammen mit dem Archidiakonat Ohsen, und zu ihm gehörten braunschweigischerseits die Pfarrorte Ottenstein (beziehungsweise Hattensen), Hohe, Hehlen, Bessingen, Bisperode, Harderode, Halle, Heyen, Dielmissen, Kirchbrak, Rühle, Golmbach.
Ob die im Solling an der Quelle der Dürren Holzminde genannten Königsstühle (Holzmindisches Wochenblatt, 1786, Seite 45, Spilcker, Everstein, Seite 17) auf eine alte Gaugerichtstätte deuten, ist doch wohl wegen der Unzugänglichkeit der Gegend recht zweifelhaft.
Kirchliche Einteilung der neueren Zeit.
Literatur: Siehe Band III, 2 Seite XIII. Nach der Kirchenordnung des Herzogs Julius 1569 gehörte damals das gesamte Gebiet zur Generalsuperintendentur Alfeld (Stift Hildesheim) und zerfiel in zwei Spezialsuperintendenturen: I. Holzminden mit einer Pfarre in der Stadt Holzminden, fünf Pfarren im Amte Everstein (Forst) und drei im Amte Fürstenberg; II. Halle mit 12 Pfarren in der Herrschaft Homburg (Amt Wickensen), einer in der Stadt Oldendorf, einer in Kloster Kemnade, zweien im Amte Ottenstein; Brunkensen unterstand der geistlichen Oberbehörde des Amtes Winzenburg im Großen Stifte Hildesheim, das damals noch zum Herzogtume Wolfenbüttel gehörte. Durch die Trennung des Großen Stiftes vom Herzogtum 1629 wurde Holzminden an Stelle von Alfeld Sitz der Generalsuperintendentur mit Spezialsuperintendenturen in Holzminden selbst, in Halle und Stadtoldendorf. Gegenwärtig besteht die Generalinspektion Holzminden aus vier Spezialinspektionen: Stadt Holzminden, Stadtoldendorf, Bevern, Ottenstein. Brunkensen gehört zur Generalinspektion Gandersheim.
Gerichts- und Verwaltungsbezirke.
Literatur siehe Band I, Seite XXI. Dazu Erbregister der Ämter Fürstenberg und Wickensen (Landeshauptarchiv), des Amtes Bevern (1706. Herzogliche Kammer, Direktion der Domänen). – Rustenbach, Hager und Hägergerichte, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1903.
Die gegenwärtigen Amtsgerichtsbezirke gehen im Wesentlichen auf die bis zur westfälischen Zeit bestehenden Justizämter und Verwaltungsbezirke zurück, die ihrerseits noch mit den alten Grafschaften zusammenhängen. Der Amtsgerichtsbezirk Holzminden ist zusammengeschmolzen aus den Ämtern Fürstenberg, Forst, Allersheim (Holzminden) und Wickensen. Allersheim ist in gewisser Beziehung das jüngste von allen, da es erst 1649/1650 von Fürstenberg losgetrennt worden ist. Es erhielt den Namen nach seinem Sitze, galt aber eigentlich als Amt Holzminden, von dessen früherem Dasein es damals noch eine gewisse Kunde gab (vergleiche auch Seite 57). Denn nach dem Tode des Herzogs Friedrich Ulrich 1634 glaubte man sich zu erinnern, dass der Kern des Amtes Fürstenberg von Korvei zu Lehen ging, vor dessen Heimfall an das Stift man sich nicht sicher fühlte. Man suchte daher den Rest, der Eversteinischen Ursprungs war, mit der Stadt Holzminden, wieder auszuscheiden, und so entstand das neue Amt Holzminden–Allersheim, zu dem diese beiden Orte und ferner Altendorf, Bevern (bis 1667), Arholzen, Deensen, Braak, Merxhausen, später auch Fohlenplacken, Mühlenberg, Neuhaus und Hellenthal gehörten. Über die Aussonderung Beverns zu einem besonderen Amte siehe Seite 9. Über den Ursprung des Amtes Fürstenberg beziehungsweise seinen Besitzübergang an die Herzöge siehe Seiten 45 f. Zu ihm gehörten seit 1650 noch die Dörfer Boffzen, Derental, Meinbrexen, die Hoheit auf der Heerstraße des korveischen Dorfes Lüchtringen und des Höxterschen Brükfeldes, sowie die Edelvogtei in Höxter. Das Amt Forst enthielt einen großen Teil der nach dem Landgerichtsprotoll von 1575 (Holzmindisches Wochenblatt, 1790, Seiten 329 ff.) zum Everstein dingpflichtigen, teilweise wüsten Orte Bevern, Forst, Reileifsen, Wisselberge, Dölme, Rühle, Reine, Kleinen Bierbaum und Oberen Bierbaum, Hillebaldighausen, Rungelshagen, Drupenhagen, Negenborn, die Duhne, Arholzen, Deensen, Zur Lohe, Beverhagen, Lobach. Hier ist uns zweifellos, mit Ausnahme namentlich Holzmindens, der Kern der Eversteinischen Grafschaftsrechte diesseits der Weser erhalten. 1760 gehörten zur Justizverwaltung von Forst die Eversteinischen Dörfer Lütgenade, Reileifzen, Dölme, Rühle, Warbsen, Golmbach, sowie die drei Amelungsbornschen Dörfer Lobach, Negenborn und Holenberg. Bei weitem das bedeutendste Amt des Kreises war Wickensen. Es galt seinerzeit im engeren Sinne als Herrschaft „Homburg“ und zerfiel in die obere und niedere Börde, jede 1793 mit 16 Ortschaften, aneinandergrenzend zwischen Kirchbrak und Dielmissen. Über eine Landgerichtsstätte bei Heyen und eine persönliche Entscheidung des Herzogs dort 1529 siehe Seite 294. Das Amt Wickensen füllt jetzt den Amtsgerichtsbezirk Eschershausen außer den Orten jenseits des Hilses Brunkensen, Lütgenholzen, Coppengrave, Hohenbüchen, Grünenplan, die dem Amt Greene angegliedert waren, jedoch vor der Rückgabe des Großen Stiftes an Hildesheim 1629 mehr oder weniger zum hildesheimischen Amte Winzenburg gehört zu haben scheinen. Ferner erstreckte sich das Amt Wickensen über Kemnade, dies jetzt im Amte Ottenstein, und das Amt Stadtoldendorf, ausgenommen Deensen und die östlichen Dörfer der ehemaligen Ämter Allersheim und Forst: Arholzen, Braak, Merxhausen, Lobach und die Klosterdörfer von Amelungsborn. Zum Amte Ottenstein, Eversteinischer Herkunft, gehörten nur Ottenstein selbst und die Dörfer Lichtenhagen, Hohe und Grave. Das Kloster Amelungsborn besaß die Untergerichte (Zivilgerichtsbarkeit) über den Klosterbezirk und die Klosterdörfer Negenborn, Holenberg und Lobach, sowie ein Hägergericht in Stadtoldendorf. Adelige Ober- und Untergerichte waren zu Brunkensen mit Lütgenholzen und Koppengrave, zu Deensen, zu Hehlen (hier jedoch konkurrierte beim Obergericht das Amt Wickensen) mit Daspe, Brökeln, Ovelgönne und Ernestinental. Adelige Untergerichte befanden sich zu Bisperode mit Bessingen, dem Neuen Hause und der Bavenser Mühle, zu Harderode und zu Meinbrexen. Über Verwaltung und Gerichtsverfassung der drei Städte vergleiche deren Geschichtsübersicht.
Besonderen, sogenannten Hägergerichten unterstanden Ansiedler der Grafschaft Homburg und des Gebietes von Amelungsborn, über deren Herkunft die Siedlungskunde Seite IX berichtet.
Bis 1806 gehörten die alten Ämter, soweit sie innerhalb des jetzigen Kreises lagen, zum Harzbezirk, der namentlich auch noch den ganzen Nachbarkreis Gandersheim umschloss. Die französisch-westfälische Regierung (1806–1813) machte dieser alten Ämtereinteilung mit ihrer Mischung von Justiz, Verwaltung und Landwirtschaft ein Ende (siehe über die Organisationsverschiebungen im XIX. Jahrhundert auch Band III, 2, Seite XVIIl). Den Harzbezirk teilte sie dem Departement der Leine zu, und er war wie alle Departements in Distrikte, Kantone und Munizipalitäten geschieden. Nach Wiederherstellung des Herzogtumes und seiner alten Bezirkseinteilung bestand die erste wesentliche Neugestaltung (1814) in der Bildung von Kreisgerichten in Holzminden, Eschershausen und Ottenstein, die auch teilweise noch Verwaltungsangelegenheiten (Polizei) besorgten. Die Entwicklung zur modernen Gerichtsorganisation schritt fort mit der völligen Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1823. Gleichzeitig wurde Holzminden Sitz eines Distriktsgerichts. Ihm unterstanden drei aus den Kreisgerichten umgewandelte Kreisämter, wesentlich Verwaltungsbehörden, zu denen ein viertes in Stadtoldendorf neu hinzukam. Der Kreis Holzminden als der noch vorhandene Verwaltungsbezirk besteht seit der Neueinteilung des Herzogtumes in sechs Kreise im Jahre 1832. Doch gehörte auch das Amt Thedinghausen bis 1850 zum Kreise Holzminden.
1850 wurde dann auch die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung völlig durchgeführt. Das Holzmindener Distriktsgericht wurde in ein Kreisgericht verwandelt, die Ämter aber in die noch bestehenden Amtsgerichte. 1871 erhielten die Kreise Selbstverwaltung mittelst der Kreisversammlungen. 1879 erfolgte mit der einheitlichen Ausgestaltung des Justizwesens im Deutschen Reiche die gerichtliche Einteilung in vier Amtsgerichtsbezirke auf Grund der damaligen Ämter, die auch der Gliederung dieses Bandes zugrunde liegt. Ein gleichzeitig in Holzminden eingerichtetes Landgericht hatte nur kurzen Bestand (vergleiche Seite 58).
Amtsgerichtsbezirk Holzminden.
Amtsgerichtsbezirk Stadtoldendorf.
Amelungsborn.
Das Unterkapitel Ausstattung der Kirche ist noch in Arbeit!
Allgemeines.
Quellen und Literatur. I. H. Dürre, 2 Bände Regesten (Handschrift im Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel), ausgezogen aus 75 Urkunden, drei Kopialbüchern und dem Anniversarienbuche, sämtlich im Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel. Dazu eine Abschrift des verschollenen ersten Bandes des jüngsten Kopialbuches im städtischen Archive zu Braunschweig. – Derselbe, Beiträge zur Geschichte der Cistercienserabtei Amelungsborn, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1876, Seite 179 (auch als Holzmindener Gymnasialprogramm 1876). – Derselbe, Nekrologium des Klosters Amelungsborn, ebenda, 1877, Seite 1 ff. – Inventarium des Closters Amelunxborn, auch der Höfe zu Einbeck und Schnetighausen, beschrieben 1576 (Handschrift im Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel). – Verzeichnis und Beschreibung der Amelunxbornschen Clostergüter 1637 (ebenso). – Corpus Bonorum des Klosters 1675 (Handschrift auf der Herzoglichen Kammer in Braunschweig). – Corpus Bonorum der Klosterkirche von Pastor Herweg (in Amelungsborn 1749–1753), Handschrift im Pfarrarchiv zu Negenborn. – Merian, Topographie der Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg, 1654. Seite 42, mit Kupferstich. – Joh. Georg Leuckfeld, Antiquitates Michaelsteinenses et Amelunxbornenses, Wolfenbüttel, 1710. – Johann Friedrich Falke, Codex traditionum Corbeiensium. Leipzig und Wolfenbüttel, 1752 (mit etwa 200, auch von Dürre ausgezogenen Urkunden). – L. Schrader, Die älteren Dynastenstämme zwischen Leine, Weser und Diemel. Band I, Göttingen 1832. – Franz Winter, Die Cistercienser des nordöstlichen Deutschlands. 3 Bände, Gotha, Perthes, 1868/1871. – Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanafelde. Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1900, Seite 207. – Grotefend, Werlesche Forschungen. Mecklenburgisches Jahrbuch LXIV, Seite 261 ff.
II. Einige Reste des Altertums in der Klosterkirche zu Amelunxborn. Braunschweigische Anzeigen, 1757, 88. Stück. – Nachrichten von einigen in der Kirche des Klosters Amelunxborn befindlichen Wapen, Schildern und Alterthümern. Holzmindisches Wochenblatt, 1792, Seite 89 ff. – W. Lotz, Kunst-Topographie Deutschlands, Band I, 1862, Seite 46. – R. Dohme, Die Kirchen des Cistercienserordens in Deutschland. Leipzig, 1869 (Mit Grundriss der Kirche im Gegensinne, Fig. 2, Seite 40). – Otte, Geschichte der romanischen Baukunst. Leipzig, 1874, Seite 551, und ebenso Kunstarchäologie, V. Auflage, 1885, Seite 169. – R. Dohme, Geschichte der Deutschen Baukunst, Berlin 1887, Seite 163, mit Grundriss. Fig. 130. – Fr. Günther, Die Klosterkirche zu Amelungsborn, III. Auflage 1889. – Fr. Schlie, Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band V, Anhang I. – Hans Pfeifer, Kloster Amelungsborn und seine Kirche, Braunschweigisches Magazin, 1896, Seite 10.
Namensformen.Amelungisborn, Amelingesborn, Amelinchgesborn (alles 1129 in den Briefen des heiligen Bernhard und des Papstes Honorius), Amelinchsborn (1279, Papst Nikolaus). In heimatlichen Urkunden: Amelungesborne (1141, 1291 und oft); Amelungsbrunnen und Amelungsborne (1144), Amelunchsborn (1322). Quelle eines Amelung, welche noch im Klosterhofe nachweisbar ist.
71. Kloster Amelungsborn, vom Hooptale aus.
Geschichtliches, Besitzverhältnisse.
Die Klosterdomäne Amelungsborn ist jetzt der Gemeinde Negenborn angegliedert. Sie enthält den ganzen, dicht um das Kloster angesammelten, landwirtschaftlich nutzbaren Grundbesitz, mit den noch erhaltenen klösterlichen Bauten, die am Rande der bergartig (Auersberg) zum Forstbache (Hooptal) sich niedersenkenden Hochfläche des Odfeldes errichtet worden sind. Der Domänenacker umfasste 1765 657 Morgen, dazu gehörten die Grundmühle unter dem Kloster und die Duhnemühle bei Golmbach.
Das Cistercienserkloster Amelungsborn ist von Altenkampen besetzt, und also Enkel von Morimond, Urenkel von Citeaux. Die erste Nachricht – 23.VIII.1129 – ist uns in einem Glückwunschschreiben Bernhards von Clairvaux an Abt und Convent erhalten. Bestätigt wird das monasterium s·tae Mariae A., dioec. Hildeshemensis vom Papst Honorius II. 5.XII.1129. Jedoch erst am 20.XI.1135 zogen die Mönche als vollzähliger Konvent ein, so dass dieser Tag kirchlich als Stiftungstag galt. Gründer beziehungsweise erster Ausstatter war Siegfried IV., Graf von Northeim-Bomeneburg (auch Erbauer der nahe gelegenen Homburg). Zur Ausstattung gehörten; Amelungsborn selbst, dessen Zehnter jedoch erst 1141 von der Eschershäuser Kirche ans Kloster kam, Halgenesse (wüst; siehe dies), Quathagen (ebenso), Cogrove (ebenso), Buttestorp (ebenso), Bruchhof (ebenso). Alle diese Besitzungen der Ausstattung lagen nahe beieinander und wurden in der Folge gleich vom Kloster aus bewirtschaftet; nur eine Zuweisung des Gründers lag weit getrennt davon: Hethvelde, jetzt Hittfeld bei Harburg an der Elbe. Es wird bereits 1156 an Heinrich den Löwen abgetreten gegen Zahlung von 335 Mark und Überweisung von 7 Hufen in Erzhausen ans Kloster. Zu dauernd selbständig vom Kloster bewirtschafteten Außenhöfen entwickelten sich, außer diesem Erzhausen bei Greene im Kreise Gandersheim, die Besitzungen: Allersheim bei Bevern, die wertvollste von allen, Schnetinghausen bei Moringen, Einbeck,Satow und Dranse in Mecklenburg. Der größte Teil der Schenkungen floss von den Edelherren von Homburg und den Grafen von Everstein dem Kloster zu.
In Erzhausen erwarb Amelungsborn 1158 zu jenen 7 Hufen den Zehnten und noch 3½ Hufen, 1637 gehörten Dorf und Holzung dem Kloster, dazu der Zehnte der Feldmark. 1637 war der Hof für 666 Reichstaler verpachtet, 1675 für 73 Reichstaler. 1836 wurde dieser Außenhof verkauft. Die benachbarte Wüstung Edinghausen, auf hannoverschem Gebiete, gehörte ebenfalls Amelungsborn und wird mit Erzhausen wirtschaftlich vereinigt gewesen sein; 1197 bereits erhielt hier das Kloster Eversteinsche Güter, 1270 erwarb es 7 Hufen, 1271 den Zehnten, 1272 4 Hufen und Zubehör, 1281 und wieder 1282 je 2 Hufen; 1333 gehörte die villa dem Kloster. Ähnlich wird der Besitz in Esbeck bei Freden mit Erzhausen verbunden gewesen sein. Hier erhielt 1258 das Kloster 2 Hufen, 1293 deren 7 und Zubehör; 1675 wird in Esbeck ein längst für den Erzhäuser Hof mit dem Zehnten erworbener und wieder an Kolonen ausgetaner Hof erwähnt. Noch in drei anderen Orten der Nachbarschaft hatte Amelungsborn mehrfachen Besitz; in Naensen seit 1285, der 1675 in 2 Meierhöfen bestand, und seit 1299 ¼ Zehnten, in Stroit 1285 2 Hufen und 1340–1382 den Zehnten, in Wenzen 1675 den Zehnten, in Brunsen seit 1298 den Zehnten und 1675 2 Höfe von je 3 Hufen, einen seit 1272.
In Schnetinghausen kamen zuerst 1222 9 Hufen ans Kloster Amelungsborn, 1235 besaß es den Zehnten von 18½, um 1250 insgesamt 19½ Hufen. 1637 gehörten zum Außenhofe 210 Morgen Acker, 72 Morgen Wiesen, das Dorf und das Untergericht. Der Hof wurde 1675 mit etwas weniger Land, doch nach Wiederherstellung der 1626 im Kriege verbrannten Wirtschaftsgebäude und einer alten Kapelle, für 200 Reichstaler verpachtet, 1750 aber an die Herren von Hardenberg verkauft, wogegen das Kloster 1781 das Gut der Herren von Westphalen in Bornum bei Königslutter mit dem Untergerichte über das Dorf erwarb. 1844 wurde dieses Gut aufgeteilt. Zu Schnetinghausen gehörte auch das Dorf Berwardshausen samt Untergericht, zuerst 1236 als Bergoldeshusen unter den Gütern des Klosters erwähnt mit 6 Hufen und einer Mühle, welche vorher das Alexanderstift in Einbeck besessen hatte. 1254 wird dazu der Zehnte vom Blasiusstift in Northeim erworben, 1311 4 Hufen vom Kloster Bursfelde und 3 in der Zwischenzeit. Eine Zehntscheuer war 1675 im Orte. Der Besitz von zwei anderen, Schnetinghausen benachbarten Orten beziehungsweise Wüstungen wird auch diesem Außenhofe unterstellt gewesen sein oder ist ganz in ihm aufgegangen; das ist einmal Heginchusen, in dem 1236 2½ Hufen erworben wurden, dazu 1235 auch der Zehnte über 3 Hufen; andere Erwerbungen, vielleicht nur Wiederholungen, werden bis 1251 mehrfach erwähnt; zweitens Reddersen, dessen 1312 gekaufter Zehnt noch 1675 genannt wird. Auch die Güter in Holtensen bei Moringen werden mit Schnetinghausen verbunden gewesen sein. Um 1250 besaß das Kloster hier 11 Hufen an Einzelerwerbungen, 1264 auch den Zehnten, 1254 kamen 9 Hufen, 1287 abermals 9 mit dem Zehnten hinzu, 1270 und 1297 je eine Hufe. Eine Mühle bei Holtensen besaß das Kloster bereits 1263. In der benachbarten Stadt Hardegsen waren 1637 geringe Einkünfte beim Rate zu erheben. In Göttingens Umgebung gehörte dem Kloster um 1245 ein großes predium in Settmarshausen, das später an das Kloster Hilwartshausen kam; 1239 wurde der Zehnte erworben, 1410 ein Vorwerk; alles kam 1487 an die Familie Stockhausen. In der Wüstung Heistendahl besaß das Kloster seit 1251 Güter, die 1490, insgesamt 13½ Hufen, an Göttingen nach einem Streite in Erbpacht gegeben wurden. In Obernjesa (Giese) werden bereits 1197 in Coelestins Bestätigungsurkunde Güter erwähnt, 1213 werden 5 Hufen genannt; 1637 waren es nur noch fünf Morgen.
Eine besondere Stellung hatten die Güter in Mecklenburg. Amelungsborn fasste dort zuerst durch die von ihm 1171 erfolgte Besetzung des Klosters Doberan festen Fuß. Das außerordentliche Emporblühen Doberans machte dessen Landesfürsten auch dem Mutterkloster geneigt. Um 1219 überwies ihm Fürst Borwin das Dorf Satow(grangia, indago, decima), 1233 Fürst Nikolaus von Rostock den See Drans mit dem Bache und 60 Hufen, und das Stift Schwerin den dazu gehörigen Zehnten. Der Hof in Dranse bildete den Mittelpunkt einer ausgedehnten Wirtschaft in der Landschaft Lieze, namentlich auch mit Fischereibetrieb, der Amelungsborn selbst fast ganz fehlte; so wurde 1274 das Dorf Minor Berlin mit zwei anliegenden Seen gewonnen, und 1291 eine Mühle, die dem Kloster 1239 von Nikolaus von Werle zu Priborn in Erbpacht gegeben war, nach Zuzahlung einer größeren Geldsumme zurückgegeben gegen 5 Hufen in Priborn, 3 in Solzow, 1 in Vipperow, Anteil an der Fischereigerechtigkeit im Müritzsee, ein Viertel des Sees Zezumit, die Hälfte des Sees Reke bei Gartz, und endlich die obere Schilder Mühle, nordöstlich von Wittstock. Dieser ganze Besitz in und bei Dranse geht Amelungsborn im XIV. Jahrhundert infolge der weiten Entfernung ohne sonderliche Entschädigung wieder verloren. Nicht viel besser stand es mit Satow. Dieser Hof entwickelte sich zwar zu einer Art Filialkloster, doch wurde die Bewirtschaftung für Amelungsborn so schwierig, dass es den Besitz – Dorf, Hof, Kirchenpatronat – bereits 1301 an Doberan abtrat gegen zwei Salzpfannen in Lüneburg.
Von den Höfen in den drei nahen Städten Einbeck, Höxter und Hameln entwickelte sich nur der erste zu einem Mittelpunkte landwirtschaftlicher Besitzungen der Umgegend. Diese curia auf der Hulderstraße (1675), bis zuletzt der Mönchhof genannt, wurde 1306 gekauft. Schon 1284/1286 hatte das Kloster auf städtischer Flur 3 Hufen besessen. 1675 nahm es an Zinsen von Gärten vor Einbeck 10 Reichstaler ein. Ein Meierhof von 2 Hufen war bereits seit dem großen Stadtbrande 1540 in fremden Händen. Auch wird 1675 ein ansehnliches Wohnhaus erwähnt; das dazu gehörige Backhaus war stattlich genug gewesen, das in den Kriegszeiten in Schnetinghausen abgebrannte Wohnhaus zu ersetzen. Zur Wirtschaft des Hofes gehörten 1675: 6 Hufen auf der Flur des wüsten Dorfes Benhusen, 1244 und 1315 erworben; Wiesen bei Salzderhelden und Sülbeck; Zehnten von Hullersen (969 Morgen) seit 1246; Odagsen (674 Morgen) seit 1241 respektive 1252 (der Grundbesitz ebenda, 7 Hufen, von 1241–1305 erworben, bestand 1675 in einem Meierhofe mit 5 Hufen); Stöckheim (1226 Morgen) seit 1305 (der Grundbesitz – seit 1279 – bestand seit 1471 in zwei von Diensten befreiten Meierhöfen zu 6 respektive 4 Hufen); Hollenstedt (1475 Morgen) seit 1305, die Zehntscheuer ist 1637 abgebrannt; der Zehnte der Wüstung Tidexen, seit 1305, brachte vor der Ablösung 200 Reichstaler Pacht, ebenso der Zehnt der Wüstung Reynerßen 150 Reichstaler (seit 1282), kleinere Einkünfte auch von Cuventhal, Honstedt, Sutheim (bei Northeim), wo das Kloster bereits 1158 15 Hufen besaß, jedoch 1637 nur noch einen Meierhof. Aber auch die Zinsen und Früchte der bedeutenden Besitzungen in Greene und dem benachbarten Bruchhofe (Kreis Gandersheim) wurden, bestimmt seit 1412, nach Einbeck geschafft. In Greene erwarb das Kloster 1144, 1270 und 1272 den Zehnten, später auch die Vogtei; an Ländereien und anderem 1249 5½ Hufen, 1257 deren 2, 1268 ebenso, dazu 7 Worte, Mühle, Fischerei, Wiese, nemus, quod palus dicitur, in der Wüstung Wigerdeshagen 1340 den Zehnten. Damit zusammen floss der Besitz in Bruchhof bei Greene, wo das Kloster den Zehnten schon vor 1145 erwarb. Bei der Erbauung der Burg Greene durch die Homburger scheinen Rechte des Klosters verletzt worden zu sein, weshalb eine Auseinandersetzung 1308 nötig wurde. Der Homburgische Grundbesitz zog in der Folge einen großen Teil der Klostergüter wieder an sich, so 1340 in Greene 5 Hufen und alle Kotstellen bis auf 4, dazu auf den Fluren Greene und Bruchhof insgesamt 14 Hufen. Seit 1404 haben die Homburger den übrigen Teil der Amelungsborner Länderei in Greene mit einem Vorwerk in Pacht. 1637 ist dem Kloster nur eine unbestimmte Erinnerung an Rechte in Greene geblieben, während damals das ganze Dorf Bruchhof mit Teil und Zehnt, doch ohne Dienste, dem Kloster gehörte. Auch was sonst noch an Einkünften aus der Gegend der Einbecker Börde erwähnt wird, mag vom Mönchshofe überwacht worden sein, vor allem in Drüber, wo das Kloster bereits 1269 bis 1277 den Zehnten erhielt, 1284 und wieder 1285/1286 5 Hufen; 1637 war die Zehntscheuer in Drüber zerfallen, 1675 gehörten dort dem Kloster 3 Meierhöfe mit insgesamt 18 Hufen. In Völksen war seit 1456 ein Meierhof Klostereigentum, in Verdelßen ein Meierhof 1637, in Wetze wurde der Zehnte 1267 bis 1287 erworben, in der Wüstung Radgodessen 1298/1301 der halbe Zehnte zu einem Hofe, der auch 1637 noch Einkünfte brachte. In Iber besaß das Kloster 1637 einen Garten, in Lüthorst seit 1240 und 1343 den Zehnten und seit 1295 Länderei (die 1675 von zwei Meiern, zu 5 und 3 Hufen, bewirtschaftet wurde), in Hilwartshausen bei Dassel einen Zehnt über 11 Hufen. – Auch in Höxter erwarb das Kloster bereits 1235 (nach Falke sogar schon 1180) ein Haus, zu dem bis 1414 zahlreiche Zuwendungen von Bürgern an Geld, Renten, Gärten und Länderei vor der Stadt kamen, so auch 1281 eine Mühle supra Wiseram juxta muros nostre civitatis, zugleich mit einer Walkmühle und einer dritten Mühle, „Wippelvorde“, an der Schelpe. 1574 waren Hof und Güter Gottschalk von Haxthausen für 400 Reichstaler verschrieben, 1669 war er vermeiert auf vier Jahre für 100 Reichstaler, 1777 wurde er mit samt dem 1283 erworbenen, vor 1625 für 110 Reichstaler verpachteten Zehnten von Beverungen, mit dem wohl auch der 1285 gekaufte Zehnte in Eversen (Everdissen) in Beziehung steht, an Korvei abgetreten, wogegen dieses auf alle Ansprüche an Kemnade verzichtete.
Haus und Hof in Hameln, 1311 gekauft, gewannen niemals Bedeutung. Dies wohl wegen des an Weser und Ith nur locker verstreuten und nicht immer bewahrten Besitzes des Klosters. Da erwarb es 1171/1190 den Zehnten im wüsten Badelmessen (bei Lauenstein); in Berensen 1356 2 Hufen, 2 Kothöfe und den „Buhof“, die noch 1604 verpfändet wurden; 1310 1 Hufe in Börry; in Brevörde 1243 den Zehnten, 1637 hatte es hier auch einen später geteilten Meierhof; in Brokensen 1288 2 Hufen, 1290 eine, 1637 außer einem Meierhofe von 2 Hufen einen zweiten abgebrannten und den Zehnten, für den eine ganz verfallene Scheuer vorhanden war; in Latferde 4½ Hufen seit 1222; in Pegesdorf um 1331 3 (von Ernst von Hake), 1477 eine; im wüsten Rene auf bodenwerderscher Flur seit 1493 ½ Zehnten (1607 verpachtet auf zwölf Jahre für 35 Reichstaler); die Steinmühle gegenüber Dölme und den Zehnten seit 1266: im wüsten Snesle bei Emmerthal 1295 4 Hufen und den Borchhof. Nördlich vom Ith und im Hildesheimschen hatte das Kloster in Bevensen 1675 Meierhof und Kothof, in Oldendorf bei Lauenstein 1171/1190 3½ Hufen, in Wallenstedt bei Gronau schon 1197 Güter, zu denen 1206 noch 2 Hufen kamen, in Esbeck bei Gronau 1502 1 Hufe und zwei Kothöfe. In einem Orte Reinwardessen wird Güterbesitz 1158 und 1197 erwähnt, in Siburgehusen wurden 1210 7 Hufen mit Salinen, Wiesen und Wäldern, 1244 der Zehnte erworben. In Landringhausen, westlich von Hannover am Deister, erhielt das Kloster 1248 4 Hufen, dazu die Kirche mit ebenso viel und eine Kemnate bei der Kirche; 1637 bestand dieser Besitz aus 5 Hufen, einem freien Sattelhof, 7 Kothöfen und dem Kirchenpatronat, über das jedoch Streit mit dem Konsistorium in Wolfenbüttel vorlag. Güter in Aulosen, Kreis Osterburg, Provinz Sachsen, über die 1337 das Kloster sich wegen Schadenersatzes mit den Welfen auseinandersetzt, scheint es nur vorübergehend gehabt zu haben.
Nicht im Besonderen braucht hier alles das vorgebracht zu werden, was Amelungsborn in den Orten des braunschweigischen Weserkreises erwarb, und das sich natürlich besonders um das Kloster drängte. Man vergleiche die Einzelangaben in den geschichtlichen Einleitungen der Orte und Wüstungen dieses Bandes. Holenberg, Lobach und Negenborn waren die Klosterdörfer im engeren Sinne, wo außer allen Gefällen sowohl Dienste als Untergericht dem Kloster gehörten. Vom Außenhofe Allersheim war schon die Rede. Anderes besaß es in Altendorf, Arholzen, Bevern, Bodendahl, Braak, Bremke, Denkiehausen, Dielmissen, Dölme, Drovenhagen, Dune, Eimen, Eschershausen, Golmbach (mit dem Kirchenpatronat), Haßvörde, Heinade, Holtensen (wüst bei Braak), Holzen bei Eschershausen, Holzminden, Langenhagen, Lüerdissen, Lütgenade, Nienhagen, Odeberge, Odenrode, Oelkassen, Ostersen, Reileifzen, Scharfoldendorf, Sevene, Stadtoldendorf (mit dem Kirchenpatronat), Ulrichshagen, Wabeke, Wangelnstedt, Warbsen.
Neben diesen landwirtschaftlichen Gütern und Nutzungen hatte das Kloster einen ausgedehnten Waldbesitz in nächster Nähe, alles einst Eversteinsches Gut. Zuerst erwarb es 1197 einen Hain zwischen dem Kloster und Negenborn, 1204 einen Teil des Sollings bei Holzminden, der jedoch bis auf einen kleinen Rest am Beverbach, 1675 Ramsloh und Kippe genannt, mit Steinbrüchen (Ziegenmeyer: Der Solling, Beiblatt des Holzmindenschen Kreisblattes, 1896, 8. VIII), wieder verloren ging. Dazu kam 1217 der Sunder mit der großen und kleinen Helle bei Holenberg im Vogler, 1327 der ganze Butzeberg mit ausgedehnten benachbarten Waldstrecken, welche auf dem Odfelde mit dem Walde Quathagen zusammenstießen. Um diesen Quathagen lag das Kloster 1245 und nochmals 1299 mit Eschershausen in einem Streite, der mit einer Teilung unter den Parteien endete. Dieses große, zusammenhängende Waldgebiet war versteint, wie 1675 erwähnt wird. Daneben besaß das Kloster 1675 auch Steinbrüche am Heidbrinke und Sunder im Hoopthal, ferner das Esbecker und Edinghäuser Holz und bei Schnetinghausen 100 Morgen Eichenholz, 90 Morgen Buchenholz. Größerer Fischereibetrieb war nur auf den mecklenburgischen Gütern möglich. Beim Kloster werden 1675 6 Teiche genannt: der Teich unterm Küchenbrinke, 2 Morgen groß, zwei bei der Teichbreite, der obere 1¼ Morgen, der untere 1½ Morgen groß, zwei kleine Teiche beieinander vor Holenberg, zusammen 2½ Morgen, ein verschlammter Forellenteich bei Negenborn von 3 Morgen, ein anderer Forellenteich daselbst im Dorfe von 1 Morgen.
An Salzeinkünften hatte Amelungsborn 1256 einen Ertrag in Lüneburg; 1296 bis 1297 werden dort zwei sartagines erwähnt, in domo Brochhusen, 2 plaustra salis cum 1 rump in domo Gerardinge, 3 mesas in domo Volcquordins; 1301, wie bereits angeführt, kamen noch 2 Salzpfannen (sartagines) von Doberan hinzu; 1444 erwarb das Kloster eine jährliche Rente von 74 rheinischen Gulden an der lüneburgischen Saline; 1675 betrug die gesamte Einnahme von diesen Salzgütem 140 Reichstaler. – Weit näher lag die Saline bei Hemmendorf, wo das Kloster bereits vom Bischof Bernhard von Hildesheim (1130–1153) salinas parvi fontis prope H. cum 2 mansis in Swalenhusen (jetzt wüst) rogatu Ludolfi advocati Hild. erhielt, wozu unter Bischof Hermann (1162–1170) und seinem Nachfolger Adelhog auch die decima ejusdem fontis kam; jedoch wurde diese Quelle wegen zu geringen Ertrages bereits 1197 wieder fortgegeben; 1249 kamen wiederum große Salzrenten in Hemmendorf ans Kloster, und 1675 betrug die Salzeinnahme 24 Körbe, die Malter sein sollten, aber nicht waren.
Mit diesem, wohl nicht außerordentlichen, doch immerhin reichlichen Besitzstande erhielt sich das Kloster die gewöhnliche Lebensfähigkeit, und die Geschichte seines Werdens und Vergehens gleicht daher wesentlich dem der Geschwisterklöster des Landes. Auffallend früh, bereits mit der ersten Bestätigung 1129 durch Papst Honorius II., erhielt der Abt das Recht des Tragens bischöflicher Insignien, und der Glückwunschbrief des heiligen Bernhard aus dem gleichen Jahre verrät ganz besondere Erwartungen von dieser ersten Niederlassung des Ordens in Niedersachsen. Amelungsborn rechtfertigte sie besonders durch die vom Bischof und Wendenbekehrer Berno von Schwerin, einem früheren Amelungsborner Mönche, veranlasste Besetzung Doberans mit einem vollzähligen Konvente aus Amelungsborn 1171 und abermals 1186. Auf diese reiche und mächtige Gründung in Mecklenburg wusste sich das Mutterkloster großen Einfluss bis in die Mitte des XIV. Jahrhunderts zu wahren, wo es 1336/1337 zu einem leidenschaftlich-erbitterten Kampfe zwischen den Parteien der Einheimischen und Amelungsborns kam, der im letzten Grunde durch den nationalen Gegensatz der Deutschen und Slaven hervorgerufen worden war. Neben Doberan wurden von Amelungsborn 1138 Marienthal, 1145 Riddagshausen besetzt, wozu als Enkelklöster Isenhagen-Marienrode und Walshausen durch Riddagshausen (vergleiche Band II, Seite 131), Dargun und Pelplin durch Doberan kamen. Amelungsborn selbst konnte seit dem Ende des XIII. Jahrhunderts 50 Mönche und 90 Konversen fassen. Trotz einer den Gegensatz zwischen den Cisterciensern und Benediktinern in Amelungsborn lokalisierenden Legende hielt es gute Freundschaft mit der benachbarten Benediktiner-Reichsabtei Korvei; ein Gedicht auf den heiligen Veit, Patron von Korvei, entstand in Amelungsborn, und den geistlich-literarischen Verkehr mit dem berühmten Stifte beweist eine Bemerkung in dem 1412 angelegten Kataloge der 440 Werke starken Bibliothek, wonach auch 23 von Korvei geliehene Bücher vorhanden waren. Auch wurde Amelungsborn 1279 durch Papst Nikolaus IV. Kurator des von Korvei abhängigen Nonnenklosters Brenkhausen. Im XVI. Jahrhundert verlor das Kloster rasch seine Lebenskraft. Großer, von den Landesherren geforderter Gelddarlehen wusste es sich nicht zu entziehen, ja Herzog Heinrich der Jüngere zwang es 1549 zu einem sogenannten Permutationskontrakte, das heißt zum Abtreten des schönen, 1 500 Morgen großen Außenhofes Allersheim gegen eine nur mangelhafte Entschädigung, wogegen Abt und Konvent noch 1575 ein vergebliches Protestprotokoll unterschrieben. Unter dem Abt Andreas Steinhauer – vergleiche den Grabstein – wurde nach dem Regierungsantritte des Herzogs Julius 1568 die Reformation eingeführt, (vorübergehend schon 1542 während der schmalkaldischen Besetzung des Landes), der Konvent auf fünf Personen beschränkt und zugleich mit dem Kloster, wie auch bei anderen Klöstern des Herzogtumes, eine theologische Schule mit zwölf Zöglingen verbunden. Die Abhängigkeit von den Landesfürsten und ihren Beamten war inzwischen so groß geworden, dass unter dem Landdrostenregimente Friedrich Ulrichs durch Arnd von Wobersnau in Amelungsbom eine Prägstätte für das verschlechterte Geld eingerichtet wurde, die, wie eine Beschwerde des ständischen Ausschusses 1622 behauptet, 300 bis 400 Menschen beschäftigte. 1629–1631 hatte wieder ein katholischer Konvent aus Bredelar das Kloster im Besitze. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren im Laufe des Krieges völlig zerrüttet worden. Im Etatjahr 1674/1675 trug der Gesamtbesitz eine Schuldenlast von 28 113 Reichtalern; der Einnahme von 1 646 Reichstalern ohne die Außenhöfe, welche bei einer Einnahme von 359 Reichstalern 641 Reichstaler Ausgaben nötig machten, stand eine Ausgabe von 3 119 Reichstalern gegenüber. Die Schule wurde 1760 nach Holzminden verlegt und mit der dortigen Stadtschule vereint, woraus das heutige Gymnasium wurde, mit dem das Internat der amelungsbornschen Schule noch verbunden ist, und dessen Direktor auch den Titel eines Priors von Amelungsborn zu führen pflegt, während der Abtstitel seit dem XVII. Jahrhundert ohne engere Verbindung mit dem Kloster einem höheren Geistlichen nach wie vor verliehen wird.
72. Kloster Amelungsborn 1652, nach Merian.
Baugeschichte der Kirche.
1144 erklärt der Konvent: Comes Sygfridus de Bomeneburgk coenobium in Amelungesborne a fundamento construxit, dagegen wird 1141/58 von Bertold von Homburg, dem Lehnsmann jenes Siegfried, gesagt: qui et uxor eius nostrum orotorium construxerunt. Leuckfeld erzählt: „Dem Vorgeben nach, soll Abt Balduinus sein Closter haben vergrößern und erweitern lassen an der Kirchen, Creutz-Gängen, und Schlaffhause, so er An. 1283 zum Stande gebracht.“ Baldewin wird als Abt allerdings erst seit 1293–1301 genannt, doch kann die wesentliche Angabe immerhin auf eine mögliche Überlieferung zurückgehen, da seit dem Ende des XIII. Jahrhunderts das Kloster von 50 Mönchen, 90 Konversen und dazu den familiares bewohnt war und jedenfalls seit den ersten Jahren des XIV. Jahrhunderts nicht mehr ausreichte. 1303/1304 bittet der Abt Bertram den Herzog Heinrich, den Grafen Ludwig von Everstein und den Edelherren Bodo von Homburg um die Erlaubnis muros et septa claustri sui extendere et ampliare, vias antiquas obstruere et novas vias facere. 1308 wird ein neues Klostertor vergrößert und ausgedehnt. Im Anniversarienbuche ferner heißt es: obiit dominus Engelhardus quondam abbas, qui incepit novum chorum et perfecit. Nach Dürre ist dieser Abt 1355–1371 erwähnt, sein Vorgänger Ludolf ist wahrscheinlich 24.XII.1353 gestorben. Eine andere Mitteilung in jenem Nekrologium meldet: obiit Johannes Bole … qui dedit L marcas puri argenti ad nostrum novum chorum; dieser Spender ist von 1332 bis 1357 {nicht nur bis 1355, wie Dürre meint) als Bürger erst von Dassel, dann von Stadtoldendorf erwähnt. 1363 meldet eine Urkunde eine Altar- und Memorienstiftung der Familie von Gustede, wovon errichtet werden soll ein Altar „in dem nygen kore“. Vom Abt Vitus Buch, 1588–1598, berichtet das Anniversarienbuch, dass er templi turrim aedificari fecit. Dieser Dachreiter (Abbildung 72) brannte im XVII. Jahrhundert ab; der Wiederaufbau – mit 1684 in der Wetterfahne – geschah durch Zimmerleute aus Polle. Die vorhandene Kirche kann in ihren romanischen Teilen sehr wohl das im Wesentlichen bis etwa 1158 errichtete Oratorium sein. Ungewöhnliches bei einheitlicher Entstehung wäre allenfalls in den niedrigen Bogenöffnungen der Seitenschiffe gegen das Querhaus mit ihren dürftigen Kämpfer- und Basenprofilen zu sehen. Die Kapitäle der Mittelschiffssäulen stehen mit ihren Ecklappen im Zusammenhange mit dem auch in Niedersachsen verbreiteten Paulinzeller Typus. Im Übrigen unterscheidet sich der romanische Kern des Querhauses nicht vom Langhause. Die Basen und Kämpfer der beiden östlichen Vierungspfeiler weisen deutlich auf ein ehemaliges, wahrscheinlich flach im Osten geschlossenes Chorquadrat von der Höhe des jetzigen Langhausmittelschiffes; vermutlich trug auch die Seitenschiffvorlage dieser Pfeiler schon die Bögen für die verschwundenen romanischen Nebenräume des alten Chores. Die Decke des Langhausmittelschiffes bestand bis zur letzten Wiederherstellung aus einer hölzernen Verschalung in Form eines Tonnengewölbes, die fast ganz in den Dachraum hinaufgerückt war, so dass der frühere gotische Gurtbogen vor der Vierung – von gleicher Höhe wie der östliche – gegen das Langhaus völlig offen lag und annähernd die beim gotischen Umbau der Ostteile beabsichtigte Raumwirkung erreicht war. Es scheint jedoch diese Verschalung erst bei Gelegenheit eines Umbaues der Westfront 1717 eingefügt worden zu sein. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass gelegentlich der um 1300 mehrfach erwähnten Erweiterungen des Klosters auch der neue Chor schon in seinen Grundmauern festgelegt worden ist, denn die Basenbildung der Pfeilervorlagen an der Nordwestecke des nördlichen Seitenschiffes und an der Ostwand zeigen bedeutend ältere gotische Formen, als sie sonst der Chorbau besitzt, dessen Vollendung unzweideutig für die Mitte des XIV. Jahrhunderts urkundlich überliefert ist. Die Wappen im mittelsten Gewölbejoche gehören den auf das Kloster einflussreichsten Familien. Die mannigfaltigen Interessen desselben in Mecklenburg erklären auch das lange umstrittene Werlesche Wappen zur Genüge. Die kunstgeschichtliche Würdigung begann unter dem Kreisbaumeister F. L. Haarmann, dem Gründer der Baugewerkschule in Holzminden (gestorben 1864), jedoch im unkünstlerischen Sinne der Zeit, namentlich für die Ausstattung mehr mit Schaden als Nutzen. Kam doch 1818 sogar ernstlich die Umwandlung des Langhauses in einen Schafstall in Frage. In Haarmanns Zeit, um 1840, fiel auch der Vorbau am Portal des nördlichen Seitenschiffes, das sogenannte Paradies. Auf dem Lageplan 1756 heißt es davon: „ein schönes, hohes Gewölbe, sonstige Kapelle vor dem Eingange in die Kirche, wird jetzo behufs des Molkenwerkes gebraucht; oben darauf ist die Gerichtsstube.“ Danach war das nicht mehr die ursprüngliche, romanische Form der Vorhalle, da die romanische Verzierung dieses Portales nur auf einen hölzernen Vorbau in Beziehung zu bringen ist und oben gar keinen Raum für ein Obergeschoss lässt. Der unserem Risse zugrunde liegende, vor dem Abbruch aufgenommene Plan (Abbildung 73) der Kirche zeigt vor dem Eingange einen langen Vorraum mit einer Treppe ins Obergeschoss, während östlich anschließend ein Raum liegt mit einem dreiseitig geschlossenen Chörlein. Fenster in den Chorseiten, nördlich daneben und an der Nordwand des Raumes; nicht unmöglich, dass die Scheidewand zwischen dieser Kapelle – wahrscheinlich einer gotischen Abtskapelle – und dem Vorraume ursprünglich fehlte, da mit derselben gar keine direkte Verbindung zwischen Kirche und Kapelle vorhanden gewesen wäre. Auch wurde damals, 1835, das Dach des südlichen Chorseitenschiffes umgedeckt, vermutlich weil es zusammenhing mit dem gleichzeitig abgerissenen, anstoßenden Schlafsaale. Es mag sich auf jene ältere Dachform die später erwähnte Dachspur an der Ostwand des südlichen Querschiffes beziehen. Erst mit Wiehe und später unter Pfeifers Leitung begann 1874 eine verständnisvollere Instandsetzung beziehungsweise Erneuerung. Im Langhause wurde der Fußboden tiefer gelegt an Stelle eines alten Gipsestrichs. Dabei wurde auch eine quer durch das Schiff gehende Grundmauer bloßgelegt (offenbar einer Schranke (Lettner) des damit ins Langhaus vorgeschobenen Chors), gleichwie in der Tiefe drei ältere Fußbodenlagen gefunden wurden. Die meisten Säulensockel und Schäfte mussten ausgewechselt werden. Anstelle der Deckenverschalung des Mittelschiffes in Gewölbeform wurde leider wieder eine flache Balkendecke eingezogen, daher denn auch die Öffnung gegen die Vierung an Höhe verlor und wieder mit einem Rundbogen geschlossen werden musste. Die Vierungspfeiler, ursprünglich nicht berechnet auf den Gewölbedruck, mussten untermauert werden. Im südlichen Querhaus wurde eine kleine Sakristei mit gotischen Verzierungen eingebaut. Die Konsolen der Gewölbe des Chorumgangs aus grauem Sandstein wurden teilweise erneuert; die Originale sind in der Kirche beiseitegelegt. Das verwitterte Fenstermaßwerk wurde überall erneut, namentlich auch wurden die zwei westlichen Fenster des südlichen Chorseitenschiffes, welche wegen eines früher anstoßenden Klostergebäudes ganz zugesetzt worden waren, wieder geöffnet. Auf den bereits von Haarmann Mitte des XIX. Jahrhunderts erneuerten Strebepfeilern wurden die Kreuzblumen, bis dahin aus Eisen ergänzt, wieder in Stein aufgesetzt. Auch die Kreuzblumen der Giebelspitzen wurden wiederhergestellt; nur die östliche ist noch alt. Die alten Stiele aus grauem Sandstein mit den Ansätzen des West- und Südgiebels sind in der Kirche noch aufbewahrt. Was an Ausstattung hinzugefügt wurde, siehe im Folgenden.
Beschreibung der Kirche.
Die der Maria geweihte Klosterkirche (Tafel V, Abbildungen 71–78) ist ganz aus dem in nächster Nähe gebrochenen, rötlichen Sandstein gemauert und besteht aus einem dreischiffigen, flachgedeckten, turmlosen Langhaus mit Stützenwechsel aus romanischer Zeit, einem romanischen, gotisch überhöhten und eingewölbten Querhaus mit Dachreiter, und dreischiffigem, im Osten flach geschlossenem, gewölbtem Choranbau, der ganz der Gotik angehört. Querhaus und Chor zeigen im Grundriss eine merkliche Achsenverschiebung nach Süden. – Maße: Äußere Länge der ganzen Kirche (Nordseite) 60 m, innere Länge des Mittelschiffes bis zur Vierung 29 m, innere Breite ohne die Pfeiler 7,6 m, der Seitenschiffe 3,9 m, Höhe des Mittelschiffes 13,6 m, der Seitenschiffe 6,6 m, innere Länge des Querhauses 22,8 m, innere Breite 6,9 m, innere Länge des Chormittelschiffes 19,5 m. Breite desselben 7,3 m, seiner Seitenschiffe je 5,3 m. Höhe von Querhaus und Chormittelschiff 17 m, der Seitenschiffe des Chores 8,5 m. Die Spitze des Dachreiters unter dem Fahnenstile liegt 37,5 m über dem Boden.
73. Amelungsborn, Grundriss der Klosterkirche.
1. Die romanischen Teile. (Tafel V, Abbildungen 73–77.) Das Mauerwerk ist im Inneren fischgrätenartig geschichtet und nach außen mit Quadern verblendet. Das drei Stufen über dem Langhaus liegende Querhaus ist ein wenig zu flach, und seine Glieder, Vierung und Kreuzarme, erreichen daher nicht einen vollen quadratischen Grundriss. Die Pfeiler der Vierung zeigen noch den alten, romanischen, rechteckigen Kern mit attischem Sockelprofil und alle in gleicher Höhe einen Kämpfer aus Platte und darunter einer Kehle zwischen einem größeren (oben) und (unten) einem kleineren, der Viertelstabform genäherten Wulste. Der Sockel verkröpft sich bei allen Vierungspfeilern um die seitlichen Vorlagen, welche die Bögen nach den Seitenschiffen des Chores beziehungsweise Langhauses tragen. Die Kämpfer unter den entsprechenden Rundbögen vor den Langhausseitenschiffen bestehen nur aus Platte über Schmiege, und dasselbe Profil haben die Sockel der dazu gehörigen Wandpfeiler. Der auffallend niedrige Scheitel dieser Bögen liegt in gleicher Höhe mit dem Kämpferansatz der Langhausarkaden. Die Oberwand des Langhausmittelschiffes ruht jederseits auf neun Arkaden, welche von der Vierung ab wechselnd von Pfeilern und Säulen getragen werden; der letzte Bogen an der Westwand ruht jedoch wiederum auf einer Pfeilervorlage. Die scharfkantigen Pfeiler haben über einem Sockel mit Schmiege eine attische Basis mit besonderem, zwischen Plinthe und unteren Wulst eingeschobenem Plättchen; ein ähnliches Profil, mit Plättchen beginnend und mit steilerem Wulst, in der Art der Vierungspfeiler, haben die Kämpfer. Die Pfeilervorlagen der Westwand hatten ursprünglich schlichten Sockel mit Schräge. Die Säulen haben über einem den Pfeilern gleichen Sockel eine attische Basis mit sehr kräftigem unteren Wulst, steil nach innen gelegter Kehle und kleinem oberen Wulst, dazu kantige Eckknollen. Der monolithe Schaft ist nach oben verjüngt mit kaum merklicher Schwellung. Das der Basis entsprechend wuchtige Würfelkapitäl beginnt mit einem kräftigen Halsring, darauf zweimal abgesetzte halbrunde Seitenflächen, über der gratigen Abrundung der Ecken eine zehnförmig herabgeführte Endigung der Kante (Paulinzeller Art), unter den halbkreisförmigen Seitenflächen ein kleiner, sie mit dem Halsringe verbindender Steg, zuweilen in Tauform. Über dem Würfel folgt Plättchen und Platte von etwa 89,5 cm Seitenlänge, die ihrerseits einen Kämpfer gleich den Pfeilern trägt. Die vorletzte Säule im Südwesten besitzt allein Sockel, Basis und mehrstückigen Schaft von achteckiger Form, dazu einen tauförmigen Halsring. Die scharfkantigen Bogenquadern sind sichtbar gelassen, über ihnen läuft im Mittelschiff ein horizontales Sims aus Platte über Schmiege.
74. Amelungsborn, Südseite der Klosterkirche.
75. Amelungsborn, Querschnitt durch das Langhaus nach Westen.
Fenster und Türen der romanischen Teile. Der südliche Querarm besitzt eine vollständig erhaltene, jedoch bis auf ein Fenster für die im Inneren eingebaute Sakristei zugesetzte Tür (Abbildung 74). Über einem geraden, an den inneren Ecken abgerundeten Sockel ein zweimal abgetrepptes Pfeilergewände auf hoher Plinthe, abgeschrägtem Plättchen, Wulst, steiler Kehle und Wulst als Basis und mit Platte über Wulst, Kehle, Wulst, Plättchen als Kämpfer. Den vordersten Pfeiler schmückt eine äußere Ecksäule mit attischer Eckknollenbasis und Würfelkapitäl; über dieser Säule liegt rings um den äußeren Türbogen ein starker Wulst. Das Bogenfeld ist halbkreisförmig belegt mit einem Stabe, der doppelt im Scheitel senkrecht abwärts geknickt ist und das von ihm eingefasste kleine Bogenfeld teilt. Reste romanischer Fenster am Querhause sind erkennbar von je zweien an beiden Giebelwänden (Abbildung 77), je einem an der Westwand der Flügel. Die Haupttür des Langhauses liegt in der Längswand des nördlichen Seitenschiffes (Abbildung 77). Sie ist über vier Stufen mit neuen Wangen zu erreichen. Das Gewände ist dreimal abgetreppt, das äußerste Glied als breiter Pfeiler vor die Wand gelegt mit einem rechteckigen Aufsatz, welcher vom Türbogen scharfkantig durchbrochen ist. Ebenso eckig sind die beiden zurückliegenden Bogen geblieben. Die Basen der durch das Abtreppen gebildeten Gewändepfeiler haben über einem seitlich abgeschrägten Sockel die attische Form der südlichen Querschifftür, welcher auch der übrigens in der Türlaibung abgeschnittene Kämpfer und das Bogenfeld gleichen. Neben der ganzen Türvorlage befindet sich jederseits über einer Konsole aus Wulst und Platte eine dienstartige Halbsäule mit steiler attischer Eckknollenbasis und einem einfachen Würfelkapitäl mit Platte in der Höhe des jetzt abgedeckten oberen Abschlusses der Türvorlage. Es sind offenbar tragende Glieder eines hier früher vorhandenen Vorbaues, des Paradieses (siehe weiterhin und Seite 120). – Die Fenster des Langhauses haben nach innen und außen abgeschrägte Gewände und Sohlbank, diese durchweg erneut und am Mittelschiff mit vortretender Platte. Sechs davon sind in unregelmäßigen Abständen an jeder Seite des Mittelschiffes, an der nördlichen Seite etwas länger als an der südlichen, und fünf auf älteren Plänen nicht angegebene, damals vielleicht aber nur zugesetzte am nördlichen Seitenschiff. Die sieben Fenster des südlichen Seitenschiffes sind erst 1849 von Haarmann in die von ihm ebenfalls aus niedrigen Bruchsteinschichten erneuerte Wand eingebrochen. Fenster werden hier damals nicht mehr gewesen sein wegen des in geringem Abstande einst vorliegenden Kreuzganges, daher denn auch hier das Mauerwerk besonders feucht und schadhaft gewesen ist. Die Westseite mit den zwei Rundbogenfenstern seitlich, dem größeren in der Mitte und darüber einem Kreisfenster, alle mit abgefasten Kanten, gehören Erneuerungen an, die wohl mit dem Jahre 1717 begannen, das in einer Verankerung ausgedrückt ist und dazu in einem Inschriftstein unter dem Mittelfenster, der meldet, es sei auf Veranlassung des Abtes Christian Heinrich Behme fastigium hoc denuo funditus exstructum ipsumque intus renovatum a. D. MDCCXVII. Die frühere Abwalmung der westlichen Giebelspitze ist neuerdings weggenommen. Die Tür des südlichen Seitenschiffes in der Westwand ist modern, doch mit Benutzung eines Bogens an der gleichen Stelle. Auch ist innen an der nördlichen Seitenschiffsmauer eine etwas abgesetzte, rundbogige Wandfläche in Türform bemerkbar.
76. Amelungsborn, Blick durch das nördliche Seitenschiff nach Westen.
Äußeres der romanischen Bauteile. Als einziges Horizontalprofil der Wände deckt eine Schräge den Sockel ab. Über der Tür des südlichen Querarmes ragen vier Kragsteine – Platte über Viertelstab – hervor, welche Balken des ehemals anstoßenden Klostergebäudes zu tragen hatten. Die Ostwand des gleichen Querarmes hat unterhalb der gotischen Erhöhung einen rohen, gurtähnlichen Streifen über einigen formlos vorgesetzten Kragsteinen, offenbar den Ansatz für ein nicht mehr vorhandenes, horizontal anschließendes Satteldach, wohl erst der gotischen Zeit. Die Westseite beider Querarme hat in etwa ein Drittel alter Höhe eine leichte, durch Schmiege vermittelte Zurücksetzung des Mauerwerkes. Das zwar erneuerte, doch wohl in gleicher Art an dieser Stelle einst vorhandene, von dem übrigen durch seine geringere Feinheit sich unterscheidende Mauerwerk mag genügt haben, weil wohl schon von je her die hier vorliegenden Klostergebäude die Wand den Blicken verbarg, ohne sie selbst, wenigstens in späterer Zeit, für den Kreuzgang zu nutzen. (Vergleiche unten die Beschreibung der Anbauten.)
77. Amelungsborn, Nordseite des Langhauses.
2. Gotische Zutaten. (Tafel V, Abbildungen 74, 77, 78.) Sie begannen mit der Umwandlung des Querhauses. Die Ecken der Vierungspfeiler bekamen ein Profil von birnförmigem Querschnitt, gegen das die stehen gebliebene Pfeilerfläche mittelst eines Karnieses verläuft. Die auf den liegen gebliebenen romanischen Kämpfern aufsitzende steile gotische Einwölbung machte jene Erhöhung des Querhauses nötig, die schon äußerlich, gleich dem ganzen gotischen Choranbau, erkennbar ist durch schlechteres Steinmaterial, ziemlich regellos gelagerte Bruchsteine der wenig haltbaren, doch leicht zu gewinnenden oberen Schichten des roten Sandsteines. Im Inneren ist das schwächere gotische Mauerwerk vom romanischen sichtbar abgesetzt an der Westseite des nördlichen Querschiffes unter dem Fenster und an der Südwand des Querhauses neben dem Beginn des Fensterbogens. Die Gewölbe hier und im Chor sind aus Tuffstein. Die Kappen der drei Joche des Querhauses gleichwie die übrigen im Chor ruhen auf Diagonalrippen von birnförmigem Querschnitt mit Steg. Die Rippen der Vierung tragen runde Scheiben mit den Evangelistensymbolen und als Schlussstein das Lamm Gottes mit Fahne; der Schlussstein des nördlichen Querarmes zeigt einen bärtigen Kopf, der des südlichen eine Rosette. Das Gewölbe der Vierung ist von breiten Gurten eingefasst, deren Kanten karniesförmig profiliert sind. Die Gurtbögen gegen das Mittelschiff sowohl des Chores wie des Langhauses ruhen auf romanischen Pfeilervorlagen, die jedoch in etwa 2,5 m Höhe über dem Boden vermittelst tiefer gotischer Kehlen horizontal abprofiliert sind. Der westliche, gegen das Langhaus gerichtete gotische Gurt liegt jetzt, nur zur Hälfte noch sichtbar, schildbogenartig vor einer halbkreisförmig gegen das Schiff geöffneten Wandfläche, mit der er bei der letzten Wiederherstellung zugesetzt wurde, als man die Decke des Langhausmittelschiffes, wie Seite 121 erwähnt worden ist, veränderte.
Der dreischiffige, im Osten flach geschlossene, gotische Chorbau, mit dem angebauten Querhause in gleicher Höhe, schließt sich im Mittelschiff notwendigerweise an die Breite der älteren Vierung an; die Seitenschiffe übertreffen etwas die Breite der Seitenschiffe des Langhauses. Das Mittelschiff ist von zwei, je zwei Arkaden auf jeder Seite einschließenden, etwas länglichen Gewölbejochen überdeckt, ein drittes von der halben Größe, über nur einer Arkade, liegt vor der Ostwand; demgemäß decken jederseits fünf Gewölbejoche die Seitenschiffe, und diese öffnen sich mit fünf Arkaden gegen das Mittelschiff. Der Raum des Mittelschiffes zwischen den mittleren drei Arkaden ist um drei Stufen erhöht und so zu einem Chorraum ausgesondert, um den die Seitenschiffe und das östliche Gewölbejoch des Mittelschiffes einen Umgang bilden. Die Seitenschiffe öffnen sich in voller Breite gegen das Querhaus; der Bogen ruht auf Pfeilervorlagen, welche vor den Vierungspfeilern deren birnförmiges Eckprofil wiederholen; die Basis des nördlichen Wandpfeilers hat einen frühgotischen, in die Höhe quellenden Wulst, gleichwie die beiden, die Arkaden abschließenden Pfeilervorlagen der Ostwand, hier jedoch nicht auch seitlich gegen die Wand verlaufend. Der südliche Wandpfeiler ruht nur über einem Sockel mit Schmiege. Die Kämpfer dieser Seitenschifföffnungen haben ein gotisches Profil aus Karnies, Wulst mit Leiste vor der Rundung, Wulst zwischen zwei Kehlen. Die achtseitigen Arkadenpfeiler stehen auf geraden Sockeln mit Schmiege und tragen unter dem Bogen ein Ornamentband mit einem gotischen Kehlkarniesabschluss (Abbildung 80). Dreiseitig mit den Pfeilern korrespondierend sind auch die Bogenlaibungen, sodass der ungeschickte Baumeister Schwierigkeiten hatte, sie mit den rechteckigen Vorlagen an der Ostwand und den beiden Vierungspfeilern zu verbinden. In drei Fällen hat er das Kämpferband analog den Arkadenpfeilern dreiseitig abgebogen und die rechteckige Vorlage durch eine Abplattung damit verbunden; nur am nordöstlichen Vierungspfeiler behielt das Kämpferstück die einfach rechteckige Form. Die Ornamentbänder haben gotisches Blatt- und Blütenwerk aus Einzelblättern oder an Ranken, auch zu zweien gruppiert. Dazwischen mancherlei Figürliches drolliger Art: Fratze, Kampf von zwei in Felle gekleideten Männern mit Schwert und Rundschild, dabei ein nacktes, affenartiges Geschöpf mit Lanze, Harpyien, sitzende Löwen mit Menschenkopf, ein menschenähnliches Ungetüm, das einen Knüppel schwingt, zwei vogelartige Ungeheuer mit ineinandergeschlungenen Blattschwänzen, Adam und Eva neben dem Baume mit der Schlange. – Die Diagonal- und Querrippen der Chorgewölbe und des Querhauses gleichen sich im birnförmigen Durchschnitt; im Mittelschiff vereinigen sie sich in flach gerundeten, mageren Diensten, die bis auf die Pfeilerkränze herabgehen; in den Ecken jedoch endigen sie früher über blattwerk-geschmückten Konsolen, deren eine südlich vor der Vierung mit einem Hunde verziert ist. Ebenso sind die Rippen vor den äußeren Seitenschiffwänden von Konsolen getragen, die mit mannigfaltigem Blattwerk oder Köpfen unter einem vielgliedrigen Profile geschmückt sind. In die vier Diagonalrippen des mittleren Chorjoches ist je ein schrägliegender Wappenschild eingefügt. Sie stellen dar in den schon vor dem Siebenjährigen Kriege vom Klosterprediger Herweg erwähnten Farben: nordöstlich einen schwarzen Ochsenkopf auf goldenem Grunde mit goldener Krone und roter Zunge (Werle), südöstlich zwei nach heraldisch rechts eilende, aus dem Schilde herausblickende, goldene Leoparden auf rotem Grunde (Braunschweig), südwestlich einen weißen, gekrönten, nach heraldisch rechts schreitenden Löwen in bläulichem Felde (Everstein), nordwestlich einen nach heraldisch rechts schreitenden goldenen, gekrönten Löwen in rotem, von weiß und bläulich gestücktem Bande umgebenen Felde (Homburg). An der Normalrippe des mittleren östlichen Gewölbejoches befindet sich das nebenstehende, einzig nachweisbare Steinmetzzeichen der Kirche, in Z-Form. Der westliche Schlussstein des Mittelschiffes trägt einen Christuskopf, der mittelste eine Rosette, der östliche den Kopf der Maria. An den Schlusssteinen des nördlichen Seitenschiffes 1. Mädchenkopf in Blattkranz, 2. bärtiger Kopf, 3. Lamm mit Fahne, 4. Rosette, 5. Kreuz; im südlichen Seitenschiffe 1., 2., 4. und 5. Rosette, 3. bartloser, bildnisartiger Mannskopf. An der Südwand des Chores sind im Inneren zwei Piscinen-Nischen mit giebelförmiger Bedachung erhalten, daneben je eine kleinere, spitzbogige Nische. In der Ostwand zwei Nischen mit Nasen, unter dem Mittelfenster eine schlicht-rechteckige.
Steinmetzzeichen
Tafel VI. Amelungsborn, Ostfenster.
Gotische Türen und Fenster. Eine einfache Tür mit abgeschrägter Laibung, belebt von zwei unten in Schmiegen verlaufenden Kehlen, ist in die nördliche Giebelwand des Querhauses eingebrochen, darüber ein langes, fast vom Giebel bis auf die Tür reichendes Fenster, und an der südlichen Giebelwand ein ebenso breites, das jedoch wegen der einst anstoßenden Klostergebäude weniger tief herabreicht. Im gotischen Maueraufsatze der Ost- und Westseite des nördlichen Querarmes ist je ein kleineres, dicht unter die Gewölbe gerücktes angebracht, von gleicher Größe und Höhe wie die Fenster des Oberlichtgadens im Chormittelschiff, wo jederseits eines unter jedem Gewölbejoche liegt. Die Tür zunächst dem Querhaus im südlichen Chorseitenschiffe ist erneuert an Stelle einer älteren, welche auf eine Wendeltreppe führte, wo jetzt die Lücke zwischen Querarm und Treppenhaus ist; während der untere Raum dieses letzten, wie es scheint, kapellenartig gegen das Schiff sich öffnete, wo sich jetzt die Treppentür befindet. Über dem nördlichen Chorseitenschiffe öffnet sich eine Bodentür gegen das Querhaus. Die Ostwand des Mittelschiffes ist von einem mächtigen, im lichten 10,6 m hohen, 3,8 m breiten Fenster durchbrochen, während je ein Fenster in der Ostwand vor jedem Chorseitenschiffe, dann vor jedem Joche des nördlichen und den vier östlichen des südlichen Seitenschiffes liegt; hier fehlt das letzte vor dem Querhaus, und auch das nächste ist wegen der stets an Stelle des jetzigen Treppenhauses vorhandenen ähnlichen Anbauten östlich aus der Achse gerückt. Die Laibungen sämtlicher dem Kircheninneren zugeführten Fenster sind abgeschrägt nach innen und außen, dazu im Inneren an der Nordseite des Chores und unterm östlichen Fenster der Südseite bis auf eine als Sitz benutzbare Sohlbank als Blendrahmen herabgeführt und hier in halber Höhe der Blende mittelst einer gegen die Wand sich verlierenden Wulstauflage abgesetzt. In all diesen Fenstern Maßwerk aus flach gekehlten Pfosten, welche in die Bogenfüllungen ohne Trennung übergehen. Das große Ostfenster hat einen alten zwischen vier, die östlichen Fenster der Seitenschiffe einen alten zwischen zwei jungen Pfosten, die Fenster der Seitenwände je zwei, die des Obergadens je einen Pfosten. Im Nordgiebel des Querhauses unten eine spitzbogige, jetzt mit dem Uhrzifferblatt gefüllte Luke mit abgefaster Kante, darüber ein spitzbogiges Fenster mit Maßwerk über einem Pfosten, ganz oben eine kleine, quadratische Luke. Im Südgiebel des Querhauses eine giebelförmig geschlossene Luke mit vortretendem, nach außen abgeschrägtem Gewände. Darüber eine rohe Simsleiste. Im Ostgiebel eine Luke mit geradem Sturz über Konsolen und ganz oben eine rechteckige Öffnung; ähnliche Öffnungen auch in den östlichen Halbgiebeln der Seitenschiffe.
78. Amelungsborn, Chor der Klosterkirche.
Das gotische Äußere. Um den Chorbau zieht sich über kleiner Schmiege eine Sockelplatte mit steiler Kehle. Die Strebepfeiler, alle an gehöriger Stelle, sind vorn mit Quadern ausgekleidet und unten durch ein Kaffgesims gegliedert. Wasserschrägen an der Vorderseite, über denen der Kern wenig zurückgesetzt ist, befinden sich je eine an den Strebepfeilern der Seitenschiffe, je zwei an denen des Mittelschiffes vor der Ostseite; die Deckschrägen sind in einem Giebel in die Höhe gezogen und von einer Kreuzblume gekrönt. Das Dachgesims der Langseiten, auch des Querhauses, besteht aus tiefer Kehle mit abgeschrägten Kanten. Es ist auch um den Ostgiebel und die drei Giebel des Querhauses herumgeführt. Der noch nicht erwähnte dritte Giebel des Querhauses, etwas überhöht, ist gegen das Langhaus gekehrt, genau von der Breite des Mittelschiffes und notwendig wegen dessen fehlender gotischer Erhöhung. Die schrägen Giebellinien sind von einem ähnlichen Simse wie die Langmauern eingefasst, jedoch trägt der Giebel des südlichen Querschiffes eine einfache Schräge. Auch liegt über dem oberen Ansatze der Seitenschiffbedachungen vor der Wand des Mittelschiffes eine kurze, sehr zweckmäßige Wasserschräge. Auf allen Giebeln kräftige, aus spitzigem Blattwerk gebildete Kreuzblumen. – Der wohlgelungene gotische Treppenanbau östlich neben dem südlichen Querschiffe hat seit 1878 durch Baurat Müller, Holzminden, seine jetzige Form bekommen. Das Dach ist mit Sollingsplatten belegt und trägt über dem Langhausmittelschiff jederseits eine Reihe Nasen. Über der Vierung ein gezimmerter, haubenförmiger und mit Schiefern behängter Dachreiter aus dem Ende des XVII. Jahrhunderts. Oben auf langem Stiele Knopf, neues Kreuz mit Rankenschmuck und Wetterfahne.
Tafel V. Amelungsborn, Inneres der Kirche.
Ausstattung der Kirche.
Fenster. Glasgemälde befanden sich um 1750 im großen Ostfenster, in einigen Fenstern der Chorseitenschiffe und im nördlichen Querschiff. Noch 1819 werden 9 Fenster mit gemalten Scheiben erwähnt. 1838 wurden die 12 gemalten Felder des nördlichen Querschiffes nach dem Schlosse in Blankenburg gebracht und sind noch dort. Sie gleichen im Stile dem Ostfenster und stellen Vorfahren Christi dar: Abel, Enos, Henoch, Noah, Sem, Japhet, Isaak, Jakob, Juda, David, Salomon, Joachim (das Nähere siehe in Band VI). Die allein in der Kirche gebliebenen, um 1400 entstandenen Glasgemälde des großen Ostfensters (Tafel VI) sind unter Wiehes Leitung durch den Glasermeister Th. Sander in Braunschweig wieder instandgesetzt. Das Fenster hat in sechs durch die fünf Pfosten getrennten Streifen je sieben, im ganzen also 42 Bildfelder, dazu über jedem Bilde der unteren sechs Reihen einen Baldachin aus zwei hochgotischen Wimpergen zwischen Fialen vor einer Mauer mit Fensterarkade, während abschließend jeden Streifen eine durch drei Felder ansteigende und in den Spitzbögen des Maßwerkes mit einem Eselsrücken schließende, dreiteilige Maßwerkpyramide krönt. Die Bogenfelder sind mit Blättern gefüllt, das Mittelfeld des Radkreises mit einem Lamm Gottes. Die Bilder folgen einander in der Reihe von links nach rechts und von unten nach oben. Die Farben sind: Olivgrün in mehreren Schattierungen, orangegelb, purpurrot, Fleischfarbe, violett, tiefblau, weiß. Die Schwarzlotzeichnung beschränkt sich auf Umrisslinien und leichte Schattierungen besonders in den Tiefen der Gewandfalten. Alle Szenen sind auf die notwendigsten Figuren vereinfacht und vor besternte, blaue oder rote Teppiche gestellt. In jedem der sechs Felder der unteren Reihe sitzt ein das Heil verkündender Held des Alten Testaments, sämtlich neue Arbeiten der Wieheschen Wiederherstellung mit Benutzung der in Blankenburg erhaltenen, vorhin genannten Einzelfiguren anderer Fenster. In den oberen Reihen, Feld 7–42, Szenen aus dem Leben der Maria und der Passion. Sie beginnen mit 7. Verkündigung an Joachim und Anna; Engel mit Spruchband: Anna uxor tua pariet tibi filiam; der Engel ist teilweise ergänzt. 8. Maria durch Anna zum Beten angehalten; das Gesicht der Maria ist neu, sie kniet gegen den Tempel gewandt, hinter ihr Anna und zahlreiche Juden. 9. Mariae Tempelgang. Sie kniet auf den Stufen und liest in einem Buche. Das rechts neben der Treppe hockende Engelchen scheint nur in der Bleirahmung erhalten. 10. Werbung vor dem sitzenden Hohenpriester; Joachim mit Blätterzweig, hinter ihm ein zweiter Jude; oben schwebt eine Taube herab; am Rande rechts Inschriftstreifen mit (v)irga Joseph(i) florvit, cvi Maria desponsari d(ecet). 11. Verkündigung. Die Taube schwebt herab auf die erstaunt mit auseinander gespreizten Händen zurückweichende Maria. Von dem ave gratia plena dn̅s tem̅ des vom Engel gehaltenen Spruchbandes sind nur die beiden ersten Worte alt. 12. Heimsuchung. Dritte Reihe von unten: 13. Geburt Christi; Maria das Kind herzend, Joseph mit Krückstock; Ochs und Esel vor einer truhenartigen Raufe. 14. Verkündigung an die Hirten; Engel aus Wolken mit Spruchband: evangelizo vobis gaudium magnum quia natus est vobis salvator mundi. Die beiden Hirten sind erneuert. 15. Auf einer Truhenbank links Maria (teilweise erneuert) das Kind stillend, rechts Joseph mit Judenhut. 16.–18. Anbetung durch die Könige; 16. Maria auf einem Truhensitz reicht den Sohn den von rechts verehrend sich nahenden Königen entgegen. 17. Kaspar, die Krone über dem linken Unterarm, übergibt dem Christkinde sein Goldgefäß; hinter ihm Balthasar, weist gegen den Stern in die Höhe. 18. Melchior, als hellfarbiger Jüngling, in ruhiger, verehrender Haltung. Vierte Reihe von unten: 19. Darstellung im Tempel; über einem Altartisch reicht Maria von rechts das Kind dem links stehenden Simeon. 20. Flucht nach Ägypten, oben links ein Engelchen, Maria auf dem nach rechts von Joseph geführten Esel. 21. Kindermord; vorn rechts der thronende Herodes, vor ihm links zwei kniende Frauen mit Kindern, dahinter mordende Knechte mit Kesselhauben. 22. Abendmahl; vorn, allein vor dem Tische, kniet Judas, dem Christus den Bissen reicht. 23. Christus im Gebet kniend am Ölberg; vor ihm die drei schlafenden Jünger. 24. Gefangennehmung, Christus von Judas geküsst vor einer Menge von Juden. Fünfte Reihe von unten (die Felderfolge war ursprünglich 25, 28, 26, 27, 29, 30): 25. Christus vor Pilatus. 26. Christus an der Säule, von zwei Knechten gegeißelt. 27. Dornenkrönung durch zwei Knechte (völlig neue Verglasung). 28. Handwaschung; Pilatus im Hermelin, ein Jude hält ihm Becken und Kanne. 29. Kreuzschleppung mit drei begleitenden Juden. 30. Anheftung ans Kreuz durch drei Judenknechte. Sechste Reihe von unten: 31. Der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes. 32. Von links naht dem Gekreuzigten ein Jude mit einem Stabe, rechts Geharnischter mit Spruchband. 33. Kreuzabnahme durch drei Personen. 34. Grablegung mit sieben Personen um den Leichnam. 35. Gang der drei Frauen zum Grabe. 36. Auferstehung, vor dem Grabe zwei schlafende Soldaten. Siebente Reihe von unten: 37. Himmelfahrt. Von Christus sind nur Rocksaum und Füße sichtbar. 38. Ausgießung des heiligen Geistes (als Taube). 39. Todesverkündigung an Maria. 40. Tod der Maria, Christus mit der Seele im Arm. 41. Krönung der Maria durch Christus, beide sitzen auf einer Bank. 42. Christus als Weltrichter, die Arme ausgestreckt auf dem Weltbogen, zwei Schwerter gegen den Kopf gerichtet.
Eine Brüstungsmauer umgibt seitlich und im Osten den erhöhten Chorraum; ursprünglich befand sich eine solche jedoch nur zu beiden Seiten des Levitenstuhles und unter den gegenüberliegenden Arkaden, das südliche Stück mit schlichtem Plattenabschlusse und zwei romanischen Nischen, eine davon mit Doppelbogen über einem Säulenstumpf auf attischer, von Eckknollen eingefasster Basis, die andere Nische ist mit einem fächerförmigen Bogen geschlossen. Die östliche Seite des erhöhten Chorraumes wurde früher von einer barocken, hölzernen Altarwand abgeschlossen.
79. Amelungsborn, Figur vom Hochaltar der Klosterkirche.
Altäre. [1576 befanden sich noch 12 „allenthalben vmbher“, außerdem noch besonders auf dem Chore eine „vorguldete altar Taffeln mit Bildern“. Davon ist nichts mehr vorhanden. Dieser katholische Hochaltar war (so erwähnt 1412) der Maria, Benedikt und Bernhard geweiht, die anderen der Dreifaltigkeit, den heiligen drei Königen, den 11 000 Jungfrauen, der heiligen Katharina, den Aposteln Bartholomäus, Andreas, Philippus und Jakobus, dem heiligen Stephanus, dem Kreuze, dem Fronleichnam. Auch stand in der Kapelle des Siechenhauses ein Michaelisaltar und in colloquio (= Kapitelstube? Parlatorium? Dürre, Beitrage am angegebenen Ort, Seiten 198 bis 200) ein Matthiasaltar.] Auch der 1724 vom Herzoge gestiftete Hochaltar (die Bildhauerarbeit kostete 170 Reichstaler) wurde unter Kreisbaumeister Haarmann entfernt, nachdem dieser von seiner Behörde schon 1835 ersucht worden war, bei einem einzuliefernden Reparaturanschlage „die Wegnahme der zu dem Baustile der Kirche überall nicht passenden Altarwand, der alten unbrauchbaren Stühle neben dem Altare und der Seitenprieche im Schiffe“ zu berücksichtigen. Die Reste des Altars liegen teils noch im Chorumgange, teils auf dem Boden des südlichen Chorseitenschiffes. Es war ein über dem steinernen Altartische noch etwa 30 Fuß hoher, hölzerner Barockaufbau, mit korinthischen Säulen, figürlichem und ornamentalem Schnitzwerk von künstlerischer Feinheit. Im Aufsatz Widmungstafel in reichem Rankenwerke: Deo Triuno, zu oberst ein auferstehender Christus. Die große Mittelfläche zwischen den Säulen war mit einer Kreuzigung – Öl auf Leinwand – gefüllt: rechts der Gekreuzigte, links die händeringende Maria, von Johannes dem Kreuze zugeführt. Ebenfalls ein Ölbild schmückte den Sockel der Mitte: die Einsetzung des Abendmahles. Beide Bilder handwerksmäßig in den großen Formen ihrer Zeit. Seitlich zwei geschnitzte Evangelistenfiguren jederseits. Von der Güte dieser fast lebensgroßen Statuen gibt Abbildung 79 eine Vorstellung. Über dem Ostfenster befand sich um 1750 auch das Wappen des Altarstifters, Herzog August Wilhelms, und seiner 3. Gemahlin Elisabeth Sophie Marie von Holstein. Den kleinen Altar vor dem Langhausmittelschiff hat erst Wiehe hinzugefügt.
