Eschershäuser Wappen

Früheste Erwäh­nungen des Orts­namens der Stadt Eschers­hausen

Christian Kaese
Eschershausen 2020

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Übersicht

QuelleEnt­stehungJahr der hier heran­gezogenen Ab­schriftenNamen­schrei­bung
Eschershausen
Vita Mein­werciHand­lung 1015–1036
Nieder­schrift um 1160
Originalassieres­husun
Vita Gode­hardi posteriorHand­lung um 1040
Nieder­schrift um 1070
  1. 1183–1200
  2. 1200–1225
  3. Um 1458
  1. ascheres­huson
  2. ascgeres­huson
  3. ascgeres­huson
Urkunde Kaiser Hein­richs IV.9. März 1062Original (im zweiten Welt­krieg zerstört)Ascheres­husen
Eschers­häuser VertragHand­lung 1079–1114
Nieder­schrift 1334–1337
13. JahrhundertEschereshusen
Wikanafeld
Urkunde Kaiser Hein­richs II.2. Novem­ber 1004Originaluuikana­uelde
Grenz­be­schrei­bung der Diö­zese Hildes­heim­Um 1007Im zweiten Welt­krieg zerstörtWikina­feld­isten

Ort Eschershausen

Vor- und Frühgeschichte

Die von der Lenne durchflossene Ithbörde mit ihren fruchtbaren Lössböden wird schon relativ früh besiedelt worden sein. Zeugnis davon geben die Funde in den Ithhöhlen bei Eschershausen, die der Einzelgrabkultur der Jungsteinzeit und der Aunjetitzer Kultur der frühen Bronzezeit zugeordnet werden können. Die Aunjetitzer Funde in der Rothesteinhöhle gehören zu den westlichsten Funden dieser Kultur. Zahlreiche weitere Funde von Stein- und Feuersteinwerkzeugen finden sich in der geologischen Sammlung Carl Kaeses.

Zur Zeitenwende lag die Eschershäuser Region im Stammesgebiet der Cherusker, die im vierten Jahrhundert im Stammesverband der Sachsen aufgingen.

Mittelalter

Eschershausen wird zur Zeit der Sachsenkriege im 8. Jahrhundert gegründet worden sein, als die Ortsnamensendungen -hausen/-husen, meist verbunden mit einem Personennamen, dominierten. Darauf weist auch die Eschershäuser Kirche, die Sankt Martin, dem Reichsheiligen der Franken, geweiht ist.

Der Ort entstand an der Kreuzung der alten Hellwege Köln/Höxter–Braunschweig und Hameln–Einbeck. Im Jahr 775 wird Karl der Große bei seinem Zug vom Brunsberg bei Höxter-Godelheim an die Oker den Ort berührt haben.

Ersterwähnung des Ortsnamens

Üblicherweise werden Orte nach der ersten urkundlichen Namensnennung datiert. Nach heutigem Forschungsstand erfolgte die erste gesicherte Nennung Eschershausens zwischen 1015 und 1036 in der Vita Meinwerci als „Assiereshusun“.

Früher allerdings war Eschershausen älter. Diese zunächst paradox erscheinende Aussage erklärt sich dadurch, dass man in der älteren Forschung das „Astereshusen“ oder „Astiereshusen“, datiert auf 891, aus den Traditiones Corbeienses als Ersterwähnung Eschershausens ansah. In der modernen Literatur werden diese nun auf ab 968 datierten Erwähnungen mit der Wüstung Osterhusen bei Mengeringhausen (heute Stadtteil von Bad Arolsen in Hessen) gleichgesetzt.

Manchmal wird in der Literatur auch noch ein „Aschershusen“, datiert auf 870 bis 880, aus dem Corveyer Registrum Sarachonis angeführt. Dieses angebliche Urkundenbuch des Corveyer Abtes Saracho wurde allerdings bereits im frühen 19. Jahrhundert als freie Fälschung von Johann Friedrich Falke entlarvt (siehe dazu auch den Abschnitt Traditiones Corbeienses).

Interessant ist die Theorie, das Eschershausen identisch ist mit dem antiken Askalingi (lateinisch Ascalingium; griechisch Askalingion/Ἀσκαλίγγιον, manchmal auch Ἀσκαλίνγιον), welches um das Jahr 150 in der berühmten Geographia des Claudius Ptolemäus erwähnt wird. Askalingi liegt dort im Bereich der mittleren Weser zwischen Tulisurgi (lateinisch Tulisurgium) im Süden und Tulifurd (lateinisch Tulifurdum) im Norden. Askalingi wird, ähnlich wie Eschershausen, als Ableitung eines Personennamens mit dem germanischen Grundwort aska (= Esche) gedeutet (siehe Scheungraber und Grünzweig 2014).

Bedeutung des Ortsnamens

Das Grundwort lautet „-husen“. Das Bestimmungswort enthält „Askiger“, was nur vereinzelt belegt ist. Das Erstelement „aski“ von altsächsisch „asc“ bedeutet „Esche“, das Zweitelement „gairu“ stammt von dem altsächsischen Wort „gēr“ mit der Bedeutung „Speer“. Eschershausen wäre damit die Behausung eines Eschenspeermannes.

Quellen

Vita Meinwerci (Handlung zwischen 1015 und 1036, Niederschrift um 1160)

Lebensbeschreibung des Bischofs Meinwerk von Paderborn.

Die Jahresangaben oben beziehen sich auf das Kapitel, in welchem Eschershausen erwähnt wird. Dazu mehr in den Anmerkungen.

Meinwerk, Sohn einer zum sächsischen Hochadel zählenden Familie, wurde um 975 geboren, und war von 1009 bis zu seinem Tode im Jahre 1036 Bischof von Paderborn. Er ließ 1015 den Paderborner Dom wiederherstellen und stand als Reichsfürst in engem Verhältnis zu den Kaisern Otto III., Heinrich II. und Konrad II. Er gründete das Kloster Abdinghof in Paderborn und vergrößerte den Besitz der Kirche durch die Förderung von Schenkungen erheblich.

Seine Lebensbeschreibung wurde in der Mitte des zwölften Jahrhunderts in Mittellatein am Kloster Abdinghof, wahrscheinlich im Auftrag eines Paderborner Bischofs, verfasst. Der Autor ist nicht eindeutig bestimmbar.

Im Kapitel 32 der Vita Meinwerci wird der Ort Eschershausen in einer Schenkungshandlung erwähnt (hier als Assiereshusun).

Überlieferung: Die Originalhandschrift befindet sich in der Handschriftensammlung der Universität Kassel: Vita Meinwerci. Vita Meinulfi., Abdinghof, Paderborn, Fulda, um 1160 (persistente ID 1349681542981). Kapitel 32 auf den Seiten 18–19.

Lateinische Fassung

32. Quidam alius nobilis, ad distinctionem alterius iunior Meinheri dictus, humanae fragilitatis memor quoddam praedium Hengeldere dictum, cum consensu uxoris suae Huninnae et filiae eius Odae heredis iustissimae, pro remedio animae suae ecclesiae dedit, et ab episcopo Meinwerco 30 aratra et 100 maldros annonae, quamdiu ipse viveret, accepit, et uxori eius ad consentiendum 4 libras denariorum detulit, quas in praesentia Ekkihardi et Liudulfi comitum in Assiereshusun episcopus ei dedit cum 30 solidis.

Quelle: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores (in Folio) 11: Historiae aevi Salici. Herausgeber Georg Heinrich Pertz, Hannover 1854. (MGH SS 11).
Kapitel 9: Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis (Seiten 104–161). Dort Kapitel 32 (Seite 119).

Eine zweite Abschrift findet sich in: Das Leben des Bischofs Meinwerk von Paderborn, Herausgeber Franz Tenckhoff, in: Scriptores rerum germanicarum in usum scholarum ex monumentis germaniae historicis seperatim editi, Hannover 1921. (MGH SS rer. Germ. 59).
Dort Kapitel 32 (Seite 35).

Deutsche Übersetzung

Zusammenfassung: Der Adlige Meinheri schenkte der Kirche sein Gut Henglarn (heute Stadtteil von Lichtenau im Kreis Paderborn), und erhielt dafür eine Leibrente von Bischof Meinwerk. Dieses Rechtsgeschäft wurde vor Zeugen in Eschershausen durchgeführt.

Übersetzung: 32. Ein anderer Adliger, zur Unterscheidung voneinander der jüngere Meinheri genannt, gab, eingedenk der menschlichen Zerbrechlichkeit, der Kirche für sein Seelenheil ein Henglarn genanntes Landgut, mit Zustimmung seiner Frau Huninna und seiner Tochter Oda, seiner rechtmäßigen Erbin. Dafür erhielt er vom Bischof Meinwerk 30 Morgen und 100 Malter Roggen, solange er leben würde. Und er übertrug seiner Frau für die Zustimmung 4 Pfund Pfennige. Dieses geschah in Eschershausen in Anwesenheit der Grafen Ekkehard und Ludolf. Damals gab ihm der Bischof 30 Schillinge.

Erläuterungen: Meinheri wird in Kapitel 32 der jüngere genannt, um ihn von einem anderen Meinheri aus Kapitel 31 zu unterscheiden (dort allerdings in der Schreibweise Mainheri). Als Leibrente wird unser Meinheri nicht 30 Morgen Land, sondern den Ertrag, vielleicht den Zehnten desselben erhalten haben. Die Leibrentenzahlungen erfolgten jährlich.

Anmerkungen

Zwar ist die Vita Meinwerci etwa 130 Jahre nach dem Tod des Bischofs Meinwerk entstanden, jedoch basierte die Niederschrift auf älteren Aufzeichnungen. Die Kapitel 30 bis 130 der Vita Meinwerki enthalten im wesentlichen Schenkungen, welche „in den Jahren 1015 bis 1036 an den Bischof Meinwerk beziehungsweise die Paderborner Kirche gemacht worden sind“.

