Eschershäuser Wappen

Geogra­phisch-statis­tische Be­schrei­bung der Fürsten­thümer Wolfen­büttel und Blanken­burg

Topografie des Weserbezirks

Johann Georg Heinrich Hassel und Karl Friedrich Bege
Braunschweig 1803

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Vierter Abschnitt
Topografie des Weserbezirks

Einleitung.

Landkarten: Karte von dem Weserdistrikte von Gerlach. Zeichnung. – Der Sollingerwald, eine auf Herzog Heinrich Julius’ Befehl 1603 verfertigte Zeichnung.

Topisch-Statistische Nachrichten: Gilberts Weserbezirk in seinem Handbuch für Reisende durch Deutschland, Teil 3, Seite 236. – Büschings geographische Beschreibung des Weserbezirks, berichtigt und vermehrt im Holzminder Wochenblatt von 1788, Stücke 37 bis 47. – Geographischer Abriß des Weserbezirks im Holzmindner Wochenblatt von 1786, Stück 2 und folgendes. – Allgemeine Bemerkungen über den Weserbezirk, ebendaselbst 1787, Stücke 37, 38, 52. – Lauf der Weser in Knauths Saxonia vetus et magna in parvo, Dresden 1727. 4. – Von den Flüssen und Bächen des Weserbezirks im Holzmindischen Wochenblatt 1786, Stück 6. – Von den Produkten, ebendaselbst 1787, Stück 11 und folgendes.

Der Weserbezirk liegt zwischen der Weser und Leine. Von Meinbrexen bis Reilofsen bildet gegen Abend die Weser in einer Strecke von drei Meilen seine natürliche Grenze gegen das Fürstentum Korvei und Amt Polle. Alles, was diesem Flusse gegen Morgen liegt, gehört bis auf die Feldmarken von Höxter, Löchtringen und Polle in seinen Umfang. Von Reilofsen an zieht sich die Grenze fast zwei Meilen über die Weser gerade gegen Abend über dem Amte Polle weg bis an die Grafschaft Pyrmont, und von da hinter Ottenstein und Lichtenhagen herunterwärts gegen Morgen nach der Weser bis unter Hehlen hin, wo sie sich dann diesseits der Weser gegen Mitternacht an der Kalenbergschen Grenze bis auf die Höhe des Lauensteinerberges hinaufwindet, von da gegen Mittag bis an den Hils fortläuft und diejenige Spitze des Amts Grene, wo die ehemalige Herrschaft Hohenbüchen liegt, einschließt. Von da führt die Grenze östlich am Hildesheimschen Amte Winzenburg über den Selter bis an die Leine weg, und an diesem Flusse, der den Harzbezirk von dem Weserbezirk scheidet, bis zu dem Grubenhagenschen Amte Salzderhelden herab, wo sie über die Hufe und den Elwas steigt, und dann an dem Grubenhagenschen Amte Salzderhelden, Kalenbergschen Amte Erichsburg und Hildesheimschen Amte Hundsrück bis zum Sollingen, und durch diesen Wald an dem Kalenbergschen Amte Lauenföhrde bis nach Meinbrexen fortläuft. – Das Areal dieses Bezirks beträgt nach Leiste 11¾ und nach Gerlach 12 Quadratmeilen oder 265 500 Braunschweigische Morgen, wovon auf das Acker- und Gartenland 105 287 Morgen 100 Quadratruten, auf die Weidereviere etwa 55 000 Morgen und auf die Holzungen 100 521 Morgen 40 Quadratruten kommen.

Die Bevölkerung desselben belief sich im Jahre 1765 auf 25 567, 1788 auf 30 359, 1793 auf 31 433, und 1799 auf 32 097 Menschen, so dass auf jede der zwölf Quadratmeilen 2674¾ Menschen kommen. Bei der Zählung von 1793 fand man 5 262 Hausväter, 5 743 Hausmütter, 636 ledige sich selbst erhaltende Personen, 146 Hausbediente, 932 Knechte, 237 Enken, 1 486 Mägde, 22 Gymnasiasten, 8 Ladendiener, 16 Ladenburschen, 304 Gesellen, 122 Lehrjungen, 2 014 Altväter und Altmütter, 4 626 Söhne und Töchter über, und 9 829 unter vierzehn Jahren, überhaupt 15 388 Personen vom männlichen, und 15 388 vom weiblichen Geschlechte, 5 655 stehende Ehen und 6 848 Haushaltungen. In den Städten lebten 4 567, und auf dem Lande 26 866 Menschen.

Der Bewohner des Weserbezirks ist von großem starken Körperbau; in seinem Charakter liegt mehr Deutschheit, Geradheit, aber auch mehr Rauheit, als in dem seines nördlichen Landsmanns. In jeder Nuance desselben erkennt man die Urzüge des Cheruskers wieder. Die bergige Gegend, worin er lebt, hat den Einfluss auf seine Denkungsart geäußert, den Gebirge überall hervorbringen. Sie erhält ihn rau, scharfsinnig, kühn und tapfer, indem sie durch beschwerliche Erlangung der Lebensmittel ihn abhärtet und gegen das Eindringen fremder Gebräuche als ein schützendes Bollwerk umzäunt.

Die ältesten Einwohner des Weserbezirks, soweit die Geschichte reicht, waren die Cherusker, die in der Folge durch die Katten besiegt wurden. Nach der Auflösung dieser Jägervölker und ihrer Überwinder, der Sachsen, findet man in dieser Gegend die großen Gaue Aringho, Guddingo, Thilithi, Wickanofelde, worin die Vorfahren der Welfen, besonders die Nordheimer, sowie die Dynasten von Eberstein und Homburg, und die Stifter Gandersheim und Korvei begütert waren. Heinrich der Löwe vermehrte 1152 die aus der Nordheimschen Erbschaft seinen Vorfahren angefallene Allodien noch durch die Winzenburgschen Güter, wozu Homburg, Grene, auch vermutlich Höxter gehörten; jedoch fielen in der Folge die meisten Zubehörungen der älteren Homburgschen Herren an die jüngere Linie derselben zurück, und als 1235 das Herzogtum Braunschweig konsolidiert wurde, besaß der Enkel Heinrichs des Löwen keine einzige Domäne in dem Lande zwischen der Weser und Leine, soweit solches zu dem jetzigen Weserbezirke gehört. Das Grundeigentum war fast ganz in den Händen der Ebersteine und Homburge; und erst durch die Heirat Herzog Ottens mit der Erbtochter Elisabeth 1408 und durch den Kauf der Herrschaft Homburg 1407 kamen die sämtlichen Besitzungen dieser mächtigen Dynasten an das Haus Braunschweig, welches sich darin gegen die Hildesheimschen und Ebersteinschen Ansprüche schützte.

Die Herrschaft Homburg, welche aus dem größten Teile des Amts Wickensen bestand, und in der Folge auch Hohenbüchen, Hehlen, Grene, Lauenstein, Lüchterdissen, Wallensen und Stadtoldendorf begriff, war eine ursprüngliche Besitzung der davon benannten Dynasten. Die dazugehörigen Güter kaufte, nach Absterben Siegfrieds von Homburg, Graf Hermann von Winzenburg an sich. Mit Hermanns Erbschaft erhielt sie 1152 Herzog Heinrich der Löwe, welcher mit einem Teile derselben die Abtei Gandersheim belehnte. Nach Heinrichs Achtserklärung blieben sie bei dem Welfischen Hause, aber Heinrich der Löwe gab sie 1183 als Afterlehn an die jüngere Linie der Herren von Homburg. Heinrich von Homburg, der letzte Sprosse dieser jüngeren Linie, erschlug den Graf Moritz von Spiegelberg. Um wegen dieses Mordes von Herzog Bernhard von Braunschweig Verzeihung und sich bei Land und Leuten zu erhalten, überließ derselbe seine Herrschaft dem Herzoge auf dem Fall, dass, wenn er aus der Ehe mit Sonetten von Nassau keine Söhne zeugte, seine Güter an das Welfische Haus fallen sollten. Zum Unterpfand gab derselbe den vierten Teil der Herrschaft sogleich in die Hände des Herzogs, wogegen dieser sich verbindlich machte, eine Summe von 5 500 Mark Braunschweigscher Witte und Wichte herauszuzahlen, und Heinrichen auf Lebenszeit eine Rente von 200 Mark, dessen Gemahlin Sonette von Nassau aber jährlich 200 gute vollwichtige Rheinsche Gulden zum Witthume anzuweisen, jedoch sollte die Zahlung sogleich aufhören, wenn Erben erfolgten. Die Äbtissin von Gandersheim, von der die Homburgschen Güter größtenteils zu Lehn gingen, bestätigte diesen 1407 getroffenen Vergleich, und Herzog Bernhard nahm in dessen Gefolge nach der Ermordung Heinrichs von Homburg, welcher der Sage nach Otto von Eberstein in der Amelunxbornschen Klosterkirche erstach, den Nachlass 1410 in Besitz, und erhielt sich auch darin gegen die Ansprüche Bischofs Johann von Hildesheim, welcher seine lehnsherrlichen Rechte auf die Herrschaft ausdehnen wollte, nachdem solcher 1414 durch einige Schlösser und Dörfer abgekauft war. In dem Erbvertrage, den die Fürstlichen Brüder, Wilhelm und Heinrich, 1432 schlossen, erhielt Wilhelm mit dem Calenbergschen Anteile, Grene, Homburg, Oldendorf, Holzminden und Ottenstein; die Pfandschaft über Eberstein und Hameln blieb gemeinschaftlich: aber die Herzöge Otto und Friedrich, Bernhards Söhne, versetzten 1433 an den Bischof Magnus von Hildesheim die Schlösser Eberstin, Lauenstein, Eberstein, Hameln und Hallenburg ohne Einwilligung Herzog Wilhelms, welcher sich darüber beim Kaiser beklagte, und nach Kassation der Verwendung das Recht erhielt, die verwendeten Stücke wieder einzulösen, wenn die Bernhardsche Linie solches nicht bewerkstelligen könnte. Herzog Heinrich löste in Gefolge dieses kaiserlichen Dekretes 1494 einige der verwendeten Stücke wieder ein. Bei der Teilung zwischen den Herzogen Erich dem Älteren und Wilhelm, 1495, wurden Grene, Hohenbüchen, Homburg, Oldendorf und Amelunxborn zu dem Braunschweigschen Anteile geschlagen, und als Bischof Erich von Hildesheim sich noch immer weigerte, die durch Herzog Bernhards Söhne zum Teil an ihn verpfändeten und noch im Besitz habenden Stücke herauszugeben, kam es 1519 zu der bekannten Stiftsfehde, worin das herzogliche Haus wieder zu deren Besitze gelangte, und sich aller Protestationen der Bischöfe unerachtet darin erhielt. In der Folge suchte zwar die Äbtissin von Gandersheim die daran habenden lehnsherrlichen Rechte, die sich auf der Könige, Heinrichs des Städteerbauers und Otto I. Schenkungen, und auf den Bernhardschen Lehnsrezess von 1409 gründeten, wieder hervor, und brachte es auch dahin, dass die Herzöge Friedrich Ulrich und Christian die Lehnsherrlichkeit der Abtei über halb Homburg, Grene, Gandersheim und Seesen anerkannten und zu Lehn zu nehmen versprachen: allein da die Agnaten nicht darin willigten, so kam es 1631 zu einem Vergleiche, worin die Abtei sich aller Ansprüche an diese Pertinenzien begab, und seitdem machen solche einen integrierenden Teil des im Anfang des 15. Jahrhunderts sich gebildeten Weserbezirks aus.

Die in den älteren Zeiten der Geschichte so mächtigen Grafen von Eberstein, welche schon von Karl dem Großen als deutsche Adelinge und Freie zu Grafen in den Wesergauen bestellt waren, besaßen Hameln, Kloster Wülfinghausen, die Ämter Ohsen, Grohnde, Polle, die Gerichte Hämelschenburg, Hastenbeck, Ohe, Diedersen und Jühnde, die Stadt Brakel, Schloss Hinneburg, die Stadt Holzminden, die Ämter Forst, Fürstenberg, Ottenstein und Gericht Meinbrexen. Was der Burg Eberstein, ihrem Hauptsitze, dienstpflichtig gewesen, ersieht man aus dem Landgerichtsprotokolle vom 2. Mai 1775. – Im Anfange des 15. Jahrhunderts heiratete Herzog Otto von der Heide Elisabeth, die Erbtochter des Grafen Hermann von Eberstein 1408, welcher in eben dem Jahre seine Grafschaft an die Herzöge Bernhard und Heinrich überließ. Bei der Teilung von 1409 erhielt Herzog Bernhard die Grafschaft Eberstein, dessen beide Söhne, Otto und Friedrich, solche nebst einigen Stücken der Herrschaft Homburg 1433 an das Hochstift Hildesheim versetzten. Da Herzog Wilhelm der Sieghafte dagegen Beschwerde erhob, so erhielt er vom Kaiser das Recht, solche wieder einlösen zu können, welches auch durch Herzog Heinrich den Älteren 1494 geschah. Der Überrest wurde in der Hildesheimschen Stiftsfehde wieder herbeigebracht, und kamen in der Folge von der ganzen Grafschaft Eberstein Holzminden, Forst, Fürstenberg, Ottenstein und Meinbrexen an das Fürstentum Wolfenbüttel, wovon sie jetzt einen integrierenden Teil ausmachen. Das Übrige blieb bis auf Brakel und Homburg beim Fürstentum Kalenberg.