80. Amelungsborn, Levitensitz in der Klosterkirche.
Chorgestühl. [1576 heißt es: „allenthalben im Chor vorbencket mit Eichenstulen“, und um 1750 wird erwähnt: „über dem Kleinen Altar“ eine Reihe alter Mönchsstühle aus Eichenholz mit sieben aufklappbaren Sitzen, gegenüber ebenso vier Sitze, dazwischen ein Pultschrank. – Noch 1840 war die Vierung seitlich von Chorgestühl eingeschlossen.] Jetzt ist nur noch der gotische, dreisitzige Levitenstuhl (Abbildung 80) aus rotem Sandstein vorhanden, in der Mitte der südlichen Seite des erhöhten Chormittelschiffes. Nur die Sitze sind – jüngst erneuert – aus Holz. Die Wangen haben schräg ansteigenden Fuß und weit vortretendes, gerundetes Kopfstück. Die des darüber ansteigenden Baldachins haben an der schmalen Vorderseite figürliche Verzierungen: 1. (links) betender, bärtiger Mann in langem Mantel mit Gürtel. 2. Simson, Figur in bürgerlichem Gewand (enger Rock mit Knopfreihe vorn) mit flammendem Haar, reißt dem vor ihm aufgerichteten Löwen den Rachen auseinander. 3. Fuchs in Mönchskutte mit einem am Vorderbein angeklebten Buche, davor hockend zwei Gänse. In der Kapuze rechts noch ein kleines Füchslein. 4. Rosettenartiges Blattornament. – Die drei Wimpergen über den Sitzen fußen auf Konsolen mit stark bewegtem Blattwerk, Masken und einer kleinen, kriechenden Gestalt. Das Dreieck ist mit Maßwerk gefüllt. Als Abschluss eine Kreuzblume. Dazu erhebt sich über jeder Wange mit Ausnahme der zur linken auf den Konsolen neben den Wimpergen ein vierseitiges, offenes Tabernakel – im Ganzen also drei. Jedes hat eine andere Dachbildung. Am einfachsten die zur Rechten, welche nach vorn geschmückt ist mit einer von frauenschuhförmigen Krabben besetzten, in Kreuzblume auslaufenden, fialenartigen Spitze. Das nächste Tabernakel links hat kleineren Giebel mit besonderer Blume auf jeder Spitze und dazwischen aufragender Fiale mit Kreuzblume. Das dritte Tabernakel hat jederseits einen – gleich den vorigen je mit zwei Nasen besetzten – Giebel mit Blume an der Spitze, dazu auf jeder Ecke eine kleinere, in der Mitte eine turmspitzenartig aufragende Fiale. Ganz links steht statt eines Tabernakels der heilige Bernhard, als tonsurierter Mönch mit Buch in seiner Linken und Hirtenstab in der Rechten. An den Seitenflächen der ersten und dritten Wimperge breite Schlitze. Die Rückwand des Gestühls (Abbildung 81) ist durch die in Form von Strebepfeilern hervortretenden Wangen in drei Felder geteilt, welche mit flachem, nur andeutendem Ornament fast ganz gefüllt sind. In der Mitte die Nachbildung eines reichen Fenstermaßwerkes mit Wimperge, seitlich neben dieser dekorativ umgebildete Fialen. Das große Rad im Maßwerk zeigt Fischblasenmotiv, zwischen Wimperge und Fialen links bärtiger Judenkopf (Synagoge), rechts gekrönter Frauenkopf (Ecclesia). Am Felde zur Linken unter einer Maßwerkwimperge der Apostel Jakobus der Ältere im langen Mantel mit Muschel auf der rechten Seite, in der Linken ein Buch, bärtig, barhäuptig und mit Heiligenschein. Rechts neben der Wimperge eine einzelne Fiale wie im Mittelfelde. Auf dem Felde rechts ist, unter ähnlicher Wimperge mit einer fensterartigen, ungeschickt angebrachten Fiale links, in der Höhe ein Christuskopf zu sehen vor einem mit Kreuz belegten Heiligenscheine, während tiefer zwei bärtige Figuren in wallenden Gewändern – offenbar zwei Apostel, jedoch nur der links mit Heiligenschein – mit den Schwurfingern der Rechten nach dem Christuskopfe emporzeigen. Die linke Hand der Figur links halt ein Spruchband mit der Inschrift in gotischen Minuskeln: video domin̅ i celo (Paulus), die der Gestalt rechts aber hält ein Buch.
81. Amelungsborn, Rückseite des Levitensitzes in der Klosterkirche.
Kanzel. Die jetzige in romanischen Formen ist modern; die ältere im Barockstil aus Holz, deren Trümmer noch im Chore liegen, scheint zugleich mit dem Hochaltare unter August Wilhelm angeschafft worden zu sein und befand sich am südwestlichen Vierungspfeiler. Vorhanden ist noch der rechteckige, einst auf eichenem Pfosten ruhende Kasten, mit flachen Relieftafeln auf den drei Schauseiten: Vorn die Darstellung eines Gewitters, Blitze aus Wolken, die einen Baum auf einem Felsen zerschmettern; links Hand aus Wolken über einem baumbewachsenen Hügel, auf dem Haus und Turm stehen; rechts Sonne, die ein Ährenfeld bestrahlt. [Diese Allegorien trugen einst erläuternde Inschriften; an der linken Seite dirigit, vorn frangit, rechts laetificat.]
Die Orgel gleichwie der sie tragende steinerne Einbau an der Westseite sind modern. [Die ältere Orgelempore war von Haarmann auch schon in neuromanischen Formen aus Holz und Gips errichtet. Eine große gotische Konsole mit Fratze (Tafel VII, Nr. 6), welche jetzt ebenfalls im Chorumgange liegt, war hier in der Westwand unter der Empore eingemauert. Eine noch ältere Orgelempore im Westen über sechs Säulen, von denen zwei dicht vor der Westwand lagen, war drei Arkaden weit ins Schiff vorgezogen. Eine Empore für Kirchenbesucher lag im nördlichen Seitenschiffe. Eine Orgel war von einem Minoritenbruder Christian wohl schon vor 1400 gebaut.]
82. Amelungsborn, aus der Inschrift einer Piscine.
Der neue Taufstein unter der Orgelempore hat romanische Formen. Ein älterer von 1592 steht jetzt im Chorumgange, nachdem er eine Zeitlang im Amtsgarten untergebracht worden war (Tafel VII, 1). Noch 1840 stand er über drei runden Tritten und von einem 6 Fuß hohen, achteckigen Eisengitter umgeben im Westen des Kircheninneren. [Das Gitter trug (nach Angabe des Corpus Bonorum) auf sieben Seiten je ein bemaltes Wappenschild. An der Türseite war ein Doppelwappen mit Unterschrift Johannes Grove, oben ein Blechschild mit der Aufschrift: Repar: 1728 Temp. Abb. Christ. Henr., die Seiten links herum zeigten die Wappen 1. von Korvei mit Unterschrift: V. G. G Diedericus v. B. (= Beringhusen, 1585–1616 Abt) erwehlter Abt des Keiser(l.) Freien Stiftes Corvei. 2. im Schilde ein Blumenwerk, als Helmzier ein Mohr; Unterschrift Arend von Berckhausen. 3. im Schilde grüner Baum mit Früchten, auf dem Helm zwei Gaffeln, das Wappen des lüneburgischen Patriziergeschlechtes Töbing, mit dem das Kloster durch Salinenanteile in Verbindung gestanden hat; Unterschrift: Jurgen Tobing, Johannes Seligen Son. 4. Dasselbe mit Statius Tobing, Seligen Johans Son. 5. Dasselbe mit Leonhart Tobing Seligen Leonhards Son. 6. Im geteilten Schilde ein roter Balken im gelben Felde, als Helmzier ein Greif; Unterschrift: Claus Benghals]. Der aus hellem Sandstein gearbeitete, achtseitige, becherförmige Taufstein, 105 cm hoch, ist eingelassen in einen, an einer Seite etwas segmentierten, runden Trittstein. Reiche Verzierung mit Voluten, Rollwerkkartuschen, Flügelköpfen, Fruchtgehängen, dazu die Jahreszahl 1592 und das nebenstehende Meisterzeichen. Auf den Kartuschen Wappenschilde: 1. der Cisterzienser: geschachteter Schrägbalken, gekreuzt mit Abtsstab. 2. Baum vor zwei gekreuzten Abtsstäben (Abt Vitus Buch). 3. Schild dreimal geteilt, einmal gespalten (einst bemalt als herzoglich Braunschweigisches Wappen). 4. Leer (einst bemalt als Halberstädter Wappen, das Herzog Heinrich Julius als postulierter Bischof führte). Über zwei einander gegenüber stehenden Kartuschen mit Blei eingegossene eiserne Zapfenstücke, die wohl mit dem Gitter in Verbindung standen.
Meisterzeichen
In der Nähe dieses Taufsteines stehen jetzt 6 romanische, teilweise reich dekorierte Piscinen aus grauem Sandstein, Reste des romanischen Chorbaues, welche gelegentlich der letzten Wiederherstellung verstreut unter dem Fußboden gefunden wurden. Die Rückseite jedes Stückes, mit Ausgussrille für zwei Becken, ist unverziert, weil sie mit der Wand verbunden wurde. Die verschiedenen Formen sind: 1. Bündel von fünf Säulen (Tafel VII, Nr. 2); Basen breit umgekehrt karniesförmig ausladend mit fallendem Wellenornament. Darüber Band mit Facettenreihe. Romanisches Rankenwerk überzieht in verschiedenen Mustern die Schäfte. Facettenband wie unten auch am Halse. Kelchkapitäle mit wechselnden Palmettenrankenmotiven. An der Außenfläche des obersten, plattenartigen Abschlusses eine nur noch in Bruchstücken lesbare, vertiefte Majuskelinschrift, welche beginnt mit site mundare und endet mit gloria regis erit (Abbildung 82). Höhe der Piscine 96 cm, Breite 47 cm. – 2. (Tafel VII, Nr. 3) Pfeiler mit drei ausgeführten Seiten eines langgezogenen Achteckes. Viereckige Plinte und Wulst, darüber achteckige Kehle und Wulst. Als Abschluss des Pfeilers steile Kehle, die einen viereckigen Wulst mit Aufsatz als Beckenwandung trägt. Äußere Fläche dieses Aufsatzes zottelartig behangen, Rand mit tauförmigem Wulst, die beiden erhaltenen Ecken mit bärtigen Masken. Pfeiler vertikal profiliert mit Tauen und Wülsten, Hauptseite mit Rankenwerk in Sternkreisen. Die rechte Seite des Pfeilers geht unterhalb des hier verkürzten Beckens in eine Konsole über, die etwa eine Tischplatte getragen hat. Sie ist mit drei Seiten vorgeschoben, hat Längsprofile und Ornament aus Blättergerank. Konsole und Becken stark beschädigt. Höhe 98 cm, Breite 52,5 cm. – 3. (Tafel VII, Nr. 4.) Vor einer seitlich mit Sternen geschmückten Rücklage in der Mitte schmaler Pfeilerstreifen, die Ecken seitlich je mit zwei Säulchen ausgefüllt. An der Pfeilerfläche, von einem tauförmigen Rahmen umschlossen, symmetrisches Blättergerank. Die Schäfte der Säulchen tauförmig gedreht, unten mit steilen, unförmigen Basen aus Kehle zwischen Wülsten, diese zu äußerst links gedrehte Taue. Die Schäfte links je mit einem buckelartigen Ansätze oben, rechts vorn mit Kerben. Über den Schäften Plättchen und dicker Wulst, rechts tauförmig und mit Kerbenreihe. Die Kapitäle rechts mit Blättergerank, links in ein einziges Kelchkapitäl zusammengeflossen mit Rosetten und starrem Laubwerk. Der sehr beschädigte Ausgussaufsatz über dem Pfeiler mit Blättergerank, am Rande ringsum ein Tau. Höhe 91 cm, Breite 44,5 cm. – 4. Schmaler Pfeiler vor einer Rücklage, in den Winkeln je ein Säulchen. Basen aus dickem Wulst, darüber steiler Kehle und einem schwächeren Wulste. Schaft aus gewundener Folge von Wulst und Facettenreihe zwischen Leisten. Astragal, Kapitäl mit ineinander geflochtenem Rankenwerk, ebensolche Ranken an der Pfeilervorderseite und am geraden Ausgussaufsatze. Rücklage jederseits mit einer vertikalen Kehle. Höhe 92 cm. Breite 55 cm. – 5. (Abbildung 83, links.) Schlichter Mittelpfeiler und jederseits zwei durch einen breiten Steg getrennte Ecksäulen. Plumpe, attische Basis mit Eckknollen, jetzt als Kapitäl, während sich unten ein verkürztes Würfelkapital befindet. Rohes Stück, das, wie der Augenschein zeigt, für die Benutzung wohl schon von vorn herein umgekehrt worden ist. Höhe 102 cm, Breite 46 cm. – 6. (Abbildung 83, Mitte und rechts.) Zwei im Durchschnitt ein wenig gestelzte Halbsäulen vor einer Rücklage. Basen mit steilem Pfühl unter einem Wulst. Schaft links als Stabbündel, rechts mit gewundenen Kanneluren. Tauförmige Astragale. Fast zerstörte Kapitäle mit Rankenwerk. Die Säulen sind jetzt voneinander getrennt. Höhe 66 cm, Breite 45 cm.
83. Amelungsborn, Piscinen.
[Das Inventar von 1576 erwähnt unter anderen nicht mehr vorhandenen Ausstattungsgeräten auch ein „vfgehangen großes Crucifix an einer Eisenketten“, und „mitten in der Kirchen lichte kronen, mit einem hirs zweige vnd vorgulten Marienbilde.“] Der schöne, silber-vergoldete Kelch von 1478 befindet sich in Negenborn und ist dort beschrieben.
Die Türflügel des nördlichen Seitenschiffes haben Eisenbeschläge wohl der Renaissance. Ranken aus flach aufeinander genieteten oder geschweißten Bändern, welche zwar von den äußeren Flügelrändern aus entwickelt sind, doch ohne Beziehung zu den Angeln. Das Bandwerk ist schwarz, die Nagelköpfe (Rosetten) rot.
Die beiden Glocken sind von 1840 und 1868. [Die Inschriften der älteren Glocken überliefert das Corpus Bonorum. Danach stand an der größeren Glocke einerseits (1706 in der letzten Zeile als Chronogramm) D. P. O. M. Nutu Serenis. Ducis Antonii Vlrici Patriae patris, singulari cura abbatis Johannis Georgii, desiderante priore Johanne Erico reparata anno, quo „CaMpana hacC nostro sIt renoVata Deo“; an der anderen Seite:
Ich ruf und bin doch stum, ich zeig und kann nicht sehen,
Wer meiner Stimme folgt, der wird zur Kirche gehen,
Gott loben und sein Wort mit Fleiß und Andacht hören,
Von Bösen lassen ab und sich zu Gott bekehren.
Am Rande las man: Christ. Lud. Meier gos mich zu Braunschweig. – An der kleinen Glocke von 1722 stand:
Als August Wilhelm stund in Braunschweigs Fürstenorden,
Als Christian Heinrich Abt an diesem Closter war
Und Joh. Wilhelm man zum Prior stelle dar,
Bin mit dem Gottes Haus ich auch verneuert worden.
Am Rande: C. L. Meier G(oß) M(ich) Z(u) Braunschweig.]
Grabsteine. 1. Im Chore südlich zwischen dem ersten und zweiten Pfeiler von der Vierung das Grabdenkmal aus rotem Sandstein eines Ehepaares des gräflichen Eversteinschen Hauses. Schwerfällige Arbeit vom Ende des XIV. Jahrhunderts (Abbildung 84). Die etwa lebensgroßen Figuren sind in starkem Hochrelief ausgeführt und liegen, der Mann links, die Frau rechts, unter einem Maßwerkbaldachin auf der tumbenartig erweiterten Chorbrüstung, wozu den Übergang an den Längsseiten eine Schräge über einer auch an der Kopfseite herumgeführten Kehle bildet. Vor den Füßen ist Platte und Untersatz bis fast an den Pfeiler verlängert. Breite 123 cm, Länge vom Fußrande der Figuren bis zur Höhe des Baldachins 250 cm. Vermutlich lag dieses Grabmal noch 1840 im Chor vor der Vierung und neben dem damaligen kleinen Altare. Die Köpfe ruhen auf Kissen. Der barhäuptige Graf trägt halblange Haare mit spitzem Vollbart, Lederkoller, vorn mit Knopfreihe, darunter Kettenhemd, an Armen, Beinen, Knieen und Füßen Panzerplatten. Ein Gürtel mit einer Reihung von mit Vierpassen ausgefüllten Kreisen umgibt die enge Taille. Die Linke ruht auf einem Wappenschilde mit dem eversteinschen nach heraldisch rechts schreitenden gekrönten Löwen. Die Rechte fasst auf den Griff des Schwertes, das senkrecht zwischen den Beinen steht. Die Füße ruhen je auf einem Löwen. – Die Frau trägt über dem Untergewande einen faltenreichen Mantel, vor der Brust an einem Bande ein Schild mit fünfblättriger Rosette, Kinn- und Kopftuch. Die Hände liegen nach oben gegeneinander gerichtet vor der Brust. Die Faltenrichtung ist die einer stehenden Figur. Die Füße ruhen je auf einem Hunde. Der ursprünglich über den Häuptern angebrachte, aus einem Stück gearbeitete Baldachin ist jetzt zur Seite gestellt. Er war unvollendet geblieben und ist neuerdings leider ersetzt in der Absicht, am neuen Stück die am alten unterbliebene Arbeit auszuführen und zu verbessern.
84. Amelungsborn, Eversteinsches Grabmal.
2. Gedenkplatte des Abtes Steinhover am Ende des nördlichen Seitenschiffes neben der Orgelempore, aus rotgrauem Stein, Höhe 248,5 cm. Breite 154 cm. Auf der Vorderseite in einer mit Beschlagwerk und Rollwerk verzierten Pfeilerarkarde das Reliefbild des Toten in ganzer, etwa lebensgroßer Figur mit Knierock und Talar. Zur Rechten langes, vor die Arkade vortretendes Kruzifix über einem Schädel. Auf dem Pfeilergesims rechts eine Kartusche vor zwei gekreuzten Abtsstäben und unter einer Bischofsmütze, darauf das Wappen des Abtes, ein von einem Bischofsstabe durchbohrtes Herz; das Stabstück vor dem Herzen ist von einer Schlange umwunden. Unten links vor der Arkade Rollwerkschild ebenso vor gekreuzten Abtstäben und unter Bischofsmütze; im Schilde das Wappen der Cistcrzienser: geschachteter Schrägbalken von heraldisch rechts oben nach links unten, vor einem Bischofsstabe. Unten vor dem rechten Arkadenpfeiler Kartusche mit einer Eule auf einem Stocke in einem Kreisbande (Sinnbild der Klosterschule?). Umschrift: Anno Domini 1588 die 31. Julii placide obiit reverendus pater et doctissimus vir dom. Andreas Steinhower Anglus, qui abbatis officio in hoc monasterio laudabiliter annos 33 functus est, cuius corpus hic in pace requiescit. Amen. Unter dem Bilde breite Schrifttafel mit Rollwerkrahmen und den Versen:
Anglia dat nobis, Roma Luthere relicta
Urbem dum repetis Leucoream (= Wittenberg), huncce virum,
Reginam Anglorum Hispanus qua classe fatigat
Quaque draco hanc pellit, sternit amara dies.
Is, quia pontificis Romani dogmate pulso
Accessit Christi vocibus, astra terit.
Einige auf dem Stein unleserlich gewordene Stellen sind nach den Angaben im Corpus Bonorum ergänzt; die Verse nehmen an, dass Steinhover, unter dem das Kloster protestantisch wurde, am gleichen Tage starb, wo die spanische Armada zugrunde ging. – Die fünf folgenden Gedenksteine sind an der Außenseite des nördlichen Seitenschiffes angebracht:
3. Rote Sandsteinplatte in der Art der in den Feldern aufgestellten Sühnsteine. Die rohe Verzierung, meist in vertieften Umrissen, zeigt in der Mitte ein Kreuz in einem Kreise, daneben jederseits ein mit der Spitze ihm zugekehrtes Beil. Länge 180 cm, Breite 59 cm.
4. Sehr zerstörte Gedenkplatte aus rotem Sandstein. In einer flachen Nische lebensgroßes Reliefbild eines Mannes in weltlicher Tracht vom Ende des XVI. Jahrhunderts. Oben rechts ein Wappenschild. In der Unterschrift ist der Name Jobst lesbar.
5.–7. Drei Grabsteine aus den Jahren 1715, 1729, 1745.
[Von den nicht mehr vorhandenen Grabdenkmälern ist zu erwähnen: a) Leichenstein im Kreuzgang bei der Kirchentür gegen Westen mit Aufschrift: Anno Domini M·CCCI·V. Nonas Maii obiit Lippoldus miles dictus Noy (?), cuius anima requiescat in pace (Merian, Seite 43. Brauschweigische Anzeigen 1757, 88tes Stück). – b) Grabschrift des Abtes Werner von Werder(de Insula) von 1488:
De Bodewerd natus, Wernerus hic tumultatus,
Abbas undenus, sit coelica gaudia plenus.
(Leuckfeld, Seite 42). – Ferner vier Grabsteine der Familie von Hake: c) für Martin Hake, der als Laienbruder im Kloster starb, mit Aufschrift: Anno Domini millesimo CCCCLX obiit strenuus famulus Martinus Haken, cuius anima requiescit in pace. Amen. Er selbst war dargestellt in der Kutte knieend, mit betend erhobenen Händen vor einem aus Wolken herabgereichten Kelche. Der Stein stand in einer Kreuzgangskapelle. (Geschichte der freiherrlichen Familie von Hake, Seite 105.) – d) im Kreuzgang für Hartung Hake, Erbherrn von Buchhagen, Bodenwerder und Dassel, mit Aufschrift: Anno Do̅n̅i, 1580 den 8. Octob. ist der edel und ehrenveste Hartung Hake von düssem Jammerthal abgescheden und in Gott entschlaven. Des Seele Gott gnädig sy. (am angegebenen Ort, Seite 156 und Braunschweigische Anzeigen 1757, 88tes Stück). – Daneben der Grabstein seiner beiden Gemahlinnen: e) der Walpurgis von Pladeisen, mit Aufschrift: Anno Domini 1566 den 11. May ist gestorven de erbare und de vel dogenthaffte fromme Walborch Pladise, Hartunck Hackens gewesene housfrouwe, de Seele Gott gnädig sy. (ebenda). f) der Anna von Münchhausen, mit der Grabschrift: Anno 1589 den 28, Februar ist die edle und tugentsame Anna von Münchhausen, Hartunck Hacken Wittwe, in Christo entschlafen. Sie war auf dem Steine betend dargestellt und darunter die Worte:
Haec pie vixit, coluit maritum,
Filium recte docuit benignum,
Deus hoc scivit, radiante coelo
Ergo locata.
(am angegebenen Ort, Seite 157). – g) Gruftplatte des Abtes Steinhower mit Aufschrift: Ossa, quae hie tegit cippus, sunt Andreae Steinhower (Braunschweigische Anzeigen, am angegebenen Ort). – h) Im Chore das Grab des Abtes Christian Behme (des Wiederherstellers der Westfront 1717) mit zwei Frauen und einem Kinde. – i) Einige Rektoren der Schule, ein Kantor und andere.]
85. Amelungsborn, Lageplan von 1756.
Klosterbauten.
Die um die Kirche gruppierten Gebäude sind noch jetzt von einer Mauer umschlossen (vergleiche den Lageplan (Abbildung 85), die ihrem wesentlichen Umfange nach auf die Erweiterung des Klosters im Anfange des XIV. Jahrhunderts (vergleiche Seite 119) zurückgeht. Von den wenigen erhaltenen Bauten ist der sogenannte Stein der interessanteste (Nr. 6 des Lageplanes). Er besteht an den beiden abgewalmten Giebelseiten und der östlichen Langseite aus rotem Bruchsteinmauerwerk; die Westwand über dem Keller ist aus Eichenfachwerk mit einst vorgebautem, jetzt ganz verändertem Obergeschoss. Eine horizontal durchlaufende Riegelholzprofilierung und Profilansätze unter den Zapfenlöchern der fehlenden Knaggen sind noch erkennbar. Der Keller an der Westseite ist mit einer mächtigen, unter dem ganzen Gebäude fortlaufenden Tonne überdeckt. Der jetzige Eingang liegt an der Nordseite über mehreren Stufen. Oberhalb desselben ist ein spitzbogiges, von anderer Stelle offenbar hierher versetztes Bogenfeld eingemauert mit Lamm und Siegesfahne zwischen zwei Blättern im Flachrelief. An der südlichen Giebelwand der Rest eines weit jüngeren Hochreliefs: Kruzifixus zwischen Maria und Johannes. Im Inneren an der Ostseite ein Gang durch das ganze Gebäude mit einem gotischen Scheidebogen über Wandpfeilern (schwerlich der Westflügel des Kreuzganges). Die Kanten der Pfeiler sind abgekehlt, die Kehlenendigung ist oben mit Blättern gefüllt. Im Gange an der Südseite Kellertür mit einem von anderer Stelle hierher versetzten Sturze, an seiner Kante ein Stab mit Wiederkehr nach unten, darüber ein Kreuz. Neben diesem Gange nach Westen mehrere, jetzt verbaute, große Räume. Ein kräftiger hölzerner Ständer mit Streben und Holm zur Unterstützung der Balkendecke ist stark abgefast und der Länge nach mit Kehlen und Wülsten versehen, ebenso der Holm. Am viereckigen Sockel an einer Seite in einem Kreise ein Dreipass um eine schräg gelegte Wappentartsche mit zwei gekreuzten, in Dreiblättern endigenden Abtstäben, auf zwei Nasen Rosetten, alles flach auf vertieftem Grunde (Abbildung 86). In einer Fachwerkzwischenwand spitzbogige Tür, eingefasst mit Linienornamenten aus verschlungenen Stäben und Bändern an den Kanten und dem Sturz (Abbildung 87). In den dadurch gebildeten Kreisen auf den den Sturz überragenden Ständerenden das Monogramm Christi und Marias. Die Tür ist an der anderen Seite eingefasst von tiefer Kehle zwischen zwei Wülsten, deren äußerer unten und oben in einen Kreis verschränkt ist. Vermutlich sind dies die Speiseraume des Konvents gewesen. An der Südseite des Hauses niedriger Anbau mit rundbogiger Tür und südlich einem großen Kragstein. –
86. Amelungsborn, Ständer im Refektorium.
Erhalten ist ferner das Haus Nr. 4 des Lageplanes von 1756, damals Rektor- und Kantorhaus, ein zweigeschossiger Massivbau des XVIII. Jahrhunderts mit rechteckigen Fenstern. – Abseits liegt noch die sogenannte Priorei (Plan Nr. 12) und das innere Torhaus (Nr. 14), jenes 1756 das Voigtshaus, aus gotischer Zeit, zweigeschossig aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern; an der südlichen Längsseite im Oberstock rechteckiges Fenster mit seitlich flach gekehltem Teilungskreuz, ein ähnliches mit zerbrochenem Kreuze an der Nordseite. Vermauerte Türen an der östlichen Giebelseite im Erdgeschoss, und ebenda im Oberstock mit spitzbogigem Schluss und Kantenprofil; innen ein schlichter Kaminmantel. Von dem hier verschwundenen Anbau an der Südostecke ist erhalten eine gefaste Pfeilervorlage und Konsole aus zusammenlaufenden Rippen unter einer Platte. Ein großes, verbautes Fenster auch im Oberstock der westlichen Giebelseite, davor im Innern zwei Fenstersitze. – Das Torhaus (Nr. 14; Abbildung 88) ist ebenfalls gotisch und aus rotem Bruchstein mit Quadereinfassung an den beiden sichtbaren westlichen Ecken; die östlichen Ecken verlaufen in einen neuen Stallanbau. Der spitzbogige Doppeldurchgang – für Wagen (verbaut) und Fußgänger – geht neben der westlichen Giebelwand quer durch das Haus. Das südliche Fußgängertor, mit Rosette ah der Spitze, wird jetzt als Haustür benutzt; in der Durchfahrt ein runder, roh gearbeiteter Kopf mit Strahlenkranz. Über dem an der Nordseite auch verbauten Personeneingang, der den Ankommenden entgegenschaute, eine gotische, jetzt leere Statuennische mit Wimperge und Maßwerk, eingefasst von übereck gestellten, fialengeschmückten Pfeilern, weiter oberhalb eine Wasserschräge zum Schutz der Nische. An der Innenseite des abgewalmten Westgiebels Teile eines Kaminmantels. – Am Schweinestall, von anderer Stelle verschleppt, ein Ornamentstein mit der Jahreszahl 1745 in einem Kranze aus zackigen Akanthusblättern. Einige altere Werkstücke sind in dem Schuppen westlich bei dem Hause Nr. 4 verbaut. –
87. Amelungsborn, Tür im Refektorium.
Das beschriebene Torhaus bezeichnet noch den Zugang zu dem bis 1304 allein umfriedigten innersten Klostergebiet. Die damals ausgeführte Erweiterung wird noch jetzt von der alten Klostermauer umschlossen. Aber auch das erhaltene innere Tor ist schon eine gotische Erneuerung. Die äußere Mauer hat an der Ostseite eine spitzbogige, jetzt unbenutzte Einfahrt und daneben eine Fußgängertür, die Gewände mit leicht gerundeten Kanten. Südlich dabei alte, rechteckige Fensteröffnungen und an der Innenseite ein Kalkofen. Neben einem Mauereinschnitt im Süden, der sogenannten Priorpforte, liegt eine kleine, im Stichbogen geschlossene Nische mit Türfalz; in derselben Richtung weiter südlich unterhalb der Außenmauer in der Verlängerung der ehemaligen Hauptgebäude die Mündung eines im Inneren verfallenen unterirdischen Ganges. Das Haupttor, in der Nordmauer, stammt in seiner jetzigen Form aus dem XVIII. Jahrhundert. Es ist eingefasst von Quaderpfeilern, die eine Barockkartusche mit C unter Herzogskrone tragen (Herzog Karl I.). Rechts neben dem Tore ebenfalls ein Reliefstein: Mönch mit zwei gekreuzten Hirtenstäben vor sich, deren vorderen er in der Rechten hält; in der Linken ein Buch (Sankt Bernhard, der in protestantischer Zeit fast durchweg das Wappenbild des Klosters ist, während früher eine thronende Maria als Wappenzeichen diente); seitlich dicke Fruchtgehänge und Wulst mit Platte oben und unten. [Die ältere, 1308 besonders erwähnte Anlage dieses äußeren Tores ist auf dem Merianschen Stiche (Abbildung 72) zu erkennen. Es war gleich einem Festungstor aus der Mauer zurückgezogen, zwei Maßwerkfenster links neben dem Durchgange werden zu der bei den Cisterziensern an dieser Stelle üblichen Frauenkapelle gehört haben. Das innere Tor trägt auf diesem Bilde einen Fachwerkaufsatz.] – Dem Haupttore gegenüber an der Landstraße liegt der ehemalige Kammerkrug, ein stattlicher, zweigeschossiger Bau aus verputzten roten Bruchsteinen mit Eckquadern und Giebelerker. Die Fenster haben rechteckige Gewände. In der Mitte der Front das Monogramm des Herzogs Karl, ein doppeltes C unter Herzogskrone, darunter ein Täfelchen mit der Jahreszahl 1764. Der ältere Krug an gleicher Stelle war aus Fachwerk (Lageplan Nr. 16).
Zerstreute Ziersteine. Den verschwundenen romanischen Hauptgebäuden im Süden der Kirche mögen Zierstücke aus grauem Sandstein zuzuweisen sein, die jetzt im Chore aufgestellt sind, Sie zeigen sämtlich nur einfache, ja rohe Ornamente. Vier Würfelkapitäle (Tafel VII, Nr. 5) von je etwa 50 cm Seitenlänge mit Halsring sind belegt mit palmettenähnlichem Akanthusblattwerk , das an einem Stücke sich der Bildung eines korinthischen Kapitäls nähert, ein andermal mehrere Blattreihen über einander bildet, auch in einem Falle geteilte Seitenflächen zeigt, deren jede mit vier gegen einander gekehrten, in Seitenansicht gesehenen Blättern bedeckt ist; am vierten Kapitäl läuft das Blattwerk, von einer mittleren Einschnürung jederseits, nach oben fächerförmig, seitlich büschelartig auseinander. Ihrer Größe nach sind diese Kapitäle am leichtesten als Gewölbestützen eines Versammlungsraumes zu erklären; sie dienten vor der letzten Wiederherstellung der Kirche als Basen einer romanisierenden, vom Kreisbaumeister Haarmann eingefügten Orgelbühne. – Aus gleicher Zeit und von gleicher Arbeit sind die dabeiliegenden, vom Schaft abgebrochenen Kapitäle und Basen dreier Säulen, die wohl zu Fensterteilungen gedient haben. Die Kapitäle, jedes mit Halsring, haben oben 25 cm Breite (Abbildung 89); zwei davon sind völlig gleich gearbeitet mit geraden Seitenflächen, nach unten abgeschrägten und mit Rillen besetzten Ecken und auf jeder Seitenfläche zwei, demselben Stiele sich entrollenden Spiralen. Das dritte Kapitäl ist würfelförmig mit jederseits zweimal abgesetzter Halbkreisfläche. Die etwa 28 cm breiten Basen (Abbildung 90) sind zusammengesetzt aus Kehle über dickem Wulst mit Eckknollen auf einer Plinthe; mit einer ist auch noch ein Teil des achtseitigen Schaftes verbunden. – Ein anderes, sehr beschädigtes Würfelkapitäl, von der Form des zuletzt genannten, hat eine Breite von 34 cm und damit verbunden noch einen Stumpf des Schaftes. – Dabei steht ferner der obere Teil eines Wangenstückes, das verziert ist an einer Schmalseite mit einer Halbsäule, deren Würfelkapitäl in sehr plastischer Arbeit aus zwei verschlungenen Blättern gebildet ist, die mit dem Stiel den Halbkreis umfassen. An der anderen Schmalseite dagegen sitzt eine gotische Konsole und als oberer Abschluss ein nur seitlich profiliertes Kämpferstück aus Wulst und Kehle; Höhe 81,5 cm, Breite etwa 40 cm. – Vielleicht ebenfalls zu einem Gewände gehörte eine Platte, deren Schmalseite geschmückt ist in einem flachen rohen Relief mit einem gleicharmigen, in der Mitte und auf den Armenden mit je einem Kreise (Buckel) verzierten Vortragskreuz auf einer Stange, über dem noch eine achtblättrige Rosette unter lilienartigem Blattornamente die Fläche füllt (Abbildung 90). Seitlich eine zerstörte Rosette und vorn jederseits Falze für Einlagen; Höhe 117 cm, Breite 31,5 cm. – Endlich liegt dabei noch ein quadratischer Kämpferblock von 64 cm Breite und 21 cm Höhe aus einer Platte und vier einander überragenden Schmiegen. Alle diese romanischen Reste außer den vier großen Kapitälen wurden mit den früher besprochenen romanischen Piscinen während der letzten Wiederherstellung im Boden des Chorumganges gefunden; danach scheint es, dass beim Abbruch der romanischen Chorpartien – was auch Überlieferung und eine Karte von 1729 wahrscheinlich machen – Teile der anstoßenden Klostergebäude gleichfalls verschwanden und bereits in der Mitte des XIV. Jahrhunderts beim Chorumbau zur Füllung des Bodens benutzt wurden.
[Allerdings sprechen die Urkunden nur vom Neubau der Tore und Ringmauern (vergleiche Seite 119); dazu berichtet Leuckfeld, dass 1309 Abt Giseler „sein Closter, so gleichsam gantz neu wieder aufgeführet und erweitert worden, durch den Hortensischen Bischoff Hildebrand von Saldern und zwar am 15. Oktobr. in die Ehre der Jungfer Mariae und des Heil. Pancratii wieder hat einweihen lassen“. Grotefend (Werlesche Forschungen, Mecklenburgisches Jahrbuch LXIV, Seite 261 ff.) weist darauf hin, dass diese Angabe auf Grund der beigefügten Zeugen höchstens für 1409 gelten könne. Immerhin also mögen die verworrenen Überlieferungen einen geschichtlichen Kern enthalten. Der Stein (vergleiche Seite 142 f), hat ja wesentlich gotische Formen. Mit ihm verbunden war bis 1835 (vergleiche den Riss von 1729 in der herzoglichen Plankammer und Abbildung 85) der nördliche Flügel des Kreuzganges, der von der Kirche etwas abgerückt war, vielleicht wegen eines beabsichtigten gotischen Umbaues auch des Langhauses. Weiter folgte nach Osten 1756 die Schule (Nr. 3), noch 1729 Schlafhaus genannt. Dieses Schlafhaus stieß an das Querhaus und die ersten drei Joche des südlichen Chorseitenschiffes. Am Querschiffe sieht man noch Kragsteine und weiter oben eine Giebellinie. Der diesem „Dormitorium“ vorliegende Kreuzgangarm war noch 1729 größtenteils vorhanden, der südliche Flügel des Kreuzganges fehlte schon damals. Eine Kapelle lag am Kreuzgange in der Nähe der Kirchentür, wohl da, wo vor der Nordost-Ecke die Pläne einen rechtwinkligen Vorsprung in den Hof zeigen. Auch ein großer Teil des westlichen Kreuzgangflügels, verbunden mit dem „Stein“, ist noch auf den Plänen verzeichnet; aus ihm trat, wie es scheint mit vier Seiten eines Sechsecks, ein Brunnenhaus vor. Alle Kreuzgangsreste hatten Strebepfeiler gegen den Hof. – Die Gebäude Nr. 8 bis 11 des Planes von 1756, meist aus Fachwerk und teilweise auch auf Merians Stiche (Abbildung 72) erkennbar, sind abgebrochen, das Brauhaus Nr. 7 ist durch einen Schuppen ersetzt. Ebenso sind die Wirtschaftsgebäude Nr. 15 erneuert.]
[Ein 1576 aufgenommenes Inventar (Landeshauptarchiv) zählt die Klosterräume mit der Einrichtung auf, leider ohne den Zusammenhang anzudeuten. Danach gab es damals 15 meist unbewohnte Zellen, außerdem Räume, die dem Herzog, Abt, Kapellan und anderen Bediensteten zur Verfügung standen. Auch wird ein „Rembter“ angeführt, verschiedene Säle und der Kreuzgang mit 39 Fenstern. Des Herzogs Räume hatten die beste Ausstattung: „Auff M. G. F. vnd Hern Hochloblicher gedechtnus Hertzogen Heinrichs gemach: Dische mit Öhern Blade (1; = T. mit Ahornplatten?), Lehne bencke an die Halbe vmbher bespannedt becledet vnd bebencket (2), Lehne stule (2), Geine (?) stule (1), Eissen Kacheloue halb von Eissen (1), Thür mit einer Klincken (1), Handtbecken vnd kannen … … Stückgut (2), Missingen Leuchter (3), Missingen Leuchter mit Zifen (1), Zinnen Salzvas (1), Eisern schuffeln vor den kachelouven (1), fenster (12), Die forderste thur mit 1 schloß (1); Schlaf Kammer dabei: Thür mit einer Klinken (1), Disch mit Öhern bleden (1), Beddespundt vordecket (1), Bedtspundt vnvördecket (1), angesetzte bencke (1), Thuer mit einer klincken vor dem heimlichen gemach (1), Vnder bedt (2), vber bedt (2), Pfuele (2), Heuptkussen (2), alte Sallnus Decken (2), fenster (8).“ „Im Neiven hauß“ befanden sich nochmals Räume für den Herzog und die Herzogin. In der Küsterei waren ,,beslossen vnd vorpitscherdt in Einer alten Kisten: Alte geschriebene Missalbücher (18)“; außerdem waren da vorhanden „gemeine Diaken Roecke in wulle gewirket (2), Alben (4), Alter Rock vnd Violbrunwullen kasel, mit einem grunen Kreutze (1), guldin Kasel in Rodt gewirket (1), Aldt guldin Kasel in Blaw gewirket (1), Roth Dammast Kasel mit einem guldin Krutze (1), Rodt Dammast Diaken Rock mit golde (1), Blaw Carteken Diaken Rock (2), Blv gelbe Diaken Rocke von seiden arresch (2), Braun … Diaken Rocke (2), Gulden Cohrkappen, in Rodt gewirket mit einer großen Christallen (1), Mehr gele vorblumte Corkappen von linnewandt (1), alte grune vorblumte Corkappen mit einem Christallen Kopf (7), weiße alte panem Casel mit bluven Chrutzen (4), Gaer alter Casell (1).“ Dem Abt war ferner zum Gebrauch gelassen: „grunen vorblumten Kasel mit golde (1), Blaw Carteken Casel (1), alter gewirkter Casel mit aller Zubehörung (1).“ Endlich wurden in der Bibliothek 321 „alte pergimenten, auch pappiren, beschlagene, geschriebene vnd vber geschlagene Bücher klein und groß“ erwähnt, „sein scholastica vnd andere papistische Bücher.“]
Brunnenschale. Nördlich vor der Kirche gegenüber dem Tore steht eine als Tränke benutzte flache Schale aus rotem Sandstein über einem runden, mühlsteinartigen Fuße. Der Schalenrand mit vorspringendem Wulste umschließt einen Kreis von etwa 2,40 m Durchmesser. Die Verwitterung des Steines deutet auf ein ziemliches Alter. Vermutlich gehörte diese Schale ehemals zu dem Brunnenhause des Kreuzganges (siehe Seite 147); dieser „fons“ ist im Nekrologium, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1877, Seite 62 erwähnt, und war danach spätestens Ende des XIII. Jahrhundert schon vorhanden.
Geschichtliches. 891/1037 gab hier ein Falchardus an Korvei 30 jugera et 1 jurnalem, vielleicht dieselbe Hufe, die Korvei 1190/1198 an Amelungsborn vertauschte. Amelungsborn erwarb in der Folge das ganze Dorf, das größtenteils zur Herrschaft Homburg als hildesheimsches Lehen gehörte; so schon 1166 vom Herzoge Heinrich eine curtis, 1186 den Zehnten, bisher Eigentum der Kirche in Stadtoldendorf, Lehngut der von Haversförde 1302/1312 36 Morgen und 1358 endgültig 3 Hufen, 1363 das wüste Gut Johanns von Gustede, ein korveisches Lehen. 1493 war das Dorf wüst, das daher nur noch ideelle Recht auf die Dienste stand Amelungsborn zu. Im späteren Mittelalter waren die Bauern nach dem Everstein dingpflichtig (Forster Landgerichtsprotokoll 1575), gehörten also zur Grafschaft Everstein. Unter Herzog Heinrich dem Jüngeren (1514–1568) ward der Ort gleich mehreren anderen des Kreises wieder besiedelt und gehörte zunächst mit der ganzen Gerichtsbarkeit zu Fürstenberg, dann zu Allersheim. Amelungsborn hatte 1755 dem Fünften von 323, den Zehnten von 468 Morgen, in die Gutsherrschaft aber teilte sich damals das Kloster mit Allersheim. Noch um 1600 befand sich im Orte weder Kirche noch Pfarre, später, wohl 1653, wurde die Kapelle mit einem Turm verbunden und zur Kirche geweiht Die Pfarre ist mit dem Diakonat in Stadtoldendorf vereinigt, Patron ist der Abt von Amelungsborn.
Dorfanlage von Ost nach West gestreckt haufenförmig mit der Kirche im Osten. Flurkarte 1755 von Christian von Heine. Damals 1 Vollmeier, 1 Dreiviertelmeier, 2 Halbmeier, 7 Großköter, 2 Halbköter (um 1600 drei Ackerleute, neun Köter). Einwohnerzahl 1793: 393, 1905: 617.
Die Kirche besteht aus einem größeren östlichen Teile in Fachwerk und einem kleineren westlichen aus Bruchstein. Das Innere bildet einen einzigen, flachgedeckten Saal mit stärkeren Balken im Westen und ebenda mit Empore über vier starken Ständern, deren acht Seiten leicht kannelurenartig eingezogen sind. Das Dach ist mit Sollingsplatten belegt. Der Eingang befindet sich an der Westseite mit Inschriftplatte in Antiqua: Joachim · Grvpen · Albert · Borchers · Altaristen · Anno 1653. An der Westwand links kleiner Inschriftstein mit M. Hans Schrader Mavrrer vo̅ Linse. Das Turmuntergeschoss aus Fachwerk über diesem massiven Kirchenteil ist jetzt im Kirchendache versteckt. Es ist quadratisch, mit Perlstab an der Schwellenkante und Konsolenreihe über Zahnschnitt am Füllholz. Das zweite Turmgeschoss ist achtseitig. Auf der Helmspitze Kreuz und Hahn.
Ausstattung. Altarkanzel um 1800, mit Ölbild auf Leinen: Kruzifix mit Magdalena am Kreuzesstamm. [Im Corpus Bonorum von 1750 heißt es vom älteren Altar, er sei aus Stein, mit geschnitztem, schwarz-, weiß- und goldbemaltem Holzaufsatz, in der Mitte ein Abendmahlsgemälde. Neben dem Altare südlich der Beichtstuhl, oben mit hölzernem Gitterwerke. An der Nordseite des Altares befand sich ein 1664 von Bruno Höfer geschenktes Bild mit dem Jüngsten Gerichte, an der Südseite ein anderes mit dem Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes. Auf dem Altare ein laut Inschrift von Catharine Sophie Steymel geschenktes Kruzifix. Die Kanzel war bemalt und mit den Bildern der vier Evangelisten verziert.]
Grau bemalter Taufstein mit rundem, nach oben etwas eingezogenem Schaft, kleinem, 43,5 cm breitem Beckenaufsatz mit Zahnschnitt und Karnies. An Schaft und Basis in Antiqua eingehauen: Lasset di Kindlin zv mir komen vnd beret inen nicht, den solger ist das Reich Gottes. Marcvs X. [Ein messingenes Taufbecken wurde 1747 geschenkt. Am Rande stand: Marie Elisabeth von Wobersnau anno 1657.]
Kelche. 1. Aus Silber, 21,4 cm hoch, schlicht, barock. Braunschweigische Beschau (Löwe) und Meistermarke EM. Am Fuße graviert [Henrich Julius Jäger, Pastor] Für die Kirche zu aorholzen. – 2. Aus Glas, 21,7 cm hoch, Becher mit zwei eingravierten Kruzifixen, aus deren Wunden das Blut in zwei Kelche rinnt.
Zwei Leuchter aus Gelbguss, 28 cm hoch, unter dem Fuße graviert: H·D (= Hermann Doormeyer) A·D (= Anna Drümanns) Arholtzen 1681.
Glocken. 1. Durchmesser 50,56 cm, an der Flanke sechs Inschriftzeilen in Antiqua: In · Honorem · ssae · Triadis · regnante · imperatore · Rvdolpho · 2 do · Augusto · invctissimo · R̅dmo · illmo · dn̅o · Henrico · Jvlio · Brvnopolensivm · et · Lvnebvrgensivm · principe · Presvle · Amelvnzbornsi · dn̅o· Anthonio · Georgy · Preside · Fvrstenbergensi · Nicolao · Thesmaro · campana · haec · fvsa · et · comparata ·est · svmptibvs · inhabitantivm · hvnc · pagvm · Aroldissen · Anno salvtis · 1610 goes · mich · Diederich · Mente · Lobet · den · Herrnn · in · seinem · Heiligtvmb. – 2. Von etwa 72 cm unterem Durchmesser. Am Halse Akanthusband. An der Flanke Naturblatt und Inschrift in Antiqua: Henrico Julio Jägero pastore, Johan Levino Grupen et Joh. Dormeyer eccles. Aroltz. antist. haec campana fusa est incolarum sumpl (so!) ibus anno 1704. Am Schlage: Christi. Ludew. Meyer gos mich zu Braunsw.
91. Arholzen, Hof Nr. 15 von 1799.
17 Einhäuser des Typus I aus den Jahren 1601–1827. Darunter: Nr. 5 von 1601, der Giebel vorgekragt mit Fase an der Schwelle und leicht gekehltem Füllholze, Wohnräume rechts vorn. Nr. 23 von 1636 mit rundbogigem Tor an jeder Giebelseite, das von zwei flachen, unten zur Seite abgeknickten Tauen eingefasst ist, zwischen denen am Nordtor noch ein Band aus Sternen liegt. Neben dem Südtor die Wohnräume, rechts mit einer Frontverlängerung, die an der freien Längsseite als Auslucht mit besonderem Giebel sich darstellt; ihr Giebel ist vorgekragt mit Perlstab an der Schwelle, Konsolenreihe über Zahnschnitt am Füllholze; ebenso die beiden Hauptgiebel, der südliche ist nur verschalt, der nördliche gefüllt; hier am Sturz unter einem nur noch zur Hälfte erhaltenen Konsolensims die Inschrift, teils in Antiqua, teils in Fraktur: Joachim Grvpen. Maria Pvtker. Anno 1636. Gottes Gvte vnd Trvw ist alle Morgen nevwe. Über der Tormitte Stern und den 15. Apirli (so!), ebenda oben am linken Torständer Zimmermannszeichen aus zwei gekreuzten Hacken mit A. B. – Nr. 34 von 1680, Giebel vorgekragt mit Fase an Schwelle und Füllholz. – In die Mitte des XVII. Jahrhunderts gehört Nr. 23, der Giebel ist vorgekragt mit Konsolenreihe an der Schwelle über einer breiten, gekerbten Fase, und ebenso am Fallholz, das Tor ist eingefasst von zwei flachen Kehlen und zwei flachen Tauen im Wechsel, die unten zur Seite geknickt sind, die Wohnräume lagen ursprünglich nur vorn links, jetzt auch rückwärts in einem besonderen Anbau; auf der Däle vorn rechts verbaute alte Stallöffnung; die Leibzucht von 1779 hat Typus V, die Giebelfront ihrer Wohnseite ist vorgekragt im Oberstock und zweimal im Giebel mit gerundetem Fallholz und Fase an den Schwellen. – Nr. 1, wohl auch aus dem XVII. Jahrhundert. Der große Bau ist ganz mit Sollingsplatten verhängt. Die Wohnräume vorn haben links eine Auslucht mit vorgekragtem Oberstock und Giebel, ebenso der Hauptgiebel; das Tor ist mit einem Perlstab eingefasst; ebenso die Scheune von 1670; die Leibzucht ist eine Giebelfront von 1738 ohne Däle, Oberstock und Giebel vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Spruch an der Oberstockschwelle. – Auch Nr. 2 gehört noch dem XVII. Jahrhundert an, der Giebel ist vorgekragt mit Fase an der Schwelle ohne Füllholz; auf der Däle rechts vorn alte, verbaute Stallöffnung, in der Dälenrückwand Tür mit Vorhangbogen; die Wohnräume vom links haben eine jüngere Auslucht, am Toreckstein zum Halten des Sülls die Jahreszahl 1784. – Nr. 16 von 1726, Oberstock und zweimal der Giebel vorgekragt mit gebauchtem Füllholz und Fase an der Schwelle; am Torsturz Herz, dem kleine Ranken entwachsen, an den Zwickelstreben dürrer Rankenstab, Torkante mit Stab, der unten zur Seite geknickt ist, in der Giebelspitze Dreiecksbohle; die Wohnräume liegen links vorn; gegenüber dem Hause eine teilweise als Leibzucht dienende Längsfront aus verschiedenen Zeiten, Dälentor mit der Jahreszahl 1797. – Nr. 32 von 1778, Oberstock und Giebel leicht vorgekragt. Nr. 7 von 1783 mit Karniesprofil unter Oberstock und Giebel, dazu ein Kröppelwalm. Nr. 15 von 1799, flache Vorkragung von Oberstock und Giebel über durchlaufendem Karniesprofil, im gefüllten Giebel eine Riegelwerkmusterung, alte Frontverlängerung nach beiden Seiten, aber Wohnräume nur links (Abbildung 91). Nr. 25 von 1803, ebenso profiliert, mit Frontverlängerung nur rechts, Kröppelwalm, Wohnräumen rückwärts in einem jüngeren Anbau; die Leibzucht dazu von 1798. Nr. 10 von 18(11?), profiliert wie Nr. 15, mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 38 von 1819 mit kaum vorgesetztem Obergeschoss und Rosette an den Zwickelbändern. Nr. 30 von 1825 und Nr. 33 von 1827 ebenso, doch ist das Karniesprofil unter der Oberstockvorkragung auch an den Torständern herabgeführt. Ein recht altes Einhaus (vielleicht noch des XVII. Jahrhunderts) Typus I ist auch Nr. 3, links vorn mit Auslucht, Giebelvorkragung mit Fase an Schwelle und Füllholz, rechts vorn auf der Däle alte, verbaute Stallöffnung mit rundbogiger, niedriger Tür daneben. – Typus II hat Nr. 8 von 1808, und zwar liegt die Rückseite des Einhauses an der Straße, das Tor aber nach dem Hofe hin; Vorkragung des Oberstockes ringsum und der Giebel über Horizontalprofil, das an den Torständern herabgeführt ist, Torkante mit Kerben, Spruch an der Oberstockschwelle straßenwärts, ebenda der Giebel zweimal vorgekragt mit Riegelwerkmusterung und Dreiecksbrett im Giebel. – Typus III scheinen das Haus Nr. 12 und die jetzige Scheune von Nr. 4, 1735 datiert, gehabt zu haben.
1883 wurden 24 Inschriften von 1636–1877 gezählt, alle erbaulichen Inhaltes, darunter außer den üblichen:
Wan der Mensch bedacht, wer er wer
Und von wan er wer kommen her
Oder was aus ihme solt werden,
So würde er frömmer auf Erden.
Hans Notbom am 18. Julii Anno 1695.
92. Der Ibermannstein bei Arholzen.
Zwei Denksteine, im Umriss rote, rechteckige Sandsteinplatten, befinden sich jetzt an einem Feldwege etwa 200 m nördlich der Eisenbahnstation. Vor einigen Jahren standen sie noch in der Nähe mitten im Felde. (Vergleiche Ziegenmeyer, Ältere Grenz- und Denksteine im Herzogtum Braunschweig, Braunschweigisches Magazin, 1899, Seite 77.) 1. Der Ibermannstein (Abbildung 92, Name wohl eine Verstümmelung des auf dem Steine angebrachten), über der Erde 115 cm hoch, 95 cm breit, 16 cm dick. Oben befindet sich in einem Kreise mit vertiefter Schrift ein Kreuz mit völlig durchbrochenen Zwischenräumen, dessen Arme einst mit Nasen besetzt waren. Die Umschrift auf der Vorderseite in Majuskeln lautet (die Ergänzung der unleserlichen Stellen nach Letzners Dasselscher Chronik von 1596): [Hic] fuit [occisus Nic] ola de Ub[e]re armig[er], r̅ (= requiescat) in p[ace]. Unter diesem Kreuze in vertieften Umrissen ein schräg liegender Dreieckschild mit je drei Wappenwolken über und unter einem Querbalken, auf dem Schilde ein Topfhelm mit kleiner Helmdecke und zwischen zwei sackartigen Taschen oder Schilden, die ebenfalls von einem Balken durchschnitten sind. Das Wappen stimmt überein mit dem eines Ludolfus de Iber von 1319 (gütige Mitteilung des Herrn Geheimen Archivrats Döbener in Hannover), unser Nikolaus ist also ein Mitglied jener nach dem Dorfe Iber bei Einbeck genannten Ritterfamilie. Die Rückseite des Steines ist leer. – 2. Liegt flach auf der Erde, daher ist nur eine Seite erkennbar. Ganze Länge des Steines 148 cm, Breite 62 cm, Dicke 13 cm. Die Breitseite ist bedeckt auf vertieftem Grunde mit nasenbesetztem Kreuz in Kreis, der senkrechte Arm ist über den Kreis nach unten verlängert und spaltet sich hier in zwei spitzbogig aneinanderstoßende Fußstege. Daneben zwei verschiedenartige Beile.
Braak.
Geschichtliches. Nach Rustenbach, Häger usw., am angegebenen Ort, Seite 644 ist das Dorf im Laufe des Mittelalters mehr oder weniger wüst geworden und von Herzog Heinrich dem Jüngeren (regierte 1514–1568) aufs neue besiedelt. Vielleicht bezeichnet die ältere Dorfstelle die Kirche, welche Daniel Campe 1637 in seinem Berichte (Neues vaterländisches Archiv 1832, Seite 121) zwischen Heinade und Braak erwähnt, von der aber jetzt nichts mehr vorhanden ist. 1523 war das Dorf vom Kloster Amelungsborn auf Lebenszeit Godert und Johann von Campe überlassen. Die Gerichtsbarkeit wurde vom Amte Allersheim ausgeübt, mit Ausnahme eines Hofes, der Stadtoldendorf unterstand. 1755 (und auch um 1600) besaß Amelungsborn den Fünften von 126 Morgen, eine Privatperson in Hildesheim den Zehnten von 197 Morgen, der Zehnte von 103 Waldmorgen (77 Ackermorgen) Rottland gehörte Allersheim.
Dorfanlage langgestreckt an einer Straße. Flurkarte 1755 von G. F. Pape, zusammen mit Deensen. Damals 8 Halbspänner, 4 Großköter. Auch eine Kornmühle war vorhanden. Einwohnerzahl 1793: 205, 1905: 337.
Die Kapelle, deren Patronat dem Kloster Amelungsborn zusteht und zum Diakonat in Stadtoldendorf gehört, war schon 1755 und ist noch jetzt mit der Schule verbunden. Der Raum ist 1880 umgebaut.
Ausstattung. Vor dem Altar kurze Abschlussgeländer, vor jedem ein Pfeiler mit einer henkellosen Holzvase; die linke dient als Taufbecken. [1750 war auch ein Altaraufsatz mit Gemälde vorhanden, 4 Fuß hoch, 2½ Fuß breit.]
Zwei Kelche aus farblosem Glas. 1. 27,3 cm hoch. – 2. 18 cm hoch, mit hohem Fuß, dockenförmigem Knauf, am Becher in matter Gravierung (oder Ätzung) ein von einer Rokokoeinfassung umgebener Kruzifixus, dessen Blut in zwei Kelche rinnt; gegenüber Muschel in einem Rankenwerke. Patene dazu tellerförmig, 10,5 cm Durchmesser. In der Tiefung wieder als matte Gravierung Lamm Gottes mit Siegesfahne, darunter Jahreszahl 1797. Am Rande die Umschrift: Sieh das ist Gottes Lamm, wilches der weld Sünden Trägt.
Sechsarmiger Kronleuchter aus Holz und Eisendraht, rohe Nachahmung eines Gelbgusskronleuchters. Höhe 50 cm. Oben zwei Flügel über einem Bande mit der negativ durchbrochenen Inschrift A. W. 1758. – Zwei schlichte Zinnleuchter, 16,5 cm hoch, mit braunschweigischer Beschau (Löwe) und der gravierten Inschrift 17. A. C. B. 41.
Glocke von 45 cm Durchmesser, am Halse mit der Inschrift in Antiqua zwischen zwei nach oben beziehungsweise unten gerichteten Zackenstreifen: Anno 1706 gos mich M. Eggert Christoph Becker in Hildesheim. An der Flanke einerseits Kruzifixrelief zwischen den Abdrücken von sechs natürlichen Blättern, an der anderen Seite zwischen ähnlichen Blättern die Inschrift in Antiqua: H. Heinrich Jvlivs Jäger Past. in der Stadt Ollentorff. H. Hinrich Bvsch. Hinrich Tevffel. Noch tiefer ein aufgerichtetes, ringsum laufendes Zackenornament.
Alter Kirchhof, die Grabsteine des XVIII. und XIX. Jahrhunderts in der für die Gegend charakteristischen Form von oben geschweiften Platten.
[Ein Jagdhaus ist in Letzners Dasselscher Chronik 1596 als Homburgisches Lehen eines von Campe angeführt.]
93. Braak, Hof Nr. 2 von 1740.
11 Einhäuser des Typus I, datiert 1740–1826; dabei Nr. 2 von 1740, ein stattlicher Bau (Abbildung 93), Oberstock und Giebel, dieser zweimal, vorgekragt mit Viertelstabprofil und Spruch an der Oberstockschwelle; links eine vielleicht jüngere kleine Frontverlängerung, die Kante der Torversenkung seitlich mit Wellenkerben, die Torkante mit Perlstab, Torständer mit gedrehtem Schaft, Blumenzweig an den Zwickelbändern. Giebel mit alter, geweister Füllung. Nr. 11 von 1745, Vorkragung und Versenkungskante ebenso, an den Torständern ein schlichter Schaft; der Giebel ist neu gefüllt. Nr. 17 von 1746, Oberstock vorgekragt mit Abrundung der Schwellenkante und Spruch darüber, Giebel mit Viertelstab unter der Schwelle, Toreinfassung, Versenkung und Zwickelbänder wie Nr. 2. Vor den Torständern ein gedrehter Schaft. Der Giebel ist verschalt. Nr. 13 von 1748, Oberstock und Giebel vorgekragt über Viertelstab, mit Stab an der Schwellenkante und Spruch darüber. Torversenkung mit Kerbenreihe an der Kante, an den Torständern gedrehter Schaft und Stern. Nr. 26 wohl auch aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, mit Viertelstab unter der Vorkragung des Oberstockes und an den Torständern herabgeführt, Spruch an der Schwelle, Antiquainschrift oben an den Torständern, links J. E. R. T. W. G. Vader, rechts mit Zimmermannsgeräten Z. M. M. J. G. R. Nr. 8 Leibzucht von 1794 mit Karniesprofil unter dem Oberstock. Nr. 6 von 1798, Oberstock und Giebel ebenso profiliert. Der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts gehört vielleicht auch noch Nr. 22 an, ebenso profiliert, Stern an den Torständern, die unter dem Oberstock mit abgewellt sind. Ähnlich Nr. 3, ganz verbaut. Nr. 12 von 1826), Oberstock und Giebel leicht vorgebaut über fortlaufenden Horizontalprofilen und entsprechend vorgeschobenen, mit Stern verzierten Torständern; der Giebel ist verschalt; links abseits alte Leibzucht, ebenfalls ein Einhaus. – Dem Typus III der Einhäuser steht Nr. 8 sehr nahe, datiert 1821, Oberstock kaum vorgekragt über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern. – Typus IV ist viermal vertreten, datiert (1749?), 1794, 1797, 1870, alle verziert wie die gleichzeitigen Einhäuser Typus I des Ortes. – Dem Typus V nähern sich Nr. 26 von 1846 und Nr. 15. – Dazu zwei ganz moderne Höfe mit abgesondertem Wohnhause.
1883 wurden 23 Inschriften erbaulichen Inhaltes, datiert 1706–1846, inventarisiert.
Ein Denkstein, rote, rechteckige Sandsteinplatte, über der Erde 171 cm hoch, 76 cm breit, steht an der östlichen Seite der Landstraße nach Stadtoldendorf. Er trägt auf der einen Seite auf vertieftem Grunde über einem Kleeblattbogen ein Kreuz, um dessen Schnittpunkt ein Kreis geschlagen ist. Die Arme sind mit Nasen besetzt Die Rückseite zeigt ein Kreuz über einem giebelartigen, nach innen mit zwei Nasen besetzten Fuße, die Arme endigen in Lilienornament. [Ein zweiter Stein, nicht weit davon, wurde 1883 von Voges noch verzeichnet; es war ein offenes, sehr verwittertes Kreuz, 82 cm hoch, 72 cm breit; ein Teil davon ist, noch sichtbar, in die Grundmauern des neuen Hauses neben der Schule verbaut.]
Auf der Flurkarte 1755 westlich vom Dorfe ein Flurort: „Auf der Landwehre“.
[Bruchhof.]
[Namensformen.Curia Bruche (1129/35), villa Brochove (1299), Brockhove (1412, 1487).]
[Geschichtliches. Die curia Bruche gehörte zu den Alloden des 1144 gestorbenen Grafen Siegfried IV. von Nordheim-Bomeneburg, der es zur Ausstattung des Klosters Amelungsborn mitbenutzte. Amelungsborn jedoch vertauschte den Hof schon um 1198 gegen Bunikanroth, vermutlich an die Edelherren von Homburg, denn diese verkauften ihn 1383 an das Alexanderstift in Einbeck (nicht Bruchhof bei Greene), und anderseits verschrieb der letzte Edelherr 6 Mark der Einkünfte als Teil des Nadelgeldes seiner Gemahlin Schonette von Nassau. Ein Streit dieser über das Gut mit jenem Stifte wurde erst 1412 beigelegt. Bauern im Dorfe Brochove (cives) machten 1299 gegen Amelungsborn Ansprüche auf den benachbarten Quathagen. Amelungsborn fasste aber wiederum im Orte Fuß, zunächst wohl durch eine Memorienstiftung des Ritters Heinrich von Honstat. 1485 überließ ihm Herzog Wilhelm die Ländereien Heinrich Stichs (dabei mehrere Ackerhufen), und 1487 kaufte das Kloster von Stephan von Stockhausen das ganze Dorf. Hof und Dorf waren 1510 wüst. Die Flur bestand wohl aus dem östlichsten Teile der jetzigen Amelungsborner Feldmark. (Vergleiche über die Lage Dürre, am angegebenen Ort, und die Karte von Rustenbach, Wikanafelde am angegebenen Ort; ebenda auch über die Gleichsetzung von villa und curia.)]
[Bune und Bunikanroth.]
[Eine villa Bune juxta Homburg war unter den Alloden des 1144 gestorbenen Grafen Siegfried IV. von Nordheim-Bomeneburg. Bunikanroth wird um 1013 als Grenzort innerhalb der Diözese Hildesheim angeführt und lag, wie Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seiten 229/230, vergleiche auch die Karte) nachgewiesen hat, im Winkel zwischen Forstbach und Molterbach, jetzt auf amelungsbornscher Flur, Negenborn benachbart. Rustenbach (am angegebenen Ort, Seiten 235/236) tritt ferner ein für die Gleichsetzung beider Orte und hält diese Flurstelle mit viel Wahrscheinlichkeit für das predium, quod juxta capellam situm est, das Amelungsborn um 1198 sich gegen die curtis Bruchove eintauschte, denn die Reste einer Kapelle waren bis ins XIX. Jahrhundert an dieser Flurstelle westlich von Amelungsborn noch vorhanden (vergleiche auch unter Negenborn).]
Deensen.
Namensformen.Dedensen (1498), Dedeszenn (1508), Deensen (1592), im Volksmunde 1788 Deersen. Heim eines Dedo. – Abbildung Merian, Seite 211.
Geschichtliches. Mit Sicherheit lässt sich der Ort über das XV. Jahrhundert nicht zurückverfolgen. Amelungsbornscher Besitz im XIII. und XIV. Jahrhundert, der von Dürre hierher verlegt wird, – es ist der von Mainz releverierende Zehnt und Landbesitz namentlich der Herren von Lüthorst – gehört nach Denkiehausen. Nicht zu verwechseln ist der Ort mit Dähnsen bei Brüggen. Die Familie der Herren von Campe (ihr gehörte auch der Philantrop Johann Heinrich Campe an, geboren in Deensen 1746, dessen Vater den Adel freiwillig niederlegte) ist bis jetzt vor dem XV. Jahrhundert nicht nachweisbar. 1418 werden sie von den Herzögen Bernhard und Wilhelm mit Gütern in Stadtoldendorf belehnt, 1498 hat Gotthard von Campe Deensen von seinem Bruder Johann in Pacht. Die Campeschen Güter in Stadtoldendorf, Deensen, Östersen und Dielmissen sind 1508 kalenbergisches Lehen. 1584 gehörte ihnen das ganze Dorf (11 Halbspänner, 29 Köter) mit Diensten, Feld und Rottzehnten, sowie der Zehnte, ein Fünfter und Landbesitz auf der Flur der größtenteils in Deensen aufgegangenen Wüstung Östersen (siehe diese). Seit einem Vertrage von 1598 zwischen den Campes und den Ämtern Wickensen, Forst und Fürstenberg stand jenen auch das Ober- und Untergericht in Dorf, Feldmark und Gehölz zu, während im Mittelalter die Einwohner nach dem Everstein, in dessen Grafschaft sie also wohnten, dingpflichtig waren (Forster Landgerichtsprotokoll 1575). Zum Gute gehörten 1793 an Land 248 Morgen, dazu zwei Korn- und eine Ölmühle. – Die der Maria und dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche, jetzt in der Inspektion Stadtoldendorf, war ein Desolat geworden und wurde daher 1509 von den Herren von Campe neu hergerichtet, denen dafür das Patronat vom Bischof von Paderborn überlassen wurde. Sie statteten die neue Pfarre mit 65 Morgen aus. Zum Kirchspiel gehörten 1793 Heinade, Merxhausen, Denkiehausen, Schorborn, Hellenthal. Erster Pfarrer war 1509–1517 Anton Windscheerer.
Dorfanlage unregelmäßig gestreckt von Ost nach West. In der Mitte Gut und Kirche (Abbildung Merian, Seite 211). Flurkarte 1755 von G. F. Pape. Damals 1 Halbmeier, 9 Viertelmeier, 33 Kleinköter, 17 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1793: 652, 1905: 1109.
Die Kirche liegt mitten auf dem Gutshofe und wurde zuerst 1725 und abermals 1856 als Saalkirche mit flacher Decke, Dachreiter im Westen und Apsis erneuert. [Die Meriansche Abbildung von 1652 zeigt einen massiven kleinen Bau mit Dachreiter im Westen und eingerücktem, rechteckigem Chor. 1725 hatte sie ein Holzgewölbe über acht Pfeilern, Kanzelaltar und Dachreiter.] Außen in der Ostmauer jederseits neben der Apsis zwei Heiratswappen in Barockverzierung; südlich das Campesche mit Spruchband B. H. V. C., daneben das der von Campen-Kirchberg mit L. E. S. V. C., über der Krone 1725; nördlich das Campesche Wappen mit J. G. C. V. C., daneben das der Familie von Dassel mit A. C. C. V. C. G. V. C. Im Innern ist in die Apsis eine Nische (roter Sandsteinblock) verbaut, ein ehemaliges Sakramentshaus mit krabbenbesetztem Giebel und Fialen, darüber H. C., unten das Campesche Wappen mit A. V. K. und das Münchhausensche mit K. V. M., noch tiefer in Minuskeln anno M. CCCCCXXVII.
Der Taufstein, aus rotem Sandstein, 1,03 m hoch, neuerdings aus dem Teiche wieder hervorgeholt, eine handwerksmäßige, achteckige Renaissancearbeit. Am Schaft vier Schilder mit Hausmarken, die Namen bäuerlicher Stifter und des Pastors Henricus K[e]rckhof, am Aufsatz Umschrift in Antiqua: Marci · 16. Wol (!) · gelovet · vnde · gedofet · wert · de · wert · salich · werden. Roma · 6 · Alle · de · gedofft · sint · in · Christo · Jesv · de · sint · in · sinen · Dot · gedofft. Dabei Wappen mit Beischrift: 1. (Im Schilde Rose auf drei Pfeilen) Closter, 2. Gort von Kampe, 3. Wrisberch, 4. Borchardt v. Kampe Gort sin Son, 5. (das Hakesche Wappen) A. H. sin ehliche Hvsfraw, 6. Hilmar v. Kampe Gort sin Son, 7. (quadrierter Schild) A. v. B. G. v. H. sin ehliche Havsfraw, 8. H. Asken v. K. Gort sin Son.
Kelch aus Silber, 24 cm hoch, barock, Braunschweiger Beschau (Löwe), daneben H. G. M. in Dreipass (Hermann Georg Mirus) und E in einem Kreis. Unter dem Fußrande des Kelches graviert Corrogatis sumtibus deensen · 1730 · den 1. Nov.
Silberne Oblatenbüchse, oval, 11,2 cm lang. Auf dem Deckel ein gegossenes Kruzifix und eingraviert C. E. v. C. G. V. v. E. 1741.
Zinnerne Taufschale mit G-förmigen Griffen, an denen lose Ringe hängen. Breite 27,5 cm. Am Rande graviert: Anna Groten 1674.
Zinnerne sechsseitige Kanne mit Schraubdeckel. Höhe 21,5 cm. Einbecker Beschau. An einer Seite graviert: Henricus Leneken, Deensens · Heennadens · Merx · et Denckhus · pastor · Ao̅ 1703.
Eine im Corpus Bonorum von 1749 genannte Lichtkrone von Messing mit sechs Armen, unten Kugel, oben Doppeladler, jetzt auf dem Boden des Pastorats.
Altarleuchter aus Gelbguss, 37 cm hoch, auf dem Fuße graviert: Borchard von Campe zv Deensen dedit Ao: 1639. Ein zweiter derartiger Leuchter von 1817.
Die Glocken sind von 1855 und 1879. [Früher eine kleinere von 1524 mit dem Namen des heiligen Nikolaus und der Godelen von Campe, Witwe Gotthardts, eine größere von 1653 mit den Namen des Hilmar Elmershausen von Campe und des Pastors Jacobus Stachius.]
Grabsteine: 1. mit den Wappen der Familien von Campe und von Hake, 1607 (?), 2. von 1672.
Das einfache Gutshaus verdankt seine jetzige Form dem XIX. Jahrhundert. Auf der Merianschen Abbildung hat es massiven Unterbau mit Fachwerkaufsatz.
Auf dem Gute befinden sich Wappensteine: 1. am Schafstalle, ebenso wie an der Ostseite der Kirche, mit der Jahreszahl 1599 und den Beischriften: Borchart von Kampe, Angenesa Hake; 2. im Wagenschuppen mit den Unterschriften: Burchardt von Campe. Anno 1703, Hedewig Lucie von Campe gebohrne von Dassel; [3. 1883 im Pferdestalle ähnlich dem im Innern der Kirchenapsis, mit den gleichen Wappen, Initialen und der Datierung anno MCCCCCXXVIII.]
[Nach Hassels Kollektaneen trug das alte Pfarrhaus Inschriften. Über der Tür: Mit Godes Hülpe un der gemeine Zolage ist dit Parhues gebuet Ao 1618. Sat Deo, felix amico(?). V. D. M. I. E. (= verbum Domini manet in aeternum). Kirchhoff (Name des Pastors). Auf der Däle neben der Stube: De Tied is cort, de Dot is snel, en itlich (= jeglicher) lewe, as he sterven will.]
94. Deensen, Hof Nr. 5, Grundriss.
95. Deensen, Hof Nr. 5, von 1728. Vorderseite.
96. Deensen, Hof Nr. 6.
48 Einhäuser Typus I, datiert 1710 (?) bis 1857. Darunter: Nr. 53 von 17(10?); an den Torständern links Hacke mit (Zimmermanns-)Monogramm M. H. J. H, rechts Blumenzweig, die Wohnräume links mit Auslucht. Nr. 5 von 1728 (Abbildungen 94, 95), links Auslucht, Giebel und Auslucht zweimal vorgekragt mit kantigem Füllholz. Nr. 6 von 1750 (Abbildung 96), links mit Auslucht, Stern am Torsturze; auf der Däle rechts zwei zugesetzte Stallöffnungen. Nr. 12, vielleicht noch aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, links alte Frontverlängerung, aber die Wohnräume wohl einst nur rechts, Giebel und Oberstock vorgekragt über Viertelstabfüllholz, Tor mit Perlstab eingefasst, gedrehte Schäfte vor den Torständern; Leibzucht von 1781 ein Einhaus mit Däle ganz links und Frontverlängerung daneben, Oberstock vorgekragt ähnlich wie am Haupthause. Nr. 8 von 1764, wie Nr. 12, doch Giebel zweimal vorgekragt, Stab an der Schwellenkante und Spruch an der Oberstockschwelle, Gipsfüllung und Riegelwerkmusterung im Giebel, Stern an den Zwickelbändern und dem Sturze. Nr. 35 von 1770, Oberstockvorkragung wie Nr. 12. Nr. 17 von 1776, Wohnräume rechts mit jüngerem Anbau, Oberstock leicht vorgekragt ähnlich Nr. 12, mit Spruch an der Schwelle, Blumenzweig an den Zwickelbändern. Nr. 27 von 1778, Vorkragung ebenso, Stern, Schere (der Bauherr also wohl ein Schneider) über dem Tore. Nr. 73 von 1781, mit horizontalem Doppelprofil am Füllholz unter dem nur links (die Däle liegt ganz rechts) vorgekragtem Oberstock; die vorgeschobenen Torständer sind unten abgewellt, Rosette an den Zwickelbändern und Muschel am Dösselzapfen. – Nr. 43 ebenfalls von 1781. Nr. 55 von 1782, Vorkragungsprofil und Rosette wie Nr. 73. Nr. 8 von 1786 verziert wie Nr. 73. Nr. 1 von 1792 ebenso. Nr. 24 Nebenhaus {Leibzucht) von 1795 (?) ebenso. Nr. 47 von 1796, Oberstock vorgekragt über Karniesprofil, Wohnräume links, rechts alte Frontverlängerung, Muschel an den Torständern, Rosette an den Zwickelbändern. Nr. 50 von 1798, profiliert wie Nr. 73. Nr. 8 von 1798, Leibzucht, ebenso, mit Wohnräumen rechts und alter Frontverlängerung links. Ebenso profiliert und mit Rosetten Nr. 49, dazu an den Torständern links Zimmermannsgerät, rechts F. B. unter Krone. Nr. 25 von 1800, durchlaufend profiliert, Oberstock auch seitlich, wie Nr. 73. – Nr. 30 mit Karniesprofil unter dem kaum vorgerückten Oberstock und Schmiedegerät am Sturze, an den Zwickelbändern Stern, Torständer etwas vorgesetzt und unten abgewellt. Nr. 74 von 1801, profiliert wie Nr. 25, der vorgesetzte Torständer ist unten abgewellt und oben mit Rosette geschmückt, an den Zwickelbändem Schmiedegerät, Giebelspitze abgewalmt. Nr. 34 von 1801 mit sprengendem Pferde an den Winkelbändern. Nr. 70 von 1805, klein, Tor und Front Verlängerung rechts; Oberstock über Horizontalprofil, Torständer wie Nr. 30, an den Zwickelbändern links Hobel, Winkelmaß und Zirkel (Tischler), rechts Säge, Beil und Hacke (Zimmermann). Nr. 52 von 1806, Giebel und Oberstock ringsum vorgesetzt über Doppelprofilen, an den Zwickelbändern links ein Zirkel, rechts Rad, Hacke und Schlägel (Stellmacher?). Nr. 3 von 1809 mit Karniesprofil an der Vorkragung. Nr. 48 von 1819, vorn ebenso profiliert, rechts alte Frontverlängerung, Ständer vorgesetzt und unten abgewellt. Nr. 63 von 1823 ebenso profiliert, auch an den Torständern, die mit Rosetten verziert sind. Nr. 59 von 1824, vorgekragt über Karniesprofil auch seitlich, Torständer wie Nr. 48. Nr. 14 von 1824 ebenso profiliert. Nr. 26 von 1825, Wohnräume rechts mit besonderer Tür, vorgekragt ringsum über Doppelprofil, Torständer wie Nr. 48, Stern an den Zwickelstreben. Nr. 13 von 1839, Däle und Frontverlängerung links. Nr. 23. von 1857. – Typus II der Einhäuser hat nur Nr. 20, die Wohnräume liegen an der Straße, das Tor ist rückwärts; Vorkragung des Giebels und des Oberstockes ringsum mit Horizontalprofil. – Typus III zeigt Nr. 62 Haupthaus. – Typus IV ist durch zehn Häuser vertreten, datiert 1829 bis 1865. – Typus V haben Nr. 68 von 1838, Leibzucht zu Nr. 54 von 1860, zu Nr. 50 und Nr. 40. – Noch ins XVII. Jahrhundert gehört der zweistöckige Anbau von Nr. 56 (ohne ausgeprägte Eigenart), er hat Vorkragung von Oberstock und Giebel, mit Fase und Spruch an der Schwelle, Konsolenreihe am Füllholz.
1883 wurden an 46 Häusern Inschriften erbaulichen Inhaltes inventarisiert, datiert 1724 bis 1857, darunter:
1. Im Himmel unsre Wohnung ist
Bei unserm Bruder Jesu Christ.
Heinrich Christoph Diekmann. Anna Christine Lohmann. Anno 1728.
2. Wer unter dem Schirme des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht, meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Hans Jürgen Gräen. Anna Marie Ohlenrot. Anno 1728.
3. Höchster Gott, walte immerdar
Über unserm Hause und Güter.
Du bist die rechte Wächterschaar,
Die Alles kann behüten.
Johann Jürgen Münnichenmeier. Marie Heidewieg Sparkuhle. Den 3ten Julius Anno 1782.
4. Ich bitte dich, Herr Jesu Christ,
Der du der Künste Meister bist,
Hilf, daß ich als ein Christ mich schick,
Gieb mir zu allem Anfang Glück.
Heinrich Christoph Schrader. Friederike Luise Schradern, geb. Bartels. Den 25. Junius Anno 1806. Soli deo gloria.
Denkiehausen.