Diese Schenkungen führen uns direkt zurück in die Zeit des Bischofs, denn der Verfasser der Vita hat die Inhalte der Schenkungen „den in der Kanzlei Meinwerks aufbewahrten Akten entnommen“. Heute sind noch 27 dieser Akten auf 34 Blättern im Original erhalten, in verschiedensten Formaten, teilweise nur als Pergamentfetzen. Dem Verfasser der Vita lagen Mitte des 12. Jahrhunderts noch gegen einhundert Blätter vor.

Diese als Traditiones Meinwerci bezeichneten Originalakten tragen keine Siegel, und sind, wie die entsprechenden Kapitel der Vita Meinwerci, fast alle undatiert. Die erste Schenkung in der Vita erfolgte durch den älteren Meinheri in Kapitel 31 und wird auf 1015, dem Jahr der Weihe des Domes, datiert. Laut Tenckhoff wurden die weiteren Schenkungen nach Geschenkgebern geordnet, wobei unser, „Eschershäuser“ Kapitel 32 wegen der Namensgleichheit der beiden Meinheris direkt im Anschluss folgt. Ein Hinweis auf die Datierung fehlt leider, deshalb kann nur die Zeitspanne 1015 bis 1036 angesetzt werden.

Interessanterweise liegt ausgerechnet zu Kapitel 32 in den Traditiones Meinwerci noch eine Originalurkunde vor. Der Inhalt wird weiter unten im Original und auf deutsch wiedergegeben. Der Text dieser Quelle der Vita Meinwerci ist länger und ausführlicher als im Kapitel 32 wiedergegeben.

In den Traditiones erhält Meinheri nur zwanzig statt den dreißig Morgen Land in der Vita, seine Frau heißt Hunima statt Huninna, von größerer Wichtigkeit ist aber, dass der Bezug auf Eschershausen und die vom Bischof erhaltenen dreißig Schillinge fehlen. Der Verfasser der Vita muss hier noch weitere, inzwischen verlorengegangene, Quellen gehabt haben, die er für Kapitel 32 mit berücksichtigt hat.

Sowohl der Bezug auf Eschershausen als auch die Zahlung der 30 Schillinge sind im letzten Satz des Kapitels 32 erwähnt. Direkt nach dem Wort Assiereshusun folgt eine Lücke, die vielleicht eine unleserliche Stelle, eine Streichung, oder eine Fehlstelle im Pergament darstellt (soweit auf den Fotografien zu erkennen ist, befindet sich auf der anderen Seite des Blattes eine ähnliche Lücke). Das Ende des Satzes musste sogar noch vom Autor notdürftig an das Ende der ersten Zeile des nächsten Kapitels eingeflickt werden (siehe dazu die Abbildung). Auch vom Satzbau her passt „episcopus ei dedit cum 30 solidis“ nicht recht zum Rest des in einem einzigen Satz verfassten Kapitels.

Es liegt hier also wohl ein Versehen, beziehungsweise eine nachträgliche Ergänzung, des Verfassers vor, der Informationen aus verschiedenen Dokumente zusammenbrachte. Die Worte „in Assiereshusun“ können allerdings schlecht später ergänzt worden sein, da kein vorheriges Satzendezeichen erkennbar ist. Ebenso ist „episcopus ei dedit cum 30 solidis“ augenscheinlich bereits hinzugefügt wurden, bevor die erste Zeile des nächsten Kapitels beendet war.

Die vormalige Existenz einer zweiten Quelle nehme ich gemeinsam mit Tenckhoff als gegeben an – warum hätte Verfasser der Vita etwa 150 Jahre nach der Schenkung sonst eine derartige Einfügung in den Text vornehmen sollen?

Für die Forschung über Eschershausen ist der Verlust dieser zweiten Quelle natürlich sehr bedauerlich, da diese einerseits vielleicht weitere wichtige geschichtliche Informationen enthalten hätte, zum andern aber, weil sie die wahrscheinlich älteste Originalniederschrift des Ortsnamen enthalten hätte.

Bischof Meinwerk ausgenommen, gibt es meines Wissens keine gesicherten Informationen zu den im Eschershäuser Kapitel genannten Personen. In der Vita Meinwerki wird ein Graf Liudolf elfmal, ein Graf Ekkehard immerhin sechsmal erwähnt.

Der Name Liudolf war in der damaligen Zeit recht häufig. So hatte das Haus der Liudolfinger Grafschaftsrechte im Gudingau, Obergau des Eschershäuser Gaues Wikanafeld. Zur Zeit der Schenkung in Eschershausen war tatsächlich ein Liudolf von Braunschweig (* etwa 1003, † 23. April 1038) Graf im Gudingau, hatte also wohl Herrschaftsrechte auch über Eschershausen. Dieser Liudolf war Sohn von Brun I., dem Gründer von Braunschweig, und der späteren Kaiserin Gisela von Schwaben. Gemeinsam mit seiner Frau Gertrud der Älteren von Braunschweig stiftete er die Kirche St. Blasius in Braunschweig und begründete den später sogenannten Welfenschatz. Liudolf übernahm die gräflichen Amtsbefugnisse wohl bereits im unmündigen Kindesalter, und kommt bereits „um 1013 als Nachfolger seines verstorbenen Vaters in Betracht“. Ob es sich bei dem hochstehenden Liudolf von Braunschweig um unseren Grafen handelt, ist unsicher, eine zeitliche und geografische Deckung ist allerdings gegeben.

Abbildungen

Kapitel 32 der Vita Meinwerci, Originalhandschrift Seite 18
Kapitel 32 der Vita Meinwerci, Originalhandschrift Seite 19
Kapitel 32 der Vita Meinwerci aus der Originalhandschrift an der Universität Kassel. Das Wort Eschershausen (hier: assiereshusun) ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht. Direkt daneben eine Lücke, gefolgt von einem Einschub.

Quellen

Traditiones Meinwerci (Handlung und Niederschrift 1015 bis 1036)

Die Traditiones Meinwerci sind Überreste der Urkunden über die durch den Bischof Meinwerk an die Kirche zu Paderborn gemachten Schenkungen. Wohl aus der Zeit der Schenkungen stammend (1015 bis 1036), dienten sie dem Verfasser der Vita Meinwerci etwa 150 Jahre später als Vorlage.

Überlieferung: Originalurkunden im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen (in Münster), Territorien des alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte, u. ä., Westfälische Fürstbistümer, Fürstbistum Paderborn, 1001 bis 1100. Nummer 13 bis 44ab. Traditiones Meinwerci (einzelne Pergamentblätter). Permalink.

Lateinische Fassung

1. Quidam nobilis, qui uocabatur iunior Meinheri, humanae fragilitatis memor, quoddam predium Hengilderi ad dominium sanctae Dei genitricis Mariae et sancti Kiliani martyris sanctique Liborii confessoris, cum consensu uxoris suae Hunimae et filiae eius Odae, iustissimae heredis suae, pro remedio animae suae in proprium tradidit. Vnde episcopus Meinuuercus presul Patherbrunensis, Dei misericordia motus, XX. aratra et C. maldra annonae, quamdiu ipse Mainherius uiueret, omni anno concessit. Vxori uero suae in praesentia Ekkihardi et Liudulfi comitum, ut hoc laudaret, IIII. libras denariorum misit.

Quelle: Regesta Historiae Westfaliae, erster Band, Von den ältesten geschichtlichen Nachrichten bis zum Jahre 1125, Heinrich August Erhard, Druck und Kommission Friedrich Regensberg, Münster 1847.
Dort im Anhang (Urkundenbuch): Codex Diplomaticus Historiae Westfaliae. Kapitel 87: Überreste der Urkunden über die, durch den Bischof Meinwerk, für die Kirche zu Paderborn, von verschiedenen Personen erworbenen Besitzungen. (Seiten 65–71).
Dort Urkunde 1 (Seite 65).

Deutsche Übersetzung

1. Ein Adliger, genannt der jüngere Meinheri, eingedenk der menschlichen Zerbrechlichkeit, übergab für sein Seelenheil als Eigentum ein Gut Henglarn in den Besitz der heiligen Mutter Gottes, des heiligen Märtyrers Kilian und des heiligen Bekenners Liborius mit Zustimmung seiner Frau Hunima und seiner Tochter Oda, seiner rechtmäßigen Erbin. Daher gewährte ihm Bischof Meinwerk, Oberhaupt Paderborns, von Gottes Barmherzigkeit bewegt, jährlich 20 Morgen und 100 Malter Roggen, solange Meinheri leben würde. Damit deses genehmigt würde, schenkte er aber seiner Frau in Anwesenheit der Grafen Eckhard und Ludolf 4 Pfund Pfennige.

Vita Godehardi (Handlung um 1040, Niederschrift um 1070)

Die Lebensbeschreibung des heiligen Godehard oder Gotthard von Hildesheim.

Die Jahresangaben oben beziehen sich auf das Kapitel, in welchem Eschershausen erwähnt wird. Dazu mehr in den Anmerkungen.

Godehard wurde um 960 in Niederbayern geboren. 1022 wurde er als Nachfolger des heiligen Bernward zum Bischof von Hildesheim ernannt und übte das Bischofsamt bis zu seinem Tod im Jahr 1038 aus. 1131 wurde Godehard von Papst Innozenz II. heiliggesprochen. Er gehört zu den bedeutendsten Heiligen des Mittelalters, so wurde beispielsweise der Gotthardpass in der Schweiz nach ihm benannt.