Aus der Vereinigung der Ebersteinschen und Homburgschen Domänen und durch die Einverleibung einiger minder wichtigen Zubehörungen ist auf solche Art der Weserbezirk entstanden. Derselbe begreift in seinem gegenwärtigen Umfange:

  1. drei Stadtgerichte, Holzminden, Stadtoldendorf und Eschershausen,
  2. ein Klostergericht, Amelunxborn,
  3. sechs Ämter, Wickensen, Grene, Allersheim, Forst, Fürstenberg und Ottenstein,
  4. zwei Fürstliche Gerichte, Bevern, und Grünenplan,
  5. sieben adelige Gerichte, Brunkensen, Deensen, Hehlen, Bisperode, Düsterthal, Harderode und Meinbrexen.

In demselben wurden im Jahre 1799 gezählt: 2 Städte, 3 Flecken, 6 Hüttenörter, 80 Dörfer und Weiler, 22 einständige Häuser, 1 Kloster, 7 Kammerpachtungen und 8 Vorwerke, 1 Klosterpachtung und 3 Klosterhöfe, 12 Edelhöfe und 3 adelige Vorwerke, 3 Schriftsassenhöfe, 259 Ackerhöfe, 411 Halbspännerhöfe, 1 270 Kothöfe, 1 092 Brinksitzerstellen, 66 Kirchen und Kapellen, 31 Pfarren, 30 Witwenhäuser, 1 Gymnasium, 2 Stadt- und 3 Trivialschulen, 68 Landschulen und Opfereien, 4 milde Stiftungen, 1 Eisenhütte, 3 Eisenwerke, 4 Blankhammer, 4 Glashütten, 1 Spiegelhütte, 1 Porzellanfabrik, 1 Steinschleifmühle, 3 Stampfmühlen, 4 Glasur- und Poliermühlen, 4 Eisenschleifmühlen, 4 Sägemühlen, 6 Papiermühlen, 54 Mahlmühlen mit 70 Mahl-, 25 Öl-, 4 Grütze- und Schrot-, 7 Säge- und 4 Lohe- und Borkegängen, 13 Wasser- und Rossölmühlen, 2 Lohmühlen, 1 Ziegelei, 5 Gips- und 12 Kalköfen. Die Zahl der Feuerstellen belief sich 1765 auf 3 758, 1788 auf 4 015, 1793 auf 4 111, und 1799 auf 4 175. 1793 waren in der Brandversicherungsanstalt 3 952 versichert, und 159 nicht versichert.

A. Städte.

Der Weserbezirk hat zwei Städte: Holzminden und Stadtoldendorf, die beide Sitz und Stimme auf den Landtagen haben, und einen Flecken, Eschershausen, mit städtischer Gerechtsame und einer städtischen Gerichtsbarkeit.

Stadt Holzminden.

Historisch-statistische Nachrichten: Grotrians Nachrichten von Holzminden, in dem Holzmindenschen Wochenblatte 1787, Stücke 4 bis 9. – Büschings Erdbeschreibung, Teil 3, Seite 305. — Gilberts Handbuch für Reisende durch Deutschland, Teil 3, Seite 236. – Häselers zwei Schulprogrammen: vom Ludolffschen Barometer 1780, und Beschreibung einer horizontalen Sonnenuhr, von 1781.

Ansicht im Merian, Seite 120.

Holzminden, die vierte Stadt des Fürstentums, der Sitz einer Generalsuperintendentur, liegt unter dem 51° 46′ nördlicher Breite und dem 38° 14′ östlicher Länge, an der Weser, 630 Braunschweigische Werkschuh über dem Meere erhaben, und in dem reizenden Tale, welches der Kiekenstein, der Köterberg, die Däkeburg, der Reusseberg, Brunsberg und Solling bilden, und welches den pagus Auga begriff. Durch dasselbe windet sich in der Mitte die Weser in mannigfachen Krümmungen, welcher Fluss bei der Stadt eine Breite von etwa 150 Schritten hat, und neben der kleinen Holzemme, welche von dem Sollinge herabkömmt, der Stadt das Wasser gibt.

Die Stadt breitet sich auf einem kleinen Abhange nach der Weser zu aus, ist zwar ganz offen, und hat weder Tore noch Mauern. Die meisten Häuser sind nach niederländischer Art und manche ganz artig gebaut, aber zum Teil mit Sollinger Steinen gedeckt, welches einen unangenehmen Eindruck zurücklässt. Das Steinpflaster ist durchgehends gut; die Seitenwege für die Fußgänger sind mit breiten Sollinger Steinen bedeckt. Die Stadt hat nur sechs Hauptstraßen; ihr einziger öffentlicher Platz ist der Markt, ein Viereck, worauf das alte Rathaus und gemeinschaftliche Brauhaus stehen. Unter den wenigen merkwürdigen Gebäuden zeichnen sich die Stadtkirche, ein 1577 im gotischen Geschmacke aufgeführtes Gebäude, das Schulgebäude, neben welchem die Bibliothek in einem eigenen Hause steht; das Zollhaus an der Weser, das Posthaus und die herrschaftlichen Eisenhütten aus. Die von Wrisberg besitzen einen adligen freien Hof in Holzminden, welcher von Korvei zu Lehn geht, und wovon die dazu gehörigen Ländereien und Wiesen an die Bürgerschaft verpachtet sind. Auf dem ehemaligen Amthause, zwischen den Überbleibseln der alten Burg, ist das Magazin für die Solinger Steine angelegt. Die Stadt enthielt 1793, ohne das nahbelegene Altendorf, 312 versicherte und 38 nicht-versicherte, zusammen 350 Feuerstellen, und lebten 1793 2 452 Menschen, worunter 424 Hausväter, 482 Hausmütter, 80 ledige Personen eigenen Gewerbes, 199 dienende Leute, 22 Gymnasiasten, 5 Ladendiener, 4 Lehrburschen, 60 Gesellen, 29 Lehrjungen, 92 abgelebte Personen, 186 Kinder über und 201 unter vierzehn Jahren, überhaupt 1 227 Personen männlichen und 122 5 weiblichen Geschlechts, 419 stehende Ehen und 550 Haushaltungen sich befanden. 1799 belief sich die Anzahl der Menschen auf 2 760.

Holzminden hat auf der Städtebank unter den Städten des Fürstentums Sitz und Stimme. Ihr Magistrat verwaltet, seitdem die Konkurrenz mit dem Amt Allersheim aufgehoben und wegen der peinlichen Fälle 1764 eine gewisse Abmerkungslinie gezogen ist, die Zivil-, Polizei- und Kriminalgerichtsbarkeit über die Stadt, deren Feldmark und das Bürgergut hohe Eiche. Sein Personal besteht aus einem Gerichtsschultheißen, den der Landesherr setzt, einem Bürgermeister, der das Sekretariat mit bekleidet, zwei Senatoren und einem Polizeischreiber. Im Wappen führt er ein Tor, auf dessen Mauern drei spitze Türme stehen. Die Einkünfte der Kämmerei fließen aus einigen Pertinenzien, der Weinkellerpacht, den Urkunden, Schosse, drei Gärten, vier Wiesen und einem Morgen Land. Die Bürgerschaft hat einen Gemeinheitsmeister oder Stadtvorsteher, und wird in zwölf Rotte geteilt; über jede ist ein Rott- und über alle ein Oberrottmeister gesetzt. Die Schützengesellschaft hält jährlich ein Freischießen.

An der Stadtkirche, wohin die ganze Stadt mit ihren Fabriken und das Amthaus Allersheim gewiesen sind, stehen zwei Prediger, deren erster ab zu Amelunxborn, Spezialsuperintendent der Stadt, und Generalsuperintendent des Weserbezirks ist und die Inspektionen Holzminden, Golmbach, Stadtoldendorf und Eschershausen unter sich hat. Seiner besonderen Aufsicht ist die Pfarre von Holzminden und Amelunxborn mit ihren Filialen unterworfen. Der Diakonus ist zugleich Prediger im Altendorfe. Beide geistliche Stellen relevieren von dem Landesherrn. Den Organisten- und Knabenschuldienst besetzt das Konsistorium; zudem Opferei- und Mädchenschuldienste schlägt der Magistrat vor. –

Das Gymnasium hat 1760 seine Einrichtung erhalten, nachdem die Klosterschule von Amelunxborn mit der Stadtschule verbunden worden. Es hat sein eigenes Gebäude, welches ehemals den Grafen von der Lippe und darauf den von Mannsberg zugehörig gewesen und zu dem jetzigen Behufe angekauft ist. In demselben wohnen der jedesmalige Direktor und die zwölf Stipendiaten; die Bibliothek ist in einem eigenen Hause aufgestellt und aus der Amelunxbornschen und einem Teil der vom Herzog Carl zugekauften Burkhardischen Büchersammlung zusammengesetzt. Ephorus dieser wohl eingerichteten Schulanstalt ist der Abt von Amelunxborn, der auch in einigen Wissenschaften Unterricht erteilt. Unter ihm unterrichten ein Direktor, der zugleich Prior zu Amelunxborn und Bibliothekar ist, ein Inspektor, zwei Kollaboratoren, ein Mathematiker, ein Konzert-, Tanz- und Fechtmeister, ein Zeichen- und Schreibemeister, die in Personalsachen unmittelbar dem Konsistorium unterworfen sind und ihre Stellen von dem Landesherrn haben. Zwölf Schüler genießen ein jährliches Stipendium jährliches von sechzig Talern, womit Wohnung, Feuerung, Licht und freie Schule verbunden ist. Diese Stipendien hängen von dem Landesherrn ab, und es gelangen nur solche Schüler dazu, die nach drei Jahren die Akademie beziehen können, und vorher wenigstens ein Jahr lang die Schule besucht haben (Rescript vom 15. Dezember 1798). Siehe: Richters Programmen, die Holzminder Schule betreffend.

Holzminden ist der Stapelplatz des Leinwands- und Eisenhandels des Fürstentums, wozu es sein glückliches Local an der Weser und in der Mitte flachsreicher Gegenden und die seit der Mitte dieses Jahrhunderts daselbst errichteten Eisenfabriken erhoben haben. Es führt vorzüglich auf der Weser nach Bremen und Hamburg, wo seine Kaufleute ihre Kommissionen machen, Legelinnen in Bolten und Kisten, Eisenwaren, besonders Stabeisen, schneidendes Zeug und Ofenplatten, Sollinger Steine, Glaswaren aller Art, Töpfe und Schaufeln, und einige andere Fabrikartikel aus. Dies geschieht aber fast gänzlich auf fremden Schiffen, da die Stadt selbst die Weser für eigene Schifffahrt wenig nützt, und 1799 nur ein Privatmann zwei Lastschiffe oder Böcke, ohne selbst Schäfer zu sein, hielt. Indes werden zu Holzminden viele Schiffe gebaut. 13 Ellen-Material- und Linnen-Handlungen treiben Handels- und Speditionsgeschäfte ins Große, und außerdem findet man noch einige Krämer, eine Buchdruckerei und eine Weinhandlung. Zu den mannigfachen Fabriken der Stadt gehören die Eisen- und Sollingersteinfabriken, die Ahlandschez Zichorienfabrik mit einer Mühle, die Ehringhausensche Seifenfabrik, eine Strumpfstrickerfabrik, eine Pfeifenfabrik, eine Stecknadelfabrik, eine Feilenhauerei, vier Pottaschensiedereien, zwei Essigbrauereien und drei Lohgerbereien, welche auch Korduan und Saffian bereiten. Außerdem hat sie Handwerker von aller Art, worunter sich besonders die Feilenhauer, Schaufelmacher und Muldenhauer auszeichnen und ihre Waren bis Bremen versenden. Gilden halten die Bäcker, Brauer, Buchbinder, Dachdecker, Drechsler, Fleischer, Frisöre, Glaser, Goldschmiede, Hutmacher, Kaufleute, Knopfmacher, Lohgerber, Moldenhauer, Nagelschmiede, Sattler, Schuster, Schneider, Schmiede und Schlösser, Seiler, Tischler, Zimmerleute und Zinngießer. Die Uhrmacher halten mit denen in Braunschweig die Gilde; überhaupt sind 207 Professionisten und Handwerker, und außerdem 59 Ackerleute, 13 Kaufleute, 4 Künstler, 76 Tagelöhner und 13 Judenfamilien vorhanden, welche ihre Synagoge und Vorsänger haben. Die Braugerechtigkeit haftet auf den Häusern; der Brauschläge sind jetzt sechzig. – Außer der Handlung, dem Leineweben und den Professionen nähren sich die im Ganzen wohlhabenden Einwohner hauptsächlich von dem Ackerbaue, der Vieh- und Schafzucht, dem Zichorienbaue, der Bereitung des Krapps, dem Gips- und Kalkbrennen, und durch Tagelohn und Frachtfahren. Die Feldmark der Stadt erhält 4 265 Morgen 105 Quadratruten Acker und 1 420 Morgen 85 Quadratruten Wiesen. Die Länderei gehört zu der besten des Fürstentums; der Boden ist zu dem Anbau aller Arten von Korn und vorzüglich der Färberröte sehr geschickt. Zichorien wurden hier im Lande zuerst gebaut, und man kann Holzminden als die Mutter eines Surrogats für das Fürstentum ansehen, das den Kaffee ersetzt und demselben so beträchtliche Summen gewinnt und erspart. Gips und Kalk wird in vier herrschaftlichen Öfen gebrannt. An Mühlen hat man eine Privatmühle mit vier Mahl- und einem Ölgang, und zwei Privatölmühlen, wovon eine zum Bereiten des Saffians dient. Die Krammärkte der Stadt fallen auf den ersten Dienstag vor Peters Stuhlfeier, den zweiten nach Jubilate und den dritten nach Martini; auch hat sie das Recht, zwei Viehmärkte zu halten, sowie, nach dem Privilegium vom 27. Juli 1729, einen Wochenmarkt.