Namensformen.Deddenhusen (1295. 1320), Denkingehusen (um 1350), Denkihausen (um 1600). Behausung eines Deddo beziehungsweise seiner Leute.
Der Ort ist nicht zu verwechseln mit der Wüstung Denkhausen im Kreise Höxter, wo Korvei begütert war. 1295 erwarb Amelungsborn 4 Hufen von den von Luthardessen und 1305 eine Hufe. Beide Male ist der Ort Deddenhusen geschrieben, wird jedoch in der zweiten Oberweisung in unmittelbarer Nachbarschaft mit Lüthorst genannt und 1320 bei der Übertragung eines viertel Zehnten, bisher Sconenbergschen Lehens eines Rudolf von Eschershausen, heißt es noch genauer: in campo Dedenhusen prope Luthardessen. Danach sind auch Zehnterwerbungen Amelungsborns 1298 und 1302 in Dedenhusen, mainzisches Lehen der Grafen von Dassel und an Einbecker Bürger weiter ausgetan, auf unseren Ort zu beziehen und nicht auf Deensen, das in der paderbornschen Diözese lag. Um 1350 ist die Familie von Elvede mit der Hälfte der villa Denkingehusen von Korvei belehnt; dass hier unser Ort gemeint ist, geht aus dem korveischen Lehnsbesitze der Familie in der Umgegend Lüthorsts (Hessihausen und Rechardessen wüst) hervor. Den von den Grafen von Pyrmont an Herzog Erich heimgefallenen Zehnten in Denkingehusen erhielten 1495 die Rauschenplats, und nach dem Wickenser Erbregister um 1600 und später gehörte der Ort mit Zinsen, Zehnten (1763 268 Morgen) und Diensten, jedoch ohne Gerichtsbarkeit, die dem Amte Wickensen, Obere Börde, zustand, den Rauschenplats. Diese hatten 1625 – nach Hassel-Bege – den Schriftsassenhof erworben, ein kalenbergisches Lehen, 1793 mit 195 Morgen Acker, der jetzt zur Hinterlassenschaft des Fürsten Münster-Derneburg gehört. Der Ort ist in Heinade eingepfarrt. Die Wüstung Hessihausen (siehe diese) scheint in ihm aufgegangen zu sein.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1763 von Georg Christian Geitel. Damals „der Rauschenbladsche Hof“, 1 Halbspänner, 2 Großköter, 2 Kleinköter und eine Mühle; um 1600 kein Gutshof, 5 Halbspänner, 2 Kleinköter zu 2 beziehungsweise 3 Morgen. Einwohnerzahl 1793: 121, 1905: 133.
Die erneuerte Kapelle stand 1751 auf Hans Jürgens Kothofe und war damals eingefallen; zu ihr gehörte ein Erbbegräbnis des Kapitän-Leutnants Brodhagen.
Ein Glaspokal aus farblosem Glase ist verschleppt.
Zwei Altarleuchter aus Gelbguss, 22 cm hoch, mit Kerzenschieber im Schafte; zwei andere aus Zwetschenholz.
Ältere Glocke von 31 cm Durchmesser, am Halse Band mit aufsteigendem Ornamente und der von einer zeigenden Hand eingeleiteten Inschrift: C. A. Becker in Hildesheim goß mich 1786.
Das Gut hat ein abgesondertes kleines Wohnhaus aus Fachwerk mit vorgekragtem, verhängtem Oberstock. Über der Tür eines Wirtschaftsgebäudes ein anscheinend nicht für diese Stelle bestimmter Flügelkopf aus Stein.
5 Einhäuser Typus I, meist verbaut: Nr. 7 von 1789, mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 5 von 1791, Oberstock links vorgekragt über Karniesprofil und mit Spruch an der Schwelle; Jahreszahl auch in der Dreiecksbohle der Giebelspitze, dazu eine Rosette; Giebelfenster mit geschweiften Einfassungsbrettern. Nr. 4 von 1821, Karniesprofil unter Oberstock und Giebel und an den Torständern herabgeführt. Nr. 1 ohne Jahr. Nr. 6, Nebenhaus, von 1865. – Typus III hat Nr. 6, Haupthaus, von 1822, Oberstock kaum vorgerückt über Karniesprofil und mit Spruch an der Schwelle. – Typus V haben Nr. 19 und etwa noch Nr. 4, Leibzucht, datiert 1813.
Hausinschriften des üblichen erbaulichen Inhaltes wurden 1884 sieben gezählt, datiert 1789 bis 1822.
[Drovenhagen.]
[Amelungsborn besaß hier Güter einer Memorienstiftung. Im Jahre 1300 werden die cives in Drovenhagen am Voghelere in einer Eversteinischen Urkunde (Spilcker, am angegebenen Ort, Nr. 268) noch genannt. 1493 war der Ort wüst. Im Mittelalter waren seine Einwohner nach dem Everstein dingpflichtig (Forster Landgerichtsprotokoll 1575). – Nach einer Urkunde von 1555 (angeführt im Forster Erbregister; Rustenbach) lag der Ort zwischen Weinberg, Apenberg, Butterberg und dem Düsteren Bruche, also nordöstlich von Golmbach und westlich von Holenberg. Im Berichte der Hasselschen Kollektaneen (Landschaftliche Bibliothek, Kapitel X, 2) heißt es, der Drohnhagen läge ½ Stunde von Golmbach, wohin auch ¾ der Flur gehörte. Von der Dorfstelle – auf ihr einige „Rudera“ bei einer starken Quelle und mit einem Fundament auf dem „Kerckberg“ – wird gesagt: es „hat Jeder seine Länderei und Wiesen unzertheilt zusammen, und den Platz mit einer Hecke verschlossen. In dem Raume, wo die wilden Obstbäume stehen, hat ein Jeder überdem noch einen kleinen Platz. Der Kirchberg liegt in der Mitte.“]
[Namensformen.Thiunun (836/91), Dune (um 1231 und in der Folge). Zum Personennamen Tuno.]
[Geschichtliches. Korvei erhielt hier 836/91 eine Hufe mit Hörigen von einem Ailhard. Nach dem paderbornschen Pfarrverzeichnisse um 1231 war Dune Pfarrdorf des Archidiakonates Höxter. Ein Henricus plebanus in Dunis ist 1302 Zeuge des Grafen Ludwig von Everstein. In jüngeren paderbornischen Archidiakonats Verzeichnissen kommt der Ort nicht mehr vor, 1493 wird er ausdrücklich wüst genannt.]
[Lage. Die Feldmark umfasste den südwestlichen, auf drei Seiten von Wald umgebenen Teil der negenbornschen Flur unter dem Kleinen Everstein. Die gewölbte Kirche wird 1584 im Forster Erbregister (Rustenbach) als noch vorhanden erwähnt. Ihre letzten Reste, auf einem Hügel, dem Kirchberge, sind erst 1819 verschwunden. Die Einwohner gehörten zu den 1575 genannten, im Mittelalter nach dem Everstein dingpflichtigen Orten. (Holzmindisches Wochenblatt, 1790, Seite 330.)]
[Den Namen des Ortes hat die wohl einst zu ihm gehörige Dunermühle bewahrt, westlich neben Negenborn dicht vor der Mündung des nie zufrierenden Abflusses aus dem hier vorhandenen Quellgebiet in den Forstbach. Diese also auch im Winter stets benutzbare Mühle kaufte Amelungsborn 1251 vom Grafen Konrad von Everstein und behielt sie stets.]
[Ein Kreuzboven de dune wird 1395 genannt. (Sud. VIII, Nr. 58, Z. 40.)]
Eimen.
Namensformen.Heynem (891/1037), Eym (1229), Eynem (1166/97 und später), Einhem (1404), Eimen (1753). Heim eines Heino (Agino).
Geschichtliches. Korvei erhielt 891/1037 eine Hörigenfamilie im Orte. Er war in der Folge Nordheim-homburgisches Gut. Die Homburger gaben 1166/99 drei und 1303 3½ Hufen an Amelungsborn, 1183 der hildesheimischen Kirche 8, 1228 7½ Hufen de patrimonio suo an Korvei; 1229 trugen sie 6 Hufen dem Stifte Hildesheim zu Lehen auf, 1400 gaben sie dem Alexanderstift in Einbeck einen Sattelhof mit 2 Hufen. 1557 war der Schmiedehof herzogliches Lehen der von Honrode. Die Gutsherrschaft über sämtliche Höfe mit Ausnahme von zwei Ackerhöfen, die dem Alexanderstifte gehörten, und einem Kothofe der Kapelle stand 1760 dem Herzoge zu, war also altes Homburgisches Erbgut, und das Dorf gehörte mit der Gerichtsbarkeit zur Oberen Börde des Amtes Wickensen. Einen Zehnten resignierten die Grafen von Dassel 1267 an Mainz für Amelungsborn, ebenso 1340 den Novalzehnten die Homburger, die jedoch noch 1404 einen Zehnten an einbecksche Bürger verpfändeten. 1760 bezog die fürstliche Kammer den Zehnten von 836 Morgen. Ein nach dem Orte benanntes Homburgisches Ministerialengeschlecht wird seit 1298 erwähnt; es zog sich nach Einbeck zurück, wurde dort patrizisch und soll (Rustenbach, Häger usw., am angegebenen Ort, Seite 618) noch unter dem Namen von Eynem blühen. – 1542 war das Dorf Filial von Eschershausen (Kayser), das heißt doch wohl von Vorwohle, denn Superintendent Goetze-Halle bemerkt 1581 in seinem Diarium, dass es früher zu Vorwohle gehört habe, nun aber nach seinem eigenen Willen zu Wenzen halte. Hier ist es noch heute eingepfarrt. Das Patronat über die Kapelle ist herzoglich. Die Wüstung Osterhagen ist wohl größtenteils im Dorfe aufgegangen; auch ein Forstort nördlich vom Orte am Hils heißt Osterhagen. Es war wohl ein einstelliger Hof, überliefert ist davon nur, dass Heinrich von Homburg Zehnten und Meierhof zu Osterhagen und Einhem 1404 an Einbecker Bürger versetzte (vergleiche die Wüstung Wiedenrode).
Dorfanlage haufenförmig, Kapelle in der Mitte. Der frühere Tieplatz war 1883 Hofraum von Nr. 37. Südwestlich im Elfas die Lochmühle. Die Heerstraße nach Holzminden und Hameln entstand vor dem Dorfe östlich aus zwei Armen, deren südöstlicher von Einbeck herkam. So auf der Flurkarte von C. Schöneyan 1760. Damals 4 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 12 Großköter, 3 Kleinköter. Um 1600 7 Ackerleute, 17 Köter. Einwohnerzahl 1793: 385, 1905: 472.
Die einschiffige, dem heiligen Georg geweihte Kapelle (Abbildungen 97–99) wurde dem Anscheine nach unter Herzog Heinrich dem Jüngeren um 1564 (vergleiche die Glocke) erbaut und zwar in eichenem Fachwerk, wovon 5 Spann auf jede Seitenwand; 6 auf die Ostseite entfallen; westlich eine Art Turmunterbau, an den drei Außenseiten in verputztem Bruchsteinmauerwerk, das Fachwerk östlich halbkreisförmig abgerundet, über dem Kirchenraum ein im Süden, Osten und Norden weit vorgekragtes Lagergeschoss (für Korn und Früchte) mit offenem Dachstuhl. Im Westen ein moderner Dachreiter. Der einzige Eingang, mit geradem Sturz, ist in der Westseite. Die massiven Wände daneben sind vor der Fachwerkfortsetzung eingerückt, der Übergang im Innern ist durch eine abgerundete Vorlage vermittelt. Der Chorraum liegt eine Stufe über dem Gemeindehause. Fenster befinden sich zwei in jeder Längswand und zwei im Chor. Die Verzierung des Fachwerks beschränkt sich auf die wegen der weiten Vorkragung kopfbandartig vorgespreizten Knaggen (Abbildung 99), deren Vorderfläche waagerecht durch Wülste gegliedert ist. Die Ständer haben unter den Knaggen ein seitlich schräg nach oben sich umgekehrt treppenartig erweiterndes Ornament. Vor den massiven Nord- und Südwänden haben die Knaggen, vier an jeder Seite, von denen zwei an jeder Ecke dicht zusammengerückt sind, hölzerne Rücklagen mit einem abgekehlten Vorsprung zum Auflager. Das Obergeschoss trägt eine starke, breit abgefaste Riegelleiste. Die Dachvorkragung ruht teils über Knaggen gleich den unteren, nur kleiner, teils über anderen mit schlichter, nur eingezogener Vorderfläche. Die Deckbalken liegen auch im Inneren auf dünnen Kopfbändern. Die Versteifung des Obergeschosses durch nach innen gezogene Schrägstreben wurde erst neuerdings notwendig. Dach, Dachreiter, sowie die ganze Westwand des Obergeschosses sind mit Sollingsplatten belegt. – Westlich im massiven Bauteile eine Empore.
Auf dem massiven Altartische die hölzerne Kanzel, ihre vier Schauseiten mit einer einfachen Renaissanceverzierung aus Rahmenwerk, Facetten und Arkaden. Schalldeckel mit Zahnschnitt.
Kelche. 1. aus Silber, 17,8 cm hoch. Auf dem runden, flach ansteigenden Fuße fünf fein gravierte, natürliche Blumen in herzförmigem Schilde, dazu getriebenes und vergoldetes Medaillonrelief von 3,2 cm Durchmesser mit dem Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes. Am dünnen Schafte ein dicker, oben und unten mit sechs getriebenen Buckeln verzierter, gedrückt kugeliger Knauf. Am Fuße graviert: Capel zu Eynem 1669. – 2. aus Zinn, mit geschweiftem Fuße.
Zwei gotisierende, bronzene Leuchter, 28,3 cm hoch.
Glocke von 1886. – Die ältere, geborstene im Herzoglichen Museum. Höhe ohne Krone 44 cm, Durchmesser 55 cm. Krone mit 6 in der Mitte verbundenen Bügeln. Hals mit Inschriftstreifen zwischen nach aufwärts beziehungsweise abwärts gerichteten gotisierenden Ornamentbändern und einigen flachen Kehlen und Wülsten. Die Inschrift lautet (in Minuskeln): hynrick der yunger herzuck zu brvnsvych vnde lvneburch hadt mych lasen geysen anno LXIIII (= 1564). Zwischen den Worten kleine, mehrfach wiederholte Figürchen: Knabe mit Jagdfalken, Meerweib, Tiere. An der Flanke ein Kruzifix. Schlag eingefasst von Kehlen, die durch Grate getrennt ist.
Bauernhäuser schon mehrfach mit Ziegeln gedeckt und verhängt. Nur ein Einhaus Typus I, die Scheune von Nr. 22, früher mit Wohnräumen vorn links, aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. (Grundriss bei Pessler, Das altsächsische Bauernhaus, Seite 183.) Oberstock und der Giebel zweimal vorgekragt über Horizontalprofilen. Die Schrägstreben sind symmetrisch gestellt und teilweise gebogen. – Typus II und III fehlen. – Typus IV fließt mit V zusammen, und Typus V hat das Bestreben, in ganz formlose Bildungen überzugehen. Unter all diesen Bauten sind nur erwähnenswert: Nr. 21 von 1743, Vorkragung über Karniesprofil; Nr. 17 von 1781, die wegen der Vorkragung unten abgewellten Torständer mit Stern, ebenso Zwickelbänder und Sturz; Nr. 4 von 1785; Nr. 39 von 1800.
Das Gemeindebackhaus ist ein einstöckiger Bruchsteinbau mit der Inschrift am Türsturze: Mit Gott ist dieser Bau vollbracht. Gemeindebackhaus in Eime, dazu zwischen Krengel und Brot das Jahr 1829.
1883 wurden 19 Inschriften gezählt mit dem üblichen erbaulichen Inhalte, datiert 1719–1848.
Ein Denkstein, über der Erde 95 cm hoch, 55 cm breit, 18 cm dick, steht an der Gartenhecke des Hauses Nr. 18. Er trägt auf beiden Seiten ein schon recht verwittertes Kreuz in flachem Relief.
Die Landwehr südlich vom Orte wird zuerst im Wickenser Erbregister um 1600 erwähnt.
Emmerborn.
Geschichtliches. Der Ort, Filial von Wangelnstedt, wird zuerst 1581 in Goetzes Diarium (Halle) als Filial von Wangelnstedt erwähnt. Er gehörte mit der Gerichtsbarkeit zur Oberen Börde des Amtes Wickensen, und der Herzog war auch Guts- und Zehntherr (370 Morgen).
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1763 von Georg Christian Geitel. Damals 1 Halbspänner, 4 Großköter, 2 Kleinköter; um 1600 (Wickenser Erbregister) 2 Halbspänner, 2 Köter. Einwohnerzahl 1793: 90, 1905: 89.
7 Einhäuser Typus I, datiert 1606–1824. Darunter Nr. 11 von 1606, hat in den Außenwänden größtenteils erneuertes Ständerwerk, die Front ist vorgeschoben, rechts sehr große Frontverlängerung, die Wohnräume aber liegen links; Inschrift über dem Tore in Antiqua: Anno 1606 heft Albert Detring vnd Barbr Swartemeiers dvt Hvs bvwen laten. Vnt vor Brvnswig was ock groth Krich. Nr. 12 von 1705, Giebel vorgekragt mit Fase an der Schwelle und viertelstabförmigem Füllholz; Inschrift auch an der Simsbohle über dem Sturze. Nr. 5 von 1800 mit Oberstockvorkragung über Horizontalprofilen, Torständer unten abgewellt, reiche Rosette am Dösselzapfen, Blumenzweig an den Zwickelbändern und über der Tormitte. Nr. 2 von 1824, Oberstock und Giebel kaum vorgesetzt über Horizontalprofilen, Stern an den Zwickelbändern. – Typus III haben vier Häuser, zwei mit Karniesprofil unter der Vorkragung, Nr. 6 auch mit unten abgewellten Torständern, Stern an den Zwickeln und Simsbohle über dem Sturz, Nr. 5 datiert 1869.
1884 wurden 8 Inschriften verzeichnet, datiert 1606–1862 und außer der vorhin angeführten alle erbaulichen Inhaltes.
Everstein.
Literatur. Polycarp Leyser, Historia Comitum Ebersteinensium in Saxonia, Helmstedt 1742. – Holzmindisches Wochenblatt 1790, Seite 329. – Ausführlicher Bericht von den Grenzen und Hoheiten der alten Herrschaft Eberstein. Neues vaterländisches Archiv 1832. – Burchard Christian von Spilcker, Geschichte der Grafen von Everstein, Arolsen 1833. – Lageplan von W. Raeger 1825 in Bodes Collectaneen Supplementband 70 (Stadtbibliothek in Braunschweig).
Die Familie der Grafen von Everstein ist urkundlich bezeugt seit 1109/11 und erlischt hier nach 1413. Ihr Ursprung ist undeutlich. Der Stammsitz ist unzweifelhaft die Burg Everstein. Der sehr zerstreute Besitz lässt auf viele zufällige Erwerbungen schließen. Nicht unmöglich scheint Spilcker, dass die ansehnlichen Güter des Hauses im Leingau und sächsischen Hessengau durch eine Familienverbindung aus dem Erbe der Nordheimer Grafen herrühren, während vermutlich der bedeutende Besitz an der Diemel vorher dem reichen Grafen Dodico in Warburg gehörte. Weserabwärts besaß die Familie namentlich Ohsen, Aertzen, sowie bedeutende Rechte über Stift und Stadt Hameln. Der Kern des Ganzen, der uns allein interessiert, war mit Holzminden, Polle und Ottenstein bei der Stammburg vereint. Über die Beziehungen dieser Orte zu Everstein vergleiche die betreffenden geschichtlichen Einleitungen. Polle ist seit 1635 vom heutigen braunschweigischen Gebiete getrennt. Über die Geschichte des Eversteinschen Ländergebietes in den Händen des Welfischen Hauses vergleiche die allgemeine Geschichte des Kreises. Der Übergang an die Welfen war das Ergebnis einer heftigen Fehde um die Anwartschaft des Besitzes für den Fall des söhnelosen Todes des letzten Grafen Hermann VIII. Dieser wurde 1408 von den Herzögen Bernd und Heinrich gezwungen, seine Erbverbrüderung mit den Herren zur Lippe zu lösen, dagegen seine Tochter Elisabeth an Herzog Otto, den Sohn Bernds zu verloben, und dem Schwiegersohn gleichzeitig als Brautschatz den wesentlichen Teil seiner Besitzungen, namentlich Blomberg, Ärzen, Hämelschenburg, Ottenstein, seinen Anteil an Ohsen und Holzminden, zu übergeben. Der Everstein selbst war dagegen schon seit 1285 im Besitze des braunschweigischen Hauses, und zwar durch Kauf, jedoch vermutlich auch infolge einer Fehde zwischen den stets in gespanntem Verhältnis zu einander stehenden Nachbarn. Dieser Gegensatz hatte die Eversteiner schon frühzeitig in ein enges Verhältnis zu den westlichen geistlichen Fürsten, namentlich zu Köln getrieben, um dort einen Rückhalt zu finden. – Die Burg Everstein wird zuerst in der bereits im XII. Jahrhundert vom Geistlichen Helmold aufgezeichneten Geschichte des heiligen Vicelin erwähnt, wonach Vicelin als junger Mensch – Anfang des XII. Jahrhunderts — auf der Burg eine Zeitlang Unterhalt gehabt hatte. Urkundlich wird sie zuerst 1226 genannt. 1265 wird das castrum Everstein maius erwähnt, dessen Name bereits schließen lässt auf die damals vorhandene Bebauung auch des Kleinen Eversteins. Unter den Burgmannen der Grafen und der Herzöge ragt eine nach dem Everstein genannte Familie hervor, welche zugleich das gräfliche Drostenamt bekleidete und auch das Marschallamt im Stifte Korvei besaß. Sie wird von 1197–1411 erwähnt. Im Wappen hatte sie einen Ochsenkopf, während die Grafen einen aufrecht nach heraldisch rechts schreitenden, silberweißen Löwen mit goldener Krone in blauem Felde führten. Von den Grubenhagener Herzögen wurde das Schloss häufig ganz oder teilweise verpfändet, auch ist es schon frühzeitig Sitz von Vögten und Amtleuten gewesen. 1400 war die Burg zur Hälfte im Pfandbesitze Herzogs Otto Cocles, zur anderen Hälfte Heinrichs von Homburg; der Burgschlüssel wechselte wöchentlich, der Herzog besaß „de Kemenaden“, der Homburger „dat doer und den Berchfrede“. 1434 wurde ein Rauschenplatt, der einen Burgmannssitz inne hatte, weil er sich mit den Grafen von Hoya gegen Herzog Wilhelm von Kalenberg eingelassen hatte, auf der Burg belagert und dann vertrieben. 1493 wird die Burg mit Bewilligung des Herzogs Wilhelm vom Kloster Amelungsborn niedergerissen.
Mit der Burg war ein Gericht verbunden, dessen dingpflichtige Orte uns in einem Landgerichtsprotokoll von 1575 genannt sind. Daraus ist größtenteils das Amt Forst entstanden (vergleiche die Einleitung), nachdem die Verwaltung vom Everstein nach dem bequemen Forst verlegt worden war, wo schon ein Außenhof der Burg gewesen sein mag (vergleiche Seiten 42 ff). Spilcker legt nahe, dass die im Holzmindischen Wochenblatt 1786 erwähnten Königsstühle, eine kaum sichtbare Erdanhäufung im holzmindenschen Forstorte Wedenborn, mit diesem Gerichte in Zusammenhang stehen. Falls diese Königsstühle, gleich anderen Beispielen der Nachbarschaft, eine Gaugerichtsstätte waren, mag so nahe beim Everstein in der Tat eine Verbindung derselben mit ihm vorhanden gewesen sein. Vergleiche auch die Königsbüsche Seite 202.
Die bewaldete Burgstelle (Abbildung 100) nimmt als Großer Everstein die 345 m hohe Ostspitze des von West nach Ost streichenden Burg- (früher bis um 1809 Bor-)berges ein, und dazu gehört als Kleiner Everstein die anschließende kegelförmige Kuppe des nördlich weiter verlaufenden Höhenzuges. Der Fels ist ein dünn und locker geschichteter Muschelkalk. Über die jetzige Bodenoberfläche ragt kein Mauerstück mehr hervor, jedoch ist unter den wenigstens teilweise sehr tiefen Schuttmassen wohl noch mancherlei erhalten. Die Hauptanlage, der Große Everstein, umfasst ein dreiseitiges, nach Südost spitz zulaufendes und dahin geneigtes Plateau, dem westlich, getrennt durch einen künstlichen, den Rücken durchquerenden Felseinschnitt, ein kleineres noch zur Befestigung gehörendes Dreieck vorgelagert ist. Beide Rückenflächen sind umschlossen von einem Graben, der im Norden und Osten durch eine Geröllaufschüttung an der Außenseite gebildet ist, während er im Süden und Westen aus steilwandigen Einschnitten im Fels besteht. Vielleicht ist ein Teil hiervon natürliche Felskluft, die dann zur künstlichen Ausgestaltung und zur Burganlage überhaupt erst veranlasste. Die Neigung des Gesteins zu solchen Bildungen ist deutlich nördlich beim Kleinen Everstein, wo der Fels an der höchsten Hebung der Schichten steile Abstürze und Terrassen bildet, davor auch grabenartige Spalten. Der Zugang zur Hauptburg scheint stets wie noch jetzt in der Mitte der Nordseite gewesen zu sein, und zwar da, wo von dem tieferen östlichen Teil des Plateaus ein höherer westlicher sich absetzt, und von jenem als eine Art Hinterburg augenscheinlich zu unterscheiden ist. Der Zugang erreichte also die Vorburg unmittelbar unter den inneren Mauern der Hinterburg. Von dem hier den Eingang beherrschenden Gebäude der Hinterburg ist ein romanisches Kämpferstück aus rotem Sandstein von einem Türgewände in ursprünglicher Lage unmittelbar an der jetzigen Oberfläche gefunden (Abbildung 101, jetzt im Holzminder Stadthause), wonach die Tiefe der Schuttmassen sich schätzen lässt. Das Profil besteht aus Platte über Zunge, Wulst und abgesetzter Kehle. Größere geschlossene Mauermassen, vermutlich ein Turm, treten auch noch an der Westspitze gegenüber der vorlagernden Außenburg zutage und daneben in den Schuttmassen liegen Teile roter Sandsteinplatten, die als Dachbelag gedient haben mögen. Auch an der Südostspitze der Vorderburg scheint ein Turm gestanden zu haben. Hier ist noch ein Gewölberaum mit starkem Mauerwerk erkennbar.
Der vom Großen Everstein nach Westen fortlaufende schmale Rücken des Burgberges zeigt in einiger Entfernung von der Burg beiderseitig steile Abgrabungen, zwischen denen nur eben noch der schmale Rückenweg, der sogenannte Brodweg, Platz hat, eine Anlage offenbar, um nötigenfalls den Weg leichter sperren zu können. Auch tief am östlichen Fuße des Großen Eversteins liegt ein langer Grabenzug, von dem noch zu erweisen ist, ob er zur Verteidigung oder Belagerung der Burg gedient hat. Im Holzminder Wochenblatt von 1790, Seite 338 und bei Rehtmeier Seite 744 werden Schanzenspuren einer Belagerung von 1463 als noch sichtbar bei Negenborn und Lobach erwähnt. Der nach Norden sich senkende Rücken hat in geringer Entfernung vom Burggraben noch eine künstliche Durchstechung.
Der Kleine Everstein, 1825 auch Schmiedeplatz genannt, 311 m hoch, ist vom Großen durch eine tiefe Senkung getrennt. Die nach allen Seiten steil abfallende Kuppe streicht in der Richtung von Süden nach Norden. An der Nordseite ist der Hang künstlich abgegraben und der Schutt zu einem an der Innenseite bis etwa 6 m hohen Walle aufgeworfen. Der Wall verläuft horizontal an der Ostseite bis in die Mitte der Bergbreite; an der steileren Westseite, wo die Felslagerung zu senkrechten Abstürzen und grabenartigen Vorlagen neigt, steigt der Wall allmählich, bis er sich vor dem südlichen Abhänge verläuft, sodass der davon eingeschlossene Graben zugleich als Zugang benutzt werden konnte. Die Kuppe zeigt überall Spuren von Mauern, an den beiden Spitzen auch von Gewölben.
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, jetzt in der Inspektion Holzminden, lag an der Grenze des Gaues Tilithi, gehörte also zur Diözese Minden. Ein Thidericus rector ecclesiae ist 1257 urkundlich. 1568 war Hoppe mercenarius. Filialen waren und sind noch jetzt Warbsen, Lütgenade und Reileifzen. Patron ist der Abt von Amelungsborn. Zur Pfarre gehörten 1542 ein Meierhof und ein Kothof, zur Kirche 40 Ackermorgen. Kloster Korvei erwarb hier 891/1037 zwei Hufen, 1052 erhielt das (Peter- und Paul-)Kloster Abdinghof in Paderborn vom Kaiser Heinrich III. eine Güterbestätigung. Die eigentlichen Grundherren waren die Grafen von Everstein. Von ihnen erwarb Amelungsborn 1240 wiederkäuflich eine Mühle, 1284 zwei Hufen mit einer curia, 1302 über Herzog Heinrich von Braunschweig 2 Hufen; 1287 erhielt es auch vom Kloster Brenkhausen 2 Hufen, die diesem früher von den Eversteinern gegeben waren. 1760 besaß Amelungsborn außer Kothöfen 2 Ackerhöfe. Die Herrn von Hake kauften 1356 von Johann von Wenthusen 5 Hufen und noch 1760 besaßen sie einen Ackerhof. Eversteinisches Erbgut der Herzöge waren damals außer Köten 4 Ackerhöfe und 8 Halbmeier geblieben. Einen Zehnt erwarb Amelungsborn 1260 von den Eversteinern, 1760 zog es ihn von 650 Morgen, die fürstliche Kammer aber von 1506 Morgen. In der Flur ist der größte Teil der Wüstung Drovenhagen (siehe Seite 162) aufgegangen. Die Gerichtsbarkeit stand dem Amte Forst zu.
Dorfanlage haufenförmig, Kirche in der Mitte. Flurkarte 1760 von F. H. A. Penther. Damals 7 Ackerhöfe, 8 Halbmeier, 18 Großköter, dabei eine Kornmühle. Einwohnerzahl 1793: 583, 1905: 920.
Die Kirche, Sankt Gangolf geweiht, ist ein flach gedeckter, östlich gerichteter rechteckiger Saal mit massiven Außenmauern und stark eingerücktem Turm im Westen. Die Bedachung besteht aus Sollingsplatten. Eine Erneuerung im Jahre 1722/1723 scheint namentlich das Innere und die Fenster verändert zu haben. Älteren Charakter hat der Turm. Er ist aus verputztem roten Bruchstein aufgeführt. Seine Westtür hat dreiteiligen Vorhangbogen, darüber die Inschrift in Fraktur: Anno dni 1582. Gegen das Schiff öffnet er sich in einem Bogen, der auf einem unter ihm vorgerückten, oben abgeschrägten Gewände ansetzt. Die Glockenstube besteht aus Fachwerk, das mit Sollingsplatten verhängt ist, darüber achtseitiger Helm mit Knopf, Kreuz und Fähnchen. Das Turminnere ist mit lehmgefülltem, eichenem Fachwerk ausgekleidet, auf seinem Verputz in Resten derbes Renaissanceornament aus schwarzen Linien. Das Schiff hat zwei rundbogige Türen einander gegenüber in den Längswänden, die Außenkante abprofiliert durch Schräge, Kehle und Wulst. Über der Südtür die Inschrift in rot und grün bemalter Antiqua: Anno Domini 1604 Hans Kos, Johan Schaper, Conrad Lott aeditvvs hvivs ecclesiae, Diaconi. – Altaristē J. C. Grimmen C. Jager renov. 17(23?). In jeder Längsseite drei, in der Ostseite zwei stichbogige, große Fenster. Auf der östlichen Giebelspitze ein Steinkreuz mit abgerundeten Armen, die gegen den Turm gelehnten westlichen Giebelansätze sind mit dem Turme nicht bündig. Vom Kirchenboden diente der westliche Teil nach dem Corpus Bonorum 1750 zur Aufnahme des der Kirche zukommenden Getreides, der östliche für das des Pastors.
Im Inneren Emporen. [Bis zum Umbau des Jahres 1722 stand an der Kirchenwand:
Sanct Gangolff hat erbauet mich,
Mein patron, wie jetzt hier stehe ich.
Sechshundert drey ward ich fundirt,
Sechshundert sieben auch vollführt.
Henricus Engeren pastor,
Cunradus Lott da Küster war,
Hans Lott, Jan Schaper da Altaar-Leut,
All um mich thäten zu der Zeit,
Erhalt uns Gott bey reiner Lehr,
All falsche Rott von uns abkehr,
Daß stets auf rechtem Weg wir seyn,
Der führt zum ewgen Leben ein.]
[1750 ein gemauerter, inwendig hohler Altartisch.] – Altarkanzel aus Holz, derb verziert, in barocker Säulenaedikula. Vor dem Altartische hölzerne Schranken, die vom in Pfeilern mit je einer klassizistischen Vase enden. Die Vase links dient als Taufe mit der Jahreszahl 1797 unter aufklappbarem Deckel.
Kelch, silber-vergoldet, 18,5 cm hoch (erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts); sechspassiger, doch mit 18 Seiten aufsteigender Fuß, graviert unter dem Knaufe S. Maria, über dem Knaufe ebenso Ihesvs. Patene, wohl nicht zugehörig, hat Hildesheimer Beschau (wachsender Adler über vierteiligem Schild mit 16…), dazu undeutliche Meistermarke.
Zwei Leuchter aus rötlicher Bronze, 33 cm hoch, gotisierend.
Reste eines sechsarmigen Kronleuchters aus Messing mit einem Adler. XVIII. Jahrhundert.
Zwei gehenkelte Altarvasen aus Fürstenberger Porzellan mit Blumendekoration in Kobaltblau. Höhe 15,5 cm.
Auf dem Boden hölzerner, sehr beschädigter Taufengel, bekleidet und bemalt, 96 cm hoch. Er hielt in der Rechten eine zinnerne Schale, in der Linken einen Zettel mit den Worten: Wie viel euer getaufet sind die ff.
Ebenda sehr verdorbener, großblumig gemusterter Gobelinstreifen, 37 cm breit, etwa 300 cm lang.
Im Turme romanischer Säulenstumpf aus rotem Sandstein, 82 cm hoch. Er besteht aus einer Basis mit starkem Fußwulst und Eckzungen, dann stark eingeschnürter Kehle und oben einem kleinen Wulst. Darüber der Rest eines sich verjüngenden Schaftes. Der Stumpf soll umgekehrt aufgestellt als Taufstein gedient haben. 1883 war unter dem Fuße der Rest einer Jahreszahl 15… noch lesbar.
102. Golmbach, Kapitäl.
Im Baumgarten des Hofbesitzers Dörger (Nr. 5) ein umgestürztes Würfelkapitäl von 81 cm Länge, 74 cm Breite (Abbildung 102), über einem Halswulste, bedeckt mit flachem, palmettenartigem Blattwerke. Die Blattreihung wird durch einen Riemen zusammengehalten. Das Stück wurde aus dem Nachlasse des vorigen Pastors als Hackeklotz erstanden, und soll früher als Taufstein oder Brunnenschale gedient haben, habe daher auf der Oberfläche (jetzt nicht sichtbar) eine Höhlung.
Drei Glocken. 1. 56 cm Durchmesser, am Halse oben ein Ornamentstreifen aus dem immer wiederholten Motive eines gegen eine Vase gekehrten, fischgeschwänzten Paares, darunter über einem hangenden, gotisierenden Traubenornamente der Inschriftstreifen in Antiqua: Anno 1610 bin ich gegossen durch M. Frederich Bilefelt, zwischen den Worten eine heraldische Lilie in Taukranz und zwei Rosetten, auch zweimal zwischen dem Meisternamen nebenstehendes Wappenschild. An der Flanke als runde, aufgelegte Medaillons 1. Lamm Gottes, 2. Sankt Gangolf, dazu Maria mit Kind und nacktes, segnendes Christkind mit Weltkugel. Am Schlage die Inschrift in Antiqua: Alterleute Hans Koß · Joha[n] Sch[ap]er · Conr[a]d Lott · aeditvvs. – 2. Durchmesser etwa 70 cm mit aufrechtstehendem, palmettenartigem Ornament am Halse und dem Schriftbande ††††† eodem anno et mense bin ich gegossen. Die Buchstaben sind einzeln aufgesetzt und teilweise herabgerutscht. (XVII. Jahrhundert?) – 3. Von 1846; am Achsenbalken 1735 roh eingeschnitten.
Rings um die Kirche ein erhöhter, terrassenartig ummauerter Kirchhof.
32 Einhäuser Typus I, datiert 1602 bis 1858. Darunter: Nr. 27 von 1602. Die Stallöffnung links auf der Däle ist verbaut, ein dazu gehöriger Steintrog aber noch vorhanden. Das alte, kräftige Ständerwerk der Front (der Giebel ist verschalt, in der Spitze das Eulenloch) ist vollständig erhalten. Am Torsturze die Inschrift: Burchart (sculler?) me fieri fecit · anno Dni 1602. Gegen die Torständer sind von beiden Seiten Schrägstreben symmetrisch gelegt, zwei davon sind gebogen. Die Kante des rundbogigen Tores ist abgefast. – Nr. 20 von 1697, die Vorkragung des Obergeschosses und die zweimalige des Giebels hat Fase an Schwelle und Füllholz, dazu zweireihiger Spruch an der Oberstockschwelle; an der Torkante Perlstab, an den Torständern Schaft über eckigem Sockel. Auf der Giebelspitze Wetterfahne, darunter dreieckige Bohle mit Baum und Hirsch, der von einem Hunde gejagt wird. – Nr. 36 von 1705 mit alter Auslucht vor den Wohnräumen links, diese und der Hauptgiebel vorgekragt mit Stab an der Schwellenkante und viertelstabförmigem Füllholz, Stab an der Torkante, Stern an den Torständern, dreieckige Bohle in der Giebelspitze mit einer einem Topfe entwachsenden Ranke. Gleiche Vorkragung des Oberstocks und zweimal des Giebels, mit Spruch an der Oberstockschwelle, hat Nr. 12. – Nr. 25 von 1733, die Jahreszahl steht ausnahmsweise an einem Zwickelbande, in der Tiefe der Däle ein Keller, dabei auch noch vor etwa 18 Jahren der Herd. Nr. 15 Leibzucht von 1736 mit Stern am Sturze. Nr. 33 von 1754, Oberstock vorgekragt über durchlaufendem Profil, Giebelvorkragung mit Stab an Schwelle und gebauchtem Füllholze, Kante von Tor und Versenkung mit Stab, am Sturze Stern. Nr. 52 von 1758 mit Rosette an den Zwickelbändern. Nr. 21 von 1770, Giebel vorgekragt, oben mit flachem Horizontalprofil, unten mit viertelstabförmig gebauchtem Füllholz und Fase an der Kante der unteren Schwelle (ebenso die Giebelvorkragung von Nr. 19 und von Nr. 54 die Vorkragung des Oberstockes mit Spruch an seiner Schwelle und zweimal den Giebelschwellen). Nr. 40 von 1778, Nr. 43 von 1782, Giebel und Oberstock vorgekragt mit Fase an der Schwelle und wenig gerundetem Füllholze, Kante des Tores und der Versenkung mit geschweiften Kerben verziert, Scheune zu Nr. 40 von 1840 mit braunem, sprengendem Pferde an den Zwickeln. Nr. 18 von 1784 mit Stern an den Zwickelbändern und Wellenkerben an der Torkante. Nr. 14 von 1789, Torkante mit geschweiften Kerben, Stern an den Zwickelstreben. Nr. 10 von 1792, ebenso, dabei Scheune von 1834 mit braunem, sprengendem Pferde an den Zwickelbändern. Nr. 17 von 1795 mit Stern an den Zwickelbändern und zwei Tulpen über dem Tore. Von 1797 ist Nr. 68 mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 28 von 1797 ebenso, dazu Stab an der Torkante, Giebel und Oberstock vorgekragt über durchlaufenden Profilen, die auch am Torständer herabgeführt sind. Nr. 35 mit Vorkragung des Oberstockes und zweimal des Giebels über Karniesprofil, das auch am Torständer herumgeführt ist, dunkle sprengende Pferde an den Zwickelstreben, Blumen über dem Tor; das Fachwerk ist mit Backsteinmusterung gefüllt. Nr. 38 von 1804, Giebel und Oberstock vorgekragt über horizontal durchlaufendem Profil, das auch am Torständer herabgeführt ist, Stern an den Zwickelbändern, Giebel schräg gegen die Mitte verschalt, Spitzendreieck mit Baum, Stern und zwei schwarzen, sprengenden Pferden. Nr. 64 von 1808. Nr. 49 von 18 18. Nr. 55 von 1821. Nr. 34 von 1823, Giebel vorgekragt mit leicht gebogenem Füllholze, Oberstock über Karniesprofil, das an den Torständern hinabläuft. Nr. 11 von 1825 ebenso, dazu Blumentopf an den Zwickelstreben. Nr. 41 von 1826 ebenso, jedoch Blumentopf über dem Tore und an den Zwickelbändern sprengendes Pferd. Nr. 58 von 1845. Nr. 23 von 1858, in der Giebelspitze zwei braune, sprengende Pferde. – Typus II hat Nr. 2 von 1759, das ursprünglich vom nur Ställe hatte, Oberstock und Giebel unten, auch rückwärts, vorgekragt über Karniesprofil, zweite Giebelvorkragung mit Fase an der Schwelle und gerundetem Füllholze, Giebelspitze mit Herz, aus dem Blumenzweige sprießen, daneben H. E; die Leibzucht dazu, ein kleines Einhaus, ist von 1765. – Typus III hat jetzt Nr. 29, gehörte jedoch früher zu I, auch Nr. 50 von 1852 ist kein sicheres Beispiel, ebenso wie Nr. 22 von 1852, Nr. 56 von 1846 nicht ganz deutlich scheinen. – Typus IV ist viermal vertreten. Nr. 32 von 1782 mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 69 von 1819 ebenso, Oberstock über Längsprofil vorgekragt und flachem Stabe über Kehle am Füllholze. Nr. 61 mit geschweiften Kerben am Torbogen. Nr. 17. – Typus V zeigt völlig einheitlich, aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, Nr. 59, der Oberstock ist vorgekragt mit Fase an der Schwelle und gebogenem Füllholze, Schaft vor den Torständern. Auch Nr. 67 von 1780 hatte die Form des Typus, mit ebenso vorgekragtem Oberstock; neuerdings ist noch ein Wohnanbau hinzugekommen. – Auf dem Halbmeierhofe Nr. 5 wird noch der Sturz des alten, abgerissenen Hauses aufbewahrt mit der Inschrift:
Der durchlauchtigste Herzog Carl Wilhelm Ferdina[nd]
Gab uns dies Haus nebst Wiesen Garten und auch Land.
Johann Wilhelm Jaeger. Johanne [Marie Justine Kochs]. Anno 1798. Jaeger soll Leibkutscher des Herzogs gewesen sein.
1885 wurden 39 Inschriften verzeichnet, alle außer den beiden angeführten erbaulichen Inhaltes und datiert 1602 bis 1845.
103. Hühnenburg bei Golmbach.
Südwestlich über dem Orte jenseits des Forstbaches liegt auf einem Ausläufer des Burgberges die Hühnenburg, eine vorgeschichtliche Wallanlage (Abbildung 103). Die kegelförmige südliche, 196,7 m hohe Bergkuppe, der Tenterling, aus Kalkstein, teilweise, zumal am Nordabhange, kaum erkennbar, ist innen von einem Walle aus mergelartigem Kalksteinschutt umgeben, an den nach außen ein Graben grenzt. Die Bergspitze ragt darüber noch steil in die Höhe. Nördlich schließt sich an diesen Tenterling ein niedrigeres Plateau, das nur aus dem unter dem Kalke lagernden roten Sandsteine besteht. Die obere Fläche – auf einer Karte von W. Raeger 1825 (Braunschweigische Stadtbibliothek, Bodes Kollektaneen, Band 70) heißt sie Begräbnisplatz – ist ebenfalls von einem ganz flachen Graben umgeben, der nach Süden, wo der Tenterling vorliegt, offen ist.
[Halgenesse.]
[1129/35 gehörte zu den Alloden Siegfrieds IV. von Nordheim auch die an Udo von Homburg verlehnte curia Halgenesse juxta Hoinburch, Um 1140 wurde sie mit zur Ausstattung von Amelungsborn verwandt, das dazu vom Bischof Bernhard von Hildesheim 1130/53 auch den Zehnten erhielt. Noch einmal wird die Siedlung als Helichnisse in der Gründungsbestätigung Bischof Konrads I. von Hildesheim 1194/8 angeführt. Die Wüstung ist also in der Flur von Amelungsborn aufgegangen. (Vergleiche Rustenbachs Karte, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1900.)]
Heinade.
Namensformen.Henade (1272), Heina (um 1600).
Die Pfarre des Ortes, jetzt in der Inspektion Stadtoldendorf, wurde 1607 eingerichtet und vom Herzoge Heinrich Julius als Patron mit 20 Morgen zehntfreiem Lande ausgestattet, sie blieb jedoch bis 1881 mit Deensen kombiniert, als dessen Filial die Kapelle schon 1557 erwähnt wird. Die Bäckergilde in Einbeck ist seit 1563 verpflichtet, den Kirchen hier und in Deensen die Oblaten zu liefern. 1698 kamen Denkiehausen und Merxhausen als Filialen hinzu. 1272 resignierten die Grafen von Woldenberg 7 Hufen gandersheimsches Lehen. Der ganze Acker wird im Wickenser Erbregister als Rottland bezeichnet. Der Zehnte war 1548 an einen Heinrich Küchenmeister und seine Frau auf Lebenszeit verliehen, 1614 und später haben ihn die von Campe als herzogliches Lehen. Amelungsborn hatte 1620 die bisher nach Allersheim geleisteten Dienste der Bauern für 2000 Reichstaler von der fürstlichen Kammer gekauft, verlor sie jedoch 1629 wieder. Die Gerichtsbarkeit stand dem Amte Wickensen zu.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1756 von G. F. Pape. Damals 2 Ackerhöfe, 10 Halbmeier, 7 Großköter, 4 Kleinköter (1637 zwei Ackerleute, 11 Halbspänner, 5 Großköter, 6 Kleinköter). Einwohnerzahl 1793: 299, 1905: 621.
Die jetzige schlichte Kirche ist 1823 geweiht. [Von der älteren Kirche berichtet das Corpus Bonorum 1751, sie sei 1624 von Conrad Schoppe, gebürtig aus Heinade, Amtmann zu Salzderhelden und später zu Moringen, erbaut. Sein Wappen war in Stein gehauen über der Tür mit den Worten Anno 1624: me in honorem Dei Conrad Scoppius Praefectus in Salinis Heroum (= Salzderhelden) et Margaretha ab Ascha fieri curaverunt. O adoranda Trinitas! Auch der Altar und ein Epitaph trugen dasselbe Wappen. Ein großer Taufstein wurde 1736 vom Amtmann Jobst Heinrich Gundelach zu Lichtenberg durch einen Taufengel mit zinnerner Schüssel ersetzt. Der Rest jenes Taufsteines aus Sandstein ist hinter der Schule vergraben. Schoppe schenkte auch einen damals schon alten Altarschrein und ließ ihn mit seinem Wappen versehen. Er wurde 1886 an einen Händler verkauft. Voges beschreibt ihn 1883 folgendermaßen: „Gotischer Flügelaltar aus Holz, bemalt und vergoldet. Das Mittelstück, 1 m hoch, zeigt Christum am Kreuz; daneben stehen vier Figuren, darunter Maria, Johannes und Petrus. In einem Flügel stehen Maria Magdalena und die heilige Katharina, im andern zwei Heilige. Über den Gestalten spätgotisches Maßwerk im sogenannten Eselsrückenbogen. Die Rückseite der Flügel, deren jeder 60 cm breit ist, zeigt Spuren von Tempera-Malerei.“]
Silberner Kelch, 21,4 cm hoch, barock, eingraviert der Name der Schenkerin (um 1720) Elis · Julian · Soph. Gundelag. Patene mit Braunschweiger Beschau (Löwe), dazu die Buchstaben F, G I B (= Gottfried Johann Boden), H G M (=Hermann Georg Mirus).
Kronleuchter aus Gelbguss, 52 cm hoch, schon 1751 vorhanden, mit 12 Armen in zwei Reihen übereinander, unten eine kräftige Kugel, oben ein vollrunder Adler mit gespreizten Flügeln.
Altarleuchter aus Zinn: 1. Ein paar von 28 cm Höhe, auf dem Fuße eingraviert: Jochim Holtkamp 1661. – 2. Ein zweiarmiger, Merxhausen gehörender klassizistischer Leuchter, oben mit Vase, 38 cm hoch.
Zwei Glocken. 1. 56,5 cm breit, am Halse vier durch Bindfaden gebildete Horizontalstreifen, steile Flanke, Schlag von ihr durch eine leichte Kehle getrennt. Krone mit sechs Ösen. – 2. von 65 cm Durchmesser. Am Halse Inschriftstreifen mit Antiquabuchstaben: Anno 1623 me in cvltvm Dei dedervnt, darunter ein noch gotisierendes Hängeornament mit Weintrauben. An der Flanke mehrere schlecht gearbeitete Reliefs: a) Wappen in hoch ovalem Blattkranze, nach der Beischrift und Unterschrift des Conrad Schoppe, praefectvs in Salinis herovm, im Schilde drei Garben, auf dem Stechhelm drei Ähren; b) ebenso mit Bei- und Unterschrift Margreta von Ascha conivx, im Schilde Flügel über drei Blumen, auf dem Spangenhelme zwei Flügel; c) in hochrechteckigem Blattkranze undeutliches Relief in Formen des XVI. Jahrhunderts mit der erklärenden Beischrift ecce homo; d) in rundem Blattkranze Kruzifixus mit Maria und Johannes; e) ebenso Lamm Gottes mit Siegesfahne; f) Maria stehend mit dem Christkinde. Inschrift am Schlage: Hinrich Korver Klockengieser. – 3. Im Turmhelme kleine neue Schlagglocke.
12 Einhäuser Typus I, datiert 1700 bis 1825, darunter: Nr. 31 Leibzucht von 1700, kleiner Bau mit Däle ganz links. Nr. 34 von 1747, Giebelvorkragung mit gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle. Nr. 8 von 1774, Oberstock und Giebel ebenso vorgekragt, Torständer in entsprechender Höhe und gleicher Art abprofiliert. Nr. 13 von 1776, Vorkragung des Oberstocks ebenso, Torständer mit Schaftvorlage und Stern, Versenkungskante mit Wellenkerben, Kröppelwalm. Nr. 36 ebenso, von 1780, Schwelle scharfkantig, Torständer wie Nr. 8, an den Zwickelbändern Verzierung. Nr. 26 von 1800, Oberstock und Giebel leicht vorgekragt über Karniesprofil, das auch an den unten abgewellten Torständern herabgeführt ist, Kröppelwalm. Nr. 6 Pfarrscheune, früher bewohnt, von 1801, Vorkragung ebenso, an den Zwickelbändern schwarz auf rot gemalter Stern; ähnlich vorgesetzt ist Nr. 11, desgleichen Nr. 4 von 1825, an den Zwickelstreben schwarzes sprengendes Pferd, Kröppelwalm. – Typus II hat Nr. 24, datiert 1822, die Vorkragung von Oberstock und Giebel über Karniesprofil auch rückwärts, Kröppelwalm. – Typus III ist durch ein Übergangsbeispiel beim Haupthause Nr. 31 von 1821 vertreten. – Typus IV hat Nr. 22, desgleichen Nr. 9 von 1802 mit Doppelprofil unter der Vorkragung im Übergang zu Typus V. Die Inschrift bei Nr. 9 ist rötlich bemalt. – Typus V haben Nr. 5 von 1843 mit sprengendem Pferde an den Zwickelbändern und Nr. 17, mit Karniesprofil unter der Vorkragung, Fuß der Torständer unten abgewellt. – Bei der Giebelfront Nr. 15 mit Karniesprofil unter der Vorkragung ist die Däle links besonders angebaut. Ähnlich ist das Wohnhaus der schon ganz der oberdeutschen Art angenäherten Hofanlage Nr. 23. Das Wohnhaus von 1772 steht mit dem Giebel an der Straße, hat Karniesprofil unter der Vorkragung und Spruch an der Schwelle. Die Däle links daran ist von 1822.
Hausinschriften wurden 1883 17 verzeichnet, sämtlich erbaulichen Inhalts, datiert 1681 bis 1849, darunter:
Zur Herberge soll dies Haus und nicht zur Heimat dienen,
Weil unser Vaterland des Himmels Wohnung ist.
Lass in der Herberge hie, Gott, unsere Blätter grünen,
Bis wir dorthin gelangen, da wo du selber bist.
Johann Jürgen Braemer. Sophie Eleonore Coss.
Anno 1777 den 12. Juni.
Hellenthal.
Geschichtliches. Das von Merxhausen nach Neuhaus hinaufziehende Tal heißt in der Gegend des Ortes bereits auf der Karte von 1603 das Helldahl, und der diesen Namen führende „Grund“ wird auch schon Ende des XVI. Jahrhunderts im Fürstenberger Erbregister erwähnt. Der Ort ist durch die Steinbeck genannte Glashütte entstanden, die hier 1728 bis 1745 im Betriebe war und dann nach Schorborn verlegt wurde. Der Ort blieb eine Siedlung von Waldarbeitern und wurde nun erst Hellenthal genannt. Er gehörte zum Amte Allersheim. Die Kapelle, mit der Schule unter einem Dache, ist im XIX. Jahrhundert gebaut und wird als Filial von Heinade versorgt.
Dorfanlage in zwei Armen gestreckt von Südost nach Nordwest. Flurkarte 1792 von Joh. Chr. Haarmann. Damals 124 Einwohner, 1905: 541.
In der Kapelle ein älterer, sechsarmiger Kronleuchter aus Gelbguss, 51 cm hoch, von etwas mageren Formen.
Die Tagelöhnerhäuser aus Fachwerk haben keine Dälen und sind meist Längsfronten mit zwei Geschossen, dürftigen Profilen unter dem oberen Geschoss und Kröppelwalm.
Die Timmermannsche Gastwirtschaft war das Wohnhaus vom Leiter der Glashütte. Es ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Tür in der Längsseite, Giebel an der Straße und Däle rückwärts quer, vertritt also im Wesentlichen den Typus III der Einhäuser. Die Vorkragung von Oberstock und Giebel hat scharfkantige Schwelle und gerundetes Füllholz. Im Oberstock ein Zimmer mit roh gearbeiteter Stuckverzierung: niedriges Sockelgetäfel mit aufgemalten Spitzquadern, an der Eingangswand zwei farbige Stuckpilaster mit Rahmenwerk, gegenüber zwei Arkaden über Pilastern, in den Zwickeln Blätter und Früchte, die eine Arkade einst offen gegen ein Nebenzimmer, die andere eine Kaminumrahmung, Decke mit Gesims und einfachem Rahmenwerk, in einer Wand (Giebelseite) drei kleine Fenster, als Fußboden ein Gipsestrich.
[Hissihausen.]
[Um 1350 hatte Heinrich von Elvede das ganze Dorf Hessingehusen von Korvei zu Lehen, zugleich mit anderen Gütern in der Nachbarschaft (Denkiehausen, Seite 161). 1359 verkaufen die von Benstorpe ½ Zehnten an die von Hastenbeck und 1495 belehnt Herzog Erich die Rauschenplatts mit dem von den Grafen von Pyrmont ihnen heimgefallenen Zehnten hier und in Denkiehausen, nachdem sie schon 1491 vom Herzoge Wilhelm das Dorf erhalten hatten. Im Wickenser Erbregister um 1600 wird gesagt, dass die Wüstung Hissihausen am Henkenberge südwestlich Denkiehausen liege, aber noch diesseits der Grenze, und dass seine Flur von den Bauern Denkiehausens beackert würde.]
Geschichtliches. Der Ort, Filial von Amelungsborn, wird zuerst um 980 in der Grenzbeschreibung der Diözese Hildesheim erwähnt (vergleiche Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanafelde, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1900, Seite 224). Er lag im Gau Tilithi der Diözese Minden. Das benachbarte Kloster Amelungsborn erwarb allmählich den ganzen Ort: gegen 1185 das Gut Kegelshagen im Dorfe, 1197 den Zehnten hier und im benachbarten, jetzt wüsten Nienhagen (siehe dies), bis dahin mindensches Lehen der Grafen von Everstein, und zugleich die indaginem Holenberg von denselben. Die curia H. wird 1215 genannt. Ein Teil der Wüstung Drovenhagen (vergleiche Seite 162) ging in Holenberg auf; ihr Name erscheint 1765 als Flurort „im Dronhagen“ nordwestlich vom Ort, und neben ihm westlich ein „Weinberg“, der schon 1327 urkundlich ist. In dem östlichen, fast ganz isolierten Flurstücke auf dem Odfelde sieht Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 240) die Wüstung Odenrode (gleich dem Odfelde auch Odenrode nach dem Bischof Udo von Hildesheim 1079–1114 genannt?). In Odenrode besaß die Eschershäuser Kirche 1220 Güter, 1228 schenkten hier die von Eschershausen 5 Hufen, mit denen sie von den Grafen von Nienover belehnt waren, an Amelungsborn. 1637 war Amelungsborn Gutsherr aller Höfe, besaß die Gerichtsbarkeit und den Fünften, 1765 von 471 Morgen, vom Reste der Flur (8 Morgen) den Zehnten. Im Orte waren 1765 zwei Schäfereien, wovon eine der Gemeinde, eine einem Kotsassen gehörte.
Dorfanlage haufenförmig, 1637 3 Meier, 1 Halbmeier, 6 große, 4 kleine Köter, 12 Brinksitzer. Flurkarte 1765 von Franz Ludwig Himly. Damals 6 Halbmeier, 2 Viertelmeier, 4 Großköter, 7 Kleinköter, 23 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1793: 357, 1905: 583.
Eine Kapelle oder besonderer Betsaal ist nie im Dorfe gewesen. Die Schule wurde zuerst um 1700 errichtet. Die Glocke derselben befindet sich noch auf der Schule und wurde 1710 von G. L Meyer in Braunschweig gegossen. Von ihr geht die Sage, sie sei ungetauft einst in den „Glockenpfuhl“ geflogen und von einer Jungfrau an einem dünnen Bande wieder herausgezogen.
Auf dem Friedhofe mittewegs zwischen Holenberg und Amelungsborn einige Grabmäler. 1. Aus rotem Sandstein, klassizistisch, für Joh. Friedr. Hartmann, Drost zu Amelungsborn, gestorben 1800, gewidmet von seinem Pflegesohne Friedrich Heinrich Ernst Körber, Oberamtmann zu Amelungsborn. Kannelierter Säulenschaft mit angehängten, ovalen Inschrifttafeln, darunter runde Platte mit breiter, henkelloser Vase. – 2. Aus rotem Sandstein, rechteckiger Sockel mit größtenteils verwitterter Schrift an den Seiten. Darüber kannelierter Säulenschaft mit Henkelvase. Am Schafte zwei Wappen in Rocailleeinfassung, heraldisch rechts im Schilde und als Helmzier ein Herz, heraldisch links vermutlich das Clevesche Wappen. – 3. Aus hellem Sandstein, antikisierend in Form eines Altars. Seitlich Tuchgehänge und einst vergoldete Inschriften für Charlotte Louise Friederike Koerber, geborene Bennecke, gestorben 1806, und ihren jüngsten Sohn geboren und gestorben 1806. An drei Seiten je ein Distichon:
Ach, wer trocknet die Thränen der tiefen schmerzlichen Trauer?
Ahnung unendlichen Seyns, Hoffnung des Wiedersehns, du!
Glücklich verfloß und beglückend der Guten das Freundliche Leben.
Viel gab ihr das Geschick, mehr dem Geliebten ihr Herz.
Denen sie Liebend gelebt, sie bewahren in liebender Seele
Ihrer Tugenden Bild, ihres Wertes Gefühl.
14 Einhäuser Typus I, datiert 1701 bis 1883. Darunter Nr. 16 von 1701, kleiner Bau mit Däle ganz links und Auslucht rechts mit Vorkragung von Oberstock und Giebel über viertelstabförmigem Füllholze, an der Schwelle Fase und Spruch ringsum; der Giebel ist mit Lehmflechtwerk gefüllt; über dem Tor als Zimmermannszeichen Winkelmaß gekreuzt mit Haue. Nr. 8 von 1784, Oberstock und Giebel vorgekragt (ebenso Nr. 7) über Karniesprofil am Füllholz. Nr. 3 von 1799 mit Rosette an den Zwickelbändern, Muschel am Dösselzapfen, Vorkragung nur seitlich sichtbar über flachem Längsprofil. Nr. 17 von 1801. Nr. 6 von 1847, Oberstock und Giebel kaum vorgesetzt über Längsprofilen, Torständer unten abgewellt, Stern an den Zwickelstreben. Nr. 10, stattlicher Bau von 1883. – Typus II der Einhäuser hat Nr. 12 von 1723, die Wohnräume rückwärts mit Auslucht links, die Vorkragung ihres Oberstocks und zweimal des Giebels mit abgerundetem Füllholz und Schwelle, an den Torständern links Zimmermannsgerät wie Nr. 16, dazu M. E. S. – Typus III, IV, V fließen in kleineren, meist von Waldarbeitern und Tagelöhnern bewohnten Häusern zusammen, Typus IV erscheint jedoch auch rein in sieben Fällen, datiert 1825 bis 1866.– Nr. 44 ist eine kleine Giebelhütte von 1710 ohne Däle, mit Auslucht links, deren Oberstock und der Giebel vorgekragt sind mit Abrundung von Schwelle und Füllholz.
16 Hausinschriften erbaulichen Inhaltes, 1722–1856, wurden 1883 verzeichnet.
[In Hassels Kollektaneen um 1775 wird erwähnt ein „bejarter Stein, der mit den Gränzsteinen (vermutlich sind die Denksteine mit Radkreuzen gemeint) viel Ähnlichkeit hat.“ Er stand auf der Mitte des Pfarrackers, und beim Herumtragen der Monstranz sei hier einmal die Oblate zur Erde gefallen, wonach der Acker „der hillige Gottesacker“ gehießen habe.]
[Holtensen.]
[1384 befand sich holthusen under homburg unter den von Heinrich von Homburg seiner Gemahlin zur Leibzucht verschriebenen Gütern. 1385 versetzten die Edelherren von Homburg das Dorf Holthusen „vor der stad Oldendorpe under Homborch“ an die Familie Stich, und nach deren Erlöschen kam es 1483/5 an die von Stockhausen. Von diesen erwarb es zugleich mit dem Zehnten und dem Stockhausenschen Hofe in Stadtoldendorf das Kloster Amelungsborn, mit Genehmigung der Herzöge Friedrich und Wilhelm als Lehnsherren. Mit dem Dorfe war ein Hegergericht verbunden. Nach einem Amelungsborner Bericht von 1766 (vergleiche Rustenbach Häger, am angegebenen Ort, Seite 604) sei der Ort zugleich mit dem benachbarten Ulrichshagen im XIV. Jahrhundert während einer Fehde der Homburger gegen die Herren von Lüthorst zugrunde gegangen.]
[Der Ort lag gemäß obiger Mitteilung Stadtoldendorf und ebenso nach einer Amelungsborner Urkunde von 1523 Braak benachbart. Wenige Jahre vor 1789 (Rustenbach) wurde die Grenze seiner Flur noch gegen Braak und Deensen neu versteint. Sie umfasste also im Wesentlichen das Wiesengelände, das den nordwestlichen Abhang des nach dem Orte genannten Holz- (Holtenser) Berges überzieht und größtenteils zu Stadtoldendorf gehört. Die Dorfstelle scheint östlich neben der Straße von Braak nach Stadtoldendorf gelegen zu haben, bei den Kreuzsteinen, wo Erhöhungen auf sie gedeutet werden und sich noch unter der Ackerkrume ein zugedeckter Brunnen erhalten haben soll.]
Homburg.
Quellen und Literatur. Dürre, Regesten der Edelherren vom Homburg, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1880 und 1881. – Dürre, Die Homburg, ebenda 1876, Seite 157. – Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanavelde, ebenda 1900, Seite 207. – Schrader, Die älteren Dynastenstämme zwischen Leine, Weser und Diemel I (Göttingen 1832). – Janicke und Hoogeweg, Urkunden des Hochstiftes Hildesheim, Leipzig 1896–1903. – Zwei kolorierte Ansichten, 1824 von W. Raeger, in Bodes Kollektaneen Supplementband 70 (Stadtbibliothek Braunschweig).
Namensformen.Wikanafeldisten (Ende des 10. Jahrhunderts), Homborg (1129), Hoinburch (1129/35), Hohenburg (1141), Honburch (um 1150), Homborch (1150 und so fort).
Geschichtliches. Als castellum Wikanafeldisten wird die Burgstelle nur einmal erwähnt, und zwar als Grenzort in einer neuerdings ins Ende des 10. Jahrhunderts verlegten Grenzbeschreibung des Bistumes Hildesheim. Unter dem Namen Homburg (Homborg) erscheint die Burg zum ersten Male 1129, wo Siegfried, der letzte männliche Spross des Nordheimer Grafengeschlechtes nach ihr genannt wird. Wahrscheinlich ist er der Neuerbauer der Burg, der hier, inmitten ausgedehnter Allode und wohl auch zum Schutze seiner Klostergründung Amelungsborn, – dicht dabei lag der Stammsitz des Eversteinschen Grafenhauses – einen festen Rückhalt sich verschaffen wollte. Die ältesten Teile der Ruine können noch von diesem Siegfried errichtet worden sein. Nach seinem kinderlosen Tode kaufte 1145 Graf Hermann von Winzenburg das Erbgut und damit auch die Homburg. Bald darauf verwirkte Hermann infolge eines Mordes seine Allode, erhielt jedoch 1150 mit den anderen auch das castrum Honburch und 200 Hufen als hildesheimsches Lehen zurück; als Zubehör der Homburg sind namentlich angeführt: Huncenhusen (Hunzen) mit Kapelle, Ulrikeshagen (wüst), Osteressem (wüst), Adololdesheim (Arholzen), Scorenburnen (Schorbom), Ellersen (Allersheim). Bereits 1152 wurden Graf Hermann von Winzenburg und seine Gattin ermordet, ohne Kinder zu hinterlassen. Heinrich der Löwe nahm als Blutsverwandter das Erbe trotz des hildesheimschen Einspruches an sich und behielt es bis zu seiner Ächtung 1181. Erst da erkannte Kaiser Friedrich die allerdings vielleicht anfechtbare Oberlehnsherrlichkeit des Stiftes Hildesheim über die Güter von Winzenburg und Homburg an, und Hildesheim vergab sie geteilt. 1183 kam die eine Hälfte der Homburg als stiftsches Lehen an die Brüder Ludolf und Adolf von Dassel, die andere an die Brüder Bodo und Bertold von Homburg. Diese edelfreie Familie Homburg erscheint zum ersten Male 1129/35, bereits nach der Burg genannt – also als Burgmannen des Nordheimers Siegfried, jedoch ohne Verwandtschaft mit ihm, und im Besitze von Gütern in der Nähe. Im Wappen führten sie einen goldenen, nach heraldisch rechts aufrecht schreitenden Löwen in rotem Felde und blau-silbern gestückter Einfassung. 1150 werden ein Bertold liber homo genannt, 1179/80 Bodo und Bertold nobiles. Neben diesen erhält sich auch eine nach der Burg genannte hildesheimsche Ministerialfamilie (vergleiche Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1880, Seite 7, 1900, Seite 236). Das Geschlecht jener Edelherren (nobiles) gewinnt bis zu seinem Aussterben 1409 mit der Burg eine ausgedehnte und ziemlich abgerundete Herrschaft, die von Greene und Lüthorst über den Hils und Ith bis Lauenstein und Frenke reichte, mit den Städten Stadtoldendorf, Wallensen und Bodenwerder. Die Dasselsche Hälfte der Homburg fiel 1247 an Hildesheim zurück und muss dann bald der Hälfte der Edelherren zugegeben worden sein, denn Bischof Otto von Hildesheim (1260–1279) hat die Berechtigung der Pfandeinlösung einer Hälfte von den Homburgern, und das kann nur die Dasselsche gewesen sein, da die Homburger die eigene als volles Lehen besaßen (Dürre). 1247 erkennen die Edelherren das Schloss Lauenstein ausdrücklich als herzoglich braunschweigisches Lehen an. 1360 erklärt Siegfried, von Gandersheim zu Lehen zu haben die Burgen Greene, Lauenstein und Woldenstein, dazu mehrere Dörfer ganz oder zum Teil. Woldenstein war allerdings nur 1346 (?) bis 1357 tatsächlich im Besitze der Homburger. (Vergleiche Günther, Ambergau, Seite 379.) Seit 1393 besaß der Edelherr Heinrich auch ein Viertel von Holzminden (vergleiche Seite 56). Seine Ehe mit Schonette von Nassau blieb kinderlos. Die voraussichtliche Eröffnung seines Erbes ließ ihn bereits 1397 darüber zugunsten seines Neffen, des Grafen Moritz von Spiegelberg auf den Todesfall verfügen, indessen einigten sich die Herzöge Bernhard und Heinrich von Braunschweig mit dem Bischöfe Johann von Hildesheim, dem Oberlehnsherren des Edelherren, dass für den Fall der Erledigung der Herrschaft Homburg die Schlösser Homburg, Lauenstein und Lüthorst, die Städte Wallensen und Stadtoldendorf samt der Herrschaft Hohenbüchen (siehe den Ort) zwischen dem Bischöfe und den Herzögen geteilt werden sollte. Die Herzöge wollten ihre Hälfte wieder vom Stifte zu Lehen nehmen, Schloss Greene aber von Gandersheim. So erklärte denn auch Heinrich von Homburg am 9. Oktober 1409, unter Verzicht der Spiegelberger, seine Herrschaft, mit den oben angeführten Orten, dem Herzoge Bernd hinterlassen zu wollen, und trat ihm sogar gegen eine sofortige Entschädigung von 5500 löth. Mark Braunschweigische Währung ein Viertel des Besitzes ab. Im Testamente vom 20. Oktober wird Herzog Bernd noch ausdrücklich aufgetragen, die Homburg von Hildesheim zu Lehen zu nehmen. Bereits am 4. Dezember werden dann Herzog Bernd und sein Sohn Otto nach dem inzwischen eingetretenen Tode des Edelherren mit den gandersheimschen Teilen der Herrschaft belehnt, genannt sind unter anderem die Hälfte des Schlosses Homburg, die Schlösser Lauenstein und Greene. 1411 erhielten auch Bernhards Bruder Heinrich und dessen Sohn Wilhelm eine gandersheimische Mitbelehnung. Eine gleiche mit den hildesheimschen Lehensgütern, oder gar eine Teilung derselben zwischen den Herzögen und dem Bischofe, wie sie 1408 verabredet worden war, tritt nicht ein; man stritt sich mehrere Jahre lang (Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicensium III, Seite 197) um die Ausführung jener Verabredung von 1408, bis 1414 Hildesheim, wie es scheint mit nur Wenigem, abgefunden wurde. Die Herrschaft blieb im Wesentlichen beim wolfenbüttel-kalenbergischen Teile des welfischen Gesamtgutes bis zum Tode seines letzten Inhabers Friedrich Ulrich 1634. Bei der lüneburgischen Erbteilung 1635 kam sie an das jetzige Herzogtum, ausgenommen die Ämter Wallensen, Lauenstein und Lüthorst, sowie die Stadt Bodenwerder, welche mit Calenberg an Celle fielen. Im Kreise Holzminden füllt jetzt die alte Herrschaft den größten Teil der Ämter Eschershausen und Stadtoldendorf.
Die Burg, jetzt Ruine, auf bewaldetem, 403 m hohem Gipskegel, hatte eine Kapelle, welche zum Archidiakonat Höxter der Diözese Paderborn gehörte. Zur Erhaltung der ewigen Lampe waren Kornzinse und Geldrenten in Stadtoldendorf angewiesen. Burgmannen niederen Adels erscheinen bereits unter Siegfried von Nordheim-Bomeneburg. Seit dem Übergange an die Welten 1409 ist die Burg Sitz eines Vogtes beziehungsweise Amtmannes. Auch einige Verpfändungen treffen sie, und 1447 wird sie in einer Fehde gegen Herzog Wilhelm vorübergehend vom Stift Hildesheim erobert. Als letzter Amtmann wird Wilken Klenke genannt, der die Burg 1535 verließ. Aus den verfallenden Gebäuden wurde 1542 das Vorwerk Wickensen zum Hauptsitze des Amtes an Stelle der unbequemen Homburg ausgebaut.
Die Ruine ist seit 1897 in ihren wesentlichen Teilen ausgegraben (danach Abbildung 105) unter Leitung des Geheimen Baurates Brinckmann und des Kreisbauinspektors Osten. 1903 sind die offenen Gräben wieder zugeschüttet und die Mauerränder abgedeckt. Sie überzieht die Kuppe des kegelförmigen Berges langgestreckt von Ost nach West. Ein Wall, teilweise terrassenartig verflacht, läuft rings um die Burg (Abbildung 104). Der Weg zur Burg zieht sich östlich in einer weiten Kurve bergan und besteht aus einer Senkung, die rechts durch einen Wall gedeckt ist. Vor dem Burgwall kehrt sich der Weg nach Norden und tritt dann in den Burggraben ein, in dem er sich wieder wendet, um vor dem Tore an der östlichen Schmalseite der Burg zu enden. Die Bodenfläche der Burg, etwa 102 m lang und durchschnittlich 30 m breit, ist durch eine Quermauer in zwei Teile geschieden. Jeder Burgteil hat einen runden Turm gehabt, deren östlicher am Tore erst neuerdings bei den Ausgrabungen wieder zutage trat. Noch über den Boden ragen in der Ruine nur die Scheidemauer der beiden Burgteile, die angrenzende Nordseite der Vorderburg, der westliche Turm, der dahinter liegende nordwestliche Teil der Gebäude, sowie einige Mauerreste an der Südwest- und Südostecke. Mit den Ergebnissen der Ausgrabung lässt sich im einzelnen folgendes feststellen. Das Torhaus (a) an der schmalen Ostseite hat neben dem Durchgange rechts im Innern eine Tür in einen Nebenraum (b). Dabei weiterhin eine schmale Nische, die knapp für einen Menschen Platz hat. Gegenüber führt eine Treppe (c) in die Höhe, wohl auf einen Laufgang über der Südmauer der Vorderburg. Das Baumaterial dieses Torhauses ist roter Bruchsandstein oder Gips in unregelmäßigen Stücken, bei der Nische auch Backstein. Dazu Gipsmörtel. Der Ostturm der Burg (d) steht rechts neben dem Torhause, doch ganz innerhalb der Ringmauer. Sein Mauerkern, aus rotem, roh ährenförmig gelegtem Bruchsandstein, war innen und außen mit einer Art Quaderwerk des gleichen Materials bekleidet. Die Dicke des Mauerwerkes betrug, bei einem Turmdurchmesser von 9,90 m, 3,30 m. Der Gipsmörtel ist zu einer pulverigen Masse ohne Bindekraft geworden. An seiner Südseite sind einige quaderförmig ausgearbeitete Lichtscharten zutage gekommen; eine ähnliche war 1,70 m höher stets sichtbar geblieben. An der Nordseite der Vorderburg zieht sich ein schmales Gebäude hin (e, f), dessen Außenmauer in der Höhe von zwei Geschossen erhalten ist. Das Material besteht aus nachlässig horizontal geschichtetem roten Bruchsandstein, mit Gipssteinen untermischt. Das Bindemittel ist ein sehr harter Mörtel. Vor dem Untergeschoss liegen ohne Einbindung drei ebenso gemauerte Querwände ohne Verband. In der Höhe des zweiten Geschosses ist die Längswand innen abgesetzt und hat drei kleine Fensterschlitze mit nach innen abgeschrägter Laibung. Vor der Südwestecke dieses äußeren Hofes liegt die etwas ovale, tief ausgeschachtete Zisterne (g), mit einer inneren Ausmauerung aus rotem lagerhaften Bruchsandstein. Die Scheidewand von Vorderburg und Hinterburg (h) durchschneidet ziemlich rechtwinklig das Plateau in gerader Linie, und ist größtenteils in einer Höhe von ein bis zwei Geschossen erhalten. Das Mauerwerk ist dem der Südwand der Vorderburg ähnlich. Der Durchgang zur Hinterburg (i) ist im flachen Kreisausschnitt überdeckt, die seitlichen Gewände sind erneuert, ebenso der Strebepfeiler rechts auf Grund erhaltener Ansätze. In der Laibung links mündet das Lager für den zurückgeschobenen Riegelbalken. Daneben gegen Süden befindet sich vor dem Brunnen ein zweiter, türartiger Wanddurchbruch (k). Bis in Kopfhöhe ist die alte Laibung erkennbar, darüber hinaus ist sie mit dem Schlusse ausgebrochen. Die Schwelle liegt höher als der Hof der Vorderburg. In einer späteren Zeit ist diese Öffnung wieder durch eine dünne, eingebaute Mauer zugesetzt. Dabei, im Umfange der Hinterburg, befand sich ein Raum (l), in dem eine Treppe gleich links neben dem Tore vom Hofe der Hinterburg aufwärts führte. Das alte Hofpflaster, aus mehr oder weniger großen roten Sandsteinen, ist ein gutes Stück in der Wegrichtung vom Tore gegen den Westturm erkennbar. Die ganze Südseite der Hinterburg war mit Gebäuden besetzt. Der Fund des Maßwerkes eines gotischen Fensters mit flachem Sturz (Rekonstruktion des Fensters vom Kreisbauinspektor Eschemann Abbildung 106; das Fundstück, der Querbalken des Fensters, ist durch die Buchstaben a b c d gekennzeichnet) im südwestlichen Mauerumfang dieser Südgebäude (m), jetzt aufbewahrt im Stadthause von Stadtoldendorf, lässt auch mit Bezug auf die entsprechende Lage mit genügender Sicherheit hier das Hauptwohngebäude der Burg vermuten. In den Hof hinein ragt eine Art Kellerhals, dessen flaches Tonnengewölbe erst nach der Ausgrabung einstürzte. Der Zugang ist ehedem durch eine fast ganz erhaltene Füllung wieder unbrauchbar gemacht worden. Gegen den Westturm zu, noch in der geraden Fluchtlinie der Hofseite dieses südlichen Gebäudekomplexes (bei n) ragt aus dem Schutte ein offener Bogen, daneben ist in gleicher Höhe der Gewändeansatz einer Tür des Erdgeschosses. – Ebenso war die Nordseite dieser Hinterburg mit Gebäuden besetzt (o bis u); aufgegraben ist ein Keller, dessen Gewölbe auf einem Mittelpfeiler mit abgefasten Ecken ruhte, jedoch inzwischen zusammengestürzt ist. An einer Stelle der Mauer ist der Bewurf, eine Art von Gipsestrich, erhalten. Der Gipsmörtel, an sich hier sehr fest, hatte doch auf dem lagerhaft geschichteten roten Bruchsandstein keine Bindekraft bewahrt. Weiter gegen Westen, neben diesem Keller, eine Treppe (q), die den Zugang zu ihm vom Hofe aus vermittelte. Rechts neben dem Treppenansatze führten einige Stufen zu einer Tür, durch die man in den Raum über dem Keller gelangte. Von der Treppe links öffnete sich eine Tür auf den Nachbarkeller (r). Das Gewände dieser Tür ist teilweise aus Barnsteincn gemauert, die nicht viel größer als die jetzt gebräuchlichen sind. Die ganze Wand ist schlecht aufgeführt, fast ohne Mörtel, nur mit Erde oder Lehm in den Fugen. Weiterhin an der Nordwestecke der Burg ragt über einem tonnengewölbten Keller (u) mit besonderem Treppenzugange (t) und Lichtspalt in der Außenwand ein Teil des Mauerwerkes bis in das zweite Geschoss auf. Der Westturm (v) steht gleich dem Ostturme völlig innerhalb der Ringmauer. Ebenso ist sein Mauerkern gleich jenem ährenartig geschichtet, doch ist der Gipsmörtel fester geblieben; und in derselben Weise bestand die äußere Bekleidung aus Quadern, während den inneren Mantel weniger regelmäßig gearbeitete, doch auch sehr starke rote Bruchsandsteine gebildet zu haben scheinen. Der äußere Durchmesser dieses Turmes beträgt 11,30 m, die Mauerstärke 2,65 m. Südlich hiervon liegen Reste eines Baues (w), in dem eine Türschwelle mit Gewändeansatz gegenüber dem Turme zu erkennen ist; als Baumaterial ist hier gelegentlich Barnstein und ausnahmsweise auch Kalkmörtel benutzt.
Die Einzelfunde der Ausgrabung sind einstweilen im Stadthause von Stadtoldendorf untergebracht. Außer einigen Dachziegeln sind teilweise glasierte mittelalterliche Tonwaren, darunter trompetenförmige Schallgefäße, ferner ein bleierner Siegelring und ein Löwenbrakteat des XIII. Jahrhunderts erwähnenswert. Ein Bruchstück eines Fenstermaßwerkes ist auch auf der Domäne Wickensen (siehe dort) vermauert.