Seine Lebensbeschreibung wurde von seinem Schüler und Vertrauten Wolfhere von Hildesheim niedergeschrieben. Wolfhere, Domherr in Hildesheim, verfasste diese in zwei Ausführungen, der älteren (vita Godehardi prior) und der jüngeren (vita Godehardi posterior).

Eschershausen wird in einer Wundergeschichte im Kapitel 39 der jüngeren Lebensgeschichte erwähnt (hier als Ascgereshuson oder Aschereshuson). Der Stellvertreter Godehards, Volkward, hielt sich nach dessen Tod bei einer Bereisung der Güter des Bistums Hildesheim in Eschershausen auf und heilte dort einen todkranken Jungen.

Überlieferungen

Lateinische Fassung

39. Frater quoque noster non ignotae memoriae Wolcwardus presbiter, eo tempore vicedomnus, postea noster praepositus, postremo felix Brandeburgensis ecclesiae episcopus, qui eidem patri nostro, ut omnibus notum est, et fideliter servivit et intime complacuit, cum post obitum eius episcopales curtes more solito circuiret, in villam quae Ascgereshuson dicitur denevit, et in domum quandam ad prandendum divertens, puerulum misera languoris infirmitate detentum invenit, qui tunc per aliquot ebdomadas, omni membrorum officio destitutus iacebat, et ad exitum diatim, ut omnibus videbatur, appropiabat. Quem idem presbyter, sicut semper erat super talibus miserans, lacrimando diutius intuebatur, languorisque tempus et eventum ex familia sciscitabatur. Quod ut agnovit, flenti matri ut ad tumulum sancti pontificis candelas iuxta pueri mensuras promitteret persuasit; quod et ipsa statim libentissime fecit. Sed cum pauper illa ceram ad talia non haberet, ipse ex lino lichnum parari praecepit, et puerum per singula membra metiri fecit, ut certe mensuram secum deferret, et per se praestita cera candelas pro aegrotante ad beati viri memoriam offeret. Quo facto, ad prandium consederunt, et quasi oblito puero, alia quaedam inter se fabulari coeperunt. Interim vero puer mira celeritate quasi ex morte revixit, et in lecto cunctis mirantibus resedit, et vocata matre, de stratu prorepsit, et refectionem petiit, et eodem momento percepit; et postea pro beati viri meritis incolomis permansit.

Quelle: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores (in Folio) 11: Historiae aevi Salici. Herausgeber Georg Heinrich Pertz. Hannover 1854. (MGH SS 11).
Kapitel 10–13: Vita Godehardi episcopi Hildenesheimensis auctore Wolfherio (Seiten 162–221).
Kapitel 12: Vita Godehardi episcopi posterior (Seiten 196–218). Dort Kapitel 39 (Seiten 217218.)

Deutsche Übersetzung

39. Auch einer unserer Brüder, nicht unbekannten Andenkens, der Priester Wolcward, damals Vicedom, später unser Probst, zuletzt glücklicher Bischof der Brandenburger Kirche, welcher diesem unserem Vater, wie allgemein bekannt ist, getreulich diente und ihm sehr wohlgefällig war, kam, als er nach dessen Tode die bischöflichen Höfe nach gewohnter Weise bereiste, nach dem Dorf Ascgereshuson, und da er zur Mahlzeit in einem Hause einkehrte fand er daselbst einen Knaben, der schwer krank war und schon seit einigen Wochen kein Glied rühren konnte, sodass täglich sein Ende erwartet wurde. Diesen betrachtete der Priester, wie er denn bei solchen Fällen immer von Mitleid erfüllt war, lange Zeit mit Tränen und erforschte von den Angehörigen die Zeit und die Umstände seiner Krankheit. Als er darüber unterrichtet war, riet er der weinenden Mutter, zu dem Grabmal des heiligen Bischofs Kerzen nach dem Maße des Knaben zu schicken. Sie war gerne dazu bereit, hatte aber als eine arme Frau nicht das dazu nötige Wachs. Da ließ er selbst aus Leinfäden einen Docht bereiten und alle Gliedmaßen des Knaben abmessen, um das genaue Maß desselben mit sich zu nehmen und dann aus eigenem Vermögen Kerzen für die Heilung des Kranken an das Grabmal des seligen Mannes zu stiften. Darauf setzten sie sich zur Tafel, und des Knaben gleichsam vergessend, begangen sie von anderen Dingen sich zu unterhalten. Inzwischen aber war der Knabe in wunderbarer Schnelligkeit gleich wie vom Tode wieder zum Leben erwacht, und richtete sich zum allgemeinen Erstaunen in seinem Bett auf, rief die Mutter, schlich von seinem Lager zu ihr, und bat um Nahrung, die er auch sogleich erhielt. Und durch das Verdienst des seligen Mannes blieb er auch in der Folgezeit gesund.

Quelle: Die Lebensbeschreibung der Bischöfe Bernward und Godehard von Hildesheim. Nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae übersetzt von Dr. Hermann Hüffer. Zweite, von W. Wattenbach durchgesehene Auflage. Leipzig, Verlag der Dykschen Buchhandlung. 1892.
Das Leben des Bischofs Godehard von Hildesheim. (Seiten 75–182.)
Die jüngere Lebensbeschreibung. (Seiten 165–182.) Dort Kapitel 39 auf den Seiten 180–181.

Anmerkungen

In beiden oben zitierten Quellen wird Ascgereshuson in einer Fußnote mit Eschershausen gleichgesetzt.

Lebensdaten des nach Eschershausen gereisten Priesters Volkward (hier Wolcward) gibt es nicht. Gesichert scheint, dass er zu Lebzeiten von Godehard dessen Stellvertreter (Vicedom) in der Hildesheimer Diözese war, dann Dompropst zu Hildesheim wurde. Nach September 1063 wurde er zum Bischof von Brandenburg ernannt, und starb spätestens am 19. Mai 1068.

Die exakte Datierung der Vita Godehardi ist schwierig. Godehard starb 1038; die ältere Lebensgeschichte wird Wolfhere vielleicht schon vor dessen Tod begonnen haben. Die jüngere Lebensgeschichte, in der Eschershausen erwähnt wird, wurde wohl Jahrzehnte später niedergeschrieben. Hier geht man von 1054 oder bald danach aus, weil Wolfhere von Planungen, aber noch nicht von Bauarbeiten, für einen Neubau des Hildesheimer Domes berichtet. Die neuere Literatur geht allerdings von zwei Phasen aus. Zunächst verfasste Wolfhere die Kapitel 1 bis 33, später wurden, wohl von anderer Hand, die Wundergeschichten mit den Kapitel 34 bis 41 hinzugefügt. Dazu gibt es noch eine weitere Wunderbeschreibung in elf Kapiteln (De miraculis a Godehardo in vita patriatis et in actibus prioribus non indicatis).

Damit wäre das Kapital 39 mit der Erwähnung Eschershausens später als die Kapitel 1 bis 33 der jüngeren Lebensgeschichte entstanden. Relevant für die Datierung der Lebensgeschichte ist interessanterweise gerade das Eschershäuser Kapitel. Die Wundergeschichte wird sich relativ bald nach dem Tode Godehards ereignet haben, als Volkward noch Vicedom zu Hildesheim war. Vielleicht lässt sich dafür etwa das Jahr 1040 ansetzen.

Die Zeit der Niederschrift ist unklarer. Sie muss nach 1063 erfolgt sein, weil erst dann Volkward als Bischof von Brandenburg benannt werden konnte. Coué geht zusammen mit anderen Autoren davon aus, dass Kapitel 39 erst nach Volkwards Tod niedergeschrieben wurde, also nach 1068. Folgt man dem Autor, war damals sowohl die Erinnerung an Volkward noch lebendig, und die Wundergeschichte muss noch im Gedächtnis gewesen sein. Daher nehme ich hier eine Entstehung um 1070 an.

Abbildungen

Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus Heiligenkreuz, Mitte des 12. Jahrhunderts
Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz, aus dem Zeitraum 1183 bis 1200. Das Wort Eschershausen (hier: aschereshuson) ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht.
Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus Zwettl, erstes Viertel des 13. Jahrhunderts
Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus dem Zisterzienserstift Zwettl, aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Das Wort Eschershausen (hier: ascgereshuson) ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht.
Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus Melk, 1458
Kapitel 39 der Vita Godehardi posterior in einer Handschrift aus dem Benediktinerstift Melk, etwa 1458. Das Wort Eschershausen (hier: ascgereshuson) ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht.

Quellen

Eschershäuser Vertrag

Bernhard Bischof von Hildesheim bestätigt den flamländischen Ansiedlern zu Eschershausen die ihnen von seinem Vorgänger Udo bewilligten Rechte (1133–1137) Juni 23.