Zwischen der Stadt und dem Altendorfe liegen die herrschaftlichen Eisen- und Stahlfabriken, welche zwischen 1745 und 1748 in Gang gebracht sind. Zu denselben gehören drei Frischöfen, ein Roh-, ein Raffinierstahl- und ein Zainhammer. Die neben demselben belegenen Steinschleifmühlen sind ebenfalls herrschaftlich; aber die übrigen Werke, als vier Blankhammer, vier Eisenschleifmühlen und eine Messerschmiede, sowie die anderen Mühlen und Fabrikanstalten des Altendorfs, Privateigentum. Von denselben siehe ein Mehreres Teil 1, Seiten 161, 167.

Die Stadt liegt elf Meilen von Braunschweig, drei Stunden von Stadtoldendorf, eine Stunde von Bevern, zwei Stunden von Höxter, und vier Stunden von Ottenstein. Es befindet sich in derselben ein Lombard, eine wichtige Postexpedition und ein Zollhaus, wo ein zweckmäßiger Zoll von den Wesergütern gehoben wird. Bei demselben werden in einer wohl eingerichteten Schlucht alle Güter, so auf dem Strome verfahren werden, verladen. Bei der Stadt geht eine Fähre über die Weser.

Holzminden, in alten Urkunden Holtesmeni, Holtesminne, späterhin Holteßminne, und erst 1491 Holtzminde, hat ihren Namen entweder von der Holzemme, oder dem wirklich reizenden und waldigen Tale, worin die Stadt sich ausbreitet, von Holtes (Holz) – und Minne (Lust, Anmut) erhalten. Sie verdankt ihrem Ursprung einer ehemals dicht an der Weser gelegenen Burg, welche den Herren von Holzminden gehörte, und von denselben an die Grafen von Eberstein überlassen wurde Im Anfange des neunten Jahrhunderts war Holzminden schon kein unbedeutender Ort, und mehrere Ritter hatten in demselben Besitzungen. Unter seinen neuen Besitzern erhielt das Stadtrecht, welches Graf Otto von Eberstein 1245 bestätigte. Diese gräfliche Familie hatte in ihren Mauern eine Burg hart an der Weser, deren Überbleibsel noch zu sehen sind, und eine schwache Befestigung. 1410 kam sowohl Stadt als Burg an das herzogliche Haus. Im dreißigjährigen Kriege zerstörte die kaiserliche Armee (1640) durch ein Bombardement die Stadt, die die Schweden verteidigten, bis auf das Rathaus, die Kirche und einige Häuser, seit welcher Zeit ihre Festungswerke niedergerissen sind. Schon Herzog Friedrich Ulrich hatte sie erweitert und zu einem Handels- und Gewerbeplatze eingerichtet, zu welchem Zwecke allen neuen Ansiedlern Privilegien erteilt waren. Von der 1640 geschehen Einäscherung erholte sie sich langsam wieder, und nur erst seit der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts ist sie zu dem Wohlstand gekommen, worauf sie jetzt steht. Die Anlegung der verschiedenen Fabriken, die Herlegung der Amelunxborner Klosterschule, und die Einrichtungen, die unter den beiden letzten Regierungen getroffen sind, gründeten denselben, und brachten es dahin, das Holzminden, nach Braunschweig und Wolfenbüttel, jetzt die wohlhabendste und der Bevölkerung nach die vierte Stadt des Landes ist. Unter der Zivilgerichtsbarkeit des Magistrats steht

  1. die hohe Eiche, eine halbe Stunde von Holzminden und eben so weit von der Weser, wozu 165 Morgen Acker, 2 Morgen Garten, 26 Morgen Wiesen und eine Schäferei von 500 Stück gehören. Die Heukenroths sind in dem Besitze desselben, und der Rat von Holzminden übt nach dem Thorbrüggischen Vergleiche die Zivilgerichte aus. Peinliche Fälle gehören vor das Amt Allersheim.

Stadt Stadtoldendorf.

Historische Nachrichten: Über das Alter von Stadtoldendorf, Braunschweigische Anzeigen 1752, Stück 102. Verschiedene Bemerkungen über Stadtoldendorf im Holzminder Wochenblatte von 1780 und 1875, und in den Nachrichten über die Herrschaft Homburg.

Ansicht im Merian zu der Ortsbeschreibung, Seite 165.

Stadtoldendorf, eine Landstadt und der Sitz einer Superintendentur, 1½ Meilen von Holzminden, lehnt sich an einen Hügel, den sogenannten Kellberg, ist mit einer Mauer umgeben, und hat drei Tore: das Teich-, Burg- und Hagentor, und größtenteils gepflasterte, aber unregelmäßige, Straßen. Außer dem Marktplatz hat sie keinen öffentlichen Platz. Die Zahl ihrer Häuser belief sich 1793 auf 214 und die ihrer Einwohner auf 1 390; darunter waren befindlich: 258 Hausväter, 277 Hausmütter, 28 ledige Personen eigenen Gewerbes, 100 dienende Leute, 1 Lehrbursche, 35 Gesellen, 20 Lehrjungen, 58 abgelebte Personen, 157 Kinder über und 450 unter vierzehn Jahren, überhaupt 673 männlichen und 717 weiblichen Geschlechts, 244 stehende Ehen und 309 Haushaltungen. Sie erhält alles ihr Wasser durch einen Röhrenzug aus dem am Kellberge belegenen Wellbrunnen. Zu den wenigen öffentlichen Gebäuden gehören das alte von Holz gebaute Rat- und Stadtbrauhaus auf dem Markte, und die dem Märtyrer Dionys geweihte Kirche, ein schönes massives, erst 1800 vollendetes Gebäude. An derselben stehen zwei Prediger, deren ersterer Superintendent über eine Inspektion ist, der die beiden Pfarren von Stadtoldendorf, von Wangelnstedt, Vorwohlde, Diedelmissen, Kirchbrak und Halle unterworfen sind. Zu dem Diakonate sind Ahrholzen und Braak eingepfarrt. Patron, sowohl des Primariats als des Diakonats, ist das Kloster Amelunxborn. In der Stadtschule unterrichtet der Rektor und Kantor die Knaben; der Opfermann, der zugleich Organist ist, die Mädchen. Zu ihren Stellen schlägt der Prediger und Rat vor. An milden Stiftungen befinden sich in der Stadt ein Hospital, worin unter Aufsicht von zwei Vorstehern zehn Personen von beiderlei Geschlechte unterhalten werden, und freie Wohnung, Feuerung und fünfzig Reichstaler bare Einkünfte genießen, und ein Siechenhaus welches drei Einwohner verpflegt.

Die Stadt hat die Landstandschaft. Ihr Magistrat verwaltet auftragsweise die Kriminal-, Polizei- und Zivilgerichtsbarkeit in der Stadt und auf deren Feldmark, sowie auch auf dem adligen Hofe Giesenberg. Er besteht aus einem Gerichtsschultheißen, einem Kämmerer und zwei Senatoren, und trägt seit 1614 von der von Klenkeschen Familie einen Hof mit zwei freien Burglehnen, sowie von der Kossischen Familie gewisse andere Stücke zum Lehne; auch hat er die Gerichtsbarkeit über den Hellenkampischen Hof bei Braak. Das Ratswappen ist ein Tor mit einem Fallegatter, worauf ein zugespitzter Turm steht, welcher zwei abgestumpfte Türme zur Seite hat. Zu den Einkünften der Kämmerei gehören die Urkunden und Pachteinkünfte von einigen Gärten und Ländereien, der Ratskeller, die Krug- und Schenkgerechtigkeit, die Benutzung eines kleinen Holzbezirks, die Rekognitions-, Bürger- und Schutzgelder, auch Strafen innerhalb der Stadt, und an Pertinenzien 8 Morgen 117 Quadratruten Länderei, 41 Morgen 110 Quadratruten Wiesen und 360 Morgen Holzung. Die Bürger sind den gewöhnlichen Abgaben der Landstädter unterworfen, müssen aber als Hägerleute und für das Holzwesen einige Handdienste an das Kloster Amelunxborn und die Ämter Wickensen und Allersheim leisten.

Stadtoldendorf ist ein toter gewerbloser Ort, dessen Einwohner sich hauptsächlich vom Ackerbaue, der Leineweberei, dem Brauwesen und einigen Handwerken nähren. Die Leineweberei macht indes die Hauptbeschäftigung aus. Unter den 76 daselbst ansässigen Meistern verfertigen einige bloß bunte Leinwand, und einige einzelne Fabriken arbeiten in Baumwolle, und liefern gute Zeuge. Auch befindet sich daselbst eine Strumpffabrik und ein Gips- und Marmorarbeiter. Gilden halten die Bäcker, Böttcher, Brauer, Dachdecker, Färber, Fleischer, Glaser, Kaufleute, Leineweber, Maurer, Schuster, Schneider, Schmiede, Tischler und Zimmerleute. Die Brauzeiten, deren achtzig vorhanden sind, haften auf den Häusern, und werden der Reihe nach benutzt. Sie sind unveräußerlich. Die drei Mühlen, die Hoop-, vordere und Mittelmühle sind, wie eine bei der vorderen Mühle liegende Lohmühle, Privateigentum. Die Hoop- und Mittelmühle haben jede einen Mahl- und einen Ölgang, die vordere Mühle aber nur einen Ölgang. Die Feldmark der Stadt beträgt 2 827 Morgen 94 Quadratruten Acker, 2 224 Morgen 76 Quadratruten Wiesen, 2 286 Morgen 2 Quadratruten Weidereviere und 1 140 Morgen Holzung, woraus jeder Bürger etwa 3 bis 4 Malter zur Feuerung erhält. Der Acker trägt karg. Aber in dem Kämmereiholze, eine Viertelstunde von der Stadt, auf dem Hoop, brechen vortreffliche Dach- und Leggesteine in verschiedenen Steinbrüchen; auch liegt über der Holeburg eine von der Kammer auf Erbenzins ausgetane Gipsbrennerei. Die Feldmark bewässern der Rauch- und Forstbach. Jener treibt die dem von Campeschen Gute zugehörige Treppmühle mit einem Gange, und fließt von da in den Mühlenteich der Mittelmühle, dieser aber die oben genannten Mahlmühlen. Die Jahrmärkte der Stadt fallen, nach dem Privilegium vom 20. September 1619, auf die Dienstage nach Judika, nach Himmelfahrt, vor Michaeli und nach Nikolai.

Eine Viertelstunde von Stadtoldendorf entfernt, gegen Norden und an den Homburgschen Bergen, als eine Fortsetzung derselben, liegt die Holeburg, ein weißgrauer Gipsflöz, welcher ganz mit ein bis zwei Fuß tiefen Löchern bedeckt ist und sich zu einer senkrechten Höhe von 80 bis 100 Fuß erhebt. Sein Flächeninhalt beträgt etwa 6 375 Quadratruten. Die beiden verwüsteten Dörfer Ulrichshagen und Holtensen standen ehemals in ihrer Nähe. Siehe von der Holeburg im Holzmindinschen Wochenblatt 1785, Stück 16.

In der Stadt befindet sich der von Campesche Rittersitz, der mit 20 guten Groschen und 1¼ Pfennigen in der Rittermatrikel katastriert steht, und wozu an Zubehörungen 244 Morgen 60 Quadratruten Land, 48 Morgen 42 Quadratruten Wiesen, eine halbe Schäferei und die Treppmühle vor der Stadt mit 1 Mahl- und 1 Ölgange gehören. – Das Kloster Amelunxborn besitzt darin einen Hof, welches es von der Stockhausenschen Familie für einen Hof zu Schnetjehausen, unweit Göttingen, eingetauscht hat. Es hält auf dem demselben das Hägergericht über die in der Stadt und dem Amte Wickensen wohnenden Hägerleute und Güter, welche Gerichtsbarkeit ihm durch den Rezess vom 5. April 1593 zugesichert, und den 5. Juni 1793 anderweit bestätigt ist.

Stadtoldendorf, Altendorf, vetus villa, ist zwar ein alter Ort, der schon 1186 vorhanden war, aber damals noch keine Stadtrechte hatte, und ein Eigentum der Dynasten von Homburg war. 1270 scheint er in dem Besitze einiger städtischer Gerechtsame sich bereits befunden zu haben. Mit der Herrschaft Homburg kam er an das Fürstentum.

Unter der Gerichtsbarkeit des Rats stehen

  1. Gieseberg, ein adeliges von Campesches Gut, eine halbe Stunde von der Stadt entfernt und dahin eingepfarrt, hat 2 Feuerstellen mit 40 Menschen, und macht eigentlich die Hälfte des von Campeschen Edelhofs zu Stadtoldendorf aus. Es ist erst bei einer brüderlichen Teilung in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts angebaut, und nicht besonders in der Rittermatrikel angeschlagen. Es steht auftragsweise unter der Gerichtsbarkeit des Rats, jedoch in Ansehung der bürgerlichen Gerichte nur insoweit sie mit der Schriftsässigkeit des Guts vereinbarlich sind. Von der halben Campeschen Schäferei zu Stadtoldendorf gehören zu diesem Gute ¼, und außerdem 215 Morgen 110 Quadratruten Länderei und 65 Morgen 72 Quadratruten Wiesen, Holzung aber nur 5 Morgen.
  2. Der Hellenkampsche Hof zu Braak gehört der Stadt, und steht unter der Gerichtsbarkeit ihres Rats.

Stadtflecken Eschershausen.