Die ältesten Teile der erhaltenen Reste sind die beiden Türme, deren Mauerwerk romanischen Charakter hat. Die jüngsten Zutaten sind in Backstein ausgeführt. Aus dem Vorhandensein der beiden Bergfriede an den äußersten Schmalseiten ist ersichtlich, dass die Burg vermutlich schon zur Zeit ihrer Wiedergründung durch Siegfried von Nordheim den Umfang und wohl auch die Zweiteilung der jetzigen Ruine gehabt hat.
Lenne.
Geschichtliches. Der Ort hat seinen Namen wohl nach dem Lennebach. Er hieß noch 1750 und später die Lenne. Ob auf ihn das Lianbeke der Traditiones Corbeienses zu beziehen ist, in dem 822/836 ein presbiter („in Lianbeke“) Eilger an Korvei eines anderen Gut überwies, ist recht zweifelhaft. Noch 1542, vor der Reformation, war der Ort Filial von Stadtoldendorf. Er gehörte demnach entgegen Böttigers Ansicht zum Auga (vergleiche Rustenbach: Der ehemalige Gau Wikanavelde, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Seite 218). Nach Errichtung der Pfarre in Wangelnstedt wurde das Dorf dahin eingepfarrt und wird als deren Filial 1581 erwähnt. Der Ort unterstand der Gerichtsbarkeit der oberen Wickenser Börde. Auch war der Herzog Zehnt- (644 Morgen 1760) und Gutsherr, nur ein Hof gehörte Klenkens (um 1600 = 2 Hufen). Etwas Hägergut besaß um 1600 Amelungsborn. Im Wickenser Erbregister um 1600 wird der Ort auch Sandkuhlen genannt. Der gute Sand versorgte im XVIII. Jahrhundert die Glashütten der Umgegend und die Porzellanfabrik in Fürstenberg.
Dorfanlage gestreckt von Südwest nach Nordost. Flurkarte 1760 von Christian Heinrich Wilken. Unter den Flurorten: die Sankt Johannes Köpfe nordwestlich, der Till, ein westlich angrenzender Wald, der Hackelberg nördlich, der Twelkenwinkel südwestlich. Auf der Flur nordöstlich vom Orte ist nach Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Orte, Seiten 215/216) auch die im Wickenser Erbregister um 1580 erwähnte Wüstung Pferdebeke zu suchen. Um 1600 1 Ackermann, 5 Halbspänner, 12 (?) Köter; 1760 2 Halbspänner, 8 Viertelspänner, 12 Großköter, 6 Kleinköter. Einwohnerzahl 1793: 187, 1905: 1002.
Eine Kapelle aus Fachwerk wurde 1705 erbaut. Es ist wohl die noch vorhandene, ein rechteckiger Saal, mit Eingang an der nördlichen Schmalseite; in der südlichen Wand ein Fenster, in den Längswänden je zwei. Über dem Nordgiebel kurzer Dachreiter mit Zeltdach, als Windfahne ein Hahn, in dessen Leib noch ein sprengendes Pferd in positivem Umriss ausgeschnitten ist. Die Unterschalung der Decke ist an den Seiten herabgebogen. An der Nordwand eine Empore.
Auf dem Kirchenboden ein hölzerner Altaraufsatz mit einer Bekrönung aus durchbrochenem Rankenwerk, Maske und Früchten.
Zinnkelch von 18,8 cm Höhe, der runde Fuß mit Perlband, am Becher graviert: Christoph Fromme 1804.
Zwei Zinnleuchter, 24 cm hoch. Stempel: 1. Flügelfigur mit Schwert und Waage, 2. B. N. H. Graviert an dem einen außen: Adolp August Knolle 1753 (Knolle war Müller in Wickensen), innen: Klages; am anderen außen: Sopyha Elenore Meyer 1753, innen: Arsp.
Zwei Altarvasen aus grober Faience, schon 1750 (Corpus Bonorum von Wangelnstedt) vorhanden, 28 cm hoch, stark beschädigt. Sie haben je zwei Volutenhenkel, am Fuße Akanthusblattwerk in Blau, am Bauche ringsum Landschaften.
Glocke von 52 cm Durchmesser. Am Halse zwischen einer aufrechtstehenden und einer herabhängenden gotisierenden Blattreihe die Inschrift in Antiqua: Herrn Anthon Vlrich Hertzog zv Bravnschweig vnd Lvnebvrg, an der Flanke Kruzifixrelief zwischen vier Blattabdrücken, gegenüber unter Blattabdruck und Ornamentspitze die Inschrift: Gos mich Eggert Christoph Becker in Hildesheim, am Schlage ringsum aufrecht stehende Blattreihe wie oben.
18 Einhäuser Typus I, datiert 1778 bis 1853. Darunter Nr. 29 von 1778 mit Kröppelwalm. Nr. 1 von 1783, Oberstock vorgekragt über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern und dem Dösselzapfen, Blumentöpfe über dem Sturz. Nr. 10 von 1786, ebenso vorgekragt, Torständer mit Wulst und Rillen senkrecht profiliert, im Giebel symmetrisches Ständerwerk. Nr. 20 von 1791, Giebel kaum vorgekragt über leicht gerundetem Profil, Stern am Sturze. Nr. 7 von 1800, Oberstock kaum vorgesetzt über horizontal durchlaufenden Profilen, auch an der Längswand, weil es ein Eckhaus ist; Stern an den Zwickelbändern, Blumentopf über dem Tore; auch das Rückgebäude (Leibzucht) ist ein Einbau. Ebenso vorgekragt, doch nicht seitlich, Nr. 17 und Nr. 16, beide von 1805, Nr. 17 mit Blumenzweigen über dem Tore, rückwärts eine jüngere, quer vorliegende Däle, die das Haus auch mit Typus III verbindet. Nr. 33, ebenfalls von 1805, ist ganz mit Platten verhängt, der Giebel ist zweimal vorgekragt, an den Torständern Blumentopf, an den Zwickelbändern Blumenzweig. Nr. 28 von 1807, vorgekragt wie Nr. 17, Blumenzweig an den Zwickelbändern und über dem Tore. Nr. 3 von 1820 mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 31 von 1825, vom ganz mit Platten verhängt, Stern an den Zwickelbändern und dem Dösselhalter, Kröppelwalm. Nr. 30 von 1853, ganz mit Platten verhängt, Rosette am Sturze. – Typus III ist bei Nr. 6, dem Wirtshause, in einem deutlichen Beispiele vertreten, datiert 1763. Oberstock und Giebel vorgekragt über gleichen Längsprofilen vor den Balkenköpfen und den wie noch üblich zurückgesetzten Füllhölzern. Die Füllung besteht aus Backstein. Spruch an der Oberstockschwelle. Nur am linken Torständer Schaft über konsolenartigem Fußabschluss. – Typus IV ist fünfmal vorhanden, Nr. 15 datiert 1744. Nr. 36 hat zwei Blumentöpfe über dem Tore, Stern an den Zwickelbändern und dem Dösselhalter. Nr. 11 ist durch Umbau Typus V genähert; auf dem Übergange dazu liegt auch Nr. 2 von 1779. – Rein haben den Typus V drei Häuser, darunter Nr. 27 von 1780, Oberstockvorkragung über horizontalen Kehlen, Blumentopf über dem Tor, Stern an den Zwickelbändern und dem Dösselhalter; Nr. 3 Nebenhaus, von 1796, vorgekragt über Horizontalprofilen, Stern am Tore.
25 Hausinschriften erbaulichen Inhaltes, datiert 1694 bis 1872, wurden 1883 verzeichnet.
Gräben im Forstorte Piccolomini westnordwestlich vom Orte wurden schon 1774 als Schanzen des dreißigjährigen Krieges mit dem Heerführer verbunden, nach dem die Gegend den Namen trägt und der hier 1641 befehligte.
Linnenkamp.
Geschichtliches. Der Ort war bis zur Errichtung der Wangelnstedter Pfarre Filial von Stadtoldendorf, als solches 1542 erwähnt, gehörte daher früher zum Auga der Diözese Paderborn. Als wangelnstedtsches Filial findet sich das Dorf zuerst 1581 in Goetzes Diarium (Pfarrarchiv in Halle). 1547 wurde der Name Lynnencampe geschrieben. Der Herzog war Gutsherr aller Höfe und ihm gehörte der Hauptzehnte, ein geringerer stand Klenkens zu; beide zusammen 1763 über 656 Morgen. Das Amt Wickensen, obere Börde, übte die Gerichtsbarkeit aus.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1763 von Ernst August Brauns; darauf heißt ein Flurort südöstlich die Hausstelle, nördlich „im Kreuze“. Damals 6 Viertelspänner, 8 Kleinköter (um 1600 drei Halbspänner, fünf Köter). 1793 eine Kornmühle. Forsthaus entlegen auf dem Holzberge. Einwohnerzahl 1793: 229, 1905: 332.
Die massive Kapelle ist von 1854; 1763 wird eine kleine aus Fachwerk erwähnt.
Glaskelch, 15½ cm hoch, farblos und ohne Schliff.
Zwei Zinnleuchter, 25 cm hoch, eingraviert: Heinrich Christof Wollenweber. Engelmaria Häsper 1757.
Moderne Glocke aus Gußstahl.
11 Einhäuser Typus I, datiert 1775 bis 1820. Darunter Nr. 26 von 1775, Oberstock vorgekragt mit leicht gerundetem Füllholze. Nr. 18 von 1784, Oberstock, mit Spruch an der Schwelle, vorgekragt über Karniesprofil, Stab an der Torkante, Rosette zwischen Voluten am Dösselhalter. Nr. 16 von 1792, wie Nr. 18, auch bei beiden die Jahreszahl in lateinischen Lettern, hier dazu Blumenvasen über dem Tore. Nr. 4 von 1797, mit geschweiften Kerben an der Torkante und Rosette an den Zwickelbändern. Nr. 11 von 1798. Obergeschoss ohne Vorkragung, doch rechts mit Spruch an der Schwelle, zwei Blumentöpfe über dem Tore, Hausnummer wie häufig aus dem Dösselhalter herausgeschnitzt. Nr. 5 von 1799, Oberstock vorgekragt über Karniesprofil, Rosette an den Zwickelbändern; Stern und zwei weiße sprengende Pferde im Dreieck der Giebelspitze scheinen nur aufgemalt; die Frontverlängerung rechts ist etwas jünger. Nr. 10 von 1801, Oberstock rechts vorgekragt mit Spruch an der Schwelle über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern. Drei Häuser von 1820: Nr. 8, Nr. 17 mit Vorkragung von Oberstock und Giebel über Karniesprofil und Stern an den Zwickelbändern, Nr. 20 ähnlich vorgesetzt, der Giebel gefüllt mit Backsteinmosaik. – Typus IV haben drei Häuser: Nr. 7 von 1789, Vorkragung über Karniesprofil und mit Schwellenspruch, Torständer unten schneckenförmig verziert, Torkante mit Stab, zwei Blumenranken über dem Tore, Stern an den Zwickelstreben; rechts ist das Haus in jüngerer Zeit verlängert. Nr. 9 von 1792, das Haus steht mit dem Giebel an der Straße, Vorkragung ringsum über Karniesprofil, Rosette an den Zwickelbändern, über dem Dösselhalter zwei C unter Krone und über der geschnitzten Nummer, Blumenzweige über dem Tore. Nr. 12 von 1819. – Typus V, mehr oder weniger auch Typus IV angenähert, kommt siebenmal vor, datiert 1802 bis 1891. – Die untere Mühle ist eine Längsfront mit Kröppelwalmen, datiert 1754, Vorkragung auch des Giebels mit Fase und Spruch an der Schwelle und Kehlprofil am Füllholz; über der Tür an der Schwelle in einem Kreise gekreuzte Geräte und das Monogramm M · F · C · R · M.
1883 wurden an 21 Häusern Inschriften gesammelt, erbaulichen Inhalts und datiert 1754 bis 1870, darunter:
1. Dieser Bau wurde aus Not von mir bedacht,
Aber Serenissimo (!) hat ihn gnädig zum Ende gebracht.
Ora et labora. Bete und arbeite. 1792.
Pietas suprema lex esto.
Die Gottesfurcht muß das vornehmste sein.
Daniel Kumlehn. Engel Rosine Thormann. Da war der 12. Juni 1792.
2. Was bist du in der Weltr? Ein Gast,
Ein Fremdling und ein Wanderer,
Wenn du [hau?]sgehalten hast,
So erbt dein Gut ein ander[er]
Christian Heinrich Stille. Johanne Marie Luise Joriches. Anno 1801.
Geschichtliches. Der Ort war stets Filial von Vorwohle. 1330 kam ein Sattelhof mit 3 Hufen an das Alexanderstift in Einbeck von den Homburgern, 1381 ebenso 1 Hufe. Dies Gesamtgut des Stiftes war um 1600 ein Ackerhof, der 1760 in zwei Halbspännerhöfe zerfallen war. Der Zehnte (440 Morgen) wurde 1760 vom fürstlichen Vorwerke in Vorwohle eingezogen. Der Ort unterstand der Gerichtsbarkeit der Oberen Wickenser Börde. Gutsherr waren 1760 außer dem Alexanderstift der Herzog und die Pfarre in Vorwohle.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1760 von J. L. Warmburg. Damals 5 Halbspänner, 3 Großköter, 4 Kleinköter. Die Masse der Höfe schon ebenso um 1600. Die Heerstraße ging an der Westseite des Dorfes vorbei. Einwohnerzahl 1793: 150, 1905: 487.
4 Einhäuser Typus I, darunter: Nr. 8 von 1798, Rückgebäude, Oberstock kaum vorgesetzt über Horizontalprofilen, Giebel über einem gerundeten Profil, im Giebel symmetrische Schrägstreben und Backsteinfüllung. Nr. 19 von 1806, Oberstock ebenso vorgesetzt, Torständer mit drei Kehlen, Giebel zweimal vorgesetzt und mit Schrägstreben gemustert. – Typus II der Einhäuser zeigen Nr. 41 von 1750 mit Stern an den Zwickelbändern, dem Dösselhalter, den Torständern; Nr. 16 von 1777, jetzt Scheune, Oberstock ringsum, nur nicht rückwärts, vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Fase (ähnlich Nr. 20, Typus I, jetzt auch Scheune), Stern an den Zwickelbändern, über dem Tor und an der Dreiecksbohle der Giebelspitze. – Typus III hat Nr. 6, Oberstock und Giebel kaum vorgesetzt über Horizontalprofilen. – Typus V erscheint viermal, Nr. 4 mit Vorkragung wie Nr. 16, Nr. 7 mit Sternverzierung, Nr. 3 von 1826, Nr. 18 von 1847.
Inschriften, erbaulichen Inhalts, wurden 1883 von 8 Häusern aufgezeichnet, datiert 1744 bis 1847.
Geschichtliches. 822/836 erwarb Korvei im Orte das Gut eines Wulfhart. Ein Nordheimsches Allod befand sich hier um 1140. Der Zehnte, mainzisches Lehen der Grafen von Everstein, ging von ihren gleichnamigen Ministerialen 1223 an das Kloster Hilwartshausen über, 1763 gehörte er, von 256 Morgen, dem Herzoge. Eine vielleicht ritterliche, nach dem Orte genannte Familie erscheint 1246 in Beziehung zu Hilwartshausen und 1268 in der Umgebung der Grafen von Dassel. Schrader (ältere Dynastenstämme, am angegebenen Ort, Seite 200) bemerkt, dass wenigstens das Nordheimsche Allod auch im Orte Marzhausen bei Witzenhausen gesucht werden könnte. Wie ja auch aus der angeführten Zehntenüberweisung hervorgeht, lag der Ort in der Diözese Mainz (Gau Suilbergi) und war Filial von Mackensen bis 1698, erst seitdem von Heinade. Um 1600 unterstand der Ort der Gerichtsbarkeit von Fürstenberg, später von Allersheim.
Dorfanlage gestreckt von Nordwest nach Südost an der Sollingsstraße von Holzminden nach Einbeck. Flurkarte 1763 von Georg Christian Geitel, darauf westlich die „Salzkämpe“. Damals 2 Halbspänner, 4 Großköter, 7 Kleinköter, 24 Brinksitzer, deren Gutsherr mit Ausnahme eines Campeschen Kothofes der Herzog war. Dabei eine Korn- und eine Papiermühle. Einwohnerzahl 1793: 373, 1905: 439.
Die Kapelle, ein schlichter Fachwerksbau, ist zwischen 1763 und 1788 errichtet. – Hölzerne Altarkanzel zwischen zwei Pilastern. – Kronleuchter aus Gelbguss mit sechs erneuerten Armen und Doppeladler, 40 cm hoch. – Zwei Altarleuchter aus Gelbguss, 27 cm hoch, breiter runder Fuß mit Teller, Schaft im Durchschnitt vierpassig, neuer Lichtteller. – Zwei neue Glocken. — Eine Fahne von 1814 zum Einzuge Herzog Friedrich Wilhelms ist jetzt im vaterländischen Museum zu Braunschweig.
Einhäuser: sechsmal Typus I, nämlich: Nr. 13 von 1704, links mit Frontverlängerung, rechts Auslucht mit vorgekragtem Giebel über Fase und gerundetem Füllholze. Nr. 9 von 1797 mit Stern über dem Tore. Nr. 12 von 1798, Oberstock auch seitlich vorgesetzt über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern. Nr. 15 Oberstock und Giebel vorn ebenso vorgekragt. Nr. 3 von 1808, Oberstock ebenso, Rosette an den Zwickelbändern. Nr. 16, Vorkragung vom Oberstock ringsum und rückwärts auch vom Giebel über Horizontalprofilen. – Typus II hat das Nebenhaus von Nr. 9, datiert 1806; die Wohnseite an der Hauptstraße mit zweimal vorgerücktem Giebel, hier an der Oberstockschwelle Spruch und Jahr, unter den Schwellen ringsum Karniesprofil, am Giebel auch Zahnschnitt und Musterung durch Schrägstreben, Frontverlängerung links, Rosette an den Zwickelbändern. – Typus IV ist dreimal vorhanden, datiert 1790, 1835, 1863. – Typus V bei Nr. 11 von 1777, mit Oberstockvorkragung über gerundetem Profil, an den Torständern flache Schaftvorlage.
1884 wurden an 16 Häusern Inschriften erbaulichen Inhaltes gesammelt, datiert 1704 bis 1878, darunter auch eine hebräische von Abraham Samson Rothschild. Außerdem, von 1828, eine zweite hebräische Inschrift und Gesegnet seyst du wen du ausgehst, gesegnet seyst du wen du kamst. Samson Jos. Rothschild. Jette Rothschild geb. Berg.
Negenborn.
Namensformen.Neghenborne,Nighunburni (891/1037), Negenbornen (1197), Negenborne,Nigenborn (1271), Ortsname wohl als die neun Borne mit Bezug auf das quellenreiche Gelände zu erklären.
Geschichtliches. Land (= 10 Morgen) und Hörigenüberweisungen an Korvei in den Jahren 891/1037 (Traditiones Corbeinses, herausgegeben von Wigand § 49 und 96) unter den oben angeführten Namen können sich auch, namentlich an erstgenannter Stelle, auf Negenborn bei Einbeck beziehen. Die folgenden Angaben aber gelten nur für unser Dorf. 1197 schenkte Graf Adelbert von Everstein einen Wald bei seinem Dorfe Negenbornen dem Kloster Amelungsborn. Auch 1271 lag der Ort in dominio der Eversteiner. Die 1243 und 1278 erwähnte und schon früher an Amelungsborn von den Eversteinern überwiesene Walkemühle ist die zu Negenborn gehörige Grundmühle im Hooptal, die um 1615 wüst wurde und 1663 als Mahl- und Ölmühle neu errichtet wurde. 1286 erwarb das Kloster 2 Hufen Hegergut im Orte, das ganze inzwischen wüst gewordene Dorf aber erst vom Herzoge Wilhelm dem Jüngeren 1490, und hat es wohl sehr bald wieder besiedeln lassen. Es war in der Folge eines der drei Klosterdörfer. Früher waren die Einwohner nach dem Everstein dingpflichtig (Forster Landgerichtsprotokoll von 1575). Der von Paderborn zu Lehen gehende Zehnte kam von den Homburgern 1257 und 1345 ans Kloster, das 1756 den Fünften von 604 Morgen, den Zehnten von 181 Morgen Rottland besaß und die Untergerichte ausübte. Die Pfarre ist erst nach der Reformation von Amelungsborn in der Form errichtet, dass der Klosterprediger im Orte seinen Wohnsitz nahm; das nicht mehr vorhandene erste Pfarrhaus wurde 1583 errichtet.
Die Dorfanlage ist ganz unregelmäßig zerstreut. Flurkarte (1756) von von Heine. Damals 7 Halbmeier, 4 Großköter, 3 Kleinköter, 28 Brinksitzer, alle unter der Gutsherrschaft des Klosters. Einwohnerzahl 1793: 390, 1905: 1096.
[Eine Kapelle (vermutlich die im XII. Jahrhundert bei Bune erwähnte, vergleiche Seite 156) lag früher am Wege nach Amelungsborn dicht vor dem Orte. Hier die Flurbezeichnung: „auf der Klus“. Ihre länglich-rechteckige, von Ost nach West gerichtete Grundform auf der Flurkarte von Amelungsborn 1765, eine Abbildung ihrer Ruine auf einem Kupferstiche um 1800, gestochen von Grape, mit Unterschrift „Der Eberstein vor der alten Kapelle von Amelunxborn gesehen.“]
Negenborn, Amelungsborner Kelch. Vorwohle, Kelch.
Tafel VIII. Negenborn, Fuß des Amelungsborner Kelches.
Im Pfarrhause wird der silberne, vergoldete, 1478 datierte Kelch des Klosters Amelungsborn aufbewahrt (Tafel VIII), Höhe 21,5 cm, Breite des Fußes 16,7 cm, des Bechers 12,1 cm. Fuß sechsteilig. Anstieg über senkrechtem Bande, dessen durchbrochenes, fortlaufendes Ornament von nasenbesetzten, rechtwinklig gegen einander geneigten Stäben gebildet wird. Auf den sechs Seiten des Fußanstieges scheinbar aus derselben Form gegossene Relieffiguren, auf jeder Seite unter einem Eselsrücken-Baldachin mit Frauenschuhkrabben und spätgotischer Maßwerkfüllung, seitlich begrenzt von Pfeilern mit Fialenendigung. Dargestellt sind über grüner, braun betupfter Bodenandeutung aus Schmelz und einem Spruchbande am Rande, auf dem zwischen kleinen Füllornamenten der erläuternde Name in gotischen Minuskeln steht: 1. Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes, die Querarme des Kreuzes sind nach oben gerichtet, Johannes hat die linke Hand gegen den Kopf erhoben. Auf dem Spruchbande: Vide me o dilecte, ganz unten auf der Fußscheibe: orate · p · iohane · abbē · ano ·mo · l x x v i i i. Nach rechts folgen: 2. s. iacobb. minor. 3. sancta katrina mit Schwert in der Linken, Rad in der Rechten, Krone auf dem Haupte. 4. sancta barbara mit Palmwedel in der Linken, Turm in der Rechten, Krone auf dem Haupte. 5. sancta benigna mit langstieliger Axt in der Linken, großem Messer in der Rechten. 6. sanct. philipus. – Die Frauengestalten tragen lange, wallende Gewänder mit Mantel, der Leib ist nach ihrer linken Seite ausgebogen. – Am Schafte ist eingraviert in Minuskeln, je ein Buchstabe auf einer Seite, unter dem Knaufe: s. iohan, über ihm: Maria. Der Knauf zeigt die sechs rautenförmig gestellten Zapfen im Wechsel mit sechs kleineren Rosetten. Die Zwischenräume sind spitzbogig durchbrochen und mit Maßwerk gefüllt. Die lose in die Zapfen eingeschobene Vorderfläche trägt in rötlichem Golde, ausgespart aus tiefblauem Schmelzgrunde, je einen Minuskelbuchstaben des Wortes ihesus, die Rosetten umschließen einen farbigen Stein. Der glatte Becher ist halb eiförmig. Unter dem Fuße deckt in der Mitte eine Platte mit dem getriebenen Christuskopfe vor dem lilienartig gebildeten kreuzförmigen Heiligenscheine die Verbindung mit dem Becher. Daneben ist leicht eingeritzt in Kursivschrift: 1. (C?)LXXX gulden kostet golt makelon vn … steyn. 2. veget 8 mark 6 loet. Als moderner Zusatz: St. Jacobus minor, St. Philippus ern. 1900. Diese Erneuerung besteht wesentlich in Kopien der Frauenfiguren, dazu wurde ergänzt der größte Teil der Schmelzarbeiten, die Füllung der Zapfenschilder (nur das es des Namens war 1884 vorhanden), einige Steine und die zudringlich glänzende Vergoldung. Die Patene, 17,1 cm breit, hat das Weihekreuz am Rande und vier getriebene und gravierte Nasen in der Vertiefung.
Zinnernes Taufbecken, 31 cm breit, eingraviert: Closter Amelungsborn 1786, zwei Stempel wie Band II, Seite 275: fünfblättrige Rose und Meister Krägelius.
Im Schulturme Glocke von 1857.
107. Negenborn, Hof Nr. 32, Leibzucht von 1624.
108. Negenborn, Hof Nr. 10, Däle.
18 Einhäuser Typus I, datiert 1598 bis 1871. Darunter: Nr. 32 von 1598, Wohnräume links mit Auslucht, Hauptgiebel vorgekragt mit großer, leicht gekehlter Abfasung unter Zahnschnittkonsolen an der Schwelle und dem Füllholze, das Tor eingefasst von zwei Kehlen im Wechsel mit zwei Tauen, die unten zur Seite geknickt sind, auf dem Torständer rechts nebenstehende Haus (beziehungsweise Meister-)marke wie in Bevern Nr. 116 (Abbildung 17, Seite 26). Auf der Däle links rückwärts alte Stallöffnung, Inschrift über dem Tore (nach Voges’ Inventar 1883/4): Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut, G. J. A. D. Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen und wird den gerechten nicht ewiglich in unehren lassen, Psal. 55. Arndt Kassebern me fieri fecit anno dni 1598; die Leibzucht dazu, ein Einhaus von 1624 (Abbildung 107) mit Wohnräumen und Auslucht vom rechts, Hauptgiebel und Ausluchtgiebel vorgekragt mit Konsolenreihe über Zahnschnitt am Füllholze, Perlstab an der Schwellenkante, an der Schwelle des Ausluchtgiebels auch Zahnschnitt und Konsolenreihe, das rundbogige Tor eingefasst mit Kehle und Sternkette zwischen Tauen, alles unten zur Seite geknickt, auf der Däle links vorn hohe Stallöffnung, weiter links zwei mit Vorhangbogen geschlossene Türen. Inschrift über dem Tore (nach Voges) in Fraktur:
Herr Gott, [steh mir in] all meinen Nöten bei,
Ein seliges Stündlein aus Gnaden mir verleih.
Arndt Kassebiern, Ilse (?) Dornemeiers, Ao̅ 1624, am linken Torständer nebenstehende Zimmermannsmarke. – Nr. 11, um 1600, mit alter Frontverlängerung auf der Wohnseite rechts, Giebelvorkragung und Dachvorkragung der Verlängerung mit Zahnschnitt über Abfasung an der Schwelle, Füllholz mit Zahnschnitt über Konsolenreihe, Holm mit Zahnschnitt, Tor eingefasst mit flacher, unten zur Seite geknickter Kehle zwischen zwei Tauen, links Stalltür mit Vorhangbogen am Sturz. – Nr. 44 von 1613, jetzt Typus II, Wohnräume jedoch anfänglich vielleicht rechts vorn, Giebel vorgekragt mit dürftiger Fase und gerundetem Füllholze (jüngerer Umbau?), Giebel rückwärts zweimal vorgekragt, auf der Däle links drei niedrige Stallöffnungen, wovon zwei mit steinernen Trögen für Kühe noch offen sind; Scheune von 1696 mit nebenstehendem Zimmermannszeichen am rechten Torständer. – Nr. 4 von 1710, Giebel mit Lehmsteinen gefüllt und vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwelle. Nr. 13 von 1724, kleines Haus mit Däle ganz links, Giebel und Oberstock vorgekragt mit Stab an der Schwellenkante und viertelstabförmigem Füllholze, vor dem Torständer gedrehter Schaft und würfelartiges, nach unten verjüngtes Kapitäl (ähnlich Nr. 43) mit Herz, an Torkante und Versenkung Wellenkerben. Nr. 12 von 1726, vorgekragt, Giebel zweimal, wie Nr. 13, alte Frontverlängerung rechts, Stab an der Torkante, an den Torständern rechts Stern, links Zimmermannszeichen. Nr. 10 von 1733, mit Auslucht rechts, Vorkragung, auch bei dieser, wie Nr. 13, gedrehter Schaft über Konsole an den Torständern, Kante von Tor und Versenkung mit Wellenkerben, undeutliche Kreisverzierungen am Sturze, auf der Däle links zwei Stallöffnungen (Abbildung 108), Ofenfuß von 1668 aus rotem Sandstein. Nr. 43 von 1749, vorgekragt wie Nr. 12, dazu gedrehter Schaft über Konsole an den Torständern, Spruch an der Oberstockschwelle, rechts alte, eingeschossige Frontverlängerung, Stern an den Zwickelbändern und der Bohle über dem Sturze, Tor mit Stab, Versenkung mit Wellenkerben an der Kante. Nr. 19 von 1799 mit Monogramm Z. M. T. Nr. 6, XVIII. Jahrhundert, mit Fase an Schwelle und Füllholz des Oberstocks und der beiden Giebelvorkragungen. Nr. 39 von 1820, Vorkragung des Oberstockes, auch seitlich, und des Giebels über Karniesprofil, das an den Torständern herabgeführt ist, Füllungen mit Backsteinmusterung, sprengendes Pferd an den Zwickelbändern. Nr. 41 von 1822 mit dem Zimmermannsmonogramm Z. M. T., Scheune dazu von 1787 mit Stern am Sturze und Vorkragung des Oberstockes über Karniesprofil. Nr. 1 von 1871. – Typus II ist viermal vertreten, die Verlegung der Wohnräume wie es scheint der Sonne zuliebe. Nr. 38 von 1774, erbaut vom Amtmann Johann Friedrich Hartmann, Giebelspitze abgewalmt. Nr. 29 mit Däle ganz rechts. Nr. 28 mit alter Rundbogentür auf der Däle links, Giebel vorgesetzt mit Fase an der Schwelle. Nr. 31 mit alter Auslucht rückwärts, an ihr Oberstockvorkragung mit gerundetem Füllholze, Stab und Spruch an der Schwelle, Giebel vorgekragt mit Fase an der Schwelle und dem Füllholze, ausgefüllt mit Lehmsteinen; alte, dazu gehörige Scheune mit unten abgeknicktem Tau als Toreinfassung. – Typus III mit zweigeschossiger Däle fehlt. – Typus IV erscheint zweimal ganz rein (1864 und 1891), einmal auch mit massiven Außenmauern, einmal im Übergange zu Typus V, der selbst nur in einigen unbedeutenden Nebenformen vorhanden ist.
Inschriften wurden 1884 an 29 Häusern gefunden, datiert 1598 bis 1871, alle mit dem üblichen erbaulichen Inhalte.
Abseits liegt die Dunemühle (vergleiche die Wüstung Seite 162), ein zweigeschossiger Steinbau mit Eckquaderung, über der Tür gekrönter Schild zwischen Palmwedeln, im Schilde ein C (Herzog Karl I.), neben der Herzogskrone 1748.
[Nienhagen.]
[Die indagines Holenberg et Nienhagen mit dem von Minden zu Lehen gehenden Zehnten schenkte Graf Albrecht von Everstein 1197 dem Kloster Amelungsborn. Um 1200 besaß dieses in beiden Orten mehr als 30 Hufen. Da ihre unmittelbare Nachbarschaft noch durch einen anderen Amelungsborner Copialbericht gesichert ist, und östlich beim Orte die mindensche Diözesangrenze vorbei ging, innerhalb deren die Siedlung gelegen haben muss, nördlich aber der Vogler heranrückt, so müssen wir Nienhagen wohl südlich oder westlich von Holenberg vermuten.]
[Oestern.]
[Das praedium Osteressen gehörte zu den Alloden des letzten, 1144 gestorbenen Grafen von Nordheim und 1150 neben anderem mit der Homburg dem Grafen Hermann von Winzenburg, ist also vermutlich später in den Besitzungen der Homburger Edelherren aufgegangen. Zwei Hufen in Ostessen übergaben der Graf Albrecht von Everstein 1197 dem Kloster Amelungsborn, zu denen später noch zwei Hufen hinzukamen, und 1267 drei Hufen mit der von den Eversteinern überlassenen Vogtei. 1244 wird der Ort Hostersen genannt. Die Herren von Haversförde besaßen 1360 eine Hufe, 1483 drei Hufen korveisches Lehen, die in diesem Jahre an Amelungsborn übertragen wurden. Nach einem Vergleich zwischen den Herren von Campe und dem Herzoge 1598 wurde die Wüstung zum Amte Wickensen gerechnet. Der Ort soll (Bericht des Gerichtes Deensen 1766, nach Rustenbach) gleichwie Holtensen im XIV. Jahrhundert in einer Homburgischen Fehde wüst geworden sein.]
[Über die Feldmark von Oestern wurde noch 1756 eine amtliche Beschreibung aufgenommen mit einer Karte von G. F. Pape. Danach lag sie zwischen Deensen und dem Hooptale, Stadtoldendorf und Negenborn und war 707 Morgen groß. Die Herren von Campe zogen einen Zehnten von 243 Morgen, einen Fünften von 194 Morgen. 207 Morgen gehörten zum Camphofe in Stadtoldendorf, das übrige 47 Einwohnern in Deensen (sie bilden dort nach dem Holzmindischen Wochenblatte 1790, Seite 342, das obere Dorf), 17 in Negenborn, 10 in Arholzen, 9 in Stadtoldendorf. Der Brotweg führte in süd-nördlicher Richtung quer durch die Flur. An ihm bei der vielgenannten Linde von Oestern der noch vorhandene, unter Stadtoldendorf erwähnte Amtsgrenzstein von 1585, um den die Flur am zerstückeltsten war, wo also wohl die Dorfstelle lag. Unter den Flurnamen westlich „hinterm Galgenbusche“, nördlich „der Ottenkamp“. 1790 im Holzmindischen Wochenblatte, Seite 341, wird auf einer Anhöhe auch ein Steinhaufen als angeblicher Rest der Kirche erwähnt.]
[Quathagen.]
[Der Ort gehörte zur Ausstattung des Klosters Amelungsborn. Der Name kommt dann im Mittelalter, zuerst 1245, nur als Waldbezeichnung vor, und zwar schiebt sich dieses noch jetzt so genannte Waldstück westlich der Homburg auf das Odfeld vor. Ein Streit um den Wald seit jenem Jahre 1245 zwischen Amelungsborn und Eschershausen wird von Heinrich von Homburg durch Teilung zwischen den Parteien entschieden. 1766 (Bericht des Magistrates von Eschershausen) will man in diesem Holze noch die alten Ackerfurchen erkannt haben, 1675 waren die Äcker Quathagens von Amelungsborn an Leute in Stadtoldendorf und Holenberg vermeiert, und der Zehnte brachte dem Kloster 30 Reichstaler ein. In der Nähe dieser Wüstung lag ein zuerst in einer Eschershäuser Grenzbeschreibung vom Ende des XVI. Jahrhunderts genannter Wartturm auf einer Linie, die in der Fortsetzung eines Quathagener Grabens lag. Er wurde 1746 abgebrochen. Ein Flurort „auf den Schanzen“ an der Südostecke in der Nähe des Bützeberges, von Amelungsborn aus links neben der Heerstraße nach Eschershausen, kurz nach dem Überschreiten des ersten Feldweges rechts auf der Höhe des Odfeldes, mag schon zu Quathagen gehört haben. (Über die mutmaßliche Ortslage, vergleiche Rustenbachs Karte, Wikanafelde, am angegebenen Ort.)]
Schiesshaus.
Ein zu Schorborn gehöriger Weiler, mit Forsthaus, Krug und Sägemühle. Er soll nach Ziegenmeyer (Solling, am angegebenen Ort, Seite 15, ebenso der Bericht des Pastors Starke-Golmbach von 1790, landschaftliche Bibliothek Cap. X, 2) nach einem Jagdhause der bevernschen Prinzen seinen Namen haben. An der Stelle der Sägemühle, südlich im Talknick des Hasselbaches, ist auf der Karte von 1603 (landschaftliche Bibliothek Cap. X, 2) eine Glashütte angegeben, an der Stelle der höher liegenden Häusergruppe aber noch nichts.
Einwohnerzahl 1793: 20, 1905: 44.
Schorborn.
Geschichtliches. Als Scorenburnen (= Schürfborn; Dürre) wird der Ort um 1140 unter den Alloden Siegfrieds IV. von Nordheim-Bomeneburg erwähnt, er teilte dann das Schicksal des unmittelbar zur Homburg gehörigen Gebietes (Seite 181). Im Fürstenberger Erbregister von 1584/1622 wird nur der Schorfborn als Teich und Quelle der Bever angeführt, auf der Sollingskarte von 1603 ist der Schorborn mit Teich und Wiese rings von Wald umgeben. Neubesiedelt wurde die Statte erst im XVIII. Jahrhundert, und zwar wurde (vergleiche Holzmindisches Wochenblatt 1787 Seite 529, 1788 Seite 338, Hassel-Bege II Seite 332) nach dem Eingehen der Glashütte in Hellenthal 1747 eine solche hier vom Kammerrat Ziesig wieder eingerichtet. Sie fertigte anfangs grünes und weißes Glas. 1776 wurde der grüne Ofen nach dem nahen Pilgrim (jetzt nicht mehr benutzt, doch noch von einer Familie bewohnt; die Stelle um 1600 im Fürstenberger Erbregister als Pellegrinusborn, im Wickenser Erbregister als Pelegrinensbeke; 1793: 58 Einwohner) übertragen, die weiße Hütte aber wurde 1783 geteilt und die Herstellung des Tafel- und Medizinglases nach Mühlenberg verlegt. Es blieb in Schorborn die Fabrikation von weißem Hohlglas, das hier auch vergoldet und von Glasschneidern verziert wurde, namentlich mit „Wappen, Buchstaben und Zahlen“. 1788 im Holzmindischen Wochenblatt heißt es: „Seit einiger Zeit bläßt man auch Glas von blauer, rothmarmorierter, Orange etc. Farbe zu Trinkgläsern, Salzfässern, Aufsätzen, Urnen, Zucker- und Tobacksdosen, Stockknöpfen etc.“ Die Glashütte ist jetzt in Privatbesitz. Beim Orte große Steinbrüche des roten Sandsteines. Am Teiche 1793 eine Kornmühle. Filial von Deensen.
Einwohnerzahl 1793: 235, 1905: 360.
109. Schorborn, Glaskelch von 1769, ohne den neuen Fuß.
Kapelle fehlt. Glaskelch (jetzt im Herzoglichen Museum) mit abgebrochenem Fuße, ein neuer ist vor etwa 25 Jahren hinzugearbeitet, Höhe mit diesem 28,5 cm. Der Schaft hat kleine Wülste und Knauf mit gepressten, weintraubenartigen Verzierungen, am Becher graviert:
Jesu las dein Todt und pein
an mir nicht verlohren sein.
J. C. N. 1769. Gegenüber ein Christus, gold mit blauem Lendentuche, am Kreuze seitlich Blattranken (Abbildung 109). – Patene dazu ein Glasteller, am Rande mit |· |–|· S, Breite 12,4 cm. Beides wohl Schorborner Arbeiten.
Etwa 30 Jahre alte Taufschale aus blauem Glase.
Glocke vor etwa 20 Jahren umgegossen.
Neben der Glashütte das alte Wohnhaus ihres Leiters aus dem XVIII. Jahrhundert, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Mansardendach. Der Oberstock ist vorgekragt mit Fase an der Schwelle und gerundetem Füllholze.
Ein ganz verbautes Einhaus Typus I oder II aus Fachwerk mit Kröppelwalm ist Nr. 50. Typus V hat Nr. 25. – Sonst meist kleine Arbeiterhäuser, teils aus Bruchstein, teils auch mit Mansardendach. – 1883 zwei Hausinschriften der üblichen Art, am Kruge von 1749, die zweite von 1848.
Grabmäler auf dem Friedhofe aus rotem Sandstein. 1. von 1810, Vase auf Sockel. 2. Nach oben verjüngter glatter Schaft über viereckigem Untersatz, als Abschluss Blattüberfall auf Platte und Eierstab. Am Schafte zwei ovale Inschrifttafeln mit Blattgehängen, darauf: a) Widmung für Wilhelmine Seebaß, geborene Wackerhagen,† 1819;
b) Entrückt bist Du, Geliebte dieser Erde,
Vom Vater abgerufen zu der bessern Welt.
O Daß Dir dort der Freuden Fülle werde,
Der edlen Thaten Lohn, die Du hier aufgestellt.
Es tröste, wen̅ um Dich im Aug’ mir Thränen stehen,
Die süße Hoffnung mich des dortgen Wiedersehens.
[Sevene.]
[1360 tauschte Siegfried von Homburg vom Kloster Amelungsborn das Vinkerod bei dem Dorfe to der Sevene ein. Das Vinkerod, jetzt auf der Lenner Flur, teilt Rustenbach der Wüstung Pferdebeke zu. Zur Wüstung „auf der Seven“ gehört eine 24 Morgen große Wiese der Wickenser Domäne und der dabei am Hilse liegende Teil der Vorwohler Feldmark (vergleiche Rustenbachs Karte, am angegebenen Ort), 1769 als die Seve und das große Sevenfeld aufgeführt. Nach der Vorwohler Ortsüberlieferung lagen hier die „Höfe der 7 Brüder“, und noch im XIX. Jahrhundert sollen beim Pflügen Grundmauern und Münzen gefunden worden sein.]
Stadtoldendorf.
Dieser Abschnitt ist noch in Arbeit!
[Ulrichshagen.]
[Olricheshage iuxta Hoinburch gehörte zu den Alloden des 1144 gestorbenen Grafen Siegfried IV., des letzten Nordheimers. 1150 war die villa Ulrikeshagen mit der Homburg und anderen nahen Orten im Besitze des Grafen Hermann von Winzenburg. 1356 war das Dorf Olrikeshagen an die Grafen von Pyrmont verpfändet, von denen es an die Gustede und von diesen weiter an Stadtoldendorfer Bürger verlehnt worden war. 1521 tauschte Amelungsborn den Ort mit Hägergütern und Zehnten von den von Wetberg ein (siehe auch Wangelnstedt). Nach einem amelungsbornschen Berichte von 1766 lag die Wüstung zwischen Stadtoldendorf und Wangelnstedt hinter dem Kellberge. In Wangelnstedt war die Wüstung als Hägersen bekannt und ihr Kirchhof noch vor 20 Jahren in alter Leute Erinnerung. Das Hagentor in Stadtoldendorf ist vermutlich nach dem Orte genannt (Rustenbach).]
Vorwohle.
Literatur. R. Knopf, Aus alter und neuer Zeit. Chronik der Dörfer Vorwohle und Mainzholzen. 1893.
Namensformen.Vorwalde (1542), Vorwolde (um 1600 und noch 1800), Bedeutung gleich vor dem Walde.
Geschichtliches. Der Ort ist wohl ein alter Pfarrort im Gau Suilbergi der Diözese Mainz, jetzt der Inspektion Stadtoldendorf. Erwähnt wird er nicht vor 1542. Damals gehörten zur Pfarre, unter herzoglichem (vordem homburgischem) Patronate, 30 Morgen, zur Kirche, die dem heiligen Nikolaus geweiht war, 50 Morgen. Filial des Ortes war stets Mainzholzen, vor 1581 auch Eimen. Gerichtlich-politisch gehörte der Ort zur oberen Börde des Amtes Wickensen, also zur Herrschaft Homburg. Ein mit Wickensen verbundenes Vorwerk ist wohl aus dem Kronenhofe entstanden, den der Herzog um 1600 (Wickenser Erbregister) für 500 Reichstaler gekauft, aber wieder vermeiert hatte. 1760 gehörten dazu 190 Morgen Acker, 57 Morgen Wiesen. Gutsherren der Einwohner waren der Herzog und die Kirchen in Vorwohle und Wangelnstedt. Einen Zehnten von 311 Morgen bezog das Vorwerk.
Dorfanlage gestreckt von Südost nach Nordwest, 1769 durchschnitten von der Heerstraße Einbeck–Hameln, das Vorwerk etwas abseits. Flurkarte 1769 von J. Warmburg, kopiert 1826. Unter den Flurnamen nördlich „die Seve“ und „das große Seven Feld“, die Stätte der Wüstung Sevene (siehe diese), südöstlich der Koly-Kamp (als Flurname vielfach; vergleiche Andree, Volkskunde, II. A., Seite 105), der von den Einwohnern mit einem Kloster (einer Klus?) in Verbindung gebracht wird. In der Nahe die Forstorte Mönchsbruch und Nonnenwiese. Um 1600 4 Halbspänner, 8 Köter und der Kronenhof, 1760 außer dem Vorwerk 5 Halbspänner, 6 Großköter. Einwohnerzahl 1793: 149, 1905: 595.
Kirche. [Der 1891 abgerissene Bau war nach der Vogesschen Inventarisation von 1883 und den Abbildungen Pfeifers im Atlas Bl. 30a der Zeitschrift für Bauwesen 1882 (zum Aufsatze von H. Pfeifer, Mittelalterliche Dorfkirchen im Herzogtum Braunschweig; Abbildung 124) eine damals baufällige, romanische Anlage. An die überwölbte Apsis im Osten mit kleinem rundbogigen Fenster schloss sich ein Altarhaus mit Rundbogenfenster in jeder Wand und Balkendecke, es folgte ein breiteres Schiff, ebenfalls mit Balkendecke, zwei rechteckigen Doppelfenstern der Renaissance in jeder Längswand und romanischer Rundbogentür in der südlichen. Diese lag in einer rechteckigen Umrahmung, beide „von einem umgeführten Rundstabe eingefasst, der von romanischer Basis aufsteigt.“ Der Rundbogen zwischen Schiff und Altarhaus, sowie der der Apsis setzten über romanischem Kämpfer an. Der ganz wenig eingerückte, länglich-rechteckige Turm lag mit der Längsseite vor dem Schiffe und war gegen dieses mit einem Rundbogen geöffnet. Das Glockenhaus hatte rundbogige Schallöffnungen und ein nach beiden Seiten abgewalmtes Satteldach mit einer Art Ulenloch in jeder Spitze und war gleich wie die anderen Dächer mit Sollingsplatten gedeckt. Die vorhandenen Gesimse des Gebäudes bestanden nur aus Platte über Schmiege. Nach dem Corpus Bonorum von 1753 waren die Maße: der Turm 14 Fuß lang, 28 Fuß breit, 40 Fuß hoch, das Turmdach 20 Fuß hoch; das Schiff 40 Fuß lang, 28 Fuß breit, 18 Fuß hoch, Dachhöhe 30 Fuß; der Chor 26 Fuß lang, 16 Fuß breit, 16 Fuß hoch, Dachhöhe 14 Fuß. Der Eingang gegen Mittag hatte damals ein Vorgebäude mit der Inschrift: Heinrich Wolthemath 1595 d. 16t. Juni.] Der Neubau, nach einer Skizze von Wiehe, wurde 1895 eingeweiht.
[Steinaltar mit „Tafelwerk“, daran eine Abendmahlsdarstellung, 1753 im Corpus Bonorum erwähnt.]
[Ein Taufstein soll vom Vorwerk anderwärts hin verschleppt worden sein.] Taufengel aus Holz hing 1753 auf dem Chore. Der verstümmelte Rest, mit gut gearbeitetem faltigen Gewände, 110 cm hoch, liegt jetzt auf dem Pfarrboden.
Auf dem Pfarrboden auch der Rest einer achtseitigen hölzernen Kanzel, in jedem Felde zwei schlichte Rahmenfüllungen übereinander, einige mit eingeschnittenen Inschriften: 1. de[o?] olderlode, 2. henrik Fricken hans Valken, 3. a. d. 1565. [Eine Kanzel mit den vier gemalten Evangelisten, dem Namen Seehausen (soll Verwalter auf dem Vorwerke gewesen sein) und der Jahreszahl 1708 im Corpus Bonorum 1753 angeführt.]
Kelch aus Silber, außen und innen vergoldet, alle Flächen mit getriebenem Ornament überzogen, Höhe 13,6 cm (Tafel VIII). Kleiner runder Fuß mit Gitterwerk aus gepunzten Stäben, in den rautenförmigen Feldern je eine runde Vertiefung. Schaft unten mit Kehlzungen bedeckt, kugeliger Knauf mit eierstabähnlichen, länglichen Buckeln zwischen Schuppenstreifen. Der hohe und breite, steil ansteigende Becher an der unteren Rundung mit aufsteigenden Zungen und kleinen Akanthusblättchen ähnlich dem Schaftornament, darüber bis auf den oberen glatten Randstreifen Gittermuster wie am Fuße. Am Fuße Augsburger Beschau (Pyr) und Meistermarke HAR. Silberne, flach tellerförmige Patene mit Weihekreuz, 11,2 cm breit. Auf dem Rande graviert: Catharina Funken R · sehl. Andreae Grotians verehrt Dieses Anno 1675 der Kirchen zu Vorwolde.
Zwei Standleuchter aus Zinn, 62 cm hoch. Am Fuße eingraviert in Antiqua: Gott zu Ehren giebt dieses Gabriel Mustopff f. B. L. R. F. u. B. J. H. z. V. W. an̄o 1685, am zweiten: Margreta Seydenstickerin G. M. E. H. F. An̄o 1685.
Glocken von 1836 und 1892. [1836 wurde eine alte mit der Jahreszahl 1303 umgegossen. Sie war 5 Fuß hoch, 3 Fuß 5 Zoll breit und trug die Inschrift, wohl am Halse, Det Deus, ut sana permaneat ista campana, am Schlage Hans Armenianus fecit.]
Grabsteine. Im Turme des Neubaues sind zwei länglich rechteckige eingemauert: 1. etwa 1 m hoch, 55 cm breit, mit der Relieffigur eines kleinen Mädchens in Zeittracht vor einer Nische, in den Zwickeln des Bogens je ein Wappen, links mit Vogel im Schilde und als Helmzier, rechts im Schilde drei Kränze zwischen gekreuzten Keulen, Kranz als Helmzier; stark abgekürzte Antiquaumschrift: Ao 1618 den 4. Decembris ist Johan Harmen des ern. v. achtb. i. s. Alten Amb. seines Alters 2. Jar. – 2. mit Wickelkind, ebenfalls in Nische und mit den gleichen Wappen, Höhe ca. 1,04 m. Breite 62 cm. Umschrift in Antiqua: S. E. D. F. Ao 1613 den 28. Octob. ist Philip des ernv. vnd actb. . steins Ambtman . . r Sohnlein god(t?)selig endschlafen seins Altrs 22 Tag.
2 Einhäuser Typus I, Nr. 16 und 17, bei beiden der Giebel über Horizontalprofilen vorgekragt, bei Nr. 16 auch der Oberstock, hier der Torständer unten abgewellt und im Giebel symmetrisch gestellte Schrägstreben. – Typus II kann Nr. 9, mit der Rückseite gegen die Straße gekehrt, vertreten, Typus IV von 1806 die alte Leibzucht Nr. 7. Typus V ist dreimal ganz deutlich, Nr. 21 datiert 1816. – Die alte Pfarre ist von 1795.
1883 wurden an 5 Häusern Inschriften des üblichen Inhaltes verzeichnet, datiert 1752 bis 1865.
Wangelnstedt.
Geschichtliches. Pfarrdorf der Inspektion Stadtoldendorf. 1521 ertauschte Amelungsborn von den Herrn von Wetberg gegen Güter in Landringhausen außer Olrikeshagen mit dem Zehnten (wüst zwischen Stadtoldendorf und Lenne, vergleiche Seite 217) die decimam ad Wanglist et bona hegermannica ibi sita. Dieses Wanglist kann nur unser Dorf sein, nicht Wangelist bei Hameln. 1549 ertauschte Amelungsborn gegen Allersheim von den Herzögen abermals einen Zehnten und die Dienste. 1760 bezog das Kloster einen Zehnten von 241 Morgen. Einen anderen von 632 Morgen besaß damals das Amt Wickensen, von 90 Morgen die Familie von Klenke. Gutsherr sämtlicher Höfe war der Herzog, und die Gerichtsbarkeit wurde vom Amte Wickensen (Homburg, obere Börde) ausgeübt. – Die Pfarre wurde erst 1557 von Herzog Heinrich dem Jüngeren noch für den katholischen Kultus eingerichtet, daher ist das Patronat herzoglich; Lenne, Linnenkamp und wohl auch Emmerborn wurden in denselben Jahren als Filialen angegliedert. Vorher (ausdrücklich bei der Kirchenvisitation 1542 erwähnt) war das Dorf gleich Linnenkamp und Lenne Filial von Stadtoldendorf, gehörte also, entgegen Böttgers Ansicht, zur Diözese Paderborn und zum Auga. Die Pfarre wurde mit 15 Morgen Acker ausgestattet. Die Kirche besaß (um 1600) Einkünfte vom Klausen-(= Klus-)gute. In der Stiftungsurkunde (Pfarrarchiv) der Pfarre wird Wangelnstedt angeführt „als für etlichen Jarn wider neu angerichtete Dorfschaft“, – es liegt also eine Neubesiedelung des wüst gewordenen Ortes durch Herzog Heinrich den Jüngeren vor; dass 1518 die ersten Häuser errichtet worden sind, lehrt uns die Hausinschrift von Nr. 15. [Aus einem Prozess um Ländereien der Kirche (vergleiche Corpus Bonorum 1750 und Hassels Kollektaneen, landschaftliche Bibliothek) 1612/18 geht hervor, dass westlich vom Dorfe auf dem Klusberge beim Klusbrunnen eine Klus gestanden hat, die ein Klausner besorgte, und wo ein Mönch aus Amelungsborn gelegentlich predigte und sakramentierte, daher auf dem Klusfelde dem Kloster der Zehnte zustand. Der letzte Klausner Kurd Plato starb 1602. Darauf wurde die Klus abgebrochen, Holz und Dachsteine aber wieder beim Schulbau benutzt.]
Im Dorfe ist die Wüstung Ulrikeshagen (siehe Seite 207), hier 1883 Hägerssen genannt, aufgegangen. Den Kirchhof wollten 1883 alte Leute noch gekannt haben.
Dorfanlage haufenförmig, Kirche in der Mitte. Eine Heerstraße von Einbeck nach Wickensen ging am Ostrande in nördlicher Richtung vorbei. Flurkarte 1760 von J. Warmburg. Damals 10 Halbspänner, 16 Großköter, 2 Kleinköter, 21 Brinksitzer und eine Erbenzinsmühle; um 1600 4 Ackerleute, 3 Halbspänner, 15 Köter. Einwohnerzahl 1793: 329, 1905: 670.
Tafel IX. Wangelnstedt, Hof Nr. 5, Außenansicht und Däle.
[Die von der Gemeinde erbaute Kirche, 1905 abgebrochen, aus verputztem roten Bruchsandstein und mit Sollingsplatten gedeckt, war von Nordwest nach Südost gerichtet. Es war ein flachgedeckter Saal mit zwei Trägem für das Glockentürmchen auf der Nordwest-Spitze des Daches und mit fünfseitig geschlossener, außen gerundeter Chorwand. Zehn ziemlich unregelmäßig angebrachte rechteckige Fenster mit abgefasten Kanten, an der südwestlichen Langseite eine rundbogige, an der nordwestlichen Schmalseite eine flachbogige Tür. Am Sturze des südwestlichen Fensters der Chorpartie eingehauen: Anno 1618. Am nordöstlichen Choransatze ein kurzes Widerlager. Im Inneren Empore an der nordwestlichen Schmalseite und der anschließenden Hälfte der nordöstlichen Längsseite.] Neubau 1907 eingeweiht.
[Auf dem steinernen Altartische ein hölzerner, roh gearbeiteter Aufsatz mit dreiteiliger Arkadenreihe zwischen zwei korinthisierenden Säulen.]
[Hölzerne Kanzel hinter dem Altare, an den drei Schauseiten mit einer Arkade.]
Kelche. 1. Aus Silber, 21,4 cm hoch, sechsteiliger Fuß, barock, Braunschweiger Beschau (Löwe), dazu B und I. C. R. (Joh. Christoph Rittmeyer). Die Patene mit Inschrift in Antiqua: N. W. Engelbrech(t ?) Cust. zu Wangelsted Anno 1758. – 2. Aus Zinn, 22,7 cm hoch, passig gewellter Fuß, achtseitiger, hochovaler Knauf, hoher, breiter Kelch, die Außenseite vieleckig gegliedert. Unter dem Fuße eingraviert D. H. D. 1735.
Zwei gotische Standleuchter aus Gelbguß, 39,5 cm hoch. Über drei steilen Klauenfüßen hoher, in drei flachen Zonen ansteigender Fuß, hoher Schaft mit zwei kleinen Ringen und dreiteiligem Knaufe, Lichtteller aus schmiegenartig ansteigendem Gliede und waagerechtem Bande darüber mit kleiner ausladender Randeinfassung. – Zwei ähnliche Leuchter aus Holz, 35 cm hoch.
Zwei urnenartige Holzvasen.
Glocken. 1. 85 cm breit. Am Halse Ornamentband aus Akanthusranken, an der Flanke zwei Inschriften in Antiqua: a) Ferdinandus Albertus Dei gratia Brunovicensium dux Lunaeburgensiumque, campanam hanc secunda vice fundere curavit. Anno redemptionis nostrae MDCLXIX. b) Diese Glocke wicht VI Centner (24) P. kostet in summa 2(90) R. Thaler (…) M. Die eingeklammerten Zahlen sind erst nach dem Gusse eingraviert; die Zahl für die Mariengroschen blieb leer. – 2. von 1878.
125. Wangelnstedt, Hof Nr. 5, von 1591.
22 Einhäuser Typus I, datiert 1591 bis 1855. Darunter: Nr. 15 von 1591 mit Auslucht links, wo auch wohl ursprünglich allein die Wohnräume lagen. Giebel, auch der Auslucht, vorgekragt mit gerundetem Füllholze, Schwellkante ganz wenig abgerundet; der Hauptgiebel ist verschalt, der Ausluchtgiebel gefüllt, beide mit offenem Eulenloch. Die Zwickel neben dem Torbogen belegt mit je einem Fächer, der links von einer Kreuzreihe eingefasst ist, rechts von einer Kugelreihe. Sturzinschrift in Fraktur: Do . Erstlick · tho · bvwen · vnt · wonen · Lvde · anfengen · in · dusser · Gemeine · was · na · christi · Geburdt · 1518 · dat · olde · huhs · herunder · komen · hans · Einwolt · vnt · Beca · sine · husfrouwen · dit forgenomen · vnt · mit · Gottes · kraft. tho · sthande · bracht · Anno do … 1591. Auf der Däle rechts zwei rundbogige Türen, davon eine zugesetzt, links drei Türen mit Vorhangbogen am Sturze, Tür ebenso in der Rückwand. – Nr. 40 von 1624, Jahreszahl in der Wetterfahne auf der Giebelspitze, Wohnräume links, der verschalte Giebel vorgekragt mit Fase an Schwelle und Füllholz, über dem Tore eingeschnitzt ein Hufeisen. – Nr. 5, 1. Nebenhaus von 17(24?) mit Auslucht links, deren Oberstock vorgekragt ist mit gerundetem Füllholze und Fase (ebenso Nr. 32 Auslucht rechts), Däle ganz rechts, daneben Frontverlängerung; 2. Nebenhaus von 1729, Giebel zweimal vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwellenkante, ebenso der Oberstock der Auslucht links. – Nr. 26 von 1754, Oberstock und Giebel vorgekragt über Karniesprofil. Nr. 33 von 1770, Oberstock und Giebel vorgesetzt über Horizontalprofilen, doch das Füllholz leicht zurückgesetzt, Torständer mit schaftartigem, senkrechtem Wulste vor Platte; Kröppelwalm. Nr. 45 von 1777, Auslucht rechts mit Oberstockvorkragung wie Nr. 15, 2. Nebenhaus, Stern an den Zwickelbändern. Wetterfahne von 1884. Nr. 3 von 1785, rechts Auslucht, Oberstock an ihr und größtenteils ringsum vorgekragt über Karniesprofil, Torständer mit zwei tiefen, senkrechten Hohlkehlen, Stern an den Zwickelbändern und zweimal über der Tormitte. Nr. 39 von 1797, die Mühle, Oberstock vorgekragt über Karniesprofil, Torständer entsprechend vorgesetzt, Blumenzweig an den Zwickelbändern; im verschalten Giebel zwei mit geschweiften Leisten eingefasste Fenster (dasselbe noch an einem zweiten Hause in der Nähe). Nr. 38 von 1797, Oberstock ähnlich vorgekragt, Stern an den Zwickelbändern. Nr. 28 von 1797, ebenso, dazu Spruch an der Oberstockschwelle rechts. Nr. 24 von 1797, Oberstock und Giebel vorgesetzt über Horizontalprofilen, Torständer entsprechend vorgeschoben. Nr. 31 von 1798, Oberstock vorgesetzt über Karniesprofil, Torständer entsprechend vorgeschoben, Rosette an den Zwickelbändern, Muschel am Dösselhalter. Nr. 27 ebenso, ohne Muschel, zwei Sterne über dem Torsturze. Nr. 36 Nebenhaus, von 1799, Oberstock und Giebel vorgesetzt über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern. Ähnlich Nr. 49, doch nur der Oberstock vorgekragt mit Spruch an der Schwelle. Nr. 29, um 1800, mit Platten verhängt, Oberstock und zweimal der Giebel vorgekragt, an den Torständern schaftartige Profilwulste. Nr. 41 von 1855. – Typus II an zwei charakteristischen alten Bauten: Nr. 5 von 1591 (Tafel IX, Abbildung 125). Das Tor ist etwas nach links gerückt, doch jederseits zwei volle Spanne und dicht am Tore wie üblich je ein verkürzter. Der Giebel mit erneuerter Verschalung ist kräftig vorgekragt mit Fase an Schwelle und Füllholz, dazu auch eine Knaggenunterstützung vor jedem der acht vom Boden bis zum Giebel durchgehenden Ständer der Giebelseite, ebenso wie unter der Dachauflage der Längsseiten. Die Knaggen haben die derzeit gebräuchliche Form mit schwach eingezogener Vorderfläche, die in der Mitte horizontal durchzogen ist von einem kräftigen Wulste zwischen zwei abgesetzten Kehlen. An den vorderen Ecken treten je drei Knaggen zusammen, wovon die mittelste der Länge nach geknickt ist. Das fast rundbogige Tor ist eingefasst von einer Kehle zwischen zwei Stäben, die unten zur Seite geknickt sind. In den Zwickeln zwischen Bogen und Torständer je ein großer Fächer, links von einem Stabe eingefasst, rechts von einem gedrehten Tau. Inschrift am Torsturze in einer scharfen, aber unregelmäßig eingeschnittenen, der Antiqua sich nähernden Fraktur: 1590 Ein droge so̅mer vnt schone maste war in velen Jarn. Anno do. 1591. An der Giebelschwelle ein Spruch, dessen Buchstaben der Antiqua noch näher sind, leider durch die Verschalung verdeckt und nicht ganz leserlich. Er beginnt Wer … am Schluss: Hans Keker vnt Ilse Jordns hebbent bvwen laten. Die Seitenschiffe im Inneren dienen noch jetzt als Ställe, das schmälere zur Linken war ehemals Kuhstall, dessen jetzt zugesetzte Trogöffnung noch erkennbar ist. Der Durchgang am Ende der Ställe links ist später abgetrennt und hat ährenförmige Pflasterung aus Bruchsteinen. Dahinter dann die ebenfalls neuere Küche, deren Raum früher Pferdestall war. Das breitere rechte Seitenschiff stößt auf einen massiven, tonnengewölbten Kellerraum, der zum größten Teile über der Erde liegt. Seine äußere Längsseite ist durch jüngere Widerlager gestützt, die innere ragt mit einer Ecke in die Däle hinein; Eingang vom Seitenschiff aus, gegenüber ein Fensterschlitz. An der inneren Längswand auf der Däle die alte Herdstelle. Die Wand, die etwas weiter rückwärts noch jetzt die Däle abschließt, scheint die alte Außenwand des Hauses zu sein, sodass daraus der Keller ausluchtartig zur Hälfte vorsprang. Über dem Keller die alte Stube, die durch eine kurze Treppe mit der Däle in Verbindung steht und jetzt durch eine Querwand geteilt ist. Von ihr ist über ein paar Stufen die benachbarte Kammer im Seitenschiffe zu erreichen. Der Ofen an der inneren Längswand stand wohl mit der alten Herdstelle in Verbindung. Aus neuerer Zeit ist die vor die alte Rückwand der Däle und des linken Seitenschiffes gelegte Stube mit der von ihr aus zugänglichen Kammer darüber. Sie überragt nach rückwärts noch den alten Kellerbau um einen schmalen Spann. Über den Seitenschiffen sonst Banseräume, über der Küche Rauchfang und Rauchkammar. Von den Türen sind augenscheinlich neu die Fronttür des rechten Seitenschiffes, die Dälentüren des linken Seitenschiffes und die Türen des Durchganges. – Das zweite Beispiel des Typus II zeigt Nr. 20 (1710?), Giebel mit abgesetzter Rundung am steilen Füllholz, die Längsseite über dem Wohnzimmer vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwellenkante. Auch Nr. 36, von 1846, verkehrt gegen die Straße gestellt, hat Typus II. Zwischen Typus I und II durch späteren Anbau rückwärts steht Nr. 43. – Typus III haben Nr. 27 Leibzucht (und Scheune) von 1866 und Nr. 2 das Haupthaus, hier übrigens ganz oberdeutsche Hofanlage. – Typus IV hat nur die Leibzucht von Nr. 28, datiert 1817, und etwa Nr. 50.
Spruchinschriften wurden 1883 ohne die angeführten an 25 Häusern gesammelt, datiert 1720 bis 1881, fast alle erbaulichen Inhaltes, darunter:
1. Johann Jürgen Spinti · Chr. Dorothea Elisabet Henneberg. Den 20sten September Anno 1764. So wollt ich’s gerne haben.
2. Wir bauen fest in Gottes Namen,
Und hoffen, daß wir Segen haben.
Was wir hier bringen ein und aus,
So wird ernähret Alles im Haus.
Anno 1764.
3. Man spüret keinen Schaden an ihm, denn er vertraut seinem Gott. Johann Arents Schoppen. Dorothea Heidewig Arsten. Dieser Bau ist errichtet den 1ten Juni 1765.
4. Wer eine Grundfeste will bauen,
Der muß Gott und seinen Nächsten recht erkennen und trauen.
Johann Christian Holzkamp und Engel Sophie Burgdorffs. d. 14t Juni Anno 1797.
[Wiedenrode.]
[Um 1600 hatten in und bei Wigenrode zwei Köter aus Eimen Besitz und damals lag der Ort nach der Grenzbeschreibung des Wickenser Erbregisters an der Südostgrenze der Herrschaft Homburg. Offenbar ist die bei Hassel-Bege, am angegebenen Ort, Seite 301, genannte Mühle Wiedenrode südwestlich von Eimen identisch mit jener Siedlung. Sie heißt jetzt die Lochmühle.]
[Geschichtliches. Nach Dürre (Ortsnamen der Traditiones Corbeienses, Seite 40) wäre dies der Ort des Namens, in dem Korvei zwischen 891 und 1037 von einem Bacca 30 Morgen erhielt. 1494 erscheint der halbe Zehnt als herzogliches Lehen der Hakes, 1537 besaß Herbort von Frenke 3 Hufen und 40 Morgen als herzogliches Lehen. Das Wickenser Erbregister führt einen einstelligen Hof an, der, nach Ziegenmeyer (Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1892, Seite 350) dann in 1 Vollmeier-, 2 Halbmeier- und 2 Kothöfe geteilt gewesen wäre. 1770, nachdem inzwischen der Ort in Bisperode aufgegangen war, hatte sich die Hofzahl dieses Dorfes gegen die Aufstellung des Wickenser Erbregisters in der Tat um 3 Meier- und 2 Kotstellen vermehrt. Der Name des Ortes haftet noch an der Bavenser Mühle, nordnordwestlich von Bisperode, zu dem diese gehört. Die Mühle war 1662 herzogliches Lehen des Jobst von Werder. Die Wüstung scheint sich von ihr aus südlich hingezogen zu haben.]
Bessingen.
Namensformen.Batsingehusen (1062), Bessingehusen (1414). Behausung eines Bessing. Der Ort ist nicht zu verwechseln mit dem nahen hannöverschen Bessinghausen.
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, früher im mindenschen Archidiakonat Ohsen, gehört als solches jetzt zur Inspektion Ottenstein (Halle). Schon 1414 wie gegenwärtig war darin auch der hannoversche Ort Berensen eingepfarrt. 1426 war ein Joh. Barghusen Pfarrer (vergleiche die Glocke). Das früher kalenbergische Patronat stand gleichwie im benachbarten Bisperode (siehe dieses) den Herren von Werder und deren Lehensnachfolgern zu. Die Pfarre besaß um 1600 je einen Hof mit einer Hufe im Orte und in Berensen. 1062 lag der Ort am Rande der großen Waldschenkung Kaiser Heinrichs an Hildesheim. Eine Ritterfamilie de Bessinge ist 1216–1344 urkundlich. Den Herren von Werder und ihren Lehensnachfolgern gehörten (als Gutsherren aller Höfe mit Ausnahme des Pfarrmeierhofes) die Dienste und der Zehnt (1759 von 893 Morgen), später auch die Untergerichte (vergleiche unter Bisperode), während das Obergericht vom Amte Wickensen (untere Börde) verwaltet wurde. Ein Gut der Adelsfamilie (wohl der 1793 vorhandene dritte Ackerhof) besaß 1645 einen Schutzgraben.
Dorfanlage haufenförmig um die Kirche, die Heerstraße von Hameln nach Hildesheim durchschnitt westöstlich den nördlichen Teil der Flur. Das Hildorfer Feld nordöstlich bewahrt vielleicht den Namen einer Wüstung. Flurkarte 1759 von Georg Christian Geitel. Damals 2 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 14 Köter. Einwohnerzahl 1793: 217, 1905: 295.
Die von West nach Ost gerichtete rechteckige, flachgedeckte Kirche mit eingerücktem Turm besieht aus leicht verputztem Bruchstein. In jeder Längsseite des Schiffes drei Fenster, zwei davon rechteckig, das dritte, östliche stichbogig geschlossen. In der Ostwand unter einem Fenster eine stichbogige Tür. Haupttür an der Nordseite mit antikisierendem Gewände, dem Metternichschen, 1750 datierten Wappen in grauem Sandstein über dem Sturze, umgeben von einem Ordensbande und unter einer Krone. Unter dem Wappen die jetzt teilweise unleserliche Inschrift (ähnlich der in Bisperode; nach dem Corpus Bonorum von 1753) in Antiqua: Franz Joseph Graf Wolff Metternich zur Gracht, gcnandt von Elmt, Herr zu Bisperode, Flehingen, Lieblar und Burgau, Ihrer Churfürstlichen Durchl. zu Cöln geheimter Rath, Hoffrathspraesident, und Amtmann zu Lüchnich. Links daneben eine jetzt als Fenster dienende, früher über 14 Stufen zugängliche Priechentür. Eine Westtür ist zugesetzt. Dach ohne Giebel mit Sollingsplatten. – Der ältere, im unteren Teile wohl noch romanische Turm hat ein Sockelprofil mit Schräge und im Untergeschoss ein Tonnengewölbe, das als Begräbnisraum diente, nach dem Corpus Bonorum für die Herren von Stuben in Bavensen. Der einzige offene Eingang dazu ist im Westen, mit Rundbogen und einmal abgetrepptem Gewände. Oben formlose Lichtöffnungen an der Nord- und Südseite. Der mit einem vierseitigen Helme abschließende Fachwerkaufsatz für die Glocken wurde 1783 vom Zimmermeister Hoffmann in Bisperode neu gerichtet.
Im Inneren des Schiffes zusammenhängende Emporen im Norden, Süden und Westen. Steinerne Altarplatte mit Sims aus Platte über Schmiege. Darüber dreiseitige Kanzel in derber barocker Aedikula korinthischer Ordnung.
Beichtstuhl mit großblumigen, durchbrochenen Laubwerkfüllungen.
Taufstein aus schwach rötlichem Sandstein, 1,09 m hoch, mit achtseitigem Aufsatz, An den Seiten auf vertieftem Grunde in Antiqua: Johannis : 3 : es sei dann, das jemand geboren werde avs dem Wasser vnd Geist, so kan er nicht in das Reich Gottes kommen. Heinrich Kvnzen Barvart Mvnd anno 1663. Dieselbe Jahreszahl am Schafte mit dem nebenstehenden Meisterzeichen.
Silberner Kelch, 20,5 cm hoch. Passig gewundener Fuß mit getriebenen, geschweiften Graten. Knauf ebenso gewunden. Hamelner Beschau (Mühlstein mit hervorragenden Eisen), dazu D, Pferd über 12, und undeutlich HVRLE BVSCH.
Zwei zinnerne, gotisierende Leuchter, 26,5 cm hoch. Am Fuß gravierte Antiquainschrift wohl des XVII. Jahrhunderts: Margareta Wenzels. – Von zwei hölzernen, gedrechselten, sechsarmigen Kronleuchtern aus der Zeit um 1700 ist der eine nur noch in Trümmern vorhanden, der andere im Vaterländischen Museum zu Braunschweig, dieser mit der nachträglichen Jahreszahl 1817 und neuer, mennigfarbener Bemalung an Stelle eines grünlichen Anstriches. Es sind sehr materialcharakteristische Umbildungen der üblichen Kronleuchter in Gelbguss (Abbildung 128; vergleiche auch unter Dielmissen).
Zwei Glocken. 1. 89 cm breit und hoch (ohne Krone). Schlag oben durch einen Grat begrenzt. An der Flanke mehrere Reliefs: a) Ein gotisch gebuckeltes Blatt. b) In einem Rahmen, der mit einer nur in einzelnen Buchstaben leserlichen Minuskelinschrift bedeckt und in einen Giebel mit Kreuz ausgezogen ist (das Ganze 7,7 cm hoch), links in einem Hause eine Maria mit Kind und daneben eine stehende Gestalt. Rechts von außen schreitet ein Bischof mit Stab und Mitra herzu, hinter ihm ein Begleiter mit Kelch und Hostie. An drei Ecken des Rahmens Ösen; Wallfahrtszeichen von Maria Einsiedeln. (P. Liebeskind, Pilger oder Wallfahrtszeichen auf Glocken. Denkmalpflege 1904 Nr. 7). c) In einer gotischen, 8,5 cm hohen Aedikula eine Heilige mit Kelch, vielleicht Barbara. d) Ein Bischof, die Rechte segnend emporgehoben, in der Linken der Stab. Links ein unleserliches Spruchband. Dieselbe Figur an einer Glocke im benachbarten Bisperode. e) Ein Brakteat. – Am Halse zwischen vier Schnüren die Inschrift in Majuskeln: O rex glorye criste veni cum pase (so) ihesus maria. Die drei letzten Buchstaben sind wegen Raummangels auf die Flanke gerückt. – 2. von 1852 [umgegossen aus einer älteren, welche nach dem Corpus Bonorum die Inschrift trug: a. d. MCCCC Vicesimo sexto dominus Johannes Barghusen plebanus, darunter in Relief eine Kreuztragung, Lamm mit Fahne vor einer Kirche, Kruzifix, Bischof].
Rest eines Grabsteines, eine bepanzerte Hand in Relief, als Pflasterstein auf dem Hofe Nr. 11.
Unter den Bauernhäusern aus Fachwerk, die größtenteils mit Ziegeln gedeckt sind, sechs Einhäuser Typus I. Davon sind bemerkenswert: Nr. 1, ganz verbaut, wahrscheinlich von 1785 (am steinernen Torpfeiler die Jahreszahl 1746), Oberstock, auch seitlich, und Giebel vorgekragt mit Stab und Spruch an der Schwelle und steil gerundetem Füllholze. Nr. 19 von 1764, Nr. 22 von 1804, Nr. 12 von 1821 mit zwei Tulpentöpfen über dem Tore, dabei verbaute Scheune von 1773 mit Fase an der Giebelschwelle. – Typus I und II hat Nr. 5 von 1785 mit Auslucht links, beide Giebel mit flachen Horizontalprofilen an der Schwelle, Stern am Sturz, den Zwickelbändern und über dem Tore, Inschrift auf blauem Grunde. – Typus II der Einhäuser kommt fünfmal vor, darunter: Nr. 30 von 17(2?)8, Giebel zweimal vorgekragt mit starkem Stab am Füllholz und Fase an der unteren Giebelschwelle. Nr. 4, verbaut, um 1800, Karniesprofil unterm Oberstock ringsum und zweimal am Giebel. Nr. 20 (Abbildung 129) etwa gleichzeitig, ein Halbmeierhof, die Wohnräume rückwärts sind von Däle und Ställen (die Kühe stehen noch mit den Köpfen gegen die Däle) durch einen besonderen, quer durch das Haus gehenden Flurgang getrennt, zwei Sterne über dem Tore, Tulpenranke an den Zwickelbändern, rückwärts Horizontalprofile unter dem Oberstock und zweimal am Giebel. (Ein Grundriss mit ähnlicher Abtrennung der Wohnräume aus Bisperode bei Pfeifer, Dörfer und Bauernhäuser im Herzogtum Braunschweig, 1886, Blatt 19). Nr. 10 von 1808 mit Karniesprofil unter dem Oberstock und an den Torständern herabgeführt, ähnlich an den Giebeln, Stern an den Zwickelbändern. Nr. 3 von 1827, Giebel mit Kröppelwalm und Kehle an der Schwelle, Stern an den Zwickelbändern. – Die übrigen Häuser haben meist den Typus V mehr oder weniger deutlich, darunter das älteste von 1754, das folgende von 1790 mit Schmiedewerkzeugen an den Zwickelbändern.
1881 wurden an 15 Häusern Inschriften gezählt, datiert 1719–1860, sämtlich erbaulichen Inhaltes.
Bisperode.
Namensformen.Biscopincgerothe (1219), Biscoperode (um 1350), das heißt Rodung eines Bischofes.