Lateinische Fassung

In nomine […]. Notum sit omnibus presentibus ac posteris, quid advene in Eschereshusen in epischopali iure, quid in secularibus negociis observandum sanxerint, a quibus sit iniciatum, sub quo etiam et scripto et inpressione sigilli sit approbatum. Decretum est autem et epischopo et eodem advena populo assensum in idem prestante: – Si quis vir obierit, ut vel ex animalibus eius optimum, quodcumque fuerit, vel si pocius epischopo videbitur unum, quod ex vestimentis eius preciosum magis iudicabitur, in usum transeat epischopi. Porro uxor mortui nubat in domino, nullius potentia seu timore coercita, tantum ut maritus subsequens epischopali debito secundum institutionem non contradicat. – In excolendis quoque agris hanc conventionis legem acceperunt: Quantumcunque aliquis arborun silvestrium deiecerit et eradicatis vepribus seu aliis incommodis in usum redactis, quamdiu solo rastro colitur, nec tributo nec decime subiaceat, Quam cito autem vomere proscissus ager uberiorem fructum attulerit, septem annis tributum nesciat; sed in ipso septimo duos denarios reddat, in octavo quatuor, in nono octo, in decimo solidum et per singulos annos deinceps hanc summam non excedat. – In causis etiam secularibus discutiendis advocatum accipiant, quem discretio episcopi ex gratia utpote exulibus providerit, et ter in anno concionandi causa conveniant, responsuri sine banno regis et comitis; et si alio conquerente reus aliquis convictus fuerit, advocato trea solidos et conquerenti duos vadiet, gratiam tamen in hiis accepturus. – Si quem de scelere vel aliquo malefacto criminari contigerit, in quo deprehensus non est, septima se manu suorum affinium expurget, aut iuramento tot affines se non habere confirmet sub eadem institutione degentes; et tunc septies iurando vicem illorum suppleat et sit imposite delationis innoxius. – Si quis ad placitum iudicis venire tardaverit vel in placito obstrependo offenderit, si ob hoc inquam pena multandus erit, sex denarios tantum vadiabit. Si autem in primo conventu aliquis defuerit, quando, ut mos est, iudicis confirmatio fit placiti et homines colloquendi et discutiendi causa exire iubentur, si is, qui in confirmatione placiti deerat, superveniens colloquentibus cum eis intraverit, sit excusabilis. – Qui precium possessionis sue comperare voluerit, villico episcopi sex denarios offerat, quod appellaut licentiam; eo tarnen iure emptor tenendum non ambigat, quo venditor ante possidebat. Quod si malicia villici ad amplius venditorem coegerit, sub civium suorum testimonio sex iterum denarios ei offerat. Quod si accepturum se pertinaciter negaverit, suspendat eos infra parietes domus sue et recedat. Quem si violentia villici persequens ceperit, assumpto eorumdem civium testimonio probet, se et antea obtulisse et precium, ubi iusticia poscebat, suspendisse; et cum hac excusatione securus abcedat. Porro si aut negligentia incautus aut arrogantia protervus huios instituti decretum non egerit et rebus suis venditis abire voluerit, captus privetur omnibus, que secum detulit, nec plagatus aut alicuius niembri imminutione mutilatus. – Si vir virum leserit et si is, qui lesus est, apud iudicem de ea re non egerit, sed insurgens ultusque se illum occdderit et malefacti sui conscius iudicium metu subter fugerit, si infra anni illius spacium nulla satisfactione iudicem sibi reconciliaverit, uxor eius nichilominus bona mariti possideat, et tributum de bonis suis eodem iure, quo vir suus, reddere satagat. – Si quis in alium litigiose deseviens usque ad sanguinis effusionem plagaro inflixerit, advocato tribus solidis, plagato duobus satisfaciat. Porro si ad debilitatem usque processerit, advocato item tres solidos, debilitato autem in condigna reinuneratione, quanti amiciciam eius faciat, devotus ostendat. – Si querne glandis ubertas advenerit et homo ecclesie in pasturam porcos admiserit, duplicet numerum homo ecclesie, scilicet si sex inponat homo ecclesie, tres adhibeat advena; si ille quatuor, iste duos. Quod si advena egestate cogatur, ut quod imponat non habeat, extranei alicuius pecora assumens, in unius porci acquisitione commodum suum non negligat. Si vero fagina glans prevaluerit, quidquid indigena seu advena domi nutrierit, sine contradictione imponat. – In aquarum discursibus piscari, per ambitus silvarum venari non prohibetur, nisi in foresto episcopi, in quo si quis deprehensus fuerit, quinque solidorum amissione delictum corrigat. – Si quis iter faciens in domo alicuius hospitandi gratia intraverit vel etiam mansionem in eadem diutius fecerit, si ibi obierit, uxori ac filiis eius remaneat eius substancia; si vero heredem in presenti non habet, sint in custodia hospitis reliquie illius annum et diem. Si infra prefinitum tempus quisquam venerit et eo modo, quo iusticia exigit, hereditarium ius ad se pertinere docuerit, reddantur illi; si nullus venerit infra anni circulum, transeant eedem reliquie in usum episcopi. – Si penuria cogente aut subita inimici atrocitate aliquis non habita licentia discesserit, maneat inconvulsa annum et diem eius substantia. Si redierit et pro indisciplina satisfecerit, contradictionem bonorum suorum non patiatur. Si non redierit, alicui suorum eadem bona familiarius et levius per gratiam villici acqiuirenda non negentur. Quicquid in areis, in agris, sive quibuscumque commodis villicus alicui contulerit, irrituin fieri non potest. Et si assumpto civium testimonio aliquis a curia se suscepisse quicquam ostenderit, inconvulsum existat. – In nostre institutionis exordio confirmatum est, epischopum nec advocatum licere aut debere aliquem ex nostris suorum testimonio convincere, sed eorum, qui nostre legis decretum acceperunt. – Exercitui supplementum addere non est iuris nostri, nisi com episcopus cum rege Alpes est transiturus vel pro patria contra paganos est pugnaturus.

Primam autem pretaxate legis institutionem susceperunt Benzo, Menzo, Immo, Egezo Udone episocpo; confirmationem eiusdem denuo acceperunt Bernardo episcopo cum sigilli annotatione sub anathemate isti: Ouste sacerdos eorundem advenarum; laici: Bertoldus, Franko, Baldwinus, Baldricus, Theodericus; consentiente eorum archipresbitero Willelmo; presente quoque Theoderico presbitero, Bertoldo presbitero, Udone presbitero; laycis liberis: advocato advenarum Bertoldo, Bertoldo, Bernardo vicedomno, Theoderico de Riclinge, Meinfrido; ministerialibus: Egberto cameria et filio eius, Walthero, Folkouldo.

Data mense iunio, vigilia sancti Iohannis baptiste, Lothario imperatore.

Stumpf aus abschr. Sec. 13 im cartular von Amelungsborn, bl. 21, im archive zu Wolffenbüttel; überschrift: Rescriptum privilegii rusticorum de Eschereshusen, in quo continentur iura hegerorum, quod eccelise nostre valet. – Vergleiche Lüntzel Geschichte der Diöcese Hildesheim 1, 276. 395. – Nach Erwähnung Bischofs Udo fällt die erste Verleihung zwischen 1079 und 1114; Lothar war Kaiser 1133 iuni 4 bis 1137 dec. 3.

Quelle: Acta Imperii Selecta – Urkunden deutscher Könige und Kaiser, Johann Friedrich Böhmer, Verlag der Wagner’schen Universitäts-Buchhandlung, Innsbruck 1870. Dort: Nr. 1129. Seiten 816–818.