Der Flecken Eschershausen liegt eine Meile von Stadtoldendorf und kaum eine halbe Stunde von dem Amthause Wickensen an der Lenne, und enthält eine Kirche, zwei Pfarren, zwei Witwenhäuser, zwei Opfereien und Schulen, 120 Feuerstellen und 725 Einwohner, worunter sich befanden: 124 Hausväter, 138 Hausmütter, 23 ledige Personen eigenen Gewerbes, 55 dienende Leute, 20 Gesellen, 7 Lehrjungen, 48 abgelebte Personen, 82 Kinder über und 228 unter 14 Jahren, überhaupt 352 männlichen und 373 weiblichen Geschlechts, 133 stehende Ehen und 178 Haushaltungen.

Auf der ersten Predigerstelle, welche von Hildesheim besetzt wird, haftet eine Superintendentur, unter der die Pfarren zu Bessingen, Bisperode, Eschershausen, Harderode und Heym stehen. Das Diakonat besitzt der König von Preußen. In den Sprengel von Eschershausen gehören die Filialdörfer Scharfoldendorf, Oehlcassen, Lüerdissen, Holtensen, und das Amthaus Wickensen. Den Kantor- und Organistendienst vergeben die Prediger und die Gemeinde. Der Flecken besitzt seine eigene Zivilgerichtsbarkeit, aber die Obergerichte übt das Amt Wickensen aus. Sein Magistrat besteht seit 1751 aus dem Gerichtsschultheißen, einem Bürgermeister und zwei Senatoren, führt einen aufgerichteten zweigeschwänzten Löwen im Wappen, mit der Umschrift: Eschershausens Magistratsiegel. Die Einkünfte der Kämmerei fließen aus dem Ratskeller, einem Nebenkruge dem Erbenzinse verschiedener Fleckengärten und anderen kleinen Gefällen. Der Magistrat versammelt sich in einen eigenen, am Markte belegenen Rathause, wozu das öffentliche Brauhaus gehört.

Die Einwohner ziehen ihre vorzüglichste Nahrung aus dem Ackerbaue, der Viehzucht, dem Leineweben und Garnspinnen und dem Gewerbe der Professionisten. Ihre Feldmark hält 876 7⁄24 Morgen Acker, 284 Morgen 80 Quadratruten Wiesen und 89 Morgen 86 Quadratruten Gärten. Die Zahl der in die Gilde aufgenommenen Leineweber beläuft sich auf 19. Außerdem aber weben noch mehrere andere Einwohner auf eigenen Stühlen. Gilden halten die Kaufleute, Brauer, Bäcker, Schuster, Grob- und Kleinschmiede, Maurer und Zimmerleute, Tischler, Drechsler, und Rademacher, Fleischer, Schneider und Leineweber. Die Brauerei bedeutet wenig. Die Brauzeiten, 48 an der Zahl, haften als Pertinenz auf den Häusern, und werden der Reihe nach ausgeübt. In dem Flecken liegt eine Privatmahlmühle mit einem Gange. Die drei Jahrmärkte fallen auf den Donnerstag nach Reminiscere, den Dienstag nach Simon und Judas und den Donnerstag nach Johannis. Mit den beiden letzteren sind Viehmärkte verbunden. –

Eschershausen – in einer Urkunde Kaisers Heinrich IV. von 1062: Aschershausen – ist ein sehr alter Ort und hatte schon früh einige städtische Gerechtsame. 1613 wurde seinem Bürgermeister und Rate das Absterben Herzogs Heinrich Julius notifiziert. Die Gerichtsbarkeit desselben war indes sehr eingeschränkt, und das Amt Wickensen hatte einen eigenen Vogt in dem Flecken. Aber 1751 wurde ein Gerichtsschultheiß angestellt und dem Rate seine jetzige Einrichtung gegeben. Es ist der einzige Flecken des Landes, der eine stadtähnliche Verfassung hat, und von der Gerichtsbarkeit des Amts erimirt ist. –

Auf der Feldmark am Kattenberge unter dem Vogler findet sich vieler Flussspat, den man zum Schmelzen des Eisens auf der Karlshütte braucht. Zwischen Eschershausen und Amelunxborn liegt das von dem Vogeler und der Homburg nach zwei Seiten eingeschlossene Odfeld, bekannt durch die darauf im Altertum vorgefallenen kriegerischen Auftritte. Es ist jetzt ein herrlicher mit Eichen bepflanzter Kamp. Die Etymologie leitet seinen Namen von der deutschen Gottheit Odin ab.

B. Klöster.

Außer Amelunxborn hat der Weserbezirk kein anderes Kloster, da Kemnade eingegangen und schon seit langen Zeiten dem Amte Wickensen einverleibt ist.

a. Kloster Amelungsborn.

Historische Nachrichten: Ulr. Mantwini Chronicon Amelsbornense a. 1404 compilatum. Mspt. – Chronicon Amelunxbornense Anonymi. – I. H. Hofmanni paruum chronicon Amelunxbornense. Mspt. – I. G. Leukfeld antiquitates Amelunxbornenses. Wolfb. 1710. 4. – Geschichte des Klosters Amelunxborn im dem Holzmindischen Wochenblatt 1786, Stücke 45 bis 48. – Nachricht von einigen in der Kirche des Klosters Amelunxborn befindlichen Wapen, Schildern und Alterthümern. Daselbst 1792, Stück 12. – Stübners Kirchenverfassung, Seite 493. –

Das Kloster Amelunxborn oder Amelungsborn soll seinen Namen von einem Einsiedler Amelung und der Quelle oder Borne, der bei seiner Klause lag, erhalten haben. Der edle Bannerherr Siegfried der Jüngere zur Homburg war sein Stifter. Das Stiftungsjahr fällt um 1120 oder 1124. Es wurde mit Zisterziensern aus Alten-Campen, Mönchen, die ihren Namen von dem französischen Kloster Cisteaux hatten und sich zur Regel des heiligen Bernhards bekannten, besetzt. Das Kloster bereicherte sich nach und nach durch ansehnliche Schenkungen. Seine Schutzvogte waren die Grafen von Eberstein. Hermann von Winzenburg schenkte demselben den Zehnten zu Grene, und Herzog Ernst der Ältere von Grubenhagen bestätigte die Privilegien und die in seinem Staate liegenden Güter des Klosters, welche er noch vermehrte. 1409 verlor der Sage nach der Bannerherr Heinrich von Homburg durch Otto von Eberstein sein Leben in der Klosterkirche, nachdem schon vorher die Grafschaft Eberstein und das Kloster an das Fürstentum gefallen war. Es stand damals in so hohem Ansehen, dass zur Gründung fast aller beträchtlichen Zisterzienserklöster Mitglieder aus demselben genommen wurden, 1569 wurde es reformiert, und seitdem besteht der Konvent desselben aus dem Abte, dessen Würde der jedesmalige Generalsuperintendent zu Holzminden bekleidet, dem Prior, welches der jedesmalige Direktor der Holzminder Schule ist, dem Subprior, welches der Rektor zu Gandersheim, einem vierten Konventual, welches der Konrektor zu Gandersheim, und einem fünften Konventual, welches der Klosterpräzeptor ist.

Das Kloster hat Sitz und Stimme auf der Prälatenbank des Fürstentums Wolfenbüttel, und besitzt nach Riddagshausen und Marienthal die weitläufigsten Besitzungen unter allen Klöstern desselben. Es hat außer dem beträchtlichen Klosterhaushalte zu Amelunxborn Außenhöfe zu Eimbeck, dessen Länderei den Tempelherren gehört hat, zu Erzhausen im Amte Grene, und zu Bornum im Eimbezirke, letzteren seit 1780 mit Zivilgerichtsbarkeit; ferner eine beträchtliche Forst, 120 Morgen Land vor Holzminden, die Kruggerechtigkeit in seinem drei Gerichtsdörfern, eine Menge Zehnten, Meiergefälle und andere Aufkünfte. Die gegen Dölme über liegende Stein- oder Teufelsmühle und der Stockhäuserhof in Stadtoldendorf gehören gleichfalls dem Kloster. Die Familie von Heimburg trägt von ihm das Gut Ländringhausen im Kalenbergschen, verschiedene Ländereien auf der Holzminder Feldmark, den Zehnten von Beverungen, einem Hof in Höxter etc. zu Lehn. Das Kloster vergibt die Pfarren von Amelunxborn, Aroldissen und Holenberg, und übt die Zivilgerichtsbarkeit über den Klosterbezirk und drei Dörfer des Weserbezirks aus. Die Kriminalgerichte hat teils das Amt Forst, teils das Amts Wickensen. Außerdem steht dem Kloster die Hägergerichtsbarkeit über alle Hägergüter um und vor Stadtoldendorf zu, in welcher Stadt der Abt jährlich auf dem Stockhäuserhofe das Hägergericht halten lässt. In dem Klosterbezirke und den drei Dorfschaften desselben zählte man 1793 eine Klosterpachtung, 4 Kirchen und Kapellen, 1 Pfarre, 1 Witwenhaus, 3 Opfereien, 1 Ackerhof, 23 Halbspännerhöfe, 24 Kothöfe, 76 Brinksitzerstellen, 2 Mahlmühlen mit 4 Mahl- und 2 Ölgängen, 146 Feuerstellen und 1 091, 1798 aber 150 Feuerstellen und 1 110 Menschen. Die sämtlichen Feldmarken des Klostergerichts betrugen 3 353 Morgen 90 Quadratruten Acker, und 940 Morgen 60 Quadratruten Wiesen.

  1. Amelunxborn, in alten Urkunden Amelungisborne, Amelingisborn, Amelsborn, ein Kloster auf einer mäßigen Anhöhe, dem Auersberge, unter dem sich eine weite Ebene ausbreitet. Es ist nur eine kleine Stunde von den Ruinen des Ebersteins und 2¾ Stunden von Holzminden entfernt, und enthält außer der großen schönen, in Form eines Kreuzes, massiv gebauten Klosterkirche, die eine Länge von 207 und eine breite von 89 Fuß hat, und verschiedene merkwürdige Denkmäler aufweist, das Kloster und die weitläufigen Gebäude des Klosterhaushalts, ein Wirtshaus, einige Häuslingshäuser, überhaupt 14 Feuerstellen und 130 Einwohner. Der Prediger zu Negenborn ist Klosterprediger, und die Kinder gehen zur dasigen Schule. Die ehemalige Klosterschule ist seit 1754 mit der Holzminder vereinigt. Zu dem Pachthaushalte des Klosters gehören weitläufige Ländereien und Wiesen, eine Schäferei von 1 200 Köpfen und die Kruggerechtigkeit in allen Dörfern des Klostergerichts. Das dasige Wirtshaus ist gut eingerichtet. Der Forstbach treibt bei dem Kloster die Grundmühle mit 2 Mahl- und 1 Ölgange.
  2. Negenborn, ein Pfarrdorf, eine Viertelstunde von Amelunxborn, mit Kirche, Pfarre, Witwenhause, Schule, 7 Halbspännerhöfen, 7 Kothöfen, 31 Brinksitzern, 51 Feuerstellen und 390 Einwohnern. Die Pfarre und Opferei vergibt das Kloster. Der Prediger versieht den Gottesdienst auf demselben, und hat Holenberg zum Filial. Ein kleiner Bach, die Duhn, und verschiedene Quellen treiben bei dem Orte die zum Kloster gehörige Duhnmühle mit 2 Mahl- und 1 Ölgange. Er hat seinen Namen von den verwüsteten Dorfe Duhne, welches unterm Ebersteine lag.
  3. Holenberg, ein Kirchdorf und Tochter von Negenborn, eine Viertelstunde von Amelunxborn, und am südlichen Ende des Vogelers mit Kirche, Schule, die das Kloster besetzt, 7 Halbspännerhöfen, 11 Kothöfen, 34 Brinksitzern, 56 Feuerstellen und 357 Einwohnern.
  4. Lobach, ein Dorf am Borberge und 1¼ Stunde von Amelunxborn, mit einer Schule, die der Prediger und die Gemeinde vergeben, 1 Ackerhof, 9 Halbspännerhöfen, 6 Kothöfen, 14 Brinksitzern, 24 Feuerstellen und 200 Einwohnern. Eine warme Quelle im Dorfe, der laue Bach, hat wahrscheinlich dem Dorfe den Namen gegeben. Das dasige Krughaus gehört dem Kloster, sowie auch die Schäferei.

C. Fürstliche Ämter.

Die Weserbezirk enthält sechs Ämter: Wickensen, Grene, Fürstenberg, Forst, Allersheim und Ottenstein, und zwei fürstliche Gerichte: Bevern und Grünenplan.

a. Amt Wickensen.

Historische und topische Nachrichten: Acta und Handlungen welkermaten lestmals de Goe in der Herschop Homborg geholden is worden. Anno Domini 1529. In dem Julio. Summarisches Verzeichniß der Adlichen Sitze, Klöster, Städte und Flecken, auch Dörfer, etc. in der Herrschaft Homburg oder Amt Wickensen belegen, übergeben auf der Erbhuldigung am 22. Sept. 1589. Mspt. – Johann Letzners Bericht von der alten Herrschaft Homburg aus Briefen und Urkunden. Mspt. – Von Heimburgs Bericht von den Grafen von Winzenburg, Dassel und Homburg. Mspt. – Ausführung des Hauses Br. Lüneburg an etliche dem Stifte Hildesheim versetzte Graf- und Herrschaften, Eberstein, Homburg, etc. Lüneburg 1627. 4. – Beweis, daß die ehemaligen edlen Herren von Homburg wirkliche Bannerherren gewesen. Braunschweigische Anzeigen 1751, Stück 80. Barings Beschreibung der Saale im Amte Lauenstein. Lemgo 1744. 4. – Von der Graffschaft Homburg. Braunschweigische Anzeigen 1757, Stücke 96 bis 102 incl. – Scheidts Zusätze zu Mosers Staatsrechte. Seiten 109 und 260. – Der politische Staat des Churfürstenthums Braunschweig-Lüneburg von Scharf. Lauenb. 1777. 4.