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, jetzt in der Inspektion Ottenstein, gehörte früher zum Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden. Ein Pfarrer Hildebrand 1295, 1568 Christoph Gerwin. Das Patronat über die den Aposteln Peter und Paul geweihte Kirche stand der Gutsherrschaft zu. Eingepfarrt ist das benachbarte hannöversche Dorf Diedersen mit einem Rittergute der Herren von Hake. Die Kirche besaß um 1600 (Wickenser Erbregister) einen Meierhof, die Pfarre 2½ Hufen, dazu ½ Hufe eines Kalands. Auch wird damals eine Sankt Annen Vikarie erwähnt. Ein nach dem Orte genanntes, ausgestorbenes Adelsgeschlecht ist seit 1216 urkundlich. Es besaß 1302/24 zwei Hufen mindensches Lehen im Orte. Frühzeitig aber setzten sich auch schon die seit 1150 urkundlichen Herren von Werder (de insula) im Orte fest. Als Wappen hatten sie ein weißes, rot gezäumtes, gesatteltes Pferd im blauen Felde. Sie erwarben neben Bessingen und Harderode (vergleiche diese Orte) im Laufe der Zeit namentlich auch Bisperode mit Zehnten (Amelungsborn erhielt 1308, wohl nur vorübergehend, auch einen kleinen Zehnt) und Diensten. Auch waren sie Gerichtsherren über mehr als 1100 Morgen Hägergut. 1491 erfolgte durch Herzog Heinrich den Älteren eine Belehnung Ottos von Werder mit dem Gute und dem Patronate, sowie mit dem Zehnten zu Behrensen. 1662 befanden sich infolge einer Teilung der Güter unter zwei Familienlinien in Bisperode zwei Rittersitze, die „Altenburgk“, das noch vorhandene Schloss, und das „Neue Haus“. Dieses lag 1759 westlich am Wege nach Harderode dicht vor der Grenze dieses Ortes und diente damals nur als Vorwerk, Wirtshaus und Zollstatte, doch setzt die bereits 1593 vorhandene Bezeichnung einer „alten Burg“ im Dorfe wohl schon damals das Vorhandensein des Neuen Hauses voraus. Nachdem die von Werder 1614–1623 vorübergehend Bisperode (seit 1615 an den berüchtigten Statthalter von Streithorst) verloren hatten, starben sie 1665 ganz aus. Familienglieder der Herren von Werder im Anhaltischen (vergleiche Corpus Bonorum der Kirche von 1753) suchten vergebens das Erbe sich zu sichern. Es scheint zu einem Streite um die Oberlehensherrlichkeit zwischen dem Herzoge von Braunschweig und dem Bischof von Hildesheim (Maximilian Heinrich, zugleich Kurfürst von Köln, regierte 1650–1688) gekommen zu sein, infolge dessen durch einen Spruch des Reichskammergerichtes das Lehen dem kurkölnischen Adelsgeschlechte Wolff-Metternich zur Gracht zugesprochen worden ist. Diese Familie erwarb 1683 auch die Untergerichte über Bisperode und Bessingen, während die Obergerichte beim Amte Wickensen, untere Börde, blieben. Die Wolff-Metternichs, seit 1731 Reichsgrafen, behielten das umfangreiche Gut, zu dem auch große Holzungen gehörten, bis 1875; seitdem wechselte es mehrfach den Besitzer (1903 Arthur Voß) und verlor einen Teil des Bodens mit dem Vorwerk Neuhaus an das benachbarte Rittergut Harderode. Zu dem ihnen ebenfalls zustehenden Zehnten gehörten 1759 1998 Morgen, während der Rest der Flur, 1510 Morgen, zehntfrei war. Das Dorf soll, nach dem Wickenser Erbregister, zusammen mit Bessingen vom Amte Grone gegen Esperde eingetauscht worden sein, das früher zur Herrschaft Homburg gehört habe. Es hatte 2 (4) Jahrmärkte. 1625 wurde, nach Merian, das „Hauss, nebst dem Dorff, wie eben die Scheure voll Korn gewesen, gäntzlichen abgebrant und eingeäschert, daß auch so wenig die von dem Werder, als die Einwohner, in drey Jahren sich allda nicht haben behelffen, oder sich ein Mensch auffhalten können.“ 1638 wurde vom schwedischen Generalleutnant Kinge Haus und Dorf abermals „erbärmlich eingeäschert“. 1785 aber brannten 29 Höfe ab. In der Flur sind die Wüstungen Dadersen, Pollwerden, Bavensen (davon noch die Mühle des Namens nördlich vom Orte) und wohl auch Sidinghusen aufgegangen (siehe diese), südwestlich vom Orte am Wege nach Harderode liegen ferner die Höfe Altenhagen (Nr. 103), im Wickenser Erbregister um 1620 als Wüstung erwähnt, und weiterhin Wallbach. Die Welgehäuser Wiesen (1759) südwestlich vom Orte deuten auf die bereits im Wickenser Erbregister um 1600 genannte Wüstung Werdihausen in der Niederbörde, von der ein Amtsbericht 1766 sagt, sie habe am „Börrier Stieg“, „gegen Bisperode über“ gelegen (siehe auch Ziegenmeyer, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1892, Seite 353). In Hamelner Urkunden erscheint ein Knappe Gerhard von Werdingehusen 1448, ein Knappe Otto von Werdingehusen 1489. Ein Nienhagen war 1580 „unfern B.“ schon wüst (Wickenser Erbregister), 1759 war es ein 519 Morgen großer Forst westlich, bei der Wüstung Dadersen. Ein Flurort „um Echterse“ ist südlich dicht am Orte. Ein „Itzhagen“ weiter südlich am Teufelsbruche.
Dorfanlage langgestreckt von Süd nach Nord, Kirche und Gut in der Mitte, westlich einige Nebenstraßen. Flurkarte 1759 von Ernst Wilhelm Horn. Damals 9 Ackerhöfe, 18 Halbspänner, 3 Viertelspänner, 40 Köter, 8 Kleinköter, 31 Brinksitzer, dazu außer der Bavenser Mühle eine Hägermühle im Dorfe, und 3 Schäfereien, deren eine zum Gute gehörte. Einwohnerzahl 1793: 1017, 1905: 1024.
Die Peter- und Paulskirche besieht aus- einem romanischen Turm und einem rechteckigen Langhause, dessen Grundstein 1716 gelegt worden ist, mit hellem, dünn verputztem Bruchsandsteinmauerwerk und Quaderecken. Sockelprofil mit umgekehrtem Karnies. In der schmalen, östlichen Altarwand zwei Fenster, in den Längswänden je vier und ebenda je eine Tür mit rechteckigem Steinbalkengewände. Über der Südtür das gekrönte Metternichsche Wappen in einem Ordensbande, darunter ein sehr verwittertes Inschriftschild (vergleiche die Kirche in Bessingen), über der Nordtür die unausgefüllte Vertiefung für einen ähnlichen Aufsatz. Neben ihr links über einer modernen Backsteintreppe die Tür für die Patronatsempore. Das mit Sollingsplatten gedeckte und den hölzernen Abschlusssims überragende Dach ist an der Ostseite völlig abgewalmt. – Der in der Längsrichtung der Kirche 10,5 m lange, und gegen 6,5 m breite Turm, mit im Erdgeschoss meist 177 cm breitem Mauerwerk, besteht ebenfalls aus dünn verputztem Bruchsandstein mit Quaderecken. Das nur zum Teil erkennbare Sockelprofil ist zusammengesetzt aus einem Plättchen über etwas eingedrücktem Wulste. Das Erdgeschoss (Abbildungen 130, 131) hat einen nach Westen etwas ansteigenden Fußboden und ist von zwei in einander ohne Trennung übergehenden Kreuzgewölben mit waagerechten Scheiteln überspannt. Sie ruhen vor der Ostwand auf Eckvorlagen mit Kämpfern aus Platte über Wulst und Plättchen, in der Mitte jeder Längswand auf rechteckigen Vorlagen mit Kämpfer aus Platte über Schmiege. Die Seitenwände des Ostjoches treten sehr zurück, auch die östlichen Eckpfeiler sind weiter als die Breite des Westjoches auseinandergerückt. Die Ostseite bildet einen über ihrer Fußmauer etwas eingerückten, runden Schildbogen, unter dem links zur Hälfte die Wand abermals hinter einem Rundbogen zurücktritt. Dieser Rundbogen ruht vor der Wandecke auf einem vorragenden Kämpferstück aus hoher Platte über Schmiege und vor der Wandmitte auf einem unregelmäßigen, oben abgeschrägten Pfeilerstücke. An Stelle eines ursprünglich wohl vorhandenen zweiten Bogens rechts daneben jetzt eine rechteckige Türöffnung über fünf Stufen, die in die Kirche führt. Die Tür in der Südwand hat ein rechteckiges Steinbalkengewände des XVIII. Jahrhunderts. Unter dem Ostjoche in der Südwand eine zugesetzte, flach giebelförmig gedeckte Maueröffnung, die in das Hakesche Erbbegräbnis führte. Über dem Gewölbe ist die Umfassungsmauer mittels Schräge außen und teilweise auch innen etwas eingerückt. Hier fußt, zum Teil auf massiven Wandvorlagen, die nur bis zur Höhe dieser Einrückung hinauf reichen, das hölzerne Gerüst des Glockenstuhls. Dieser wohl nicht sakralen Zwecken einst dienende Raum über dem Gewölbe des Erdgeschosses war früher von einem Bogen überspannt, der zwischen 1716 und 1753 entfernt wurde, weil er die Wände auseinandertrieb. Über dem Gewölbe öffnet sich nach Norden eine Tür ins Freie mit rechteckigem, abgefastem Gewände und zwei Kragsteinen außen davor. Über ihr eine Maueröffnung mit rundbogigem Felde am Sturze. Die Glockenstube hatte an den Schmalwänden je eine, an den Längswänden je zwei durch romanische Säulen geteilte Schallöffnungen, die im XVIII. Jahrhundert meist zugemauert oder verändert worden sind. Fast ganz erkennbar ist noch die Doppelöffnung innerhalb des jetzigen Kirchendaches (Abbildung 132). Hier hat die Teilungssäule attischen Sockel mit Eckblättern, das Kapitäl, über einem Schaftringe, hat eine umgebildete Würfelform mit kleinen Stegen an den Ecken und vor den Seiten und mit zwei fallenden Bogenflächen am oberen Teile jeder Seite. Der darüber liegende Hammer lädt mit einer kräftigen, vorn leicht herabgezogenen Kehle nach jeder Seite aus. Die beiden darauf ruhenden, nicht ganz halbrunden Bogen sind jeder aus einem Steine geschnitten. An der Nordseite sind Hammer und Säule beider Doppelöffnungen ebenfalls erkennbar, die eine mit Würfelkapitäl und, wie es scheint, mit einem gleichen auch als Sockel. Der an der Südseite sichtbare Hammer mit Kapitäl ist dem gegenüberliegenden ähnlich. Das teils mit Sollingsplatten, teils mit Schiefern behängte Turmdach hat vierseitigen Ansatz, darüber einen achtseitigen Aufsatz mit geschweifter Haube. Zuletzt Knopf und Wetterfahne mit A. C. S. Anno 1723. – Das an den Turm südlich angebaute Erbbegräbnis der Herren von Hake in Diedersen, innen mit einem Tonnengewölbe, trägt am Türsturze das Hakesche Wappen und in Antiqua: Christoph Achatz Hake den 21. May anno 1770. Das ältere lag unter dem Fußboden des Schiffes vor dem Altar.
Das Innere der Kirche, im östlichen Drittel um eine Stufe erhöht, ist durch verschalte Holzpfeiler, auf denen die flache Decke ruht, in drei Schiffe geteilt. Die Seitenschiffe sind von Emporen ganz durchzogen, die auch vor den Schmalseiten herumgehen. Das Mittelschiff hatte früher ein hölzernes Tonnengewölbe (vergleiche Eschershausen), das jedoch bald nach der Anlage „weil das Mauerwerk das Gewölbe nicht tragen wollen“, der Dachkonstruktion mit durchgehenden Deckbalken hat weichen müssen. Die Rippen der Holztonne befinden sich noch jetzt an den Sparren. Die nordwestlichen Teile der Emporenbrüstungen haben Arkadenfüllungen mit Sternen in den Zwickeln und darüber rechteckigem Gitterwerk. Sie stammen wohl noch aus der älteren Kirche. Die Brüstungen gegenüber haben barock geknicktes Rahmenwerk.
Der massive Altartisch hat eine Platte aus hellem Sandstein, die mit Platte über Schmiege profiliert ist. Darüber die Kanzel in einer großen, hölzernen Architekturwand (Abbildung 133): Die mit Rokokobandwerk furnierte Kanzel selbst in einer korinthischen Ädikula, darüber eine kleinere Säuleneinfassung mit geschweiftem Giebelabschluss. Zu oberst Kruzifix auf einer Muschel und auf den Säulen flammende Vasen. Neben dem Altar zwei Bogendurchgänge in einer korinthischen Säulenstellung, wieder mit flammenden Vasen. Die Emporenbrüstung neben diesem Kanzelbau hat zwischen korinthischen Halbsäulen Füllungen aus durchbrochenen Akanthusranken, die sich am Kanzelgehäuse hinaufziehen. Die Bemalung: weiß, hellblau, gold, Kapitäle und Basen grünlich, mag alt oder doch ähnlich überliefert sein. Rechts neben dem Altar der Sakristeiraum (Beichtstuhl), ein etwas älteres Geschränk mit durchbrochenen Füllungen aus großblumigen (1753 vergoldeten) Akanthusranken. [1753 war im Übrigen der Altarhintergrund noch nicht vorhanden, denn damals wird über dem Altar nur eine „Abendmahlsdarstellung“ und eine „alte Holzkanzel“ erwähnt.]
Taufstein aus hellem, braun bemaltem Sandstein, 109 cm hoch, der Beckenhalter becherartig über einem aus zwei Stücken bestehenden, spätromanischen Säulenschafte mit attischer, etwas gequetschter Basis, drei Eckblättern und einem Tierkopfe statt des vierten. Die quadratische Fußplatte ist 52 cm breit. Der 57 cm breite Beckenhalter ruht mit einer Einschnürung über Plättchen Wulst und Plättchen auf dem Schafte.
Zwei silberne Kelche. 1. 18,3 cm hoch, rohe Arbeit. Undeutlicher Stempel (B?). Am Fuße Umschrift in Antiqua: Zv der Ehre Gottes verehrt von B. Backhavs. C. L. Menssenkampff [Anno 1702]; B. war hannöverscher Leutnant. – 2. 22 cm hoch, geschweifter Fuß mit getriebenen Profilen, die in Voluten auslaufen. Vier Stempel: Hamelner Beschau (Mühlstein mit hervorragendem Eisen), Meistername Hurlebusch, D und Pferd über 12. Tellerförmige Patene dazu mit Resten von Vergoldung und gleichen Stempeln, 15 cm breit.
Silberne, runde Oblatenbüchse, 7,6 cm breit, auf dem Deckel graviert ein symmetrisches Monogramm aus J. S. (= Joachim Schumacher, Amtmann). Hildesheimer Beschau (halber Adler über vierteiligem Schild mit Zahl) dazu B. V. (Abbildung Band III 2, Tafel XXIII, Nr. 10).
Kronleuchter aus Gelbguss, 91 cm hoch, unten starke Kugel, oben breiter Doppeladler, 12 Lichtarme in zwei Reihen, dazwischen kürzere Rankenarme, teilweise in der Gestalt von menschen- und vogelköpfigen Schlangen. An der Kugel graviert in Antiqua: Gloria in excelsis Deo. C. W. (= der Schenker Christian Winkelmann) A. J. B. den [11. December?] 1702. Tempus edax rervm.
Ähnliche Krone aus Holz, 100 cm hoch, stark beschädigt und jetzt goldbronzen bemalt. Am gedrechselten Schafte zwei Scheiben, jede für sechs Lichtarme, an Schaft und Armen Knäufe aus Spangenwerk, dazu an den Armen und als unterer Abschluss des Schaftes an losen Ringen hängende Zapfen. Als oberster Abschluss des Schaftes ein außen mit kleinen Knöpfen besetzter Reifen. Nach dem Corpus Bonorum von 1753 war die Krone rot und weiß gestrichen und trug die Jahreszahl 1720 mit den Initialen des Verfertigers Hans Hinrich Haesener (vergleiche auch Bessingen und Dielmissen).
Das dreiteilige Orgelgehäuse ist aus dem Ende des XVIII. Jahrhundert (1753 fehlte eine Orgel noch).
In der Ostwand ein Wandschränkchen mit hölzernem Rahmen und Tür wohl noch des XVII. Jahrhunderts.
Lesepult auf dem Altar furniert mit Rosetten und Sternen. – An der Südtür großes eisernes Schloss mit ausgesagtem Rankenwerke.
[Ein im Corpus Bonorum erwähntes Bild mit dem Gekreuzigten in schwarzem Rahmen war noch 1881 vorhanden.]
Glocken. 1. Höhe ohne Krone 85 cm. Breite 102 cm. Inschrift am Halse in Minuskeln: anno dni m cccc xv in die abdon (30. Juli). sca anna ihs. Zwischen der Inschrift verschiedene Reliefauflagen und 7 Medaillons: a) Kruzifix zwischen Maria und Johannes, b) Auferstehung, c) Symbol des Evangelisten Matthäus, d) fabelhafter Vogel, e) Symbol des Evangelisten Johannes, f) des Markus, g) undeutlich; ferner: Figur in Mandorla (Anna selbdritt?), kleine, schreitende Figur, eine Münze, thronende Figur, Brustbild des Taufers mit Lamm. Mehrere Reliefs und Inschriften auch an der Flanke: a) thronender und segnender bärtiger Bischof, 9,3 cm hoch, die Mitra halten zwei Engelchen über seinem Haupte (Wallfahrtszeichen). Tiefer rechts kniet anbetend gegen diesen Bischof eine kleine Figur, 4 cm hoch mit Weihrauchbecken, noch tiefer über der kursivähnlichen Minuskelinschrift Hartunghus de Verdere (Abbildung 134) und zwei Siegelabdrücke mit dem Wappen der von Werder; b) Darstellung der thronenden Dreieinigkeit, 5,6 cm hoch (Wallfahrtszeichen); c) ein Ornament; d) Minuskelinschrift paulus hobe fuit hic plbus (= plebanus); e) eine thronende Figur; f) Petrus und Paulus, sitzend und einander zugekehrt, 7,2 cm hoch, Petrus mit Buch, Schlüssel und lesbarer Beischrift [pe]trvs, Paulus mit Buch und Umschrift im Heiligenscheine, von der pavl lesbar ist; g) zwei stehende Heilige, 9 cm hoch, beide mit Spruchband (Abbildung 135); h) in einem Kreisrahmen eine thronende Maria mit Kind (Abbildung 136), dabei sitzende Person unter einem Spruchbande, als Bekrönung über dem Medaillon eine gotische Ädikula, in der ein Rock über einem Schilde angebracht ist, das Ganze 12,5 cm hoch (Pilgerzeichen aus Aachen?); i) bewimpeltes Schiff in einer gotischen Ädikula, das mit einer größeren Figur und mehreren kleineren besetzt ist, die heilige Ursula mit ihren Begleiterinnen, das Ganze 8,7 cm hoch (Pilgerzeichen, wohl von Köln); k) Medaillon mit der sehr undeutlichen Anbetung der Könige, darüber runde Scheibe in einer gotischen Ädikula, das Ganze 9,3 cm hoch (wohl Pilgerzeichen); l) in gotischer Ädikula Kruzifix zwischen Petrus und Paulus über dem Brustbilde Kaiser Lothars in einem Halbkreise, 6,4 cm hoch (Pilgerzeichen aus Königslutter); m) stehender segnender Bischof neben Spruchband, 6,6 cm hoch, dasselbe Glockenrelief im benachbarten Bessingen; n) Pilgerzeichen in Form von drei aneinander gerückten runden Scheiben, größter Durchmesser 4 cm. Der Schlag der Glocke ist vom Mantel durch zwei Kehlen getrennt. Im Inneren der Glocke Kreideaufschriften seit dem XVII. Jahrhundert. – 2. Höhe ohne Krone 52 cm. Breite 60 cm, die Bügel sind strickartig verziert. Inschrift am Halse in gotischen, doch der Fraktur schon nahe kommenden Minuskeln: anno dn̅i m ccccc xxxx ihs:is min name. min: geluit is gade : bequeme : Darunter fortlaufendes Band aus abwärts gekehrtem gotischem Blattwerke. An der Flanke im Relief Christus in der Kelter, 9,5 cm hoch und breit (Abbildung 137). Er steht in einer kastenförmigen, traubengefüllten Kelter, die vorn einen Ausguss über einem Napfe hat. Rechts daneben eine anbetend knieende Figur mit Heiligenschein, gegen die sich Christus hinneigt. Links schwebt ein betendes Engelchen. Der Boden ist mit Blumen bewachsen, der Hintergrund mit Sternen übersät, vor denen zwei Köpfe über Spruchbändern schweben. Spruchbänder auch von Jesus aus und dem Beter. Auf ihnen ist lesbar in Fraktur mit vielen Ligaturen, bei Christus: „allein han ich die kelter getreden vnd was nyeman der; beim Beter: myn liebe ist glau … vnd … O …; beim Kopfe oben links: der get sch[one in syme?]; beim Kopfe rechts: der kom[t?] von [eben?]. Unter dieser Darstellung zwei verschiedene Kreuze, links darauf ein Kruizifixus, rechts eine Maria mit Kind; zwischen ihnen und noch einmal tiefer Maria mit dem Leichnam, 5,4 cm hoch, und eine Rosette. Schlag oben von drei, unten von zwei kleinen Wulsten eingefasst. – 3. Höhe ohne Krone 83 cm, Breite 113 cm. Am Halse Inschrift zwischen zwei gleichen aufwärts beziehungsweise abwärts gerichteten Ornamentstreifen aus Knorpelwerk in Antiquainschrift, ausgeschrieben: Psalm 95, V. 6. An der Flanke Kruzifix über drei Naturblättern. Am Schlage Ornamentband aus Blattranken, darunter teilweise Inschriften in Antiqua: Dvrch das Fevr bin ich gef[lossen] … Meyer hat mich gegoß anno 1695.
Mehrere Grabsteine als Fußbodenbelag, darunter: 1. in Nische knieende weibliche Figur neben Kruzifix. 2. Ebenso betende lebensgroße Figur, Wappen in den Ecken. 3. des Ernst Agatz von Mengersen, 1686–1739, mit Wappen.
Der Kirchhof war 1753 ummauert, und an der Treppe, die von der Straße zu ihm hinauffuhrt, stand der Schandpfahl.
Das Schloss, aus dem Ende des XVII. Jahrhunderts, wohl von einem südwestdeutschen Baumeister, liegt in einem ringsherum laufenden, rechteckigen, steil ummauerten Wassergraben und umgibt hufeisenförmig einen Hof (Abbildungen 138, 139). Es hat ein hohes, gewölbtes, als Sockel mit Karnies abprofiliertes Kellergeschoss, dessen gequaderte Außenmauer aus dem Graben etwas schräg ansteigt. Die Mauer der Oberstockwerke besteht aus weiß verputztem Bruchstein mit abwechselnd einbindenden Eckquadern aus grauem Sandstein. Aus demselben Material die Einfassungen der Fenster und Türen. Der Mittelbau am Ende des Hofes hat zwei hohe Geschosse über dem Keller in einer Breite von neun Fensterachsen. Das barocke, rundbogige Hauptportal in seiner Mitte ist über einer wohl unfertigen Freitreppe zugänglich und liegt in einer ionischen Ädikula, ornamentiert mit Masken und Spitzquadern, als Abschluss das reich von Akanthusgeschlinge umgebene Metternichsche Wappen über einem leeren Inschriftschild (Abbildung 140). Die Fenster haben ein an den Ecken verkröpftes Gewände, und unter ihnen läuft in beiden Geschossen ein Gesims durch. Vor das hohe Dach, überall ohne Giebel und mit Sollingsplatten gedeckt, tritt ein hölzernes Abschlussgesims. Rückwärts führt aus dem hier etwas vorgesetzten Mittelbau auf einen hölzernen Steg über dem Graben eine rundbogige, von Quadern eingefasste Tür, deren Giebelabschluss in der Mitte von einem Blumenaufsatz durchbrochen ist. Die Flügel bestehen aus zwei niedrigeren Wohngeschossen, die nur bis an das Fenstersims vom Oberstocke des Mittelbaues reichen. Eine Tür im Hofe jederseits neben dem Mittelbau ist über einer Freitreppe zugänglich. Die Gewände von Türen und Fenstern haben schlichte Steinbalken. Fenstergesims nur im unteren Geschoss anschließend an den Mittelbau. Die Flügel sind nach vorn abgeschlossen durch breitere, quadratische Pavillons, die drei Fensterachsen haben und gleiche Höhe und Gliederung wie der Mittelbau. Ihre vierseitigen Dächer sind leicht geschweift und enden in einer offenen, steinernen Krone, die als Schornstein dient. Die übrigen Schornsteine zeigen einen Kugelknauf auf jeder Ecke. Das Innere des Mittelbaues und der ganzen rechten Schlosshälfte blieb im Rohbau, namentlich ist auch das stattlich angelegte Treppenhaus hinter dem Hauptportal nicht ausgebaut. – Der Schlosshof ist gegen den Graben durch ein steinernes Geländer abgeschlossen (Abbildung 138) und über eine Brücke zugänglich, um die auch das Geländer herumgeführt ist und jederseits eine Banknische über dem mittleren der drei Brückenbogen bildet. Die Docken sind viereckig und in Absätzen von Pfeilern unterbrochen, die mit Festons und Masken behängt sind und Kugeln mit Knöpfen und Spitzen tragen. An vier dieser Kugeln das Metternichsche Wappen in einem gekrönten Akanthusschilde und am Gebälk des Geländers anno 1695. Die Brücke reichte anfangs nicht ganz bis an den äußeren Grabenrand; der Brückenbogen hier mit seiner Brüstung ist neueren Ursprunges. Vor diesem Schlosshof und gegen ihn offen liegt der große, auf den übrigen drei Seiten gleichmäßig umbaute Hauptwirtschaftshof. Zwei barocke, rundbogige Monumentaltore aus Quaderpfeilern mit rustikaartigem Fugenschnitt, ursprünglich beide nahe der äußeren Ecke des Grabens, bilden den Zugang. Im Rundgiebel am östlichen, neuerdings in die äußere Mauer hinausgerückten Tore das Metternichsche Wappen auf reichem Akanthusgeschlinge unter einer Krone (Abbildung 141), dazu unleserliche Inschrift an seinem Friese und anno 1694. Am westlichen Tore die Wappen Mummy (eine Zeitlang Besitzer seit 1879) und von Linsingen. – Am äußeren östlichen Flügel eines zweiten, östlich anschließenden Wirtschaftshofes Scheitelstein eines Torbogen mit Ao̅ 1703 und darüber Fachwerkgiebel mit Karniesprofil an der Schwelle. Über einem Tore des den Hauptwirtschaftshof begrenzenden östlichen Flügels Metternichsches Wappen in Akanthusblattwerk und unter Krone, am Scheitelsteine auf Akanthusschild Monogramm. Am südlichen Flügel der Wirtschaftsgebäude unter einer Muschelnische im Scheitel eines zugesetzten Tores Anno 1695.
[An derselben Stelle wie dieses Metternichsche Schloss stand wohl auch der Werdersche Edelhof, in dem 1637 ein Wilhelm von Hake aus Diedersen durch Kaiserliches Kriegsvolk ermordet wurde. Man kam in seinen inneren Hof über eine Zugbrücke und durch ein Tor. Vergleiche Familiengeschichte der Freiherren von Hake, Seiten 190 ff.]
Die Bauernhäuser aus Fachwerk sind überwiegend mit Ziegeln gedeckt. Unter den Einhäusern erscheint Typus I 27 Male, datiert 17(22?) bis 1867. Darunter: Nr. 8, vielleicht das älteste, mit Fase an Schwelle und Füllholz des Giebels. Nr. 90 von 17(22?) mit Stab am Füllholz unter dem Giebel und Fase an der Schwelle. Nr. 103 von 1739 (8?) mit Karniesprofil an zwei Giebelschwellen. Nr. 83 von 1739. Nr. 105 von 1740, profiliert wie Nr. 103. Nr. 101 von 1740, ebenso. Nr. 78 von 1756, Dale ganz rechts, Oberstock kräftig vorgekragt mit Stab über Kehle fortlaufend an der Schwelle und an den Torständern herabgeführt, darüber an der Schwelle ein Spruch, Giebel mit Kröppelwalm, Stab an der Schwelle, Karniesprofil am Füllholz und Balkenkopf, Tulpenranke an den Zwickelbändern, Simsleiste über dem Torsturze, dazu der häufige Spruch:
In Gottes Namen bau ich dieses Haus,
Und wenn er will muß ich daraus,
Und wen er's gönnt, den wird er's gäben
Und mir hernach ein besseres gäben (= Leben?);
an einer anderen Stelle: Vivat, heute Bier vor Gelt, Morgen umsonst. Nr. 24 von 1771, schwaches Profil an der Schwelle des Oberstockes und herabgeführt an den Torständern, Giebel mit Stäbchen an der Schwellenkante. Nr. 53 von 1780 mit Karniesprofil unter der Oberstockschwelle und am Torständer herabgeführt. Nr. 72 von 1785 mit Profil an der Giebelschwelle und Ranke an den Zwickelbändern. Nr. 113 von 1789, Wohnräume rechts mit Auslucht, Hauptgiebel mit Profil an der Schwelle, Ausluchtoberstock leicht vorgerückt mit Tischlergerät an der Schwelle und mit dem Namen Johan · Georg · Meier, Tulpenranke am Tore. Nr. 4 von 1818 mit fortlaufendem Profil an der unteren Giebelschwelle und Stern über dem Tore. Nr. 2 von 1820 mit fortlaufendem Längsprofil an zwei Giebelschwellen. Nr. 82 von 1831 mit Karniesprofil unter dem Oberstock und an der Giebelschwelle, gemaltem Stern über dem Tore. Nr. 76 von 1855, verbaut. Nr. 48 von 1857. Nr. 12 von 1867. – Typus II ist zwölfmal vorhanden, datiert 1737 bis 1825, darunter: Nr. 64 von 1737 mit Karniesprofil am Füllholze und Fase an der Schwelle des Giebels. Nr. 73 von 1760 mit Karniesprofil am Füllholze und Stab an der Schwelle des Giebels. Nr. 77 von 1780, mit Stab an der kaum vorgeschobenen Giebelschwelle. Nr. 63 von 1785, verbaut, Spruch an und Längsprofile unter der Giebelschwelle rückwärts. Nr. 27 von 1785, ebenso profiliert an beiden Giebeln, dazu der Spruch:
Man höret auf den Gassen
Von denen, die verlassen,
Ein kläglich Angstgeschrei,
Ach weh wer will der Armen
Sich fernerhin erbarmen,
Wer steht uns in dem Jammer bei.
Das alte ist abgebrant den 12 Majus, wieder aufgebaut den 11 August. Nr. 46 von 1785, mit Karniesprofilen an zwei Giebelschwellen und unter der Spitze, Stern über dem Tore und an den Zwickelbändern. Nr. 65 von 1785, Giebel mit Profilplatte unter der Schwelle, Tulpenranke an den Zwickelbändern. Nr. 111 von 1809, beide Giebel mit Karniesprofil an zwei Schwellen, vom mit Spruch an der unteren, rückwärts mit Spruch am Holm. Nr. 103 (Altenhagen) von 1825 mit kleiner Kehle als Profil der Schwellen und Spruch an der Oberstockschwelle seitlich und rückwärts. Nr. 62 ist ein Beispiel einer völligen Drehung des Hauses, um die Wohnräume rückwärts an die Straße zu legen (siehe auch Heyen). – Typus III erscheint nicht weniger als dreizehnmal (außer einigen weniger deutlichen Beispielen des XIX. Jahrhunderts), die größte Häufung desselben im Kreise, datiert 1739 bis 1852. Darunter: Nr. 100, eine Brinksitzerstelle, von 1739, (Abbildung 142) Front mit Auslucht links, Karnies an Füllholz und Balkenköpfen, Fase an der Schwelle beider Giebel wie auch am Oberstock der Auslucht und dem zweiten Geschoss des Hauptgiebels. Von 1747 ein zum Gute gehörendes Haus. Nr. 63 von 1800 mit Karniesprofil unter Oberstock und Giebel, kleinem Profil auch an der zweiten Giebelschwelle und Sprach an der Oberstockschwelle; die Oberstockfenster sind im Stichbogen geschlossen. Nr. 35 von 1823, ähnlich profiliert. Nr. 1 von 1829, ähnlich profiliert, mit gemalten Sternen über dem Tore. Nr. 115 von 1842. Nr. 23 von 1851. Nr. 69 von 1859. – Übergänge dieser drei ersten Typen, namentlich zwischen I und II, kommen siebenmal vor, darunter: Nr. 25 von 1771, Nr. 58 von 1842. – Typus IV ist nicht nennenswert vertreten, ebenso erscheint Typus V nur an unbedeutenden Häusern des XIX. Jahrhunderts. Unter den Eigentümlichkeiten des hiesigen Bauernhauses sei besondere auf das Fehlen des sprengenden Pferdes als Schmuckstück hingewiesen, das gerade in anderen Dörfern des Kreises gern in den Zeiten angebracht wurde, aus denen auch der größte Teil der Bisperöder Häuser stammt. – Eine ganz städtische Längsfront ist die Pfarre von 1754 mit Karnies am Füllholze des Oberstockes und Spruch an der Schwelle.
1881 wurden an 65 Höfen Sprüche meist des üblichen erbaulichen Inhaltes gesammelt, datiert 1716—1879, unter den selteneren außer den schon genannten der von Nr. 60, gleichlautend mit Nr. 47, beide datiert 1785:
Wo sind doch unsre Häuser,
Sie wurden wie die Reiser
Verzehret durch die Gluht,
Wir suchen allerwegen,
Wo wir doch bleiben mögen,
Gleichwie ein armer Fremdling thut.
An einem Schafstall (?) von 1770: Wer nicht zur Thür in Schafstall eingehet, sondern steiget anderswo hinein, der ist ein Dieb. Haben erbaut die Intereseden (!) der Schäferei.
[Ein „Kreuzstein“ stand um 1780 nach Hassels Kollektaneen am Wege nach Diedersen.]
Im Westen des Ortes unter der hannöverschen Großen Obensburg liegt der Hünenkamp der kleinen Obensburg, ein jetzt zum Rittergute gehöriger Acker. Nach gütiger Mitteilung des Herrn W. Röpke in Bisperode sind auf einem Situationsplan von 1734 über die Grenze der Häuser Bisperode und Diedersen angegeben: „Rudera von Keller und Mauerwerk des verwüsteten Schlosses der kleinen Obensburg auf dem sogenannten Hünenplacken.“ Davon ist jetzt nichts mehr vorhanden.
[Bodenhagen.]
[Auf eine wohl nur kleine Wüstung deuten vielleicht der Forstort und eine benachbarte Wiese des Namens, jener nördlich von Holzen, zwischen Ith und Hils, diese 1760 auf dem Ithberge.]
Breitenkamp.
Geschichtliches. Um 1540 war ein Gottschalk von Grone in Bredencamp begütert, um 1600 gehörte das Dorf mit dem Zehnten den Grones, Ober- und Untergerichte zur Niederbörde des Amtes Wickensen. Es ist nach Kirchbrak eingepfarrt.
Dorfanlage langgestreckt von Südwest nach Nordost in einem Tale des Vogler. Der „Krümpel“ hieß 1760 eine Wiese südlich im Walde. Flurkarte 1760 von Georg Christian Geitel. Damals 10 Großköter, 2 Kleinköter. Einwohnerzahl 1793: 127, 1905: 220.
Die Glocke in der neueren Schule war nicht erreichbar. Nach dem Corpus Bonorum von Kirchbrak hing in der 1727 erbauten Schule eine Glocke von 1731.
Sechs teilweise verbaute Einhäuser Typus I. Darunter: Nr. 14 von 1676, rechts mit Frontverlängerung für einen Stall. Ein verfallenes Nebenhaus von Nr. 1, wohl auch aus dem XVII. Jahrhundert. Nr. 15 von 1747. Nr. 10 mit Längsprofil unter der Giebelschwelle und rautenförmig gestellten Brüstungsstreben im Giebel. Nr. 6 von 17.4. Nr. 3, Nebenhaus, von 1818. – Typus II kommt achtmal vor, darunter: Nr. 2, zweites Haus, wahrscheinlich aus dem XVII. Jahrhundert, noch mit offener Feuerstelle am Ende der Däle. Das dritte Haus des Hofes ist verfallen, rückwärts mit Auslucht und Fase an Schwelle und Füllholz von deren Giebel; von 1789 ist das Haupthaus dieses Hofes, mit Karnies unter der unteren und an der oberen Giebelschwelle, Stern und Tulpe an den Zwickelbändern. Nr. 5 von 1721 mit Stern an den Torständern und rohem Vasenornament über dem Tore. Nr. 3 von 1737 mit Stern an den Torständern. Nr. 1 von 1760 mit Karniesprofilen an oberer und unterer Giebelschwelle, Backsteinmosaik und symmetrischen Schrägstreben im Giebel; Torkante mit Stab eingefasst. Nr. 13 und 16 sind mit der Rückseite gegen die Straße gekehrt Nr. 13 von 1778 hat die Wohnräume in einer allerdings jüngeren Hausverlängerung; rechts neben dem Tore ausluchtartiger Stallanbau (hier vielleicht einst die Stube?), Stern am Torsturze.
Im Jahre 1884 wurden an zwölf Häusern Sprüche gefunden, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1676–1872.
Der Schnatstein auf dem Kamme des Voglers oberhalb des Ortes ist ein alter Grenzstein auch an der heutigen Grenze gegen den Stadtforst Bodenwerder. Er hat eine rohe, nach oben etwas verjüngte, vierseitige Pfeilerform, an jeder Seite mit eingehauenen Buchstaben: 1. in einem Herzschild H͡E, das Monogramm Herzog Erichs II. von Kalenberg-Göttingen (gestorben 1584), nach dem der Stein auch Erichstein genannt wird, darunter ein X; 2. HꟵ ohne Schild, Monogramm des Herzogs Julius von Wolfenbüttel (gestorben 1589) und seiner Gemahlin Hedwig von Brandenburg, darunter: N (?) und W; 3. dasselbe Monogramm, darunter ein Z-Zeichen; 4. ein ⋝-Zeichen. Der Stein ist über der Erde 105 cm hoch. (Eine andere Deutung gibt Ziegenmeier, Braunschweigisches Magazin, 1901, Seite 78).
Geschichtliches. Der Ort ist Filial von Harderode, nach dem Corpus Bonorum von 1751 jedoch mater combinata, über die der Herzog Patron ist. Korvei erhielt 891/1037 von einem Siegfried 36 Morgen mit einer Hörigenfamilie. Noch um 1350 besaß Hartung von Frencke 1 Hufe korveisches Lehen, während ein Frenke schon 1321 eine Hufe wiederkäuflich an einen bodenwerderschen Bürger abgab, 1351 aber 40 Morgen an Dietrich Hake, der diese 1354 Korvei zugunsten des Klosters Amelungsborn aufkündigte. Im gleichen Jahre sagte Dietrich Hake auch 1½ Hufen homburgisches Lehen für Amelungsborn auf. Das Ganze diente zur Ausstattung eines Altares. Amelungsborn hatte schon 1288 zwei Hufen eversteinisches Gut im Orte erworben und besaß 1675 noch einen Meierhof. Ernst von Hake hatte um 1340 auch 2 Hufen hildesheimsches Lehen im Orte. Die Gutsherrschaft über die Höfe war 1759 völlig zersplittert. Nach dem Wickenser Erbregister war ein großer Teil Hegergut. Einen Zehnten hatten damals die Herren von Klencke in Hämelschenburg über 778 Morgen (schon um 1600 die Hälfte des ganzen), die Herren von Münchhausen in Schwöbber über 197 Morgen, beide Familien dazu einen gemeinschaftlichen über 377 Morgen. Das Dorf gehörte in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts Jobst von Werder und unterstand der Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen, niedere Börde. In der Flur liegt nordwestlich vom Dorf die Siedlung Welliehausen, 1759 ab Ackerhof Nr. 1 eingetragen, mit dem eine Schäferei von 250 Schafen verbunden war (eine zweite besaß die Gemeinde) und der nicht weniger als drei Gutsherren hatte. Die Siedlung ist schon 1625 (Wickenser Erbregister) als einstelliger Hof erwähnt. Ein Waldingehusen ist im XV. Jahrhundert als Afterlehen der Herren von Elze urkundlich. Rustenbach sucht die ältere Siedlung des Namens mehr südwestlich, am Langelsberge. Eine zweite Wüstung Rottihausen, zuerst ohne Lageangabe im Wickenser Erbregister in der Niederbörde erwähnt, lag nach einem Berichte des Amtes 1766 am Wege von Bremke nach Wegensen.
Dorfanlage zerstreut haufenförmig, Kirche im Inneren. Flurkarte 1759 von F. H. A. Penther, darauf in der äußersten Südwest-Ecke das „Hillige Stück“ neben einem Kreuze. Damals 2 Ackerhöfe, 8 Halbspänner, 5 Viertelspänner, 12 Großköter, 9 Kleinköter, 14 Brinksitzer. Jeder Hauswirt besaß einen Webestuhl. Einwohnerzahl 1793; 342, 1905: 325.
Die KircheSankt Johannis ist ein länglich rechteckiger, flach gedeckter und verputzter Bruchsteinbau mit einbindenden Eckquadern in Verputz. Der Haupteingang in der westlichen Schmalseite, gleichwie die Fenster, je drei in den Längswänden, mit rechteckigem Gewände aus roten Sandsteinbalken. Am Sturze unter einem Oberlicht mit Stichbogen: Zur Ehre des dreieinigen Gottes ist diese Kirche neugebauet in (!) Jahr 1779. Vor der Ostseite Fachwerkanbau als Sakristei. Das über beiden Schmalseiten abgewalmte Dach ist mit Sollingsplatten gedeckt und trägt in der Mitte einen vierseitigen, behängten Dachreiter mit 1779 in der Wetterfahne. Im Inneren ist die östliche Hälfte als Chor um eine Stufe erhöht. Empore im Westen (mit Orgel des XIX. Jahrhunderts) und vor den anschließenden zwei Dritteln der Längswände.
Steinerner Altar mit Nische rückwärts. Darüber in Ädikula hölzerne, fünfseitige Kanzel mit Arkaden in den Füllungen. Neben den Pilastern Flügel aus Rankenwerk über flachbogigen Durchgängen. An diesen unter der jetzigen grünbraunen Farbe: Anno und 1790.
Vier gewöhnliche Zinnkelche, datiert 1748, 1755, 1759. – Zwei dockenförmige Faiencevasen mit naturalistischen blauen Blumen. Die Henkel sind abgebrochen. Marke der Hansteinschen Fabrik in Münden.
Hölzerne Mutter Gottes auf dem Halbmonde, 61 cm hoch (Anfang des XVI. Jahrhunderts? Abbildung 144). Das Holz ist sehr zerstört, die Bemalung neu. Die untersetzte, derb geschnitzte Gestalt stellt den rechten Fuß etwas vor. Auf dem geradeaus blickenden Kopfe eine neue Zackenkrone. Das nackte Kind blickt aufwärts und hält mit beiden Armen ein großes Buch auf seinen Knien. Vom Mantel ist ein Zipfel maniriert emporgeschlagen.
[1751, in der älteren Kirche, mit anno 1741 über der Tür, zwei Bilder, eines auf Leinwand mit dem Abendmahle, eines auf Holz mit dem Gekreuzigten, beide damals erst kürzlich geschenkt. Die frühere Kanzel war bezeichnet mit 1688 und H. S. und soll von einem Hans Schütten in Bremke gemacht worden sein.]
Glocke von 1852.
Unter den größtenteils mit Sollingsplatten gedeckten Bauernhäusern sechs bis acht Einhäuser Typus I, darunter: Nr. 32 von 1702 mit Perlstab an der Torkante. Nr. 41 von 1726, Hütte, ebenso. Nr. 45 mit jüngerer Auslucht rechts, flachem Stabe am Füllholz und Perlstab an der Kante des mit Backsteinmosaik gefüllten Giebels. Nr. 25 von 1747 mit Karniesprofil unter dem Giebel, Stab und Spruch an seiner Schwelle, Stern über dem Tore; daneben das Backhaus, wohl alte Leibzucht, mit gebauchtem Füllholz und Stab an der Schwelle von Oberstock und Giebel, dazu Spruch an der Oberstockschwelle. Nr. 5 von 1787 mit Längsprofilen an der unteren und oberen Giebelschwelle und Stern an den Zwickelbändern. Nr. 51 ähnlich profiliert auch am Oberstock und den Torständern. – Typus II kommt zehnmal vor: Nr. 48 mit Blumenvase an den Torständern und abwärts gerichteter Blume über dem Tore. Rückwärts Auslucht vor der Mitte mit schwach abgerundetem Füllholz und Perlstab an der Schwelle von Oberstock und Giebel, dazu Spruch an der Oberstockschwelle. Nr. 19 mit flach gerundetem Füllholze unter dem Giebel und Stab an der Schwelle, auf der Däle rechts Stalltrog in der offenen, durch eine Klappe verschließbaren Wand. Nr. 29, Nebenhaus, von 1791. Nr. 34 mit 1796 am Sturz, Stern an den Zwickelbändern und seitlich profilierten Torständern; ähnlicher älterer Torständer an Nr. 16 von 1862. Nr. 24 von 1800 mit dünnen Längsprofilen an der Giebelschwelle. Nr. 30 von 1830 mit Blumenranke an den Zwickelbändern, Rosette über dem Tor und dünnem Profil an zwei Giebelschwellen. Nr. 39 von 1838 ähnlich profiliert, Spruch rückwärts an der nicht vorgekragten Oberstockschwelle. Bei Nr. 32 ist das Haus völlig gegen die Straße umgewendet; hier an der Scheune Stern und Ranke vor den Zwickelbändern. – Typus III erscheint an Nr. 17 von 1859, Nr. 50 hier wohl etwas älter mit Karniesprofil und Inschrift an der Giebelschwelle. Nr. 6 mit Kröppelwalm; in diesem Hause ein Ofenfuß von 1596. Auf dem Scheunendache Wetterfahne mit Hahn und 1799. – Typus IV hat wohl das ganz verbaute Haus Nr. 4 gehabt. – Typus V zeigt außer neueren Anbauerhäusern Nr. 31, der Wohnteil von 1791 mit Längsprofil unter der Oberstockschwelle (auch zweimal am Giebel) und Spruch an ihr, das Tor 1809 datiert. – Die Giebelfront Nr. 17 mit 1802 in der Wetterfahne ist vom ganz mit Platten verhängt, unter allen oberen Schwellen flache Längsprofile und Spruch rückwärts an der Oberstockschwelle. – Die Giebelhütte Nr. 7 hat am Inschriftsturze über der rundbogigen Tür anno 1601 Hans Schaper. M. (= Meister) Johan Grimme, die Schrift ist aus Fraktur und Antiqua gemischt. [1881 waren an einem Stallgebäude von Nr. 4 zwei Türen mit Vorhangbögen.]
1881 wurden an 28 Häusern Inschriften aufgefunden, die Sprüche alle erbaulichen Inhaltes, datiert 1601 (Nr. 7) bis 1876.
Brunkensen.
Namensformen.Brungkensen (1369), Brunkhusen (1537). Behausung eines Bruniko.
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, jetzt in der Inspektion Greene mit den Filialen Hohenbüchen und Coppengrave, lag früher im Bann Alfeld der Diözese Hildesheim, also im Untergau Aringo des Guottingo. Ein Hermann Meinger ist 1369 Kirchherr, 1569 ein Henrich Moller hier und in Limmer. Die Herren von Wrisberg (Hauptbesitzung Wrisbergholzen im Hildesheimischen) sind Patrone. Sie erwarben 1393 als ein Homburgisches Lehen Vogtei, Schäferei und den halben Zehnten für insgesamt 85 Mark. Daraus entstand das Rittergut im Orte, dem hier wie in Coppengrave und Lütgenholzen Ober- und Untergerichte zustanden. Es war Gutsherr sämtlicher Höfe und bezog 1771 einen Zehnten von 534 Morgen, während damals ein anderer von 146 Morgen Kirche und Pfarre zukamen und 334 Morgen zehntfrei waren. Zum Gut gehörte auch das Vorwerk Odenberg bei Coppengrave. Als die Wrisbergs 1764 im Mannsstamme ausstarben, gingen mit ihren Gütern auch die hier genannten durch Heirat an den Freiherrn Karl Friedrich Schlitz von Goertz über, der bereits 1737 den Wrisbergschen Namen angenommen hatte und von dessen Nachkommen 1817 der schon 1726 den Goertz verliehene Reichsgrafentitel aufgenommen wurde. Das Gut wurde 1893 wegen seines zu sehr zusammengeschmolzenen Umfanges in der Matrikel der Rittergüter gelöscht, nachdem die Wälder mit der Lippoldshöhle (siehe weiterhin) und dem Vorwerk Odenberg, das früher zur Flur von Coppengrave gerechnet wurde, 1875 durch Erbschaft und Kauf in den Besitz des Freiherrn Heinrich von Löhneysen übergegangen waren.
Dorfanlage haufenförmig, Tie im unteren Teile des Dorfes (Voges), Gut und Kirche am alten Südende, noch weiter südlich Gerichtsplatz mit Galgen am „Duinger Wege“ auf der 1771 von Carl Schöneyan angefertigten Flurkarte. Damals außer dem Gute 1 wüster Ackerhof (Pfarrmeier), 3 Großköter, 24 Kleinköter, 4 Halbköter, 7 Brinksitzer, eine Papier- und eine Mahlmühle, die beide zum Gute gehörten. Einwohnerzahl 1793: 396, die sich besonders vom Leineweben ernährten, 1905: 828.
Die dem heiligen Martin geweihte Kirche ist im Wesentlichen ein rechteckiger, nach Osten gerichteter Saalbau von 1720. Der von ihr ganz umbaute ältere Turm im Westen besteht aus roh verputztem, hellem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern, auf einem von diesen links in Stockwerkhöhe die Jahreszahl 1607. Die Herren von Wrisberg haben den Turm 1600–1608 teilweise abbrechen und erneuern lassen. Über seiner Westtür im Obergeschoss ein kleines rundbogiges Fenster mit rechteckigem Gewände und Kantenfase. Das Glockenhaus hat jederseits an der Ostseite hinter dem Kirchendache größtenteils vermauert eine Schallöffnung mit zwei Rundbögen über eingestellter romanischer Säule. Auf dem glatten Säulenschafte (Abbildung 145) über einer kleinen Holzleiste ein schlichtes Würfelkapitäl mit Plättchen. Die Basis besteht aus einer hohen Platte, die nach oben durch steile Kehlung in die Rundung des Schaftes übergeführt ist. Das Gewände seitlich hat an der Außenkante eine Fase, die mit einer Welle unten in die Kante übergeht. Im obersten Turmgeschoss jederseits ein kleines rundbogiges Fenster. Als Dach ein achtseitiger spitzer Helm über vierseitigem Anlauf, mit einigen Nasen besetzt und mit Schiefern behängt. Auf der Spitze schlichte Wetterfahne über einem Knopfe. Das Schiff ist aus leicht verputztem Bruchstein, Fenster und Türeinfassungen, Sockelstreifen und Ecken aus Quadern, an den Ecken mit Fugenschnitt. Das Dachgesims ist aus Holz. Die Fenster, fünf an jeder Längsseite, sind im Korbbogen geschlossen und zeigen vortretende Quaderstücke in der Mitte und am Fuße jedes Bogens. Die Haupttür in der Nordseite (zwei andere westlich jederseits neben dem Turme) liegt in einer römisch-dorischen Pilasterädikula: Zwischen ihrem geraden Sturze und dem Hauptgesims Wrisbergsches Wappen zwischen Laub- und Bandelwerkornament, darüber das Spruchband: Christoph Freyherr von Wrisberg, unten: anno 1720; ein querovales Ochsenauge unterbricht den Giebelabschluss, ein gleiches in der Längswand gegenüber. Das Dach ist mit Sollingsplatten gedeckt.
Im Inneren Decke als Spiegelgewölbe aus stuckierter Holzverschalung mit Stichkappen über den Fenstern, die Eckpunkte der Stuckeinfassungen mit Flügelköpfen. Eine Empore umzieht den Raum an der Westseite vor dem Turme (Patronatstuhl), an der Ost- und der Nordseite. Sie ruht auf Pfeilern mit Stäbchen vor den gefasten Ecken. Die Brüstung hat schlichte Füllungen. Über dieser Prieche zieht sich eine zweite hin mit einer Brüstung aus viereckigen Docken. Der hölzerne Altaraufsatz und darüber die Orgel (Abbildung 146) sind mit diesen Emporen verbunden und wie die ganze Kirche, auch die Kanzel, neuerdings in hellen, den ursprünglichen in der Wirkung wohl verwandten Farben bemalt. Der Aufsatz besteht aus einer reich geschnitzten, mit Engeln geschmückten, korinthischen Ädikula mit gewundenen Schäften, die ein Bild einfasst. Im gebogenen, in der Mitte offenen Giebel das Wrisbergsche Wappen. An den Seiten Akanthusranken mit wachsendem Putto. Das Ölbild in einem mehrfach verkröpften Rahmen, 177 cm hoch, 72 cm breit, zeigt den Gekreuzigten, die Figur 110 cm hoch, im Hintergrund bergige Landschaft mit Jerusalem in später Abendstimmung. Bezeichnung unter dem Kreuze Dono dedit · R. J. à Wrisberg, links daneben P. J. Harbordt pinxit. Flaue Arbeit. Neben Altar und Aufsatz jederseits ein rundbogiger, von Akanthusornament eingefasster Durchgang, vor dem Tische seitliche Brüstungen, vom mit hochovalem Kugelknauf, deren einer die zinnerne Taufschüssel enthält. Das mit dem Altaraufsatz gleichzeitige Orgelgehäuse ist dreiteilig und mit durchbrochenem Rankenwerke verziert.
Der achtseitigen Kanzel aus Holz an der Südwand dient als Stütze über einem kurzen Sockel ein ganz mit Akanthusblättem bedeckter Säulenschaft, darauf ein becherförmiger, reichgeschnitzter Untersatz. Die fünf mit Blumenvasen gefüllten Schauseiten der Brüstung sind eingefasst von korinthischen Säulen mit gedrehten, blumengeschmückten Schäften. Schalldeckel mit sechs von Akanthus bedeckten Bügeln. Die Treppe mündet in den Beichtstuhl mit vieleckigem Gitterwerk.
[Ein Taufengel erwähnt im Corpus Bonorum 1750. Er hatte das Wrisbergsche Wappen auf dem Rücken.]
Kelche. 1. Aus Silber und vergoldet, barock, 20 cm hoch, von kräftiger Form, mit sechsteiligem Fuß, daran das Wrisbergsche Wappen mit Umschrift Bories v. Wrisberg. Stempel: Braunschweiger Beschau (Löwe), dazu die Meistermarke L. R. (Luthard Redessem). – 2. Aus Messing, 13½ cm hoch. Flacher, runder, leicht gewölbter Fuß, Becher halbkugelig.
Leuchter. 1. Sechsarmiger Kronleuchter aus Gelbguss, 53 cm hoch. Schaft mit Kugel unten, oben doppelköpfiger Adler, Arme graviert mit Manns- und Tierkopf. An der Kugel graviert: cord Risling. – 2. Ähnlicher Kronleuchter, 48 cm hoch. An der Kugel im Gegensinne: Cord Risling. – 3. Zwei Tischleuchter aus Gelbguss, 25,5 cm hoch, mit rundem Fuß und dockenförmigem Knauf. Am Fuße eingraviert in Antiqua: 1. Ascanivs Maler, P. B. Anno 1654. 2. Die Mv̈nnesche: Die Klostermeii (!) ersche. Anno 1654. – 4. Zwei Tischleuchter in Gelbguss mit pfeilerförmig nach unten verjüngtem Schaft, nach 1800; Höhe 7½ cm.
Eine zweihenklige Altarvase aus Hohenbüchener Steingut, gelbliche Masse, tiefbraune Glasur; 23 cm hoch.
Hölzernes Kruzifix vor der Südwand, der Körper etwa 130 cm lang, mit sehr kleinem Kopf. An jeder Hand sind die Schwurfinger ausgestreckt Auf den Kreuzarmen: Anno 1607. Am unteren Kreuzende weißes Wappenschild mit drei ineinander verschlungenen schwarzen Ringen, dabei der Name Andreas Ohsterm.
Auf der Orgelprieche alter Kirchenstuhl mit geschweift ausgeschnittenen Wangen.
Glocken. 1. Höhe ohne Krone 60 cm. Durchmesser 67 cm. Am Halse Veronika mit dem Schweißtuche, daneben ein abwärts gerichtetes gotisches Blatt und die Minuskelinschrift: anno domini m c c c c in dem lx jahre. Der Schlag ist einmal abgesetzt. Am Körper ein Kruzifix und darunter eingepunzt eine jüngere Gewichtsangabe. Krone aus sechs mit Faden verzierten Bügeln. – 2. Höhe ohne Krone 33 cm, Breite 45 cm. Am Halse zwischen Ornamentstreifen, oben mit großen Blüten, unten mit Laub- und Bandelwerk die zweireihige Inschrift: Ludewig Ernst Heinrich Freyherr Goertz genannt Wrisberg. Anno 1798. Am Körper über den Schlagprofilen: Gos mich H. A. Bock in Einbeck. – 3. Umgegossen 1845. [1775 (Hassels Kollektaneen) waren außer der Glocke unter 1. vorhanden eine größere mit Reliefs und Minuskelinschrift am Halse: o rex glorie Christe veni cum pace. Sanctus Martinus. Hans Meiger anno domini m c c c c xxxiii. Eine kleinere mit der Inschrift am Halse: Jobst Hinrich Lampe in Hildesheim gos mich anno 1693.]
Das Wohnhaus des Gutes ist ein zweistöckiger kleiner Massivbau mit Kröppelwalm. Im Erdgeschoss neben der östlichen Schmalseite ist in beiden Längsseiten ein vermauerter rundbogiger Tordurchgang zu erkennen. Neben dem südlichen Bogen jederseits graue Sandsteinplatte mit Wappen und Unterschrift, heraldisch links gevierteter Schild, als Helmzier ein Federhut, dazu Chathariā Magdlena Dieder zum Fürstenstein Anno 1690, heraldisch rechts Wrisbergsches Wappen mit Christoff v. Wrisberg fürstl. Brunsw. Luneb. Kriegsrath und Stift Hildesheimscher Schatzrath 1690. Zwischen diesem Hause und der nahen Kirche soll früher ein Turm gestanden haben.
Unter den Bauernhäusern kein eigentliches Einhaus. Sie sind aus Fachwerk, mit Ziegeln gedeckt und haben meist den Typus V. Zu den ältesten gehört Nr. 3, mit vorgeschobenen Dachbalken über Knaggen ohne Schwelle an beiden Längsseiten; die Knaggen (vergleiche die nebenstehende Zeichnung) bestehen über einer Schräge aus einem unverstandenen Karnies und zwei Wülsten, dazu Zwischenglieder, Kerbomament und seitlich Spirale. Nr. 39 (Abbildung 147), aus Tannenholz, hat die häufige, viertelstabförmige, einfache Abrundung der Vorkragung; das Nebenhaus Nr. 44 (Abbildung 147), ebenfalls Tannenholz, hat keine Däle, Fase an Schwelle und Füllholz, Schrägstreben in den Brüstungsfeldern des Oberstockes; es war Pfarrwitwenhaus. Ähnlich ist Nr. 55 von 1722. Am häufigsten ist das Karniesprofil an der Vorkragung des Oberstockes; so Nr. 33 von 1793. Nr. 57 hat eine vorgenagelte Latte mit flacher Zahnreihe an der Oberstockschwelle. Das Pfarrhaus hat unter der Dach- und Giebelvorkragung, an den Längsseiten ohne Schwelle, Knaggen (vergleiche die nebenstehende Zeichnung) mit drei kleinen zusammengedrängten Wülsten über einer Schrägfläche, darüber zwei von Bändern eingefasste größere Wülste, Fase an der Giebelschwelle, am Türsturze die nur noch teilweise lesbare Inschrift C. W. (= Conrad Wedemeyer, Pastor seit 1570) 1613. Das Haus Nr. 4, um 1800 errichtet, hat vom Einhaus Wesentliches übernommen. Zwar bildet die Längsseite die Front mit dem Eingang für die Wohnräume, aber auf die diesen abgekehrte Schmalseite mündet die Däle, die in der Firstrichtung ganz wie bei den Einhäusern bis zu den Wohnräumen reicht. Sie ist ganz an die eine Langseite gerückt und von den Ställen an der anderen Langseite, wieder abweichend vom typischen Einhaus, durch einen besonderen Futtergang getrennt. – Die ehemals zum Gute gehörige Papiermühle südlich vom Orte hat weiß verputzten massiven Unterbau mit Eckquadern und rechteckigen Gewänden aus grauem Stein, Der Oberbau (zum Trocknen des Papieres) besteht aus Fachwerk. – An der Grenze bei Brünighausen liegen die geringen Mauerreste des Grenzkruges; der Felsen war für das Haus geebnet.
1884 wurden an 6 Häusern Inschriften verzeichnet, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1756–1842.
Zwei alte, gleichartige Gedenksteine am südwestlichen Dorfeingange beim Kriegerdenkmal. Das Unterteil scheint tief in der Erde zu stecken. Darüber heraus ragen die scheibenförmigen Köpfe von 48 cm Durchmesser, welche an jeder Seite ein gleicharmiges Kreuz auf vertieftem Grunde tragen. Die Arme verjüngen sich nach der Mitte, die Zwickel zwischen ihnen sind rautenförmig durchbrochen. Einer von diesen ist wohl der 1775 (Hassels Kollektaneen) angeführte Gänsestein. [Ein zweiter fast mannshoher und „spitziger“ Gedenkstein, der Frauenstein, stand damals an der anderen Seite des Dorfes und soll eine Frau bedeutet haben, die an einem Marientage sündlicher Weise Flachs gejätet hatte.]
Die Gleneburg, auf dem westlichen Ausläufer des waldigen Dolomithöhenzuges zwischen Brunkensen und Hohenbüchen, vor dem Durchbruche der Glene durch diese Höhen, eine Wallanlage ohne Spuren von Mauerwerk (Abbildung 148). Der Kopf dieser ziemlich nach Norden gerichteten Höhenzunge ist von ihr durch einen Einschnitt in die lockeren oberen Gesteinsschichten getrennt. Der Einschnitt setzt sich als Graben mit geringer äußerer Aufschüttung um den länglichen Kopf fort, sodass eine annähernd ovale Einschließung entsteht. Der Graben ist namentlich an der Südwestseite teilweise sehr undeutlich. Die eingeschlossene Kuppe senkt sich leicht von Ost nach West. Von dieser Befestigungsanlage, jedoch nicht unmittelbar anschließend, verläuft ein mehr oder weniger tiefer Graben, der teilweise auch in einzelne Kuhlen aufgelöst ist, gegen den Rücken, bis er in der Nähe des in der östlich angrenzenden Schlucht hinaufziehenden Waldweges sich verliert. – Flüchtige Aufnahme der Anlage von Räger 1824 in Bodes Kollektaneen der Braunschweigischen Stadtbibliothek.
Die Lippoldshöhle. Besprechungen sind im Wesentlichen nicht über den Aufsatz im Hannöverschen Magazin von 1774, Seiten 714 ff. (mit recht mäßiger Abbildung) hinausgekommen. Am wichtigsten ist die Beschreibung unter Brunkensen im Merian Seiten 61, 62. Zeichnung von W. Räger 1824 auf der Braunschweigischen Stadtbibliothek in Bodes Kollektaneen; zwei Autotypien nach der Natur zu einem Aufsatze von W. Wehrhau: Die Lippoldshöhle bei Brunkensen, Gartenlaube 1901, Nr. 43. – Die Höhle liegt am felsigen Südostrande des Glenedurchbruches durch den Dolomithöhenzug südwestlich bei Brunkensen (Abbildung 149). Sie besteht dicht hinter der äußeren Felsenwand aus mehreren Höhlen und Gängen, die sämtlich untereinander in Verbindung stehen und mit Benutzung natürlicher Spalten künstlich in den Felsen gearbeitet sind. Die Räume (wie die Abbildung erläutert) liegen in einer von Südwest nach Nordost ziehenden Reihe, aber in verschiedenen Höhen. Die Gänge sind röhrenartig durch den Felsen getrieben und fast nur gebückt passierbar. Unten im Südwesten und jetzt vom Waldboden aus über einige teilweise künstliche Felsstufen zugänglich liegt ein Raum, der rückwärts künstlich erweitert worden ist. Die vordere Öffnung ist zu groß, um durch eine Tür verschließbar gewesen sein zu können, jedoch ist im Eingang ein großer Teil des Felsens erst in jüngerer Zeit herab gestürzt. In der linken hinteren Ecke eine künstliche, vierseitige Vertiefung im Boden. Nach Merian hätte dieser Raum als Küche (nach anderen als Pferdestall; siehe weiterhin) gedient, das Loch als Brunnen. Von hier zieht sich die Anlage nordöstlich, der Außenfläche des Felsens parallel, in die Höhe, und zwar steigt zunächst ein Gang etwas an. Sein Eingang ist bis Schulterhöhe türartig ausgeweitet. Er mündet auf einen Raum, der sich unten in voller Breite und Höhe nach außen öffnet und der künstlich erweiterte untere Teil eines den Fels fast senkrecht durchziehenden Spaltes ist. An seinem äußeren Eingange Reste von Zapfenlöchern für eine Tür (eine ehemalige eiserne ist hier bei Merian angegeben). Im Hintergrund dieses Raumes ist der Spalt schachtartig künstlich verlängert. Eine Leiter führte hier noch bei Merian in die Höhe zu der oberen Erweiterung des Schachtes (dem sogenannten Gefängnis bei Merian), mit einer großen, teilweise natürlichen Lichtöffnung nach außen. Unterhalb dieser letzten nach links ein Nebenraum, von dem aus ein langer, gewundener Röhrengang aufwärts in die höchstliegende Höhle führt (Stube bei Merian). Ihre Mitte besteht aus einem natürlichen, nach außen offenen Spalte, der nach zwei Seiten künstlich erweitert ist. Ein zweiter, äußerer, durch eine Leiter zugänglicher Eingang hat unten an der Innenseite ein künstliches Lager für hölzerne Pfosten und Zapfenlöcher. Als eines der beiden Fenster diente ein langer natürlicher Spalt, als zweites ein künstliches kleineres Loch. Beide hatten zu Merians Zeit noch Reste von in Blei gegossenen eisernen Gitterstäben und Vorrichtungen für Riegel. Der weiter folgende Gang hat anfangs eine kleine rechteckige Erweiterung. Ein kleiner Nebengang ist auch wesentlich künstlich. Der Gang führt zu einer mit ihrem Fenster zwar ebenfalls künstlichen Höhle, jedoch ist augenscheinlich auch für sie eine vorhandene Kluft ausgenutzt. Spuren von Bearbeitung zeigt die ganze Außenseite des durchhöhlten Felsens, namentlich sind zwei parallele Horizontalreihen von Löchern für Balken erhalten, und zwar lassen sich in der oberen Reihe deren fünf nachweisen, etwa ein Stockwerk tiefer als der äußere Eingang der höchstliegenden Höhle; in der unteren Reihe, jetzt dicht über dem Erdboden, vier solche Löcher. Außerdem ist eine Firstlinie links neben dem äußeren Eingang der höchstliegenden Höhle erhalten und eine muldenförmige, senkrechte Aushöhlung außen in der Nähe des Schachtes, die sich dicht über dem jetzigen Erdboden nach unten erweitert Es soll dies ein Kaminschlot gewesen sein, von dem der untere Teil in der Erde steckt. Vor dem Felsen Abplattungen und senkrechte Einschnitte, die sich nicht deutlich als zugearbeitet nachweisen lassen. Sicherlich hat auf der ganzen Strecke bis zu der Einwinkelung des Felsens bei der höchsten Höhle ein mehrstöckiges Gebäude vor dem Felsen gelegen und die ganze Außenseite der Höhlenanlage verdeckt, ungefähr wie es schon Merian beschreibt: „über dem annoch vorhandenen, gemauertem, aber mit Erde überschüttetem Keller ein Pferdestall, und darüber noch drey Boden oder Wandelung, jede achthalb Fuß hoch gewesen, also, daß der Lippold (über ihn siehe weiterhin) auß seiner Stuben und Küchen unten zum Keller und Pferdestall wie auch oben zu den Gefangenen und anderen Böden kommen können.“ Schon damals war alles Gemäuer längst weggerissen und die ehemalige Benutzung eine sagenhafte.
Es soll nämlich nach Merian „vor vielen hundert Jahren von einem Räuber und Mörder mit Nahmen Lippold“ die Höhle als Zufluchtsort angelegt worden sein. Dass sie räuberischem Gesindel gelegentlich als Zufluchtsort gedient haben mag, ist sehr wahrscheinlich. Damit scheint die Erinnerung an den in der geschichtlichen Einleitung erwähnten Lippold von Rössing verquickt worden zu sein. Dieser reiche Edelmann wird aber kein Bedürfnis gehabt haben, auch nachdem er aus Hohenbüchen vertrieben worden war, sich in der Lippoldshöhle festzusetzen. Wahrscheinlich indessen gehörte die Höhle zu seinem Lehnsbesitze, wie sie ja auch jetzt als Privateigentum der Herren von Löhneysen über Wrisbergs und die Homburger auf die Hohenbüchener zurückführt. Recht wohl möglich ist, dass schon im Mittelalter die Höhle als gelegentliche Wegsperre gerade den Hohenbüchenern gedient hat, gleichwie in geringer Entfernung am anderen Gleneufer bei Coppengrave eine Warte gestanden haben soll. (Diese Vermutung schon bei Rudorff, Das Amt Lauenstein, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1858, Seite 210. Siehe auch Seite 258.) Auch die Gleneburg liegt in der Nähe.
Westlich von Brunkensen liegt in der „Wolfsschlucht“ meist unter der Oberfläche des jetzigen Holzweges (nach Duingen) ein alter, teils grob gepflasterter, teils direkt über den Felsen geführter Steinweg mit Radspuren. Er ist neuerdings erst durch einen Wolkenbruch, der aber auch einen großen Teil der Steine mit davongenommen hat, zutage getreten. Südlich vom Ort führt bei der Landesgrenze der Heilige Weg in den Wald. Hier soll auf einer Klippe eine Kapelle gestanden haben. Der davor jetzt teilweise beforstete Flurort heißt „in der Burg“.
Buchhagen.
Namensformen. Der Bochagen (1291), Bokhagen (1576). Bedeutung gleich Buchenhagen.
Das Dorf war stets in Kirchbrak eingepfarrt. Aus einer nach dem Orte genannten bodenwerderschen Familie stammte wohl der 1291 erwähnte sacerdos de Bochagen. Die Herren von Hake, eine besonders im Kalenbergischen begüterte und seit 1256 urkundliche Familie, besitzen den Ort mindestens seit 1304/1324 als Mindensches Lehen. 1460 erwarben sie auch das Erbgut der Buchhagenschen Familie im Orte. 1660/1 wird das Hakesche Gut durch Einziehung zweier Meierhöfe vergrößert. Es war 1760 ein von den Hakes selbst bewirtschafteter Ackerhof, der 1791 in ein Rittergut verwandelt wurde. Bedeutend sind die zum Gute gehörigen, teilweise von den Groneschen Gütern in Kirchbrak stammenden Forsten. Hakes besaßen 1760 die Gutsherrschaft über alle Höfe (teilweise Hegergut), die Gerichte aber gehörten ans Amt Wickensen, niedere Börde. Ein Zehnter im Haghen, vielleicht unser Ort, war 1304/24 mindensches Lehen der Homburger, um 1600 gehörte er den Hakens, diesen 1760 über 154 Morgen, über 51 Morgen der Pfarre in Bodenwerder.
In der Flur oder im daran grenzenden Hakeschen Forst im Vogler ist wohl die Wüstung Dovikenpoel aufgegangen, wo 1494 die Herren von Hake die „dorpstede“ des Namens mit der Albeke „unde orer gerechticheyt“ vom Herzoge Heinrich zu Lehen hatten. Nach den Braunschweigischen Anzeigen 1757 Stück 102 lag die Wüstung Dovenpaul „abendseits des Lenneflusses oben auf dem Berge“ über dem Albache, der zwischen Buchhagen und Westerbrak die Lenne erreicht.
Flurkarte 1760 von F. H. Penther. Damals der Hakesche Ackerhof, 1 Halbspänner, 2 Großköter. Einwohnerzahl 1793: 34, 1905: 109.
Nach der Hakeschen Familiengeschichte (veröffentlicht 1887) Seite 214 wurde 1674 von Ernst Heinrich Hake ein neues Wohnhaus erbaut mit den lebensgroß in Holz geschnitzten Figuren von ihm und seinem Bruder neben der Haustür. Es bildet das Mittelstück des vorhandenen zweigeschossigen Fachwerkbaues mit Resten von Perlstab an der Schwelle des Oberstockes. Die Figuren fehlen jetzt. 1783 wurde es nach rechts, später auch nach der anderen Seite verlängert (schlechte Abbildung von 1886 in der Familiengeschichte, Seite 214). Die Scheune aus Fachwerk hat über dem Tor an der geschnitzten Bohle das Hakesche Wappen über einem Bande mit: Christian Ludewig Hake. Adolph Christopf (so) Hake, Ernst Frantz Carl Hake. Anno 1772. Auf dem Hofe achtseitiger Stall mit kuppelturmartigem Aufsatz für eine Uhr; in der Fahne 1788. Ein drittes Wirtschaftsgebäude hat über der Tür zwei in die Bohle geschnitzte Wappen mit Unterschrift: Levin Adolph Hake, Renata Sophia von Alvensleben 1771.
Die beiden Bauernhäuser des Dorfes haben Karniesprofil unter den Schwellen und keine deutliche Einhausform mehr. – 1884 drei erbauliche Inschriften.
[Burgripi.]
[Die Siedlung wird in der Grenzbeschreibung der Diözese Hildesheim um 980 zwischen der Lenne in der Nähe der Einmündung des Wabaches und dem Ith erwähnt, vermutlich innerhalb der Diözese, und in einer Kaiserurkunde vom Jahre 1033 als locus Purcgriffe an der publica strada (als Helweg auf der Dielmisser Flurkarte 1760), der jetzigen Heerstraße, die von Eschershausen an Dielmissen südwestlich vorbei auf Halle geht; und zwar lag der Ort da, wo der Weg die Diözesangrenze von Hildesheim und Minden berührte. Pastor Guthe-Dielmissen (vergleiche Hassels Kollektaneen und Braunschweigische Anzeigen 1757 Nr. 98, Mindesche Anz. 1770 Nr. 40) vermutete zuerst in dem verschlammten Grenzgraben der Fluren von Dielmissen und Lüerdissen, der zugleich Landwehr war, die alte Gau- beziehungsweise Diözesangrenze und bezog schon darauf die Gaubrücke, die in der Nähe des jetzigen Angerkruges südlich von Dielmissen jene Heerstraße über den „Seltzer Bach“ leitete. In der von Guthe wahrscheinlich gemachten Stelle eines wüsten Hofes bei der „Seltzer Breite“ der Dielmisser Flurkarte von 1760, südöstlich vom Angerkruge nahe dem Wege von Dielmissen nach Lüerdissen sucht Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 231) den Rest dieses Burgripi.]
[Buttestorp.]
[Die Ansiedelung, als Butesdorp 1136 zuerst erwähnt, gehörte zur Ausstattung des Klosters Amelungsborn, das zeitweilig auch seit etwa 1150 den Zehnten besaß und 1228 zwei Hufen, 1384 deren vier hinzu erwarb. Andererseits hatten den Zehnten als hildesheimsches Lehen 1245 die De curia, 1340 und 1384 die Homburger Edelherren. 1146 gehörten Güter in Boccistorp zu dem Besitz, den der freie Mann Ekbert bei Eschershausen der hildesheimischen Kirche zu Lehen auftrug, beziehungsweise von ihr empfing. Nach einem Berichte des Eschershäuser Magistrats von 1766 lag Buttestorp westlich dieser Stadt rechts an der Heerstraße nach Amelungsborn, wo die Eschershausen gehörigen Wiesen und Ländereien damals noch im Butzdorpe hießen. Auch der südwestlich davon liegende Ausläufer des Vogler, der Butzeberg, sowie der Eschershäuser Flurname „vor dem Vietsdorfe“ haben ihre Namen von der Wüstung. Vergleiche auch Rustenbachs Karte in Wikanafelde am angegebenen Ort.]
[Cogrove.]
[Nach Grupen (vergleiche Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1864, Seite 50) hätte ein freier Mann Eckbert 1146 dem Stifte Hildesheim 10½ Hufen in Cogrove zu Lehen aufgetragen. Andererseits gehörte Cogrove zur Ausstattung des Klosters Amelungsborn (vergleiche Seite 112) und scheint, als dessen Besitz, 1228 zum letzten Male erwähnt worden zu sein. – Die Vogtei beanspruchten vor 1197 die Homburger. Den Namen, der wohl auch die Lage der Wüstung bestimmt, hatte noch 1580 (Wickenser Erbregister) das Feldstück Kuhgraben bewahrt, westlich vom Stadtberge bei Stadtoldendorf. Vergleiche auch die Karte zu Rustenbachs Wikanafelde am angegebenen Ort.]
Coppengrave.
Geschichtliches. Der Ort wird zuerst 1426 als Cobbengraff erwähnt. Nach Hassels Kollektaneen (beziehungsweise Gedächtniß Christoph von Wrisbergs, von Joh. Jost Lösius, Pfarrer in Wrisbergholzen. Fol. Hild. 1742) gehörte er zur Herrschaft Hohenbüchen und wurde 1462 den Herren von Wrisberg verlehnt. Es entstand um die Oberlehnsherrschaft jedoch ein Konflikt zwischen den Herzögen in Wolfenbüttel und Celle. Heinrich der Jüngere von Wolfenbüttel nahm infolgedessen 1521 Coppengrave ganz an sich, wogegen die Herren von Wrisberg fortgesetzt protestierten, bis ihnen 1713 der Ort mit Ober- und Untergericht zurückgegeben wurde, nachdem schon durch den Übergang Wolfenbüttels 1635 an die jüngere Linie des Welfenhauses der Streit um die Lehnsherrschaft erledigt worden war. Der Ort hat früher etwas weiter südöstlich an der Glene gelegen, wo der Flurort „über der alten Kirche“ südlich angrenzt. Ein hier 1771 vom Schulmeister genutzter Platz soll die alte Kirchstelle gewesen sein, von der auch vor der letzten Separation noch Grundmauern vorhanden gewesen sein sollen. Angeblich ist die Verlegung im dreißigjährigen Kriege geschehen. Nach Hassel wären die Einwohner noch 1645 nach Duingen zur Kirche gegangen, seit 1646 aber nach Hohenbüchen; das Dorf lag also im Guddingo. Jetzt ist es Filial von Brunkensen. Über die hiesige Töpferei vergleiche Hohenbüchen. 1771 gab es drei Töpfermeister. Der Zehnte von 519 Morgen gehörte 1771 zum Gute in Brunkensen.
Dorfanlage gestreckt von Südost nach Nordwest. Tie am Anger oberhalb der Kapelle. Flurkarte 1771 von Carl Schöneyan. Damals 2 Halbspänner, 4 Großköter, 16 Kleinköter, 10 Brinksitzer, Gutsherr aller das Rittergut Brunkensen. Einwohnerzahl 1793: 204, 1905: 326.
Kapelle ein rechteckiger, 1700 erbauter Saal aus Fachwerk, Längsseiten fünf Spann, Breitseite vier Spanne groß. Zwei Fenster in jeder Längsseite, unter dem südwestlichen die Tür, das Gewände als Ädikula, ein kleineres Fenster über der Kanzel. Schwelle und Füllholz unter dem Dache gefast, gekreuzte Schrägstreben in der Mitte jeder Längsseite, Westgiebel verschalt, Ostgiebel gefüllt und mit geschweifter Spitzenbohle. Ziegeldach, darauf westlich ein mit Sollingsplatten behängter und von vierseitigem Zeltdache überdeckter Dachreiter. Wetterfahne mit 1816. Im Inneren an der Westseite Empore über einem gefasten kleinen Pfeiler, Brüstung aus dockenartig geschnittenen Brettern, belegt mit schwarzen Facetten, darunter Hängeverzierung, ausgeschnitten in Ohrmuschellinien.
Vor der Ostseite Kanzelaltar, Tisch aus Bruchsteinen mit Sollingsplatte, hölzerne Kanzel in einfacher Ädikula über einer Staffel mit leerem Felde, von ihren fünf Seiten sind nur zwei sichtbar; Schmuck aus gewundenen, dorisierenden Säulen, Flügelköpfen und in Ohrmuschellinien umrissenen Brettern. Pastorenstuhl dabei mit Gitterwerk. Die alte Außenseite des Kanzelaufbaues war naturfarbig bemalt mit schwarzen Profilen, wie es zwei Kirchenstühle noch zeigen mit Facetten, Leisten und Konsolenreihe, ihre Füllungen mit verkröpften Ecken.
Zwei Zinnleuchter, 31 cm hoch, runder Fuß mit flachem Teller, dockenförmiger Schaft. Am Fuße graviert: a) Matthias Palandt 1707, b) Barward Rodenberg 1707.
Zwei gehenkelte Altarvasen aus Faience, 30 cm hoch, mit blauer, schwerfälliger Bemalung, die am Bauche jederseits dieselbe Darstellung eines auf Hügeln zwischen drei Bäumen knieenden Jägers trägt, der auf zwei davoneilende Stücke Rotwild schießt. Die Henkel setzen über einer Maske an und endigen in Hundeköpfen. Marke von Wrisbergholzen. – Eine kleinere und schlankere, ebenfalls zweihenklige Vase, 19 cm hoch, trägt an jeder Seite des Bauches dieselben blauen, „indianischen“ Blumen in violetten Umrissen.
Zwei Zinnkelche von 1708 und 1724.
Auf dem Boden ein geweißter hölzerner Taufengel, jetzt ohne Arme, 107 cm hoch.
Glocke von 1878 in einem besonderen Gerüste neben der Kirche.
Unter den Bauernhäusern, alle mit Ziegeldächern, kein Einhaus Typus I und II. – Nr. 1 (verbaut) hat Typus III von 17.. mit Blume an der Sturzmitte und Karniesprofil unter dem Oberstock. Karniesprofil noch an drei anderen Häusern. Nr. 14 steht zwischen Typus III und IV. Häufig ist der Pferdeschmuck: am Torzwickel von Nr. 32 (1842), am Torsturze von Nr. 31 (1861). Bemerkenswert auch einige Scheunen: Nr. 2 von 1816 mit grün bemalter Schrift und Stern; Nr. 33 von 1843 mit weißem Pferde an den Zwickelbändern; Nr. 8 von 1852 mit Stern an den Zwickelbändern, an den Torständern blau und weißer Blumentopf; Nr. 3 von 1856 mit weißem Pferde in Blau an den Zwickelbändern.
An zwölf Häusern wurden 1884 Hausinschriften gesammelt, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1753–1856.