Deutsche Übersetzung

„Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Bernhard, von Gottes Gnaden Bischof zu Hildesheim. Kund sei allen Gegenwärtigen und Zukünftigen was die Einwanderer (advenae) in Eschershausen wegen der bischöflichen Rechte und was sie bei weltlichen Angelegenheiten zu beobachten versprochen haben, von wem die Verhandlung geführt und unter wessen Hand und Siegel das Abkommen genehmigt worden ist. Die unter Zustimmung des Bischofs und der Einwanderer getroffene Übereinkunft lautet: Stirbt ein Ansiedler, so soll dem Bischofe nach seiner Wahl entweder das beste Stück Vieh oder das beste Kleidungsstück aus dem Nachlasse zufallen. Einer Wiederverheiratung der Witwe des Verstorbenen sollen keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt werden, der zweite Ehemann muss jedoch die vereinbarten Verpflichtungen gegen den Bischof als für sich bindend anerkennen. Über die Urbarmachung von Ländereien ist Folgendes festgesetzt worden: Das nach Niederlegung der Waldbäume, Ausrodung ihrer Wurzeln und Beseitigung sonstiger Hindernisse nutzbar gemachte Land soll weder einer Abgabe (tributum) noch dem Zehnten unterliegen, so lange es nur mit der Hacke bearbeitet wird. Sobald aber der Acker gepflügt wird und nun reichlichere Frucht trägt, soll er zwar auch noch sechs Jahre frei sein von Abgaben, aber im siebenten Jahre 2, im achten 4, im neunten 8 Pfennige (denarius), im zehnten und jedem folgenden einen Schilling (solidus) aufbringen und nicht mehr. Bei der Beratung weltlicher Angelegenheiten haben die Ansiedler als Fremde (exules) den ihnen durch des Bischofs Gnade bestellten Vogt anzuerkennen. Sie dürfen dreimal im Jahre zu solchen Verhandlungen Zusammenkünfte abhalten und dabei ohne Königs- und Grafenbann Rechtsstreitigkeiten erledigen. Wird dabei ein Angeklagter überführt, so muss er dem Vogte 3, dem Ankläger 2 Schillinge als Buße geben und ist dadurch von weiteren Ansprüchen befreit. Wird ein Ansiedler eines Verbrechens oder einer anderen Übeltat angeklagt, ohne dass er auf frischer Tat betroffen worden ist, so darf er sich durch den Eid von sieben Verwandten reinigen oder, wenn er eidlich versichert, dass er so viele dem gleichen Rechte unterworfene Verwandte nicht habe, an ihrer Stelle selbst siebenmal schwören; er gilt dann als unschuldig an der ihm zur Last gelegten Tat. Wer zu spät zur Gerichtsstelle kommt oder im Gerichte durch Ungebühr Anstoß erregt, soll 6 Pfennige als Buße zahlen, wenn er deswegen zur Strafe gezogen werden muss. Wer aber nur beim Beginne der Gerichtsverhandlung fehlt, wenn der Richter der Sitte gemäß das Gericht hegt und den Anwesenden befiehlt, zur Besprechung und Beratung bei Seite zu treten, der soll frei bleiben von Strafe, wenn er noch früh genug erscheint, um nach beendeter Beratung mit einzutreten. Wer sein Besitztum veräußern will, soll dem Verwalter (villicus) des Bischofs 6 Pfennige anbieten, die man die Gebühr (licentia) nennt, soll aber den Käufer auch nicht darüber im Zweifel lassen, dass er dem gleichen Rechte unterworfen werde, wie es der Verkäufer war. Will ein übelwollender bischöflicher Verwalter den Verkäufer zu einer Mehrleistung zwingen, so soll dieser unter Zuziehung von Mitbürgern dem Verwalter die 6 Pfennige abermals anbieten. Verweigert der letztere auch jetzt noch die Annahme, so kann der Verkäufer das Geld innerhalb der Wände seines Hauses aufhängen und davongehen. Verfolgt ihn nun der Verwalter und greift ihn gewaltsam wieder auf, so kann der Verkäufer durch das Zeugnis jener Mitbürger beweisen, dass er die Gebühr vorher angeboten und sodann an dem gesetzlich bestimmten Orte aufgehängt habe. Dadurch gerechtfertigt, darf er unbelästigt fortgehen. Und wenn ein Unvorsichtiger aus Nachlässigkeit oder ein Unverschämter aus Anmaßung sich an diese Vorschrift nicht kehrt, sein Besitztum verkauft und heimlich entweichen will, so soll ihm, wenn er ergriffen wird, zwar Alles abgenommen werden, was er mitgenommen hat, aber er soll weder geschlagen noch an einem seiner Glieder verstümmelt werden. Wenn ein Mann den anderen verletzt, der Verletzte aber keine Klage beim Richter erhoben, sondern jenen aus Zorn und Rachsucht getötet hat und dann im Bewusstsein seiner Missetat aus Furcht vor dem Gerichte entflohen ist, so soll, auch wenn er dem Richter nicht innerhalb Jahresfrist Genugtuung gegeben hat, nichtsdestoweniger seine Ehefrau die Güter des Gatten im Besitze behalten und nur verpflichtet sein, die Abgabe davon nach dem gleichen Rechte abzuführen, wie ihr Ehemann. Wer einem Andern beim Streite im Zorne eine blutende Wunde beibringt, soll dem Vogte 3, dem Verletzten 2 Schillinge zur Sühne geben. Hat die Wunde aber eine Lähmung zur Folge, so soll der Täter an den Vogt zwar gleichfalls 3 Schillinge bezahlen, vor dem Gelähmten aber sich demütigen und ihm durch angemessene Entschädigung zeigen, wie hoch er die Versöhnung mit ihm schätze. Wenn es reichliche Eichelmast gibt, darf der Hörige der Kirche die doppelte Anzahl Schweine eintreiben, wie der Ansiedler; der letztere also drei, wenn jener sechs, der Ansiedler zwei, wenn jener vier hineinbringt. Ist der Ansiedler so arm, dass er kein Schwein zum Eintreiben hat, so mag er das Vieh eines Andern nehmen und seinen Vorteil, auf solche Weise ein Schwein zu erwerben, nicht außer Acht lassen. Wenn es aber gute Buchmast gibt, dürfen Einheimische und Ansiedler ungehindert ihr gesamtes Vieh eintreiben. In den Wasserläufen zu fischen und in den umliegenden Wäldern zu jagen sollen die Ansiedler nicht gehindert sein, ausgenommen im Wildbanne des Bischofs. Wer darin betroffen wird, hat sein Vergehen durch Zahlung von 5 Schilling zu büßen. Stirbt ein Ansiedler auf einer Reise, bei der er im Hause eines Andern als Gast oder auch zu längerem Aufenthalte weilte, so verbleibt der Nachlass seiner Ehefrau und seinen Kindern; ist aber ein Erbe nicht sofort zu ermitteln, so soll der Nachlass Jahr und Tag im Gewahrsame des Gastfreundes bleiben. Weist innerhalb dieser Zeit jemand sein Erbrecht in gesetzlicher Weise nach, so soll ihm der Nachlass ausgehändigt werden, andernfalls aber soll dieser in des Bischofs Nutzung übergehen. Wenn Jemand aus echter Not (penuria cogente) oder in Folge eines plötzlichen feindlichen Angriffs ohne Entrichtung der Gebühr davongeht, soll sein Vermögen Jahr und Tag hindurch unangetastet bleiben. Kommt er zurück und rechtfertigt sein unzulässiges Verhalten, so erleidet er keinen Schaden an seinen Gütern; kommt er nicht zurück, so darf des Bischofs Verwalter diese Güter gegen billige Bedingungen an einen Angehörigen des Ansiedlers übertragen. Alle durch den bischöflichen Verwalter vorgenommenen Zuwendungen an Baustellen, Äckern oder sonstigen Gütern sollen rechtsbeständig sein. Und wenn ein Ansiedler durch das Zeugnis seiner Mitbürger dartut, dass er etwas vom Bischofshofe empfangen habe, so soll dies unverbrüchliche Geltung haben. Beim Beginne (in exordio) unserer Verhandlung ist noch festgesetzt, daß der Bischof und der Vogt durch das Zeugnis ihrer Leute einen von den Unsrigen weder überführen können noch dürfen; es darf dies vielmehr nur durch solche Zeugen geschehen, die den Vorschriften unseres Rechts unterworfen sind. Ersatzmannschaft für das Heer zu stellen, ist nicht unsere Sache, es sei denn, dass der Bischof mit dem Könige über die Alpen gehen oder für das Vaterland gegen die Heiden kämpfen will. Dem ersten Entwurfe des vorstehenden Gesetzes unter dem Bischof Udo haben zugestimmt Benzo, Menzo, Immo und Egezo; die gegenwärtige Bestätigung haben mit dem Siegel und unter dem Banne des Bischofs Bernhard entgegengenommen Ouste, der Pfarrer der Einwanderer, die Laien Berthold, Franko, Balduin, Baldrich, Dietrich; auch hat der Oberälteste (archipresbiter) Wilhelm zugestimmt. Und es sind ferner dabei zugegen gewesen die Ältesten Dietrich, Berthold und Udo; von freien Laien Berthold, Vogt der Ansiedler; Berthold, der Vicedom Bernhard, Dietrich von Ricklingen, Meinfried; von bischöflichen Dienstleuten der Kämmerer Ekbert und sein Sohn, sowie Walther und Volkold. Gegeben im Monat Juni, am Vorabende des heiligen Johannes des Täufers, unter der Regierung des Kaisers Lothar.“

Gau Wikanafeld und Burg Wikinafeldisten

Wikana/Wikina wird als ein uralter Abschnittsname des Flusses Lenne gedeutet, vielleicht aus dem vorgermanischen Sprachsubstrat stammend. Wikanafeld wäre die vom Flussstück durchflossene Ebene, das Suffix ‑sten (Stein, Fels) weist auf ein festes (Stein-)Haus, beziehungsweise eine Burg hin (vergleiche beispielsweise Everstein, Liechtenstein). Wahrscheinlich war Wikanafeldisten die Vorgängerin der Homburg. Der Name des Ortes Wickensen, heute Ortsteil von Eschershausen, hat sich wohl aus Wikanahausen abgeschliffen.

Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs IV. vom 9. März 1062 zu Goslar

In einer Urkunde, ausgestellt in Goslar am 9. März 1062, verleiht Kaiser Heinrich IV. (1050–1106) der bischöflichen Kirche zu Hildesheim einen Forstbann an der Leine.

Nach den Monumenta Germaniae Historica wurde die Urkunde außerhalb der Kanzlei, vermutlich von einem Hildesheimer Notar, „ungeschickt verfasst und in grober Urkundenminuskel von nur geringer diplomatischer Ausstattung geschrieben“.

Eschershausen wird in dieser Urkunde genannt als einer der das Forstgebiet umfassenden Grenzorte (hier als Aschereshusen).

Überlieferungen

Lateinische Fassung

83.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia rex.

Quotiens ex sumptibus donis et honoribus divinitus nobis collatis commodum et honorem prestamus aecclesiis dei et sanctis ab eo honoratis, scimus et indubitanter credimus longam et stabilem presentium bonorum tranquillitatem benigno studio et devoto animo assequi nos et comparare et mansura atque aeterna labentibus et deficientibus huius seculi rebus congregare et thesaurizare. Proinde omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus notum esse volumus, qualiter rogatu et ammonitione dilectissimae genitricis nostre Agnetis imperatricis augustae nec non continuo et fideli servitio Hezilonis Hildenesheimensis episcopi excitati ad promerenda beatissime genitricis dei et perpetuae virginis Mariae beata suffragia corde et animo exurgentes cum consensu et favore Egilberti Mindensis episcopi et dilectae sororis nostrae Adalheidae Gandesheimensis abatissae nec non et Immitonis Podelbrunnensis episcopi et Sarachonis Corbeiensis abbatis consentiente et confavente Ottone Bawariorum duce ceterisque omnibus, quorum predia et possessiones sita erant intra eos terminos, quos scribi iubemus, quoddam forestum et bannum eidem aecclesiae Hildenesheimensi et predicto episcopo suisque successoribus in reliquum habendum et perpetualiter possidendum concessimus et ex nostra regali potestate condonavimus inter istos terminos situm: a ponte fluvii Loine, qui porrigitur per medium amnem ad villam Laide, per viam rectam quae tendit Choppenbrukke, de Choppenbrukke viam rectam usque Batsingehusen, de Batsingehusen viam rectam usque Aschereshusen, de Aschereshusen rectam viam ad Goltpecchi, de Goltpecchi rectam viam ad Preitensteina, de Preitensteina rectam viam ad Makkenhusen, de Makkenhusen rectam viam ad Livtharttessen, de Livtharttessen rectam ad Winethusen, de Winethusen rectam viam ad pontem Grene, rursum de ponte illo et medio alveo eundem fluvium Loinam deorsum usque ad pontem Laide. lubentes igitur statuimus et statuentes iubemus, ut infra prescriptos terminos nulla nostri regni maior minorve persona venandi ius et potestatem sibi vendicare absque consensu et licentia predicti episcopi et successorum eius sive eorum, qui provisores eiusdem foresti ab eis constituti fuerint, presumat. Quod si aliquis huius precepti nostri temerarius transgressor extiterit, velut regalis contemptor decreti iusti sententie iudicii subiacebit et debitam pro corrupto banno nostro pecuniam, scilicet sexaginta solidos de singulis feris persolvat. Et ut hec nostre regalis concessionis donationis confirmationis auctoritas per tempora successura stabilis et inconvulsa permaneat, hanc paginam nostre voluntatis et facti indicem inde conscribi et sigilli nostri impressione iussimus insigniri.