Das Amt Wickensen, das weitläufigste des Weserbezirks, das in seiner ganzen Ausdehnung beinahe ein Drittteil desselben einnimmt, grenzt gegen Norden an die Kalenbergschen Ämter Lauenstein, Grohnde und Springe, und an die Grafschaft Coppenbrügge; gegen Westen an das Kalenbergsche Amt Polle, die fürstlichen Ämter Ottenstein und Forst, und das Gericht Deensen; gegen Süden an das fürstliche Amt Allersheim, das Hildesheimsche Amt Hunnesrück und die Grubenhagenschen Ämter Erichsburg und Rothenkirchen; gegen Osten an das fürstliche Amt Grene. In seinem Umfang liegt die Calenbergsche Stadt Bodenwerder, die Stadt Stadtoldendorf, der Stadtflecken Eschershausen, das Kloster Amelunxborn und die Gerichte Bisperode, Harderode und Hehlen. Es ist größtenteils mit Gebirgen und Waldungen bedeckt. Im Norden erstreckt sich eine Kette von Sandsteinbergen bis ins Kalenbergsche hinauf, die südlich den Namen des Hilses, in der Mitte des Ihdtes oder Niedes, und nördlich des Lauensteiner Berges führt. An dem westlichen Fuße dieser Bergkette lag höchstwahrscheinlich das Siegesfeld des Germanicus (campus idavistisus). –

Außer dieser Gebirgskette sind die vorzüglichsten Anhöhen der Elfaß, Vogeler, und die Homburgschen Berge. Die forellenhaltige Lenne, die das Amt von Osten nach Westen zu durchströmt, ist sein beträchtlichster Fluss, außer welchem man nur verschiedene Bäche zählt, worunter der Rutebach, Heilebach, die Spülig und Welzbach die beträchtlichsten sind. Seine weiteste Ebene erstreckt sich von Eschershausen, den Ihdt entlang bis an den Lauensteinerberg und unter dem Vogeler bis an die Weser, und wird vorzugsweise die Aue genannt.

Das Amt Wickensen, jetzt ein wichtiges Domanialamt, machte ehemals den größten Teil der Herrschaft Homburg aus, und hatte mit derselben gleiche Schicksale. Seit 1407 kam diese mit jenem im Besitz des welfischen Hauses und ist seit Anfang des 16. Jahrhunderts eine Zubehörung des Weserbezirks. Das Amt Wickensen hat seinen Sitz zu Wickensen, woselbst sich die Gerichtsstube nebst den Haushaltsgebäuden der Kammerpachtung befinden. Außer dem Justizbeamten stehen an dem Amte als Subalternen ein Gogrefe, zwei Amtsvogte, ein Klostervogt, ein Wegebesserungsvogt und ein Gerichtsvogt. Es übt die Gerichtsbarkeit über 31 Dörfer mit Einschluss von Wickensen und der ehemaligen Glashütte bei Holzen aus, und hat die Obergerichte über den Flecken Eschershausen, Bisperode und Harderode allein, über Hehlen aber mit dem dasigen adligen Gerichte gemeinschaftlich.

In dem Umfang des Amts zählte man 1793 außer der Amtspachtung 1 fürstliches Vorwerk, 1 Klosterhof, 4 adlige Güter, 1 sattelfreien Hof, 1 Amtssassenhof, 20 Kirchen und Kapellen, 6 Pfarren, 6 Witwenhäuser, 23 Opferreien und Schulen, 57 Ackerhöfe, 130 Halbspännerhöfe, 381 Kothöfe, 303 Brinksitzerstellen, 1 Sägemühle, 13 Mahlmühlen mit 17 Mahl-, 4 Öl-, 1 Grütze-, 1 Säge, 1 Walke- und 1 Lohgange, 4 Wasser- und Ross-Ölmühlen, 2 Kalköfen, 921 Feuerstellen und 6 961 Einwohner; 1798 fanden sich 949 Feuerstellen und 6 761 Menschen. Die sämtlichen Feldmarken des Amts hielten 24 086 Morgen 77 Quadratruten an Acker, 4 546 Morgen 69 Quadratruten an Wiesen und 875 Morgen 68 Quadratruten an Garten. –

Als am 22. September 1589 die Herrschaft Homburg dem Herzog Heinrich Julius huldigte, hatte sie 5 adlige Sitze, 5 Klöster, 1 Stadt, 1 Flecken, 35 Dörfer, 3 wüste Häuser, 118 Ackerhöfe, 137 Halbspännerhöfe, 514 Kothöfe und 82 Häuslinge.

Das Amt wird seiner Lage nach in die Ober- und Niederbörde eingeteilt:

aa) die Oberbörde enthält:
  1. Wickensen, vor Alters Wickenhausen Wickinafeldistan, ein Amthaus, welches eine halbe Stunde von Eschershausen und eine Stunde von Stadtoldendorf unter dem Berge, worauf die alte Homburg belegen ist, und ehemals in einem Vorwerke der Homburg, Wick genannt, bestand, wovon es den Namen erhalten hat. Es enthält mit den Gebäuden des Pachthaushalts, zu welchem 939 Morgen 52 Quadratruten Acker, 233 Morgen 74 Quadratruten Wiesen und 187 Morgen Anger und das Vorwerk zu Vorwohlde gehören, eine Privatmühle mit zwei Mahl- und einem Ölgange an der Lenne, und einem Erbenzinskruge, sieben Feuerstellen mit 102 Einwohnern, und ist von Herzog Heinrich dem Jüngern von den Steinen des ruinierten Bergschlosses ausgebaut. Es gehört nach Eschershausen zur Kirche und hat eine Poststation.

    Die alte Homburg (hohe Burg, in alten Nachrichten Bomeneburg), die Residenz der edlen Bannerherren gleichen Namens, liegt südwestlich von dem Amthause auf einem hohen Berge, von dem sich eine reizende Aussicht öffnet, ganz in ihren Trümmern. Sie war ehemals fest und mit tiefen Graben umgeben.