Ein Gedenkstein stand unterhalb des Vorwerkes Odenberg am Wege in der Senkung vor der Hohen Warte neben einer Steinbank. Es war eine längliche Sollingssteinplatte der üblichen Größe. Hier an Ort und Stelle nur noch der Fuß, der obere Teil mit der Darstellung bei Brunkensen in der Villa Löhneysen. Die Breite beträgt 77 cm, die Höhe des oben sehr beschädigten Stückes in der Villa 106 cm. An der Rückseite ist nur ein lateinisches Kreuz eingegraben; an der Vorderseite ein gleicharmiges, mit Nasen besetztes Kreuz, vor den Armen Querhölzer, die ebenfalls mit Nasen besetzt sind und sich an den Eckpunkten berühren, sodass eine Art Quadrat entsteht. Unter dem Kreuze Gegenstände, links wie ein Tubben (Melkeimer? so 1775 gedeutet), rechts wie ein Schäferstab, wonach der Stein von den Einheimischen der Schäferstein genannt wird. Er wäre danach wohl zur Sühne der Ermordung eines Schäfers gesetzt.
Südöstlich vom Orte, im Knicke des Glenebaches, liegt die Hohe Warte, eine kahle Vorhöhe des Odenberges. Sie beherrscht die Straße nach Duingen, Brunkensen und Hohenbüchen. Nach der Meinung der Leute und wie der Name sagt, soll hier eine Warte gestanden haben, von der aber nichts auffindbar ist.
[Dadersen.]
[Auf diese Wüstung hat zuerst Wilhelm Röpke aufmerksam gemacht (Braunschweigische Landeszeitung, 16.I.1898 unter Bisperode, und im Aufsatze: Die Kirche zu Bisperode, im Feierabend, Beiblatt der „Niedersächsischen Volkszeitung“ vom 16.V.1901; vergleiche auch Hassels Kollektaneen um 1780, Landschaftliche Bibliothek, Kapitel X, 2, und namentlich die Familiengeschichte der Herren von Hake). – 1430 veräußerten die von Hastenbeck ihren adeligen Hof in Dadersen mit dem Patronat über die dortige St Lukaskirche wiederkäuflich an die Herren von Werder im benachbarten Bisperode. Später, zuerst 1513, ist das Dorf als ein korveisches Lehen wieder im Besitze der Hastenbecks, doch scheint das Patronat in der Hand der Herren von Werder geblieben zu sein. Nach dem Tode des letzten Hastenbecks, Hartung, wurde Dietrich von Hake 1551 mit dessen korveischen Gütern belehnt, darunter auch (der Sattelhof im benachbarten Diedersen und) das ganze Dorf Dadersen und der Zehnte davon. 1582 wurden dem Hieronymus Hake Landschatz und Gohe-Dienst in Diedersen und Dadersen vom Herzoge Erich verpfändet, und 1614 wurde derselbe mit dem Untergerichte in beiden Dörfern vom Herzoge Friedrich Ulrich belehnt. Danach scheint das Dorf erst im dreißigjährigen Kriege verlassen worden zu sein, und zwar der Überlieferung nach durch Ansiedelung der Einwohner auf der Köther Straße (jetzt Küthe) in Bisperode. Die Flur der Wüstung gehört denn auch zu Bisperode, ist also offenbar erst durch den Fortzug der Einwohner aus der kalenbergischen Hoheit unter die wolfenbüttelsche gekommen. Sie liegt westlich von Bisperode, wo der Name Lüksbusch und der dahin führende Likweg noch an die Daderser Kirche erinnert. Hier 1898 gefundene Fundamente werden auf die Kirche selbst gedeutet, die danach einschiffig, mit Apsis, gewesen zu sein scheint. Ziegenmeyer (Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1892, Seite 359) erwähnt in dieser Gegend ebenfalls Grundmauern von Gebäuden (unter dem Namen Tappenhof), die erst durch die Separation von 1859 verwischt wurden. Diedersen, jetzt in Bisperode eingepfarrt, war ursprünglich an die Kirche in Dadersen gewiesen, wie Hassel bemerkt, und auch die frühere innige Verbindung von Diedersen und Dadersen nahelegt. Danach scheint einst Dadersen sogar bedeutender als Diedersen gewesen zu sein, zumal das adelige Wohnhaus in jenem bereits 1430 genannt wird, während in Diedersen mit Sicherheit erst 1551 ein Sattelhof, frühestens aber 1522 eine „adelige Wohnung“ nachweisbar ist. Ein Egkebrecht von Hastenbeck, Sohn eines Johann, urkundlich 1448, wohnte auf der Hühnerburg (Hakesche Familiengeschichte, Seite 134). Sollte diese etwa zusammenhängen mit dem Hause in Dadersen? In der Nähe der mutmaßlichen Stätte dieses Adelssitzes, am „Hillien Seelen Grunde“ liegt ein „Hünenkamp der kleinen Obensburg“, und etwas weiter der „Hühnencamp der großen Obensburg“. Die Obensburg selbst, ein Ringwall, liegt noch weiter westlich auf waldiger Höhe, bereits auf hannöverschem Gebiete, oberhalb Hastenbeck.]
Dielmissen.
Namensformen.Dedelmissen (1304/24), Didelmissen (1340). Heim eines Thiathelmi.
Geschichtliches. Der Ort ist nicht zu verwechseln mit dem nahen Deilmissen im früheren hannöverschen Amte Lauenstein (Diözese Hildesheim). Die, wie das Kirchengebäude ausweist, recht alte Pfarre ist Lehen der Bischöfe von Minden, beziehungsweise jetzt Patronat des Königs von Preußen und lag im Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden, jetzt in der Inspektion Stadtoldendorf. 1544 wurde mit ihr, weil sie allein zu gering ausgestattet war, die Hunzener Pfarre verbunden, sodass Hunzen noch jetzt Filial ist und der Patron von Hunzen die Pfarre einmal, der König von Preußen sie aber zweimal besetzt. 1526 war ein Heinrich Ludering Pfarrer, 1568 ein Johann Wedigen. – Eine wahrscheinlich ursprünglich ritterliche Familie de D. ist von 1194–1401 genannt, zuletzt als Bürger in Bodenwerder. Der Grundbesitz war in den verschiedensten Händen. 1304/24 besaßen die Herren von Uppenbroke 4 Hufen als mindensches Lehen, gegen 1400 ein Heinrich de vulenbroke (? Sudendorf VI, Seite 113, Z. 31) ebenso 3 Hufen. 4 Hufen waren 1442 Eversteinsches Lehen erst der von Uderde, dann der Grafen von Peremunt. Pyrmontisches Gut kam 1558 an die Grafen zur Lippe, 1598 an die von Gleichen. Von Homburgischem Gute kamen 1340 zehn Hufen an Amelungsborn. 1359 verkauften die Johanniter den Homburgern 3½ Hufen. Herzogliche Lehnstücke besaßen schon 1442 (2 Höfe und ½ Hufe) und noch 1634 Henkes, anderes die von Grone (1590 eine Hufe), von Hake (um 1600 4½ Hufen), Münchhausens (1637; ein Kothof kalenbergisches Lehen, früher der Herren von Bevern). 1760 waren an der Gutsherrschaft (darunter etwas Hegergut) beteiligt besonders die Kammer, die Pfarre in Kemnade (um 1600 mit 3 Hufen), dann der Fürst von Waldeck und einige Adelige. 1304/24 war ein Zehnt mindensches Lehen der Homburger, 1490/92 war er in den Händen der Grafen von Spiegelberg beziehungsweise der Herren von Rheden, 1530 war ein Zehnt mit 3 Hufen herzogliches Lehen der von Frencke. 1760 stand der fürstlichen Kammer ein Zehnt über 1254 Morgen zu, zehntfrei waren 614 Morgen, 86 Morgen waren zersplittert. Der Ort gehörte zum Gau Tilithi, später unterstand er als Homburgisches Zubehör der Gerichtsbarkeit von Wickensen, obere Börde. In der großen Feldmark (1760 1954 Morgen Acker) ist wahrscheinlich die Flur der Wüstung Burgripi aufgegangen (siehe Seite 255), südlich vom Orte. Rustenbach schließt aus dem früheren Vorhandensein von drei Schäfereien noch auf eine zweite Wüstung innerhalb des Ortes, die er mit Recht vermutet in den auf der Flurkarte 1760 westlich an der Straße nach Halle und Hameln angegebenen Flurstücken Zetterhof und Zetterfeld, neben der über einen Ithbach geführten Zetterbrücke. Der Flurort „Die Knabenburg“ nordöstlich vom Orte unter dem Ith zeigt keine Wohnspuren.
Dorfanlage gestreckt haufenförmig, in der Mitte die Kirche. Flurkarte 1760 von J. J. Ch. Schmidt. Damals 10 Ackerhöfe, 3 Halbspänner, 17 Großköter, 15 Kleinköter, 10 Brinksitzer; viele auch mit Leinweben beschäftigt. Die Heerstraße nach Hameln geht westlich vom Orte vorüber, an sie und die Straße nach Hunzen als „Hellweg“ erinnern mehrere Flurnamen. Der „Steinweg“ geht über die Itheinsattelung nach Wallensen. Der Flurort „Vor dem Masttore“ an der nordöstlichen Spitze des Ortes deutet auf eine frühere Umhegung des Dorfes. Einwohnerzahl 1793: 573, 1905: 783.
Die dem heiligen Nikolaus geweihte, teilweise romanische Kirche (Abbildungen 150–152) besteht aus einem flachgedeckten, nach Osten gerichteten Schiffe mit im Westen gleich breitem Turme von größerer Mauerstärke, alles aus rotem, an den jüngeren Teilen sehr verputztem Bruchsteinmauerwerk mit Quaderecken; Bedachung aus Sollingsplatten. Der ganz romanische Turm (Abbildung 151) ist mit dem Schiffe nur im unteren Teile in Verband, sein Mauerwerk ist fester als das des Schiffes. Ein wenig hängt er nach Süden über. Sein Grundriss ist der eines dem Schiffe quer vorliegenden Rechteckes. Seine westlichen Eckquadern haben, mit Ausnahme der obersten, stark zerschlagene äußere Kante. Das kräftige, an der Westseite sehr zerstörte Sockelprofil besteht zu unterst aus abgesetzter Platte, darüber Rundstab, Plättchen und große, oben abgeschrägte Platte. Dieses Profil ist um die rundbogige Tür an der Südseite des Turmes herumgeführt (Abbildung 152). Hinter der Tür im Inneren eine Laufröhre für einen Riegelbalken. Das Untergeschoss hat ein rechteckiges Fenster gegenüber der Tür, ist mit einem ganz rohen Kreuzgewölbe überspannt und öffnet sich gegen das Schiff mit einem Rundbogen über Wandpfeilern, die ein Kämpferprofil aus Platte über steiler Schmiege haben. Die Bogenkante an der Schiffseite ist gefast. Der westliche Teil dieses Erdgeschosses bis zur Tür ist in halber Höhe durch Mauerwerk abgeschlossen, darüber der Treppenraum. Die oberen Teile des Turmes haben drei rechteckige Lichtöffnungen über einander an der Nordseite, an der Westseite in mehr als ein Drittel Höhe eine rechteckige Tür, höher ein Fensterschlitz und an der Südseite deren zwei über einander. Zu oberst das Glockenhaus mit rundbogiger Schallöffnung an jeder Seite. In den Bogen ist ein zurückgesetzter Stein eingefügt mit zwei Bogenausschnitten und dazwischen Auflager für eine in jeder Öffnung fehlende Teilungssäule, über den Längsseiten ein Giebel, sodass der Turm mit einem von West nach Ost laufenden Satteldache bedeckt ist. – Das Schiff ist nur etwa ein Drittel so hoch wie die Kirche. Die beiden westlichen Drittel seiner Mauern haben älteres Mauerwerk als der östliche Rest und die oberen Teile, die samt den Gewänden der flachbogigen Südtür und den rechteckigen, unregelmäßig über- und nebeneinander verteilten Fenstern jeder Längswand dem Umbau angehören, von dem die Antiquainschrift über der Tür auf einem Tuche, das ein nackter Engel vor sich ausgebreitet hält, meldet: Hoc templum olim angustum nunc vero auctum in honorem Dei sub Just. Herm. Wichmanno Pastore 1724. An der Ostseite ein nach dem Corpus Bonorum von 1751 etwas jüngerer Sakristeinanbau („Beichtkammer“) aus Eichenfachwerk, an der Nordseite Flugdach für Sargbahren, daneben Teil eines rundbogigen Gewändes. Der Ostgiebel des Schiffes ist aus Fachwerk. – Im Inneren vor den beiden Westecken Pfeilervorlage mit Kämpfer aus Platte über zurückgesetzter steiler Kehle; darauf ein kurzer Gewölbeansatz. Von einem ehemaligen Gewölbe spricht auch das Corpus Bonorum.
Prieche an den beiden Längswänden und im Westen, hier mit Orgel und Treppe, an der Südwand mit Zahnschnittprofil an der Schwelle und Gitterwerk an der Brüstung.
Hölzerne Altarkanzel. Über dem Tische zunächst ein 113 cm breites, 99 cm hohes Bild in dorisierender Pilastereinfassung. Dargestellt ist in einer gemalten, flachbogigen Arkade das Abendmahl in bunter, derber Malerei. Oben am Baldachin über Christus:
Institvit coenam de carne et sangvine Christvs
Jpse svo. Mandat discipvlisqve frvi.
Am Fuße der Darstellung gemaltes Rollwerkschild mit der Frakturinschrift:
Sein leib vnd blut Christus zur speiß
Im abendmall theilt aus mit fleis.
An leib vnd seel gantz Selich ist
Bie (so) ihm, Wer gleubtt dem herren christ.
Über diesem Bilde die vielleicht jüngere Kanzel auf einer vor dem Bilde angebrachten Säule. Sie hat fünf Schauseiten; jede mit Spruch in der Sockelfüllung, darüber die drei vorderen Flächen mit einer von Schnitzwerk gefüllten Arkade, die beiden letzten mit bemaltem, rechteckigem Felde. Die Sprüche sind ganz ausgemalt, dabei ihr Zitat: 1) 1. Corint. am. 1. 2) Matthe. am. 10. 3) Jesaia, am. 58. 4) Lucae (am) 10. 5) Lucae. am. 11. In der vordersten Arkade Barockkartusche mit der Inschrift: 1. Johan. am. 5. Drey sindt die da (zeu)gen, der Vatter vntdt das wordt vnd der Geist, vnd die drey sindt eins. Darüber die Dreieinigkeit auf Wolken. In den Arkaden daneben Wappen, links mit drei Winkelbalken im Schilde und als Helmzier Feder zwischen zwischen zwei Flügeln, Unterschrift: C. F. V. E. O., rechts das von Stockhausensche Wappen mit Unterschrift: A. M. V. S. F. V. E. Die beiden äußersten Füllungen links mit dem Bilde der Charitas, rechts der Patientia, beide im Kostüm des XVII. Jahrhunderts.
Einem älteren Altaraufsatze werden die jetzt in zwei verschieden trapezförmigen Schreinen an der Ostwand aufbewahrten, neuerdings bronzierten Apostel angehört haben (Abbildung 153). Sie sind fast vollrund aus schon sehr vom Wurme zerstörtem Holz geschnitzt, jeder ohne Sockel etwa 60 cm hoch, aus der Zeit um 1500. Die Kleidung, bis auf die Füße herabfallender Rock und Mantel, hat kräftiges, bei den meisten Figuren äußerst knitteriges und willkürlich in die Höhe gerafftes Faltenwerk. Die Attribute sind stellenweise noch erhalten; die damit nicht beschäftigte Hand fasst bei einigen Figuren das Gewand und zum Teil auch zugleich ein Buch. Zu kurze Arme und äußerst gewaltsame Fußdrehungen sind in dieser Weise wohl eine persönliche Übertreibung des Schnitzers.
Dagegen ragt unter den Arbeiten der Landschaft aus der Zeit um 1500 durch ihre Güte weit hervor die zu einer Kreuzigungsgruppe gehörenden, mehr als halbrund gearbeiteten hölzernen Figuren der Maria und des Johannes. (Jetzt im Herzoglichen Museum zu Braunschweig; Tafel X). Maria, mit der Sockelplatte 75,5 cm hoch, hat das Haupt mit langem blondem Haare leicht nach ihrer Rechten geneigt, die Hände sind vor der Brust gefaltet. Das Untergewand ist geblümt, der über den Kopf gezogene Mantel innen tief blau, außen weiß mit goldenem Randstreifen. Johannes, mit Fußplatte 74 cm hoch, hat ein Buch unter seiner rechten Achsel, in der Rechten einen Mantelzipfel. Die Linke mit vorgestrecktem Unterarme hält in der Hand ein weißes Tuch, von dem ein Teil mit den Fingern fehlt. Der bartlose, etwas zu starkknochige Kopf ist leicht gegen das Kreuz gewendet und hat langes, lockiges und blondes Haupthaar. Die Figur trägt ein gemustertes, von einem rötlichen Gürtel zusammengehaltenes Untergewand. Der Mantel darüber ist innen blau, außen rot mit goldenen Randstreifen. Nicht zugehörig ist das lose zwischen den Figuren angebrachte Kreuz, von dem nur der Mittelarm mit Ansätzen der Querarme erhalten ist. Der Korpus, 53 cm hoch, war fleischfarben bemalt mit reichlichen Blutspuren, das Lendentuch innen blau, außen golden, die Dornenkrone grün. Die Arme waren besonders angesetzt und fehlen.
Der frühere Taufstein dient jetzt als Opferstock, er ist aus rotem Sandstein und 104,5 cm hoch. Unten rechteckiger, abgeschrägter Sockel, darüber ein rundlicher Schaft und oben ein kapitälartiger, vierseitiger, kelchförmig geschweifter Aufsatz mit abgefasten Ecken. An den vier Seiten in Antiqua: 1) H·D. F · B. O · V. (= Heinrich Dörries, fürstlicher Braunschweigischer Obervogt). 2) Svb R · T · P. (= Reinhard Tempus, Pastor in Dielmissen seit 1637). 3) † † † in P. F. et S. S. 4) Ao 1662.
Barocker silberner und vergoldeter Kelch, 24 cm hoch, sechsteiliger Fuß, steiler Schaft, Umschrift in Antiqua: Sub pastore Just. Herman Wichmann anno 1726, dazu undeutliche Beschau mit N. 12, und Meistermonogramm (I · B · H?). – [Im Corpus Bonorum 1751 ist auch ein schlichter gläserner Kelch mit Deckel (= Patene?) erwähnt.]
Zwei barocke Standleuchter aus Gelbguss, ohne Dorn 35 cm hoch; Antiquainschrift, am ersten: Diese Levchter gehören in die Kirche zv Dielmissen Ao̅ 1659, am zweiten: Amptsübervoigt H. Heinricvs Dörries, Chatharina Beckers haben diesen Levchter zv der Ehre Gottes verehret zv Dielmissen in die Kirche im Jahre 1659. – Zwei Standleuchter aus Glas, XIX. Jahrhundert, 24,5 cm hoch.
Auf dem Boden die Mittelsäulen zweier hölzerner Kronleuchter. 1. 70 cm hoch, für zwei Reihen von je sechs Armen, reich gedrechselt, mit dicker Fußkugel und als Krönung einer runden Inschriftscheibe, bemalt grün, blau und rot, die Inschrift auf jeder Seite der Scheibe weiß auf rot Meister Henrich Wedeking me fecit et Ecclesiae donavit sub Just. Herm. Wichman pastor 1691. (Ein gleichartiger, vollständiger Kronleuchter Abbildung 128.) – 2. für sechs Arme mit dicker Fußkugel.
Zwei Faiencevasen, 18 cm hoch, mit geschweiften Henkeln, bemalt blau mit einigen manganvioletten Linien, am Bauche jederseits „indianische“ Blumen, Marke von Wrisbergholzen.
Zwei hölzerne Kannen als Altarvasen auf dem Boden, ebenda zahlreiche Inschrifttafeln mit Totenkronen jung verstorbener Leute und ein Teil eines alten Stuhlverschlages mit Konsolenreihe an den Gesimsen und grün-roter Rankenmalerei in der Füllung.
Glocken. 1. Von altertümlich steiler Form, Höhe ohne Krone 50 cm, Durchmesser 48,8 cm. Der Schlag ist durch ein schlichtes Profil von der Flanke getrennt. Die etwa 10 cm hohe Krone hat sechs Bügel, deren einer unten losgelöst ist. – 2. Höhe ohne Krone 67 cm, Durchmesser 89,5 cm. Am Halse ein breiter Rokokozierstreifen, darunter Antiquainschrift in vier Reihen, deren Zwischenräume mit Naturblättern belegt sind. 1. Die geborstene Glocke vormahls Maria genannt ist auf Kosten der Gemeine zu Diedelmissen umgegossen. 2. Ernest. Conradus Guthe Pastor. Psalm: XCV v. 1. Kommt herzu, lasset uns dem Herrn frolocken und jauchzen dem Hort unsers Heyls. Am Schlage, neben Ornament wie am Halse, Joh. Heinr. Christ. Weidemann goß mich Hannover Anno 1774. [An der älteren Glocke stand (nach dem Corpus Bonorum) in Minuskeln einerseits: Maria · J · H · S. anno domini mccccxlvii in die albani; andererseits: Maria bin ich geheten … dedelmissen hebben mi laten gheten. han(e?)s arneman mi gegoten hat, Gott geve allen cristen (Selen rad?).]
Die meist mit Sollingsplatten gedeckten Bauernhäuser erscheinen als Einhäuser Typus I in 21 teilweise recht dürftigen und auch undeutlichen Beispielen, datiert 1721–1803. Darunter: Nr. 44, vielleicht das älteste, sehr verbaut, Giebel mit Fase an Schwelle und Füllholz, jüngerer Anbau links mit Karniesprofil unter der Schwelle, jünger wohl auch die rechte Frontverlängerung. Nr. 42 von 1721. Nr. 14 von 1729, das Nebenhaus von 1777 (wohl alte Leibzucht) mit Stern an den Zwickelbändern. Nr. 7 von 1733, mit M · J · H · K über dem Tore. Nr. 17 von 1736 mit Monogramm desselben Zimmermanns M · H · J · K. Nr. 38 von 1747. Nr. 52, Oberstock und zweimal der Giebel vorgekragt mit gerundetem Füllholz und abgefaster Schwelle. Nr. 4 mit Karniesprofil unter dem Oberstock (auch seitlich) und dem Giebel. Nr. 12, Karniesprofil ebenso, auch an der zweiten Giebelschwelle, und am Torständer herabgeführt; im Giebel symmetrische Schrägstreben. Nr. 78 von 1797 mit abgerundeter Schwellenkante zweimal am Giebel und Spruch an der unteren Schwelle; Blumenranke am Tore. Nr. 100 von 1803, früher Scheune für Nr. 44, auf der abgewalmten Giebelspitze Fahne mit F · J · H. – Typus II ist zehnmal vorhanden, datiert 1767–1801, darunter: Nr. 39, rückwärts Anbau mit Fase an Schwelle und Füllholz. Nr. 6 von 1767 mit Karniesprofil unter der Schwelle und Kröppelwalm, rückwärts ein Ausbau. Nr. 3 von 1783, Karniesprofil unter dem Oberstock mit zurückgesetztem Füllholz, Kehle an der Schwellenkante, Giebel mit symmetrischen Schrägstreben. Nr. 38 Nebenhaus, von 1788. Nr. 54, zwei Häuser, beide mit der Rückseite an der Straße. Nr. 1 von 1801. – Typus IV haben deutlich Nr. 31 von 1742 und Nr. 11 von 1840. – Typus V ist recht zahlreich, namentlich auch in undeutlicheren Bildungen; zu nennen sind etwa: Nr. 46 von 1746, Nr. 58 von 1824 mit Karniesprofil unter der Schwelle nur an der Giebelseite; Scheune dazu von 1749. – Unter den übrigen Fachwerkhäusern die Giebelfront Nr. 21 mit vorgekragtem Giebel über Knaggen, deren eingezogene Vorderfläche von einem Wulste zwischen zwei großen, abgesetzten Kehlen durchquert ist (Abbildung 154). Nr. 67 trägt die Jahreszahl 1756. Nr. 69 hat gerundetes Füllholz, Fase und Spruch an der Schwelle, links dazu eine ausluchtartige Fortsetzung. Eine Anzahl hat Karniesprofil unter dem Oberstock, darunter Nr. 59 von 1801.
1884 wurden an 24 Häusern Inschriften gefunden, datiert 1707–1881 und alle erbaulichen Inhaltes, vom Üblichen abweichend nur: Gönne mir doch ein jeder die große Gnade, die mir mein Landesvater geschenket. Gottes Segen und Gedeihn wird uns alle Jahr erfreun. Johann Heinrich Kohlenberg. Johanne Luise Bäckers. Den 20. Juni 1781.
Geschichtliches. Der Ort ist Filial von Halle. Korvei erwarb hier 891/1037 eine Hörigenfamilie von einem Daedi und verlehnte noch 1414 zwei Hufen mit einem Kothof an einen Wessel Schroder. Dem Peter- und Paulskloster Abdinghof in Paderborn gehörte ein Gut, dessen Lehnsbesitz 1319 zwischen Albert von Hupede und der Familie von Halle streitig war und der letzten zugesprochen wurde. Jedoch war eine curia mit 2 Hufen 1335 von den von Hupede und einem Knappen Johann von Borye, ein Meierhof mit 3 Hufen 1468 und noch 1482 von dem Knappen Heinrich von Hupede verpfändet. Um 1580 heißt es im Wickenser Erbregister vom ganzen Orte, mit Ausnahme von 10 Hufen, er gehöre Hartung Haken und Hans Gudereisen, deren Voreltern ihn gekauft hätten, und er sei eigentlich Pachtgut des Stiftes Abdinghof unter Homburgischer Hoheit. 1758 gehörte aber dem Stifte doch nur ein Hof. Er war damals frei und in den Händen eines Georg Meier, der jetzige Schriftsassenhof Nr. 49. Die Gutsherrschaft über die anderen Höfe stand 1758 teils der Kammer, teils fünf Privaten zu, darunter keine der obengenannten Adelsfamilien. Einiges war damals auch Hegergut. Der Zehnte über einen gerodeten Sunder wurde 1215/20 von Minden dem Kloster Abdinghof verliehen, der Hauptzehnte gehörte um 1580 Heinrich von Halle, 1758 (739 Morgen) Herrn von Münchhausen in Bodenwerder, der kleine Zehnte 1580 Hakens und Gudereisens (vermutlich jener abdinghofsche Novalzehnte), 1758 (175 Morgen) Herrn von Garmissen in Friedrichshausen; 359 Morgen waren damals zehntfrei. Drei kleine Schäfereien 1758. Auf der Flur ist die Wüstung Uppendorf zu suchen, nach der nördlich am Ithabhange 1766 ein Holzteil genannt war. In Uppendorpe vertauschte Kloster Kemnade 1410 an Tile von Halle 2 Hufen, es mag also damals noch bewohnt gewesen sein. Ein wüster Hof, Hägergut ohne Namen, wird ferner im Wickenser Erbregister 1580 genannt, Rustenbach (Häger usw., am angegebenen Ort, Seite 586) sucht ihn unter den Flurnamen „Wiehagen“ nördlich vom Orte, „Wolfshagen“ westlich, beide am Ith. Im XVIII. Jahrhundert wurde die Leinenmanufaktur der Umgegend von der Krebschen, später Flothoschen und von Lengerckeschen Handlung geleitet. Ihren Umsatz gibt Hassel-Bege Seite 308 auf jährlich über 100 000 Reichstaler an.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1758 von C. M. Schüttelöffel. Damals 1 freier Hof, 1 Ackerhof, 13 Halbspänner, 11 Großköter, 3 Kleinköter, 18 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1793: 355, 1905: 454.
Die dem heiligen Urban geweihte Kapelle war 1751 massiv und sehr alt, 48 Fuß lang, 28 Fuß breit, mit vier kleinen Fenstern und steinernem Altar. Nur weniges Mauerwerk davon scheint noch erhalten zu sein an dem jetzigen rechteckigen, nach Osten gerichteten Saal mit Bruchsteinmauerwerk und flacher Holzdecke, der teilweise zugesetzte, rechteckige, flachbogige und auch vier spitzbogige Fenster des XIX. Jahrhunderts hat. Dach und Dachreiter im Westen sind mit Sollingsplatten gedeckt. Als Wetterfahne Hahn mit 1885. – Im Inneren Empore vor der nördlichen Längswand ohne besonderen Schmuck, sie stammt aus der Kirche in Halle.
Unbedeutende Altarkanzel.
1745 geschenkter Kronleuchter aus Gelbguss, 54 cm hoch, mit sechs Armen und darüber sechs Ornamentranken, unten dicke Kugel, oben schräg nach vorn gerichteter Adler, dem die Flügel fehlen.
Glocke von 1830. [Die 1748 vorhandene kleine Glocke hing außen an der Ostseite unter dem Dache.]
Uhrwerk mit Inschrift: Friederich Bönnich machte mich in Esperde anno 1798.
Die Bauernhäuser aus Fachwerk sind vielfach außer mit Sollingsplatten auch schon mit Ziegeln behängt. Das Einhaus ist nicht mehr gut vertreten. Typus I haben Nr. 47 von 1660, links mit Auslucht; Nr. 16; Nr. 33 mit Stabprofil unter der Schwelle; vielleicht Nr. 1, jetzt mit Vorbau als Giebelfront und mit Längsprofilen an zwei Giebelschwellen. – Typus I und II hat Nr. 44 von 1806, mit mehreren Längsprofilen unter Oberstock, Giebel und herabgeführt an den Torständern. Im Giebel rautenförmig gestellte Streben wie bei Nr. 1. Typus II zeigen ferner Nr. 6 aus dem XVIII. Jahrhundert und Nr. 2, mit Scheune von 1799. – Typus III hat Nr. 3 von 1822, mit Scheune von 1797. – Typus V hat Nr. 12 mit Karniesprofil an der Giebelschwelle und unter der Oberstockschwelle ringsum, sowie Spruch an ihr vor der Giebelseite. – Nr. 49, der ehemalige Schriftsassenhof, hat ein besonderes Wohnhaus, Längsfront mit Karniesprofil am Füllholz und Perlstab an der Schwelle des Oberstockes, dazu an dieser rechts vorn die Inschrift: Das Werk lobet den Meister. M. H. (H. E.?). Die Giebel mit Kröppelwalm und demselben Karniesprofil unter der Schwelle. – Nr. 41. Der Lengerckesche Hof, das Wohnhaus mit Oberstock über antikisierendem Gesims, vor der zurückgesetzten Tür zwei römisch-dorische Säulen auf Sockeln, darüber eine Art Laube; Dacherker und zwei Nasen mit runden Giebeln. Oberstock seitlich mit Platte über Viertelstab am Füllholze. Im Inneren Kamin mit flachbogiger Öffnung, am Scheitelstein 1786. Vor dem Hofe Torpfeiler mit Kugeln als Abschluss und den Inschriften, links: G · H · F (= Floto) Anno, rechts: C · M · B. 1755. – Die Hütte Nr. 51 ist 1754 datiert. Nr. 31 mit großer Scheune von 1799. Nr. 67, datiert 1753, ist eine Giebelfront mit Karniesprofil unter dem Giebel, Fase und Spruch an der unteren Giebelschwelle, Karniesprofil an der oberen und rückwärts. Nr. 28 ist eine Giebelfront von 1805 mit Längsprofilen unter Giebel und Oberstock, hier dazu Inschrift, im Giebel Streben gekreuzt und rautenförmig. Nr. 4, vielleicht ehemals ein Einbau, mit Auslucht rechts, jetzt ganz verhängt, Obergeschoss, auch der Auslucht, und Giebel zweimal vorgekragt, rückwärts Anbau mit Karniesprofil am Füllholz und Stab an der Schwelle von Oberstock und Giebel; Gitter mit Torpfeilern, die in Kugeln enden, mit Inschrift in Antiqua, links: Aedes hasce auxiliante Deo jure sui recepit et restituit H. A. Ol. Jur. utriusq. practic. calend. May MDCCXXXVII, rechts: Quae nocent docent über einer behandschuhten Hand, die in einen Dorn fasst. [1881 war im Garten auch ein Stein von einem Kamine mit Wappen und Inschrift: Gloria prudentia fortuna unita parata prestantior.] Nr. 52, von 1768, Hütte (Leibzucht?) mit Inschrift: Im Streite lag ich, im Fried erhöht man mich, Gott sei gelobet Ewiglich.
Außer den angeführten wurden 1881 an zwölf Häusern Inschriften gesammelt, datiert 1735 bis 1855 und alle erbaulichen Inhaltes.
Die höchste Ithklippe über dem Dorfe, die Hammerslust, zeigt eine niedrige Einebnung nach rückwärts mit waagerecht geschichteter Futtermauer ohne Mörtel, darüber ist in den Felsen eine breite Stufe gehauen, das Ganze eine Anlage des Försters Hammer um 1850.
Geschichtliches. Die Stadt war früher einziges Pfarrdorf des Untergaues Wikanafelde (Guottinga) im Bann Wallensen der Diözese Hildesheim und gehört jetzt kirchlich zur Inspektion Stadtoldendorf. Das Patronat über die dem heiligen Martin geweihte Kirche beziehungsweise die jetzige erste Pfarrstelle (1568 mit fünf Hufen) ist von den Bischöfen von Hildesheim auf den König von Preußen übergegangen. 1179/1180 wird ein Archipresbiter Eklevus in E. genannt, qui tunc tempore capellam in Heschereshusen in beneficio legitime tenebat, 1207 ein sacerdos Hermann. 1568 war der Pfarrer Joh. Plumb (derselbe noch 1576) mercenarius, Friedrich Oelssen verus, es scheint also eine Verlehnung an den letzten nur um der Einkünfte willen vorgelegen zu haben, ebenso wie das Diakonat 1566 an Wilhelm Höwel gegeben wurde, der in Hildesheim Dompfarrer war und blieb. Dieses Diakonat wird vom Herzoge (nach dem Wickenser Erbregister 1580 früher vom Kirchspiel) besetzt und ist aus der Vikarie in Lüerdissen entstanden (vergleiche F. Cohrs in der Zeitschrift der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, 1900, Seite 449 ff.), wozu als Filialen (außer Lüerdissen) Scharfoldendorf, Holzen und Ölkassen gehören. 1542 besaß es 112 Morgen Acker, wovon dem Pfarrer 70 zustanden. Eschershausen wird zuerst um 1040 in der vita Godehardi (Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicensium, Band I, Seite 501) erwähnt, wo es bei einer Bereisung der bischöflich hildesheimschen Güter als Rastort diente. Auf hohes Alter weist wohl auch der fränkische Nationalheilige Martin als Kirchenpatron (Rustenbach, Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 238). Der Ort war 1079/1137 Mittelpunkt einer Besiedelung der Umgegend durch Vlamen (vergleiche die Einleitung). Das Kloster Willebadessen (Kreis Warburg, Provinz Westfalen) erwarb 1149 zwei Hufen, die es 1158 ans Kloster Marienmünster (Lippe-Detmold) vertauschte. Amelungsborn erhielt 1197 eine Mühle und tres area von Rudolf von Dalem, bisher hildesheimsches Lehen, 1287/1288 eine Hufe Dasselsches Lehen der Gebrüder von Halle, Bürger in Bodenwerder. Die Herren von Münchhausen besaßen 1637 das Burglehen (zwei Hufen und eine Wiese) als kalenbergisches Lehen, früher in den Händen der Herren von Bevern. Eine begüterte (ritterliche?) Familie de Eschershusen, wird 1146–1300 erwähnt, zuletzt in Einbeck und Bodenwerder. Den Zehnten bezog 1761 (ähnlich schon 1580) das Amt Wickensen über 280 Morgen, die Pfarre über 275 Morgen. Zehntfrei waren 204 Morgen; die ganze Flur war damals 873 Morgen groß. Die homburgische Hoheit zeigte sich zuerst 1245, wo ein Heinrich von Homburg als dominus et advocatus civium erscheint. Ansprechend ist Rustenbachs Vermutung (Häger, am angegebenen Ort, Seite 569), dass der 1134/1137 als Vogt der vlämischen Ansiedler urkundliche Bertold der Stammvater der Edelherren gewesen sei. Der letzte derselben, Heinrich, verschreibt seiner Gemahlin den Zoll in Eschershausen 1384 zur Leibzucht. 1580 (Wickenser Erbregister) war Eschershausen ein Flecken und seine Einwohner wurden freie Leute genannt, die aber dienen mussten. 1761 war der Ort Stadtflecken (seit 1832 Stadt) und besaß seitdem die Zivilgerichtsbarkeit, während das Obergericht beim Amte Wickensen blieb. Damals gab es 4 Halbspänner und 45 Riegesitzer, alle mit Braugerechtigkeit, dazu 5 „Bödener“ und 38 Brinksitzer mit einer Mahlmühle. Soweit die Höfe damals nicht frei waren, stand die Gutsherrschaft der Kammer oder der Kirche zu. 1580 hieß der damals einzige freie Hof „die munzstette“, auf der wohl homburgische Münzen geprägt worden sind. Einwohnerzahl 1793: 725, mit 11 Gilden (auch für den Kreis), darunter 19 Leineweber; 1905: 1925. 1691 kamen zu den beiden bisherigen Krammärkten (später nur noch einer) zwei Viehmärkte. Das Siegel führt einen schreitenden, gekrönten Löwen über einem E im Schilde. (Vergleiche Paul Zimmermann im Braunschweigischen Magazin, 1905, Seite 117.)
Flurkarte 1761 von Georg Christian Geitel (Abbildung 155). Die Stadt liegt danach an der Lenne auf dem Schnittpunkte der Heerstraßen Amelungsborn–Alfeld (Höxter–Hildesheim) und Wickensen–Hameln. Die um die Kirche und den Marktplatz vor dem Kirchhofe zusammengedrängte Lage der Häuser (die vorstadtartigen Anbauerhäuser östlich (die Worth) und ganz nordwestlich ausgenommen), dazu die Trift nordwestlich „vor dem Tore“ deuten auf eine ehemalige Umzäunung, aber auch die Verwandtschaft mit einem „Haufendorfe“ ist nicht zu verkennen. Vermutlich bezieht sich die vorübergehende feindliche Besetzung des Ortes (und der Homburg) 1447 durch den Bischof von Hildesheim nur auf den befestigten Kirchhof, denn 1462 plant der Bischof (Urkundenbuch der Stadt Hildesheim VII, 1899, Nr. 420) mit seinen Verbündeten, Eschershausen und Stadtoldendorf zu gewinnen, dieses zu bemannen mit 150 Mann zu Pferde und ebensoviel zu Fuß, dagegen „den kerkhof to E. myt hundert to voete unde viven edder sessen to perde“. Spuren davon sind nicht nachweisbar, aber die Lage der jetzigen Kirche (zweifellos an Stelle der älteren) auf einer äußersten, nach Norden und Westen ziemlich steil in der Stadt abfallenden Zunge der Homburger Berge, macht eine ehemalige Befestigung des Platzes wahrscheinlich. Über die Straßennamen vergleiche Abbildung 155. – In der Flur sind die Wüstungen Cogrove, Buttisdorpe (siehe Seite 256 und Seite 255) und Odeberge aufgegangen. In Odeberge bekam die Kirche zu Eschershausen 1141 den Zehnten vom Stifte Hildesheim gegen den in Amelungsborn, den es dem Kloster abtrat. Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 240) vermutet die Stätte mit Recht an dem südöstlich beim Orte liegenden Odberge. Auch ein Teil von Krabberode (siehe unter Wickensen) ist im Orte aufgegangen. Politisch gehört ebenfalls Wickensen zur Stadtgemeinde.
Die Kirche ist ein rechteckiger, nach Osten gerichteter Bau mit massiven Außenwänden und eingerücktem Turme im Westen. Sie wurde 1746 geweiht an Stelle eines älteren Baues, der 1736 während des Gottesdienstes an der Südseite eingestürzt war. Das Mauerwerk ist verputzter Bruchstein mit roten Eckquadern. Das hölzerne Gesims des (wie beim Turm) mit Sollingsplatten gedeckten Daches war anfangs blau bemalt. Seine Ostseite ist ganz abgewalmt, auf der Spitze jetzt als Wetterfahne ein schreitender Löwe mit einem E in den Klauen (das frühere Stadtwappen) und der Jahreszahl 1876. An ihrer Stelle eine gleiche aus Eisen, grün bemalt, schon 1751, damals eine Kopie der noch älteren Fahne. Fünf große rundbogige Fenster in jeder Längswand, das mittelste über einer Tür, zwei gleiche Fenster in der Ostwand. Die Haupttür in der Westwand des Turmes über sechs Stufen wurde auf Kosten des Ortsbürgers Peter Schopmeyer verziert. Sie ist flachbogig geschlossen mit einer Maske am Scheitelstein und liegt in einer ionischen Pilasterädikula mit rundbogigem Giebel. Darunter die Inschrift in Antiqua: Siehe ich komme bald; Halte was du hast, daß niemand deine Krone nehme. Über dieser Tür ein querovales Fenster. In der Nord- und Südwand des von einem Kreuzgewölbe überspannten und gegen das Schiff in einem großen Bogen geöffneten Turmerdgeschosses je ein rundes Lichtloch. Glockenstube mit rundbogiger Öffnung jederseits. An Stelle der das Kirchendach wenig überragenden flachen Zeltspitze war eine „gedoppelte Kuppel“ (Corpus Bonorum 1751) geplant. Auf der Spitze war anfangs eine rot angestrichene, von der älteren Kirche übernommene Wetterfahne gleich der auf dem Kirchendache.
Das Innere (Abbildung 156) ist durch sechs hölzerne Ständer in drei Schiffe geteilt, die Decke ist verschalt und im Mittelschiffe tonnengewölbt Der Altarraum im Osten ist um eine Stufe höher und von einem Dockengeländer umzogen. Vor der ganzen Nordwand und damit verbunden vor der Westwand (hier zwei Aufgänge) und dem größten Teile der Südwand liegt eine Empore von der Breite der Seitenschiffe. Ihr nordöstliches Stück ist der alte Wickenser Stuhl mit besonderem Aufgange. Im Westen noch eine zweite Empore für die Orgel (in dreiteiligem Rokokogehäuse mit einem Geländer aus gedrechselten Docken; Abbildung 156). Die Ständer sind unter den Hauptpriechen achtseitig, darüber rund mit dürftigem, echteckigem Kapitälsims. Die Wände sind grau, die teilweise alte Bemalung des Holzwerkes besteht vornehmlich in grau, weiß und blau, die Ständer waren anfangs gelb marmoriert. Die Decke hat noch die erste Verzierung. Die Tonne ist durch gelbes Laub- und Bandelwerk in zwei große mittlere und zwei kleine äußere blaue Felder geteilt. In den Mittelfeldern unten jederseits ein Evangelist auf Wolken, an der östlichen Gewölbeabschrägung ein Engel auf einer Wolke und unter einer Schriftrolle mit Soli Deo Gloria, in der Linken Papier mit der Jahreszahl 1744. Die Decke der Seitenschiffe hat zwei weiße, blau eingefasste Felder, in der Mitte eine weiße Kreisfläche mit gelbem Laubwerk.
Die Altarkanzel ist erst nach 1751 errichtet. [Damals auf dem Altar noch die ältere Kanzel mit der Jahreszahl 1652 und dem Namen des Diakons (seit 1650) Andreas Müller.] Sie ist von zwei korinthischen Pilastern über Sockeln und mit Flügelwerk aus magerem Rokokogeschlinge eingefasst. Zwischen den Ansätzen des zerschnittenen Giebels das Auge der Dreieinigkeit. Unter dem Schalldeckel ein freischwebendes Engelchen mit dem Spruchbande: Ewiges Evangelium · Ofe · Jo · XIV, 6. Neben dem Altare rundbogige Durchgänge. An diese schließt sich jederseits ein schon 1751 vorhandener Pastorenstuhl an, mit ionischen Pilastern, Fenstern und geschweiftem hölzernem Dache.
An verschiedenen Stellen ältere Kirchenstühle mit hölzernem Gitterwerke.
Kelche. 1. Aus Silber und vergoldet, 22 cm hoch, barock, mit sechsteiligem Fuße. Undeutliche Beschau (Hildesheim?) und Meisterzeichen I. H. Inschrift unter dem Fuße: Corrogatis sumptibies (so) et cura Burchardi Joh. Pantzerbyteri comparatus Aō [1697]. – 2. Silberner Krankenkelch, 9,3 cm hoch. – Patene aus vergoldetem Kupfer mit Vierpass im Spiegel, 13,8 cm breit.
Zwei Tischleuchter aus Gelbguss, ohne Dorn 40 cm hoch, mit ihm 56½ cm. Sie wurden aus den wiedergefundenen Bruchstücken der 1729 gestohlenen umgegossen. – Kronleuchter aus Gelbguss, 62 cm hoch, mit dicker Kugel, sechs Armen, die mit gravierten Köpfen geschmückt sind, oben ein Doppeladler. – An den Pfeilern sechs messingene Blaker, jetzt ohne Arme, an einem siebenten aus Gelbguss der Name Friederich Brinckman.
Glocken. 1. Breite 64 cm, Höhe ohne Krone 49 cm, Krone 13 cm. Antiquaumschrift in zwei Reihen am Halse: M·D·LXXXVIII · Praefectis · Johan · v. Halle · Petro · Amellunc · consvle · Hans · Selemeir · Gerke · Booberg · V. M. Johan · P. (= Poick). 2. Breite 105,5 cm, Höhe bis zur Krone 78 cm. Hals mit Ornamentranke und aufrecht stehenden Akanthusblättem. Inschrift an der Flanke: Apoc · II · 6. Wer Ohren hat zu hoeren, der hoere, was der Geist den Gemeinen saget. Christoph Jac. Laurentius, Ger. Schulth. Fried. Conr. Grove, Consul. Carl Heinr. Ruhkopf, Past. pr. Jo. Augustin Neuwirth, Past. Diac. Just. Ant. Dechand, cant. u. Org. Auf Kosten der Kirche an. 1777 von Joh. Conr. Greten in Braunscwh. (so) umgegossen. 3. von 1867. [1751 waren nach dem Corpus Bonorum noch vorhanden: a) Die Bürgerglocke, 3¾ Fuß breit, 1788 gegossen von: M. Johann Poick. Daran der Spruch: Ich diene Gott und dem Menschen. – b) Die Betglocke, 3⅚ Fuß breit, mit der Inschrift: Psalm XCV. 6. Kommet lasset uns anbeten und knien und niederfallen für dem Herrn, der uns gemacht hat. Christian Ludewig Meyer goß mich zu Braunschweig, Anno 1722.]
Freyenhagensche Grabdenkmäler (Abbildung 157). Auf der Wickenser Prieche neben der Nordostecke zwei aus Holz, beide vor einem großen, an die Wand gemalten blauen Ziermantel und im Rokokogeschmack, weiß-goldenes Ornament vor steinfarbigem, architektonischem Aufbau. 1) mit den auf Metall gemalten Brustbildern eines Ehepaares über einer großen Inschriftkartusche. Seitlich je ein weinender Engel, zuoberst die beiden Ehewappen (heraldisch rechts mit Baum im Schilde, heraldisch links gräflich Lippescher Schild, im 1. und 4. Felde Rose, im 2. und 3. Felde Vogel auf Stern) zwischen Räuchergefäßen und unter einem kranzausteilenden Engel. Die Antiquainschrift lautet: Henricus Julius | Freyenhagen, | summus praefectus in Wickensen. | Nat: Uslar: d. XXIII. Octobr: aō MDCLXXIX. | Denat: Wickens. d. XII. Julii aō MDCCXXXXIV. | Ottilia Augusta de Lippe, ejusdem conjux. | Nat: Holtzmind: d. XX. August, anno MDCLXXXIV. | Denat: Wickens: d. V. Junii | anno MDCCXXXIV. – 2) Von etwas altertümlicherer Auffassung, die Verzierung schwerer und barocker. Vor dem architektonischen Hintergrunde über einem Tuchgehänge Inschrifttafel, vor die von oben her teilweise das Brustbild des Verstorbenen in goldenem Rahmen geschoben ist. Engel zu den Seiten der Inschriften hält heraldisch rechts das Wappen des Toten, heraldisch links dasselbe mit dem seiner Gattin. Als Abschluss zwei Engel seitlich, ein dritter in der Mitte mit Posaune und über Wolken. Die Inschrift, größtenteils in Antiqua, lautet: Avgvstvs Philippvs Freyenhagen [J. C.?], | Serenissimi Dvcis Brvnsvicensis | svmmvs praefectvs | in Wickensen et Kemnade, | nat. d. II Novembr. MDCCVII, | denat: d. XXI Novembr. MDCCLXII, | aetatis LV. | Charlotta Louisa Bonhorst Vidua Freyenhagen. – 3) Auf dem Friedhof südlich vor dem Orte Obelisk auf Sockel aus hellem Sandstein, jede Seite mit Inschrift in Rokokokartusche, auf der Spitze Urne mit einem über Schädel und Stundenglas ruhenden Engelchen. Die Inschriften, meist in Antiqua, lauten: a) Charlotta Lovise Bonhorst, nata d. XXXI Mrt. an: MDCCXVII, denata d. XV Mrt. an: MDCCLXX. b) Matri egregiae dnae Charlotte Lovise Bonhorst vidvae patris eximii dni Avgvst Philip Freyenhagen svmmi praefecti in Wickensen & Kemnade hocce pietatis monvmentvm ff Heinrich Avgvst Wilhelm Freyenhagen. c) Wappen mit Baum im Schilde, Blume als Helmzier (Freyenhagen). d) Wappen mit Greif im Schilde und als Helmzier (Bonhorst).
Pfarrbibliothek mit gepressten Ledereinbänden des XVI. Jahrhunderts.
[Besonderes Rathaus und Brauhaus befand sich 1751 auf dem Markte, vergleiche auch die Flurkarte von 1761 (Abbildung 155).]
Unter den durchweg mit Sollingsplatten gedeckten Bürgerhäusern aus Fachwerk 16 ganz deutliche bäuerliche Einhäuser Typus I, datiert 1589–1779. Davon besonders bemerkenswert: Nr. 48, recht verbaut, von 1589, das älteste Haus des Kreises (vergleiche jedoch Seite 103) und auch interessant durch die mancherlei späteren Umänderungen des Fachwerkes (Abbildung 158). Das Haus hatte ursprünglich eine Breite von sechs Fach, wovon nur eines links der Däle lag. Rechts befanden sich die Wohnräume, die linke Seite wurde für solche erst später durch Anbau eines Spannes eingerichtet. Auch damals ist wohl erst die Giebelspitze abgewalmt. Das rundbogige Dälentor ist eingefasst von einem Flechttau und Sternenband. Die kräftige Vorkragung des Giebels ruht über dem Tor auf drei Knaggen mit leicht eingezogener Vorderfläche, die in der Mitte horizontal mit Kehle zwischen zwei Wülsten profiliert ist. Drei andere Knaggen sind mit je drei vorgebauchten Wülsten über einander profiliert. Eine ähnliche Knagge auch im Anbau. Die siebente Knagge des alten Baues ist fortgenommen. Das Füllholz besteht aus großen, meist gewundenen Wülsten, oder Sternbändern und Kehlen. Nur einmal ist es schiffskehlenartig geformt. Die Inschrift in Antiqua lautet:
Ano 1589. Hans Brinckman. Aus dem XVI. Jahrhundert ist auch Nr. 77, jetzt ganz mit Blech verhängt, Giebel dreimal vorgekragt, Ulenloch über Konsolenreihe, auf der Giebelspitze Wetterfahne mit Hausmarke. – Nr. 88, von 1661, hat Giebelvorkragung mit flachem Füllholz, Fase und Spruch an der Schwelle; tiefer Kröppelwalm. Über dem Tore Herzornament. Scheune von 1668. – Nr. 40, wohl aus dem Anfang des XVIII. Jahrhunderts, mit den Wohnräumen links auf einem Keller; nur über diesen, doch auch an der Längsseite, der Oberstock vorgeschoben mit wulstigem Füllholz und Perlstab an der Schwelle. Ebenso rückwärts der ganze Oberstock und der Giebel zweimal vorgekragt. Frontgiebel mit Platten verhängt, Torkante mit Stab eingefasst. – Nr. 50 von 1727, mit verbauter Däle, Giebel und Obergeschoss über flach gerundetem Füllholz, Schwelle mit Perlstab, darüber der Spruch am Obergeschoss: Lobe den Herrn meine Seele vnd vergiß nicht, was er dir gvts gethan hat. Ps. 103. Darin chronogrammatisch die Jahreszahl. Obere (zweite) Giebelvorkragung mit Fase an der Schwellenkante. – Nr. 86, Oberstock und Giebel zweimal vorgekragt über gerundetem Füllholze und mit Fase an der Schwelle. Torversenkung mit tiefen Kerben an der Kante. – Nr. 39 von 1734, die Däle füllt die ganze rechte Haushälfte. Vorkragung (Giebel einmal) wie Nr. 86, dazu der Spruch an der Oberstockschwelle: vir fvit domvs, quod indicat conditor ejus (!). Kante des stichbogigen Tores und Torversenkung mit Wellenkerben, rechter Torständer vorgeschoben, Kreuz am Dösselzapfen, zweite Giebelvorkragung mit Karniesprofil, an der Bohle der Spitze flacher Blumentopf auf vertieftem Grunde. – Nr. 75 von 1736, Vorkragung und Kerben wie Nr. 39. – Nr. 65 von 1755 mit flachgerundetem Füllholz und Balkenkopf unter Oberstock und Giebel, Spitzendreieck mit buntem, flach geschnitztem Blumentopfe, Rankenwerk und Stern auf weißem Grunde. – Nr. 141 von 1770 mit Auslucht links, Auslucht ähnlich bei Nr. 49. – Nr. 14 von 1779, Oberstock und Giebel wenig vorgesetzt über Karniesprofil, das an den Torständern herabgeführt ist, dazu Fase an der Schwelle und Spruch unter dem Oberstock. – Typus II und III fehlt – Typus IV hat Nr. 92 von 1794, Oberstock wie Nr. 141 vorgekragt, Stern am Sturze, Torständer mit Halbschaft und volutenartigem Kopfe. – Die übrigen Häuser sind größtenteils Giebelfronten, von denen einige auch einst Einhäuser des Typus I gewesen sein mögen, wie zum Beispiel das Diakonat, Nr. 53, aus Teilen eines solchen besteht. Es hat ein Füllholz mit dickem Stabe, Perlreihe und Spruch an der Schwelle. – Andere Giebelfronten: Nr. 68, mit steil gerundetem Füllholze, daran Kerbschnittband unter dem Oberstocke, Schwelle mit Perlstab, dazu Spruch am Oberstocke. Nr. 72 von 1710 mit flach gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle, Oberstockschwelle dazu mit Spruch. Ebenso vorgekragt Nr. 42. Nr. 46, ganz verputzt, auf dem Kröppelwalm Wetterfahne mit J. H. F. | C. M. A. | 1752. Nr. 84 von 1783, Wirtshaus, Vorkragung über Kamiesprofil, Giebel mit Kröppelwalm. Nr. 91, ebenfalls mit Karniesprofil vorgekragt. Nr. 1 ist eine besonders breite und hohe, mit Platten überhängte Giebelfront, Wohnräume auch im Giebel, Kröppelwalm, geringe Vorkragungen wie Nr. 72. Das Haus besteht in der Tiefe aus drei hintereinanderliegenden Teilen. – Unter anderen Hausformen: Nr. 95, alte Mühle, jetzt verbaut und verhängt. Oberstock und Giebel vorgekragt über flach abgerundetem Füllholze, Perlstab und Spruch an der Schwelle; Nr. 166 ist vorgekragt wie Nr. 72; Nr. 66 ist datiert 1775; das Eckhaus Nr. 90 ist vorgekragt am Oberstock und zweimal am Giebel mit flach abgerundetem Füllholze, Stab an der Schwelle und dazu Spruch am Oberstock, Blumentopf auf vertieftem Grunde im Spitzendreieck. Nr. 138, Wilhelm Raabes Geburtshaus, ist datiert 1828. Die Worth hat eine Reihe gleichartiger, kleiner, zweigeschossiger Fachwerkhäuser mit Längs- oder Giebelfronten, vorgekragt mit leicht abgerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle, einige auch mit Spruch und Datierungen (Nr. 18 von 1782, Nr. 119 von 1785).
Außer den angegebenen wurden 1884 an 22 Häusern Inschriften gesammelt, datiert 1661–1794. Darunter außer den üblichen: Daniel Bansen hat bvet dvt Hvs. – Christum lieb haben ist besser, als alles Wissen. Anno 1691. – Prov. III, 33. Sit domus haec benedicta deus, sit mansio justi. Die zitierte Bibelstelle ist im Hexameter völlig umgebildet. –
Gott ist und bleibt der Wundermann,
Der viel aus wenig machen kann.
Wer ihm vertraut, dem mangelts nicht,
Denn Gott verschafft, was ihm gebricht.
Wilhelm Klages. Witwe Trine Margarethe Knickreim. Sohn Christian Klages. Anno 1791. – Johann Philipp Gottmann. Katharina Marlene geb. (Wenegen?) bauten mich, weil ich eingefallen war. Anno 1794.
Die Worth ist mit dem Orte über die Lenne durch eine massive, flachbogige Brücke verbunden, die die Datierung Anno 1742 trägt.
Denkstein aus rotem Sandstein in Form eines Kreuzes, das auf einer Seite eine schlichte, die Kreuzform markierende Umrisszeichnung trägt. Er steht rechts am Wege nach Holzen, beim Flurorte „auf den drei Kreuzen“. 1817 wurde der Stein zu Luthers Gedächtnis hergerichtet und mit einer entsprechenden Inschrift versehen, 1883 bekam er den Sockel, abermals mit einer Gedächtnisinschrift auf Luther.
Grünenplan.
Das Pfarrdorf, mitten im Hilse, ist erst seit 1740 mit einer vom Oberjägermeister von Langen (wie es scheint unter Beteiligung des Kammerrates Ziesig; Holzmindensches Wochenblatt 1787, Nr. 13, mit Nachrichten über Fabrikation und Absatz) gegründeten Spiegelglashütte entstanden. Jedoch waren schon in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts in diesem Hilsgrunde Glashütten im Betriebe. (Vergleiche Rustenbach, Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 213, und den Aufsatz über Greene im Merian, wo auch die Glaszubereitung ausführlich beschrieben ist). Merian Seiten 96, 97 beschreibt deren zwei, und jede sei „in zwo Seiten abgetheilet, auff deren einer die Wein- und Biergläser, auff der anderen aber das Schorff- und Fensterglaß, auch schöne helle Fensterscheiben verfertiget werden.“ Auch grün, gelb, blau und bräunlich konnte damals hier das Glas gefärbt werden. Der Staat veräußerte die Hütte an den Bergrat Friedrich Koch († 1852). Über das bei Grünenplan zur Hilshöhe sich hinaufziehende Ackenhäuser Holz vergleiche den Aufsatz darüber von Ziegenmeier, Braunschweigisches Magazin 1902, Seite 87 ff. Ob der Name Ackenhausen auf eine Wüstung deutet, etwa die Glashütten, steht dahin. Grünenplan bildete ein eigenes Zivilgericht, Kriminalsachen unterstanden jedoch dem Amte Greene. Die Pfarre ist erst seit 1861 besetzt, bis dahin war der Ort Filial von Delligsen.
Das Dorf liegt teils an der Straße Eschershausen–Delligsen, teils bildet es ein rostförmiges Straßennetz auf einer Höhe daneben: die Hüttenkolonie des XVIII. Jahrhunderts. Die Flur wurde erst gegen 1803 versteint. Zu ihr gehörte schon früher die Lockmühle, eine Kornmühle, 1793 mit 33 Einwohnern, und jetzt auch Markeldissen (siehe das), mit einem Vorwerk der Domäne Greene und einer Poliermühle der Hütte. Einwohnerzahl von Grünenplan 1793: 714, 1905: 1389.
Kirche. Ausstattung. Geblasener, farbloser Glaskelch, 23,8 cm hoch, Becher mit sieben Blasen im Boden, vergoldetem Rande und matt eingraviertem Kruzifix über Rokokoverzierung. – Betglocke in besonderem Gerüste bei der Schule, 51 cm Durchmesser, 40 cm Höhe ohne Krone, am Halse ein Band aufrechtstehender Akanthusblätter, am Schlage die Umschrift: Gegossen in Braunschweig von Johann Conrad Grete 1781. Gläserne Glocken auf der Hütte; sie sollen alle erst im XIX. Jahrhundert angefertigt worden sein.
Die Wohnhäuser, Längsfronten aus Fachwerk mit Ziegeldach, sind seit 1749 datiert, die Verzierung beschränkt sich auf ein Karniesprofil unter dem Oberstock und Fase an der Schwelle. Die Lockmühle von 1750 ebenso.
1884 drei Hausinschriften üblicher Art, datiert seit 1749.
Halle.
Namensformen.Hallu (891/1037), Halle (1033). Name mit Bezug auf die nahen Salzquellen.
Geschichtliches. Der Pfarrort, jetzt in der Inspektion Ottenstein, gehörte als solcher früher zum Bann Ohsen der Diözese Minden. Die Kirche wurde 1269 der Mindener Domscholasterie einverleibt. Damals ein Pfarrer H…, 1341 ein Ludolf. 1542 war Dietrich Wedemeier mercenarius. Von 1570 bis 1585 war Jakob Götze (Jovius) erster protestantischer Pfarrer, zugleich Superintendent der jetzigen Inspektion Ottenstein. Filialen beziehungsweise der Pfarre zugeteilt waren stets Dohnsen, Linse, Tuchtfeld, Wegensen und Kreipke. Die reiche Pfarre hat im Dorfe einen Meierhof (1542 drei Hufen) und den Zehnten. Das Patronat war von Minden auf den König von Preußen übergegangen, im XVIII. Jahrhundert auf die Grafen von der Schulenburg in Hehlen, die zuerst den Pastor Schnell (1735–1742) belehnten. Territorialherren wurden im Mittelalter die Homburger. 1240 trugen die Grafen von Everstein dem Stifte Korvei den Eckhof (Spilcker, am angegebenen Ort, Nr. LXV) zu Lehen auf. 1304/24 waren eine curia Mindensches Lehen der Homburger, 6 Hufen der de brake. Kloster Kemnade erwarb 1373 einen Meierhof mit 2 Hufen von Hakens und hatte noch 1580 einen solchen Hof. Die Herren von Frenke besaßen 1537 eine Hufe am Kreikenberge, dazu 4 Kothöfe und 45 Morgen, alles als herzogliches Lehen. Das Grundeigentum (darunter viel Hägergut) war 1580 (Wickenser Erbregister) größtenteils in den Händen der von Grone (4 Hufen), von Hake und von Halle. Diese nach dem Orte genannte niederadlige Familie erwarb bereits mit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1227 ein Gut im Orte vom Stifte Abdinghof in Paderborn. Sie starb 1621 aus (vergleiche über sie Rustenbach, Häger usw., am angegebenen Ort, Seite 623). Im Wappenschilde führten sie einen roten Schrägbalken mit drei schwarzen Rosen. Eine „die Burg“ genannte Wohnstelle wird bei Knoll-Bode, am angegebenen Ort, Seite 403, angegeben. 1759 waren von den 1448 Ackermorgen der Feldmark 390 Morgen zehntfrei. Auf die alte Salzgewinnung weist nur der Ortsname und der Salzhof bei Linse (siehe das). Eine Salzquelle findet sich bei der südwestlich vor dem Orte liegenden Klippmühle. Ein Flurort nordöstlich, vor dem Ith, hieß 1759 „von der Sülte an“ und „in der Sülte“. Der Ort hat zwei Jahrmärkte.
Dorfanlage am Spüligbache und an der großen Heerstraße Einbeck–Hameln in ziemlich gleichmäßiger, etwas lockerer Haufenform (Abbildung 159) mit hochgelegener Kirche am alten Westrande. Flurkarte 1759 von Carl Friedrich Kesler. Damals 7 Ackerhöfe, 4 Halbspanner, 16 Großköter, 6 Kleinköter, 10 Brinksitzer. Eine große Schäferei gehörte der Gemeinde, eine kleinere von 150 Stück zu zwei Höfen. Einwohnerzahl 1793: 389, 1905: 618.
Von der älteren, dem Apostel Petrus geweihten Kirche sind nur vier Würfelkapitäle erhalten (jetzt im Garten des Kantorenhauses, Abbildung 160). Sie stammen vom Glockenhause des Turmes, das rundbogige Schallöffnungen mit Teilungssäule hatte (Abbildung im Atlas Bl. 30 der Zeitschrift für Bauwesen 1882, zu H. Pfeifers Aufsatze: Mittelalterliche Dorfkirchen im Herzogtum Braunschweig; ebenda auch Ansicht, Grundriss, Querschnitt und Südwestportal der alten Kirche). Drei derselben haben einen Durchmesser von 31 cm, das vierte von 26 cm, jene mit Halswulst, dieses statt desselben mit Kehle. Die Stücke scheinen nur zu zwei Säulen gehört zu haben, da die bei Pfeifer abgebildeten als Basen umgekehrte Würfelkapitäle haben. Dabei liegt ein kleines spitzbogiges Fenster mit zwei Nasen und eine einst in die Wand vermauerte gotische Einfassung eines Sakramentshäuschens. Der Öffnungsbogen ist mit zwei Nasen besetzt, die Wimperge darüber mit Krabben, seitlich jederseits eine Fiale. [Das alte Gebäude (Abbildung 161) war nach Südosten gerichtet und nach dem Corpus Bonorum von 1751 80 Fuß lang. Es bestand aus leicht verputztem Bruchstein. Das kreuzförmig überwölbte Chorquadrat war nur an der nordöstlichen Längswand vor der des Schiffes etwas eingerückt, aber auch sein Dach zeigte gegen das des Schiffes einen leichten Knick. Im Südostgiebel, der mit einem Kreuze gekrönt war, eine rundbogige Öffnung über zwei doppelt abgerundeten Kragsteinen, die auf die Benutzung des Kirchenbodens zu Lagerzwecken deutet. Das Schiff war mit einer Balkendecke versehen und hatte an der Südwestseite eine rundbogige Tür mit Renaissanceprofil am Gewände. Rundbogige Öffnung zwischen Schiff und Chor über romanischem Kämpfer. Der ziemlich quadratische, auch unten flach gedeckte Turm hatte je eine Tür ins Schiff und nach außen, diese, wie es scheint, romanisch profiliert mit Rundstab und Kehle. Sein vierseitiges Zeltdach war gleich dem des Schiffes mit Sollingsplatten gedeckt. Südwestlich am Chor ein Sakristeianbau.] Zur neuen Kirche, nach Entwürfen Hans Pfeifers, ist 1880 der Grundstein gelegt an der Stelle der alten.
Ausstattung. Der hölzerne Renaissanceaufsatz des gemauerten Altars der alten Kirche (Abbildung 162, ehemaliger Zustand) ist nicht weder vollständig in den Neubau zurückgekommen, wo er in der Sakristei aufbewahrt wird. Ein rechteckiger, mit Rollwerkflügeln reich verzierter Rahmen umgibt das sehr beschädigte und handwerksmäßige Gemälde eines Abendmahles auf Holz, 120,5 cm hoch, 104,5 cm breit, mit der Fußwaschung und Christus in Gethsemane im Hintergrunde. Darunter Kartusche mit den Einsetzungsworten des Abendmahles. Vor dem Rahmen links Johannes der Täufer als Träger des Gebälkes, die Figur rechts fehlt. In den Rollwerkflügeln Engel, Frucht- und Tuchgehänge. Die Jahreszahl 1776 am Sturze auf der Abbildung bezieht sich auf eine jüngere Wiederherstellung (vergleiche auch den Altar in Meinbrexen).
Kelche aus Silber. 1. 16 cm hoch, gotisierend, sechsteiliger Fuß, an jedem der sechs Zapfen des Knaufes ein Buchstabe des Namens JHESVS. – 2. 25 cm hoch, mit breitem, hochgewölbtem und geschweiftem Fuß, daran getriebene Blätter und Voluten. Stempel: Meister Hurlebusch und Pferd über 12, dazu Rose mit zwei Blättern. Gravierte Inschrift: 1770. C. M. geb. Berghof seel. G. H. Floto Witwe. G. Frid. Floto, deren Sohn. Aug. Freienhagen Amtmann zu Wikkensen, C. Louise Floto, Verlobte. Jo. Eb. Floto, Kaufm. zu Thran, C. S. D. geb. Niemann, Eheleute. P. C. Dekker Superint. zu Halle, I. D. geb. Scholing, Eheleute.
Zinnerne Oblatenbüchse von 1657.
Zwei Tischleuchter aus Gelbguss, 38 cm hoch, mit säulenartigem Schaft über dreiseitigem, geschweiftem, an den Ecken abgefastem Sockel, der auf drei knolligen Füßen ruht.
Henkelvasen. 1. Aus Faience mit rohem Ornament und undeutlicher Bez., 17,8 cm hoch. – 2. Aus Zinn, ganz verdorben, mit den Namen von drei 1655 und 1656 Verstorbenen des Namens Schiltmeier.
Glocken. Zwei neue von 1887. [Die älteren waren von 1640 und 1737, diese gegossen von Thomas Riedeweg in Hannover.]
[Orgel der alten Kirche 1691 von Superintendent Berkelmann geschenkt, gearbeitet von Andreas Schweimb in Einbeck.]
Im Turme Grabdenkmäler früherer Pastorenfamilien. 1. Des Tilemann Lensius (vergleiche Kemnade), rechteckige Sandsteinplatte, 190 cm hoch, 88 cm breit, darauf im Relief Pastor im Ornat, um den Kopf eine enge, geschweifte Arkade auf Ohrmuschelkonsolen. In den Zwickeln Wappen, links mit T. L., rechts mit D. E. Umschrift in Antiqua: Ao̅ Dom. M · DCXXIII XVI Septembris hora IV vespertina [rev]erendvs et doctissimvs dominvs Tilemannvs Lensivs ecclesiae Hallensis pastor et s. s. ex hoc immvndo mundo discedebat. – 2. Des David Meibom, gestorben … 1626, 36 Jahre alt, Grabstein ebenso mit ähnlicher Relieffigur in Umschrift, Wappen links mit M. D. M., rechts das Lensische mit A. J. T. L. 183 cm hoch, 81 cm breit. –
3. Des Joh. Conrad Sachse, 187 cm hohe, 90 cm breite Steinplatte, darauf in Relief zwei Wappen, links mit C. S., rechts mit C. L., darunter die Antiquainschrift: Hospes, qui adstas | manes meos ne laedito; | vivus laesi neminem, capite laesus | situs sub hoc saxo sum | Joh. Conradus Sachse pastor ecclesiae. | Me Noriberga genuit d. 12. Novembr. | ao. R. (so) M.DC.XXII, | Illustris academia Altorfina | moribus sanctissimis et ingenio | supra aequales praeditum ad | litterarum et verae theologiae laudem natum | erudiit anno XL, XLIV | serenissimus princeps ac dn. | dn. Augustus, dux Bruns. et Lün. | ingeniorum censor acutissimus, | postquam plurimarum regionum inprimis | Hungariae et Austriae mores, | ingenia videram, a. XLV | informandis principibus suis in illustri aula Guelphica sua | inservire voluit, a. XLVI | hinc in hanc eeclesiam productus, dum ex praescripto archipastoris Christi | gregri praesum et prosum docendo, ducendo, | mors ecce violenta | d. VIII. jan. a. M.DC.LXXVIII | mihi plures annos, | bonis omnibus summam expectationem, | ecclesiae felicissimos fructus | praecidit, casu insperatu | inter bracchia filii mei natu maioris | sub imagine mei salvatoris | expiro | anno dicto aetatis meae LV ann. 2 mens. | ministerii XXI ann. | Ah! stulte homo! mortem avara te manu | iam tenentem procul abesse credis, | agnosce errorem vel ex fato meo; | vixi, dum vixi, pie, bene, | [m]ea per varios casus est peracta, tua | jam agitur | fabula. Vale, plaude, abi, | [u]xorem, liberos, cognatos et amicos | … gum valere et ne se macerent, jube. – 4. Der Frau Superintendent Dekker, aus Holz, 167 cm breit, 228 cm hoch. Ädikula mit korinthischen Säulen und Akanthusornament. Am Sockel der später angebrachte Kupferstich der Verstorbenen unter Glas und Rahmen. Die Antiquainschrift in der Ädikula lautet: Hier ruhet die Superintendentinn Johanne Dorothee Dekkern. Geborne Scholingen. Die sich in ihren kurzen Leben von 34 Jahren um Himmel und Erden verdient gemacht hat. In den Himmel hat sie bereits 8 würdige Seelen von ihren Kindern vorangeschikket und der Erden 5 hofnungsvolle Zweige zurükke gelassen. Aus wahrer Liebe zu Gott unnd der Religion hat sie theils aus eignen Mitteln, theils durch Fürsprache bey Begüterten christlichen Herzen dieser Kirche einen silbernen Communion-Kelch, einen Tauf-Engel, 2. malige reiche Bekleidung der im Kriege geplünderten Kanzel und des Altars mit Freuden besorget. Sie ist geboren zu Höxter 1736 d. 20. May, verheyrathet 1754 d. 18. Jun., gestorben im Kindbette 1770 d. 7. October. Gott erfreue ihre redliche Seele in der seligen Ewigkeit. Dis wünscht mit Thränen und Seufzen ihr betrübter Ehemann P. C. Dekker. – 5. Des Peter Christian Dekker, Superintendent zu Halle, geboren 1722, gestorben 1787. Rote Sandsteinplatte mit Inschrift in Rokokoverzierung.
13 Einhäuser Typus I, datiert 1740–1805. Davon bemerkenswert: Nr. 4, noch aus dem XVII. Jahrhundert, mit Auslucht rechts, deren Oberstock und Giebel mit flachen Bogen- und Zackenreihen an Holm und Sturz verziert ist, Giebel mit Kröppelwalm und vorgekragt mit Zahn- und Bogenreihe am Füllholz; das Tor ist von einem Tau eingefasst. Nr. 16 von 1740, verbaut, mit karniesähnlich profiliertem Füllholze und Fase an Oberstock und Giebel, an der Dreiecksbohle der Giebelspitze ein Blumentopf, Kante der Torversenkung teilweise mit Kerben. Nr. 2 von 1742 hat Wohnräume auch rückwärts, ähnliches Füllholz unter beiden Giebelschwellen, dazu Stern und Spruch an der unteren, Stab an der oberen und ein Herz am Torsturze. Nr. 1 hat ähnliche Profile der Vorkragung. Nr. 38, wahrscheinlich Einbau, von 1765, mit gerundetem Füllholz und Stab an einer Schwelle. Nr. 37, verbaut, Giebel zweimal vorgekragt über Längsprofilen, Stab an den Schwellen und Spruch an der unteren, im Giebel gekreuzte und rautenförmig gestellte Streben. Nr. 76 von 1775, mit karniesartigem Profil an beiden Giebelschwellen und dem Füllholze der unteren, Stern an den Zwickelbändern. Nr. 40, Hütte von 1777, mit Däle ganz rechts; Scheune dabei von 1854 mit Längsprofilen unter den vorderen Giebelschwellen (rückwärts das ältere Motiv: Karniesfüllholz und Stab an der Schwelle) und Spruch an der unteren, im Spitzendreieck zwei gegen einander gekehrte, gemalte Pferde. Nr. 25 von 1805, mit Karniesprofil unter dem Giebel und dem Oberstock ringsum, im Spitzendreieck gemalt ein Baum zwischen zwei Pferden, rautenförmig gestellte Streben im Giebel. – Typus II haben: Nr. 18, Hütte von 1744, mit Karniesprofil am Füllholz und Stab an der Giebelschwelle. Nr. 33 von 1749, mit Längsprofil am Füllholz und Stab an zwei Giebelschwellen, rückwärts jüngerer Anbau mit Karniesprofil unter und an der Schwelle des Oberstockes und an zweien des Giebels, hier auch gekreuzte und rautenförmig gestellte Schrägstreben, Spruch am Holm unter der Oberstockvorkragung. Nr. 3 von 1785, die Rückseite liegt an der Straße, hier Füllholz und Schwelle von Oberstock und Giebel flach profiliert, ähnlich auch zweite Giebelschwelle, im Giebel symmetrische Schrägstreben und Backsteinmosaik, der vordere Teil ist verschalt. (Abbildung eines Einhauses dieses Typus aus Halle bei Hans Pfeifer, Dörfer und Bauernhäuser im Herzogtume Braunschweig (1886), Blatt 19.) – Typus III hat Nr. 28 von 1727, mit Kröppelwalm, Stab an Füllholz und Torkante, dazu Spruch an der Schwelle. – Typus V hat Nr. 57 mit Karniesprofil am Füllholz und Fase an der Schwelle. – Unter den zahlreichen Giebelfronten, jetzt alle ohne ausgeprägten Typus: Nr. 42 mit Auslucht links, Fase an Füllholz und Schwelle beider Giebel, Wetterfahne mit H. K. I. 1624. Nr. 10, Oberstock mit karniesähnlichem Füllholze, kleiner Kehle und Spruch an der Schwelle, ebenso die Rückseite profiliert, der verhängte Giebel der Front zweimal vorgekragt, Schrägstreben in der Fensterbrüstung. Nr. 32 von 1784, teilweise mit Längsprofilen an den Giebeln und Spruch. Nr. 5, Oberstock auch seitlich, dazu der Giebel zweimal ähnlich Nr. 32 profiliert, im Giebel gekreuzte und rautenförmig gelegte Streben, neuere Tür von 1832. Nr. 54 mit gerundetem Füllholze unter Oberstock und Giebel, Stab und Spruch an der Oberstockschwelle. Ebenso profiliert die Hütte Nr. 21. Nr. 19, rechts mit Auslucht als Stall, beide Giebel mit Karniesprofil am Füllholze, dasselbe an der oberen, Stab an der unteren Schwelle.
1884 wurden an 22 Häusern Inschriften gesammelt, datiert 1716–1868, alle erbaulichen Inhaltes, darunter:
1. Wer hier sein Vergnügen hat,
Muß Gott danken früh und spat.
Hans Christoph Othmer. Engel Maria Kleven. Anno 1775.
2. Dies Gebäude ist gebauet,
Gott der hat es angeschauet;
Gott der gebe Segen mehr,
Daß dies Haus nicht stehe leer.
Heinrich Christoph Albrecht. Anna Catharina Eleonore Brackmann. Anno 1779.
3. Du, o Gott, gieb uns deinen Segen
Und laß uns doch alle Wege,
Wenn wir ins Feld und Scheure gehn,
Deines Landes Früchte sehn.
Konrad Mull. Luise Brand. Anno 1852.
[Nach Hassels Kollektaneen um 1775 stand damals vor dem Orte am Wege nach Dielmissen ein zwei Ellen hoher Stein mit einer viereckigen Nische in der Mitte, am Wege nach Wegensen aber ein „Kreuzstein“ (das heißt wohl einer der vielen Gedenksteine der Gegend) mit Inschrift, der jedoch (als Fieberheilmittel) durch Abschlagen schon sehr zerstört war.]
Geschichtliches. Als Pfarrdorf, jetzt der Inspektion Halle, früher der Diözese Minden, wird der Ort zuerst 1304/24 erwähnt. 1344 war ein Statius campanista im Orte, 1568 ein Kaspar Deisking Pastor. Die Pfarre besaß damals 2 Hufen. Das Patronat gehört zum Rittergute. Der benachbarte Ort Bremke ist altes Filial. Das älteste Besitzverhältnis ist von Korvei überliefert, das hier 891/1037 von einem Grafen Siegfried Hörige erhielt. Einen Zehnten von 10 Hufen bekamen 1351 die Hakens vom Stifte Minden (Domprobstei) zu Lehen, der früher im Besitze der Sculteti in Hameln war. Hakens in Diedersen besaßen ihn noch 1759 über 350 Morgen. Damals hatte außerdem die Harderöder Gutsherrschaft einen Zehnten über 351, die Bisperöder über 277, die Pfarre über 150 Morgen. Der Rest über 60 Morgen gehörte einem Bauern in Bremke. 868 Morgen waren 1759 hägerisch. 1534 wurde das Dorf (das heißt die Gutsherrschaft über den größten Teil der Höfe, der Rest unterstand dem Gutsherrn in Bisperode) an Aschwin von Schwichelt verlehnt, 1542 von diesem an Heinrich von Werder verkauft, dessen Sohn Jobst das Pfarrlehen von den Herzögen Heinrich und Wilhelm erhielt. Die Dienste blieben immer beim Amte Wickensen, niedere Börde, während das Untergericht von diesem später an die Gutsherrschaft überging. Das Gut hat wohl nie eine bedeutende Ackerwirtschaft gehabt und hat daher während des größten Teiles des XIX. Jahrhunderts nicht als Rittergut gegolten. Dagegen war immer viel Wald dabei, und neuerdings ist auch das Bisperöder Vorwerk Neuhaus hinzugeschlagen. Der Edelhof, um 1600 noch nicht vorhanden (Wickenser Erbregister), „Haus Harderode“, liegt außerhalb des Dorfes an der Bisperöder Grenze, dem „Neuen Hause“ gegenüber. Das ältere, unbedeutende Haus ist abgerissen und hat einem modernen Gutshause Platz gemacht, seine Keller sollen im Garten noch als Wasserbecken dienen. Die herzoglichen Lehen scheinen nach dem Aussterben der von Werder sogleich an die von Heimburg gekommen zu sein, da diese um 1679 Kirchenpatrone waren; von ihnen an den herzoglich braunschweigischen Geheimrat von Münchhausen, der sie 1727 weiter verkaufte an Franz Christoph von Nölting in Hameln, dessen Familie bis 1853 im Besitze blieb. Jetzt gehört das Rittergut einem Herrn von Blum. Von den beiden Schäfereien besaß 1759 eine die Gemeinde, eine ein Kotsass. Im Dorfe ist die Wüstung Renziehausen (siehe die) aufgegangen.