Signum domni Heinrici quarti (M.) regis invictissimi.

Fridericus cancellarius vice Sigifridi archicancellarii recognovi. (SI. D.)

Data VII idus mar. anno dominicae incarnationis MLXII, indictione XV, anno autem ordinationis domni H. quarti regis VIII, regni vero VI, vitae XII; actum Goslarie; in dei nomine feliciter amen.

Quelle: Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Sechster Band, Teil 1. Die Urkunden Heinrichs IV. Herausgeber Dietrich von Gladiss und Alfred Gawlik, 1941–1978. (MGH DD H IV 1).
Die Urkunden Heinrichs IV. 1056–1076 (Seiten 1–369). Dort Urkunde Nummer 83, Seiten 108109.

Deutsche Übersetzung

Zusammenfassung: Heinrich verleiht der bischöflichen Kirche zu Hildesheim aufgrund der Intervention seiner Mutter, der Kaiserin Agnes, sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Hezilos mit Zustimmung Bischof Egilberts von Minden, seiner Schwester Adelheid, der Äbtissin von Gandersheim, ferner Bischof Immads von Paderborn, Abt Sarachos von Corvey, Herzog Ottos von Bayern sowie aller übrigen Inhaber von Besitzrechten einen Forstbann innerhalb näher bezeichneter Grenzen an der Leine mit der Verfügung, dass innerhalb des genannten Gebietes allein den Bischöfen von Hildesheim die Jagd zustehen soll, und verhängt über Zuwiderhandelnde eine Buße von 60 Goldmünzen für jedes erlegte Tier.

Übersetzung der Gebietsbeschreibung: […] Von der Brücke des Flusses Loine, verlängert durch die Mitte des Flusses zum Dorf Laide, geradwegs durch, Choppenbrukke entgegen, von Choppenbrukke geradewegs nach Batsingehusen, von Batsingehusen geradewegs nach Aschereshusen, von Aschereshusen geradewegs nach Goltpecchi, von Goltpecchi geradewegs nach Preitensteina, von Preitensteina geradewegs nach Makkenhusen, von Makkenhusen geradewegs nach Livtharttessen, von Livtharttessen geradewegs nach Winethusen, von Winethusen geradewegs zur Brücke von Grene, rückwärts von jener Brücke die Mitte des Flussbettes desselben Flusses Loine abwärts bis zur Brücke von Laide. […]

Anmerkungen

Um das Gebiet für den Forstbann abzugrenzen, werden elf Ortsnamen genannt: Diese sind, mit den heutigen Entsprechungen:

LoineFluss LeineNiedersachsen, Thüringen
LaideWüstung Lehde, in Gronau an der Leine aufgegangenLandkreis Hildesheim
ChoppenbrukkeCoppenbrüggeLandkreis Hameln-Pyrmont
BatsingehusenBessingen (Coppenbrügge) oder Bessinghausen (Börry), nicht aber BarsinghausenLandkreis Hameln-Pyrmont
AschereshusenEschershausenLandkreis Holzminden
GoltpecchiGolmbachLandkreis Holzminden
PreitensteinaUnbekannt, nach von Wersebe: Braak (Deensen)Landkreis Holzminden?
MakkenhusenMackensen (Dassel)Landkreis Northeim
LivtharttessenLüthorst (Dassel)Landkreis Northeim
WinethusenWenzen (Einbeck)Landkreis Northeim
GreneGreeneLandkreis Northeim

Karte

Karte des Wildbanngebietes von 1062
In der Urkunde wird ein Gebiet umgrenzt, welches die Waldgebirge Ith, Hils, Külf, Selter, Duinger Berg, Thüster Berg, Elfas, Homburgwald sauber umfasst. Solling und Vogler bleiben außen vor.

Quellen

Urkunde Kaisers Heinrich II. vom 2. November 1004 zu Magdeburg

Kaiserlicher Schutzbrief und Güterverzeichnis für das um 960 gegründete Klosters Kemnade an der Weser

Kaiser Heinrich II. († 1024) nimmt das von den Schwestern Frederuna und Imma mit Hilfe des Grafen Gero gegründete Nonnenkloster Kemnade, dem die Gründerinnen ihre namentlich angeführten Besitzungen in der Grafschaft des Herzogs Bernhard I. von Sachsen geschenkt hatten, auf Intervention des Bischofs Dietrich von Minden in seinen Schutz. Er verleiht die rechtliche Gleichstellung mit den Reichsabteien Gandersheim, Quedlinburg und Herford, sowie Immunität, das Recht der freien Wahl der Äbtissin und bestimmt, dass das Kloster bis zum Tode der beiden Stifterinnen in deren Besitz bleibe, dann aber in das Eigentum des Reiches übergehen solle.

Die Urkunde listet eine lange Reihe von Orten in Altsachsen und ist daher für die Ersterwähnung von Ortsnamen bedeutend. Für den Eschershäuser Gau Wikanafeld ist diese Urkunde sogar die einzige Quelle. Der Name des Gaues hat sich in Wickensen, heute Ortsteil von Eschershausen, erhalten.


Überlieferung: Originalurkunde im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen (Münster), Territorien des alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u. ä.; Westfälische Fürstabteien; Fürstabtei Corvey; Urkunden; 1001 bis 1100. Link.

Lateinische Fassung

In nomine sanctae et individue trinitatis. Heinricus [divi]na favent clemencia rex. Omnium sanctae dei aeclesiae nostrorumque fidelium presencium ac futurorum comperiat universitas, qualiter domna Frederuna venerabilis abbatissa eiusque soror Imma comitissa, Gerone comite adiuvante, construcserunt quoddam monasterium ad honorem sanctae dei genitricis et perpetue virginis Mariae dedicatum, ad quod omnem heriditatem, hoc est: Keminetan, Haegen, Barigi, Tundiriun, Othere – haec sunt in Tilithi –; Uarstan in Auga; Rothe in Uuikanauelde; Bardenuuic, Hotmannessun, Uuitthorp, Britlingi, Biangibudiborg, Addunesthorp, Hatherbiki, Bodanhuson, Sutherburg in Bardanga; Claniki in Dreuani; Uuigmannesburstal, Bennedesthorp in Mosidi; Uuidila, Uualders[i]di, Kokerbiki in Heilanga; Hola[na], Aun, Setila in Hogtrunga; Hepstidi, Sinigas cunctaque earum hic prememorata predia gratissima voluntate tradidaerunt, quae vero sita sunt in comitatu Bernhardi ducis. Unde nostram regalem aggressae maiaestataem suplices rogaverunt, ut ipsum monasterium in nostri mundiburdio susciperemus talisque libertatis ac legis primatum concederemus, qualem Gandesheim, Quitilinburg, Heriuurti tenere videntur, quod nos peticione Theodrici Mimidonensis episcopi fecisse omnium noscat universitas fidelium. Ad hec statuimus, ut in prefatae abbatisse suaeque sororis comitisse potestate predictum monastaerium et abbacia nostro persistat concessu diebus vite earum, post obitum vero utrarumque earum ad nostrum publicum eadem abba[ci]a ius in perpetuum pertineat. Insuper autem volumus, ut nulla maior sive minor regni nostri persona in eadem abbacia placitum facere aud aliquam sibi molestiam inferre vel publicam funccionem ex[i]ge[r]e, nisi advocatus abbatisse sanctarumque monialium. Hoc etiam nostra regali auctoritate [ad hoc con]cedimus [abba]cie, ut sanctae moniales eiusdem monasterii, abbatiss[a def]uncta, licenciam habeant eligendi [a]liam ad hoc idonea[m]. Et ut huius nostr[e] auctoritatis prece[pt]um firmius omni [t]em[po]re perseveret, h[a]nc pag[inam manu] propria roborantes si[gillo nostr]o iussimus insigni[ri].

Signum domni Heinrici (M.) re[gis invictissimi].

Egilbertus cancellarius vice Uuilligisi archicappllani notav.

Data IIII. non. novemb. anno dominice incarnacionis MIIII, indiccione II, anno vero domn[i Heinrici II. regis III; actum Mag]adeburc.


Quelle: Monumenta Germaniae Historica, Diplomatum Regum et imperatorum Germaniae, Band III, Herausgegeben von der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Hannover, Hahnsche Buchhandlung, Hannover, 1900–1903. (MGH DD H II.) Seiten 109–111.