  2. Vorwohlde, ein Pfarrdorf am Silbergraben, eine halbe Meile im Südosten von Wickensen, und östlich unter dem Elfaste, aber merklich höher als die benachbarten Örter. Es hat seinen Namen wahrscheinlich von der Lage vor dem Walde erhalten, seinen Anbau aber dem längst eingegangenen Nonnenkloster Koly zu verdanken. Außer einem fürstlichen Vorwerke, welches mit der Hauptpachtung zu Wickensen verbunden ist, und wozu 190 Morgen 30 Quadratruten Land, 57 Morgen Wiesen und 32 Morgen Anger gehören, zählt es eine Kirche, eine Pfarre, ein Witwenhaus, eine Opferei, sechs Halbspännerhöfe, sechs Kothöfe, elf Brinksitzer, 28 Feuerstellen und 149 Einwohner. Die Pfarre, deren Filial Meinsholzen ist, besetzt der Landesherr, die Opferei der Prediger und die Gemeinde. Der am Elfasse gebrochene Kalkstein wird in zwei Öfen verbrannt.
  3. Meinsholzen, ein Dorf am krummen Wasser, eine dreiviertel Meile von Wickensen entfernt, und zwischen dem Hilse und Elfasse ist nach Vorwohlde eingepfarrt, wohin auch die Kinder des Dorfs zur Schule gehen, und enthält 5 Halbspännerhöfe, 7 Kothöfe, 12 Brinksitzer, 24 Feuerstellen und 150 Einwohner.
  4. Wangelnstedt, ein Pfarrdorf an der Lenne, eine dreiviertel Meile von Wickensen entfernt, mit Kirche, Pfarre, Witwenhaus, Schule, 10 Halbspännerhöfe, 26 Kothöfe, 18 Brinksitzer, 57 Feuerstellen und 329 Einwohnern. Die Pfarre, zu der Lenne, Linnenkamp und Emmerborn gehören, vergibt der Landesherr, die Opferei das Konsistorium. Nicht weit vom Dorfe entspringt hinter der Klus, einem Orte, wo ehemals eine Kapelle gestanden, der Heidebach. Die dasige Privatmühle hat nur einen Mahlgang.
  5. Lenne, ein Kirchdorf an der Südseite der Homburgschen Berge und eine dreiviertel Stunde von Wickensen entlegen, mit Kapelle, Schule, die das Konsistorium besetzt, 10 Halb- und Viertelspännerhöfen, 18 Kothöfen, 4 Brinksitzern, 33 Feuerstellen und 187 Einwohnern Es ist eine Tochter von Wangelnstedt. Der auf der Klus entspringende Heidebach fließt durch das Dorf, und vereinigt sich mit der Lenne, welcher Fluss dem Dorfe den Namen gegeben. Auf seiner Feldmark wird der zu der Fürstenberger Porzellanfabrik und den verschiedenen Glashütten erforderliche schöne weiße Sand gegraben. Die Einwohner ziehen aus dem Verfahren dieses Produktes und dem Verkaufe des unbrauchbaren Streusandes, der ihnen gegen eine billige Vergütung überlassen wird, einen nicht unbeträchtliche Verdienst.
  6. Linnenkampe, ein Kirchdorf und Tochter von Wangelnstedt, eine Meile von Wickensen, mit Kapelle, Schule, die das Konsistorium besetzt, 6 Halbspännerhöfen, 8 Kothöfen, 13 Brinksitzern, 29 Feuerstellen und 229 Einwohnern. Bei demselben entspringt im Wolpers-Borne die forellenhaltige Lenne. Die Privatmühle vor dem Dorf hat nur einen Mahlgang; die Ölmühle ist ebenfalls Privateigentum.
  7. Emmerborn, ein Dorf an der Lenne, zwischen dem Böhrwalde und Holzberge, und eine Meile von Wickensen entfernt. Es ist nach Wangelnstedt eingepfarrt, und enthält eine Schule, die der Prediger und die Gemeinde vergeben, 5 Halb- und Viertelspännerhöfe, 2 Kothöfe, 5 Brinksitzer, 1 Gemeindehaus, 14 Feuerstellen und 90 Einwohner. Seine Länderei hängt zum Teil an Anhöhen und ist dem Misswachse leicht ausgesetzt.
  8. Einem, ein Kirchdorf und Filial von Wenzen an der Grubenhagenschen Grenze und dem krummen Wasser, eine Meile von Wickensen und zwischen dem Hilse und Elfasse belegen, mit Kapelle, Schule, die die Gemeinde besetzt, 4 Ackerhöfen, 4 Halbspännerhöfen, 15 Kothöfen, 21 Brinksitzern, 45 Feuerstellen und 385 Einwohnern.
  9. Wiedenrode, eine eingängige zu Einem gehörende Mahlmühle, die von einem geringen Bache getrieben wird und Privateigentum ist.
  10. Denkihausen, ein Kirchdorf und Filial von Deensen, 1¼ Meilen südwestwärts von Wickensen, zwischen dem Böhrwalde und Holzberge, mit Kapelle, Schule, welche die Gemeinde besetzt, dem von Rauschenplattschen lasttragenden Halbspännerhofe, welcher von den Rauschenplatts 1625 angekauft und bebaut ist, und wozu 159⅝ Morgen Acker, 41⅜ Morgen Wiesen, 11 Morgen Hudeanger, 578 Morgen 71 Quadratruten Holzung und die Wiesenmühle, eine Mahlmühle mit einem Gange gehören, 1 Halbspännerhof, 4 Kothöfe, 5 Brinksitzer, 1 Gemeindehaus, 13 Feuerstellen, und 121 Einwohner. Die Länderei liegt im Grunde und ist sehr kalt.
  11. Heinade, ein Kirch- und mit Deensen verbundenes Pfarrdorf, 1¼ Meilen im Südwesten von Wickensen und zwischen dem Sollinge und Holzberge, enthält 1 Kapelle, 1 Schule, welche der Prediger und die Gemeinde besetzen, 2 Ackerhöfe, 10 Halbspännerhöfe, 9 Kothöfe, 18 Brinksitzer und Anbauer, 41 Feuerstellen und 299 Einwohner.
  12. Oehlcassen, ein Dorf an der Lenne, 5 viertelstunden von Wickensen zwischen dem Vogeler und Hamelberge mit 2 Ackerhöfen, 1 Kothof, 3 Brinksitzern, 6 Feuerstellen und 72 Einwohnern. Es ist nach Eschershausen eingepfarrt, und die Gemeinde hat die Freiheit, ihre Kinder entweder nach Scharfoldendorf oder Lüerdissen zur Schule zu schicken.
  13. Scharfoldendorf, ein Kirchdorf an der Lenne, welche über dem Dorfe den Rutebach aufnimmt, eine dreiviertel Stunde von Wickensen entfernt, enthält 1 Kapelle, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 2 Ackerhöfe, 10 Halbspänner- und Viertelspännerhöfe, 26 Kothöfe, 12 Brinksitzer und Anbauer, 51 Feuerstellen und 385 Einwohner. Es ist ein Filial von Eschershausen. Die Lenne treibt an demselben eine Erbenzinsmahlmühle mit zwei Mahl- und einem Sägemühlengange.
  14. Lüerdissen, ein Kirchdorf und Filial von Eschershausen, eine Stunde von Wickensen unter dem Ihdte belegen mit 1 Kapelle, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 4 Ackerhöfen, 5 Halbspännerhöfen, 12 Kothöfen, 10 Brinksitzern und Anbauern, 1 Gemeindehaus, 34 Feuerstellen und 245 Einwohnern. Die Gemeinde besitzt eine privative Schäferei.
  15. Holtensen oder Holzen am roten Steine, ein Kirchdorf und Filial von Eschershausen, unter dem Ihdte, welcher nicht weit davon der Hils genannt wird, und nur eine halbe Stunde von Wickensen entfernt. Der rote Stein, wovon das Dorf den Zunamen führt, ist eigentlich eine etwa achtzig Fuß lange Höhle mit einem Brunnen am Ihdte. Es enthält 1 Kapelle, 1 Schule, welche der Prediger und die Gemeinde vergeben, 6 Ackerhöfe, 2 Halbspännerhöfe, 25 Kothöfe, 5 Brinksitzer und Anbauer, und mit Einschluss der Häuser auf der ehemaligen Glashütte, 54 Feuerstellen und 363 Einwohner. Diese Glashütte stand über dem Dorfe und ist im achtzehnten Jahrhunderte eingegangen. Die 14 darauf befindlichen Häuser werden von Holzhauern, welche sie wiederkäuflich an sich gebracht haben, bewohnt. Die dabei liegende und von dem Rutebache getriebene Sägemühle mit einem Grütze- und einem Sägegange ist, sowohl als die im Dorf befindliche Wassermahlmühle mit einem Gange und die Ölmühle, auf Erbenzins aus getan.
  16. Diedelmissen, vor Alters Diermissen, ein Pfarrdorf am Fuße des Ihdts und eine dreiviertel Meile von Wickensen entfernt, zählt 1 Kirche, 1 Pfarre, 1 Schule, 10 Ackerhöfe, 3 Halbspännerhöfe, 32 Kothöfe, 25 Brinksitzer und Anbauer, eine Rossölmühle, 70 Feuerstellen und 573 Einwohner. Die Pfarrer, welche mit Hunzen verbunden ist, relevirt von der Regierung zu Minden; die Opferei besetzt der Prediger und die Gemeinde. Das Fuhrwesen und Holzbrennen, sowie die Bereitung des Leggeleinens sind die vorzüglichsten Nahrungszweige seiner Bewohner.
bb) Die Niederbörde enthält:
  1. Hunzen, in alten Zeiten Hunzenhausen, ein Kirchdorf unterm Ihdte, 2¼ Stunden nordwärts von Wickensen, enthält 1 Kirche, 1 Pfarrhaus, 1 Opferei, die das Konsistorium besetzt, 4 Halbspännerhöfe, 15 Kothöfe, 4 Brinksitzer und Anbauer, 26 Feuerstellen und 169 Einwohner. Die Pfarre ist mit der von Diedelmissen kombiniert. Von der dasigen Kirche und Predigern siehe Braunschweigische Anzeigen 1757, Stücke 96. 97, 98, 99, 100 und 102.
  2. Bremke, ein Kirchdorf, dessen Pfarre mit der von Harderode verbunden ist. Es heißt in alten Urkunden Bredenbeeke, liegt dreieinhalb Stunden von Wickensen, in einer Ebene vor dem Ihdtberge, und enthält 1 Kirche, 1 Opferei, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 2 Ackerhöfe, 3 Halbspännerhöfe und 4 Viertelspännerhöfe, 21 Kothöfe, 16 Brinksitzer und Anbauer, 54 Feuerstellen und 342 Einwohner. Der eine Reihehof, Welligehausen genannt, ist ein Ackerhof und besitzt eine eigentümliche Schäferei; eine andere besitzt die Gemeinde. Die Pferdezucht zeichnet sich aus. Der daselbst liegende Schwefelbrunnen hält weniger schwefelhafte Teile als der zu Harderode. Auf der Feldmark nach Deensen hin, wo ehemals noch Eisen geschürft wurde, stehen Steinkohlen.
  3. Kirchbrak, ein Pfarrdorf an der Lenne, eine Meile von Wickensen und zwei Meilen von Holzminden entfernt, zwischen dem Vogeler und Tuchtberge, mit 2 adligen Gütern, 1 Kirche, 1 Pfarre, 1 Witwenhause, 1 Opferei, 22 Kothöfen, 10 Brinksitzern, 44 Feuerstellen und 338 Einwohnern. Die Pfarre, zu der Westerbrak, Breitenkamp, Buchhagen und Heinrichshagen gehören, releviert von der Familie von Krone: die Opferei besetzt der Superintendent und Prediger. Von den adligen Gütern gehört der Oberhof der Familie von Grone, der Niederhof der von Hake. Zu diesem gehört eine von der Lenne getriebene Mahlmühle mit zwei Gängen; eine zweite ebenfalls von diesem Flusse getriebene Mahlmühle mit zwei Gängen ist dem Herrn von Grone wiederkäuflich verkauft. Der Oberhof steht mit 11 guten Groschen und 8 Pfennigen, der Niederhof mit 18 guten Groschen und 3 Pfennigen in der Rittermatrikel. Im Orte wird ein sehr starker Handel mit Leggeleinewand betrieben. Die Ohtmersche Handlung debitiert seit den letzten vier Jahren jährlich zwischen 100 000 bis 120 000 Taler dieses ganz inländischen Produktes, und hat seit 1784 in keinem Jahr weniger als für 50 000 Taler umgesetzt.
  4. Westerbrak, ein Dorf zwischen dem Vogeler und roten Brinke, 2¼ Stunden von Wickensen, zählt außer dem adligen Gute 7 Kothöfe, 3 Brinksitzer und Anbauer, 11 Feuerstellen und 72 Einwohner. Die Einwohner sind nach Kirchbrak eingepfarrt, wohin sie auch ihre Kinder zur Schule schicken. Das adlige Gut gehört der Familie von Grone, hält für 400 Morgen 60 Quadratruten Acker, 92 Morgen 15 Quadratruten Wiesen, eine eigene Schäferei und steht mit 21 guten Groschen und 6⅞ Pfennigen in der Rittermatrikel katastriert.
  5. Breitenkamp oder Bredenkamp, ein Dorf 1¼ Meilen von Wickensen und beinahe ganz vom Vogeler eingeschlossen, welches nach Kirchbrak eingepfarrt ist, und 1 Schule, welche von der Gemeinde besetzt wird, 12 Kothöfe, 3 Brinksitzer, 16 Feuerstellen und 127 Einwohner zählt.
  6. Buchhagen, ein Weiler, 1¼ Meilen von Wickensen, an der Ostseite des Vogelers, ist nach Kirchbrak eingepfarrt, wohin seine Kinder zur Schule gehen, und hat einen adlig freien Hof, der Familie von Hake gehört und seit kurzem ein Rittersitz geworden ist, 1 Halbspännerhof, 2 Kothöfe, 4 Feuerstellen und 34 Einwohner.
  7. Heinrichshagen, ein Weiler an einem namenlosen Bache, und von zwei Seiten von dem Vogeler eingeschlossen, liegt 1¼ Meilen von Wickensen entfernt, und ist nach Kirchbrak eingepfarrt; aber seine Kinder gehen nach Breitenkamp zur Schule. Er zählt 4 Kothöfe, 1 Brinksitzer, 5 Feuerstellen und 57 Einwohner, und soll seinen Namen von dem Vogelherde erhalten haben, den in seiner Nähe Heinrich der Städterbauer am Vogeler hatte.
  8. Halle, ein Pfarrdorf am Bache Spülig, 1¼ Meilen von Wickensen und westwärts des Ihdtberges, mit Kirche, Pfarre, Witwenhaus, Opferei, 7 Ackerhöfen, 4 Halbspännerhöfen, 22 Kothöfen, 10 Brinksitzern, 3 Anbauern, 1 Mahlmühle, 2 Gemeindehäusern, 51 Feuerstellen und 389 Einwohnern. Patron der Pfarre, einer der einträglichsten im Lande, die im Dorf einen großen Meierhof besitzt, und zu der die Filiale Dohnsen, Linsen, Tuchtfelde, Kreipke und Wegensen gehören, ist der Graf von Schulenburg-Hehlen; die Opferei besetzt der Prediger und die Gemeinde. – Das auf einem Anger unter dem Tönnierberge bei der Klippmühle die noch vorhandenen Salzquellen gebaut sind, und vielleicht daher der Ort den Namen erhalten, erzählt die Sage. Schon 949 war derselbe vorhanden, und gehörte einer davon benannten Familie, die ihren Rittersitz an dem Orte, der noch jetzt die Burg heißt, gehabt hat. Wahrscheinlich stand daselbst auch ehemals ein Kloster. Eine zu dem Dorfe gehörige und von der Spülig getriebene Mahlmühle mit einem Gange heißt die Klippmühle und ist Privateigentum.
  9. Dohnsen oder Doonsen, in alten Urkunden Dodenhus, ein Kirchdorf und Tochter von Halle, gleichfalls im Süden des Ihdts und 2¾ Stunden von Wickensen entfernt, mit 1 Kapelle, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde vergeben, 1 Ackerhof, 13 Halbspännerhöfen, 14 Kothöfen, 25 Brinksitzern und Anbauern, 1 Rossölmühle, 54 Feuerstellen und 355 Einwohnern. Auf der Feldmark des Dorfs trifft man hin und wieder Eisenstein und vielen schwarzen Schiefer an, der von der Gemeinde zum Mergeln benutzt wird. – Die dasige Leinenhandlung, welche seit 1730 von der Krebsschen an die Flotosche Familie gekommen, gehört zu den wichtigsten des Landes, debitiert jährlich für beinahe 150 000 Taler grobe Leinwand (Leggelinnen) nach Amsterdam, Lisboa, Cadiz und Sevilla, und versieht einen Teil von Westindien mit dieser Ware.
  10. Linse oder Linne, ein Kirchdorf und Tochter von Halle, an der Lenne, und 2¾ Stunden von Wickensen entfernt, mit 1 Kapelle, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde vergeben, 4 Halbspännerhöfen, 8 Kothöfen, 6 Brinksitzern und Anbauern, 21 Feuerstellen und 137 Einwohnern. Die Lenne treibt zwei Mahlmühlen, jede mit einem Mahl- und einem Ölgange, wovon die eine auf Erbenzinse von der Kammer ausgetan, die andere aber eine Erbmühle ist. Am Eckberge brechen gute Mauersteine.
  11. Tuchtfelde, in älteren Zeiten Tisfeld, ein Kirchdorf an der östlichen Seite des roten Berges, eine Meile von Wickensen, enthält 1 Kapelle, 1 Schule, die Pastor und Gemeinde besetzen, 5 Ackerhöfe, 2 Halbspännerhöfe, 5 Kothöfe, 1 Brinksitzer, 14 Feuerstellen und 92 Einwohner. Vormals hatten daselbst die Herren von Steinbrink einen Rittersitz, wovon noch Spuren vorhanden sind.
  12. Kreipke, vor Alters Kreipen, ein Weiler an der Nordseite des Krukberges, drei Stunden von Wickensen entfernt, mit 1 Schule, 8 Kothöfen, 1 Brinksitzer, 10 Feuerstellen und 64 Einwohnern, welche sich zur Halleschen Kirche halten. Sie besitzen eine eigentümliche Schäferei, und ihre Feldmark gehört zu den besten des Amts.
  13. Wegensen, ein Weiler, drei Stunden von Wickensen, mit 3 Halbspännerhöfen, 2 Kothöfen, 2 Brinksitzern, 7 Feuerstellen und 49 Einwohnern, die zu Halle eingepfarrt sind, und dahin ihre Kinder zur Schule schicken. Sie besitzen eine privative Schäferei. Oberhalb des Dorfes hat auf einer Anhöhe das im dreißigjährigen Kriege zerstörte Discherhausen gelegen.
  14. Heyen, ein Pfarrdorf auf der Westseite des Heyenerholzes und im Wesertale an der Heerstraße nach Hameln und 1¾ Meilen von Wickensen entfernt, mit Kirche, Pfarre, Witwenhaus, Schule, 7 Ackerhöfen, 4 Halbspännerhöfen, 28 Kothöfen, 14 Brinksitzern, 57 Feuerstellen und 376 Einwohnern. Zu der Pfarre gehört ein Meierhof; ihr Patron ist der Bischof von Korvei und die Schule besetzt das Konsistorium. – Im Heyenerholze, worin gute Mauersteine brechen, liegen nach Linse hin auf einer schroffen Anhöhe die Trümmer des Bergschlosses Lauenburg, welches in älteren Zeiten die Weser beherrschte, aber schon seit undenklichen Zeiten zerstört ist. Wer der Eigentümer desselben gewesen, besagt die Geschichte nicht; nur so viel wissen wir, dass die Burg 1219 in der Teilung an Herzog Albrecht gefallen ist. Siehe: Guthe von der Lauenburg, im Holzmindischen Wochenblatt 1786, Stück 11. Dass bei der Lauenburg einst die Römer von den Deutschen besiegt worden, gehört zu Falks und Feins Hypothesen. Aber 1529 hielt der Adel der Herrschaft Homburg zwischen derselben und Brockensen auf der Grenze der Ämter Grohnde und Wickensen vor den Richtebänken die letzte Landesgohe (Landgericht; siehe dazu Holzmindisches Wochenblatt 1786, Stück 241, Historische Merkwürdigkeiten vom Ihdtberge), zur Bestimmung seiner Gerechtsame, worauf Herzog Heinrich der Jüngere selbst erschien, und dem Adel die Ober- und Untergerichtsbarkeit aberkannte, die Hägergerichtsbarkeit aber bestätigte.
  15. Thran, ein einständiges Haus auf dem rechten Ufer der Weser mit 18½ Morgen Land, und wobei eine Privatmühle mit einem oberschlächtigen Mahl-, Öl-, Walke- und Lohgange, die von der Lenne, welche sich dabei in die Weser stürzt, getrieben wird. Es ist drei Stunden von Wickensen entfernt und nach Linse eingepfarrt, wo auch die Menschenzahl angegeben ist. Daselbst befindet sich eine starke seit 1750 von der Flothoschen Familie angelegte Spedition, nicht allein von inländischen Produkten, sondern allen Waren, Gewürzen, Weinen etc. die auf der Weser herabkommen; von 1769 bis 1775 spedierte sie allein ohne den Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, jährlich auf 2 500 bis 2 800 Oxhofte Wein, und verschaffte den Fuhrleuten aus dem Amte Wickensen einen Frachtlohn von 8 000 bis 10 000 Talern. Allein seitdem die Hannoversche Regierung den Kaufleuten von Einbeck, Northeim etc. anbefohlen hat, die sämtlichen Kaufmannsgüter über Bodenwerder zu ziehen: so verlor die Spedition sogleich auffallend und schränkt sich bloß noch auf Waren, die ins Braunschweigische und auf die Karlshütte gehen, ein; aber die Handlung mit Leinen und Gewürzwaren ist seitdem sehr ins Große erweitert.
  16. Kemnade, ein Kirchdorf am linken Ufer der Weser, drei Stunden von Wickensen, mit 1 Klostergute, 1 Kirche, welche auf dem Klosterhofe steht, 1 Opferei, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 5 Ackerhöfen, 4 Halbspännerhöfen, 20 Kothöfen, 36 Brinksitzern, 69 Feuerstellen und 486 Einwohnern. Die dasige Pfarre wird dem Prediger zu Bodenwerder auf sein Ansuchen jedesmal mit verliehen, wogegen die Hannoversche Regierung dem Prediger zu Höhe die Pfarrer zu Pegestorf überträgt. Bodenwerder begräbt seine Leichen auf dem dasigen Kirchhofe. Zu dem Klosterhofe gehören 138 Morgen Acker und 113 Morgen Wiesen. Am Eckberge auf dem rechten Weserufer brechen gute Mauer- und andere Steine, die von F. Kammer verpachtet werden.