Dorfanlage haufenförmig mit der Kirche im Westen. Oberhalb des Ortes eine Schwefelquelle, südöstlich „die Salzäcker“. Flurorte Rosenhagen und Laubhagen (Rustenbach, Häger). Flurkarte 1759 von Ernst Wilhelm Horn. Damals 16 Halbspänner (15 um 1600 und 1 freier Ackermann), 13 Großköter (18 um 1600), 4 Kleinköter, 9 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1793: 287, 1905: 460.
Die dem Apostel Andreas geweihte Kirche besteht aus hellem, verputztem Bruchstein. Im Westen eingerückter, annähernd quadratischer Turm; der eingerückte Chor im Osten ist dreiseitig geschlossen. [Nach dem 1749 vom Pastor Christoph Daniel Bartels angelegten Corpus Bonorum hätte damals der Turm, jünger als die Kirche, an einer Ecke die Datierung A · D. 1560 getragen, und höher hinauf die nur noch teilweise leserliche Inschrift: Do me schref 1560, do bwede Henni Falken Hinrick Berteram Hinrick Remsehvsen. Auch sei am Turm das Wappen der Herren von Schwichelt gewesen. Die zu kleinen Fenster der Kirche hätten teilweise Mönchsschrift getragen, darunter den Namen Jost von Werder. Über der einen Tür habe gestanden: Hans Kocheen (?) Anna Flaugman – anno 1661 – haben diese Tür zur Ehre Gottes verfertigen lassen. Die Tür gegenüber sei zugemauert gewesen. Der Chor hatte ein steinernes Gewölbe.] Der jetzige Zustand geht im Wesentlichen auf eine Hauptwiederherstellung der Jahre 1826/1828 zurück und auf eine moderne Instandsetzung, die namentlich auch den gerauhten grauen Putz hinzufügte. Der Turm ragt kaum über den Dachfirst empor. Sein Untergeschoss ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt und hat an der Nord- und Südseite je ein kleines rechteckiges und vergittertes Fenster. Es dient jetzt als Vorhalle mit neuen Türen in der Ost- und Westseite. Der Sturz der alten Westtür ist außen an der Nordseite des Turmes angebracht. Er trägt die Inschrift: Dormitorium gentis Noltingianae 1750 und das Nöltingsche Wappen. Es war hier also früher ein Nöltingsches Erbbegräbnis. Die Glockenstube hat je ein flachbogiges Fenster an drei Seiten, an der östlichen zwei rechteckige. Darüber vierseitiger mit Sollingsplatten gleichwie das Kirchendach gedeckter Helm und Hahn auf der Spitze. [Ein älterer trug die Jahreszahl 1651.] Die großen Fenster der Kirche, je drei an jeder Seite des Schiffes, vier im Chore, habenrechteckige Form, Osttür für den Pastor. Niedrige Widerlager an den Nordecken des Schiffes, nördlich daneben und an jeder Ecke des Chores. An der Südseite eine Sonnenuhr, auf der Steinplatte in Minuskeln die Stundenzahlen und das Jahr 1519. Das Innere ist auch im Chore jetzt flach gedeckt, der Chor ist eine Stufe über das Schiff erhöht. In diesem Empore an drei Seiten.
Massiver Altartisch, die Deckplatte profiliert mit Platte über steiler Kehle. Darüber die Kanzel zwischen zwei korinthischen Pilastern, die ein schlichtes Gebälk tragen, dahinter eine die Chornische füllende Empore. [Nach dem Corpus Bonorum stand 1749 ein „Bildwerk“ auf dem „papistischen Altare“, der eine Reliquiengruft hatte. Es war großenteils aus vom Wurme zerfressenen Buchenholz und trug die Inschrift: Ao̅ 1651 die 24 octob. hoc altare co̅fectum est Pastore Henrico Casparo Rvessen, custode Henrico Heinen, diaconis Harmen Pflvgman Henrich Schvtten Henrich Brockman Hans Fehlis. Berendt Woltemate pictor Hamelensis. „Das Vornehmste an dem beinahe unters Gewölbe reichenden Bildwerke besteht aus zwei Tafeln; auf der unteren die Einsetzung des heil. Abendmahles in Schnitzwerk, auf der oberen die Auferstehung“ (teils weiß, braun oder vergoldet). Das Ganze kostete 20 Reichstaler. Die Kanzel stand „am letzten Gewölbebogen“ und war mit den Bildern der Evangelisten und dem Brustbilde Christi (mit Unterschrift salvator mvndi) geschmückt. Am geschnitzten Schalldeckel stand die Inschrift: Catharina von dem Werder. Elisabetha v. d. Werder, Lucia Dorothea von dem Werder. Juliana von dem Werder. Anno 1654. Darüber das Werdersche Wappen.] – Ein romanischer Taufstein, sehr beschädigt, dient jetzt als Scherbenkiste im Hofe Nr. 15 (Gastwirtschaft von Renziehausen). Er ist aus hellem, grobkörnigem Sandstein, gradwandig, unter dem oberen Rande ein Zierstreifen mit einer Dreiblattranke. Durchmesser 71 cm.
Silberner und vergoldeter Kelch, barock, 24 cm hoch. Stempel: 1. Wolfenbüttler Beschau (sprengendes Pferd vor Säule), 2. IB. (Abbildung Band III, Tafel XXIII, Nr. 4). Umschrift am Fuße in Antiqua: Fritz · von · Heimburg. F. B. L. G. R. P. V. W. Patron der Kirchen zv Harderode 1679.
[Im Chore hing 1749 eine kleine, vergoldete und versilberte Lichtkrone aus Holz für zwölf Kerzen, mit der Umschrift: Anno 1686 ist diese Krone geschenket von M. Jürgen Schlüter, Jacob Meyer, Behrendts Loess.]
Zwei Zinnleuchter, 59 cm hoch, mit dreiseitigem, an den Ecken abgeplattetem und stark gebauchtem Sockel über flachen Kugelfüßen. Schaft mit mehreren rundlichen und einem flaschenförmigen Gliede. Antiquainschrift am ersten: Die Gemeinde zu Harderode und Bremke an̅o 1711, am zweiten: Joh. Christoph Panzerbiter Pastor, Hans Christoff Sander Altarist, an̅o 1711; undeutlicher Stempel mit Flügelfigur unter 1702 und zwischen FC–(I?) S, nach dem Corpus Bonorum gegossen vom Kannengießer Schrammen. – Zwei andere Zinnleuchter mit ähnlichem Schafte und rundem Fuß, 37 cm hoch. Stempel: zweimal Hamelner Beschau (Mühlstein mit vorragenden Eisen), dazu Vase mit C. S.. Umschrift am Fuße: Johan Christopf Pantzerbiter Past. zu Harderode 1714.
Faiencevase, 20,8 cm hoch, mit Blaumalerei, am Bauche rote Blumengruppe, zwei Volutenhenkel mit blauen Querrippen, bez. I H9. Nach einer Angabe des Corpus Bonorum, die sich wohl auf dieses Stück bezieht, waren 1749 zwei „Blumentöpfe aus Porzellan“ vorhanden, Geschenke aus Hildesheim. – Zwei zinnerne Henkelvasen, Akanthus am Henkel, 22 cm hoch.
Glocken. 1. von 1849 [an Stelle einer 1751 geborstenen, die die Umschrift trug: Her Jost Herting (= Pastor Hartung). Bartel Randolf. Härmen Bo … y. Cort Rischken. Hans Sander. Joachim Schrader. Anno 1604]. – 2. ohne Krone 89 cm hoch, 97 cm breit. Schlag durch drei Stege von der Flanke getrennt. Am Halse in zwei durch Stege geschiedenen Reihen minuskelähnliche Frakturinschrift: anno domini dusent vifhundertt vndt veer vnd veftich, andreas bin ich ghenant, myn name ys gade wol bekandt. ick stille den donr, Zweite Reihe: vnd bessrie de doden, vnd essche (= heische) de levendigen, albert binken was he gnant – de goed dusse klocken myt siner handt. Die einzelnen Sätze sind teilweise durch Brakteaten getrennt. An der Flanke unter dem Hals das nebenstehende Meisterzeichen. Krone aus sechs tauförmigen, nach innen zusammenlaufenden Ösen.
Zwei Grabsteine, 1. des Ant. Gerh. Bartels, † 1764, 2. des Christoph Daniel Bartels, Pastors in Harderode, † 1794, und seiner Frau.
Unter den Bauernhäusern sind die älteren mit Sollingsplatten, die jüngeren mit Ziegeln (eine Ziegelei liegt nordwestlich beim Orte) gedeckt, 4 Einhäuser haben den Typus I: Nr. 35 von 17(2?)3, Tor mit Wellenkerben eingefasst, Giebel zweimal mit Stab am Füllholze und Perlstab an der Schwelle. Nr. 15 von 1748, Nebenhaus, jetzt Scheune, Giebel mit Karniesprofil an Füllholz und Balkenkopf, Fase an der Schwelle, obere Giebelschwelle mit Karnies auch am Holm. Nr. 47 hüttenartig, vielleicht 1766 datiert. Nr. 37 mit Stab an Füllholz und Schwelle. – Typus II ist siebenmal vorhanden, darunter: Nr. 11 Nebenhaus, von 1748, Giebel mit Kehle unter Platten an Füllholz und Balkenkopf, ebenso am Holm unter der oberen Giebelschwelle; Stab an der ersten. Kehlchen an der zweiten Schwelle. Blumenranke an den Zwickelbändern und an den Torständern, hier auch ein Stern. Nr. 7 von 1797 mit Längsprofilen an zwei Giebelschwellen, auch rückwärts, über dem Tor Füllungsschilder. Nr. 10, ebensolches Profil am Füllholz, Stab und Spruch an der Giebelschwelle, ähnlich auch die Rückseite; Scheune von 1701 mit Perlstab an der Giebelschwelle und der Torkante. Nr. 44 und 31 mit Stern an den Zwickelbändern. – Typus III erscheint dreimal, darunter Nr. 29 von 1835, Grundstein mit Krone haltendem Engel über A. Käs und der Beischrift: Befiel den Engeln das er komt und uns 1835 bewart dein Eigenthum, über der Tür Steinplatte mit Steinhauergerät, Löwe, Steinhauer und Beischrift: Der Löwe. – Ich Albert Mayer und August Käse steinhauer Gesell anno 1835; Nr. 10 von 1849 mit Spruch an der nicht vorgekragten Oberstockschwelle. – In der Art des Typus V sind eine Reihe von Anbauerhäusern des XIX. Jahrhunderts und Nr. 2 von 1768 mit dem Zimmermannsmonogramm M. R. B. über dem Tore. – Mehrere Giebelfronten: Nr. 45 mit Auslucht rechts, Kehle und Karnies am Füllholze, Stab beziehungsweise Fase und Spruch an der Schwelle von Oberstock und Giebel. Nr. 25, ebenfalls mit Auslucht rechts, an ihr Karnies unter und an der Schwelle von Oberstock (auch an der Längsseite des Hauses, die Front ist verhängt) und Giebel, hier auch rautenförmig gestellte Brüstungsstreben. Nr. 39 von 1800, Nr. 30 von 1836, Nr. 24 von 1837 mit M. B. Zu den Giebelfronten gehört auch die Mühle mit Perlstab an der Kante eines rundbogigen Türrestes. – Nr. 30 hat im Giebeldreieck der Scheune von 1829 zwei gegen einen Baum springende Pferde, das Ganze schwarz und braun bemalt, die Scheune von Nr. 6 aus dem Ende des XVIII. Jahrhunderts schmückt ein weißes schreitendes Pferd auf grünem Boden und vor schwarzem Hintergrunde.
[Am abgebrochenen Pfarrhause stand, nach Hassels Kollektaneen, über der Hintertür: Her Burchard Bötticher P. M. Jost Hachmester hat mich gebawet anno 1614. Den 9. Juni gerichtet; über der Vordertür:
Est Pastor Pastorum Christus solus Jesus.
Qui cum fecit oves, tum bene pascit eas.
Aedificata Pastore Eberhardo Hessen. Anno
SerVator noster ReX LeX sJt Pastor JesVs.
Nos regat aC serVet, nos aMet, opto, DeVs. (= 1692).
1881 wurden an 21 Höfen Inschriften gesammelt, datiert 1679 (an einem, jetzt nicht mehr vorhandenen Einhause von Typus II noch mit Strohdach) bis 1880, alle erbaulichen Inhaltes.
[Nach Hassels Kollektaneen standen 1774 im freien Felde zwischen Harderode und Bremke, nahe dem Wege, zwei Denksteine, einer mit einem Kreuze. Nach der mündlichen Überlieferung sollte dort jemand ermordet worden sein. Die Steine galten wie häufig als Heilmittel und waren daher schon sehr zerstört.]
Heinrichshagen.
1580 (Wickenser Erbregister) gehörten Dorf (fünf Köter) und Zehnt Grones in Kirchbrak, wohin es auch eingepfarrt ist, 1726 ging jedoch die Gutsherrschaft und ein Zehntanteil mit dem Oberhof in Kirchbrak (siehe Seite 303) an die Familie von Hake über. Die Gerichtsbarkeit unterstand dem Amte Wickensen (niedere Börde).
Flurkarte des tief im Vogler liegenden Dörfchens 1760 von Georg Christian Geitel. Damals 3 Großköter, 1 Kleinköter. Einwohnerzahl 1793: 57, 1905: 127.
Einhäuser aus Fachwerk und mit Sollingsplatten gedeckt, Typus I: Nebenhaus von Nr. 1, ohne Schornstein und mit der noch benutzten offenen Herdstelle am Ende der Däle vor der im untersten Teile massiven Rückwand des Hauses. Der gestampfte Lehmboden ist rings um diesen Herd mit Platten belegt. Inschrift in Antiqua: 1619. An Gottes Segen ist alles gelegen. [Heinrich Gömane (?). Anna Margarethe Huxhagen.] Hauptbau dazu ebenfalls Einbau mit gerundetem Füllholz und Stab an der Schwelle beider Vorkragungen des verschalten Giebels. Nr. 2 von 1774. Nr. 3 Nebenhaus, verbaut, der verschalte Giebel ist zweimal vorgekragt mit umgekehrtem Karniesprofil und Stab an der Schwelle. Das Haupthaus dazu von 1824 hat Typus III. – Typus II hat Nr. 4 aus dem XIX. Jahrhundert. – Die formlose Hütte Nr. 5 ist 1780 datiert.
1884 außer der genannten fünf Inschriften der üblichen erbaulichen Art, datiert 1774 und 1824.
Heyen.
Namensformen.Hegen (1004), Heygen (1197), Heyen (1316). Heim eines Hego. Nicht zu verwechseln mit dem benachbarten Hajen.
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, jetzt in der Inspektion Ottenstein, gehörte zur Diözese Minden und ist als solches schon um 1150 erwähnt. Ein Pfarrer Olricus 1295, erster protestantischer Johan Bolen (1581 zwölf Jahre am Orte). Filial ist Frenke im Hannöverschen seit der ersten protestantischen Synode, war aber 1581 noch nicht zugeteilt (Goetze), während das Dorf Frenke 1591 vom Amte Wickensen (es gehörte also gleich wie Esperde – siehe auch Seite 230 – einst zur Herrschaft Homburg) an das Amt Grohnde überlassen wurde. Patron war stets der Abt von Korvei und als dessen weltlicher Nachfolger jetzt der König von Preußen. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit 4 Hufen (ein Teil davon früher Kemnader Kalandsgut). – Zur Ausstattung des Klosters Kemnade 959/65 gehörte Grundbesitz im Orte, 1197 waren bei seiner curtis 8 Hufen und eine Holzgrafschaft, 1298 stand seine magna curia unter Vogtei der Homburger. Diese schenkten dem Kloster 1309 eine Hufe. 1316 erwarb es den Novalzehnten des Waldes Sunder beim Orte von einem Gotfried von Minden, 1410 zwei Hufen Homburgisches Lehen der von Halle, und 1442 erbte es vom Kanonikus Aemilius Precht in Hameln die Hälfte eines Meierhofes mit 3 Hufen, dessen andere Hälfte die Kalandsbrüderschaft in Kemnade bekam. 1548 besaß das Kloster 7 Meierhöfe. Das Bonifaciusstift in Hameln hatte 1455 zwei Hufen aus der Erbschaft Aemilius Prechts und erwarb eine Hufe von den Hakes. Diese hatten schon 1359 drei Hufen vom Domküster in Minden erhalten. Gerhard von Werdingshusen (siehe diese Wüstung) verpfändete 1448 einen Meierhof. 1637 waren 3 Meier- und 11 Kothöfe kalenbergsches Lehen der von Münchhausen, früher der von Bevern. Ein Ritter Bernhard von H. erscheint als Zeuge in Homburgischen Urkunden 1226 und 1253. Vom Zehnten besaßen Hakens bereits 1340 einen Teil als Mindensches Lehen, der 1759 552 Morgen umfasste. Ein anderer Zehnt in heyen war um 1320 mindensches Lehen Lamberts von Osen, 1759 besaßen Klenkes einen Zehnten über 529 Morgen (schon 1435 ½ Zehnt, den sie damals verpfändet hatten), Kemnade (schon 1548) über 235 Morgen. Vom Rest des damals 2077 Morgen großen Ackerlandes der Flur waren 55 Morgen frei, 463 Rotland, der Zehnte von 132 Morgen zersplittert und einen doppelten von 111 Morgen bezogen die Pfarre in Halle und das Amt Wickensen. Diese 111 Morgen waren die „vormahlige Wankensche Feldmark“, das heißt die Flur der Wüstung Wockensen, nordöstlich von Heyen, deren Lage zuerst von Rustenbach (Häger, am angegebenen Ort, Seiten 588/589) festgestellt worden ist. Die Gerichtsbarkeit von Heyen als eines Homburgischen Dorfes gehörte dem Amte Wickensen, niedere Börde.
Dorfanlage haufenförmig, durchschnitten von der Heerstraße Eimbeck–Hameln, die 1759 „stark befahren“ war und hier eine Zollstätte hatte. Da, wo mitten im Dorfe von dieser Straße sich die Straße nach Esperde abzweigte, früher der Thieplatz mit einem Thiestein. Kirche am höheren Südwest-Ende des Ortes. Flurkarte 1759 von Georg Christian Geitel. Damals 8 Ackerleute, 4 Halbspänner, 26 Großköter, 4 Kleinköter, 14 Brinksitzer, deren Gutsherrschaft sehr zersplittert war. Einwohnerzahl 1793: 376, 1905: 490.
Die (nach Pastor Guthe-Dielmissens Bericht von 1774 in Hassels Kollektaneen) der heiligen Ursula geweihte, nach Osten gerichtete Kirche, aus schlecht geschichtetem, ganz verputztem Bruchstein mit Balkendecke und Plattendach, besitzt ihr jetziges Ansehen wohl seit einer Wiederherstellung von 1825, hat aber auch noch mancherlei Mittelalterliches bewahrt. Die Grundform und der Bericht des Corpus Bonorum von 1751 (Pastor Martin Müller) deuten auf einen romanischen Kern der Anlage mit ungefähr quadratischem Turm, etwas breiterem, wohl immer flach gedecktem Schiff, an dem Spuren kleiner, rundbogiger Fenster bei einer Wiederherstellung 1875 zum Vorschein kamen, und eingerücktem, rechteckigem Altarhause, das mit einem „unförmlichen“, 1767 abgerissenen Bogen sich einst gegen das Schiff öffnete. Der Turm hat im Untergeschoss ohne Verbindung mit dem Schiffe ein von West nach Ost gerichtetes spitzbogiges Gewölbe mit flachbogigen Eingängen im Westen (jetzt zugesetzt), das über dem Erdgeschoss durch eine massive Freitreppe mit Fachwerkaufsatz zugänglich ist; unter der jetzigen Glockenstube sind ehemalige, breite rundbogige Öffnungen zu erkennen, eine vor dem Kirchendache und gegenüber, je zwei an der Nord- und Südseite. Die jetzige Glockenstube unter vierseitigem Zeltdache hat noch je zwei ähnliche Schallöffnungen an der Nord- und Südseite, davon die beiden westlichen, jede mit Teilungssäule, deren Hammer unmittelbar unter dem Bogen ohne Doppelarkade ruht. Die stark verwitterten Säulen haben nach oben verjüngten Schaft, Würfelkapitäl mit Halsring, ein ähnliches, größeres und umgekehrtes als Base. – Die Mauern von Schiff und Chor haben einen jüngeren, etwa vier Fuß hohen, innen zurückgesetzten Aufsatz aus Backstein, dazu einige äußere Mauerverstärkungen und vor den beiden Ostecken unsymmetrische Strebepfeiler. Die Tür ist an der Südseite des Schiffes. Die Fenster, eines in jeder Wand des Altarhauses und je zwei in den Längswänden des Schiffes, sehr hoch und breit, sind rechteckig, darüber am Schiffe halbkreisförmige für die Priechen. Ein noch 1881 an der Westseite des Turmes vorhandener Kopf ist, vielleicht nur unter dem Putze, verschwunden. Der Ostgiebel besteht aus Fachwerk. Im Inneren Empore vor den Längswänden des Schiffes und im Westen.
Altarkanzel, der Tisch massiv, darüber fünfseitige Kanzel zwischen zwei korinthischen Pilastern, vor dem Tische beiderseits Brüstung mit Pfeiler, der links einen nicht gebrauchten Behälter in Urnenform für ein Taufbecken trägt, rechts ebenso als Opferstock. [Bis 1749 stand auf dem viereckigen Altarstein ein „hölzernes Postament mit den vier Evangelistenbildem nebst zwei Säulen von zwei Fuß zwei Zoll Höhe und zwei Blindflügeln.“ Dann wurde in diesen Aufsatz eine Kanzel eingefügt. An einem besonderen Armenkasten stand: Wer den armen Hat gutes gethan, der wird seinen lohn empfahen. An̅o 1718.]
Ein Taufstein wurde 1766 entfernt (vermutlich als die jetzige Altarkanzel aufgestellt wurde) und dient jetzt auf dem Hofe Nr. 7 (Wessel) als Futtertrog. An seinen sieben Seiten Engelsköpfe, Gehänge und Namen. Der Fuß ebenda unter dem Gossensteine. [Der Taufstein war nach dem Corpus Bonorum drei Fuß sechs Zoll hoch und trug den Spruch Act 2: Lasse sich ein jeglicher tauffen auf den Nahmen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, dazu die Namen der Schenker Hinrich Wasman, Ana Sporleder. 1660. Der vom Großköter Hinrich Rosenthal geschenkte Deckel hing an einem Wendehaken (so auch in Kemnade).]
Silberner Kelch, 19,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, an ihm Umschrift in Antiqua: Der Kirchen zu Heyen anno 1663 wicht 22 Lott. Stempel: Hildesheimer Beschau (wachsender Adler über gevierteiltem Schild mit 49), Meistermonogramm C K. – Glaskelch erst 1841 angeschafft. Ovale zinnerne Oblatenbüchse mit vier Füßen.
Zwei Tischleuchter aus Gelbguss, 29 cm hoch. Umschrift am Fuße in Antiqua: Anna Francke, I. L. S. Witwe, hat noch diese Levchter zur Ehr Gottes in die Kirchen Zv Heyen geben. Ao 1638.
Zwei zinnerne Henkelvasen, 27,5 cm hoch, Rumpf leicht eingeschnürt, Henkel mit Hermenfigur, am Rumpfe graviert bei 1. Geor(g) Carl Floto über Barockschild mit Helm und als Zier zwei Flügel, im Schilde: G. C. F. 1753; bei 2. Judit Sabien Flothon mit gekröntem Schilde, das J. S. F. 1753 umgibt.
[Eine Marienfigur aus Holz, auf dem Halbmond, das Kind auf dem Arme, „in einem mit valvis versehenen offenen Gehäuse“ (Corpus Bonorum) kam bei der Wiederherstellung 1825 auf den Boden, und wurde bei der folgenden 1875 von den Maurern als Trog verbraucht.]
Glocken. 1. 99 cm breit, ohne Krone 74 cm hoch. Am Halse aufrecht stehende Akanthusblattreihe, darunter ein Band mit Ranken und Eicheln. Noch tiefer an der Flanke einerseits unter einem Kopfe in Antiqua: Da Prediger war Herr Johann Martin Muller | hat auf eigene Kosten die Heyische Gemeine | diese Glocke giesen lassen in Braunschweig | von Johann Peter Greten 1754, andererseits unter Kopf und zwei Rosetten und über einem Kruzifix, unter dem eine Figur kniet:
Mein Klang rvfet: komt an diesen Ort,
Komt, komt vnd höret Gottes Wort.
[Umgegossen aus einer 1726 von Joh. Dietrich Lampe in Hildesheim für 293 Reichstaler verfertigten, daran der Spruch:
Temporibus quoniam placet inservire futuris,
Campana haec nostro serviet usque bono,
Hinc ad tin̅itum molis concurrite sacrum,
Ut capiant mentes dogmata sancta Dei.] –
2. 92 cm breit, ohne Krone 73 cm hoch. Am Halse breites Rankenornament mit der mehrfach wiederholten Traube von Kanaan, die zwei Männer an einer Stange über der Schulter tragen. An der Flanke einerseits: Diese Glocke hat die Gemeine Heyen auf eigene Kosten gießen lassen, andererseits über einem Kruzifix:
Mein Klang ruft hier auch eben so,
Kom̅t, höret, singet und seyd froh.
[An ihrer Stelle 1751 eine kleinere 1¼ Ellen breite Glocke vom Meister Christoph Kleiman, Glockengießer von Lemgo, und mit dem Spruche: Komet her, lasset uns dem Herrn frolocken, und jauchzen dem Hort unsers Heils.]
[Die Uhr war 1751 bezeichnet HS 1653 = Heinrich Schünemann in Grohnde.]
Unter den mit Sollingsplatten gedeckten Fachwerkhäusern herrscht eine eigentümliche Neigung, vom Einhause loszukommen, die sich namentlich im häufigen Umkehren der Häuser bei Typus II zeigt, sodass die Rückseite mit den Wohnräumen an der Straße liegt, die Däle also für Wagen nur durch unbequemes Umfahren des Hauses erreichbar ist. Unter den Einhäusern haben Typus I nur die Hütte Nr. 14 von 1683 mit Auslucht rechts und Däle ganz links, Nr. 39 und die verbaute Hütte Nr. 55. – Typus II ist siebenmal vorhanden, datiert 1716–1805. Darunter: Nr. 26 von 1716, Giebel zweimal vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwelle, Stern am Sturze. Nr. 43 von 1793, verbaut, Tor rückwärts mit herabgeführtem Vorkragungsprofil an den Ständern. Straßenfront mit Karniesprofil unter dem Oberstock und zweimal am Giebel, Spruch an der unteren Giebelschwelle und Backsteinmosaik im Giebel. Nr. 12 von 1805 mit Kröppelwalm und Längsprofil unter den Giebeln. Nr. 25 von 1807 mit Karniesprofil unter Oberstock und Giebel, Spruch an den Schwellen der nach der Straße gekehrten Rückseite (ähnlich Nr. 13 mit Spruch und Jahreszahl an der Oberstockschwelle seitlich). Nr. 8 mit Längsprofilen unter dem Oberstock und zweimal am Giebel, Nr. 57 ebenso an zwei Giebelschwellen der Torseite. – Unter den Häusern ohne Einhaustypus die Giebelfronten: Nr. 17, XVII. Jahrhundert, Hütte, der verschalte Giebel zweimal vorgekragt mit Konsolenfüllholz und Perlstab an den Schwellen. Nr. 50 (Gasthof) mit Längsprofilen am Füllholze, Stab an der Schwelle des Oberstocks und zweimal des Giebels. Nr. 15 mit Karniesprofil unter Oberstock und zweimal am Giebel, hier mit Backsteinmosaik (übrigens verputzter Buchstein) als Füllung, Spruch am Holm unter der Oberstockvorkragung. Nr. 16 mit Auslucht rechts (ebenso Nr. 38), Füllholz und Schwelle mit starker Fase unter dem verschalten Hauptgiebel, an der Auslucht seitlich gleiche Fase, vorn unter Oberstock und Giebel gebauchtes Füllholz (vielleicht ehemals Einbau?). – Unter den Längsfronten: Nr. 35 von 1823 mit Spruch an der Oberstockschwelle über Karniesprofil, dazu Stern, Nr. 52 mit Kamiesprofil. – Jetzt ganz formlos ist Nr. 27 mit dem Spruch teils in Fraktur, teils in Antiqua über der Seitentür: Luc. X. Friede sey in diesem Hause. Johannes Langen. Anna Franke Ao̅ MDCXVIII, dabei das Monogramm H; Giebelseite ohne Tür über hohem, gewölbtem Kellergeschoss, Konsolenreihe und Zahnschnitt an der Giebelschwelle und unter ihr am Holm, zweite Giebelreihe mit ovalen Buckeln und Perlband über starker Konsolenreihe am Holm. – Unter den Scheunen: Nr. 50 von 1749, Giebelvorkragung mit gerundetem Füllholz und Fase an der Schwelle; Nr. 13 von 1784 mit Karniesprofil zweimal an dem mit Backsteinmosaik gefüllten Giebel; Nr. 51 von 1788 mit Karniesprofil zweimal am Giebel und Spruch an der unteren Giebelschwelle, beschlagwerkartiges Ornament am Sturze und den Zwickelbändern. Nr. 48 von 1791; Nr. 12 von 1799 mit Backsteinmosaik im Giebel, Spruch an seiner Schwelle und Längsprofilen am Füllholze. Nr. 18 von 1803, in der Giebelspitze mit zwei roten, gegen einen Baum springenden Pferden auf weißem Hintergrunde; Nr. 57 von 1828 mit Backsteinmosaik.
1881 wurden, außer der angeführten, an zehn Häusern Inschriften nur erbaulichen Inhaltes gefunden, datiert 1788–1869.
Ein Ringwall von länglich-runder Form, der größte Durchmesser etwa 120 m lang, liegt auf der Burgkamp genannten, südöstlichen, aus rotem Sandstein bestehenden Kuppe des bewaldeten Heiligen Berges, der südlich Heyen von der Weser trennt (Abbildung 163). Die oben ziemlich flache Kuppe fällt steil nach der Weser, allmählicher nach Heyen zu ab. Deutlicher als der Wall ist der Graben, der aber auch über dem steilen Weserhange fast ganz verläuft. An dieser Seite ist der eingeschlossene Raum von zahlreichen Gruben durchsetzt. Ein Holzweg durchschneidet den ganzen Wall in der Richtung von Nordwest nach Südost. Das Material ist der dünnschichtige rote Sandstein, wie er hier zutage tritt. Am Bergabhange nach Heyen zu, nordöstlich unter dem Ringwalle, befand sich früher auf einer jetzt vor dem Walde liegenden, etwa fünf Morgen großen Ackerfläche eine abwärts gerichtete, halbkreisförmige, niedrige Umwallung aus zusammengehäuftem Bruchsandstein mit Lehm. Ein Stück davon verläuft noch vom Waldrand ab geradlinig den Berg hinauf. – Alte Leute im Orte erzählen, dass auf diesem Berge gelegentlich ein Mann mit einem goldbetressten Hute, oft auch auf einem Schimmel gesehen wurde, immer nur von einzelnen, nie von mehreren gemeinsam.
Dürfte man daraus auf eine alte heidnische Kultusstätte hier schließen, so würde wohl mit ihr die 1896 aufgedeckte Anlage einer christlichen Kultusstätte in ursächlichem Zusammenhange stehen, die etwa 200 m nordwestlich vom Ringwalle auf der Höhe liegt. Es sind die Grundmauern einer einst flach gedeckten romanischen, nach Südosten gerichteten Kapelle (Abbildung 164) mit halbrunder Apsis, breiterem Altarhause und wieder breiterem Schiffe, die innere Länge betragt etwa 15 m, die innere Schiffsbreite 6,5 m, die Mauerstärke 75 cm. Das Material ist sorgfältig geschichteter, durch Mörtel verbundener Bruchstein. In der Apsis sind Reste des inneren Putzbewurfes erhalten. Im Westen schließen sich der Kapelle nicht völlig ausgegrabene Anbauten von mäßigem Umfange an; ihr Mauerwerk ist meist schlechter. Das Zusammenstoßen von zwei Mauerzügen an der Nordwestecke ohne Verband lässt auf verschiedene Bauzeiten schließen. – Der Heilige der Kapelle ist nicht bekannt. Die einzige geschichtliche Nachricht ist von 1506, in welchem Jahre das Kloster Kemnade Einnahmen aus Opfern up dem hylghen berge in vigilia ascensionis verzeichnete. Danach scheint also damals die Kapelle noch benutzt gewesen zu sein.
[Eine Klus wird 1568 beim Eiselsborn (Heidebach) erwähnt (Kayser). Wenig früher wurde sie, als die Kirche in Heyen „umbgefallen“ war, statt dieser zum Gottesdienste benutzt. Hans Kip aus Stadtoldendorf hatte sie „in alten Jahren gebauet“, „der hat dazu gebeten“.]
Eine Burgstelle, die Lauenburg (Abbildung 165), liegt im Heyener Holze südöstlich vom Dorfe auf einem zugespitzten Ausläufer des Hohen Knapp, vom Heiligen Berge getrennt durch ein Tal, in dem die Straße von Heyen zur Weser führt. Die 1893 unter Leitung des Kreisbauinspektors Jul. Osten aufgegrabene Anlage beschränkt sich auf eine etwa 1½ m breite, oval von Nord nach Süd gerichtete Mauer aus horizontal geschichtetem Kalkstein mit Mörtel, welche den höher aufragenden felsigen Bergrücken umgibt. Hier eine höhlenartige, vielleicht als Steinbruch für die Mauer benutzte Grube. Die Mauer ist an der Ostseite am besten erhalten und dort bis zu 2 m Höhe bloßgelegt; an ihrer Westseite ist teilweise eine ährenförmige Schichtung und eine doppelte, sockelartige Verbreiterung erkennbar. Funde von Pfeilspitzen, Schleudersteinen, an der Südostseite auch von verkohlten Balkenstücken, an der Südwestseite statt der festen Mauer eine starke Schicht Bauschutt beweisen, dass die Burg bewohnt und benutzt gewesen sein muss. Ein tiefer Durchstich trennt den von der Mauer umschlossenen Teil des Rückens von der höher ansteigenden Fortsetzung des Berges, ein anderer, mehr grubenartiger, befindet sich vor dem gegenüberliegenden Ende in einiger Entfernung von der Burg. – Über die Bedeutung der Anlage, von der noch immer geschichtliche Nachweise fehlen, hat schon Guthe-Dielmissen im Holzmindischen Wochenblatt, 1786, 11. Stück und Beilage, Betrachtungen angestellt. Vielleicht streift Rustenbach (Häger, am angegebenen Ort, Seite 592) das Richtige, wenn er in ihr eine homburgische Anlage vermutet, um an der Weser, ehe die Edelherren (1245) Bodenwerder ganz besaßen, einen festen Stützpunkt zu haben.
[An der Landesgrenze vor der Brockenser Feldmark befanden sich bis zur Separation im XIX. Jahrhundert die Richtebänke, welche (nach dem Wickenser Erbregister) um 1580 noch einmal neu aufgemauert worden sind. Es war die Stätte eines allgemeinen Gohgerichts, die letzte Landgohe der Herrschaft Homburg wurde hier 1529 in Person vom Herzoge Heinrich dem Jüngeren abgehalten, wobei er dem eingesessenen Adel (Grone, Bevern, Hake, Frencke, Werder), die Ober- und Untergerichte aberkannte (propter non usum et molestum exercitium jurisdictionis) und nur die Hägergerichtsbarkeit ließ.]
[Nach Hassels Kollektaneen sollen 1774 in einer Hecke am Wege beim Dorfe noch zwei „Kreuzsteine“, in der Art der erhaltenen Gedenkplatten, gestanden haben.]
Hohenbüchen.
Literatur. Von Alten, Die Edelherren von Hohenbüchen, Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1864, Seite 43 ff. – Von Rössing, Die Herrschaft Hohenbüchen, ebenda, 1866, Seite 117 ff. – Die Stammtafeln des Geschlechtes derer von Rössing, Hildesheim 1901.
Namensformen. Früher stets Honboken, bedeutet hohe Buche, daher oft Alta fagus in Urkunden.
Geschichtliches. Der Ort war im Mittelalter Pfarrdorf im Bann Wallensen der Diözese Hildesheim, lag also im Guddingo. Später war er Filial von Delligsen, seit 1580 (1643?) von Brunkensen. Das Patronat gehört den Herren von Wrisberg in Brunkensen. Der Ort ist Stammsitz der Edelherren gleichen Namens, die 1209–1282 häufig genannt werden. Zu ihrer Herrschaft wurden noch im XVI. Jahrhundert Hohenbüchen, Coppengrave, Delligsen, Kaierde und Markeldissen gerechnet. Doch gehörte vor 1261 auch die von Korvei zu Lehen gehende Vogtei über Lütgenholzen dazu. Außerdem hatten sie bei Wolfenbüttel größere Besitzungen, namentlich Eigengut in Geitelde und das Patronat in Beddingen. Nach dem Aussterben der Hauptlinie ging die Herrschaft Hohenbüchen auf die Herren von Rössing über, die vielleicht Agnaten der älteren Linie waren. Der eigentliche Lehnsherr der comecia Hohenbüchen war das Stift Korvei, das aber später von Gandersheim und Hildesheim beiseite gedrängt wurde. Rössings konnten die Edelherrschaft nicht lange behaupten. Ein Lippold von Rössing (der sich auch von Honboken nannte) veranlasste gegen sich durch seine Raubzüge eine Exekution der benachbarten Herren: des Bischofs von Hildesheim, des Edelherren Bodo von Homburg und des Herzogs Otto von Lüneburg, infolge dessen die Burg Hohenbüchen zerstört wurde. Lippolds Enkel sagte zugunsten der Homburger 1355 die Herrschaft an Korvei auf, und mit der Homburgischen Erbschaft kam sie 1409 an die Welfen. Die Herrschaft war 1454 von diesen an Hildesheim verpfändet, wurde aber 1495 wieder eingelöst. Der Knappe Ludolf Ruschenplate hatte damals die Burgstätte mit Erlaubnis Hildesheims neu bebaut und befestigt. 1458 verpfändeten die Rauschenplats ihrerseits die Burg an die Wrisbergs. 1541 war die Burg von den Herzögen an Klaus von Mandelslohe verpfändet, von dem sie infolge eines Prozesses an Wrisbergs abgetreten wurde. Aber schon 1547 wurde das Pfand gekündigt und mit Coppengrave gewaltsam eingezogen. Darüber neuer Prozess der Wrisbergs mit den Herzögen. Die Auszahlung des Pfandschillings war noch 1802 im Gange. Das „Haus Hohenbüchen“ wurde 1553 vom Grafen Volrad von Mansfeld zerstört, aber noch einmal aufgebaut. Das dabei liegende Vorwerk überdauerte jedoch als Zubehör der Domäne Greene (beziehungsweise Markeldissen) – der Ort unterstand der Gerichtsbarkeit des Amtes Greene – die Burg und wurde erst in der Mitte des XIX. Jahrhunderts veräußert. Die Burgstelle ist jedoch später als Zubehör einer Försterwohnung samt den Resten des Vorwerkes vom Staate zurückgekauft. Den Zehnten von 245 Morgen bezog 1771 die Kammer, 278 Morgen waren zehntfrei. Töpferei im Orte wird schon bei Merian erwähnt. 1793 waren hier zwölf Töpfermeister, die mit denen in Coppengrave eine Innung bildeten. Das Handwerk ist jetzt erloschen, eine Formziegelei ist an seine Stelle getreten. Hassel-Bege sagen von der Ware, es sei „ein braunes Steingut zu Töpfen allerart, zu Milchnäpfen, Krügen, Kaffeekannen, Wasserröhren und Retorten“ und würde „vorzüglich über Duingen nach Bremen und dem Norden“ ausgeführt. Die in den Häusern hier und in Coppengrave noch vielfach erhaltenen Reste der in diesen Orten entstandenen Nutzgeschirre bestehen im Gegensatze zum harten Duinger Steinzeug aus einem weichen gelb-roten Scherben mit einer zwischen gelb und braun schwankenden, gelegentlich auch grünlichen Glasur. Der Ton war nicht so rein wie der Duinger. 1771 benutzte ein in Hohenbüchen ansässiger Tabakspfeifenmacher für seine Arbeiten daher den Ton aus diesem hannöverschen Nachbarflecken.
Dorfanlage gestreckt von Südost nach Nordwest. Burgstelle am nordwestlichen Ende des Ortes. Flurkarte 1771 von Carl Schöneyan. Damals außer dem Vorwerk 1 Halbspänner, 2 Viertelspänner, 2 Großköter, 10 Kleinköter, 8 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1793: 212, 1905: 354.
Die Kirche, ein rechteckiger, nach Osten gerichteter Saal aus Fachwerk, ist 1779 errichtet. [Das ältere Gebäude war nach dem Corpus Bonorum unten massiv, oben mit hölzernem Aufsatz (vergleiche das nahe Kaierde im Kreise Gandersheim), 47 Fuß lang, 21 Fuß breit. Es stürzte 1777 ein. In einem Fenster war die Jahreszahl 1620 eingekratzt, an der Kanzel standen die Namen: Tönnies von Alten, Sophia von Mönnigroda.] Sie hat an jeder Seite drei Fenster und eines über einer Tür in jeder Schmalseite. Am Schlosse der Westtür J. G. Ph. 1727. Auf dem Ziegeldache im Westen Dachreiter mit schlichter Zeltspitze, behängt mit Sollingsplatten. In der Wetterfahne 1779. Im Inneren ist der Ostteil um eine Stufe erhöht. Das übrige Schiff ist an allen drei Seiten von einer Empore umzogen, die Brüstung aus dockenförmig ausgesägten Brettern. Hier im Westen kleines dreiteiliges Orgelgehäuse mit verkröpften Profilen und geschnitzten Füllungen.
Altarkanzel. Der steinerne Tisch oben mit Platte über Schmiege abprofiliert. Hölzerner, neu bemalter Aufbau mit Kanzel in barocker, korinthischer Ädikula. Daneben Pastorenstuhl mit Holzgitter.
Taufstein, kelchförmig, 1878 grau und braun bemalt, 85 cm hoch, oben 56 cm breit. Am Rande zwei Inschriftreihen in Antiqua: Joh: 3. Es sei den, das jemand geborn werde avs de(m) Wasser vnd geist, so kan er das Reich Gottes nict sehen. Ao 1597. Im Becken ovale flache Zinnschüssel mit zwei Griffen, am Rande graviert: M. Cordt Glenewinckel seel. 1713.
Silberner Kelch, 17,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, darunter Gewichtsangabe und Kirch · Hohenbv̈chen 1657; auf dem Fuße: Pastor Jv̈rgen · Jvst · Stein · Adreas · (so) Bartels · Ascanivs · Malervs. 10 thlr 10 lott. 3 g. Hildesheimer Beschau (wachsender Adler über geviertetem Schild mit 49), dazu H. K. mit darüberliegendem Bogen.
Zwei Zinnleuchter von 1739, 31,5 cm hoch. – Standleuchter, vierarmig, aus Holz und Draht, oben eine zweihenklige Blumenvase, weiß und golden bemalt, 64 cm hoch, um 1800. Jetzt als Kronleuchter.
Zwei zweihenklige Altarvasen (eine zerbrochen) aus Hohenbüchener Steingut, 19 cm hoch, gelbe Masse, dunkelbraune Glasur.
Glocken. 1. 74 cm breit, ohne Krone 61½ cm hoch. Auf der Haube zwei Eulen und zwei Tauben im Relief. Am Halse Inschrift über hängendem gotischem Blattornamente in Minuskeln: anno dni mccccc viii maria het ick hans arneman ghod meck. Schlag von der Flanke durch zwei kleine Wülste getrennt. – 2. von 1888.
Vom alten Vorwerk ist noch ein Wirtschaftsgebäude aus Bruchstein mit 1746 über der Tür erhalten. Dahinter, zwischen dem Försterhause und dem Bache die Burgstelle (Abbildung 166). Sie zerfällt in zwei Teile, beide an ihrem Südwestrande jetzt von der Eisenbahn angeschnitten. A auf der Flurkarte von 1771 als Burggarten angegeben, von B, dies auf der Flurkarte als Die Ohlenburg, getrennt durch eine tiefe Senkung. Vor A, jenseits der Bahn, liegt die Teichwiese C, ein ehemaliger Teich mit niedrigem Damm gegen den Bach, höherem nach Westen. A bildet ein gleichmäßiges, steil nach allen Seiten abfallendes Plateau, das ganz mit Bauschutt (Bruchsteine, Ziegel, Mörtel) bedeckt ist. Die Oberfläche von B, das auch nach allen Seiten, aber nicht gleichmäßig steil, abfällt, ist etwas von Nordost nach Südwest geneigt und zeigt verschiedene Senkungen, die augenscheinlich Gebäudeteile verraten. Mauerreste sind beim Eisenbahndurchbruche zutage getreten. Die Nordwestspitze ist durch einen scharfen Einschnitt getrennt von dem auch weiterhin steil, aber niedrig gegen das Bächlein abfallenden Gelände. Ein Sturz, 63 cm breit, jetzt im Garten der Villa Löhneysen zu Brunkensen, ist vor etwa 50 Jahren noch über der Erde sichtbarem Mauerwerke entnommen. Er hat rechtwinkligen Ansatz des Gewändes, die beiden Ecken mit einer Kehle ausgefüllt, diese wieder belegt mit zwei palmettenähnlichen Buckeln.
Unter den unbedeutenden, mit Ziegeln gedeckten Bauernhäusern kein Einhaus Typus I bis III; Typus IV nur in unbedeutenden Beispielen. Nr. 2 von 1856 hat Typus V mit Stern an der Haustür. Nr. 11 von 1755 mit Karniesprofil unter dem Oberstock. Nr. 12 von 1806 mit Stern am Sturze.
1884 gab es an sechs Häusern Inschriften, alle erbaulichen Inhaltes, datiert 1799–1852.
Holzen.
Namensformen. Holthusen (1179/1180), H. prope Rodenstein (1340), Holtensen unter dem R., (1542), Holzen am rothen Steine (1793).
Geschichtliches. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten wurde das Dorf nach der über ihm aufragenden Ithklippe genannt. Dieser „Rote Stein“, der seinen Namen nicht von der grauen Farbe seines Dolomites haben kann, weist nach Rustenbach (Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 244) zusammen mit der benachbarten „Rothbeke“ und dem „rothen Kamp“ auf das unter den Ausstattungsgütern des Klosters Kemnade 1004 angeführte und seitdem nicht wieder erwähnte Rothe in Wikanavelde, das danach etwa an der Stelle des Holzer Hütte genannten und abgesonderten nördlichen Teiles des Dorfes zu suchen wäre. Holzer Hütte heißt er nach der hier 1744 in Eschershausen eingepfarrten, 1760 noch vorhandenen, aber auch noch im XVIII. Jahrhundert eingegangenen herrschaftlichen Glashütte, deren Häuser Waldarbeiterwohnungen wurden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch an dieser Stelle das minor Holthusen lag, in dem 1179/1180 Amelungsborn 5½ Hufen und den Zehnten an die Kirche in Eschershausen abtrat, während 1184 Amelungsborn von Hildesheim 6 Hufen und den Zehnten in Holzen erhielt, was diesem ein Graf Dietrich von Emme aufgesagt hatte. Jener Pfarrbesitz in Klein-Holzen kann sich in dem Zehnten erhalten haben, der 1760 über 122 Morgen (der Acker eines Meierhofes) dem ersten Pastor in Eschershausen zustand, und in dem Meierhof mit 2 Hufen, der 1580 der Kapelle in Holzen gehörte. Andererseits besaß Amelungsborn 1760 einen Zehnten über 564 Morgen; der Rest der Flur, damals 161 Morgen, war zehntfrei. Das Kloster erhielt zu dem 1184 erworbenen Grundbesitze 1290 von den Homburgern die curia Dichof mit 4 Hufen und 1291 die Mühle. 1340 ertauscht es von denselben 2 Hufen und den Rottzehnt. 1580 gehörte ihm ein „Wochenmeier“ mit 4 Hufen (1675 der Mönchehof) und der Diekhof mit 2 Hufen. Alles das war mit dem Zehnten bis 1477 Tischgut des Abtes. Der Ort ist altes Filial von Eschershausen, Patron der Kapelle waren Prediger und Gemeinde (Lüntzel, Die ältere Diözese Hildesheim, Seite 287). Gerichtsbarkeit und Gutshenschaft standen 1793 dem Amte Wickensen, obere Börde, zu.
Dorfanlage haufenförmig mit der Kapelle in der Mitte. Flurkarte 1760 von Christian Wilhelm Koven. Damals 5 Ackerhöfe, 2 Halbspänner, 14 Großköter, 11 Kleinköter, 5 Brinksitzer, 1 Korn- und 1 Sägemühle. Auf der Flur ein Grindhagen. Der Berg nordöstlich heißt die Poppenburg. Einwohnerzahl 1793: 363, 1905: 841.
Die dem heiligen Nikolaus geweihte Kapelle ist ein rechteckiger, nach Osten gerichteter flachgedeckter Saal aus verputztem Bruchstein, mit zwei Fenstern an jeder Längsseite und einem schmalen, schlitzartigen im Osten, an dessen Sturz die Jahreszahl 1588 steht. Das Dach ist mit Sollingsplatten gedeckt, auf der östlichen Giebelspitze Fahne mit 1732, westlich über der Glocke Helmdach mit Wetterfahne von 1884.
Zwei gotische Leuchter aus Gelbguss, 28 cm hoch ohne Dorn, steiler, glockenartiger Anlauf über drei klauenförmigen Füßen, Schaft wenig nach oben verjüngt mit Ring in der Mitte, breiter, steil ausladender Lichtteller, hoher Dorn.
Glaskelch, 26 cm hoch, von plumper Form, unter dem Becher sieben Luftperlen, an der Seite matt eingeschliffen Kreuz über Büchern, gegenüber in Fraktur: Kirche zu Holzen.
Glocke, ohne Krone 49 cm hoch, 52 cm breit, am Halse Reihe aufrecht stehender Akanthusblätter und Umschrift in Antiqua:
O Mensch, der Klang von meinem Ertz
Ermuntere dein träges Hertz.
Holtensen, unter Rodenstein, gegossen von Joh: Conrad Greten in Braunschweig. [Nach Hassels Kollektaneen um 1780 stand an der damaligen Glocke: Jesus Maria St. Nicolaus mdxxix.]
Elf dekorativ ziemlich schwächlich behandelte Einhäuser Typus I, datiert 1716–1805. Darunter: von 1716 Nr. 32, erstes Nebenhaus, Giebel zweimal vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle; zweites Nebenhaus von 1738 ebenso profiliert auch am Oberstock, Torversenkung mit Kerben an der Kante, Keller links vom unter dem größeren Seitenschiffe, Füllung seitlich aus Splethen und Lehm, vorn aus verputztem Bruchstein. Nr. 27 von 1723, zweischiffig. Nr. 3, Giebel abgewalmt mit Fase an Schwelle und Füllholz. Nr. 28 von 178(7?) mit Karniesprofil unter Oberstock und Giebel, Torständer über Konsole etwas vorgesetzt. Nr. 35 von 1789, rechts mit jüngerer Auslucht, Giebel zweimal und Obergeschoss vorgekragt über Karniesprofil, Torständer vorgeschoben. Nr. 12 von 1805, Vorkragung des Giebels und des Oberstockes auch seitlich über Karniesprofil. Verbaute Einhäuser sind Nr. 18, mit Rest von roten, gemalten Ranken an den Zwickelbändern, und Nr. 56 mit Karniesprofil unter dem Oberstock. – Typus II erscheint viermal: Nr. 21, Giebelvorkragung, Fase an Füllholz und Schwelle, Tor mit Perlschnur an der Kante, Scheune dabei von 1759; Nr. 1 von 1789 mit Karniesprofil an der Vorkragung von Oberstock und Giebel. Nr. 29 von 1797, Oberstock ebenso, Torständer vorgesetzt. Nr. 2 von 1798, Oberstock ebenso ringsum, Längsprofil an zwei Giebelvorkragungen, Stern an den Zwickelbändem. – Typus III haben Nr. 4, Nebenhaus (wohl stets Scheime), einhausartig von 1766 mit Stern an den Torständern. Nr. 20 von 1845. – Typus IV hat Nr. 2, wohl noch aus dem XVII. Jahrhundert, das Haus ist 1841 aus Eschershausen hierher versetzt. Kräftige Vorkragung (doch ohne Knaggen) von Oberstock und Dach mit gerundetem Füllholze, Perlstab an der Schwelle, Spruch an der Oberstockschwelle. – Typus V und Giebelfronten erscheinen mehrfach mit Karniesprofil an der Vorkragung.
An 17 Häusern wurden 1884 Inschriften gezählt, datiert 1712–1844, alle erbaulichen Inhaltes, darunter:
Diesem Hause und den Bewohnern
sei Gott stets ein reicher Lohner.
Und wie dort über Edoms Haus,
so geuß hier deinen Segen aus.
Tritt mit der Zeit der Wechsel ein,
führ uns in die Himmelswohnung ein.
Heinrich Gottfried Ferdinand Samse, Hanne Justine Wilhelmine Hartmann. Den 11. Juni 1798.
[Nach Hassels Kollektaneen befanden sich um 1775 vor dem Orte zwei „Kreuzsteine“.]
Die Rothesteinshöhle in den Dolomitfelsen des Iths, oberhalb des Ortes, war nach einer Grabung 1883 (vergleiche Braunschweigisches Magazin, 1896, S. 197/8 in den Beiträgen zur Vorgeschichte des Landes Braunschweig von Th. Voges und Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaften in Braunschweig, 1897) und einer Untersuchung durch W. Blasius 1898, die Fundstätte von ungeschlämmtem, ohne Drehscheibe gearbeitetem Tongeschirr, Bronzegerät und Menschenknochen. Die Höhle selbst zeigt keine Spuren von Bearbeitung.
Geschichtliches. (Guthe, historische Nachrichten. Braunschweigische Anzeigen, 1757, Stück 96–102). Die capella in H., mit dem ganzen Dorfe war 1150 Zubehör der Herrschaft Homburg. 1319 wird ein Pfarrer Bertram erwähnt. – Die Pfarre, 1335 unter Homburgischem Patronat, gehörte zum Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden, scheint jedoch schon frühzeitig unselbständig geworden zu sein; der Patron Johann von Bevern (gest. 1565) gestattete ausdrücklich, dass sie von Dielmissen aus mitverwaltet würde, und dabei ist es bis heute geblieben. Das Patronat ging wohl von den Homburgern an ihre nach dem Orte genannte Ministerialenfamilie über, die seit 1244 bis ins XIV. Jahrhunderts (1304) urkundlich ist, und weiter mit den Besitzungen der von Hunzen an die Herrn von Bevern. Als diese 1588 ausstarben, kam mit ihrem Lehnsbesitze (siehe Bevern) auch Hunzen und das Patronat als ein kalenbergisches Lehen (Urkunde von 1637) an die Herren von Münchhausen, die denn auch 1763 Gutsherren sämtlicher Höfe, außer einem Pfarrhalbspänner, waren und einen Jäger hielten. Der Hauptzehnte (1763 über 514 Morgen) gehörte schon um 1580 den Herren von der Wense als ein lüneburgisches Lehen, ein kleiner (1703 über 101 Morgen) kam mit dem Bevernschen Lehngut an die Münchhausens. Die Gerichte gehörten zum Amte Wickensen, niedere Börde.
Dorfanlage haufenförmig mit der Kirche in der Mitte. Flurkarte 1763 von Georg Christian Geitel. Damals 4 Halbspänner, 8 Großköter, 7 Kleinköter. Einwohnerzahl 1793: 169, 1905: 203.
Die der Maria Magdalena geweihte Kirche besteht aus einem nach Osten gerichteten, flachgedeckten, rechteckigen Saale aus Bruchstein. Das Dach ist mit Sollingsplatten belegt. Der quer vor die Westseite gebaute, wenig höhere Turm trägt einen zum Quadrate eingerückten jüngeren Fachwerkaufsatz mit achtseitigem Dache, oben Wetterfahne mit der Jahreszahl 1736. Die einzige Tür im Westen ist von 1876, darüber ein spitzbogiges Fenster mit Kantenfase und noch höher ein rechteckiges. Über der vermauerten Südtür eine anscheinend gehörnte Maske vor einer Hohlkehle als Kragstein. An beiden Längsseiten der Kirche je zwei flachbogige Fenster (vermutlich von einer Wiederherstellung 1738), dazu an der Nordseite dicht unter dem Dache und im Osten ein rechteckiges; ein kleineres im Ostgiebel. – Im Inneren öffnet sich der Turm gegen das Schiff mit einer jetzt flachbogigen Tür. In der Südwand rechteckige Nische mit Ausguss. Fortlaufende Empore an den Längsseiten und im Westen, Gebälk des vordersten Westbalkens mit einer Zahnschnittreihe über einer vortretenden und zwei versenkten Bogenreihen; zu unterst die Inschrift in Antiqua: Christe, ministerii nostri tv dirige cvrsvm · Christe, evangelion promove, qvaeso, tvvm. Anno 1596 svb Conrado Vrithovio constrvctvm. J. F. – Der Altartisch ist massiv mit Platte über steiler Schräge. Vierseitige Kanzel in einfacher, hölzerner Ädikula mit gedrehten Säulen über dem Altare. [Ein Taufstein wird im Corpus Bonorum 1751 erwähnt.] Dreiteiliges, hölzernes Orgelgehäuse (1751 noch nicht vorhanden) mit durchbrochenem Akanthusornamente.
Silberner, vergoldeter Kelch, 16 cm hoch, runder Fuß am Knauf, rautenförmig gestellte Zapfen mit i. n. r. i. 76. Außen am Fuße graviert in Antiqua: I D (= 1 Teil?) Hartvngk Haken · I Ɨ D (=1½ Teile?) Brvn Arent von Bevern. I D Henrich von der Wense 1576. – Zwei zinnerne Leuchter, mit eisernem Dorn, 32 cm hoch. Umschrift am Fuße in Antiqua: Johan · Lappen · Amptmann · zvm · Lawenstein · Vrsvla · Krekelers · seine · e · Hvsfrav. anno 1653. – Geschnitztes Kruzifix, Höhe des Corpus 39,5 cm; grobe Arbeit wohl des XVII. Jahrhunderts.
Zwei alte, steilwandige Glocken. Die größere, von H. Pfeifer (Kirchenglocken im Herzogtume Braunschweig, Denkmalpflege, III, Seite 113, danach Abbildung 167) in das XII. Jahrhundert gewiesen, ist ohne die aus sechs Ösen bestehende Krone 67 cm hoch, 70,5 cm breit. Der Schlag ist durch zwei Profile abgesetzt, darüber ist der Körper mit einem rautenförmig gestellten Netzwerk überzogen, dessen aus drei parallelen Linien gebildete Bandstreifen durch leichte Ritzung (auf der Abbildung zu kräftig) entstanden sind. Durch vertikale Streifen ist das ganze Netz in zwei gleiche Hälften zerlegt. – Die kleinere Glocke, 51 cm hoch, 55 cm breit (Abbildung 167) hat eine Krone aus vier unregelmäßig gestellten Ösen; ihr breit ausladender Schlag ist ebenfalls durch zwei flache Stege von der Flanke getrennt. An dieser ein kaum sichtbares, gemaltes, als St. Jakobus aufzulösendes Monogramm mit der Jahreszahl 1617.
Außen an der Südwand Grabsteinplatte für den Meier und Altaristen Henrich Heine Meyer, 1668–1744, und seine Frau. Im geschweiften Abschluss über der Antiquainschrift ein Kruzifix.
14 Einhäuser Typus I und II datiert 1744–1835. Zu Typus I gehören: Nr. 6, das älteste aller, wohl um 1600 entstanden, doch im Ständerwerk stark erneuert; Fase an Füllholz und Giebelschwelle, über dem Tore Beschlagwerkstreifen aus ⁓-förmigen Gliedern, in der Mitte eine Maske; am Torständer Rosette, Name in Antiqua: Hans Ei … es. Nr. 5 hat rechts eine Auslucht, Haupt- und Ausluchtgiebel vorgekragt über gerundetem Fallholze und mit Fase an der Schwelle. Ebenso vorgekragt der Giebel von Nr. 9. Nr. 12 von 1798, Giebel zweimal vorgekragt über Horizontalprofilen an den Schwellen. Ähnlich die 1799 datierte Scheune von Nr. 9 mit Spruch an der Schwelle. Nr. 10 mit Horizontal-Profilen unter Oberstock und Giebel. – Typus II haben: Nr. 8 von 1744, Giebel zweimal vorgekragt wie Nr. 5, dazu Spruch an der unteren Giebelschwelle, Kerbenreihe an der flachbogigen Toreinfassung, Stern am Torständer. Nr. 6 ist ein kleiner Bau mit Däle ganz rechts, noch jetzt ohne Schornstein und mit offenem Feuer am Ende der Däle. Nr. 16 (Abbildung 168) von 1799 mit Karniesprofil an der unteren Giebelschwelle und Backsteinmosaik an der Rückseite. Nr. 17 (Abbildung 168) von 1834, Oberstock vorgekragt über Längsprofilen ringsum, Tulpenblume am leicht vorgesetzten Torständer, rückwärts Backsteinmosaik und Spruch an der Oberstockschwelle. Nr. 16 und 17 sind Nachbarhäuser, die Rückseite beider ist südwärts gegen die Hauptstraße gekehrt und hat daher wohl den auffallenden Schmuck. Nr. 21 von 1835. — Nr. 11 hat Typus V mit Stern am Torzwickel. – Die Giebelfront Nr. 7 von 18.5 hat Karniesprofil unter dem Oberstock und zweimal am Giebel. Das Spitzendreieck ist bemalt mit zwei braunen, gegen einander gekehrten Pferden und einer Krone; Spruch an der Oberstockschwelle.
1884 wurden an 15 Häusern Inschriften gefunden, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1744–1873.
Kirchbrak.
Namensformen.Brac (1265), Brak (1311), Kerkbraek (1397.)
Geschichtliches. Das Pfarrdorf, jetzt in der Inspektion Stadtoldendorf, gehörte im Mittelalter zum Bann Ohsen der Diözese Minden. 1375 war ein Heinrich Egelmer Pfarrer und damals wurde ein Paulusaltar in der dem Erzengel Michael geweihten Kirche von den Herrn von Halle gestiftet und vom Bischof von Minden geweiht. Während des Überganges zur Reformation 1568 war Kaspar Hasenjäger Pastor. Das Patronat war 1581 zwischen Minden und der Gutsherrschaft streitig, ist seitdem aber bei dieser (auch in Westerbrak begütert) geblieben. Es war nach einer Wunstorfer Urkunde schon 1417 Mindensches Lehen der von Halle. Eingepfarrt beziehungsweise Filialen waren stets Westerbrak, Buchhagen, Heinrichshagen, Breitenkamp. – 1265 hatten die Grafen von Everstein Brac in Pfandbesitz vom Stifte Minden, 1325 verkaufte dieses die villicatio an die von Halle. Das „ampt“ Kirchbrak war 1397 mindensches Lehen der von Halle. Später scheint der Besitz dieser Familie, deren Stammsitz im benachbarten Orte Halle lag, auf die Herren von Grone übergegangen zu sein, die seit dem XVI. Jahrhundert hier ansässig sind. Ein nach dem Orte genanntes Rittergeschlecht ist nach Rustenbach, (Häger usw., am angegebenen Orte, Seite 623) von 1194 bis 1371 urkundlich. Mindenscher Lehensbesitz desselben im Orte (namentlich 1 Mahle und 1 Hufe) ist 1304/24 und 1311 überliefert. Das Wickenser Erbregister führt die Grones 1580 unter dem Homburgischen Adel auf, der 1529 am Landgerichte bei Heyen teilgenommen hatte. Nach Behrens (Stammbaum und Geschlechtshistorie der Herren von Grone, 1726) ist die Familie nach der Pfalz Grone bei Göttingen genannt und in der dortigen Gegend seit 1253 in zusammenhängender Geschlechterfolge nachweisbar (vergleiche auch Urkundenbuch der Stadt Göttingen). 1558 besaßen sie 2 Hufen als herzogliches Lehen, 1590 außerdem nach dem Lehnsbriefe des Herzogs Heinrich Julius Güter in Halle, Westerbrak, Dielmissen und „alles was Udo von Halle an Homburgischen Lehenstücken gehabt hatte.“ Tatsachlich gehörte ihnen schon damals das ganze Dorf (Wickenser Erbregister), ohne die Gerichte, die immer beim Amte Wickensen untere Börde geblieben sind. Ihr Landbesitz verdichtete sich um zwei Rittergüter im Orte, den Oberhof, 1813 mit 138 Morgen Acker, der 1726–1813 im Besitze der Herren von Hake war, und den Unterhof, der 1790 245 Morgen Acker hatte. Die zu den Gütern gehörige umfangreiche Waldung am Vogler ist, soweit sie Teil des Oberhofes war, im Hakeschen Besitze (Buchhagen) geblieben. Der Zehnte über 407 Morgen gehörte 1761 den adeligen Höfen, der Rest der Flur, 472 Ackermorgen (darunter wohl das Gutsland), war zehntfrei. Im Orte ist ein Teil der Wüstung Wabeke (siehe die) beziehungsweise Wendtfelde aufgegangen, an ihrer Stelle etwa liegt jetzt die zum Dorfe gehörige Eisengießerei Osterbrak.
Dorfanlage zerstreut, in der Mitte der Oberhof bei der Kirche, der Unterhof am Nordostrande. Thie, schon 1460 genannt, ziemlich in der Mitte des Dorfes. Flurkarte 1761 von Georg Christian Geitel. Damals außer den adeligen Höfen 17 Großköter, 5 Kleinköter, 10 Brinksitzer, sämtlich unter der Gutsherrschaft der von Grone, denen auch die beiden Kornmühlen, eine davon Hägergut, gehörten. Die Othmersche Leinenhandlung im Orte setzte zwischen 1784 und 1793 jährlich für mindestens 50 000 Reichstaler Ware um. Einwohnerzahl 1793: 338, 1905: 618.
Die nach Osten gerichtete Kirche (Abbildungen 169 bis 171) aus dünn verputztem, rotem, horizontal geschichtetem Bruchsandstein hat romanischen Charakter. (Grundriss, Schnitte, Ansicht und Einzelnes auch bei Pfeifers Aufsatz: Mittelalterliche Dorfkirchen im Herzogtum Braunschweig, Zeitschrift f. Bauwesen, 1882, Tafel 30.) Das Schiff, mit gerader Ostwand, hat zwei im Scheitel stark ansteigende Gewölbejoche, der Turm, mit etwas dickeren Wänden, die jedoch außen mit dem Schiffe in gleicher Flucht, wenn auch nicht völlig bündig, liegen, hat im Erdgeschosse ein niedrigeres, ebenfalls ansteigendes Kreuzgewölbe, gleich den beiden des Schiffes ohne Rippen. Außen ist an der tiefer liegenden Südost-Ecke ein abgetreppter Sockelunterbau sichtbar. Die beiden Schiffsjoche sind durch einen spitzbogigen Gurtbogen voneinander getrennt. Dieser Gurt ruht auf Wandpfeilern mit Kämpferstück aus Platte über starker Kehle, am nördlichen Pfeiler das umgekehrte Profil als Basis. Die ebenfalls zugespitzten Schildbögen fußen an den Längsseiten auf diesen Gurtpfeilern, und vor den Ecken auf halbkreisförmigen Konsolenwulsten, der westliche Schildbogen fehlt, der Östliche ruht auf Eckpfeilern mit dem gleichen Kämpfer wie vorhin, der südöstliche auch mit der gleichen Basis. Der Fußboden des östlichen Joches liegt eine Stufe höher als das westliche. Das Schiff ist zugänglich durch eine romanische Tür an der Südwand, deren zweimal nach innen abgetrepptes Gewände noch etwas in die anstoßende Turmwand hineinragt. Die innerste Bogenfläche ist gefüllt, die Platte ruht über je einem Eckwulst und trägt in einem vertieften Halbkreise ein Kreuz über einem Bogen; rohe, neuerdings übergangene Arbeit. Die beiden hochgelegenen rechteckigen Türen, je an der Nord- und Südseite, führen, über mehrere Stufen, auf die Patronatsemporen und sind, gleichwie die rechtwinkligen Fenster mit Eisengittern (eines in jeder Wand des östlichen Joches und in der Südwand des Westjoches), neuere Zutat (zwei Fenster wurden 1610 eingefügt). Ihre Gewände sind Holz- und Steinbalken mit abgefasten Kanten. Unter dem Nordfenster außen eine vermauerte flachbogige Tür und davor eine Steinplatte, Zugang zu der Patronatsgruft. Das mit Sollingsplatten gedeckte Dach ist an der Ostseite ganz abgewalmt.
Das Äußere des Turmes besteht aus zwei hohen Geschossen, deren oberes an der Nord- und Südseite über einer Schräge etwas eingerückt ist. Er liegt mit seiner länglich rechteckigen Grundflache quer vor dem Schiffe und öffnet sich gegen dieses mit einem breiten Spitzbogen. Sein Erdgeschossgewölbe stößt vor den drei Wanden auf Schildbögen. In seiner verstärkten Südwand und Südwestecke ist eine Treppe ausgespart, die auf das Gewölbe führt. Die Glockenstube hat im Osten zwei, im Westen ein schlichtes rundbogiges Fenster. In der Westwand dazu und in der Nord- und Südwand ein breiteres Rundbogenfenster mit romanischen Teilungssäulen (Abbildung 171). Davon ist die nördliche die feinere; attische Base mit Eckblättern, Kapitäl über Halsring mit Akanthusblättern, die auf der Mittelrippe mit Facetten besetzt sind und durch Überfall Knollen bilden. Die südliche Säule ist roher: die Basis ist viereckig mit starker Kehle, ebenso der Halsring vierseitig kissenartig, das unförmige Kapitäl darüber mit vier, über die Ecke gelegten, palmettenartigen Blättern. Die westliche Teilungssäule besteht aus einem viereckigen Pfeiler, der unten zur Seite ausladet und oben ein kapitälartiges, trapezförmiges Glied trägt. Seine Außenseite hat eine bandförmige Umrahmung und am Kapital ein Kreuz. Die Turmgiebel haben kreuzförmige Durchbrechung, das Satteldach mit ostwestlicher Firstlinie ist mit Sollingsplatten gedeckt, auf seiner westlichen Spitze Hahn mit 1877 an Stelle eines älteren. In der Mitte vierseitiger Dachreiter mit sechsseitigem Helm und Kreuz auf der Spitze. Vor einem Teile der Nordseite von Turm und Schiff ein Begräbnisanbau der Herren von Grone-Westerbrak aus Bruchsandsteinmauerwerk (Abbildung 169), im Inneren mit Tonnengewölbe. In seiner Giebelspitze gebrochener Bogen mit nasenbesetzter Maßwerkeinteilung und Dreipass. Darunter das Gronesche Wappen mit der Überschrift: Anno 1669 D. v. G. z. W. In der Westseite eine jüngere Tür, östlich kleines spitzbogiges Fenster mit gefaster Kante. Eine im Inneren der Kirche sichtbare Nische vor diesem Anbau mag auch eine Tür gewesen sein.
Im Inneren wurden unlängst an der Ostwand zur Linken Reste figürlicher, jetzt nicht mehr sichtbarer Malereien entdeckt, im besonderen soll ein Rad erkennbar gewesen sein. Emporen liegen an der Nord- und Südwand der Kirche – diese für die Gutsherrschaft – sowie im Turme. Sie ruhen auf dünnen, runden oder vieleckigen, teilweise kandelaberartigen Ständern, deren einer ein korinthisierendes Kapitalstück mit Gebälkwürfel trägt. Die Brüstung südlich und nördlich hat Gesimsabschluss mit Konsolenreihe, einzelne Brüstungsfelder auch mit gemalten Wappen, mehrere der Familie v. Grone, andere v. Hake, Haxhausen, v. Linsingen, v. Mey, v. Bülow, v. Oheimb. [Nach dem Corpus Bonorum von 1751 stand an der nördlichen (Westerbraker) Empore: Anno 1600 den 1. Septemb. hatt die hochedelgebohrne viel ehr und tugendreiche Frawe Gertraut Agnese gebohrne Mey Witwe von Grone zu Westerbrack diesen Standt nebens der begrebnus bauwen und verfertigen lassen.]
Kanzelaltar, der gemauerte Tisch oben abgeschlossen mit Platte über Schmiege. Der hölzerne, vielgliedrige Renaissanceaufsatz (Abbildung 172) darüber ist größtenteils von 1634, die bunte Bemalung ist erneuert. Ein niedriges Sockelstück ist durch vier geflügelte Putten in drei Felder eingeteilt; im Mittelfelde eine Anbetung des Kindes in Relief, in den Seitenfeldern Inschriften, jetzt auf vorgelegten Papptafeln kopiert, links: Ao̅ 1610 den 29. Januari nach|mittags umb 4 Uhr ist der woledler und vester Simon | von Grone in 24. Jare seines | Alters in Gott selig entschlaffen; | Ao̅ 1626 den 8 Novembris mor|gens zwischen 9 und 10 Uhr ist der woledler und vester Georg | von Grone seines Alters 31 | Jar in Christo selig verschieden; rechts: Ao̅ 1634 den 20 Xbris hat | die woledle ehr und viel | thugendreiche Frawe | Anna geborene von Wech|sung Witwe von Grone | diese Tafel zu Gottes | ehre und ihrer beiden | gotseligen Ehemännern | ewiger Gedächnis zu Kirch|brack uf den Altar verehret. Über diesem Untersatze ein zweites Sockelstück mit Inschrift auf einem Mittelschilde: In Statum praesentem | me redigi curavit A. E. C. de Grone | Serenissimi Ducis Brunsv. & | Lüneb. Consil. Leg. Intim. Dn̅: | Haered: in Wester- et Kirch | brack. An̅o 1728. Darüber die dreiseitige Kanzel von 1728 zwischen zwei Pfeilerstreifen. Sie trägt in der Mitte ein Relief von 1634 mit der Abendmahlsausteilung. Auf den Pfeilern, mehr oder weniger erhalten, jederseits 24, größtenteils aus dem vollen Holze geschnitzte Ahnenwappen, mit den Namen der Familien in Antiqua, links: d. v. Wexzvng, d. Haken (im Schilde und als Zier zwei gegeneinander gekehrte Halbkreise), d. v. Kalen, Fuchs mit einer Gans im Maule als Wappenbild und Helmzier, d. v. Krafts, d. v. Benvng, Sal (im gespaltenen Schilde links fünf Rosen, rechts drei Vögel, als Helmzier ein Hundskopf), im Schilde vierfüßiges Tier mit Fisch im Maule, d. v. Grone, v. Campe, d. v. Fresenhagen, d. v. Amelvngsen, im Schilde und als Helmzier Narrenkopf mit vier Schellen, d. v. Witte, im Schilde und als Zier zwei gekreuzte Hakenstangen, d. v. Hackshvsen, d. v. Went, v. Aschke, d. Frencke, ?, d. v. Aschke, d. Klencke; rechts: d. v. Holbach, d. Friesen, ?, ?, ?, d. v. Amstorf. ?, d. v. Wechsvng, d. v. Grone, d. Haken (das Wappen der bekannten kalenbergischen Familie), d. v. Honho(r)st, d. v. Platise, d. Went, d. v. Frenke, d. v. Lvlefshvsen, v. Amelvnksen, d. Wesfalen, d. v. Stockhvsen, d. v. Hamstorf, d. Reböcke, d. Spiegel, d. Kniggen, d. v. Botmar, d. v. Lvchtring; abgefallen ist ein Wappen mit schreitendem vierfüßigen Tiere im Schilde und als Helmzier sechs Federn in zwei Reihen. Die Wappenleisten haben an den Außenseiten Ornamentflügel, an diesen unten Bilder im rechteckigen Rahmen, links mit Georg und Simon von Grone, rechts mit der Witwe dieser beiden und ihren drei Kindern; darüber steht links der Evangelist Johannes, rechts Matthäus, weiter hinauf Akanthusrankenwerk. Über dem Schalldeckel wieder zweigeschossiger Rest des älteren Altaraufsatzes: zwischen Lukas und Markus unten Kreuzigungsrelief in einem stark vortretenden Rahmenwerke, vor dem links der Glaube und tiefer die Tapferkeit stehen, rechts die Nächstenliebe und eine Frau mit Vogel in der Hand. Darüber kleineres Relief der Auferstehung in ähnlichem Rahmen zwischen Hermenpfeilern und links einer Frauenfigur mit Buch, rechts jetzt ohne Attribut. Zu oberst eine Gerechtigkeit zwischen zwei bekleideten, betenden Engeln und auf einem Inschriftschilde mit: 1. Joh. (1) | Das Blutt Jesu Christi | des Sohns Gottes macht | uns rein von allen Sünden.
Orgelgehäuse über der inneren Westempore, dreiteilig mit Akanthusschnitzerei und Blumengewinden. Darunter Gronesches, von Engeln gehaltenes Wappen über reichem Akanthuswerk und der Inschrift: In honorem Sum̅i Numinis et Ornamentum Tempil Donavit A. E. C. v. Grone, Anno 1733. Im Turme 1 m hoher Rest eines bekleideten Taufengels aus Holz, bereits 1751 vorhanden.
Silberne, vergoldete Kelche. 1. 18 cm hoch, sechsteiliger Fuß mit waagerechtem Zierbande, auf der eingeknickten Fußfläche zwei Wappen, mit Unterschrift links: Simon · Johan · Mey · Oberstleutnant, rechts: Anno · von · Kanitz, am flachen Knauf sechs rautenförmig gestellte Zapfen, jeder mit einem Buchstaben von ihesus. Tellerförmige Patene dazu mit Weihekreuz, 12,5 cm breit. – 2. 13,9 cm hoch, mit sechsteiligem Fuße, dessen senkrechter Randstreifen eine eingestampfte Blütenreihe trägt, dazu auf einer Seite gegossenes Kruzifix mit Maria und Johannes auf Ranken, die dem Kreuzfuße entwachsen, am flachen Knauf sechs Zapfen und gravierte Blüten. Unter dem Fuße Umschrift in Antiqua: Melchior · Hartvng · v. Gron · Hieronimvs · Nolte · Pastor · Cordt · Klemar · Hinrich · Tappe · Altaristae · Anno 1656. Tellerförmige Patene, 13,9 cm breit. — [3. Ein gläserner Kelch mit Teller war 1751 vorhanden.]
[Eine silberne, vergoldete Weinkanne wird 1751 angeführt. Sie hatte zwei Wappen auf dem Deckel gehabt mit den Buchstaben E. H. H. (= Ernst Heinrich Hake, Rittmeister) und A. C. V. H. (= Anna Cathrina von Haxhausen). Hildesheimer Beschau (wachsender Adler, darunter 1649 im gevierten Schilde) und Meisterzeichen H. G.]
Zwei Altarleuchter, 34 cm hoch, aus Bronze, gotisch (Abbildung 172).
[1751 wird im Corpus Bonorum erwähnt: „Eine schöne, übergüldete, mit vier Spiegelgläsern ausgesetzte und an den Armen mit weißen Gläsern reichlich behengte höltzerne Krone“.]
Zwei gehenkelte Altarvasen aus Faience, mit den überhöhten Henkeln 29 cm hoch, aus gelbgrauer, schwerer Masse mit bläulicher Glasur. Die Henkel laufen in Tierköpfe aus, die einen Ring im Maule halten. In tiefblauer Farbe am Bauche jederseits ein Schloss mit Jagdszene. Bezeichnung der Hantelmannschen Fabrik in Braunschweig. Es sind wohl die schon 1751 erwähnten „Blumentöpfe“.
Faiencevase in Form eines eingeschnürten Flaschenkürbisses, 26 cm hoch, leichter weißer Scherben, chinesierende Dekoration mit Figuren und Landschaften; unbezeichnet.
[1751 waren noch zwei Rauchgefäße von Messing vorhanden und ein Lesepult von 1688.]
Gekreuzigter aus Holz, an der Ostwand, mit Kreuz 58 cm hoch; handwerksmäßige Arbeit wohl noch des XVI. Jahrhunderts (Abbildung 172).
Alte, vierfache Sanduhr neben der Kanzel.