Deutsche Übersetzung

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Heinrich, König durch göttliche Gnade. Die Gesamtheit aller unserer gegenwärtigen und künftigen Getreuen und der heiligen Kirche Gottes Getreue soll wissen, dass die ehrwürdige Äbtissin Dame Frederuna und ihre Schwester Gräfin Imma mit Hilfe des Grafen Gero ein Kloster errichtet und zur Ehre der heiligen Mutter Gottes und ewigen Jungfrau Maria geweiht haben, welchem sie ihr ganzes Erbe übergeben haben, das heißt: Kemnade, Heyen, Börry, Tündern, Ohr – diese liegen im Tilithigau; Forst im Augau; Rothe im Gau Wikanafeld; Bardowick, Ochtmissen, Wittorf, Brietlingen, Bienenbüttel, Addenstorf, Hesebeck, Bahnsen, Suderburg im Bardengau; Clenze im Gau Drawehn; Wichmannsborstel, Bendestorf im Gau Moisburg; Wedel, Wohlerst, Kakerbeck im Heilangau; Hollen, Aue, Seth im Ostegau; Hipstedt, Schnega und alle diese hier zuvor genannten Güter, die in der Grafschaft des Herzogs Bernhard liegen, haben sie bereitwilligst übergeben. Daher sind sie an unsere königliche Majestät herangetreten und haben unterwürfig gebeten, dass wir das Kloster in unseren Schutz nehmen und den hervorragenden Status der Freiheit und des Gesetzes gewähren, den Gandersheim, Quedlinburg und Herford offensichtlich einnehmen. Der Gesamtheit aller Getreuen ist bekannt, dass wir dies auf Bitte des Bischofs Dietrich von Minden gewährt haben. Dazu bestimmen wir, dass das gesamte Stift und die Abtei in der Verfügungsgewalt der genannten Äbtissin und ihrer gräflichen Schwester mit unserer Erlaubnis während ihrer Lebenszeit besteht, dass nach beider Tode jedoch diese Abtei unserem staatlichen Recht auf Dauer unterliegt. Darüber hinaus bestimmen wir, dass keine hoch oder niedrig gestellte Person unseres Königreichs in derselben Abtei Gericht hält oder sie irgendwie schädigt oder staatliche Amtshandlungen ausübt, ausgenommen der Vogt der Äbtissin und der heiligen Nonnen. Diese unsere königliche Ermächtigung gewähren wir außerdem der Abtei, dass die geweihten Damen dieses Stifts nach dem Tode einer Äbtissin die Erlaubnis haben, eine andere geeignete Äbtissin zu wählen. Und damit diese unsere Verfügung umso fester alle Zeit Bestand hat, haben wir diese Urkunde eigenhändig unterschrieben und mit unserem Siegel versehen lassen.

Siegel des unüberwindlichen Herrn Königs Heinrich.

Kanzler Egilbert zeichnet für Erzbischof Willigis.

Gegeben am vierten Tag vor den Nonen des Novembers im Jahre 1004 der Fleischwerdung des Herrn, in der zweiten Jahreszählung im dritten Jahre des Herrn Königs Heinrich II, geschehen zu Magdeburg.


Quelle: Eigene Bearbeitung basierend auf der Übersetzung in „1010 Jahre Bienenbüttel“ (siehe Quellen unter Anmerkungen).

Verzeichnis der Ortsnamen

KeminetanKemnade (Bodenwerder)Landkreis Holzminden
HaegenHeyenLandkreis Holzminden
BarigiBörryLandkreis Hameln-Pyrmont
TundiriunTündern (Hameln)Landkreis Hameln-Pyrmont
OthereOhr (Emmerthal)Landkreis Hameln-Pyrmont
TilithiTilithigauLandkreis Holzminden
UarstanForst (Bevern)Landkreis Holzminden
AugaAugauKreis Höxter
RotheWüstung Rothe bei HolzenLandkreis Holzminden
UuikanaueldeGau WikanafeldLandkreis Holzminden
BardenuuicBardowickLandkreis Lüneburg
HotmannessunOchtmissen (Lüneburg)Landkreis Lüneburg
UuitthorpWittorfLandkreis Lüneburg
BritlingiBrietlingenLandkreis Lüneburg
BiangibudiburgBienenbüttelLandkreis Uelzen
AddunesthorpAddenstorf (Jelmstorf)Landkreis Uelzen
HatherbikiGroß Hesebeck (Bad Bevensen), Klein Hesebeck (Bad Bevensen)Landkreis Uelzen
BodanhusonBahnsen (Suderburg)Landkreis Uelzen
SutherburgSuderburgLandkreis Uelzen
BardangaBardengauLandkreise Lüneburg und Uelzen
ClanikiClenzeLandkreis Lüchow-Dannenberg
DreuaniGau DrawehnLandkreis Lüneburg
UuigmannesburstalWüstung Wichmannsborstel bei MoisburgLandkreis Harburg
BennedesthorpBendestorfLandkreis Harburg
MosidiGau MoisburgLandkreis Harburg
UuidilaWedel (Fredenbeck)Landkreis Stade
UualdersidiWohlerst (Brest)Landkreis Stade
KokerbikiKakerbeck (Ahlerstedt)Landkreis Stade
HeilangaHeilangauLandkreis Stade
HolanaHollen (Hollnseth)Landkreis Cuxhaven
AunAue (Bülkau)Landkreis Cuxhaven
SetilaSeth (Lamstedt)Landkreis Cuxhaven
HogtrungaOstegauLandkreis Stade
HepstidiHipstedtLandkreis Rotenburg (Wümme)
SinigasSchnegaLandkreis Lüchow-Dannenberg
GandesheimBad GandersheimLandkreis Northeim
QuitilinburgQuedlinburgLandkreis Harz
HeriuurtiHerfordKreis Herford

Gaunamen in fett.

Anmerkungen und Alternativen zu den Ortsnamen:

Anmerkungen

Der erwähnte Bernhard ist Bernhard I., Herzog von Sachsen, geboren um 950, gestorben am 9. Februar 1011 in Corvey.

Die beiden Schwestern und Kemnader Äbtissinnen Frederuna und Imma waren Töchter von Wichmann II., Graf in vielen Gauen in Engern. Der Onkel von Wichmann II. war Hermann Billung, Vater von Bernhard I.

Der erwähnte Ort Rothe in Wikanafeld ist heute eine Wüstung auf der Flur des Dorfes Holzen bei Eschershausen, und zwar im Bereich der Holzer Hütte im Nordosten des Ortskerns. Erhalten hat sich der Name noch in Flurbezeichnungen sowie im Ruthebach, der bei Eschershausen in die Lenne fließt, und in der Rothesteinhöhle im Ith.

Die vorliegende Urkunde ist die einzige Nennung des Gaues Wikanafeld, der ein Untergau des Gudingaues war, und wie dieser zum Bistum Hildesheim gehörte. Einziger Kirchort im Gau Wikanafeld war Eschershausen. Wikanafeld mit dem Gudingau gehörte zu Ostfalen, während die östlich und südlich angrenzenden Gaue Tilithi (Bistum Minden), Augau (Bistum Paderborn) und Suilbergau (Bistum Mainz) in Engern lagen.

Die gründlichste Untersuchung zu Wikanafeld findet sich in Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanaveld, Hannover 1900 (dort mit detaillierter Karte). Eine knappe Zusammenfassung findet sich in der Einleitung von Steinacker, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Holzminden, Wolfenbüttel 1907.

Abbildungen

Originalurkunde des Kaisers Heinirich II. vom 2. November 1004. Ausschnitt der Originalurkunde des Kaisers Heinirich II. vom 2. November 1004.
Die kaiserliche Originalurkunde vom 2. November 1004, heute im Staatsarchiv Münster. Das Wort Wikanafeld (hier: uuikanauelde) ist durch einen Rahmen kenntlich gemacht und nochmals im unteren vergrößerten Ausschnitt dargestellt.

Quellen

Grenzbeschreibung der Diözese Hildesheim, um 1007

Nach der Germania Sacra (Seiten 207–209) stammt diese in der älteren Forschung auf 980 datierte Urkunde aus dem Jahr 1007. Erst nach der im Januar 1007 erfolgten Einigung mit Willigis, dem Erzbischof von Mainz, konnte Bischof Bernward von Hildesheim daran gehen, die Grenzen seines Bistums vollständig festzulegen.

In der Grenzbeschreibung wird erstmals die Burg Wikinafeldisten erwähnt, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Vorgängerbau der von Siegfried IV von Boyneburg vor 1129 errichteten Homburg zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf. Auch andere Namen aus dem Raum Eschershausen kommen in dieser Urkunde erstmals vor, so etwa Ith (Igath), Vogler (Fugleri) und die Lenne (Hluniam).

Eine genaue Beschreibung und Karte der Grenze im Eschershäuser Raum findet sich in Rustenbach, Der ehemalige Gau Wikanavelde.

Überlieferung: Copiar VI, 11 Nr. 1431 im Hauptstaatsarchiv zu Hannover durch Kriegseinwirkung verlorengegangen (in der schwersten hannoverschen Bombennacht am 9. Oktober 1943 im Westflügel des Archivgebäudes verbrannt).