    Kemnade, in Urkunden Keminade, Cominata, war ehemals ein Benediktiner Nonnenkloster, welches 1024 von den beiden edlen Jungfrauen Fredewunde und Imma gestiftet ist. König Konrad der zweite verlieh demselben 1025, und König Heinrich der Jüngere 1039 seinen unmittelbaren Schutz; aber König Konrad der dritte verleibte es mit Einwilligung Herzog Heinrichs von Sachsen 1147 der Abtei Korvei ein, und übergab es deren Schutze. Die Herzöge von Braunschweig gerieten in der Folge wegen Kemnade mit der Abtei in einen weitaussehenden Streit, der endlich 1593 dahin beigelegt wurde, das Herzog Julius dieses Kloster mit Vorbehalt der Landeshoheit der Abtei Corvey gegen das Kloster Grüningen abtrat.

    Im dreißigjährigen Kriege bekannte sich der von Korvei zur Verwaltung der Klostereinkünfte gesetzte Probst zur evangelischen Religion, wobei ihn das herzogliche Haus schützte, und das Kloster in Besitz nahm. Da es sich auch im Normaljahre noch darin befand, so blieb es beim herzoglichen Hause, wurde eingezogen und zu den Domänen geschlagen.

b. Amt Grene.

Literatur: Schüßlers Beschreibung des Leine-Stroms. Eimbeck, 1743. Harenbergs Geschichte von Grene; Braunschweigische Anzeigen, 1759, Stück 50. – Scheidts Zusätze zum Moser. Seiten 109–111, 258 und 260–264. – Von der Herrschaft Hoimböken; Grupen, in den Hannöverschen gelehrten Anzeigen, 1753, Seite 113 und folgende.

Das Amt Grene, eins der wichtigsten Domanialämter des Fürstentums, liegt an dem linken Ufer der Leine, und stößt gegen Osten an das Harzamt Gandersheim und das Hildesheimsche Amt Winzenburg, gegen Norden an das Wesergericht Brunkensen und Calenbergsche Amt Lauenstein, gegen Westen an das Weseramt Wickensen, und gegen Süden an die Grubenhagenschen Ämter Salzderhelden und Rothenkirchen. Die Leine und Wispe sind die beiden einzigen Flüsse desselben, und nehmen die verschiedenen geringen Bäche, die es bewässern, auf. Die Leine drängt sich durch eine enge Schluft zwischen dem Altendorfer- und Hornberge aus dem Tale von Eimbeck heraus und berührt nur das Amt, indem sie dessen Grenze mit dem Amt Gandersheim macht. Mit diesem Flüsse vereinigt sich die im Hilse entspringende Wispe unweit Wispenstein. Beinahe die Hälfte des Amtes ist mit Waldungen bedeckt. Eine Gruppe Kalksteingebirge, die eine Fortsetzung der harzischen Vorberge machen, die Hude und Thedingberge hängen sich im Westen an die Sandsteinklippen des Hilses, und bilden die verschiedenen Täler, woraus es besteht. –

In älteren Zeiten machte das Amt Grene eine besondere Herrschaft in Grenigau aus. Kaiser Otto II. schenkte solche, nach der gemeinen Sage, der Abtei Gandersheim, und diese belehnte die ältere Linie der Herren von Homburg damit. Als solche ausstarb, erhielt Graf Hermann von Winzenburg Grene, mit den übrigen Homburgschen Besitzungen von der Abtei zu Lehn, und von ihm bekam sie Heinrich der Löwe, der sie in der Folge der jüngern Linie der Edlen von Homburg zum Afterlehen gab. Nach Andern hat die Abtei nie die Lehnsherrschaft von Grene gehabt, sondern dieses Amt war ein Allod der ältern Homburge, und ging aus deren Hände in die des Graf Hermann von Winzenburg, Heinrichs des Löwen und der jüngern Homburge. Mit der Herrschaft Homburg fiel das Amt 1407 an das Haus Braunschweig nebst Hohenbüchen und anderen Zubehörungen zurück, und blieb endlich, nachdem sie bei den verschiedenen Teilungen des Fürstlichen Hauses teils zum Kalenbergschen teils zum Braunschweigischen Landesanteile geschlagen, und eine Zeit lang an das Bistum Hildesheim verpfändet gewesen war, seit 1522 ein integrierender Teil des Fürstentums Wolfenbüttel.

Grene macht mit seinen Zubehörungen ein eigenes Justizamt aus, dessen Sitz in dem Dorf Grene ist. Es hat die Obergerichte über die in seinem Umfange belegenen Gerichte Düsterthal und Grünenplan. Die Domänen verwaltet das Pachtamt zu Grene. In seinem Umfange enthält es achtzehn Dörfer, einen Hüttenort, drei einzelne Vorwerke und mehrere einständige Häuser, worin 1793 zusammen 13 Kirchen und Kapellen, 5 Pfarren, 5 Witwenhäusern, 12 Opfereien und Schulen, 1 Amt, 4 Vorwerke, 1 Kloster- und 1 Amtshof, 27 Ackerhöfe, 73 Halb- und Viertelspännerhöfe, 247 Kothöfe, 170 Brinksitzerstellen, 8 Mahlmühle mit 11 Mahl-, 3 Öl-, 3 Säge- und 1 Schrotgange, 2 Öl- und 1 Papiermühle, 2 Glaspoliermühlen, 1 Kalkofen, 586 Feuerstellen und 5 291 Menschen gezählt wurden. 1799 hatte es 606 Feuerstellen und 5 382 Bewohner. Die sämtlichen Feldmarken des Amtes hielten 18 666 Morgen 80 Quadratruten Acker und 2 115 Morgen 60 Quadratruten Wiesen.

Es gehören zu dem Amte folgende Dörfer, Vorwerke und einzelne Häuser:

  1. Grene, ein ansehnliches Pfarrdorf, eine kleine Meile von Gandersheim und 3½ Stunden von Seesen an der Holzmindner Landstraße und dem westlichen Ufer der Leine, worüber zwei Brücken führen und mittels derselben den Weser- mit dem Harzbezirke in Verbindung setzen. Es ist der Sitz des Justiz- und Pachtamts und einer Generalsuperintendentur, die abwechselnd auf den Spezialsuperintendenturen Grene und Seesen haftet, und aus den Inspektionen Brunkensen, Grene, Harlingerode und Seesen besteht. Zu der Grener Spezialsuperintendentur gehören die Pastorate von Claus, Ellierode, Gerenrode, Gremsheim, Hachenhausen, Hekenbeck und Opperhausen, und in den Kirchsprengel von Grene die Dörfer Garlebsen, Ippensen, Erzhausen und Bruchhof diesseits, Beulshausen aber, Kreiensen, Orxhausen, Bentierode, Billerbeck und Heieshausen jenseits der Leine. Die Pfarrer und die seit 1733 bestehende Kollaboratur besetzt der Landesherr, die Opferei das Konsistorium. Der Ort enthält eine schöne Kirche, und ist sehr nahrhaft. Er treibt einen beträchtlichen Leinewandhandel, und hält jährlich in der Woche nach dem 17. Trinitatis einen Krammarkt. Außer mehreren Professionisten befinden sich hier 31 Kothöfe, 33 Brinksitzer, 76 Feuerstellen und eine Volksmenge von 775 Einwohnern. Die Leine treibt eine einträgliche erbenzinspflichtige Mühle mit 3 Mahl-, 1 Öl- und 1 Sägegange, und der Luhbach eine eingängige, den Besitzer der erstern zugehörige Mahlmühle, worauf bei Überschwemmungen der Leine gemahlen wird. Die Gebäude des Pachtamtes haben eine angenehme Lage im Tale, über das sich über dem Dorfe und an der Leine hin ein Berg erhebt, auf dessen Gipfel unter einem noch höheren Bergzuge man die Trümmer der alten Burg Greene erblickt. Diese alte Burg war von den Edlen von Homburg 1295 erbaut, von den Grafen von Mansfeld 1553 zerstört, aber kurz darauf von Herzog Heinrich dem Jüngern neu aufgeführt und im Dreißigjährigen Kriege ganz zugrunde gerichtet, seit welcher Zeit sie in ihren Ruinen liegt. Zu dem Pachthaushalte gehören die Vorwerke Voldagsen und Weddehagen nebst anderen Zubehörungen. Die sämtliche Länderei, die dabei kultiviert wird, besteht aus 2 051 Morgen 94 Quadratruten; die Wiesen aus 177 Morgen 105 Quadratruten, und die Gärten aus 21 Morgen 111 Quadratruten, wovon 885 Morgen 51 Quadratruten Äcker, 121 Morgen 40 Quadratruten Wiesen und 9 Morgen 53 Quadratruten Gärten nebst einem ansehnlichen Viehstapel den Haushalt zu Grene ausmachen. – Über dem Dorfe liegt ein Kalkofen.
  2. Ippensen, ein Weiler ohne Kirche und Schule. Er liegt an der Leine, eine ½ Stunde von Grene, ist dahin eingepfarrt und erhält 3 Ackerhöfe, 4 Kothöfe, 2 Brinksitzer, 10 Feuerstellen und 97 Einwohner. Die Kinder halten sich zur Garlebser Schule.
  3. Garlebsen, ein Kirchdorf eine ½ Stunde von Greene und dahin eingepfarrt, hat eine Kapelle, eine Schule, 3 Ackerhöfe, 8 Kothöfe, 8 Brinksitzer, 20 Feuerstellen und 153 Einwohner. Die Schule, die es mit Ippensen gemeinschaftlich hat, besetzt der Prediger und die Gemeinde.
  4. Holzhausen, ein Weiler ohne Kirche und Schule und nach Brunzen eingepfarrt. Es liegt hart unter der Hube, 1 Stunde vor Greene, und enthält 5 Kothöfe, 6 Feuerstellen und 44 Einwohner. Seine Feldmark ist äußerst schlecht, und mitten zwischen Holzung und Gebüschen belegen. Dagegen hat es einen einträglichen Obstbau, woraus die Einwohner nebst dem Garnspinnen, Weben und Holzhandel ihre vorzüglichste Nahrung ziehen.
  5. Bruchhof oder Bruchdorf und Brockhof, ein Dorf, etwa eine ½ Stunde von der Leine, eine ¼ Stunde von Grene, ohne Kirche und Schule, und ganz nach Greene eingepfarrt, mit 1 Ackerhof, 2 Halbsitzern, 7 Kothöfen, 3 Brinksitzern, 14 Feuerstellen und 104 Einwohnern.
  6. Brunzen oder Brunsen, ein Pfarrdorf unter der Hube, 1 Stunde von Grene, am Stroiterbache, enthält außer der Kirche, Pfarre und Opferei einen zum Amtsaaushalte in Grene gehörigen wüsten Hof, 5 Ackerhöfe, 1 Halbsitzer, 10 Kothöfe, 6 Brinksitzer, 26 Feuerstellen und 217 Einwohner. Die Pfarre, zu deren Kirchensprengel Holtershausen und Stroit gehören, relevirt von dem Landesherrn, und die Opferei von dem Prediger und der Gemeinde. Brunzen hat eine der besten Feldmarken des Amts, und einen starken Roggen- und Flachsbau. Seine Einwohner nähren sich zum Teil von dem Frachtfahren, weniger von dem Leineweben.
  7. Brunser Krug, ein einständiges an der Heerstraße nahe bei Brunzen belegenes und dahin eingepfarrtes Wirtshaus mit 18 Einwohnern.
  8. Bartshausen, ein Kirchdorf und Filial von Wenzen, 2 Stunden von Greene, mit einer Kapelle 4 Halbsitzern, 14 Kothöfen, 3 Brinksitzern, 22 Feuerstellen und 149 Einwohnern. Es hat mit Wenzen eine gemeinschaftliche Schule.
  9. Hallensen, ein nach Wenzen eingepfarrter Weiler 1¼ Stunde von Greene, ohne Kirche und Schule, enthält 5 Halbsitzer, 1 Kothof, 1 Brinksitzer, 9 Feuerstellen und 61 Einwohner, die sich vorzüglich mit dem Leineweben beschäftigen.
  10. Voldagsen, ein 1¼ Stunde von Greene entfernter und nach Wenzen eingepfarrter Weiler, welcher eine Zeitlang Wartensleben benannt ist, ohne Kirche und Schule, mit einem zum Amte Greene gehörigen Vorwerke, 1 Halbspänner, 1 Kothof, 1 Brinksitzer, 3 Mühlen, 7 Feuerstellen und 99 Einwohnern. Das Vorwerk ist aus mehreren nicht sämtlich in Voldagsen gelegenen Bauerhöfen zusammengesetzt, und besteht aus Allodial- und Lehnstücken, wovon letztere teils von Hessencassel, teils von der Grafschaft Spiegelberg releviren. Zu demselben gehören mit Nienrode, den Höfen in Stroit und Brunzen 691 Morgen 40 Quadratruten Acker, 54 Morgen 45 Quadratruten Wiesen und 11 Morgen 10 Quadratruten Gärten. Die verschiedenen dazugehörigen Höfe wurden in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zusammengekauft. Nachher brachte solche 1694 ein Graf von Wartensleben an sich, welcher das zusammengesetzte Gut Wartensleben benannte, und in die Rittermatrikel einschrieben ließ, worin es auch seit 1695 mit 1 Reichstaler, 15 Guten Groschen und 7½ Pfennigen steht. Er verkaufte es an den von Meder, von welchem es fürstliche Kammer erworben hat. Von den 3 Mühlen liegt die erste mit 1 Mahl- und Ölgange oberhalb des Dorfs am krummen Wasser, und heißt die obere, die zweite unterhalb des Dorfs, an eben dem Bache, ist eine Ölmühle und heißt die mittlere, die dritte an der Grubenhagenschen Grenze mit 2 Mahlgängen, wird von dem großen Bleke getrieben, und heißt die untere Mühle. Alle 3 sind erbenzinspflichtig.
  11. Nienrode, ein am Hilse belegener und zu dem Vorwerke Voldagsen gehöriger, nach Wenzen aber eingepfarrter Außenhof, besteht bloß aus einer Scheune und Stallung und hat 2 Feuerstellen und 27 Einwohner.
  12. Wenzen, 1½ Stunden von Greene, ein Pfarrdorfunter dem Hilse an dem krummen Wasser und großem Beeke, der in der Nähe des Dorfes den Hellebach und Kreuzbach aufnimmt, mit einer Kirche, einer Pfarre, einem Witwenhause, einer Opferei, 1 Ackerhofe, 14 Halbsitzern, 24 Kothöfen, 18 Brinksitzern, 61 Feuerstellen und 553 Einwohnern. Zu der Pfarre gehören als Filiale und Eingepfarrte, Einem, Bartshausen, Hallensen, Voldagsen und Nienrode. Sie relevirt von dem Landesherrn; die Opferei besetzen die Prediger und die Gemeinde. Die Einwohner, worunter mehrere Professionisten sind, nähren sich größtenteils vom Garnspinnen und Leineweben. Sie liefern jährlich auf 3 000 Stiege, die sowohl greise als gebleicht nach Markoldendorf und Eimbeck verführt werden. Auf der Feldmark finden sich ebenfalls hier und da Eisensteine und gute Mauersteine.
  13. Stroit, ein Kirchdorf und Filial von Brunzen unter dem Hilse, 1½ Stunden von Grene, am Stroiterbache, mit Kirche, Witwenhause, Schule, 3 Ackerhöfen, 1 Halbspänner, 17 Kothöfen, 7 Brinksitzern, 34 Feuerstellen und 263 Einwohnern, deren Hauptnahrungszweig das Leineweben ist. Auf der Feldmark, die gutes Sommerkorn gibt, finden sich hin und wieder Eisensteine. Die Schule vergibt der Prediger.
  14. Der lange Struck, ein eigenständiges Wirtshaus unweit Naensen und am Chausseewege von Einbeck etc., woselbst eine Weggelds-Rezeptur ist. Es ist nach Naensen eingepfarrt, und enthält 1 Feuerstelle und 5 Menschen.
  15. Naensen, ein Pfarrdorf auf der Westseite des Thedingberges, ¾ Stunden von Grene, mit Kirche, Pfarre, Witwenhause, Opferei, 6 Ackerhöfen, 4 Halbspänner, 17 Kothöfen, 19 Brinksitzern, 59 Feuerstellen und 473 Einwohnern, die sich vorzüglich mit dem Flachsbaue und der Leineweberei beschäftigen, des Winters über auf mehr als 40 Stühlen einige 1000 Stiege Leinewand verfertigen und nach Eimbeck verkaufen. In die Kirche ist Weddehagen eingepfarrt und Ammensen gehört als Filial dahin. Die Pfarre relevirt vom Landesherrn; die Opferei besetzt der Prediger und die Gemeinde. Beim Dorfe entspringt in der Mosquelle der Mühlenbach. Auf seiner Feldmark finden sich häufig Gips-, Kalk- und Eisensteine.
  16. Weddehagen, ein zum Amt Greene gehöriges und nach Naensen eingepfarrtes Vorwerk, mit 1 Feuerstelle und 10 Menschen. Zu demselben gehören 475 Morgen 3 Quadratruten Länderei, 2 Morgen 20 Quadratruten Wiesen und ein Morgen 48 Quadratruten Gärten.
  17. Erzhausen, ein Dorf, ¾ Stunden von Grene, unter dem Thedingberge und nicht weit von der Leine, ist nach Grene eingepfarrt, und enthält eine Kapelle, eine Schule, die von der Gemeinde besetzt wird, einen Außenhof des Klosters Amelunxborn, 3 Ackerhöfe, 1 Halbspänner, 11 Kothöfe, 5 Brinksitzer, 23 Feuerstellen und 208 Einwohner, die sich vom Ackerbau, der Viehzucht, Obstbau, und vorzüglich der Leineweberei nähren. Zu dem Klosterhofe gehören zwar nur 29 Morgen 105 Quadrat Routen an Acker, und 32 Morgen 85 Quadratruten an Wiesen, aber viele bare Gefälle und mehrere Zehnten. Nicht weit von hier fließt ein im Salzborn entspringender Bach.
  18. Ammensen, ein Kirchdorf und Filial von Naensen, 2 Stunden von Grene, am Bache Rein, mit Kirche und Schule, 1 Ackerhof, 9 Halbspänner, 6 Kothöfe, 6 Brinksitzer, 29 Feuerstellen und 287 Einwohner. Die Schule vergibt der Prediger und die Gemeinde. Die Leineweberei wird stark getrieben, und von Martini bis Jacobi sind gewöhnlich mehr als 20 Stühle im Gange.
  19. Vardegsen oder Vardiessen. zwischen dem Hilse und Thedingberge, 2¼ Stunde von Grene, ein Kirchdorf und Filial von Delligsen, mit 1 Kapelle, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 1 Halbspänner, 6 Kothöfe, 3 Brinksitzer, 15 Feuerstellen und 119 Einwohner. Die Bäche Rein und Elbe fließen durch das Dorf.
  20. Kaierde oder Keyerde, ein Kirchdorf unter dem Hilse und an der Wispe, die im Hilse in der Wenzerforst oberhalb des Dorfes entspringt, und in demselben nach ihrer Vereinigung mit dem Wallerspringer Bache den Namen erhält. Es liegt 2¾ Stunden von Grene, ist Filial von Delligsen, und hat 1 Kirche, 1 Schule, die der Prediger und die Gemeinde besetzen, 10 Halbspänner, 2 Viertelspänner, 30 Kothöfe, 20 Brinksitzer, 64 Feuerstellen und 571 Einwohner, worunter ein Kaufmann und mehrere Professionisten sich befinden. Die von der Wispe getriebene erbenzinspflichtige Mühle hat 1 Mahl- und 1 Sägegang, welcher letzterer nur zum Schneiden der Buchbinderbretter gebraucht wird. Die Ölmühle am Wellenwasser ist ebenfalls erbenzinspflichtig.
  21. Delligsen, ein ansehnliches Pfarrdorf in einem von der Wispe durchströmten Tale unter dem Hilse, 3 Stunden von Grene, enthält 1 Kirche, 1 Pfarre, 1 Witwenhaus, 1 Schule, 1 Ackerhof, 10 Halbspänner, 6 Viertelspänner, 45 Kothöfe, 18 Brinksitzer, 4 Anbauer, 84 Feuerstellen und 697 Einwohner, worunter 2 Kaufleute, 1 jüdische Handlung, 3 Krüge und mehrere Handwerker sich befinden. Es hält jährlich 2 Krammärkte auf die Dienstage vor Viti und Nikolai. Oberhalb des Dorfes liegt eine große von der Wispe getriebene erbenzinspflichtige Papiermühle, die alle Sorten von Papier verfertigt, und einen ansehnlichen Debit macht. Außerdem befinden sich im Dorf mit 2 von der Wispe getriebene erbenzinspflichtige Mahlmühlen, wovon die obere 1 Mahl-, 1 Öl- und 1 Sägegang, die untere aber nur 1 Mahl- und 1 Schrotgang hat. Von den Schäfereien gehört eine der Gemeinde, die beiden anderen Privatleuten. Die Pfarre, in deren Sprengel Vardegsen, und Keyerde als Filiale gehören, Düsterthal aber, Grünenplan, Markeldissen und die Karlshütte eingepfarrt sind, relevirt als Braunschweigsches Lehen von der Familie von Cramm zu Samtleben, an welche es von den Bordfels gefallen. Die Opferei vergeben der Prediger und die Gemeinde. Nahe bei Delligsen hat im 16. Jahrhundert ein Dorf, namens Ellise, gestanden.

    Auf dem Gerzerberge steht ein nach Delligsen eingepfarrtes einzelnes Haus, worin 8 Menschen leben.

  22. Karlshütte, eine landesherrliche Eisenhütte, östlich von Delligsen und einige hundert Schritte davon entfernt, ist dahin eingepfarrt. Sie ist seit 1736 im Gang, und hat einen hohen Ofen, einen Blauofen, zwei Steinzughammer, zwei Schlackenzugwerke, zwei Frischhammer und einen Zainhammer, die sämtlich die Wispe treibt. Bei derselben stehen 5 herrschaftliche Gebäude, worin 30 Familien und 176 Menschen leben. Die Zahl ihrer Arbeiter beläuft sich auf mehr als 150, die unter einem Faktor, Bergverwalter und Kohlenschreiber stehen.
  23. Markeldissen, ein nach Delligsen eingepfarrtes fürstliches Vorwerk mitten im Hilse und am Glasebache, mit 6 Feuerstellen und 53 Einwohnern. Es gehören 312 Morgen an Acker und 40 Morgen an Wiesen und Gärten dazu. Auf den beiden Mühlen werden die zu Grünenplan verfertigten Spiegel abpoliert.
  24. Hohenbüchen, ein Kirchdorf und Filial von Brunkensen, 3½ Stunden von Grene, dicht unter dem Hilse, mit einer Kirche, einer Schule, die das Konsistorium besetzt, einem fürstlichen Vorwerke, 1 Halb- und 2 Viertelspännern, 10 Kothöfen, 11 Brinksitzern, 27 Feuerstellen und 212 Einwohnern, worunter 12 Töpfermeister sind. Diese haben eine eigene Gilde, wozu sich die Töpfer von Coppengrave halten. Sie verfertigen ein braunes Steingut zu Töpfen aller Art, Milchnäpfen, Krügen, Kaffeekannen, Wasserröhren und Retorten, und verführen solches vorzüglich über Duingen nach Bremen und dem Norden hin. Der Töpferton zu ihren Fabrikaten ist violett, spielt ins Bläuliche, und scheint von derselben Masse zu sein, woraus die häufigen in unserem Vaterlande aufgegrabenen Urnen des Altertums verfertigt sind. Außer diesem Tone findet man auf hiesiger Feldmark Steinkohlen, die ehemals und unter der Regierung Herzogs Julius zum Ziegelbrennen bei Wolfenbüttel benutzt wurden.

    Das Dorf hat seinen Namen von dem verfallenen Bergschloss Hohenbüchen (Hainboiken, Hainboken, alta fagus) welches über dem Dorfe nach der Lippoldshöhle hin auf einer Höhe des Hilses in seinen Trümmern liegt, erhalten. Es war das Stammgut und der Hauptort eines edlen Geschlechtes, de alta fago, dessen Herrschaft sich bis nach Aldfeld erstreckte, und wozu die Vogtei Hehlen gehörte. Es starb 1300 aus und seine Güter fielen an die von Rattingen, von welchen es die Dynasten von Homburg 1355 kauften, sich von Korvei damit belehnen ließen und daraus eine Vogtei bildeten, 1407 solcher aber an das Haus Braunschweig mit ihren übrigen Besitzungen abtraten. Nachmals haben es die von Steinberge pfandweise im Besitze gehabt, und nach diesen die von Wrisberg und im Jahr 1458 als Unterpfand von denen von Rauschenplatt.

c. Amt Allersheim.

d. Amt Forst.

e. Amt Fürstenberg.

f. Amt Ottenstein.

D. Fürstliche Gerichte.

a. Fürstliches Gericht Bevern.

b. Fürstliches Gericht Grünenplan.

E. Adlige Gerichte.

a. Adlige Gerichte mit Ober- und Untergerichtsbarkeit.

1. Adliges Gericht Brunkensen.
2. Adliges Gericht Deensen.
3. Adliges Gericht Hehlen.

b. Adlige Gerichte mit Untergerichtsbarkeit.

4. Adliges Gericht Bisperode.
5. Adliges Gericht Düsterthal.
6. Adliges Gericht Harderode.
6. Adliges Gericht Meinbrexen.