[Gedächtnistafeln 1751: „gegen Norden zwei mit einem aufgehängten eisernen Panzer an der Orgel und Sporen und Degen an der Wand. Gegen Mittag zwei mit angehängten Sporen und Degen.“]
Glocken. [1. Mit Umschrift nach dem Corpus Bonorum: Mester didreck me fecit mccccxlvii ante Michaelis. O rex gloriae veni cum pace, amen. St. Maria. Dazu an der einen Seite der Gekreuzigte, an der anderen Maria mit Kind. Die Glocke barst 1750. – 2. An der Stundenglocke stand 1751: Harmen BTN me fecit anno 1597.] – 3. Ohne Krone 79 cm hoch, 97 cm breit. Am Halse ein schlecht gegossenes Ornamentband mit feinen Ranken, Putten und Medaillonköpfen, darunter zwei Inschriftreihen, Zeilenanfang durch ein Medaillon markiert; tiefer ein abwärts gekehrtes Blattornament, noch mit Naswerk. Die Inschrift in Antiqua heißt: Hinrich · vnd · Simon · von · Grona · Jvnck · Jacobvs · Myen · Pas · Hinrich · Sander · Hinrich · Alswed · Alt · Eilerd · Niehof · Richtr · M · Jochim · Schrader. Anno 1607. Das Corpus Bonorum 1751 gibt laut Rechnung von 1607 an, dass Eilerd Niehoff der Wirt gewesen sei, bei dem der Gießer Schrader logiert habe, und in dessen Hofe die Glocke gegossen worden sei. – 4. 78 cm hoch, 1,5 m breit. Am Halse zwei Inschriftstreifen, darüber ein Ornamentband mit Darstellung der kanaanäischen, von zwei Leuten getragenen Traube; darunter Ornamentband aus Laub- und Bandelwerk. Die Antiquainschrift heißt: T. C. A. und C. R. von Grone Patroni, Christoph Heinrich Steinacker Pastor, F. Warnecke und H. H. Meier Altaristen. Am Mantel einerseits der Gekreuzigte zwischen Naturblättern, andererseits drei Flügelköpfe. Am Schlage die Umschrift in Antiqua: Aus dem Feuer bin ich geflossen, Christoph August Becker in Hildesheim hat mich 1788 gegossen. – 5. Modern aus Eisen und unzugänglich. – Nach dem Corpus Bonorum soll die größte Glocke „in früheren Kriegen von hier nach Wallensen verschleppt sein, wo sie noch ist.“
Grabsteine der Familie von Grone im Innern der Kirche an der Nord- und Ostwand aus rotem, grau übermaltem Sandstein mit Reliefdarstellungen. 1. 2,20 m hoch, 90 cm breit, für Elisabeth von Grone (Abbildung 173). Die Verstorbene kniet betend vor einem Kruzifix in einer Arkade, deren flacher Bogen mit Ornament der Frührenaissance auf Dockensäulen ruht zwischen breiten Pfeilern. Über der Frauenfigur die Frakturinschrift: O · here · de · du · bist · | ware · minske · vnd · | god · du bist · jo · min . | Erlöser · vnd · Salickmaker. Rechts und links unter und über der Arkade die Wappen der von Honhorst, Bock von Nordholtz, von Grone, von Helmersen (Siebmacher von 1605 Bl. 185). Aus der Spitze eines von Voluten und Trauben eingefassten Giebelabschlusses hängt eine Schrifttafel herab mit: Erkennet · Doch · Das | Der · her · Seine · hillige | wunderlich · füret | Psal. 4 | Der · here · Dodet · vnd | macht · lebendig · furet | in · de · helle · vnd · wed | der · heraus · 1. Sam. 2. Unter der Arkade Inschrifttafel in reichem Rollwerkrahmen mit Frachtschnüren und Putten: Die Eddele · Erbare · v̅d · vieltug̅etriche | Frawe · Elisabeth . geborne · van · heluersē | henrich · von · Gron · des · Eltēr · Ehelike · ha|usfraw · ist · im · here · Selig · Entschlaffē vnd | von · Diesem · Elendsthal · Den · XX. tag | augusti · nachdem · Sie · vast · VII Jaer · ein | Schu̅eres · Leger · gehat · abgescheden | Ihres · Alters · im XL · iare · Ihres · Ehestā | des · im · XIIII. Iare · der · Selē · Godt · Gne¦dig · Si · Rawet · hir .im · frede · anno M.D.LXXXI. – 2. Für Jürgen von Grone. Länglich rechteckig, 1,31 m hoch, 79 cm breit. In einer Arkade ein Wickelkind, oben und unten jederseits ein Wappen: von Grone, von Hake, von Hohnhorst, von Platise. Inschrift am Bogen in Antiqua (wie die folgenden): Martci · X · Lathet · de · kinderre · tho · mi · komen · vnd · weret · en · nicht · wente · solcker · is · dat · himmelricke. Umschrift am Rande: Anno · 1 · 5 · 88 · des · mādagas · nach · Michaelis · tvisken · 12 · vnd · 1 · slage · is · de · ehrenveste · ivncker · Jvrgen · v. Grone · in · Got · entslapen. – 3. Für Anna Maria von Grone, 1,96 m hoch, 1,34 m breit. Die Tote kniet betend links neben dem Gekreuzigten in einer Renaissanceädikula. Die Säulen tragen Blattwerk auch am Schaftfuße. Die Hauptinschrift unten an einer Brüstung: Anno · 15 · 90 · den · 14 · aprilis · am | avende · twisken · 2 · vnd · 3 · is de doget | same · Anna · Maria · v · Grone · in · Got | selig · entslapen · vnd · am · stillen | fridage · alhir · begraven · ehres · al|ters · im · 6. Jare. Oben zwischen den Säulen Streifen mit den 4 Wappen von Nr. 2, gerader Giebel mit der Inschrift: Iohan · 3 · | Also heft · Got | de · werlt · gelevet · | dat he sinen · einigen · so|ne gaf · vp · dat · alle · de · an · en · | gelovet · nicht · vorloren · werden · | svnder · dat · ewige · levent · hebben · – 4. Für Johann von Grone, 1,87 m hoch, 1,11 m breit. Der lebensgroß Dargestellte kniet in reicher Kleidung, den Hut vor sich auf dem Boden. Den Hintergrund bildet eine mit Rankenwerk dekorierte Nische, in den vier Ecken ein Wappen: von Grone, von Fresenhagen, dann: Schellenkopf im Schilde wie an der Kanzel, gekreuzte Bootshaken ebenso. Randumschrift: Anno 1593 den 16. Febrvary ist der edel vnd erenveste Johann von Gron den Abent · vm · 9 · Uher · von Otto von Kampen den Morder · beslicher Wise · erschossen. Der Selen Gott genedich si. – 5. Für Simon von Grone, 2,53 m hoch, 92 cm breit (Abbildung 172). Der Verstorbene in ganzer, lebensgroßer Figur steht in einer nischenartigen Vertiefung, deren geknicktes Bogenstück über einem Gesimsende sich eng an Kopf und Schultern legt. Er trägt Spitzbart und langen Mantel. Wappen in den Ecken mit Beischrift, oben links: S. V. G. (von Grone), rechts A. V. W. (von Wechsung), unten links: A. V. K. (von Campe), rechts A. V. H. (von Hake wie das zweite Wappen der Kanzel). Randumschrift: Anno · 1586 · den · 23. Aprilis am · Tag Georg v · ist · der · edle · vnd · ernveste · Simon · von · Grone · geboren · Anno · 1610 · den · 29 · Janvary · vhm 4 Uhr · se(h)lich im Hern ent · schlaefen. Dessen Sele Godt · gnedig · sei · Seines · Alters · 25 · Jar. Geschweifter Giebelaufsatz mit ausgeschriebenem Zitat aus Rom · 14 · Cap · Vnser keiner lebt ihm selber usw. – 6. Für Heinrich von Grone, länglich rechteckig, 2,03 m hoch, 1 m breit. Der lebensgroß Dargestellte steht in ähnlicher Nische wie Nr. 5. Er ist geharnischt, der Spangenhelm mit Federn und Handschuhen steht zwischen den Füßen. In den Bogenzwickeln die Elternwappen des Toten, jedes von einem nackten Engelchen gehalten, von Grone und von Hake. In der Schräge der Nische jederseits noch sieben Ahnenwappen (nach denen wohl der betreffende Teil der Wappenfolge des Altaraufsatzes gearbeitet worden ist), links: von Honhorst, von Wendt, von Lulefshausen, von Westfalen, von Hamstorf, von Spiegel, von Bothmer; rechts: von Platise, von Frenke, von Amelungsen, von Stockhausen, von Rehbock, von Knigge, von Lüchtringen. Randumschrift: Henrich von Grone, Johans des jüngeren ehl. Sohn, erbherr tho Kerk- und Wester-Brack, so gebohre(n) im Jahr Christi 1512 und gestorben Ao. 1617, seines Alters hundert 5 Jahre – Monate – Tage (Abbildung 173).
Scheune aus Fachwerk auf dem Oberhofe, mit der Sturzinschrift: 1590 Johan · von · Grone · me · fieri fecit, Tor mit Perlflechte eingefasst, Bogen jetzt zerstört. Giebel verschalt und vorgekragt mit Konsolenreihe an Holm und Füllholz, Fase an der Schwelle. Über einem Schuppen Wappentafel der von Grone und von Hake, mit Beischrift: C. D. V. G. (= Christoph Dietrich von Grone) H. E. V. H. (= Hedwig Elisabeth von Hake) 1713 d. 1. Jul. Zweite Scheune (von 1725?) mit H. (?) E. W. V… (= Hedwig Elisabeth Witwe von Grone?) Gb. v. Haken. – Wappenstein, jetzt im Unterhofe, heraldisch rechts von Grone, heraldisch links von Went. Giebelabschluss aus Roll- und Muschelwerk, unten Rollwerk mit J. V. G. A. V. W. – Scheune des Unterhofes, am Sturze aufgenageltes Gronesches Wappen und Inschrift: Soli deo Gloria · Tedel · Christian · Albrecht · von Grone · Sophia · Jacobine · Elisabeth · von Grone · gebohrne · v · Vechelde · Anno 1784.
14 Einhäuser Typus I, datiert 1683–1849. Darunter: Nr. 4 von 1683. Nr. 30 von 1727 mit Auslucht links und Däle ganz rechts. Nr. 19 Nebenhaus, Hütte von 1742. Nr. 9 hat an unterer und oberer Giebelschwelle Kehle zwischen Schrägen; dabei formlose Leibzucht von 1756. Nr. 36 hat links einen Vorbau mit Karniesprofil am Füllholz und Fase an der Schwelle des Oberstockes, Stab an der Giebelschwelle. Karniesprofil unter Oberstock beziehungsweise Giebel haben noch drei andere Häuser, darunter Nr. 37 mit Auslucht. Nr. 5 von 1799 mit Profilleiste unter der Giebelschwelle. Nr. 50 ist von 1849. – Typus II haben Nr. 21, das Tor von 16(3?)6 ist wohl älter; die Scheune von 1787 hat die üblichen Sterne an den Bogenzwickeln. Nr. 28 hat Karniesprofil unter der Giebelschwelle und ebenfalls den Stern. Nr. 19 von 1803 hat Blume an den Bogenzwickeln und Stern am Sturze. – Zu den Übergangsformen gehören Nr. 20 von 1738 mit Auslucht links, Oberstock mit Karniesprofil unter Spruchschwelle, ebenso an den Giebeln und seitlich, Stern am Tor der querliegenden Däle, dazu Zimmermannsgerät und Monogramm M. I. D. (oder B?). – Nr. 59 hat Typus V. – Die Giebelfront Nr. 24 trägt einen Spruch an der nicht vorgekragten Oberstockschwelle. Die formlose Hütte Nr. 33 ist 1759 datiert, Nr. 18 von 1779 mit Karniesfüllholz und Fase an der Spruchschwelle des Oberstockes. Nr. 10, das Haus der früheren Leinenhändler, ist eine Längsfront mit Dacherker, vorn ganz verschalt, über einem Kellerfenster 1798. Klassizistische Haustür, seitlich und rückwärts Profilleiste unter den Schwellen, im Inneren großer Flur.
1884 wurden 14 Bauernhausinschriften verzeichnet, datiert 1656–1803, außer denen vom üblichen erbaulichen Inhalte auch: Dieses Haus ist nicht aus der von Grohlenrem (soll heißen: von Grone ihrem) Holze erbaut worden, sondern Jakob Meyer und Katharina Kastens anno 1683 zum Buchhagen lassen verfertigen. Der Segen des Herrn macht reich ohne Mühe.
Kreipke.
Namensformen.Criepan (891–1037), Crepe (seit 1408 und noch 1576), Creipe (1536), Crepke (1547).
Geschichtliches. Der Ort war wohl stets Filial von Halle. Nach mündlicher Überlieferung (Inventarisation von 1881) soll eine Kirche (Kapelle) der Scheune des Hofes Nr. 2 gegenübergestanden haben, wonach der zwischendurchgehende Weg noch jetzt Kirchstraße heißt. Das Stift Korvei erhielt hier 891/1037 eine Hörigenfamilie mit 36 Morgen von einem Siegfried. In der Herrschaft Homburg wird der Ort zuerst 1483 erwähnt, die Gerichtsbarkeit über ihn stand später dem Amte Wickensen (niedere Homburgische Börde) zu. Das Dorf gehörte im späteren Mittelalter (vergleiche Geschichte der Familie von Hake, Seiten 104, 140) den Herren von Uppenbroke, die zuerst um 1300 erwähnt werden. Nach deren Aussterben kam der Besitz (beziehungsweise die Gutsherrschaft der Höfe) über eine an Hermann VIII Hake verheiratete Erbtochter und deren an Gottschalk von Grone (um 1550) verheiratete Tochter Magdalene an die Grones, in deren Hand er zuerst 1545 erwähnt wird. Zwei Hufen besaßen jedoch bereits 1536 die Hakes als mindensches Lehen, wohl die zwei Höfe, über die sie noch 1760 Gutsherren waren. Der Zehnte (1760 über 606 Morgen) stand schon um 1580 den Herren von Klenke zu.
Dorfanlage haufenförmig; östlich der Flurort „auf den alten Kohlhöfen“. Flurkarte 1760 von E. W. Horn. Um 1580: 2 Halbspänner, 6 Köter; 1760: 7 Großköter, 1 Kleinköter. Einwohnerzahl 1790/3: 64, 1905: 64.
Vier Einhäuser, teils ganz Typus II, teils verbunden mit Typus I, dieses bei Nr. 9, rückwärts datiert 1799, vorn 1805, und Nr. 5, mit mageren Horizontalprofilen unter beziehungsweise an den Schwellen, Spruch an der Oberstockschwelle und rautenförmig gestellten Streben im Giebel. Nr. 1 von 1781, Giebel mit Kröppelwalm; rückwärts ist Karniesprofil unter der Schwelle von Oberstock und Giebel sichtbar, dieser dazu mit Spruch und Backsteinmosaik; ein Nebenhaus von 1850 hat Karniesprofil unter dem Oberstock, eine Scheune von 1722 am Giebel zweimal gebauchtes Füllholz mit Stab an der Schwelle, als Wetterfahne ein sprengendes Pferd. Nr. 6 hat Typus III mit Horizontalprofil an der Giebelschwelle. – Die Giebelfront Nr. 3 trägt Karniesprofil unter der mit Inschrift geschmückten Oberstockschwelle, Stern, und in der Giebelspitze zwei gemalte braune, gegen einander sprengende Pferde. – Die Scheune zu Nr. 4 von 1787 hat Karniesprofil an zwei Giebelschwellen, Stern an den Zwickelstreben und rautenförmig gestellte Streben im Giebel.
1881 fanden sich an vier Häusern Inschriften erbaulichen Inhalts, datiert 1697 bis 1822; darunter: Wer Holz hat, der kann bauen. Auf Gott setz’ dein Vertrauen und fürcht’ ihn allezeit. Heinrich Ludwig Eilers. Sophia Caroline Brockmann. anno 1822.
Linse.
Namensformen.Linisi (891/1037), Linsa (1033), Linse (1226). Zum Personennamen Lini (Dürre).
Geschichtliches. Das Dorf war schon vor der Reformation Filial von Halle. Die zuerst 1542 (Kayser) erwähnte Marienkapelle (um 1580 mit 6 Morgen Land) ist nach dem Corpus Bonorum aus einer Klus entstanden. Stift Korvei erhielt 891/1037 in Linse und Uppensen (wüst; siehe Seite 101) von einem Drogo 13 agros. 1033 wird der Ort in einer Urkunde des Kaisers Konrad II. auf der Grenze der Diözese Hildesheim, an der Mündung eines Baches in die Linne (Lenne) genannt. Begütert war namentlich das benachbarte Kloster Kemnade. 1226 kaufte es sich von den Homburgern ein an diese von ihm verlehntes Gut für 26 Mark zurück, 1364 verkaufte es seinen Probsteihof an Albert von Hupede und Dietrich von Borghe. 1759 war es Gutsherr von drei Höfen, ebenso der Herzog. An herzoglichem Lehengut besaßen 1590 zwei Hufen die Schulenburgs in Hehlen als Lehnsnachfolger der Herren von Frenke (1537), eine dritte herzogliche Hufe war damals in den Händen Konrad Wedemeyers, Großvogts auf dem Kaienberge, und ein Gogreve hatte eine vierte mit zwei Kothöfen. 1661 erwarb der Fürst eine von den Hakes wieder erbaute Mühle, wohl die Hakesche Hegermühle des Wickenser Erbregisters (um 1580), die spätere Herrenmühle im Krümpel, mit der 1759 ein Zoll verbunden war. Die Mühle unterhalb dieser in der Thran gehörte 1759 dem Kriegsrat von Nölting, die dritte oberhalb war herzogliches Lehensgut und mit Zins nach Bodenwerder bereits um 1580 angeführt. 1237–1247 kauften die Schulzen in Hameln und Hartung Vrenke zwei Hufen mit einer curia von den von Osen, wohl die beiden hildesheimschen Hufen, die ihnen gleichzeitig überwiesen wurden. Der Zehnte war 1473 mindensches Lehen der Herren von Hake und, über 514 Morgen, noch 1759 in deren Besitz. Am Weserufer wurde 1538/9 der Salzhof erbaut auf einem Gebiet, das größtenteils von den Herren von Bevern gegen die Kemnader Fähre eingetauscht werden musste. Von hier sollte das in Salzgitter gewonnene Salz nach Minden und Bremen verschifft werden. Indessen bewährte sich das Projekt nicht, und der Herzog verlieh das Haus, mit einem Hofe in Bodenwerder, 1549 an Wolf Marßmeier. 1552 wurde die Anlage von Volrad von Mansfeld niedergebrannt. Das Grundstück befand sich später (1759 fast elf Morgen groß) im Besitze der Herren von Hake, die es 1857 mit Ausnahme eines Morgens an die Ither Gewerkschaft verkauften. Jetzt befindet sich an der Stelle der Kemnader Hafen. – Das Dorf gehörte zur Gerichtsbarkeit von Wickensen, niedere Börde.
Dorfanlage zerstreut haufenförmig, mit zwei abgesonderten Häusergruppen nach der Weser zu, je mit einer Mühle: dem sogenannten Krümpel und dem Weiler Thran. Die Kapelle liegt am Westende der Hauptgruppe. Auf dem Eckberge, westlich über der Weser, erhielt Bodenwerder 1571 eine Richtstätte (Th. Reitemeyer, Das Wesertal von Holzminden bis Polle, 1901, Seite 47 Anm.). Um 1580: 5 Ackerleute, 6 Köter, 4 Kirchhöfner, 1759: 4 Halbspänner, 5 Großköter, 3 Kleinköter, 5 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1790/3: 137, 1905: 239.
[Die alte Kapelle Unserer Lieben Frau wurde 1896 abgebrochen, und stand nach dem Corpus Bonorum in Halle von 1751 bereits damals lange Zeit an Stelle einer früheren kleinen Klus. Sie war aus Fachwerk, 28 Fuß lang, 18 Fuß breit, mit drei Fenstern und Tür im Süden. Auf dem Steinaltar stand eine bemalte „Bildhauerarbeit“, daneben 1751 eine neue Kanzel.] Eine runde Glastafel von 1692 ist nach dem Abbruche ins Vaterländische Museum gekommen.
Die jetzigen Glocken sind erst seit 1896 angeschafft. [Eine ältere von 1699, beschrieben bei Pfeifer, Kirchenglocken im Herzogtume Braunschweig, Denkmalpflege 1901, Seite 116 und Abbildung 24.]
Einhäuser Typus I: Nr. 17, verbaut. Nr. 9b, Giebel rückwärts vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwelle. Nr. 12 von 1797 mit Karniesprofil unter der Giebelschwelle. – Typus II haben: Nr. 2 von 171(5?), mit Fase an Füllholz und Schwellen des mit Backsteinmosaik gefüllten Giebels und mit Spruch an der unteren Giebelschwelle. Stern am Torständer. Nr. 1 von 1755, beide Giebel vorgekragt mit gerundetem Füllholz, Fase an der Schwelle und mit Backsteinmosaik gefüllt. Nr. 6a hat den Stern am Torständer. – Typus V hat Nr. 8, die nicht vorgekragte Oberstockschwelle mit Inschrift von 1810. – Die Giebelfront Nr. 7 hat Karniesprofil unter zwei Schwellen eines Giebels und Spruch an der unteren, im Dreieck der Spitze zwei gegen einen Baum in der Mitte sprengende, weiße, gemalte Pferde. Scheunen von 1789 und 1810. – Die Mühle Nr. 11 ist eine Längsfront, mit Profil aus Kehle und Wulst unter der mit einer 1792 datierten Inschrift geschmückten Oberstockschwelle; die formlose Leibzucht daneben mit der häufigen Sturzinschrift in Antiqua:
Wir bavwen alle feste
Vnd sein doch fremde Geste,
Vnd da wir ewig sollen sein,
Da bawen wir gar weinig ein.
M. Hans Knoll Anna Scvlten anno 1643. Die Lüderssche Mühle im Krümpel, Nr. 20, ist ebenfalls eine Längsfront, deren Oberstock Horizontalprofile unter und an der Schwelle hat. Die steinerne, flachbogige Türeinfassung mit Anno 1788 am Schlussstein. – Eine kleine malerische Hausgruppe ist im Krümpel Nr. 24, mit Mansardendach und Horizontalprofilen unter der Giebelschwelle. Am Kellereingange 1807. – Der massive Lagerschuppen am Hafen zeigt unter dem Südwest-Giebel eine weinlaubbekränzte Maske über einem Beschlagwerkstreifen, wohl ein Bogenschlussstein der Zeit um 1600.
1884 wurden an 12 Häusern Inschriften (ohne die oben angeführte) gesammelt, alle erbaulichen Inhaltes und datiert 1745–1879.
Zwei Denksteine stehen vor der Westseite der Kapelle (ähnlich schon vor dem älteren Baue), aus rotem Sandstein und größtenteils in der Erde vergraben. 1. 79 cm über der Erde hoch, 75 cm breit, oben giebelartig abgeschrägt, beide Seiten mit einem erhobenen Kreuze, das einmal in einer vertieften Kreisscheibe liegt, während auf der anderen Seite der Stein von einem Randstreifen umzogen ist. – 2. 43 cm hoch über der Erde, 64 cm breit, wohl einst rechteckig. Von einem Kreuze, das auf einer vertieften Kreisscheibe liegt, sind auf beiden Seiten drei Arme sichtbar, die einmal mit Nasen besetzt sind.
Lüerdissen.
Namensformen.Luitheresse (1154), Ludershem (1197), Luderdessen (um 1200), Luderdissen (1340. 1448), Lüerdissen (um 1580). Heim eines Liuthari beziehungsweise Luderd.
Geschichtliches. Das Dorf war stets Filial von Eschershausen. 1382 wurde hier in der Kapelle Beatae Mariae Virginis von den Homburgern eine Vikarie gestiftet und im Orte mit Haus und Hof zur Wohnung eines Priesters (1760 der dritte Ackerhof), dazu mit einem Hof und drei zehntfreien Hufen in Scharfoldendorf ausgestattet. Aus dieser Vikarie ist das Diakonat in Eschershausen hervorgegangen (siehe Seite 268). 1154 wird in einer Urkunde Pabst Hadrians gesagt, dass der Zehnte der curia L. (? vergleiche Rustenbach, Wikanafelde am angegebenen Ort, Seite 243) dem Kloster Kemnade gehöre. Die meisten Güter erwarb das Kloster Amelungsborn: 1197 8½ Hufen und einen Zehnten von Rudolf von Dalem (Hildesheimer Lehen) gegen Güter in Hemmendorpe, etwa zu gleicher Zeit eine Vogtei über zwei Grundstücke von den Homburgern und 2 Hufen von Dietrich von Eschershusen, 1305 eine Hufe von Heinrich von Luthardessen, 1340 den Novalzehnt von den Homburgern; 1448 geschieht mit zwei dem Kloster zuständen Höfen (einer ein Sattelhof) eine Verschmelzung. 1760 war es Gutsherr eines Ackerhofes und von 5 Halbspännerhöfen, bezog dazu den Fünften von 349, den Zehnten von 238 Morgen, während damals dem Herzoge der Zehnte über 119 Morgen zustand und die Gutsherrschaft über die meisten übrigen Höfe. Die Herren von Campe besaßen 1580 eine Hufe und noch 1760 einen Kothof, der Kaland zu Kemnade um 1580 ebenfalls eine Hufe. Der Ort unterstand der Gerichtsbarkeit von Wickensen (obere Börde).
Die Dorfanlage ist haufenförmig mit der Kirche in der Mitte; die Straße von Wickensen nach Hameln geht am südwestlichen Ende des Ortes vorbei. Ein Flurort „vor der Landwehre“ lag nördlich, schon 1580 erwähnt (Karte bei Rustenbach, Wikanafelde, am angegebenen Ort), andere Flurnamen: „im Hagen“, ein Waldstück nordwestlich und der „Johannisanger“ südlich. Flurkarte 1760 von Ernst Wilhelm Horn. Um 1580: 6 Ackerleute, 2 Halbspänner, 11 Köter; 1760: 4 Ackerleute, 5 Halbspänner, 8 Groß-, 4 Kleinköter. Einwohnerzahl 1790/3: 245, 1905: 459.
Die Kapelle, aus meist rötlichem Bruchstein mit Quaderecken, ist nach Osten gerichtet. Das rechteckige, flachgedeckte Schiff ist im XIX. Jahrhundert erneuert, namentlich hinsichtlich der Fenster, zwei in der nördlichen, drei in der südlichen Wand, der Tür im Westen mit dem Rundfenster darüber und der Giebelabdeckung. Ein rechteckig vortretender Sockel umzieht das Äußere. Im Innern neben der Südost-Ecke eine rechteckige Nische, an der Nordwand eine schlichte hölzerne Empore. Ganz im alten Zustand ist aber noch das eingerückte Chorquadrat, von 7 m äußerer, 5 m innerer Breite, das zugleich, eine vom hier üblichen ganz abweichende Eigentümlichkeit, das Untergeschoss eines Turmes ist. Sein Sockel ist höher als der des Schiffes und oben abgeschrägt. Das Innere ist mit einem Gewölbe überspannt, dessen vier Rippen flach gekehlte Seitenflächen haben und in die Ecken verlaufen. Auf der runden Schlusssteinplatte der Homburgische Löwe in einem Schilde. Gegen das Schiff öffnet sich der Raum mit einem Rundbogen. Neben der Südost-Ecke zwei rechteckige Nischen, davon die südliche mit Ausguss und eisernem Haken darüber. In jeder der drei Außenwände ein spitzbogiges Fenster, nur das östliche nach außen mit schrägem Gewände, nach innen alle etwas erweitert und mit fast geradem Sturze. Über dem Chorgewölbe ein Gipsestrich, darauf südlich ein Schlitzfenster, ein größeres spitzbogiges im Osten vielleicht neu. Der unten an allen vier Seiten etwas eingeknickte Turmhelm und das Schiffsdach sind mit Schiefem gedeckt, auf der Turmspitze Wetterfahne mit sprengendem Pferde, darunter 1883.
Kleine, vierseitige Altarkanzel mit Renaissanceprofilen, in gotisierender Einfassung des XIX. Jahrhunderts.
Glaskelch, 16,4 cm hoch, am Fuße graviert: Lüerdiesen 1782.
Zwei Zinnleuchter, 23 cm hoch. Am Fuße graviert in Antiqua: 1. Tonnis Wegener · 1672. – 2. Bartelt · Maeyer · vnt seine Havs · Fravw · 1672.
Maria mit dem Leichnam, aus Pappelholz, jetzt im Herzoglichen Museum zu Braunschweig, 51 cm hoch, handwerksmäßige Arbeit (Abbildung 174). Maria hält mit der Rechten den Kopf des auf ihren Knieen liegenden Leichnams, dessen rechter Arm schlaff herunterhängt; mit der Linken führt sie das Kopftuch gegen das Gesicht. Ihr Mantel ist über den Kopf gezogen. Weiße, rote und blaue Farbspuren auf den Gewändern.
Mittelalterliche Glocke, ohne Krone 40 cm hoch, 43,5 cm breit (vergleiche auch Pfeifer, Kirchenglocken im Herzogtume Braunschweig, Denkmalpflege 1901, Seite 115, Abbildung 17). Die Krone besteht aus vier Bügeln und einer Mittelöse, der Kopf ist flach gewölbt, der Hals von zwei Fäden eingefasst. Die steile Flanke ist von dem ziemlich breit ausladenden Schlage durch ein Leistchen getrennt. – Eine Schlagglocke ist unzugänglich.
Unter den Bauernhäusern überwiegt Typus II (sieben Beispiele) der Einhäuser. Typus I haben: Nr. 10 von 1721; Nr. 18 von 1796, mit mageren Profilen unter der Oberstockschwelle auch seitlich, Karniesprofil an zwei Giebelschwellen, Torständer mit flachen, senkrechten Kehlen über Konsole, Stab an der Torkante und Stern an den Zwickelstreben; Nr. 4 ganz verbaut, Karniesprofil unter dem Oberstock und den Giebeln mit Kröppelwalm. – Typus II haben: Nr. 26 von 16(71?), 1844 größtenteils erneuert; Tor mit Perlstab eingefasst. Nr. 15 mit Däle ganz rechts, hier alte Frontverlängerung, Fase an Füllholz und Schwelle des Giebels; wohl neuere Auslucht rückwärts. Nr. 3 (von 1731?). Nr. 29 von 1755 mit Karniesprofil unter der Oberstockschwelle ringsum sowie der unteren und oberen Giebelschwelle; Torständer mit längsgekehltem Schafte über Konsole. Nr. 1 von 1787, ähnlich profiliert, Schaft über Konsole an den Torständern, Stern an den Zwickelstreben, Giebel mit Ziegeln (statt Sollingsplatten) verhängt Nr. 6 von 1810, gleiche Verzierung, das Karniesprofil ist aber an den Torständern herabgeführt. Nr. 7 von 1841 mit nur gemaltem Stern an den Zwickelstreben und mit Kröppelwalm. Zwischen Typus I und II schwanken, wohl wegen nachträglicher Veränderungen: Nr. 2 von 1671, untere Giebelschwelle mit Fase an Füllholz und Schwelle, obere mit solcher nur am Füllholz, Perlstab an der Torkante; Nr. 28, Hinterhaus, von 16(7?)3, mit Ziegeln verhängt, Giebel mit gerundetem Füllholze, alte Frontverlängerung links, jüngere Auslucht rückwärts; Nr. 21 von 1725. – Typus III hat Nr. 25 von 1848. – Typus V erscheint datiert 1832, 1839, 1846, 1863. – Nr. 38 hat Spruchschwelle am nicht vorgekragten Oberstock, ähnlich Nr. 59 von 1836.
1884 wurden an 13 Häusern Inschriften nur erbaulichen Inhaltes gefunden, datiert 1677–1881.
Lütgenholzen.
Namensformen.Holtensen (vor 1261).
Geschichtliches. Unter den von Dürre in seinen Ortsnamen der Traditiones Corbeienses. (Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Bände 41 und 42) nicht identifizierten Orten des Namens, in denen Korvei Grundbesitz schon 836/1037 hatte, befindet sich auch unser Dorf. Für die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu gehört, spricht, dass im Anfange des XIV. Jahrhunderts drei Hufen in einem Holtensen ein Knappe Hermann von Dudinge (das benachbarte Duingen) von Korvei zu Lehen hatte, während 1594 in unserem genau bestimmten Orte Siegfried von Steinberg korveischer Lehnsmann war. Auch kann sich nur auf unser Dorf die vor 1261 geschehene Überweisung einer Vogtei in Holtensen von Korvei an Kloster Wülfinghausen beziehen, die von den Gebrüdern von Hohenbüchen an Korvei aufgesagt worden war.
Seit 1653 besaßen die Herren von Wrisberg den Ort als korveisches Lehen pfandweise von den Herren von Steinberg. Ober- und Untergericht gehörten daher später zu Brunkensen. Die drei Ackerhöfe des Ortes (189 Morgen) waren zehntfrei, vom Rest (152 Morgen), bezog ihn das Domkapitel in Hildesheim. Der Ort ist Filial des benachbarten hannoverschen Dorfes Hoyershausen.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte 1771 von Carl Schöneyan. Damals drei Ackerhöfe unter Wrisbergscher Gutsherrschaft und fünf Köter. Eine Landwehr lag an der nordwestlichen Flurgrenze. Einwohnerzahl 1793: 73, 1905: 62.
Die Kapelle ist ein rechteckiger Saal aus Fachwerk, mit Sollingsplatten gedeckt. Dachreiter mit vierseitigem Helm über dem Westgiebel. Eingang im Westen, an jeder Längsseite vier Fenster. Über der Tür Oberlicht mit dem Erbauungsjahre 1827. Im Innern flach korbbogenförmige Holzdecke, Empore an der westlichen Schmalseite, rohe Altarkanzel in Ädikula. Standleuchter, Blumentöpfe, Lichtkrone (1828) aus Holz. An den Wänden mehrere Totenkronen aus Blumenbügeln, Hauben mit Stoffblumen und seidenen Bändern.
Glocke, 57,5 cm breit, ohne Krone 43 cm hoch. Am Halse Zierstreifen aus Laub- und Bandelwerk, darunter Umschrift: Christoph August Becker in Hildesheim An̅o 1751 me fecit. An der Flanke Michael den Drachen tötend mit Unterschrift S. Michael, gegenüber Christus am Kreuze über einem Blattabdrucke, daneben Xitus vincit, Xitus regnat, Xitus imperat. Die Glocke soll aus Winzenburg stammen.
Die Höfe, alle Bauten aus Fachwerk, haben die mitteldeutsche Anlage. Die Vorderseite gegen die Straße bleibt offen, das Wohnhaus an einer Seite mit dem Giebel nach der Straße, gegenüber und im Hintergrunde Wirtschaftsbauten. Älteste Datierung 1783 an der Scheune von Nr. 4, dazu Stern am Torsturze, 1798 an der Scheune von Nr. 8. Nr. 5 hat ein aufgepflöcktes Zahnschnittprofil unter der Oberstockschwelle.
Markeldissen.
Die Siedlung wird schon 836/891 als Mergildehusen in den Traditiones Corbeienses erwähnt. Damals erwarb hier Korvei Gut von einem Sehard. Ein Zehnter war 1380 (¼ Z. 1383) in Merkeldissen von den Homburgern an das Alexanderstift in Einbeck verkauft. 1526 war Markeldissen als Vorwerk von Greene (also Homburgisches Erbgut) an die Herren von Salder verpfändet. Zu dem noch vorhandenen Vorwerke gehörten 1793 312 Morgen Acker, außerdem befanden sich schon damals hier zwei Poliermühlen der Grünenplaner Spiegelhütte. Einwohnerzahl 1793: 53, 1905: 64. Der Weiler gehört jetzt politisch zu Grünenplan.
Oelkassen.
Namensformen.Odrekessen (gegen 1153), Oderichessen (1179/80), Oderkese (1197). Heim eines Oderich.
Geschichtliches. Der Ort ist altes Filial von Eschershausen, von dessen Pfarre hier 1179/80 ein Zehnter und ½ Hufe unter Zustimmung des Hildesheimer Bischofes an das Kloster Amelungsborn vertauscht wurde. Amelungsborn hatte schon gegen 1153 eine curia mit einem Zehnten, Hildesheimer Lehen der Homburger, von diesen erworben. Ihm gehörte in der Folge das ganze Dorf, um 1580 mit 4 Hufen, dem Fünften (1760 über 168 Morgen) und dem Zehnten (1760 über 99 Morgen), gerichtlich unterstand es der oberen Wickenser Börde. Flurkarte 1760 von Georg Christian Geitel. Damals und schon im XVI. Jahrhundert zwei Ackerhöfe und ein Kotsass. Einwohnerzahl 1790/3: 72, 1905: 205.
Der Hof Nr. 1 hat ein Einhaus, Typus I, umgebaut in Typus II, aus der Zeit um 1600 oder den folgenden Jahrzehnten. Es ist sehr verbaut, namentlich das Tor ganz verändert. Der Giebel ist zweimal vorgekragt, unten mit einem Füllholz, das verziert ist mit einem rankenartigen Beschlagwerkstreifen über einer nach der Mitte jedes Spannes schräg liegenden Konsolenreihe. Die Schwelle darüber hat einen ähnlichen Ziersteifen unter größtenteils unleserlicher Inschrift und Perlstab an der Kante, die obere Giebelvorkragung ist ebenso geschmückt, nur fehlt der Ornamentstreifen an der Schwelle. Die Giebelfläche darüber ist verhängt. Das Dreieck der Giebelspitze ist offen und vorgeschoben über einer wieder nach der Mitte schräggelegten Konsolenreihe. Innen links auf die Däle verbaute Stallöffnungen. Die Wohnräume rückwärts liegen in einer Verlängerung von 1812 mit Karniesprofil unter Oberstock und Giebel. Ähnlich die Scheune von 1808 mit Blumenranke an den Zwickelstreben. – Nr. 3 ist Einbau von 1688, wohl auch Typus II, Wohnräume jedoch rückwärts in einem besonderen Anbau. – Auf dem Hofe Nr. 2 ebenfalls ein Einbau Typus II, mit einem Tore von 1805, Oberstock und Giebel mit Karniesprofil, auch seitlich, vorgekragt, Blumenranke an der Zwickelstrebe und den Oberlichtpfosten über der Tür. Seitlich zu den Wohnräumen eine Tür mit dünnem, klassizistischem Schnitzwerk, auf den Flügeln C unter Krone zwischen Lorbeergerten, am Sturze 1805, hölzernes Oberlichtgitter mit ähnlichem Monogramm und Blattgewinden. – Eine Hütte von 1797 hat an der Oberstockschwelle über Karniesprofil zwei Inschriftreihen.
1884 wurden an fünf Häusern Inschriften, alle erbaulichen Inhaltes, gezählt, datiert 1688–1808.
[Polliwerden.]
[Eine Ackerbreite westlich von Haus Harderode führt nach Ziegenmeyer (Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1892) den Namen Pollievöhren. Auf der Flurkarte von Bisperode lag in der Gegend ein Flurort „auf der Pelge-Worth“. Die Länderei gehörte 1766 den Herren von Metternich und von Nölting. Das Wickenser Erbregister führt um 1580 Pelliwerden unter den Wüstungen der Niederbörde an, von der Hartung Hake der Zehnte zustand.]
[Renziehausen.]
[1317 war der Zehnte in Rentinghehusen in parrochia Hersederode mindensches Lehen der Homburger und auf einen Albertus de Hupede übergegangen (Sudendorf I, Seite 114, Z. 2–6). Möglicherweise ist aber auch der in den Traditiones Corbeienses § 118 erwähnte Ort Reginwerskinghusen unsere Wüstung, denn er wird zusammen mit dem benachbarten Harderode genannt; in beiden schenkte 891/1037 ein Graf Siegfried je eine Familie an Korvei. 1637 waren in Ronsingkhausen ein Hof, 3 Hufen und der Zehnt kalenbergisches Lehen Hilmar Ernsts von Münchhausen, früher der von Bevem. Der Name Renziehausen ist noch als Familienname in Harderode lebendig. Nach Angaben in Harderode wäre Renziehausen ein Hof gewesen zwischen Harderode und der südlich davon liegenden Mühle. Rustenbach sucht ihn mit Dürre mehr nach Esperde zu, am Rebensteine. Nach dem Wickenser Erbregister um 1580 hatten Esperder Bauern Länderei in dem damals schon wüsten Renziehausen.]
Geschichtliches. Der Ort war schon vor der Reformation Filial von Eschershausen. Der Kapelle gehörten 1542 zehn Morgen. Der Freie Ekbert übergab 1146 sein Allod in Oldendorp und Buttestorp, zusammen 23 Hufen, 2 Mühlen, Wiese und Wald an Hildesheim, um sie mit anderem Gut als Lehen zurück zu empfangen. Da das jetzt wüste Buttestorp unserem Orte benachbart war, ist wahrscheinlich dieser unter dem Oldendorp gemeint Amelungsborn erwarb von den Homburgern um 1198 ½ Hufe, 1290 1; 1637 besaß es zwei Meierhöfe mit 4 Hufen und dem Fünften, 1760 war von den übrigen Höfen größtenteils der Herzog Gutsherr. Die Kapelle in Lüerdissen wurde 1382 von den Homburgern mit einem Hofe und 3 zehntfreien Hufen ausgestattet. Der Kaland in Bodenwerder war 1588 hier begütert. Ein Zehnter von 856 Morgen wurde 1760 nach dem Amte Wickensen geliefert, während 226 Morgen zehntfrei waren. In den Rest des Zehnten (109 Morgen) teilten sich damals die Pfarre in Eschershausen und Amelungsborn. Zwei Schäfereien waren privat. Die Gerichtsbarkeit unterstand dem Amte Wickensen, obere Börde.
Dorfanlage haufenförmig mit der Kapelle in der Mitte. – Flurkarte 1760 von Georg Christian Geitel. Die Heerstraße von Hameln nach Einbeck durchschneidet danach den Ort in nordsüdlicher Richtung, die Heerstraße nach Hildesheim geht nordöstlich weiter. Tie an der Lenne, wo die Schule steht. Nordwestlich ein Flurort „im Klausenfelde“. Um 1580 (Wickenser Erbregister): 6 Ackerleute, 4 Halbspänner, 20 Köter, 2 Häuslinge; 1760: 2 Ackerhöfe, 8 Halbspänner, 2 Viertelspänner, 13 Großköter, 13 Kleinköter, 10 Brinksitzer, 2 Neuanbauer, dabei 7 Leineweber und eine dem Herzoge zuständige, 1759 abgebrannte Korn- und Schneidemühle. Einwohnerzahl 1790/3: 385, 1905: 648.
Die Kapelle (vielleicht dem heiligen Nikolaus geweiht, vergleiche den Flurnamen im Klausenfelde) ist ein nach Osten gerichteter, flachgedeckter Saal, die Wände aus rotem, unverputztem Bruchsandstein mit regellosen Eckquadern. Tür in der Südseite spitzbogig, mit gefaster Kante, über dem Bogen ein gleicharmiges Kreuz. Die rechteckigen Fenster, je eines im Norden, Süden und Osten, haben Holzgewände. Die Decke liegt tiefer als das Mauerende, so dass ein hoher Dachraum vorhanden ist, der durch ein Schlitzfenster in jeder Wand Licht erhält. Kleiner Dachreiter neben dem Ost-Giebel. Im Innern neben der Südost-Ecke zwei rechteckige Wandnischen.
Die Altarkanzel soll, zusammen mit Teilen in Lüerdissen, früher in Eschershausen gestanden haben. Sie ist teilweise in einem jüngeren Aufbau versteckt, von ihren vier Schauseiten ist eine nur zur Hälfte erhalten. Jede trägt eine Nische für eine jetzt fehlende Evangelistenfigur, deren Name am vortretenden Sockel geschnitzt ist. An den Leisten zwischen den Schauseiten Karyatiden und Ohrmuschelverzierung. Am Fußgesims die Antiquainschrift: Henning Havseise Meister Jobst Randolf hatt zv Diser … mit Spuren von Vergoldung.
Hölzerne, sechsarmige Lichterkrone mit Inschrift: C. Lenke ano 1834.
Zwei barocke Altarleuchter aus Zinn, 33 cm hoch.
Glocke von 1821.
17 Einhäuser Typus I, datiert 1658–1823. Davon bemerkenswert: Nr. 1 von 1658, Rückgebäude, links mit alter Auslucht. Torkante mit starkem Perlstab eingefasst, Vorkragung des verschalten Giebels mit demselben Perlstab an der Schwelle, darüber Spruchreihe, Füllhölzer mit nach ihrer Mitte schräg gerichtetem Konsolenstreifen, dieselbe Verzierung an Auslucht, Oberstock und Giebel. Als Füllung Lehmsteine oder Flechtwerk. Inschriften in Antiqua über dem Tore:
Her dvrch die Engelschar
Meinen Ein unt Avsganck bewar.
Gottes Gv̈te und Trew
Ist alle Morgen newe.
Gnade unt Barmhertzigkeit
Weret bis in Ewigkeit.
Cvrt Koch · Anna Kvleman · Anno 1658.
Am Giebel:
O Mensche, bedencke was dv thvst,
Bedencke das dv sterben mvst.
Ravch und uergencklich ist dein Leben,
Dv mvst Recenschaft (so) geben.
An der Auslucht, oben:
Wer Got im Glavben recht vertravwt
Der hat hie vnd ewig wolgebavwt.
unten:
Alle die mich kennen,
Den gebe Got das, was sie mir gönnen.
Dabei Scheune des XVIII. Jahrhunderts mit mannigfaltigem, auch geknicktem Strebenwerk im Giebel und zwei Schwellen mit Karniesprofil ebenda. –
Ebenso wie Nr. 1, auch mit Auslucht, ist Nr. 13 von 1660 verziert (Abbildung 175), auch die freilich anders lautenden frommen Sprüche sind ebenso verteilt. Doch ist das Haus kleiner, und am Sturze ist zwischen der Inschrift ein Hufeisen angebracht. Die Auslucht scheint vor die Inschrift der Giebelschwelle vorzustoßen, ist aber schwerlich jünger; es liegt wohl nur eine Gleichgültigkeit des Zimmermannes vor. – Nr. 34, 1. Haus (von 1662?), Torkante mit Kerben verziert, Giebel vorgesetzt ohne Füllholz und Holm, Kerbenreihe an der Schwelle. Nr. 42 mit Auslucht rechts. Vorkragung des Hauptgiebels, des Oberstocks und Giebels der Auslucht mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwelle. Torkante mit Perlstab. Nr. 46 von 1748, Obergeschoss und zweimal der Giebel mit gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle, Stem am Torsturze, Tulpentopf an den Zwickelstreben. Torversenkung mit breiten und kurzen Kerben im Wechsel. Links in der Dälenwand noch die alten Tröge mit Klappen. Nr. 44, mit Karnies unter dem Oberstock, unter dem Giebel kaum gerundetes Füllholz und Fase an der Schwelle. Nr. 41 von 1775, mit Auslucht links, diese und der Giebel zweimal wie Nr. 42 profiliert, Tor mit dünnem Perlstabe eingefasst. Das Nebenhaus von Nr. 17, datiert 1776, hat Karniesprofil unter zwei Giebelschwellen und dem Oberstock, hier dazu Spruch an der Schwelle, im Giebel symmetrische Schrägstreben, an den Torständern schaftartiger Doppelwulst über Konsole. Nr. 29, Nebenhaus, von 177., die stattliche und doch sehr schmale Däle ganz rechts. Oberstock und zweimal der Giebel mit Kehle zwischen Schrägen unter der Schwelle und kleiner Kehle an der Schwellenkante. Symmetrische Schrägstreben im Giebel, Torständer mit Schaft, an dem eine Kehle entlang läuft, über flacher Konsole. Nr. 19, Nebenhaus, von 1795. Nr. 27, Giebel mit gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle, Spitze gefüllt mit schräg gelegten Bohlen. Jüngere Auslucht links mit Karnies unter Oberstock und Giebel. Nr. 32 zwei Einhäuser, das Haupthaus, wie oft, ganz mit Platten verhängt, das Nebenhaus von 1816 (Leibzucht?) mit Karniesprofil unter dem Oberstock, Torständer wie Nr. 29. Nr. 12 von 1823, die Horizontalprofile unter dem Oberstock sind an den Torständern herabgeführt. Stern an den Zwickelbändern. – Typus II haben: Nr. 2, Nebenhaus, von 1657, jetzt unbewohnt. Der Giebel ist zweimal vorgekragt mit Fase an Schwelle und Füllholz, Ständer über der unteren Giebelschwelle mit Winkelhölzern, oberer Teil des Giebels verschalt Das fast halbkreisförmig geschlossene Tor ist mit einem gedrehten Tau eingefasst. Über dem Sturze Simsleiste mit nach der Mitte schräg gerichteter Konsolenreihe. In der Front neben dem Tore jederseits noch eine Tür, rechts mit Vorhangbogen vor vertieftem Grunde, links im einfachen Eselsrücken geschlossen. Auf der Däle links noch die niedrigen, durch Klappen verschließbaren Stallöffnungen über steinernen Trögen, Nr. 6 hat Karniesprofil unter zwei Giebelvorkragungen, unter dem Oberstock und vor diesem an den Torständern herabgeführt; Stern an den Zwickelbändern. – Die Einhäuser Nr. 8 (Hinterhaus, von 1767, mit Stern am Dösselzapfen), Nr. 47 (von 1750 mit gerundetem Füllholze und Fase an der unteren Giebelvorkragung, Karnies an der oberen) und Nr. 11 sind in ihrem Typus nicht mehr zu erkennen. – Typus III erscheint fünfmal, darunter Nr. 58 mit schwachem Karniesprofil unter dem Oberstock und unter zwei Schwellen des Giebels; Nr. 21 mit gerundetem Füllholze und Fase an Oberstock und Giebel. – Typus IV hat Nr. 23. – Typus V ist öfter vertreten, so Nr. 3 von 1797, mit Karniesprofil unter dem Oberstock und flachem Schafte über Konsole an den Torständern; Nr. 9 von 1844 mit Inschrift grün auf blau und Tulpentopf an den Oberlichtpfosten über dem Tore, dabei formlose Leibzucht von 1796. –
Im übrigen eine große Anzahl von Giebelfronten ohne ausgesprochenen Einhaustypus. Darunter: Nr. 16, vielleicht noch aus dem XVI. Jahrhundert, mit sehr starkem Ständerwerk, doch ganz auf städtische Art (Abbildung 176). Es war früher Försterwohnung. Die Vorkragung geht über das ganze Untergeschoss hinweg, so dass die Däle zu einem eingeschossigen Flur zusammengeschrumpft ist. Giebel und Obergeschoss kragen an der Front über starken Knaggen vor, denen ursprünglich wohl auch am Untergeschoss die jetzt hier verschobenen Ständer als Rücklage dienten. Sie haben unter dem Oberstock leicht eingezogene Vorderfläche, die von einem Wulst zwischen zwei Kehlen durchquert ist; dasselbe Profil als Auflager am Ständer. Die Balkenköpfe haben die abgesetzte Rundung der unteren Kante. Kleine Füllhölzer, kleine Fase an der mächtigen Schwelle. Neben den Ständerfüßen im Oberstock und Giebel Winkelhölzer. Die Giebelknaggen haben an der Vorderfläche drei teilweise gedrehte, horizontal laufende Wülste. Die hohe Giebelwand wird von einem einzigen Mittelständer zusammengehalten. In die alte rundbogige Tortür ist jetzt eine kleinere eingebaut. Eine Scheune daneben mit Karniesprofil unter den Vorkragungen, ebenso ein kleiner verbauter Einbau ganz rechts mit J. H. 1752 in der Wetterfahne. Nr. 20 von 1786 hat Karniesprofil unter Oberstock und Giebel, Stern am Türständer. Nr. 30 hat Kehle zwischen Schrägen unter Oberstock und Giebel, Spruch an der Oberstockschwelle, in der Wetterfahne E. C H. D. 1759.
1884 wurden außer dem oben angeführten an 12 Häusern Inschriften erbaulicher Art gesammelt, datiert 1657–1844.
Zwei Denksteine, rote rechteckige Sandsteinplatten, rechts an der Straße nach Lüerdissen, jenseits des ersten sie durchschneidenden Feldweges. Nach Hassels Kollektaneen (Landschaftliche Bibliothek, Kapitel X, 2), beziehungsweise Guthes Bericht um 1780 standen sie damals bereits ganz in der Nähe „wenige Schritte unter dem Halsgerichte“ (vergleiche Rustenbachs Karte, Wikanafelde, am angegebenen Ort). Der größere ist etwa 80 cm hoch über der Erde, ebenso breit und 17 cm dick. Auf beiden Seiten sieht man auf vertieftem Grunde ein Kreuz in einem Kreisbande, die vier Kreisabschnitte jeder mit drei Nasen geschmückt. Auf der Hauptschauseite ist noch die Verlängerung des unteren Kreuzarmes über den Kreis hinaus erkennbar, dazu hier ein Bandstreifen, der unter dem Kreise jederseits eine vierblättrige Rosette hat, und auf dem Kreisbande die Inschriften (Abbildung 177) in Majuskeln: HIC FVIT INTERFECTVS H(er)MANN(us) PARV(us) F(ilius) B(er)TOLDI †. Der kleinere Stein, oben etwas abgerundet, ist etwa 65 cm hoch, 40 cm breit, 20 cm dick. Er trägt auf der Vorderseite ein flach erhabenes lateinisches Kreuz, daneben links ein Beil, auf der Rückseite ein gleiches Kreuz, doch nur in vertieften Umrissen.
[Sidinghusen.]
[In der Mitte des XIV. Jahrhunderts waren die Gebrüder Wulfer und Lippold von Werder von Korvei mit dem Dorfe Sidinchusen bei Biscoperode (Bisperode) belehnt. In dieser Überlieferung ist auch die einzige Lageangabe der Wüstung enthalten, diese ist also vermutlich in Bisperode aufgegangen. 1378 erscheint ein Herman von Sidingehusen als Eversteinischer Lehnsmann, 1490 werden die Knappen Dietrich und Ludolf von Sidinghusen erwähnt (Hamelner Urkunden-Buch II, Nr. 598)].
Tuchtfeld.
Geschichtliches. Die St. Johannes-Kapelle war schon vor der Reformation als Filial von Halle, wie noch jetzt, vorhanden. 1537 waren 1½ Hufen herzogliches Lehen der von Frencke. Nach dem Wickenser Erbregister gehörte um 1580 Tuchtvelde Heinrich von Grone und seinen Vettern, jedoch standen 3 Hufen unter Schulenburgischer (wohl das alte Frenkesche Lehen), ebenso viel unter Noitfagelscher Gutsherrschaft, wie denn auch Grones 1761 noch die meisten Höfe gehörten, zugleich mit dem Zehnten darüber (311 Morgen), während vom Rest, ebenfalls mit den betreffenden Zehnten, Graf Schulenburg mit 90 Morgen, Knippings in Pyrmont mit 93 Morgen, von Germsen in Sievershausen mit 83 Morgen Gutsherren waren. Die Gerichtsbarkeit übte das Amt Wickensen (niedere Börde) aus.
Dorfanlage haufenförmig, Flurkarte 1761 von E. W. Horn. Damals 5 Ackerhöfe, 2 Halbspänner, 5 Köter; fast alle Bauern waren zugleich Leineweber. Einwohnerzahl 1790/3: 92, 1905: 130.
Die Kapelle ist ein rechteckiger, nach Osten gerichteter, flach gedeckter Saal aus verputztem Bruchstein. An den Ecken der Nordseite ein Widerlager. Die Tür im Westen und die Fenster, eines im Osten, zwei an jeder Längswand, haben ein rechteckiges Gewände aus rotem Sandstein. Die Giebel sind verschalt. Das Dach ist mit Sollingsplatten gedeckt. Im Innern dient der östlichste, durch eine rohe Bretterwand abgeteilte Raum als Sakristei. In dieser Wand die Kanzel mit drei Schauseiten über dem hölzernen Altare mit roher Steinplatte. In der Ostwand neben den Ecken je eine kleine rechteckige Nische, in der Westwand neben der Südost-Ecke eine größere mit schrägem Gewände (altes Fenster?).
Zwei Stühle mit Spuren eines Konsolensimses.
Abseits gestellt ein leerer Rahmen (wohl für das im Corpus Bonorum erwähnte Bild mit Christi Leiden in Gethsemane) mit Resten einer geschnitzten Rollwerkeinfassung. Dazu die Unterschrift in Antiqua: Ano MDCLVII XI Marti sub M. Balthazare Schiltmeiero Osn. W. Past. Hal. et fil., rückwärts: Die Söhne zu Tuchtfeltde verehren dieses Bildt.
Glocke ohne Krone 41 cm hoch, 46 cm Dm. Am Halse Antiquaumschrift in 3 Reihen: Her Johannes Corvinus P. et Svnt. (= Superintendent) in Hall Hans Falcken Hans Moller Diaconi in Tvffel (= Tuchtfeld). Harmen Bincken me fecit anno Domini 1595. Die Worte sind durch Rosetten teilweise mit Masken getrennt, in der untersten Reihe nebenstehende Gießermarke. Auf der Flanke Medaillon: nach rechts schreitender Löwe in Fadenkreis.
Ein Einhaus Typus I, Nr. 9, mit karniesartigem Füllholz unter dem mit Backsteinmosaik gefüllten Giebel und Kehlchen an der Schwelle. – Typus II erscheint viermal ganz rein: Nr. 5 mit Auslucht rückwärts; Nr. 8 von 1799 mit karniesartigem Profil unter Oberstock und Giebel, Spruch seitlich an der Schwelle, vorgerückten Torständern; Nr. 1 von 1818 mit Karniesprofil unter dem Giebel, dem Oberstock und herabgeführt an den Torständern. Auf der Scheune Hahn als Wetterfahne mit 1836; Nr. 2 von 1830, Scheune dabei mit gerundetem Füllholze und Fase an der Schwelle, am Torständer M. D. A. E. D. (undeutlich), Wetterfahne mit Ranken und sprengendem Pferde. – Ganz verbaut ist das Einhaus Nr. 12 von 1733, Giebel zweimal vorgekragt mit gerundetem Füllholze und Stab an der Schwelle, an der unteren dazu Spruch und Stern, in der Giebelspitze ein Baum. Besondere Beachtung verdient Nr. 6 (Abbildung 178), im Grundriss ein Einhaus Typus II, die Däle jedoch nicht durch das übliche große Tor, sondern durch eine rundbogige Tür über zwei Stufen – also keine Einfahrt – mit einer zweiten, etwas kleineren darüber geöffnet. Über jeder ein verwitterter Inschriftsturz, die untere mit Flügeln aus schräg gestellten Bohlen. Der Giebel ist zweimal vorgekragt über abgerundetem Kreissegment am Füllholze und mit einem Perlstab an der Schwellenkante. Kleines, formloses Nebenhaus dazu von 1709 mit Stab und Inschrift an der Schwelle. – Die Giebelfront Nr. 11 ist am Oberstock und Giebel wie Nr. 12 profiliert. Nr. 10 hat Horizontalprofile unter dem Oberstocke ringsum und Spruch an der Schwelle. Nr. 13 von 1836 hat eine Inschrift an der nicht vorgekragten Oberstockschwelle.
1884 wurden an zehn Häusern Inschriften nur erbaulichen Inhaltes gefunden, datiert 1702–1878, darunter:
Auf Gott, und nicht auf meinen Rat, will ich mein Glücke bauen, usw. (altes Braunschweigisches Gesangbuch Nr. 344). Johann Friedrich Ludwig Meier, alt 21 Jahr. Hanne Karoline Katharine Ahlbrechten, alt 19 Jahr; diese beiden Verlobten haben dieses Haus gebauet im Jahre 1818 den 6. Juni.
[Nach Guthe, in Hassels Kollektaneen um 1775, war damals nahe beim Dorfe Tuchtfelde im Acker ein kleiner mit Eichen und Buschwerk bewachsener Hügel, worauf deutliche Anzeichen eines gemauerten Gebäudes, einer Kapelle, noch zu sehen waren. Ist etwa die Wüstung Wabek gemeint?]
[Wabek.]
[Der Name wird zuerst gegen 1000 als Wabeki am Nordabhange des Vogler (Fugleri) in der Hildesheimer Grenzbeschreibung genannt. Ob er jedoch schon einen Ort oder nur den jetzt noch so genannten Wabach (Wabeeke) bezeichnen soll, muss dahingestellt bleiben. Vielleicht bezieht sich die Übereignung von einer Hufe zu Wanebeke 1033 an das Martinsstift in Minden durch Kaiser Konrad auf unseren Ort, zumal es im Zusammenhange mit Hehlen erwähnt wird, und Ende des XIII. Jahrhunderts die Grafen von Everstein im Lehnsbesitze von zwei mindenschen Hufen und einer curiain Wabeke waren (urkundlich 1260, 1270, 1280). Damals verafterlehnt an einen dominus Heinricus de Stellere, wurden diese Güter dem Hospital in Amelungsborn überwiesen. Pastor Guthe in Dielmissen (Braunschweigische Anzeigen 1757, 98. Stück), wusste 1757 „noch aus mündlicher Tradition und andern Merkmaalen, daß ehemals einige Häuser daran – nemlich am Wabache – gelegen, und daß ein Einwohner, nemlich Loges, von da nach Kirchbrack, der andere, Ahrens, nach Diedelmissen gezogen … und daß ihnen zu Kriegszeiten die Häuser abgebrannt“. Möglicherweise ist also der Ort im Dreißigjährigen Kriege wüst geworden. Zu ihm gehörte auch das Wendtfeld, auf dem die Kapelle von Wabek stand und wo 1411 eine Familie Kock ansässig war. 1548 besaßen Amelungsborn und die Herren von Grone hier das „Mönchsgut“ und nach dem Wickenser Erbregister hatte hier ein Kötner aus Lüerdissen um 1580 Ackerland. Trotzdem dieses Register im Wendfelde eine besondere Wüstung sieht, kann man es mit Guthe doch wohl nur für ein Flurstück von Wabek halten. In der nach einem Amelungsborner Berichte von 1766 erst gegen 1740 abgebrochenen Kapelle hatten die Pastöre von Dielmissen und Kirchbrak abwechselnd zu predigen. Guthe bestimmt die Lage der Wüstung nahe der Mündung des Wabaches in die Lenne (vergleiche die Karte zu Rustenbachs Wikanafelde am angegebenen Ort, und unter Tuchtfeld).]
Wegensen.
Geschichtliches. Als Wegensen erscheint der Ort schon 1408 in einer Kemnader Urkunde. Er ist eingepfarrt nach Halle. Den Herren von Zerssen (lippescher Uradel) gehörte der Ort um 1580 (Wickenser Erbregister), die Gerichte wurden stets vom Amte Wickensen, niedere Börde, verwaltet. 2 Hufen waren vom Kloster Abdinghof in Paderborn an Hermann Schaffer in Bodenwerder verlehnt; auch etwas Hägergut war vorhanden. 1763 war Herr von Münchhausen Gutsherr der Höfe mit Ausnahme eines Halbspänners, der nach Herrn von Grone in Westerbrak verpflichtet war. Ein Zehnter gehörte 1580 Herrn von Zerssen, 1763 über 332 Morgen von Münchhausen, 263 Morgen der Pfarre in Halle; der Rest, 40 Morgen, war zehntfrei.
Dorfanlage zerstreut. Flurkarte 1763 von Georg Christian Geitel. Das Tischerfeld nördlich bewahrt den Namen der Wüstung Dissihausen, die 1580 (Wickenser Erbregister) in der Homburger Niederbörde erwähnt wird. Nach Rustenbach (Häger usw. am angegebenen Ort, Seite 588), gehört der größere Teil der Flur dieser Wüstung zu Bremke. Ebenfalls nördlich liegen die Flurorte „auf“ beziehungsweise „in den Gnadenhöfen“, noch weiter ein Kreuzgrund. 1580 und noch 1763 drei Halbspänner, zwei Köter. Einwohnerzahl 1793: 49, 1905: 69.
Ein Einhaus Typus I, Nr. 5. – Die Giebelfront Nr. 2 hat einen Spruch an der unteren Giebelschwelle, an der oberen Karniesprofil ohne Vorkragung. Die Scheune von Nr. 6 ist von 1733 und hat einen zweimal mit gerundetem Füllholz und Fase an den Schwellen vorgekragten Giebel.
1884 wurden an drei Häusern erbauliche Inschriften gefunden, datiert 1841 und 1845.
Geschichtliches. Das Dorf, Filial von Kirchbrak, hat keine Kapelle mehr. 1033 erwarb das Martinsstift in Minden eine Hufe. Kloster Kemnade erhielt 1409 testamentarisch vom letzten Homburger den Keglershof, den es noch 1548 besaß. 1524 veräußerten die Herren von Vrenke einen Meierhof mit 3 Hufen und einen anderen mit 1 Hufe. Eine Elisabeth von Minnigerode besaß 1580 (Wickenser Erbregister) 2 Ackerhöfe zu je 2 Hufen, der erste Kemnader Lehen (wohl der Keglershof). Der dritte damalige Ackerhof war Hakesches Lehen eines Heinrich Möller. Die Herren von Grone besaßen 1558 drei Hufen als herzogliches Lehen, scheinen aber bis 1620 den größten Teil des Dorfes an sich gebracht zu haben, da damals das Amt dagegen einschreiten zu müssen glaubte, dass Heinrich Albrecht von Grone hier einen „adelichen Sitz präparierte“ auf einem Hofe, wo nur seiner Mutter (vermutlich Anna Marie von Hake) lebenslängliche Dienstfreiheit zugestanden habe. Das Rittergut ist wohl trotz dieses Protestes schon damals zustande gekommen. 1761 gehörten dazu 400 Morgen Acker, und vom Reste der Flur, 117 Morgen, der Zehnt, den Grones schon 1580 besaßen. Die Gerichtsbarkeit stand dem Amte Wickensen (niedere Börde) zu.
Dorfanlage haufenförmig mit dem Gute abseits. Flurkarte 1761 von Georg Christian Geitel. Damals sieben Köter und zwei Brinksitzer (1580 drei Ackerhöfe, ein Halbspänner, acht Köter) unter Gronescher Gutsherrschaft. Einwohnerzahl 1793: 72, 1905: 165.
[Nach dem Corpus Bonorum von Kirchbrak wurde die Kapelle 1696 an Grones für 10 Reichstaler verkauft mit der Bestimmung, die Betglocke auch ferner schlagen zu lassen. Jene wurde abgerissen und an ihrer Stelle ein großes weißes Haus errichtet. Die Glocke kam in den noch stehenden Uhrturm am Hofe.]
In der östlichen Hofmauer des Gutes eine Fachwerkhütte, größtenteils mit verputzter Massivwand nach der Straße (Abbildung 179). Hier ein Wappenstein aus hellem Sandstein in Renaissancerahmen, darunter ein Rollwerkschild mit B. E. V. M., den Anfangsbuchstaben der Brigitte Elisabeth von Minnigerode. Im Wappenschilde der Minnigerodesche Haken. Auf dem Dache dieses Hauses das oben erwähnte, mit Sollingsplatten behängte, achtseitige Uhrtürmchen. Auf seiner geschweiften Haube Wetterfahne mit dem Groneschen Wappen. – Die Glocke in diesem Turme ist ohne Krone 34 cm hoch, 37 cm breit und tragt am Halse die Inschrift: Anno 1708. – Über den Torbögen der Wirtschaftsgebäude des Gutes die Jahreszahlen 1726 (zweimal) und 1732. – Gartentor, zwei Pfeiler aus roten Sandsteinquadern mit Fugenschnitt und Fruchtkorbaufsatz. Flacher Torbogen mit zwei Flügelputten, die ein Schild mit dem Groneschen Wappen und dem jüngeren von Linsingenschen halten, dazu die Unterschriften: F. A. v. G., F. C. A. v. L.
In dem modernen Wohnhause des Gutes wird ein silber-vergoldeter Humpen in Laternenform aufbewahrt, 17 cm hoch, 9,1 cm breit (Abbildung 180). Der nach oben wenig verjüngte Zylinder ist über einem kleinen, verzierten Fußstreifen bedeckt mit gravierter und etwas getriebener Verzierung, hauptsächlich Rollwerk, das mit Masken und Fruchtbüscheln gefüllt ist; vom, hinter einer Horntür, eine figürliche Darstellung: in einem Gemache an einem Fasse ein Zecher, dem eine Frau eine Laterne vorhält. Darüber die Inschrift in Antiqua:
1575
Diese Latern gehoert
ins Havs. Damit levcht
man de(n) Gesten navs.
Der Deckel trägt Bogenornament mit Akanthus und oben einen Kreis von Buckeln um einen Knopf mit zwei Flügelköpfen und großem beweglichen Ringe. Griffknauf mit Flügelkopf, eckiger Henkel mit Maske und einer Figur, die einen Fruchtkorb trägt. Nürnberger Beschau (N), Wardeinlinie und Meistermonogramm I F (Tafel XIV, 9).
Sieben Einhäuser Typus I, meist verziert mit Karniesprofil am Füllholz unter Oberstock und Giebel und mit Stab an der Schwellenkante, so: Nr. 6 von 1748. Nr. 8 von 1754, mit Backsteinmosaik im Giebel. Nr. 5 ebenfalls von 1754, mit Stern an den Oberlichtpfosten über dem Tore. Nr. 7 von 1764, mit einem Nebenhaus, kleiner Längsfront von 1797. Nr. 2 von 1779. Gerundetes Füllholz unter dem Oberstock und zwei Giebelvorkragungen, sowie Fase an den Schwellen haben Nr. 4 von 1756 und Nr. 1 von 1765.
1884 gab es an acht Häusern Inschriften, nur erbaulichen Inhaltes, datiert 1748–1828.
Wickensen.
Geschichtliches. Die jetzige Domäne Wickensen hat den Namen des um 980 in einer Grenzbeschreibung der Diözese Hildesheim erwähnten castellum Wikanafeldisten (siehe unter Homburg) bewahrt. Wie wohl genügend festgelegt ist (von Dürre, Böttger, Bennigsen, Rustenbach, vergleiche des letzten Wikanafelde, am angegebenen Ort, Seite 227), kann jedoch diese Burg mit ihrer Endigung auf sten = stein nicht Wickensen gewesen sein, das in der Ebene liegt und keine mittelalterlichen oder noch ältere Spuren aufweist. Da nun 1529 Wickensen auch unter dem Namen Niederhomburg Vorwerk der Homburg, der Hohenburg war, so dürfen wir wohl dieses Verhältnis als ein uraltes ansehen. Der Name Wikanafeldisten ist von der eigentlichen Burg auf ihren Außenhof in der Niederung übertragen, beide wurden dann als Hoch- und Nieder-Wikanafeldisten unterschieden, die Burg schließlich nur als die „Hohe Burg“, die Homburg gekennzeichnet, zumal seit Siegfried von Homburg und seine Nachfolger diesen Namen übernommen hatten. So blieb der ältere Name nur am Außenhofe der Burg haften, der ihn daher jetzt noch trägt. An Stelle der Homburg wurde das für die Verwaltung weit vorteilhafter gelegene und durch Landankauf bereits vorbereitete Vorwerk 1535 Amtssitz und hier das größtenteils noch stehende Amtshaus 1542 aus den Steinen der Homburg errichtet. Nach Guthe (Braunschweigische Anzeigen 1757, Stück 99, Sp. 1651) ist das Haus dann bereits 1552 von Volrad von Mansfeld verwüstet und verbrannt, – jedenfalls aber sogleich auch wieder in Stand gesetzt. Die Amtsländerei ist großenteils zusammengeschmolzen aus mehreren Wüstungen. 1. Hillekenhagen, das Feldstück nordöstlich von der Domäne auf der Flurkarte von 1767, als Wüstung zuerst im Wickenser Erbregister 1580 erwähnt und damals mit der zugehörigen Gildehufe 206 Morgen groß. 2. Langenhagen, Flurstück ostsüdöstlich, 1580 mit anderen Stücken 112 Morgen groß, um 1180 von den Homburgern als Indago Longa dem Stift Hildesheim für Amelungsborn aufgesagt Es war hier wahrscheinlich nur ein in der Folge erwähnter Hof (curia), dessen wüste Stelle 1510 vom Kloster dem Herzoge Heinrich dem Älteren abgetreten wurde. 3. Auch scheint der größte Teil der Wüstung Krabberode, nordwestlich von Wickensen, jetzt Domänenland zu sein. 1384 verschrieb Heinrich von Homburg den Hof zu Kraperode seiner Gattin zur Leibzucht, und 1525 kaufte Herzog Heinrich der Jüngere das Dorf Krabberode an. 1580 gehörten davon 25 Morgen Acker zur Domäne, ebenso aber auch schon das an die Pfarre in Eschershausen zehntpflichtige Stück der sonst freien Ackerflur, das 1767 153 Morgen groß war. Auch 1741 wurden noch Stücke hinzuerworben. Der Rest gehört zu Eschershausen. Haustrümmer auf dem Eschershäuser Flurstücke Krabberhof noch 1757/1767. Nach allem muss die Flur der Siedlung sehr zerstückelt gewesen sein. 4. Nach dem Wickenser Erbregister lag auch die um 1200 erwähnte homburgische Honmulen zwischen Eschershausen und Lenne, noch im Paderborner Sprengel. Vergleiche über diese Wüstungen auch die Karte bei Rustenbach, Wikanafelde. Über das Amt vergleiche die Einleitung. Die Domänenländerei bestand 1793 aus 939 Morgen Acker, 233 Morgen Wiesen, 187 Morgen Anger und dem Vorwerke Vorwohle. Die Domäne mit Weiler gehört jetzt politisch zu Eschershausen. Daneben eine alte Privatmahlmühle und ein Krug, der früher zugleich Zollstelle war. Die „Hamelsche Heerstraße“ nach Eschershausen geht in nordwestlicher Richtung an der alten Gebäudegruppe vorbei.
Flurkarte 1767 von Carl Schöneyan. Einwohnerzahl 1793: 102, 1905: 155.
Das Amthaus (Abbildungen 181 und 182, diese nach Merian Seite 202) war von einem annähern quadratischen, jetzt zugeschütteten Graben umgeben. Es war nach Merian, wie es im Wesentlichen noch jetzt vorhanden ist, „von Herzog Heinrichen dem Jüngeren angebauet, und zum Ampthause mit zween von Steinen aufgeführten Häusern, gegen einander über, und feinen Fürstlichen Gemächern aptiret worden. Anno 1639 ist vom jetzigen gnädigen Landesfürsten ein Gang, daß man von einem Hause zum anderen füglich kommen kan, angelegt, und nunmehr gäntzlich verfertiget“. Zwischen den Häusern liegt ein Hofraum. Das zweigeschossige Vordergebäude gilt in der Überlieferung als „Justizgebäude“. Die Außenfläche des Bruchsteinmauerwerkes ist verputzt. Das Dach ist mit Sollingsplatten gedeckt und hat abgewalmte Giebelflächen. Rechts ist eine zugesetzte rundbogige Durchfahrt, darüber an der Vorderseite aus gebranntem Ton das geviertete braun schwedische Wappenschild über dem Ordenszeichen des goldenen Vließes und unter einem Spangenhelm mit Zier und reich geschwungenem Gerank als Helmdecke. Zwischen der Helmzier I(n) G(otts) G(ewalt) H(ab) I(chs) G(estalt) W(ie) G(ott) W(ill) S(o) W(ill) I(ch) A(uch). Die Tafel deutet auf Herzog Heinrich dem Jüngeren († 1568). Höhe 78 cm, Breite 49 cm. Vor dem Tore unten noch die alten Kragsteine der Zugbrücke. Die unregelmäßig verteilten Fenster haben rechteckige Gewände bis auf ein jüngeres ovales, alle ohne Profile. Im Innern an der linken südöstlichen Schmalseite des Gebäudes nach dem Hofe zu massive rechteckige Wendeltreppe mit Gipsstufen bis zum Boden. Zwischen Tordurchfahrt und Treppe gewölbter Keller, die Gewölbe auf flachen Tonnen mit Stichkappen sind mit der Umfassungsmauer nicht bündig und gehen vor den Fenstern durch, sind also erst nach dem Mauerbau eingelegt. Sie ruhen an den Wanden auf schlicht abgerundeten Konsolen, in der Mitte über kurzen vierseitigen, an den Ecken abgefasten Pfeilern aus rotem Sandstein, über den Fasen mit rippenartigen Ansätzen, ein Pfeiler im Südkeller hat vor der Schmiege einen Stab. Das Gebäude hat auf der Merianschen Abbildung volle Giebel und zwei Dacherker an der Vorderseite. Als Hauptgebäude galt wohl immer das im Grunde des Hofes liegende jetzige zweigeschossige Wohnhaus des Domänenpächters (Aufriss und Grundrisse von Sommer aus den dreißiger Jahren des XIX. Jahrhunderts auf der herzoglichen Hochbauinspektion in Holzminden). Putz und Dach wie beim vorigen Hause, mit dem es parallel liegt, das es aber nach Norden überragt. An der Vorderseite ist der östliche Teil als Auslucht vorgebaut, die nördliche Giebelwand liegt winkelschief vor dem Hause. In der Auslucht führt eine Tür zu einem Keller. Sie ist in einem flachen Bogen geschlossen, darüber die Inschrift in Antiqua: Von Gots Gnaden Ivlivs Herzog zv Brvnswig vnd Lvnebvrg, anno Domini 1571. Das Erdgeschoss hat Wirtschaftsräume, darunter Stall, Backhaus und Schlachterei, Tür und Fenstergewände des XVIII. Jahrhunderts, über einer Tür am Schlussstein des Stichbogens Rokokokartusche mit 1785, zwischen ihr und der Auslucht nach außen nicht vortretende steinerne Wendeltreppe. Der Oberstock hat unregelmäßig verteilte, teilweise gekuppelte, rechteckige Fenster mit Karniesprofil am Gewände, so auch an der hofseitigen Schmalseite der Auslucht, während deren andere Fenster schlicht sind. Im Inneren am Flur mehrere in flachem Bogen geschlossene Kamintüren, ihre Schlusssteine mit Rokokokartuschen, deren einige die Jahreszahl 1785 umgeben. Über der Auslucht jetzt ein niedriger Fachwerkgiebel, auf dem Sommerschen Plane dazu noch ein volles Fachwerkgeschoss und zwei schmälere Dacherker daneben über der Front. Ähnlich auch die Abbildung bei Merian. Der bei Merian angeführte Gang verband die Häuser an der Südseite des Hofes, er war noch 1767 vorhanden, machte aber am Ende des XVIII. Jahrhunderts der noch stehenden Kornbrennerei Platz.
Auch die Gebäude des Wirtschaftshofes sind noch teilweise in dem Merianschen Zustande „von Steinen aufgemaueret und mit Sollings-Steinen bedeckt“, so namentlich der Hauptstall, dem Gerichtsgebäude zunächst gelegen, oben mit Fluchtluken für einen Trockenboden; in seiner Wand vermauert ein grauer Hilssandsteinquader mit undeutlicher Datierung unter einem Gesims aus Platte über Kehle und Stab, ferner das Stück eines gotischen Fenstermaaßwerkes, wohl von der Homburg. Jünger sind, und aus rotem Sandstein ein spitzbärtiger Soldatenkopf am Schafstalle, eine Löwenmaske mit Ring im Maule ebenda, an der Scheune ein Stein mit Flügelkopf, wohl als Schlussstein eines Bogens gearbeitet. – [Aus Eichenfachwerk, auch im Dachstuhl, war die 1903 abgebrochene Pelzburg, eine Giebelfront von zwei Geschossen, in beiden durch die Länge des Hauses ein großer Flur, unten mit Plattenbelag, oben mit Estrich. Das Untergeschoss neben dem ebenerdigen Flur über hoher Aufmauerung. Der Oberstock an der Front und seitlich wenig vorgekragt, ebenso dreimal der Giebel mit matt profiliertem starken Füllholze und Perlstab an der Schwellenkante. Ständer nicht regelmäßig über den Balken. Am Türsturze die Jahreszahl 1670. Ein Küchenrauchfang ruhte auf einer eichenen Holzsäule mit Wulsten und Leisten, die jetzt in der Pächterwohnung aufbewahrt wird. An die Rückseite des Hauses stieß ein Nebengebäude mit gewölbtem Keller, wohl das alte Brauhaus. Das bei Merian angegebene äußere Torgebäude fehlt jetzt, ein Anger nordwestlich am „Vorwerke“, nach Eschershausen zu, heißt auf der Flurkarte 1767 „vorn Kaysertore“.]
Amtsgerichtsbezirk Ottenstein.
Notizen zur Digitalisierung des Originals
Titel: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden
Autor: Karl Steinacker (* 2. September 1872 Wolfenbüttel – † 31. Januar 1944 Braunschweig)
Veröffentlichungsdatum: 1907
In: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Paul Jonas Meier, vierter Band
Verlag: Verlag von Julius Zwissler, Wolfenbüttel
Das Original wurde in einer französischen Renaissance-Antiqua, ähnlich Garamond, gesetzt; die Ziffern als Mediävalziffern.
In der modernisierten Version sind Schreib- und Satzfehler korrigiert, Abkürzungen ausgeschrieben, die Schreibweisen und Zeichensetzung, außer in historischen Zitaten, an die aktuelle Rechtschreibung angepasst und einige stilistische Änderungen vorgenommen (beispielsweise Zahlwörter statt Ziffernschreibweise). Schriftauszeichnungen wurden vom Original übernommen.
Als Vorlage für dieses Digitalisat diente ein Buch, wohl der ersten Auflage, gedruckt bei Ramm & Seemann in Leipzig, aus kaeseschen Familienbesitz. Für den Text wurde zur Unterstützung eine PDF-Version von Google Books herangezogen.