Lateinische Fassung

Isti sunt termini episcopatus Hildesemensis ecclesie: ab oriente flumen quod dicitur Ovekara, de illo loco ubi Scuntera incidit usque ad fontem Rotanbiki et sic usque in silvam que dicitur Aridadon, inde vero usque in Furbiki; de Furbiki videlicet usque ad Widukindesspeckian, inde quoque usque in Brisan et sic super Inderistan usque Lullanbrunnan; de Lullanbrunnan usque Crupiliggarothe, in australi parte Kaminadan; sic vero Wigberhtesdene usque ad Wigberhtesbunciam et sie per eandem Bunciam usque ad fontem Eterne et sic per Eternam usque ad occidentalem plagam Heringgahusun et usque ad australem partem que dicitur Bekanhusiadone; inde vero ad occidentalem partem usque ad fontem, qui dividit Hrettingan et Flenithi, et sic in flumen Audan et sic per Audan usque Thiedulfessun in Hrisberg, ubi Greni et Flenithi dividuntur, usque ad Kaminadanberg in Eternam flumen et inde Lainam flumen et sic per Laginam usque in illum rivum, qui interalluit Edinggahusun et Erdisteshusun, et per rubram Leke in montem Salteri; de Salteri vero usque Eringabrug, inde Hilisesgroue et sic in Bokle; inde vero in Merkbiki et sic per illud castellum quod dicitur Wikinafeldisten et sic in Radbiki, in Vorstan usque per Bunikanroth et sic ad Holanberg; sic vero super montem Fugleri usque Wabiki; inde in Hluniam usque Burgripi; inde in summitatem montis qui dicitur Igath et sic per eandem summitatem usque ad Cobbanbrug; a loco Kobbanbrug dicto in illo torrente usque in orientem Kukesburg; inde in Crumbiki usque Bludan; inde Sidenun, sicut torrens defluit, via una dividit usque Helereisprig, inde Helere fluvius nomine Legine; ille vero fluvius Leine in locum qui dicitur Tigislehe; inde in locum Puttanpathu, inde Budansathim, inde Kananbrug, inde Hrokke, inde Mesanstene, inde Embergossole, deinde ad Haingaburstalle; inde ad Eilwardingaburstalle, inde ad Santfordi in Geveringa viam per Elwardinga paludem usque Laemeria Hornan; inde in Runtheshornan, inde ad Hedenes fontem, inde ad Willansole, inde in Wiggena paludem, inde in Lakaveld, inde in lacum unum ad occidentalem partem occidentalis Kiellu; de illo lacu in Tadiesleke, inde in Elere, inde in Haianblik, inde in Manurbiki, deinde Wliveresle, inde Hradebodanle in Stuftanle, in Dolle, per Gewikessathas in Ekkrikes viam et illam viam in Espila in Grebanhag, in Exuuite fontem, inde ad Ekinastege, inde Elmanau usque in Arumbiki, inde in Vimmeshap, inde in Isumdebrok et illa Isunda in Elere, inde in Helde, inde in Druthtterbiki usque in Dudanroth, inde per viam unam ad orientalem partem in locum qui dicitur Wegbani in Dasenek, inde in Geftine Spekkian, inde in Exuuite fontem, inde in Euuressol, deinde in Wetan Spekkian, in flumen quod dicitur Scuntera.

Quelle: Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Herausgeber Karl Janicke, erster Teil, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1896. Seite 30. Urkunde Nr. 40.

Verzeichnis der Ortsnamen

Liste der Ortsnamen, welche des Eschershäuser Gebiet berühren:

SalteriBerg SelterLandkreise Holzminden, Hildesheim, Northeim
EringabrugHöhenburg Eringaburg bei Ammensen (Delligsen)Landkreis Holzminden
HilisesgroueHilsmulde, Bohlweg zwischen Kaierde (Delligsen) und Wickensen (Eschershausen)Landkreis Holzminden
BokleGroßer Kleeberg, eine Erhebung im HilsLandkreis Holzminden
Merkbiki„Homburgsbach“, ein durch den Homburgwald bei Wickensen (Eschershausen) in die Lenne fließendes GewässerLandkreis Holzminden
castellum WikinafeldistenBurg Wikinafeldisten, Vorgänger der HomburgLandkreis Holzminden
RadbikiFahrenbach, ein aus dem Homburgwald in den Forstbach fließendes Gewässer bei StadtoldendorfLandkreis Holzminden
VorstanForstbach, Gewässer bei AmelungsbornLandkreis Holzminden
BunikanrothWüstung Bunikanroth bei AmelungsbornLandkreis Holzminden
HolanbergHolenbergLandkreis Holzminden
mons FugleriBerg VoglerLandkreis Holzminden
WabikiWabach, Gewässer im Vogler, und Wüstung Wabeke bei Osterbrak (Kirchbrak)Landkreis Holzminden
HluniamLenne, Fluss bei EschershausenLandkreis Holzminden
BurgripiWüstung Burgripi bei DielmissenLandkreis Holzminden
mons IgathBerg IthLandkreise Holzminden, Hameln-Pyrmont
CobbanbrugCoppenbrüggeLandkreis Hameln-Pyrmont
Kobbanbrug
KukesburgWallburg Kukesburg, bei SpringeRegion Hannover

Anmerkungen und Alternativen zu den Ortsnamen:

Anmerkungen

Quellen

Traditiones Corbeienses

Die Corveyer Traditionen sind eine Liste von frühmittelalterlichen Besitzerwerbungen des Klosters Corvey. Ihr ältester Teil reicht bis in die karolingische Zeit zurück. Sie gehören zu den wertvollsten Geschichtsquellen des alten Sachsens.

Die Traditionen werden wie folgt eingeteilt und datiert: Ältere Reihe (822–875) und Jüngere Reihe (963/965–1023/1025, mit einem Nachtrag von 1037). Der Mittelteil von 875 bis 965 ist verlorengegangen.

Erhalten sind die Traditionen nur in Abschriften. Unsere älteste erhaltene Abschrift wurde 1479 vom Kreuzherren Johannes im Kloster Falkenhagen (in Lügde) angefertigt. Die Falkenhagener Abschrift von 1479 ist wegen ihrer in einem Vorwort und in Zwischen- und Randbemerkungen vertretenen Methode als beinahe modern-wissenschaftlich bezeichnet worden (Gerking, 1997). Nach Wigand (1841) wurde die Abschrift durch Hermann von Stockhausen, Abt von Corvey, beauftragt und die „älteste Heberolle und das älteste Traditionsregister sauber in einen Pergamentband in Folio“ abgeschrieben.

Der Verfasser Johannes von Falkenhagen sagt zu seiner Handschrift, sie sei „de quadam rotula vetusta peneque corrupta“ (von einer alten, fast verdorbenen, Schriftrolle) erfolgt, „und deutet uns dadurch Form und Zustand der Handschrift an. Es war kein Codex, sondern eine Rolle, und daher um so mehr durch den Gebrauch in sehr verdorbenen Zustand gerathen. Nicht von den Traditionen, wohl aber von der Heberolle hat sich nur ein Streif erhalten, welcher im Corveyschen Archiv noch aufbewahrt wird …“ (Wigand 1841). Eine zweite Abschrift, im Corveyer „Copiale secundum“ von 1664 wurde von der Falkenhagener Schrift angefertigt. Damals war die Originalschrift sicher bereits verloren, denn diese fand dort keine Erwähnung mehr.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Geschichte des Klosters Corvey intensiv aufgearbeitet. Dabei kam es durch damalige Geschichtsforscher, später als „Corveyer Lügenhistoriker“ bezeichnet, zu Erfindungen und Fälschungen von Quellen. So veröffentlichte beispielsweise Johann Friedrich Falke (* 1699 in Höxter, † 1753) im Jahr 1752 eine Ausgabe der Corveyer Traditionen, die nach seinen Angaben auf einem ihm vorliegenden Original beruhte. Ein weiteres Corveyer Urkundenbuch, das „Registrum Sarachonis“ war sogar eine vollständige Erfindung Falkes. Bereits 1838 waren diese Fälschungen von der Geschichtsforschung abschließend aufgedeckt.

In zwei Kapiteln der Corveyer Traditionen wird ein Astereshusen erwähnt, in einem weiteren ein Astiereshusen. Man nimmt an, dass es sich um den dabei gleichen Ort handelt.

Falke (1752) sah in diesem Ort ein Ostershausen im Osnabrücker Land. Eine weitere Möglichkeit ist die Wüstung Osterhausen südlich von Istrup und westlich von Rheder bei Brakel. Dürre (1883) lehnte diese Interpretationen ab, und gibt als Astereshusen die Wüstung Osterhusen bei Mengeringhausen (heute Stadtteil von Bad Arolsen in Hessen) an.

Rustenbach (1900) kannte zwar die Deutung von Dürre, lehnte sie aber ab, und nimmt Eschershausen als richtig an. Mundt (1977) folgt Rustenbach in dieser Deutung.

Die neuere Forschung, wie Casemir und Ohainski (2007), zusammen mit Schütte (1992), stimmt mit Dürre überein, und sieht Astereshusen bei Bad Arolsen.

In der älteren Forschung datierte man die Ersterwähnung von Astereshusen/Astiereshusen auf 891, daher ist diese Jahresangabe in der Literatur noch häufig zu finden. Heute geht man von 968–969 und 986–988 für Astereshusen und von 1003–1005 für Astiereshusen aus.


Überlieferung: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen (in Münster), Handschriften-Sammlung, Fürstabtei Corvey, Manuskripte VII, Nummer 5209, Codex traditionum Corbeiensium und älteste corveyische Heberolle, 1479. Jetzt: Fürstabtei Corvey Akten Nr. 1419.

Lateinische Fassung und deutsche Übersetzung

§. 24. Tradidit Geruf in Bisinisburg unum mansum et VI mancipia servilia, et quidquid habuit illic. Tradidit Godescalcus pro patre suo Abban in Astereshusen I mansum XXX jugera.

Geruf hat in Bisinisburg eine Hufe Land und sechs dazugehörige Leibeigene, samt Zubehör, übergeben. Gottschalk hat seinem Vater Abban in Astereshusen eine Hufe und dreißig Joch Land übergeben.


§. 108. Tradidit Asic I mancipium. Tradidit Ailbern pro proximo suo Bozo I jurnalem et I mancipium in Astiereshusen.

Asic hat einen Leibeigenen übergeben. Ailbern hat seinem Nachbarn Bozo 1 Morgen Land und einen Leibeigenen in Astiereshusen übergeben.


§. 154. Tradidit Folckier pro filio suo Raginwardo in Astereshusen XX jugera, et I jurnalem.

Folckier hat seinem Sohn Raginward in Astereshusen zwanzig Joch und 1 Morgen Land übergeben.

Anmerkungen

Quellen